Adenokarzinom

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Adenokarzinom, NOS
Adenocarcinoma on pap test 1.jpg
Mikroskopische Aufnahme eines Adenokarzinoms mit muzinhaltigen Vakuolen. Pap-Test
FachgebietOnkologie, Pathologie

Das Adenokarzinom (/ˌædɪnkɑːrsɪˈnmə/; Plural Adenokarzinome oder Adenocarcinomata /ˌædɪnkɑːrsɪˈnmɪtə/) (AC) ist eine Art von Krebstumor, der in verschiedenen Teilen des Körpers auftreten kann. Er wird als Neoplasie von Epithelgewebe definiert, die drüsigen Ursprung, drüsige Merkmale oder beides hat. Adenokarzinome gehören zur größeren Gruppe der Karzinome, werden aber manchmal auch mit präziseren Begriffen bezeichnet, die das Wort weglassen, sofern es sie gibt. So ist das invasive duktale Karzinom, die häufigste Form des Brustkrebses, zwar ein Adenokarzinom, trägt aber den Begriff nicht in seinem Namen - das Adenokarzinom der Speiseröhre hingegen schon, um es von der anderen häufigen Form des Speiseröhrenkrebses, dem Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre, zu unterscheiden. Mehrere der häufigsten Krebsarten sind Adenokarzinome, und die verschiedenen Arten von Adenokarzinomen unterscheiden sich in allen Aspekten stark, so dass nur wenige nützliche Verallgemeinerungen über sie gemacht werden können.

Im spezifischsten Sprachgebrauch (im engsten Sinne) sind der drüsige Ursprung oder die drüsigen Merkmale exokrin; endokrine Drüsentumore, wie z. B. ein VIPom, ein Insulinom oder ein Phäochromozytom, werden in der Regel nicht als Adenokarzinome bezeichnet, sondern oft als neuroendokrine Tumore. Zum Epithelgewebe gehören unter anderem die Oberflächenschicht der Haut, Drüsen und eine Vielzahl anderer Gewebe, die die Hohlräume und Organe des Körpers auskleiden. Epithelgewebe kann sich embryologisch aus einer der Keimschichten (Ektoderm, Endoderm oder Mesoderm) ableiten. Um als Adenokarzinom eingestuft zu werden, müssen die Zellen nicht unbedingt Teil einer Drüse sein, solange sie sekretorische Eigenschaften haben. Das Adenokarzinom ist das bösartige Gegenstück zum Adenom, der gutartigen Form solcher Tumore. Manchmal verwandeln sich Adenome in Adenokarzinome, die meisten jedoch nicht.

Gut differenzierte Adenokarzinome neigen dazu, dem Drüsengewebe zu ähneln, von dem sie abstammen, während dies bei schlecht differenzierten Adenokarzinomen nicht der Fall ist. Durch Anfärben der Zellen aus einer Biopsie kann ein Pathologe feststellen, ob es sich bei dem Tumor um ein Adenokarzinom oder eine andere Art von Krebs handelt. Adenokarzinome können in vielen Geweben des Körpers entstehen, da Drüsen im Körper allgegenwärtig sind und die Epithelzellen sehr leistungsfähig sind. Auch wenn nicht jede Drüse dieselbe Substanz absondert, wird die Zelle, solange sie eine exokrine Funktion hat, als Drüse betrachtet, und ihre bösartige Form wird daher als Adenokarzinom bezeichnet.

Klassifikation nach ICD-10
C80 Bösartige Neubildung ohne Angabe der Lokalisation
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Klassifikation nach ICD-O-3
8140/3 Adenokarzinom o.n.A.
ICD-O-3 erste Revision online

Als Adenokarzinom bezeichnet man einen bösartigen (malignen) von der Deckzellschicht (Epithel) ausgehenden Tumor, der aus Drüsengewebe hervorgegangen ist. Die gutartige (benigne) Zellveränderung von Drüsengewebe nennt man dagegen Adenom.

Adenokarzinome kommen vor allem im Bereich der Verdauungsorgane, Lunge, Niere und Genitalorgane vor. Die Therapie richtet sich nach dem Ursprung des Tumors (Primärtumor) und der Ausbreitung (TNM-Stadium). Mikroskopisch spielt der Differenzierungsgrad (Ähnlichkeit mit dem Normalgewebe) eine große Rolle, welcher als „Grading“ in das TNM einfließt.

Wichtige Differentialdiagnosen sind z. B. bei Karzinomen das Plattenepithelkarzinom, ferner das Urothelkarzinom und das Mesotheliom. Bei den nicht-epithelialen Tumoren z. B. Sarkome, Lymphome und Melanome.

Histopathologie

Viele seborrhoische Keratosen auf dem Rücken einer Person mit Leser-Trélat-Zeichen aufgrund von Dickdarmkrebs

Beispiele für Krebsarten, bei denen Adenokarzinome eine häufige Form sind:

  • Speiseröhrenkrebs; die meisten Fälle in den Industrieländern sind Adenokarzinome.
  • Bauchspeicheldrüse; über 80 % der Bauchspeicheldrüsenkrebsfälle sind duktale Adenokarzinome.
  • Prostatakrebs ist fast immer ein Adenokarzinom
  • Gebärmutterhalskrebs: die meisten sind Plattenepithelkarzinome, aber 10-15% der Gebärmutterhalskrebsfälle sind Adenokarzinome
  • Magenkrebs: ist fast immer ein Adenokarzinom, aber in seltenen Fällen handelt es sich um extranodale Marginalzonen-B-Zell-Lymphome (auch als MALT-Lymphome bezeichnet).

Brust

Die meisten Brustkrebse beginnen in den Ducti oder Läppchen und sind Adenokarzinome. Die drei häufigsten histopathologischen Typen machen zusammen etwa drei Viertel der Brustkrebserkrankungen aus:

  • Invasives duktales Karzinom: 55 % der Brustkrebsfälle
  • Duktales Karzinom in situ: 13 %.
  • Invasives lobuläres Karzinom: 5%

Dickdarm

Bruttobild einer geöffneten Kolektomieprobe mit zwei adenomatösen Polypen (die bräunlichen ovalen Tumore oberhalb der Etiketten, die mit einem Stiel an der normalen beigen Auskleidung befestigt sind) und einem invasiven kolorektalen Karzinom (der kraterartige, rötliche, unregelmäßig geformte Tumor oberhalb der Etiketten)
Histopathologisches Bild eines Kolonkarzinoids, gefärbt mit Hämatoxylin und Eosin

Die große Mehrheit der kolorektalen Karzinome sind Adenokarzinome. Das liegt daran, dass der Dickdarm zahlreiche Drüsen hat. Normale Dickdarmdrüsen haben in der Regel ein einfaches und röhrenförmiges Aussehen mit einer Mischung aus schleimabsondernden Becherzellen und wasserabsorbierenden Zellen. Diese Drüsen geben Schleim in das Lumen des Dickdarms ab, um die Fäkalien auf ihrem Weg zum Rektum zu schmieren.

Wenn diese Drüsen eine Reihe von Veränderungen auf genetischer Ebene durchlaufen, entwickeln sie sich auf vorhersehbare Weise von einem gutartigen zu einem invasiven, bösartigen Dickdarmkrebs. In ihrem Forschungspapier "Lessons from Hereditary Colorectal Cancer" (Lehren aus dem erblichen Darmkrebs) schlagen Vogelstein et al. vor, dass Dickdarmzellen das APC-Tumorsuppressor-Gen verlieren und zu einem kleinen Polypen werden. Anschließend wird k-Ras aktiviert und der Polyp wird zu einem kleinen, gutartigen Adenom. Das Adenom, dem der Zusatz "Karzinom" fehlt, deutet darauf hin, dass es sich um eine gutartige Variante des bösartigen Adenokarzinoms handelt. Der Gastroenterologe nutzt die Koloskopie, um diese Adenome und Polypen aufzuspüren und zu entfernen, um zu verhindern, dass sie weitere genetische Veränderungen annehmen, die zu einem invasiven Adenokarzinom führen. Vogelstein et al. wiesen darauf hin, dass der Verlust des DCC-Gens und von p53 zu einem bösartigen Adenokarzinom führt.

Es handelt sich um eine Masse, die eine andere Farbe als das umgebende Gewebe hat. Blutungen aus dem Tumor sind häufig zu beobachten, da der Tumor dazu neigt, über die Sekretion einer Reihe von angiogenesefördernden Faktoren wie VEGF willkürlich Blutgefäße in ihn hineinzuwachsen. Histologisch werden Tumore, die den ursprünglichen Strukturen ähneln, als gut differenziert eingestuft. Tumorzellen, die sowohl im Aussehen als auch in der Strukturform jede Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Gewebe verloren haben, werden als schlecht differenzierte Tumorzellen bezeichnet. Unabhängig vom Grad der Differenzierung haben bösartige Tumore in der Regel einen großen Zellkern mit ausgeprägten Nukleolen. Auch die Häufigkeit der Mitose, also der Zellteilungen, ist deutlich erhöht.

Lunge

Tortendiagramm, das die Häufigkeit des Adenokarzinoms der Lunge (gelb dargestellt) im Vergleich zu anderen Lungenkrebsarten zeigt, wobei für jede Krebsart der Anteil der Nichtraucher gegenüber den Rauchern angegeben ist

Nahezu 40 % der Lungenkrebserkrankungen sind Adenokarzinome, die in der Regel aus dem peripheren Lungengewebe stammen. Die meisten Fälle von Adenokarzinomen werden mit dem Rauchen in Verbindung gebracht; bei Menschen, die in ihrem Leben weniger als 100 Zigaretten geraucht haben ("Nie-Raucher"), ist das Adenokarzinom jedoch die häufigste Form von Lungenkrebs. Eine Unterform des Adenokarzinoms, das bronchioloalveoläre Karzinom, tritt häufiger bei weiblichen Nie-Rauchern auf und hat möglicherweise eine bessere Langzeitüberlebensrate.

Dieser Krebs tritt in der Regel peripher in der Lunge auf, im Gegensatz zum kleinzelligen Lungenkrebs und zum Plattenepithelkarzinom, die beide eher zentral lokalisiert sind.

Andere

Etymologie

Der Begriff Adenokarzinom leitet sich ab von adeno-, was "zu einer Drüse gehörend" bedeutet, und carcinoma, was einen Krebs beschreibt, der sich in den Epithelzellen entwickelt hat.

Pathologie

Mikroskopische Aufnahme eines herkömmlichen Adenokarzinoms des Mastdarms in der HE-Färbung
Siegelringzellkarzinom, HE.
Muzinöses Adenokarzinom. HE.
TTF1-Expression (braun) in einer Hirnmetastase eines pulmonalen Adenokarzinoms (Lungenkrebs). Immunhistochemie.

Adenokarzinome lassen sich im Rahmen der pathologischen Aufarbeitung aufgrund ihrer Gestalt (Morphologie), ggf. Schleimsekretion (Muzingehalt) und Proteinausstattung typisieren sowie teilweise auch dem Ursprungsorgan zuordnen, was insbesondere bei Metastasen wichtig ist, um den Ausgangstumor (Primärtumor) aufzuspüren (vgl. CUP-Syndrom). Zusammengefasst:

  • Epitheliale Natur (immunhistochemisch Zytokeratin-positiv)
  • Wachstumsmuster:
    • Morphologisch besser differenzierte Adenokarzinome zeigen ein „drüsiges“ Wachstum, z. B. in Röhren (tubulär, azinär, duktal) oder siebförmig (kribriform). Andere Wuchsformen sind z. B. papillär (fingerförmig) und mikropapillär (knospenartig).
    • Schlechter differenzierte Adenokarzinome wachsen oft „am Stück“ (solide) oder einzelzellig (diffus) und können ggf. nur mittels Zusatzuntersuchungen von anderen Karzinomen wie z. B. einem schlecht differenzierten Plattenepithelkarzinom unterschieden werden. Mischform: adenosquamöses Karzinom.
  • Schleimbildung: Extra- oder intrazelluläre Schleimansammlung, am HE-Schnitt oder mittels PAS-Diastase-Färbung darstellbar. Extremfälle sind das muzinöse Adenokarzinom (Tumorzellen schwimmen in Schleimseen) und das Siegelringzellkarzinom (die Tumorzellen sind prall mit Muzin gefüllt).
  • Immunhistochemie (Mittels Antikörper und Farbreaktion wird die Proteinausstattung farblich dargestellt):
    • p40 und p63 meist negativ (wenn positiv wäre Plattenepithelkarzinom wahrscheinlicher)
    • Zytokeratine 7, 18, 20 variabel positiv, CK 5/6, 14 meist negativ
    • Organspezifische Immunmarkerkonstellationen, z. B.:
      • Lunge: CK7 +, CK20 -, TTF1 +
      • Gallenwege, Pankreas: CK7 +/-, CK20 +/-, CA19-9 +
      • Kolon: CK7 +/-, CK20 +, CDX2 +
      • Prostata: PSA +, SPP +, AMACR +
      • Mamma, weibliches Genitale: CK7 +, ER und PR oft +
      • Niere: RCC +, PAX8 +, CD10 +, Vimentin +

Adenokarzinome weisen organabhängig ätiopathogenetische, morphologische und immunhistochemische Unterschiede auf und die Nomenklatur ist teilweise uneinheitlich und zeitlichen Veränderungen unterworfen. Häufige Lokalisationen und Subtypen sind z. B.:

  • Speiseröhrenkrebs – intestinal (tubulär, kribriform) oder diffus (siegelringzellig), Risikofaktor: Barrett-Ösophagus
  • Magenkrebs – dito. Risikofaktor: Helicobacter pylori.
  • Darmkrebs – überwiegend tubulär und kribriform. Risikofaktor: Adenome, FAP, HNPCC
  • Leberkrebs – hepatozelluläres Karzinom (HCC) von den Leberzellen ausgehend, cholangiozelluläres Karzinom (CCC) von den Gallengängen ausgehend. Risikofaktor: Leberzirrhose, chronische Hepatitis
  • Gallengangskarzinom – tubulär, kribriform
  • Pankreaskarzinom – duktal
  • Lungenkrebs – azinär, kribriform, papillär, mikropapillär, solide… Risikofaktor: Rauchen
  • Brustkrebs – duktal (neue Nomenklatur: NST), lobulär. Risikofaktor: BRCA
  • Ovarialkarzinom – serös/papillär, muzinös. Risikofaktor: BRCA
  • Endometriumkarzinom – endometrioid, serös
  • Prostatakarzinom – azinär, kribriform, solide, diffus. Risikofaktor: Lebensalter
  • Nierenzellkarzinom – klarzellig, papillär, chromophob