Engelstrompeten
Brugmansia ⓘ | |
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Brugmansia 'Feingold' | |
Wissenschaftliche Klassifizierung | |
Königreich: | Pflanzen (Plantae) |
Klade: | Tracheophyten |
Klade: | Angiospermen |
Klade: | Eudikotyledonen |
Klade: | Asteroiden |
Ordnung: | Nachtschattengewächse |
Familie: | Nachtschattengewächse |
Unterfamilie: | Solanoideae |
Stamm: | Datureae |
Gattung: | Brugmansia Pers. |
Arten | |
Siehe Text | |
Synonyme | |
Methysticodendron R.E.Schult. |
Brugmansia ist eine Gattung von sieben Arten blühender Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Sie sind holzige Bäume oder Sträucher mit hängenden Blüten und haben keine Stacheln an ihren Früchten. Ihre großen, duftenden Blüten haben ihnen den Namen Engelstrompeten eingebracht, ein Name, der manchmal auch für die eng verwandte Gattung Datura verwendet wird. ⓘ
Die Brugmansia-Arten gehören zu den giftigsten Zierpflanzen, da sie Tropanalkaloide enthalten, die auch für die Giftigkeit und die betäubende Wirkung des Stechapfels und der berüchtigten Tollkirsche verantwortlich sind. Alle sieben Arten sind nur aus dem Anbau oder als Ausreißer aus dem Anbau bekannt, und es wurden nie Wildpflanzen nachgewiesen. Sie werden daher in der Roten Liste der IUCN als in der freien Natur ausgestorben geführt, obwohl sie beliebte Zierpflanzen sind und außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets als eingeschleppte Arten noch wild vorkommen. Es wird vermutet, dass ihr Aussterben in der freien Natur auf das Aussterben eines Tieres zurückzuführen ist, das früher die Samen verbreitete, wobei der Anbau durch den Menschen das Überleben der Gattung gesichert hat. ⓘ
Die Engelstrompeten (Brugmansia) sind eine Pflanzengattung der Nachtschattengewächse. Ursprünglich in Südamerika verbreitet, wird die Pflanze wegen der auffälligen Blüten inzwischen weltweit kultiviert. Durch den hohen Anteil an Alkaloiden sind alle Pflanzenteile hochgiftig. Der botanische Name der Gattung ehrt den niederländischen Arzt und Botaniker Sebald Justinus Brugmans (1763–1819). ⓘ
Beschreibung
Brugmansia sind große Sträucher oder kleine Bäume mit halbverholzten, oft vielverzweigten Stämmen. Sie können eine Höhe von 3-11 m (10-36 ft) erreichen. Die Blätter sind wechselständig an den Stängeln angeordnet, im Allgemeinen groß, 10-30 cm lang und 4-18 cm breit, ganzrandig oder grob gezähnt und oft mit feinen Haaren besetzt. Der Name "Engelstrompete" bezieht sich auf die großen, hängenden, trompetenförmigen Blüten, die 14-50 cm lang sind und an der Öffnung einen Durchmesser von 10-35 cm haben. Es gibt sie in den Farben Weiß, Gelb, Rosa, Orange, Grün oder Rot. Die meisten haben einen starken, angenehmen Duft, der vor allem am Abend wahrnehmbar ist. Die Blüten können einfach, doppelt oder mehrfach sein. ⓘ
Blüten
Die oft einzeln erscheinenden, sehr großen (sie zählen zu den größten Blüten), zwittrigen, fünfzähligen Blüten mit doppelter Blütenhülle stehen an einem 2,5 bis 4 (6) cm langen Blütenstiel, sind für gewöhnlich duftend, manchmal unangenehm riechend, hängend oder schräg geneigt. Auffällig ist der zygomorphe, röhrige Blütenkelch, der (1) 2 bis 5 Kelchzipfel besitzt die unterschiedlich lang sind. Manchmal ist der Kelch auf einer Seite gespalten, so dass er ein blütenscheidenartiges Aussehen besitzt. Nach der Blühphase fällt der Kelch bei einigen Arten ab, während er bei anderen Arten um die reifende Frucht bestehen bleibt. Die Krone ist 15 bis 30, selten sogar bis 45 cm lang, weiß oder rot, seltener gelb oder rötlich und bleibt während der gesamten Blühphase geöffnet. Sie ist meist trichterförmig, selten schmal trichterförmig bis fast röhrenförmig, der Rand ist mit meist fünf bis zehn zurückgebogenen oder eingerollten Zähnen, Zipfeln am Rand des verwachsenen Saums versehen. ⓘ
Die meist eingeschlossenen, fünf Staubblätter sind gleichgestaltig. Die Staubbeutel sind 12 bis 40 mm lang, stehen frei oder sind zueinander geneigt und weisen eine Behaarung auf. Die Staubfäden sind in etwa in der Hälfte der Krone befestigt, sind im oberen Teil unbehaart, werden jedoch in der Nähe der Verwachsung mit der Krone kräftiger behaart. Der oberständige Fruchtknoten ist über seine gesamte Länge zweifächerig. Die kreisförmig angeordneten Nektarien sind leicht hervorstehend. Der schlanke Griffel ist endständig mit zweilappiger Narbe. Oft zählen die Blüten zu den Revolverblumen. ⓘ
Frucht und Samen einer Engelstrompete ⓘ
Früchte und Samen
Die behaarten bis kahlen, vielsamigen Früchte der Engelstrompeten sind Beeren, die eiförmig, verkehrt-eiförmig oder eilanzettlich und spindelförmig und 5,5 bis über 40 cm lang sein können. Sie öffnen sich meist nicht, enthalten je nach Art weniger als 100 oder mehr als 300 Samen. Diese sind mit 6 bis 12 mm Länge relativ groß, keil- bis leicht nierenförmig oder unregelmäßig geformt. Die Oberfläche der Samen ist mehr oder weniger texturiert, für gewöhnlich dick, manchmal korkartig. ⓘ
Inhaltsstoffe
Alle Arten der Engelstrompeten enthalten giftige Alkaloide der Tropangruppe. Zu den wichtigsten Alkaloiden, die in den oberirdischen Teilen aller untersuchten Arten zu finden sind, gehören L-Hyoscyamin, Atropin (DL-Hyoscyamin) und Scopolamin sowie eine geringere Menge an von diesen Stoffen abgeleiteten Substanzen. Auch in den Wurzeln ist eine ähnlich hohe Konzentration an Estern von Tropan-Diol und Tropan-Triol zu finden. ⓘ
Systematik
Die Engelstrompeten werden in die Tribus Datureae innerhalb der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) eingeordnet. Lange Zeit wurde die Gattung als Teil der Gattung der Stechäpfel (Datura) angesehen, phylogenetische Untersuchungen jedoch bestätigten inzwischen die genetische Distanz zu dieser Gattung. ⓘ
Die zur Familie der Solanaceae gehörende Gattung Brugmansia wird in die zwei Sektionen (kalte und warme Gruppe) unterteilt. ⓘ
Sektion Brugmansia (warme Gruppe) ⓘ
Die Arten und Sorten aus dieser Gruppe sind leichter zu kultivieren als die der Sektion Sphaerocarpium. Sie sind weniger virusanfällig und weniger empfindlich gegen hohe Temperaturen. Wegen der höheren Wärmetoleranz werden sie manchmal informell als 'Warme Gruppe' bezeichnet. ⓘ
- Brugmansia aurea Lagerh.: Kolumbien bis Ecuador.
- Brugmansia insignis (Barb. Rodr.) Lockwood ex R.E. Schult. (Syn.: Brugmansia dolichocarpa Lagerh.): Westliches Südamerika bis nordwestliches Brasilien.
- Brugmansia suaveolens (Willd.) Sweet: Brasilien.
- Brugmansia versicolor Lagerh.: Westliches Ecuador. ⓘ
Section Sphaerocarpium (kalte Gruppe) ⓘ
Diese Gruppe umfasst zwei sehr ähnliche Arten, Brugmansia sanguinea und Brugmansia vulcanicola sowie Brugmansia arborea, welche sich zwar in vielerlei Hinsicht von den beiden erstgenannten unterscheidet, aber mit ihnen kreuzbar ist. Sie wachsen im Allgemeinen in höheren Lagen als die Arten der Sektion Brugmansia, obgleich Brugmansia aurea überlappt. Die Sektion wird wegen der Wärmeempfindlichkeit der ersten beiden Arten informell als 'Kalte Gruppe' bezeichnet, die bei über 25 °C mit Knospenabwurf reagieren. Hybriden mit Brugmansia arborea können weniger empfindlich sein. ⓘ
- Brugmansia arborea (L.) Sweet: Ecuador bis nördliches Chile.
- Brugmansia sanguinea (Ruiz & Pavón) G. Don: Westliches Südamerika bis nördliches Chile.
- Brugmansia vulcanicola (A.S. Barclay) R.E. Schult.: Südwestliches Kolumbien bis südlich-zentrales Ecuador. ⓘ
Auf Grundlage dieser Untersuchungen werden derzeit folgende Hybriden anerkannt:
- Brugmansia × candida Pers. = Brugmansia aurea × Brugmansia versicolor: Südliches Kolumbien bis Ecuador.
- Brugmansia × rubella (Saff.) Moldenke (Syn.: Brugmansia × flava Herklotz ex U.Preissel & H.G.Preissel): Ecuador. ⓘ
Die International Brugmansia & Datura Society, Inc. (IBADS/iBrugs) ist die offizielle International Cultivar Registration Authority (ICRA) für die Gattung Brugmansia. Diese Rolle wurde im Jahr 2002 von der International Society for Horticultural Sciences (ISHS) zuerst an die American Brugmansia And Datura Society (ABADS) übertragen. Im August 2010 wechselte ABADS offiziell ihren Namen in IBADS/iBrugs. ⓘ
Zwei dieser Arten wurden von Lockwood in seiner Dissertation von 1973 in Frage gestellt. Erstens wurde Brugmansia vulcanicola als Unterart von B. sanguinea bezeichnet, was jedoch 1977 von Lockwoods ehemaligem Mentor R. E. Schultes widerlegt wurde. Zweitens schlug Lockwood vor, dass die Art B. insignis stattdessen ein Hybrid aus der Kombination (B. suaveolens x B. versicolor) x B. suaveolens sei. Dies wurde später durch Kreuzungsversuche der Preissels widerlegt, die 1997 veröffentlicht wurden. ⓘ
Verbreitung und Lebensraum
Brugmansia sind in den tropischen Regionen Südamerikas beheimatet, entlang der Anden von Venezuela bis Nordchile und auch im Südosten Brasiliens. Sie werden weltweit als Container-Zierpflanzen angebaut und haben sich in isolierten tropischen Gebieten rund um den Globus eingebürgert, darunter in Nordamerika, Afrika, Australien und Asien. ⓘ
Ökologie
Die meisten Brugmansien duften abends, um bestäubende Motten anzulocken. Eine Art ohne Duft, die rotblühende Brugmansia sanguinea, wird von Langschnabelkolibris bestäubt. Der Lebenszyklus der Brugmansia umfasst zwei Hauptstadien. Im vegetativen Anfangsstadium wächst der junge Sämling meist an einem einzigen Stängel gerade nach oben, bis er seine erste Hauptgabelung in 80-150 cm Höhe erreicht. Er blüht erst, wenn er diese Verzweigung erreicht hat, und dann auch nur am neuen Wachstum oberhalb der Verzweigung. Stecklinge aus der unteren vegetativen Region müssen ebenfalls eine ähnliche Höhe erreichen, bevor sie blühen, aber Stecklinge aus der oberen blühenden Region blühen oft in einer sehr geringen Höhe. ⓘ
Ein interessantes Beispiel für die Interaktion zwischen Pflanze und Tier ist der Schmetterling Placidula euryanassa, der Brugmansia suaveolens als eine seiner Hauptlarvenfresser nutzt. Es hat sich gezeigt, dass diese die Tropanalkaloide der Pflanze absondern und über das Puppenstadium bis zum erwachsenen Schmetterling speichern können, wo sie dann als Abwehrmechanismus eingesetzt werden, um sich für Wirbeltierfresser weniger schmackhaft zu machen. ⓘ
Die Ausbreitung der Brugmansia-Samen erfolgte wahrscheinlich durch die seit dem Pleistozän ausgestorbenen Großsäuger (Megafauna). In der freien Natur ist Brugmansia schon lange ausgestorben, da ihre Früchte heute ohne Nachkommenschaft an den Pflanzen verschrumpeln. Seit dem Verlust ihres evolutionären Samenverbreitungspartners werden sie vom Menschen als Quelle für Psychopharmaka kultiviert. ⓘ
Historische Verwendungen
Brugmansia wird heute meist als blühende Zierpflanze angebaut. ⓘ
Brugmansia enthält halluzinogene Tropanalkaloide (Atropin, Scopolamin und Hyoscyamin), die Delirien und Halluzinationen hervorrufen. In der modernen Medizin haben sich diese Tropanalkaloide, die in Brugmansia und anderen verwandten Solanaceae-Arten vorkommen, aufgrund ihrer spasmolytischen, antiasthmatischen, anticholinergen, narkotischen und anästhetischen Eigenschaften als medizinisch wertvoll erwiesen, obwohl viele dieser Alkaloide oder ihre Äquivalente heute künstlich synthetisiert werden. ⓘ
Brugmansia-Arten werden in vielen indigenen Kulturen Südamerikas traditionell in medizinischen Präparaten und als Entheogen in religiösen und spirituellen Zeremonien verwendet. Medizinisch wurden sie meist äußerlich als Teil eines Umschlags, einer Tinktur oder einer Salbe verwendet, oder die Blätter wurden direkt transdermal auf die Haut aufgetragen. Zu den traditionellen äußerlichen Anwendungen gehören die Behandlung von Schmerzen, Dermatitis, Orchitis, Arthritis, Rheuma, Kopfschmerzen, Infektionen und als entzündungshemmendes Mittel. Innerlich wurden sie aufgrund der Gefahren bei der Einnahme viel seltener verwendet. Die innerliche Anwendung in stark verdünnten Zubereitungen und oft als Teil einer größeren Mischung umfasste die Behandlung von Magen- und Muskelbeschwerden, als abschwellendes Mittel, zur Auslösung von Erbrechen, zur Vertreibung von Würmern und Parasiten und als Beruhigungsmittel. ⓘ
In mehreren südamerikanischen Kulturen wurden Brugmansia-Arten zur Behandlung widerspenstiger Kinder verwendet, damit diese direkt von ihren Ahnen in der Geisterwelt ermahnt werden und dadurch gefügiger werden. Mit Maisbier und Tabakblättern vermischt, wurde es verwendet, um Ehefrauen und Sklaven zu betäuben, bevor sie zusammen mit ihrem toten Herrn lebendig begraben wurden. ⓘ
In den nordperuanischen Anden verwendeten Schamanen (Curanderos) traditionell Brugmansia-Arten für Initiations-, Wahrsage- und schwarzmagische Rituale. In einigen lateinamerikanischen Ländern wie Kolumbien und Peru werden Mitglieder der Gattung Brugmansia Berichten zufolge von böswilligen Zauberern oder "bösen Schamanen" in einigen Ayahuasca-Gebräuen verwendet, um Touristen zu übervorteilen. Zu den Arten, die typischerweise für diese Zwecke verwendet werden, gehören unter anderem Brugmansia suaveolens und Brugmansia arborea. ⓘ
Im gesamten Andenraum, mit Ausnahme des südlichsten Teil Chiles, sind ethnobotanische Verwendungen verschiedener Brugmansia-Arten bekannt, dabei variiert die Zubereitung und Anwendung sehr stark. Im Amazonasbecken wird Brugmansia suaveolens unter dem Namen toa im begrenzten Rahmen für medizinische Zwecke eingesetzt. Rein halluzinogene Anwendungen sind überwiegend aus dem westlichen Teil Südamerikas bekannt, so vor allem von Stämmen, die an den Osthängen der Anden sowie im bewaldeten, nördlichen Teil der Pazifikküste beheimatet sind. ⓘ
Einige Stämme des westlichen Amazonasgebietes in Ecuador nutzten die Wirkung der Inhaltsstoffe der Pflanzen, um ungezogene Kinder zu erziehen. Die Jiváro glaubten, die Vorfahren würden während des Rauschzustandes zu den Kindern sprechen, um diese zu ermahnen. Eine Zubereitung einer weißblütigen Art soll den Jiváro geholfen haben, eine arutam (Seele) zu fangen, die den Besitzer vor dem Tod durch Gewalt, Gift oder Hexerei beschützen soll. ⓘ
Vor der Entdeckung Amerikas sollen die Chibcha den Frauen und Sklaven getöteter Krieger und Häuptlinge eine Zubereitung aus Brugmansia-Teilen gereicht haben, damit diese in einen Zustand der Benommenheit gerieten und anschließend mit den Getöteten lebendig begraben werden konnten. ⓘ
Toxizität
Alle Teile der Brugmansia sind potenziell giftig, wobei die Samen und Blätter besonders gefährlich sind. Brugmansia ist reich an Scopolamin (Hyoscin), Hyoscyamin und mehreren anderen Tropanalkaloiden, die zu anticholinergen Vergiftungserscheinungen und Delirium führen können. Zu den Folgen der Einnahme können Lähmung der glatten Muskulatur, Verwirrung, Tachykardie, Mundtrockenheit, Verstopfung, Zittern, Migräne, Koordinationsstörungen, Wahnvorstellungen, visuelle und auditive Halluzinationen, Mydriasis, schnell einsetzende Zykloplegie und Tod gehören. ⓘ
Die halluzinogenen Wirkungen von Brugmansia wurden in der Zeitschrift Pathology als "eher erschreckend als angenehm" beschrieben. Die Autorin Christina Pratt schreibt in ihrer Enzyklopädie des Schamanismus, dass "Brugmansia eine starke Trance mit heftigen und unangenehmen Wirkungen, ekelerregenden Nachwirkungen und manchmal vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit hervorruft". Diese Halluzinationen sind oft durch den völligen Verlust des Bewusstseins, dass man halluziniert, die Trennung von der Realität (Psychose) und die Amnesie der Episode gekennzeichnet, wie das Beispiel eines jungen Mannes zeigt, der seinen eigenen Penis und seine Zunge amputierte, nachdem er nur eine Tasse Brugmansia sanguinea-Tee getrunken hatte (European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience). ⓘ
Im Jahr 1994 wurden in Florida 112 Personen nach dem Verzehr von Brugmansia in Krankenhäuser eingeliefert, was eine Gemeinde dazu veranlasste, den Kauf, Verkauf oder Anbau von Brugmansia-Pflanzen zu verbieten. Die Konzentrationen der Alkaloide in allen Teilen der Pflanze sind sehr unterschiedlich. Sie variieren sogar mit den Jahreszeiten und dem Hydratationsgrad, so dass es fast unmöglich ist, ein sicheres Maß an Alkaloidexposition zu bestimmen. ⓘ
Im Jahr 2022 berichtete das BMJ über einen sehr interessanten Fall. Eine Frau in den 50ern kam mit verschwommenem Sehen und asymmetrischen Pupillen seit drei Stunden in die Notaufnahme. Die rechte Pupille war geweitet, während die linke normal war. Eine ausführliche Anamnese ergab, dass sie in ihrem Garten Pflanzen beschnitten hatte, als das verschwommene Sehen einsetzte. Über andere Symptome klagte sie nicht. Als alle Tests normal ausfielen, wurde sie schließlich gebeten, ein Foto ihres Gartens vorzulegen. Auf dem Bild wurde Brugmansia suaveolens (Engelstrompete) identifiziert. Auf die Frage nach der genauen Anamnese gab sie an, dass sie sich das rechte Auge rieb, nachdem sie die Blätter und Blüten der Pflanze berührt hatte. Dies zeigt, dass Brugmansia hochgiftig ist. Selbst bei Berührung der Blätter und Blüten können ausreichende Mengen der Wirkstoffe auf die Hand übertragen werden. ⓘ
Kultivierung
Brugmansia lassen sich leicht in feuchtem, fruchtbarem, gut durchlässigem Boden, in Sonne bis Halbschatten, in frostfreiem Klima anbauen. Die Blütezeit beginnt in warmen Klimazonen im mittleren bis späten Frühjahr und dauert bis in den Herbst hinein an, in warmen Klimazonen oft bis in den frühen Winter hinein. In kühlen Wintern müssen die Pflanzen im Freien vor Frost geschützt werden, aber die Wurzeln sind widerstandsfähiger und können im späten Frühjahr wieder austreiben. Die Arten aus den höheren Lagen, in der B. Sektion Sphaerocarpium, bevorzugen gemäßigte Temperaturen und kühle Nächte und blühen möglicherweise nicht, wenn die Temperaturen sehr heiß sind. Die meisten Brugmansia lassen sich leicht durch Bewurzelung von 10-20 cm langen Stecklingen vermehren, die während des Sommers vom Ende eines Zweiges entnommen werden. Es wurden mehrere Hybriden und zahlreiche Kultivare für die Verwendung als Zierpflanzen entwickelt. B. × candida ist eine Hybride zwischen B. aurea und B. versicolor; B. × flava ist eine Hybride zwischen B. arborea und B. sanguinea; und B. × cubensis ist eine Hybride zwischen B. suaveolens, B. versicolor und B. aurea. Es gibt Sorten mit gefüllten Blüten und einige mit gefärbten Blättern. Die Kultivare B. × candida 'Grand Marnier' und 'Knightii' wurden von der Royal Horticultural Society mit dem Award of Garden Merit ausgezeichnet. ⓘ
Brugmansia, Nafpaktos, Nordgriechenland ⓘ
Vorkommen
Engelstrompeten stammen aus den Anden Südamerikas, wo sie vor allem in offenen, gestörten Habitaten, neben Straßen oder an Stätten ehemaliger Zivilisation zu finden sind. Dabei kommen sie sowohl in Meeresnähe als auch in Höhen bis zu 3000 Metern vor. ⓘ
Bedeutung
Rauschmittel und Giftpflanze
Die Nutzung der Engelstrompete als Rauschmittel ist mittels Rauchen, Teezubereitung oder Einnahme üblich. Scopolamin und Hyoscyamin sind die halluzinogenen Hauptbestandteile. ⓘ
Da das Rauschmittel leichtfertig überdosiert wird, ist es häufig zu Vergiftungen bis hin zum Tod gekommen. Es handelt sich um atropinerge Wirkungen, schwere internistische Komplikationen und delirante Zuständen. ⓘ
Der Nachweis einer Intoxikation durch Pflanzenteile kann durch Einsatz der Gaschromatographie-Massenspektrometrie erfolgen. Nachgewiesen werden meist die Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin als Trimethylsilyl-Derivate. Vergiftungssymptome werden beim Missbrauch, aber auch nach versehentlicher Vergiftung beobachtet. Das am längsten bestehende Symptom der Vergiftung ist in der Regel die Pupillenerweiterung, die auch bei Kindern bereits durch Reiben der Augen mit der Hand auftreten kann, nachdem zuvor die Pflanze berührt wurde. ⓘ