Tigerstaaten

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Vier asiatische Tiger
Four Asian Tigers with flags.svg
Die vier asiatischen Tiger: Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong
Chinesischer Name
Traditionelles Chinesisch亞洲四小龍
Vereinfachtes Chinesisch亚洲四小龙
Wörtliche BedeutungDie vier kleinen Drachen Asiens
Koreanischer Name
Hangul아시아의 네 마리 용
Hanja아시아의 네 마리 龍
Wörtliche BedeutungDie vier Drachen Asiens
Malaiischer Name
MalaiischEmpat Harimau Asien
Tamilischer Name
Tamilischநான்கு ஆசியப் புலிகள்

Die vier asiatischen Tiger (auf Chinesisch und Koreanisch auch als die vier asiatischen Drachen oder die vier kleinen Drachen bekannt) sind die entwickelten ostasiatischen Volkswirtschaften Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan. Zwischen den frühen 1960er und den 1990er Jahren durchliefen sie eine rasante Industrialisierung und erzielten außergewöhnlich hohe Wachstumsraten von mehr als 7 % pro Jahr.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatten sich diese Volkswirtschaften zu Volkswirtschaften mit hohem Einkommen entwickelt und sich auf Bereiche mit Wettbewerbsvorteilen spezialisiert. Hongkong und Singapur haben sich zu führenden internationalen Finanzzentren entwickelt, während Südkorea und Taiwan führend in der Herstellung elektronischer Komponenten und Geräte sind. Große Institutionen haben darauf gedrängt, dass diese Länder als Vorbilder für viele Entwicklungsländer dienen, insbesondere für die Tiger Cub Economies in Südostasien.

In einem umstrittenen Bericht der Weltbank von 1993, Das ostasiatische Wunder, wurde der Wirtschaftsboom auf neoliberale Maßnahmen zurückgeführt, darunter die Beibehaltung einer exportorientierten Politik, niedrige Steuern und ein minimaler Wohlfahrtsstaat. Institutionelle Analysen ergaben, dass ein gewisses Maß an staatlicher Intervention beteiligt war. Einige Analysten vertraten die Ansicht, dass die Industriepolitik und die staatlichen Eingriffe einen viel größeren Einfluss hatten, als der Weltbankbericht vermuten ließ.

Vereinzelt wird die Bezeichnung „Tiger-Staaten“ auch für die 13 Staaten verwendet, auf deren Staatsgebiet sich noch Restpopulationen des Tigers befinden.

Überblick

Wachstum des Pro-Kopf-BIP in den Tigerstaaten zwischen 1960 und 2014

Vor der asiatischen Finanzkrise von 1997 wurde das Wachstum der vier asiatischen Tigerstaaten (gemeinhin als "asiatisches Wunder" bezeichnet) einer exportorientierten Politik und einer starken Entwicklungspolitik zugeschrieben. Diese Volkswirtschaften zeichneten sich durch ein anhaltend schnelles Wachstum und ein hohes Maß an gleichmäßiger Einkommensverteilung aus. In einem Bericht der Weltbank werden unter anderem zwei entwicklungspolitische Maßnahmen als Ursachen für das asiatische Wunder genannt: Faktorakkumulation und makroökonomisches Management.

Die Wirtschaft Hongkongs war die erste der vier Länder, die mit der Entwicklung einer Textilindustrie in den 1950er Jahren industrialisiert wurde. In den 1960er Jahren hatte sich das verarbeitende Gewerbe in der britischen Kolonie ausgeweitet und diversifiziert und umfasste nun auch die exportorientierte Bekleidungs-, Elektronik- und Kunststoffindustrie. Nach der Unabhängigkeit Singapurs von Malaysia formulierte und implementierte das Economic Development Board nationale Wirtschaftsstrategien zur Förderung des verarbeitenden Sektors des Landes. Es wurden Gewerbegebiete eingerichtet und ausländische Investitionen durch steuerliche Anreize in das Land gelockt. In der Zwischenzeit begannen Taiwan und Südkorea Mitte der 1960er Jahre mit starker staatlicher Beteiligung, einschließlich Initiativen und Maßnahmen, mit der Industrialisierung. Beide Länder verfolgten eine exportorientierte Industrialisierung wie Hongkong und Singapur. Die vier Länder ließen sich vom offensichtlichen Erfolg Japans inspirieren und verfolgten gemeinsam das gleiche Ziel, indem sie in dieselben Kategorien investierten: Infrastruktur und Bildung. Sie profitierten auch von außenwirtschaftlichen Vorteilen, die sie von anderen Ländern abhoben, vor allem von der wirtschaftlichen Unterstützung durch die Vereinigten Staaten, die sich zum Teil in der Verbreitung amerikanischer Elektronikprodukte in den Haushalten der vier Tigerländer widerspiegelt.

Ende der 1960er Jahre lag das Niveau des Sach- und Humankapitals in den vier Volkswirtschaften weit über dem anderer Länder mit ähnlichem Entwicklungsstand. Dies führte in der Folge zu einem raschen Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens. Neben den hohen Investitionen, die für das Wirtschaftswachstum entscheidend waren, spielte auch das Humankapital eine wichtige Rolle. Insbesondere der Bildung wird eine wichtige Rolle für das asiatische Wirtschaftswunder zugeschrieben. Die Bildungsbeteiligung in den vier asiatischen Tigerstaaten war höher als angesichts des Einkommensniveaus vorhergesagt. Bis 1965 hatten alle vier Länder eine allgemeine Grundschulbildung erreicht. Vor allem Südkorea hatte bis 1987 eine Einschulungsrate von 88 % im Sekundarbereich erreicht. Während des asiatischen Wunders verringerte sich auch die Kluft zwischen der Einschulung von Männern und Frauen erheblich. Insgesamt ermöglichten diese Fortschritte im Bildungswesen ein hohes Maß an Alphabetisierung und kognitiven Fähigkeiten.

Die Schaffung eines stabilen makroökonomischen Umfelds war das Fundament, auf dem das asiatische Wirtschaftswunder aufbaute. Jeder der vier asiatischen Tigerstaaten hatte mit unterschiedlichem Erfolg drei Variablen im Griff: Haushaltsdefizite, Auslandsverschuldung und Wechselkurse. Die Haushaltsdefizite der einzelnen Tigerstaaten hielten sich im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten, um die Makroökonomie nicht zu destabilisieren. Vor allem Südkorea hatte in den 1980er Jahren Defizite, die unter dem OECD-Durchschnitt lagen. In Hongkong, Singapur und Taiwan gab es keine Auslandsverschuldung, da sie keine Kredite im Ausland aufnahmen. Eine Ausnahme bildete Südkorea, dessen Verschuldung im Verhältnis zum BSP im Zeitraum 1980-1985 zwar recht hoch war, aber durch die hohen Exporte des Landes aufrechterhalten wurde. Die Wechselkurse in den vier asiatischen Tigerstaaten wurden von langfristigen festen Wechselkursen auf feste, aber anpassbare Wechselkurse umgestellt, wobei es gelegentlich zu starken Abwertungen im Rahmen von Systemen mit verwalteten variablen Wechselkursen kam. Dieses aktive Wechselkursmanagement ermöglichte es den vier Tigerstaaten, eine Aufwertung des Wechselkurses zu vermeiden und einen stabilen realen Wechselkurs beizubehalten.

Die Exportpolitik war de facto der Grund für den Aufstieg dieser vier asiatischen Tigerstaaten. Dabei verfolgten die vier Länder unterschiedliche Ansätze. Hongkong und Singapur führten neoliberale Handelsregelungen ein und förderten den Freihandel, während Südkorea und Taiwan gemischte Regelungen einführten, die ihre eigenen Exportindustrien begünstigten. In Hongkong und Singapur waren die Inlandspreise aufgrund der kleinen Binnenmärkte an die internationalen Preise gekoppelt. Südkorea und Taiwan führten Exportanreize für den Handelswarensektor ein. Die Regierungen Singapurs, Südkoreas und Taiwans setzten sich auch für die Förderung bestimmter Exportindustrien ein, was als Exportförderungsstrategie bezeichnet wurde. All diese Maßnahmen verhalfen diesen vier Ländern drei Jahrzehnte lang zu einem Wachstum von durchschnittlich 7,5 % pro Jahr, wodurch sie den Status eines entwickelten Landes erlangten.

Dani Rodrik, Wirtschaftswissenschaftler an der John F. Kennedy School of Government der Harvard University, hat in einer Reihe von Studien argumentiert, dass staatliche Eingriffe für das ostasiatische Wachstumswunder wichtig waren. Er argumentiert, dass es unmöglich ist, das ostasiatische Wachstumswunder zu verstehen, ohne die wichtige Rolle zu würdigen, die die Regierungspolitik bei der Stimulierung privater Investitionen gespielt hat".

Hongkong
Seoul, Hauptstadt Südkoreas
Taipeh, Hauptstadt Taiwans

Die wirtschaftliche Entwicklung kann in Phasen untergliedert werden: Im Ausgangsstadium waren die Staaten wirtschaftlich betrachtet unterentwickelt, dazu zählen z. B. Rohstoffarmut, geringe landwirtschaftliche Nutzbarkeit und hohe Analphabetenrate, und waren daher von dem Import von industriellen Produkten abhängig. Um diesen Missstand zu beenden, wurde eine Politik der importsubstituierenden Industrialisierung betrieben, indem Leichtindustrie angelockt wurde, die vor allem an den niedrigen Löhnen, geringem Schutz der Arbeiter und dem Fehlen von Gewerkschaften interessiert war. Eine unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik begünstigte mit Sonderwirtschaftszonen und geöffneten Städten, kostengünstige Produktion. In dieser Zeit vollzog sich die Entwicklung von einem Agrar- zu einem Industriestaat, ähnlich dem Strukturwandel innerhalb des 3-Sektoren-Modells der volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise, auch wenn sich die sozialen Verhältnisse nur wenig besserten oder gar verschlechterten.

Asiatische Finanzkrise 1997

Die Tigerstaaten erlebten in der asiatischen Finanzkrise von 1997 einen Rückschlag. Hongkong geriet unter heftige spekulative Angriffe auf seinen Aktienmarkt und seine Währung, die beispiellose Marktinterventionen der staatlichen Hongkonger Währungsbehörde erforderlich machten. Südkorea war am stärksten betroffen, da seine Auslandsschulden anschwollen und seine Währung zwischen 35 und 50 % fiel. Bis Anfang 1997 verzeichneten auch die Aktienmärkte in Hongkong, Singapur und Südkorea Verluste von mindestens 60 % in Dollar. Singapur und Taiwan blieben relativ unbeschadet. Die vier asiatischen Tigerstaaten erholten sich aufgrund verschiedener wirtschaftlicher Vorteile, darunter ihre hohe Sparquote (außer Südkorea) und ihre Offenheit für den Handel, schneller von der Krise von 1997 als andere Länder.

Finanzkrise 2008

Die exportorientierten Tigerstaaten, die vom amerikanischen Konsum profitierten, wurden von der Finanzkrise 2007-08 hart getroffen. Im vierten Quartal 2008 sank das BIP aller vier Länder um eine durchschnittliche Jahresrate von etwa 15 %. Auch die Exporte fielen im Jahresvergleich um 50 %. Auch die schwache Binnennachfrage beeinträchtigte die Erholung dieser Volkswirtschaften. Im Jahr 2008 sanken die Einzelhandelsumsätze in Hongkong um 3 %, in Singapur um 6 % und in Taiwan um 11 %.

Während sich die Welt von der Finanzkrise erholte, erholten sich auch die vier asiatischen Tigerstaaten kräftig. Dies ist nicht zuletzt auf die staatlichen Konjunkturmaßnahmen in den einzelnen Ländern zurückzuführen. Diese Konjunkturpakete machten 2009 mehr als 4 % des BIP der einzelnen Länder aus. Ein weiterer Grund für den starken Aufschwung ist die geringe Verschuldung der Unternehmen und privaten Haushalte in diesen vier Ländern.

Ein kürzlich in Applied Economics Letters veröffentlichter Artikel des Finanzökonomen Mete Feridun von der University of Greenwich Business School und seiner internationalen Kollegen untersucht die kausale Beziehung zwischen finanzieller Entwicklung und Wirtschaftswachstum für Thailand, Indonesien, Malaysia, die Philippinen, China, Indien und Singapur für den Zeitraum zwischen 1979 und 2009 anhand von Johansen-Kointegrationstests und Vektorkorrekturmodellen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass im Fall von Indonesien, Singapur, den Philippinen, China und Indien die finanzielle Entwicklung zum Wirtschaftswachstum führt, während im Fall von Thailand eine bidirektionale Kausalität zwischen diesen Variablen besteht. Die Ergebnisse deuten ferner darauf hin, dass im Falle Malaysias die finanzielle Entwicklung offenbar kein Wirtschaftswachstum verursacht.

Depression

Dieser Phase folgte eine Depression der Wirtschaft in den 1990er-Jahren, die im Verlust der bisherigen Standortvorteile durch das Entstehen von Gewerkschaften und den damit verbundenen sozialen Forderungen oder auch vergleichbare – oder sogar noch günstigere – Wirtschaftsbedingungen in Nachbarstaaten begründet war. Auf diese Krise wurde mit dem Aufbau moderner Industrie reagiert, die nicht mehr von ausländischen Investoren gegründet wird. Diese moderne Wirtschaft bot nun höhere Löhne bei gleichzeitiger sozialer Absicherung und brachte in vielen Fällen ein Wachstum des Dienstleistungssektors mit sich. Entscheidend für den Aufbau einer modernen Industrie sind Investitionen und der Aufbau von Universitäten, Öffnung für den internationalen Handel und politische Stabilität. In Südkorea, Taiwan und eingeschränkt in Hongkong wurde in dieser Phase das politische System demokratisiert.

Probleme

In den Tigerstaaten entwickelte sich zuerst vor allem eine Niedriglohn-Industrie und später fast ausschließlich die Hightech-Industrie, was einer Monokultur gleichkommt, die wiederum Risiken gegenüber Krisen mit sich bringt. Außerdem können schnell Abhängigkeiten von wenigen Rohstoff- und Absatzmärkten entstehen.

Ebenso wächst die Industrie so gut wie ausschließlich in den Städten, weshalb die Landbevölkerung in die Städte migriert (Landflucht). Reagiert wurde darauf mit dem Bau zahlreicher Entlastungs- und Wohnstädte, welche meist vom Staat geplant und gebaut wurden. Ein typisches Beispiel ist der Bezirk Sha Tin in Hongkong, in dem eine Wohnstadt für mehr als eine halbe Million Menschen gebaut wurde.

Durch das bis in die 1990er Jahre hohe Bevölkerungswachstum in den Städten wurde die Infrastruktur stark belastet. Momentan ist die Bevölkerungsentwicklung in den Flächenstaaten Südkorea und Taiwan von einer immer stärkeren Bedeutung der Hauptstadt geprägt. Sudogwon, der Ballungsraum von Seoul, ist der zweitgrößte Ballungsraum der Welt. Nahezu die Hälfte aller Südkoreaner lebt in der und um die Hauptstadt. Ungefähr ein Drittel aller Taiwaner lebt im Ballungsraum von Taipeh. Im Gegensatz dazu leiden die ländlichen Gebiete schon heute unter starker Abwanderung. Was dies so brisant macht, ist der gleichzeitige natürliche Rückgang der Bevölkerung in diesen Gebieten, der seit den 2000er-Jahren eingesetzt hat. Mittlerweile leiden auch schon viele andere Zentren wie Kaohsiung und Busan unter Bevölkerungsverlust. Auch besaßen viele ost- und südostasiatische Provinzstädte bis in die 1990er Jahre nicht einmal U-Bahn-Netze, wogegen die Hauptstädte oder Finanzzentren sehr dichte und hochentwickelte Netze besaßen.

Eine Herausforderung ist es, sicherzustellen, dass die industrielle Entwicklung die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu weit auseinanderklaffen lässt und die Entwicklung zu einem Industriestaat nicht auf Kosten der sozialen Entwicklung geschieht.

Ein Problem, von denen die vier Tigerstaaten betroffen sind, ist ein starker Geburteneinbruch seit den 1990er-Jahren. Die Fertilitätsraten lagen 2005 in Hongkong bei 0,96, in Südkorea bei 1,08, in Taiwan bei 1,12 und in Singapur bei 1,25 Kindern pro Frau. Somit wird prognostiziert, dass die Bevölkerungszahlen in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen. Gleichzeitig steigt die Zahl der alten Menschen rasanter an als irgendwo sonst in der Welt. Sollte dieser Trend anhalten, werden die Tigerstaaten noch größeren demographischen Problemen gegenüberstehen als die westeuropäischen Staaten. Im Gegensatz zu den Flächenstaaten wären die Stadtstaaten Singapur und Hongkong noch fähig, diese Probleme durch Zuwanderung auszugleichen. Da die Gesellschaft in Taiwan und vor allem in Südkorea eine hohe Homogenität aufweist, ist es fraglich, ob eine verstärkte Zuwanderung stattfinden wird.

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Weltregionen nach Gesamtvermögen (in Billionen USD), 2018
Maddison BIP pro Kopf der vier asiatischen Tigerstaaten von 1950 bis 2018.

Im Jahr 2018 machte die kombinierte Wirtschaft der Vier Asiatischen Tiger mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von insgesamt 2.932 Milliarden US-Dollar 3,46 % der Weltwirtschaft aus. Das BIP von Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan belief sich 2018 auf 363,03 Mrd., 361,1 Mrd., 1.619,42 Mrd. bzw. 589,39 Mrd. US-Dollar, was 0,428 %, 0,426 %, 1,911 % und 0,696 % der Weltwirtschaft entsprach. Zusammen übertraf ihre Wirtschaft Mitte der 2010er Jahre das BIP des Vereinigten Königreichs von 3,34 % der Weltwirtschaft. Im Jahr 2021 wird das Pro-Kopf-BIP (nominal) der vier asiatischen Tiger nach Schätzungen des IWF 30.000 US-Dollar übersteigen.

Bildung und Technologie

Diese vier Länder konzentrierten sich auf umfangreiche Investitionen in ihre Infrastruktur sowie in die Bildung, damit ihr Land von qualifizierten Arbeitskräften und höherwertigen Arbeitsplätzen wie Ingenieuren und Ärzten profitieren konnte. Diese Politik war im Allgemeinen erfolgreich und trug dazu bei, dass sich die Länder zu fortschrittlicheren und einkommensstarken Industrieländern entwickelten. So haben sich beispielsweise alle vier Länder zu globalen Bildungszentren entwickelt, wobei die Schüler in Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong bei mathematischen und naturwissenschaftlichen Prüfungen wie der PISA-Prüfung gut abschneiden und die taiwanesischen Schüler mehrere Medaillen bei internationalen Olympiaden gewinnen.

Im Bereich der Sekundar-/Hochschulbildung gibt es, wie in den meisten Industrieländern, viele angesehene Colleges. Dazu gehören die National Taiwan University, die Seoul National University, die National University of Singapore, die Nanyang Technological University und die University of Hong Kong, Faculty of Dentistry, die 2017 als eine der besten zahnmedizinischen Fakultäten der Welt eingestuft wurde.

Kulturelle Grundlage

Die Rolle des Konfuzianismus wurde als Erklärung für den Erfolg der vier asiatischen Tiger herangezogen. Diese Schlussfolgerung ähnelt der Theorie der protestantischen Arbeitsethik im Westen, die der deutsche Soziologe Max Weber in seinem Buch Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus vertreten hat. Die Kultur des Konfuzianismus soll mit der Industrialisierung vereinbar gewesen sein, weil sie Stabilität, harte Arbeit, Disziplin sowie Loyalität und Respekt gegenüber Autoritätspersonen schätzte. Der Konfuzianismus hat einen erheblichen Einfluss auf die unternehmerischen und politischen Institutionen der asiatischen Tigerstaaten. Der Premierminister von Singapur, Lee Kuan Yew, befürwortete asiatische Werte als Alternative zum Einfluss der westlichen Kultur in Asien. Diese Theorie war nicht unumstritten. Im gleichen Zeitraum wie die vier Tigerstaaten war der wirtschaftliche Erfolg der Festlandchinesen gering, und doch war China die Wiege des Konfuzianismus. Während der Bewegung des Vierten Mai 1919 wurde der Konfuzianismus für Chinas Unfähigkeit, mit den westlichen Mächten zu konkurrieren, verantwortlich gemacht.

Im Jahr 1996 wies der Wirtschaftswissenschaftler Joseph Stiglitz darauf hin, dass ironischerweise "vor nicht allzu langer Zeit das konfuzianische Erbe mit seiner Betonung traditioneller Werte als Erklärung dafür angeführt wurde, warum diese Länder nicht gewachsen waren."

Daten zu Gebieten und Regionen

Kredit-Ratings

Land oder
Gebiet
Fitch Moody's S&P
Hongkong AA Aa2 AA+
Singapur AAA Aaa AAA
Südkorea AA- Aa2 AA
Taiwan AA Aa3 AA+

Demografische Daten

Land oder
Gebiet
Fläche
(km2)
Bevölkerung
(2020)
Bevölkerung
dichte
(pro km2)
Leben
Lebenserwartung bei der Geburt
(2020)
Median
Alter
(2020)
Geburtenrate
(2015)
Sterbeziffer
(2011)
Fruchtbarkeit
rate
(2018)
Netto
wanderung
rate
(2015–2020)
Bevölkerung
Wachstumsrate
(2015)
Hongkong 1,106 7,496,981 7,140 85.29 45 0.8% 0.6% 1.3 0.40% 0.82
Singapur 728 5,850,342 8,358 84.07 42 0.9% 0.45% 1.2 0.47% 0.79
Südkorea 100,210 51,269,185 527 83.50 44 0.8% 0.51% 1.1 0.02% 0.09
Taiwan 36,197 23,816,775 673 81.04 42 0.8% 0.66% 1.2 0.13% 0.18

Wirtschaft

Land oder
Gebiet
BIP (Millionen USD, Schätzungen für 2021) Pro-Kopf-BIP (USD, 2022 geschätzt) Handel
(in Milliarden
USD, 2016)
(Milliarden USD, 2017) Industrie
wachstum
rate (%) (2017)
Nominal KKP Nominal KKP Ausfuhren Einfuhren
Hongkong 369,722 488,654 49,850 65,403 1,236 496.9 558.6 1.2
Singapur 378,645 615,293 79,576 107,677 917 372.9 327.4 -3.5
Südkorea 1,823,852 2,503,395 34,944 48,309 1,103 577.4 457.5 -1.5
Taiwan 785,589 1,443,411 36,051 61,371 604 344.6 272.6 1.2

Lebensqualität

Land oder
Gebiet
Index der menschlichen Entwicklung
(Daten für 2019)
Einkommensungleichheit
nach Gini-Koeffizient
Medianes Haushaltseinkommen
(2013), USD PPP
Medianes Pro-Kopf-Einkommen
(2013), USD PPP
Index des globalen Wohlbefindens
(2010), % Wohlstand
Hongkong 0,949 (4.) 53.9 (2016) 35,443 9,705 19%
Singapur 0,938 (11.) 46.4 (2014) 32,360 7,345 19%
Südkorea 0,916 (23.) 34.1 (2015) 40,861 11,350 28%
Taiwan 0,916 (23.) 33.6 (2014) 32,762 6,882 22%

Technologie

Land oder
Gebiet
Durchschnittliche Geschwindigkeit der Internetverbindung
(2020)
Smartphone-Nutzung
(2016)
Nutzung von erneuerbarem Strom
Hongkong 21,8 Mbit/s 87% 0.3%
Singapur 47,5 Mbit/s 100% 3.3%
Südkorea 59,6 Mbit/s 89% 2.1%
Taiwan 28,9 Mbit/s 78% 4.4%

Politik

Land oder
Gebiet
Demokratie-Index
(2020)
Presse
Freiheit
Index
(2020)
Korruption
Wahrnehmungen
Index
(2019)
Weltweit
Wettbewerbsfähigkeit
Index
(2017–18)
Leichtigkeit des
Geschäftstätigkeit
Geschäfte
Index
(2020)
Index der Eigentumsrechte
(2015)
Index der Schmiergeldzahler
(2011)
Aktueller politischer Status
Hongkong 5.57 30.01 76 83.1 Sehr einfach (3.) 7.6 7.6 Exekutiv geführte Sonderverwaltungs
Region der Volksrepublik China
Singapur 6.03 55.23 85 84.8 Sehr einfach (2.) 8.1 8.3 Parlamentarische Republik
Südkorea 8.01 23.70 59 79.6 Sehr leicht (5.) 5.9 7.9 Präsidiale Republik
Taiwan 8.94 23.76 65 80.2 Sehr leicht (15.) 6.9 7.5 Semipräsidentielle Republik

Organisationen und Gruppen

Land oder
Gebiet
UNO WTO OECD DAC APEC ADB AIIB SEACEN G20 EAS ASEAN
Hongkong Red X Green tickY Red X Red X Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Red X Red X Red X
Singapur Green tickY Green tickY Red X Red X Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Red X Green tickY Green tickY
Südkorea Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY Green tickY (APT)
Taiwan Red X Green tickY Red X Red X Green tickY Green tickY Red X Green tickY Red X Red X Red X

Erklärung der Entwicklungsphasen

Das Fluggänsemodell ist ein Modell der wirtschaftlichen Entwicklung einiger Länder im asiatischen Raum, besonders der Tigerstaaten. Diese asiatischen Länder werden mit dem Flugverhalten der Fluggänse verglichen: Wie die Gänse führte ein Land, in diesem Fall Japan, die anderen Fluggänse. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Mitflieger entwickelte sich dann analog zu der Führungsgans.

Typisch ist folgende zeitliche Abfolge:

  • Zunächst Abhängigkeit des Landes von Importen
  • Importsubstitution durch Einführung von Leicht-Industrie
  • dadurch geringe Binnennachfrage nach Importwaren
  • Exportförderung durch arbeitsintensive Produktion
  • Importrestriktionen (Einfuhrzölle) der Abnehmerländer; steigende Löhne und dadurch Konkurrenz durch andere Niedriglohnländer
  • Kopplung der Importsubstitution und Exportförderung durch kapital- und humankapital-intensive Produktion
  • steigende Löhne und Konkurrenz durch andere Schwellenländer; geringe Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf Innovationen
  • Intensivierung der High-Tech-Branchen bis zur Wettbewerbsfähigkeit mit Industrieländern

Abwandlungen

Weitere Staaten bzw. Wirtschaftsräume mit ähnlicher Entwicklung haben mittlerweile zum Beispiel mit dem Begriff Pantherstaaten Bezeichnungen erhalten, die sich daran anlehnen.

Die Tigerstaaten (rot) neben den Pantherstaaten (gelb)

Diesen Pantherstaaten Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Vietnam wurden nach dem raschen wirtschaftlichen Aufstieg der Tigerstaaten in den 1980er- und 1990er-Jahren Chancen auf dieselbe Entwicklung zugesprochen. Durch die Asienkrise 1997 wurde deren Aufschwung jedoch so stark abgebremst, dass bislang keines der Länder den vollständigen Sprung zum Industrieland vollziehen konnte.

  • Anatolischer Tiger: Türkei
  • Baltischer Tiger: Baltische Staaten
  • Golf-Tiger: Dubai
  • Keltischer Tiger: Irland
  • Tatra-Tiger: Slowakei