Divertikulitis

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Divertikulitis
Andere NamenKolon-Divertikulitis
Diverticula, sigmoid colon.jpg
Schnitt durch den Dickdarm (Colon sigmoideum) mit mehreren Ausstülpungen (Divertikeln). Die Divertikel treten beiderseits des längs verlaufenden Muskelbündels (Taenium) auf, das in einem Bogen horizontal durch das Präparat verläuft.
FachgebietAllgemeine Chirurgie
SymptomeUnterleibsschmerzen, Fieber, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Blut im Stuhl
KomplikationenAbszess, Fistel, Darmperforation
Gewöhnlicher AusbruchPlötzlich, Alter > 50 Jahre
UrsachenUngewiss
RisikofaktorenÜbergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, familiäre Vorbelastung, nichtsteroidale Antirheumatika
Diagnostische MethodeBlutuntersuchung, CT-Scan, Koloskopie, untere gastrointestinale Serie
DifferentialdiagnoseReizdarm-Syndrom
VorbeugungMesalazin, Rifaximin
BehandlungAntibiotika, Flüssigdiät, Krankenhauseinweisung
Häufigkeit3,3 % (entwickelte Länder)

Die Divertikulitis, insbesondere die Kolon-Divertikulitis, ist eine Magen-Darm-Erkrankung, die durch die Entzündung von abnormen Beuteln - Divertikeln - gekennzeichnet ist, die sich in der Wand des Dickdarms bilden können. Zu den typischen Symptomen gehören plötzlich auftretende Unterleibsschmerzen, die aber auch über mehrere Tage hinweg auftreten können. Außerdem kann es zu Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung kommen. Fieber oder Blut im Stuhl weisen auf eine Komplikation hin. Es kann zu wiederholten Anfällen kommen.

Die Ursachen der Divertikulitis sind unklar. Zu den Risikofaktoren gehören Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, eine familiäre Vorbelastung und die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs). Die Rolle einer ballaststoffarmen Ernährung als Risikofaktor ist unklar. Nicht entzündete Ausstülpungen im Dickdarm werden als Divertikulose bezeichnet. Eine Entzündung tritt in 10 bis 25 % der Fälle auf und ist auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen. Die Diagnose wird in der Regel durch eine Computertomographie gestellt, aber auch Bluttests, eine Koloskopie oder eine Untersuchung des unteren Magen-Darm-Trakts können hilfreich sein. Zu den Differenzialdiagnosen gehört das Reizdarmsyndrom.

Zu den Präventivmaßnahmen gehört die Änderung von Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen. Mesalazin und Rifaximin scheinen zur Vorbeugung von Anfällen bei Divertikulose nützlich zu sein. Der Verzicht auf Nüsse und Samen als Präventivmaßnahme wird nicht mehr empfohlen, da es keine Hinweise darauf gibt, dass diese eine Rolle bei der Auslösung von Entzündungen in Divertikeln spielen. Bei einer leichten Divertikulitis werden Antibiotika zum Einnehmen und eine flüssige Ernährung empfohlen. In schweren Fällen können intravenöse Antibiotika, eine Krankenhauseinweisung und eine vollständige Darmentleerung empfohlen werden. Der Wert von Probiotika ist unklar. Komplikationen wie Abszessbildung, Fistelbildung und Perforation des Dickdarms können eine Operation erfordern.

Die Krankheit ist in der westlichen Welt weit verbreitet und in Afrika und Asien selten. In der westlichen Welt leiden etwa 35 % der Menschen an Divertikulose, während sie im ländlichen Afrika weniger als 1 % der Menschen betrifft, von denen 4 bis 15 % eine Divertikulitis entwickeln können. In Nordamerika und Europa treten die Bauchschmerzen in der Regel auf der linken Unterseite (Sigma) auf, während sie in Asien meist auf der rechten Seite (aufsteigender Dickdarm) auftreten. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu und liegt zwischen 5 % bei den unter 40-Jährigen und 50 % bei den über 60-Jährigen. Sie hat in allen Teilen der Welt an Häufigkeit zugenommen. Im Jahr 2003 forderte sie in Europa etwa 13 000 Todesopfer. Sie ist die häufigste anatomische Erkrankung des Dickdarms. Die mit der Divertikelkrankheit verbundenen Kosten beliefen sich 2013 in den Vereinigten Staaten auf rund 2,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Klassifikation nach ICD-10
K57.- Divertikulose des Darmes, inkl. Divertikulitis Dünndarm, Dickdarm
K57.0- Divertikulose des Dünndarmes mit Perforation und Abszess oder mit Peritonitis
K57.1- Divertikulose des Dünndarmes ohne Perforation oder Abszess
K57.2- Divertikulose des Dickdarmes mit Perforation und Abszess oder mit Peritonitis
K57.3- Divertikulose des Dickdarmes ohne Perforation oder Abszess
K57.4- Divertikulose sowohl des Dünndarmes als auch des Dickdarmes mit Perforation und Abszess oder mit Peritonitis
K57.5- Divertikulose sowohl des Dünndarmes als auch des Dickdarmes ohne Perforation oder Abszess
K57.8- Divertikulose des Darmes, Teil nicht näher bezeichnet, mit Perforation und Abszess oder mit Peritonitis
K57.9- Divertikulose des Darmes, Teil nicht näher bezeichnet, ohne Perforation oder Abszess, Divertikulose des Darmes o.n.A.
Q43.8 Angeborenes Darmdivertikel
K38.2 Appendixdivertikel
Q43.0 Meckel-Divertikel
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Divertikulitis ist eine Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut (Divertikel) eine Entzündung bildet. Das gehäufte Vorkommen solcher Ausstülpungen heißt Divertikulose und stellt die Vorstufe der Divertikulitis dar. Am häufigsten, das heißt in 95 Prozent der Fälle, ist das Colon sigmoideum betroffen (Sigmadivertikulitis, auch als „Linksseiten-Appendizitis“ bezeichnet). In einem Prozent kann eine Divertikulitis im Colon transversum und in je zwei Prozent im Caecum und im Colon ascendens auftreten. In der Regel handelt es sich bei den Sigmadivertikeln um sogenannte Pseudodivertikel, d. h. die Darmschleimhaut stülpt sich durch Lücken der muskulären Wand durch.

Anzeichen und Symptome

Divertikulitis äußert sich typischerweise durch plötzlich auftretende Bauchschmerzen im unteren Quadranten. Die Patienten haben in der Regel ein erhöhtes C-reaktives Protein und eine hohe Anzahl weißer Blutkörperchen. In Nordamerika und Europa treten die Bauchschmerzen in der Regel auf der linken Unterseite (Sigma) auf, während sie in Asien meist auf der rechten Seite (aufsteigender Dickdarm) zu finden sind. Es können auch Fieber, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung und Blut im Stuhl auftreten.

Komplikationen

Grobe Pathologie eines längs eröffneten Dickdarms (Innenseite/Schleimhaut oben und Außenseite/Serosa unten), die eine Divertikulitis mit zwei Divertikelabszessen zeigt (weiße Pfeile). Die dunkle Färbung rechts ist eine frühere Tätowierung des Dickdarms zur Lokalisierung.

Bei einer komplizierten Divertikulitis kann ein entzündetes Divertikel reißen, wodurch Bakterien von außen in den Dickdarm eindringen können. Breitet sich die Infektion auf die Auskleidung der Bauchhöhle (das Peritoneum) aus, kommt es zu einer Peritonitis. Manchmal können entzündete Divertikel eine Verengung des Darms verursachen, die zu einem Darmverschluss führt. In einigen Fällen haftet der betroffene Teil des Dickdarms an der Blase oder anderen Organen in der Beckenhöhle, wodurch eine Fistel entsteht oder eine abnorme Verbindung zwischen einem Organ und einer angrenzenden Struktur oder einem anderen Organ (im Falle einer Divertikulitis der Dickdarm und ein angrenzendes Organ):

Ursachen

Die Ursachen der Divertikulitis sind nur unzureichend erforscht, wobei etwa 40 Prozent auf die Gene und 60 Prozent auf Umweltfaktoren zurückzuführen sind. Zu den Bedingungen, die das Risiko für die Entwicklung einer Divertikulitis erhöhen, gehören arterielle Hypertonie und Immunsuppression. Fettleibigkeit ist ein weiterer Risikofaktor. Niedrige Vitamin-D-Spiegel werden mit einem erhöhten Divertikulitis-Risiko in Verbindung gebracht.

Ernährung

Es ist unklar, welche Rolle Ballaststoffe in der Ernährung bei Divertikulitis spielen. Es wird oft behauptet, dass eine ballaststoffarme Ernährung ein Risikofaktor ist; die Beweise dafür sind jedoch unklar. Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Verzicht auf Nüsse und Samen das Fortschreiten der Divertikulose zu einer akuten Divertikulitis verhindert. Es scheint sogar so zu sein, dass ein höherer Verzehr von Nüssen und Getreide dazu beitragen könnte, Divertikulitis bei erwachsenen Männern zu vermeiden.

Pathologie

Rechtsseitige Divertikel sind Mikrobrüche der Dickdarmschleimhaut und der Submukosa durch die Muskelschicht des Dickdarms, in die Blutgefäße eindringen. Bei linksseitigen Divertikeln handelt es sich um Pseudodivertikel, da die Hernie nicht durch alle Schichten des Kolons verläuft. Es wird angenommen, dass sich die Divertikulitis aufgrund von Veränderungen im Dickdarm entwickelt, einschließlich eines hohen Drucks aufgrund abnorm starker Kontraktionen.

Diagnose

Divertikulitis im linken unteren Quadranten in der axialen Ansicht eines CT-Scans (die Anomalie befindet sich im eingekreisten Bereich)
Divertikulitis auf einem CT-Scan in koronaler Ansicht
Divertikulitis mit akuter eitriger Entzündung, die sich in das subserosale Fettgewebe ausbreitet

Menschen mit den oben genannten Symptomen werden in der Regel mit einer Computertomographie oder einem CT-Scan untersucht. Eine Ultraschalluntersuchung kann eine Voruntersuchung auf Divertikulitis liefern. Zu den Befunden, die im Ultraschall zu sehen sind, gehören nicht-komprimierende Ausstülpungen der Darmwand, hypoechoische und verdickte Wände oder obstruktive Fäkalien an der Darmwand. Außerdem kann im Ultraschall ein Darmwandödem mit angrenzendem hyperechoischem Mesenterium gesehen werden. Die CT-Untersuchung ist jedoch die wichtigste Methode zur Diagnose der Divertikulitis und ihrer Komplikationen. Die Diagnose einer akuten Divertikulitis wird mit Sicherheit gestellt, wenn das betroffene Segment Divertikel enthält. Die CT-Bilder zeigen eine lokale Verdickung der Dickdarmwand, wobei sich die Entzündung bis in das den Dickdarm umgebende Fettgewebe ausbreitet. Zu den Komplikationen, die im CT zu sehen sind, gehören: Abszesse, Perforation, Pylephlebitis, Darmverschluss, Blutung und Fistel.

Ein Bariumeinlauf und eine Koloskopie sind in der akuten Phase der Divertikulitis wegen der Gefahr einer Perforation kontraindiziert.

Klassifizierung nach Schweregrad

In der Literatur wurden kürzlich vier Klassifizierungen nach Schweregrad veröffentlicht. Die jüngste und am weitesten akzeptierte ist die folgende:

  • Stadium 0 - asymptomatische Divertikulose
  • Stadium 1a - unkomplizierte Divertikulitis
  • Stadium 1b - Divertikulitis mit phlegmonöser Peridivertikulitis
  • Stadium 2a - Divertikulitis mit verdeckter Perforation und Abszess mit einem Durchmesser von einem Zentimeter oder weniger
  • Stadium 2b - Divertikulitis mit einem Abszess von mehr als einem Zentimeter
  • Stadium 3a - Divertikulitis mit Symptomen, aber ohne Komplikationen
  • Stadium 3b - rezidivierende Divertikulitis ohne Komplikationen
  • Stadium 3c - rezidivierende Divertikulitis mit Komplikationen

Der Schweregrad der Divertikulitis kann anhand der Hinchey-Klassifikation röntgenologisch eingestuft werden.

Differentialdiagnosen

Zu den Differentialdiagnosen gehören Dickdarmkrebs, entzündliche Darmerkrankungen, ischämische Kolitis und Reizdarmsyndrom sowie eine Reihe von urologischen und gynäkologischen Erkrankungen. Bei unkomplizierter Divertikulitis liegt in weniger als 1 % der Fälle Krebs vor.

  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa
  • Kolonkarzinom, Sigmakarzinom
  • Reizdarmsyndrom
  • ischämische Colitis
  • Strahlenschäden am Darm
  • gynäkologische Erkrankungen wie Adnexitis, stielgedrehter Adnextumor, Extrauteringravidität

Behandlung

Die Behandlung erfolgt in der Regel im Krankenhaus, nur bei leichten Divertikulitiden kann eine ambulante Antibiotikabehandlung in Betracht gezogen werden. Mögliche Antibiotika sind Metronidazol, Ciprofloxacin und Cefuroxim. Initiale Nulldiät mit parenteraler Ernährung oder flüssige Ernährung können durch Ruhigstellung des Darmes ggf. das Befinden des Patienten bessern. Die Auflage von Eis auf die betroffene Region des Bauches (sog. Eisblase) kann den Entzündungsschmerz lindern und eventuell die Entzündung an einer weiteren Ausbreitung hindern. Da die Gefahr eines Rezidives mit Komplikationen (wie z. B. einer Perforation und dann kotiger Peritonitis) besteht, wird insbesondere bei rezidivierender Divertikulitis eine Resektion des betroffenen Darmabschnittes im entzündungsfreien Intervall empfohlen. Diese generelle OP-Indikation ab dem 2. Schub gilt heute als obsolet. Die OP-Indikation richtet sich heutzutage nach dem Komplikationsverlauf, sodass mehrere unkomplizierte Rezidive nicht zwingend operationswürdig sind. Diese elektive Operation kann heutzutage meist laparoskopisch durchgeführt werden. Kommt es zu Komplikationen wie einer Perforation oder einer starken Blutung, ist meist eine sofortige Operation erforderlich. Eine Notfalloperation nach einer schweren Komplikation wird meist in Form der sogenannten Hartmann-OP durchgeführt, d. h. es wird vorübergehend ein Enterostoma angelegt, um eine Vernähung zweier entzündeter Darmabschnitte zu vermeiden – eine einzeitige Operation ohne Enterostoma ist aber auch hier grundsätzlich möglich. Im Falle einer gedeckten Perforation, d. h. einer Perforation, die von benachbarten Organen abgedichtet wird, genügt meist eine konservative Therapie. Ein Abszess im entzündeten Darmabschnitt kann heutzutage auch perkutan drainiert werden. Die Letalität liegt bei phlegmonöser Divertikulitis unter einem Prozent, bei abszedierender Divertikulitis bei ca. 1 bis 3 Prozent und bei einer freien Perforation bei 12 bis 24 Prozent.

Die meisten Fälle von einfacher, unkomplizierter Divertikulitis sprechen auf eine konservative Therapie mit Darmentlastung an.

Ernährung

Die Betroffenen können auf eine ballaststoffarme Diät gesetzt werden. Früher ging man davon aus, dass eine ballaststoffarme Diät dem Dickdarm ausreichend Zeit zur Heilung gibt. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2011 ergab, dass ballaststoffarme Diäten bei der Behandlung von Divertikeln nicht überlegen sind und dass eine ballaststoffreiche Ernährung Divertikeln vorbeugen kann. Eine 2012 veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit fand keine qualitativ hochwertigen Studien, stellte aber fest, dass einige Studien und Leitlinien eine ballaststoffreiche Ernährung zur Behandlung der symptomatischen Erkrankung befürworten. Es wurde zwar vorgeschlagen, dass Probiotika für die Behandlung nützlich sein könnten, doch gibt es derzeit weder Belege für noch gegen diese Behauptung.

Antibiotika

Eine leichte, unkomplizierte Divertikulitis ohne systemische Entzündung sollte nicht mit Antibiotika behandelt werden. Bei leichten, unkomplizierten und nicht eitrigen Fällen von akuter Divertikulitis haben eine symptomatische Behandlung, intravenöse Flüssigkeitszufuhr und Schonung des Darms kurz- und mittelfristig keine schlechteren Ergebnisse als ein chirurgischer Eingriff und scheinen nach 24 Monaten die gleichen Ergebnisse zu haben. Bei einem durch eine Computertomographie bestätigten Abszess sprechen einige Belege und klinische Leitlinien vorläufig für den Einsatz oraler oder intravenöser Antibiotika bei kleineren Abszessen (< 5 cm) ohne systemische Entzündung, während bei größeren Abszessen (> 5 cm) eine perkutane oder laparoskopische Drainage erforderlich sein kann. Bei einer perforierten Divertikulitis mit Peritonitis ist eine Notoperation erforderlich.

Chirurgie

Indikationen für einen chirurgischen Eingriff sind die Bildung von Abszessen oder Fisteln und ein Darmdurchbruch mit Peritonitis. Diese treten jedoch nur selten auf. Ein chirurgischer Eingriff wegen eines Abszesses oder einer Fistel ist entweder dringend oder elektiv angezeigt. Der Zeitpunkt der elektiven Operation wird anhand von Faktoren wie dem Krankheitsstadium, dem Alter des Betroffenen, seinem allgemeinen Gesundheitszustand, der Schwere und Häufigkeit der Anfälle und dem Fortbestehen der Symptome nach dem ersten akuten Schub bestimmt. In den meisten Fällen wird eine elektive Operation als angezeigt erachtet, wenn die Risiken der Operation geringer sind als die Risiken der Komplikationen der Divertikulitis. Eine elektive Operation ist frühestens sechs Wochen nach der Genesung von dem akuten Ereignis angezeigt. Eine Notoperation ist bei einem Darmdurchbruch mit Peritonitis angezeigt.

Technik

Der erste chirurgische Eingriff besteht aus einer Resektion und einer primären Anastomose. Diese erste Phase der Operation wird bei Menschen durchgeführt, die einen gut vaskularisierten, nicht ödematösen und spannungsfreien Darm haben. Der proximale Rand sollte ein Bereich des biegsamen Dickdarms ohne Hypertrophie oder Entzündung sein. Der distale Rand sollte bis zum oberen Drittel des Rektums reichen, wo die Taenie zusammenwächst. Es muss nicht der gesamte divertikeltragende Dickdarm entfernt werden, da Divertikel, die proximal des Colon descendens oder des Colon sigmoideum liegen, wahrscheinlich nicht zu weiteren Symptomen führen.

Vorgehensweise

Die Operation der Divertikulitis besteht aus einer Darmresektion mit oder ohne Kolostomie. Beides kann durch die traditionelle Laparotomie oder durch laparoskopische Chirurgie durchgeführt werden. Die traditionelle Darmresektion erfolgt durch einen offenen chirurgischen Zugang, die so genannte Kolektomie. Bei einer Kolektomie wird die Person in Vollnarkose versetzt. Der Chirurg, der eine Kolektomie durchführt, nimmt einen Schnitt in der unteren Mittellinie des Bauches oder einen seitlichen unteren Querschnitt vor. Der kranke Teil des Dickdarms wird entfernt, und die beiden gesunden Enden werden wieder zusammengenäht oder -geklammert. Eine Kolostomie kann durchgeführt werden, wenn der Darm während der Heilung von seiner normalen Verdauungsarbeit entlastet werden muss. Bei einer Kolostomie wird eine vorübergehende Öffnung des Dickdarms an der Hautoberfläche geschaffen, und das Ende des Dickdarms wird durch die Bauchdecke geführt, wobei ein abnehmbarer Beutel daran befestigt wird. Die Ausscheidungen werden in dem Beutel aufgefangen.

Die meisten Chirurgen ziehen es jedoch vor, die Darmresektion laparoskopisch durchzuführen, vor allem weil die postoperativen Schmerzen geringer sind und die Genesung schneller erfolgt. Bei der laparoskopischen Chirurgie handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren, bei dem drei bis vier kleinere Schnitte im Bauchraum oder im Nabel vorgenommen werden. Nach den Einschnitten in den Bauchraum werden Trokare platziert, über die eine Kamera und andere Geräte in die Bauchhöhle eingeführt werden können. Das Omentum major wird gespiegelt und der betroffene Darmabschnitt wird mobilisiert. Die laparoskopische Sigmaresektion (LSR) hat im Vergleich zur offenen Sigmaresektion (OSR) gezeigt, dass die LSR der OSR bei akuter symptomatischer Divertikulitis nicht überlegen ist. Außerdem war die laparoskopische Lavage bei perforierter Divertikulitis mit Peritonitis ebenso sicher wie die Resektion.

Manöver

Die gesamte Dickdarmchirurgie umfasst nur drei Manöver, die je nach Darmregion und Art der Erkrankung unterschiedlich komplex sein können. Die Manöver sind die Retraktion des Dickdarms, die Durchtrennung der Dickdarmansätze und die Dissektion des Mesenteriums. Nach der Resektion des Dickdarms durchtrennt der Chirurg in der Regel die Anhänge zur Leber und zum Dünndarm. Nachdem die Mesenterialgefäße durchtrennt sind, wird der Dickdarm mit speziellen chirurgischen Klammern durchtrennt, die den Darm verschließen, während sie zwischen den Klammerlinien schneiden. Nach der Resektion des betroffenen Darmabschnitts werden die verbleibenden Darmabschnitte mit Hilfe eines Ambosses und eines Dorns anastomosiert. Die Anastomose wird bestätigt, indem der Hohlraum mit normaler Kochsalzlösung gefüllt und auf Luftblasen überprüft wird.

Darmresektion mit Kolostomie

Wenn eine übermäßige Entzündung des Dickdarms eine primäre Darmresektion zu riskant macht, bleibt eine Darmresektion mit Kolostomie eine Option. Diese auch als Hartmann-Operation bekannte Operation ist komplizierter und in der Regel lebensbedrohlichen Fällen vorbehalten. Die Darmresektion mit Kolostomie bedeutet eine vorübergehende Kolostomie, an die sich eine zweite Operation zur Umkehrung der Kolostomie anschließt. Der Chirurg legt eine Öffnung in der Bauchdecke an (Kolostomie), um die Infektion und Entzündung zu beseitigen. Der Dickdarm wird durch die Öffnung geführt und alle Abfälle werden in einem externen Beutel gesammelt.

Die Kolostomie ist in der Regel vorübergehend, kann aber auch dauerhaft sein, je nach Schwere des Falls. In den meisten Fällen erfolgt einige Monate später, nachdem die Entzündung abgeheilt ist, ein weiterer größerer chirurgischer Eingriff, bei dem der Chirurg den Dick- und Enddarm wieder zusammenfügt und die Kolostomie rückgängig macht.

Epidemiologie

Von der Divertikulitis sind meist ältere Menschen betroffen. In den westlichen Ländern betrifft die Divertikelkrankheit am häufigsten das Colon sigmoideum (95 Prozent der Divertikulitis-Patienten). Die Zahl der an Divertikeln erkrankten Menschen stieg von geschätzten 10 Prozent in den 1920er Jahren auf 35 bis 50 Prozent in den späten 1960er Jahren. Bei 65 Prozent der über 85-Jährigen ist davon auszugehen, dass sie in irgendeiner Form an einer Divertikelkrankheit des Dickdarms leiden. Weniger als 5 Prozent der Menschen im Alter von 40 Jahren und jünger sind von einer Divertikelkrankheit betroffen.

Die linksseitige Divertikelkrankheit (mit Beteiligung des Sigmas) ist in den westlichen Ländern am häufigsten, während die rechtsseitige Divertikelkrankheit (mit Beteiligung des aufsteigenden Dickdarms) in Asien und Afrika häufiger vorkommt. Bei 4 bis 15 % der Menschen mit Divertikulose kann sich im weiteren Verlauf eine Divertikulitis entwickeln.

Entstehung

Da Divertikel kotgefüllt sind, kann es durch Eindickung des Divertikelinhalts zur Entwicklung von sogenannten Kotsteinen kommen. Diese können zu Drucknekrosen der Schleimhaut im Divertikel führen, was wiederum Entzündungen der Divertikelschleimhaut zur Folge hat. Die Entzündung greift auf die Umgebung über, so dass es je nach Ausbreitungsrichtung zu Eiteransammlungen (Abszedierungen) im Fettgewebe oder zum Übergreifen auf umliegende Organe kommen kann. So können Fistelbildungen des Dickdarms mit anderen Darmregionen, der Harnblase oder auch der Scheide entstehen. Bei rasanter Geschwindigkeit des Entzündungsprozesses, wie es bei sehr alten Personen oder bei mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelten Patienten der Fall sein kann, resultiert eine akut lebensbedrohliche freie Bauchfellentzündung (Peritonitis). Bei langandauernden Verläufen führt die entzündungsbedingte Verdickung der Darmwand zur Engstellung der Lichtung, was eine inkomplette (Subileus oder chronischer Ileus) oder komplette Störung der Darmpassage zur Folge haben kann, was als Darmverschluss (oder Ileus) bezeichnet wird.

Symptome und Diagnostik

Sigmadivertikulitis in der axialen Computertomographie. Deutliche Wandverdickung und multiple Divertikel.
Sigmadivertikulitis in der Sonographie. Deutliche Wandverdickung.

An Symptomen besteht ein plötzlich auftretender Schmerz über dem betroffenen Darmabschnitt am häufigsten im linken Unterbauch (deshalb auch Linksseiten-Appendizitis) oft mit Ausstrahlung in den Rücken und mit einer auf diesen Bereich begrenzten Peritonitis. Daneben sind häufige Symptome Fieber, Übelkeit, Erbrechen, eine Veränderung des Stuhlverhaltens von Durchfall bis Verstopfung mit Eiter und Schleim im Stuhl und Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Dysurie genannt. In den Laborwerten fallen eine Erhöhung des CRPs und der Leukozyten auf. Teilweise kann bei der Untersuchung des Bauches des Betroffenen ein walzenförmiger Tumor (Tumor im Sinne einer raumfordernden Geschwulst) getastet werden. Die weitere Diagnostik erfolgt u. a. mit dem Ultraschall und einer CT-Untersuchung des Bauches. Im Intervall sollte auch eine Darmspiegelung erfolgen, um andere – insbesondere bösartige – Erkrankungen auszuschließen.

Stadieneinteilung

In der S2k-Leitlinie "Divertikelkrankheit/Divertikulitis" der AWMF von Mai 2014 wurde die Klassifikation der Divertikelkrankheit und Divertikulitis festgelegt, die sich an die Klassifikation von Hansen und Stock anlehnt.

Stadium Bezeichnung Klinik
Typ 0 Asymptomatische Divertikulose Zufallsbefund; asymptomatisch; Keine Krankheit
Typ 1 Akute unkomplizierte Divertikelkrankheit/Divertikulitis
Typ 1a - Divertikulitis/Divertikelkrankheit ohne Umgebungsreaktion Auf die Divertikel beziehbare Symptome; Entzündungszeichen (Labor); optional: Typische Schnittbildgebung
Typ 1b - Divertikulitis mit phlegmonöser Umgebungsreaktion Entzündungszeichen (Labor); obligat: Schnittbildgebung: phlegmonöse Divertikulitis
Typ 2 Akute komplizierte Divertikulitis wie 1b, zusätzlich:
Typ 2a - Mikroabszess, gedeckte Perforation, kleiner Abszess (≤ 1 cm); minimale parakolische Luft
Typ 2b - Makroabszess, gedeckte Perforation, Para- oder mesokolischer Abszess (>1 cm)
Typ 2c - Freie Perforation, freie Luft/Flüssigkeit; generalisierte Peritonitis
Typ 2c1    - Eitrige Peritonitis
Typ 2c2    - Fäkale Peritonitis
Typ 3 Chronische Divertikelkrankheit; Rezidivierende oder anhaltende symptomatische Divertikelkrankheit
Typ 3a - Symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (SUDD) Typische Klinik; Entzündungszeichen (Labor): optional
Typ 3b - Rezidivierende Divertikulitis ohne Komplikationen Entzündungszeichen (Labor) vorhanden; Schnittbildgebung: typisch
Typ 3c - Rezidivierende Divertikulitis mit Komplikationen Nachweis von Stenosen, Fisteln, Konglomerat
Typ 4 Divertikelblutung Nachweis der Blutungsquelle

Ursprüngliche Stadieneinteilung nach Hansen und Stock

Für den klinischen Alltag wurde von Hansen und Stock ursprünglich folgende Klassifikation vorgeschlagen. Sie stellt eine prätherapeutische Grundlage für die stadiengerechte Therapie der Divertikulitis dar. Es werden die Befunde der klinischen Untersuchung, des Kolon-Kontrasteinlaufs oder der Koloskopie und der Computertomografie des Bauches berücksichtigt.

Stadium Bezeichnung Klinik
0 Divertikulose keine
I akute unkomplizierte Divertikulitis Schmerzen im Unterbauch, ggf. Fieber
II akute komplizierte Divertikulitis
II a Peridivertikulitis, phlegmonöse Divertikulitis Druckschmerz, lokale Abwehrspannung, tastbare Resistenz, Fieber
II b abszedierende Divertikulitis, gedeckte Perforation Lokaler Peritonismus, Fieber, Darmatonie
II c freie Divertikelperforation akutes Abdomen
III chronisch rezidivierende Divertikulitis rezidivierender Unterbauchschmerz, Obstipation, Subileus

Komplikationen

Sigmadivertikulitis mit Perforation und kleinem Abszess
  • gedeckte Perforation, perikolischer Abszess, Douglasabszess
  • freie Perforation, Peritonitis
  • Stenose, evtl. Ileus
  • Blutungen (meist Caecum-Divertikel)
  • Fistel (z. B. Blase-Darm, eventuell mit Pneumaturie)