Schmetterlingsflieder
Buddleja davidii ⓘ | |
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Wissenschaftliche Klassifizierung | |
Königreich: | Pflanzen (Plantae) |
Klade: | Tracheophyten |
Klade: | Angiospermen |
Klade: | Eudikotyledonen |
Klade: | Asteroiden |
Ordnung: | Lamiales |
Familie: | Scrophulariaceae |
Gattung: | Buddleja |
Spezies: | B. davidii
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Binomialer Name | |
Buddleja davidii Franch.
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Synonyme | |
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Buddleja davidii (Schreibvariante Buddleia davidii), auch Sommerflieder, Schmetterlingsbusch oder Orangenauge genannt, ist eine Blütenpflanzenart aus der Familie der Scrophulariaceae, die in den zentralchinesischen Provinzen Sichuan und Hubei sowie in Japan heimisch ist. Sie ist eine weit verbreitete Zierpflanze und wird in vielen benannten Sorten angebaut. Die Gattung wurde nach Reverend Adam Buddle, einem englischen Botaniker, Buddleja genannt. Der Artname davidii ehrt den französischen Missionar und Entdecker in China, Pater Armand David, der als erster Europäer von diesem Strauch berichtete. Er wurde in der Nähe von Ichang von Dr. Augustine Henry um 1887 gefunden und nach St. Petersburg geschickt. Ein anderer Botaniker und Missionar in China, Jean-André Soulié, schickte Samen an die französische Baumschule Vilmorin, und B. davidii kam in den 1890er Jahren in den Handel. ⓘ
B. davidii wurde 1898 mit dem RHS Award of Merit (AM) und 1941 mit dem Award of Garden Merit (AGM) ausgezeichnet. ⓘ
Der Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii), auch Sommerflieder, Gewöhnlicher Sommerflieder, Schmetterlingsstrauch oder Fliederspeer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Sommerflieder (Buddleja) in der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae). Mit den im Deutschen einfach als Flieder (Syringa) bezeichneten Ziersträuchern oder -bäumen aus der Familie der Ölbaumgewächse ist er nur über die Ordnung (Lamiales) verwandt. ⓘ
Beschreibung
Buddleja davidii ist ein wüchsiger Strauch mit bogigem Wuchs, der bis zu 5 m hoch wird. Die blassbraune Rinde wird mit zunehmendem Alter tief rissig. Die Zweige sind im Schnitt viereckig, die jüngeren Triebe sind mit einem dichten Indumentum bedeckt. Die gegenständigen, lanzettlichen Blätter sind 7-13 cm lang und in jungen Jahren an der Unterseite filzig behaart. Die nach Honig duftenden lila bis violetten Blütenstände sind endständige Rispen, < 20 cm lang. Die Blüten sind perfekt (mit männlichen und weiblichen Teilen), also zwittrig und nicht einhäusig (getrennte männliche und weibliche Blüten auf derselben Pflanze), wie oft fälschlicherweise behauptet wird. Ploidie 2n = 76 (tetraploid). ⓘ
Buddleja davidii, nach Leeuwenberg
In seiner 1979 erschienenen Revision der Taxonomie der afrikanischen und asiatischen Buddleja-Arten stufte der niederländische Botaniker Anthonius Leeuwenberg die sechs Varietäten der Art als Synonyme des Typs ein, da er sie als Teil der natürlichen Variation einer Art ansah und sie keine Anerkennung als Sorte verdienten. Die Taxonomie von Leeuwenberg wurde in der 1996 veröffentlichten Flora of China übernommen. Da die Unterscheidungen der früheren Varietäten im Gartenbau jedoch immer noch weithin anerkannt sind, werden sie hier getrennt behandelt: ⓘ
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Vegetative Merkmale
Der Schmetterlingsflieder wächst in Mitteleuropa als nur undeutlich sein Laub abwerfender Strauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 5 Metern erreichen kann. Die fast vierkantigen Zweige besitzen eine charakteristische, filzig behaarte Rinde. ⓘ
Die Laubblätter sind gegenständig an den Zweigen angeordnet. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von bis zu 25 Zentimetern sowie einer Breite von etwa 7 Zentimetern schmal-lanzettlich und der Blattrand ist schwach gezähnt. Die Blattoberseite zeigt eine dunkelgrüne Farbgebung, die Blattunterseite ist graufilzig behaart. Die meist vorhandenen Nebenblätter sind mit einem Durchmesser von 1 bis 6 Millimetern fast kreisförmig bis eiförmig. ⓘ
Generative Merkmale
Der endständige, aufrechte, dichte, schmalkegelige, anscheinend traubige oder thyrsoid zymöse Blütenstand erreicht eine Länge von 4 bis zu 30 Zentimeter und einen Durchmesser von 2 bis 5 Zentimeter. Die unteren Hochblätter sind laubblattförmig, die anderen sind klein und linealisch. ⓘ
Im Juni öffnen sich die angenehm nach Honig duftenden Blüten. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier 2 bis 3,5 Millimeter langen Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen. Die vier lilafarbenen Blütenkronblätter sind zu einer etwa 1 Zentimeter langen, engen Kronröhre verwachsen mit ausgebreiteten Kronzipfeln. Sie sind im Bereich des Röhreneingangs kräftig gelb; bei der Wildform ist die restliche Blüte blaulila. Gartenformen können auch weiße, rosafarbene, purpurrote oder dunkelviolette Blüten haben. Die Narben und Staubbeutel bleiben in der Kronröhre verborgen. ⓘ
Die zweiklappigen, braunen Kapselfrüchte weisen eine Länge von 5 bis 9 Millimetern und einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Millimetern auf. Die Samen sind bei einer Länge von 2 bis 4 Millimetern und einem Durchmesser von etwa 0,5 Millimetern ellipsoid, spanförmig. ⓘ
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 76. ⓘ
Kultivierung
Buddleja davidii-Sorten werden weltweit als Zierpflanzen und wegen des Wertes ihrer Blüten als Nektarquelle für viele Schmetterlingsarten sehr geschätzt. Die Pflanze bietet jedoch keine Nahrung für Schmetterlingslarven, und Buddlejas könnten die Wirtspflanzen, die die Raupen benötigen, verdrängen. ⓘ
Die Art und ihre Kultivare können die strengen Winter in nördlichen oder montanen Klimazonen nicht überstehen, da sie bei Temperaturen unter -15 bis -20 °C absterben. ⓘ
Jüngeres Holz ist blühfreudiger, so dass der Strauch, auch wenn die Fröste den vorjährigen Wuchs nicht abtöten, in der Regel im Frühjahr nach Ende der Fröste stark zurückgeschnitten wird, um das neue Wachstum zu fördern. Die verbrauchten Blütenrispen können entfernt werden, um die lästige Selbstaussaat zu verringern und die weitere Blütenproduktion zu fördern; dadurch wird die Blütezeit verlängert, die ansonsten auf etwa sechs Wochen begrenzt ist, obwohl die Blüten der zweiten und dritten Blüte stets kleiner sind. ⓘ
Widerstandsfähigkeit: USDA-Zonen 5-9. ⓘ
Es gibt etwa 180 davidii-Sorten sowie zahlreiche Hybriden mit B. globosa und B. fallowiana, die in Gärten angebaut werden. Viele Kultivare sind Zwergpflanzen, die nicht höher als 1,5 m werden. ⓘ
Die folgenden davidii-Sorten erhielten 2012 den RHS Award of Garden Merit:- ⓘ
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Ein Leiter der Pflanzenbewertung im Botanischen Garten von Chicago in Glencoe, Illinois (USDA-Härtezone 5b), bewertete während eines sechsjährigen Versuchszeitraums fast 50 Buddlejia-Sorten und -Kultivare und fasste 2015 die Eigenschaften der einzelnen Sorten und die Ergebnisse der Studie zusammen. Die folgenden neun B. davidii-Sorten erhielten die höchsten Bewertungen:
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Universitätsstudien haben ergeben, dass nektarisierende Schmetterlinge einige Buddleja-Kulturen stärker bevorzugen als andere, wobei Lo & Behold 'Blue Chip' und 'Pink Delight' eine Liste von elf Arten anführen. ⓘ
Invasive Arten
Buddleja davidii wurde in einer Reihe von Ländern der gemäßigten Zonen, darunter das Vereinigte Königreich, die Republik Irland und Neuseeland, als invasive Art oder schädliches Unkraut" eingestuft. Sie ist in Australien und in vielen Städten Mittel- und Südeuropas eingebürgert, wo sie sich auf offenen Flächen und in Gärten ausbreiten kann. ⓘ
B. davidii wurde erstmals 1922 als invasive Art im Vereinigten Königreich nachgewiesen. Heute ist sie dort häufig entlang von Bahnlinien und auf dem Gelände von verlassenen Fabriken und anderen Gebäuden zu finden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Pflanze häufig auf städtischen Bombenabwurfplätzen, was ihr den Spitznamen "Bombenabwurfplatzpflanze" einbrachte. ⓘ
B. davidii ist in den Vereinigten Staaten weit verbreitet, wo sie Berichten zufolge in einigen, aber nicht allen Gebieten, in denen sie angepflanzt wurde, invasiv geworden ist. Obwohl ihre Blüten vielen einheimischen Schmetterlingen und anderen Bestäubern Nahrung bieten, ist die Anpflanzung dieser Art inzwischen umstritten. Um die Aussaat zu verhindern und die weitere Blüte zu fördern, müssen die Blüten entfernt werden, sobald sie verblüht sind (deadheaded"). ⓘ
Inzwischen gibt es eine Reihe von Buddleja-Sorten mit verschiedenen Größen und Blütenfarben, die entweder steril sind oder weniger als 2 % lebensfähige Samen produzieren. Der nordwestliche US-Bundesstaat Oregon, der B. davidii als schädliches Unkraut" einstufte und zunächst die Einfuhr, den Transport, den Kauf, den Verkauf oder die Vermehrung aller Sorten verbot, änderte 2009 seine Quarantäne, um diese Sorten zuzulassen, wenn sie zugelassen sind oder sich als interspezifische Hybriden erweisen. Der benachbarte Bundesstaat Washington hat ähnliche Maßnahmen wie Oregon ergriffen, um den Verkauf von Baumschulen zwischen den beiden Bundesstaaten anzugleichen. Monarch Watch empfiehlt, nur männlich-sterile "Flutterby"-Kulturen zu pflanzen. ⓘ
Nicht-invasive Buddleja-Kulturen
Verkäufer haben die folgenden nicht-invasiven" Buddleja-Sorten auf den Markt gebracht:
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Monarchfalter bei der Nahrungsaufnahme an einer Buddleja-Blüte, Connecticut, Vereinigte Staaten
Blätter ⓘ
Ökologie
Die Bestäubung erfolgt durch langrüsselige Insekten, insbesondere durch Tagfalter und das Taubenschwänzchen. Auch Honigbienen, Hummeln und Holzbienen gehören zu den Blütenbesuchern und -bestäubern. ⓘ
Hummeln und anderen Bienen, Schmetterlingen und Taubenschwänzchen bietet der Schmetterlingsflieder eine reichhaltige Nektarquelle besonders in der blütenarmen Zeit im Juli und August. ⓘ
Die Samen werden als Ballonflieger über den Wind ausgebreitet. Die Samenschale besitzt an beiden Enden blasige Gebilde, die als kleine Flügel die Windausbreitung unterstützen. Pro Jahr kann ein Exemplar ungefähr 20 Millionen Samen bilden. ⓘ
Giftigkeit
Der Schmetterlingsstrauch wird als wenig giftig eingestuft, wobei alle Pflanzenteile giftig sind, im Besonderen die Blätter und die Samen. Wirkstoffe sind die Glykoside Catalpol, Methylcatalpol, Aucubin und verschiedene Saponine. ⓘ
Vorkommen
Der Schmetterlingsflieder stammt aus China und Tibet. ⓘ
Der Schmetterlingsflieder wird in den gemäßigten Gebieten weltweit als Zierpflanze verwendet. Als Gartenflüchtling etablierte sich der Schmetterlingsflieder in diesen Gebieten auch in der freien Natur. Er ist in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland ein Neophyt. Der Schmetterlingsflieder gedeiht auf skelettreichen Böden gut. Man findet ihn daher auf Gleisanlagen, an Bach- oder Flussufern oder auf dem Trümmerschutt in den Städten der Nachkriegsjahre. Im Alpenraum findet er sein Optimum in Gesellschaften des Verbands Sambuco-Salicion. ⓘ
1928 wurde der Schmetterlingsflieder das erste Mal in Deutschland auf einer Kiesbank im Rhein entdeckt. Er ist heute eine häufig zu findende Pflanzenart entlang von Bahngleisen und auf brach liegenden Industrieflächen sowie entlang von Uferböschungen. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist durch das Winterklima bestimmt. Bei Wintertemperaturen unter 20 Grad Minus sterben die Pflanzenexemplare in der Regel ab. Im Vereinigten Königreich und in der Schweiz wird der Schmetterlingsflieder als invasive Art bewertet (und in die Schwarze Liste der invasiven Neophyten der Schweiz aufgenommen), die durch ihre rasche und schnelle Ausbreitung die Tendenz habe, die Artenvielfalt zu reduzieren. ⓘ
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch). ⓘ
Systematik
Die Erstbeschreibung erfolgte 1887 durch den französischen Botaniker Adrien René Franchet Das Artepitheton davidii ehrt den französischen Naturforscher in China und Lazaristenpater Armand David. Ein Synonym für Buddleja davidii Franch. ist Buddleja variabilis Hemsl. ⓘ
Der Schmetterlingsflieder wurde in die Familie der Schmetterlingsfliedergewächse (Buddlejaceae) gestellt, bis diese durch molekularbiologische Untersuchungen in die Braunwurzgewächse eingegliedert wurden. Dies wurde zuvor schon durch die Lebensweise von Rüsselkäfern der Gattung Cionus angedeutet, von denen Cionus hortulanus in Europa auf Braunwurzen und Königskerzen spezialisiert ist (beide Braunwurzgewächse), aber auch an Buddleja gefunden wurde. ⓘ
Vor allem im gärtnerischen Zusammenhang werden eine Reihe von Varietäten von Buddleja davidii aufgeführt. Diese sind teilweise in früheren Jahrzehnten auch botanisch beschrieben worden, werden aber heute nicht mehr anerkannt und sind mit der typischen Varietät synonymisiert worden, so dass heute meist keine Varietäten mehr unterschieden werden. Unterschieden werden eine Reihe durch Züchtung aus verschiedenen chinesischen Wildherkünften gewonnenen Sorten und Cultivare, die sich etwa in der Wuchshöhe und der Blütenfarbe unterscheiden. ⓘ
Diese Art wurde durch einen französischen Missionar, Armand David, im Jahr 1869 nach Europa eingeführt und ihm zu Ehren davidii benannt. Unabhängig davon wurde sie 1887 durch den irischen Botaniker und Sinologen Augustine Henry (1857–1930) aus Yichang importiert und durch William Botting Hemsley als Buddleja variabilis erneut beschrieben, die Synonymie wurde erst 25 Jahre später bemerkt. Die meisten heutigen Gartenpflanzen gehen auf durch Louis de Vilmorin und Ernest Wilson Ende des 19. Jahrhunderts gesammeltes Material zurück. ⓘ
Ähnliche Arten
Neben Buddleja davidii und seinen Sorten ist in den Parks und Gärten in den Gemäßigten Breiten auch noch der Wechselblättrige Sommerflieder (Buddleja alternifolia) verbreitet. Im Gegensatz zu Buddleja davidii blüht er an den vorjährigen Zweigen. ⓘ