Desloratadin

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Desloratadin
Desloratadine.svg
Desloratadine 3D ball-and-stick.png
Klinische Daten
HandelsnamenClarinex, Aerius, Allex, andere
AHFS/Drugs.comMonographie
MedlinePlusa602002
Lizenz-Daten
  • EU EMA: nach INN
  • US DailyMed: Desloratadin
  • US FDA: Desloratadin
Schwangerschaft
Kategorie
  • AU: B1
Wege der
Verabreichung
Durch den Mund (Tabletten, Lösung)
ATC-Code
Rechtlicher Status
Rechtlicher Status
  • AU: S2 (Apothekenpflichtiges Arzneimittel)
  • CA: OTC
  • UK: POM (Verschreibungspflichtig)
  • US: ℞-only
  • EU: Rx-only
Pharmakokinetische Daten
BioverfügbarkeitSchnell resorbiert
Proteinbindung83 bis 87%
StoffwechselUGT2B10, CYP2C8
Stoffwechselprodukte3-Hydroxydesloratadin
Beginn der Wirkunginnerhalb von 1 Stunde
Eliminationshalbwertszeit27 Stunden
Dauer der Wirkungbis zu 24 Stunden
Ausscheidung40% als konjugierte Metaboliten in den Urin
Ähnliche Menge mit den Fäkalien
Bezeichner
IUPAC-Bezeichnung
  • 8-chloro-6,11-dihydro-11-(4-piperdinylidene)- 5H-benzo[5,6]cyclohepta[1,2-b]pyridine
CAS-Nummer
PubChem CID
IUPHAR/BPS
DrugBank
ChemSpider
UNII
KEGG
ChEBI
ChEMBL
Chemische und physikalische Daten
FormelC19H19ClN2
Molekulare Masse310,83 g-mol-1
3D-Modell (JSmol)
SMILES
  • Clc4cc2c(C(/c1ncccc1CC2)=C3/CCNCC3)cc4
InChI
  • InChI=1S/C19H19ClN2/c20-16-5-6-17-15(12-16)4-3-14-2-1-9-22-19(14)18(17)13-7-10-21-11-8-13/h1-2,5-6,9,12,21H,3-4,7-8,10-11H2 check
  • Schlüssel:JAUOIFJMECXRGI-UHFFFAOYSA-N check
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Desloratadin (Handelsnamen Clarinex und Aerius) ist ein trizyklischer inverser H1-Agonist, der zur Behandlung von Allergien eingesetzt wird. Es ist ein aktiver Metabolit von Loratadin.

Es wurde 1984 patentiert und kam 2001 in den medizinischen Gebrauch.

Strukturformel
Strukturformel von Desloratadin
Allgemeines
Freiname Desloratadin
Andere Namen

8-Chlor-11-(piperidin-4-yliden)-5,6-dihydro-11H-benzo[5,6]cyclohepta[1,2-b]pyridin (IUPAC)

Summenformel C19H19ClN2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 100643-71-8
EG-Nummer 638-878-8
ECHA-InfoCard 100.166.554
PubChem 124087
ChemSpider 110575
DrugBank DB00967
Arzneistoffangaben
ATC-Code

R06AX27

Wirkstoffklasse

Antihistaminikum

Wirkmechanismus

Antihistaminikum

Eigenschaften
Molare Masse 310,82 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
H- und P-Sätze H: 302​‐​318​‐​361​‐​411
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Desloratadin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antihistaminika, der zur Behandlung der allergischen Rhinitis und chronischen Urtikaria eingesetzt wird. Desloratadin ist ein Abkömmling und Metabolit des Antihistaminikums Loratadin und wurde von dem Pharmaunternehmen Essex Pharma mit dem Auslaufen des Patentschutzes für Loratadin auf den Markt gebracht. Desloratadin unterlag bis 21. Februar 2020 in Deutschland der ärztlichen Verschreibungspflicht, dann wurde es ein Rezeptfreies Medikament (sog. OTC-Medikament, durch einen sog. OTC-Switch aus der Rezeptpflicht genommen).

Außerhalb von Deutschland zugelassene Tabletten bleiben rezeptpflichtig.

Medizinische Anwendungen

Desloratadin wird zur Behandlung von allergischem Schnupfen, verstopfter Nase und chronischer idiopathischer Urtikaria (Nesselsucht) eingesetzt. Es ist der Hauptmetabolit von Loratadin, und die beiden Medikamente sind in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit ähnlich. Desloratadin ist in vielen Darreichungsformen und unter vielen Handelsnamen weltweit erhältlich.

Eine sich abzeichnende Indikation für Desloratadin ist die Behandlung von Akne, als kostengünstige Ergänzung zu Isotretinoin und möglicherweise als Erhaltungstherapie oder Monotherapie.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Müdigkeit (1,2%), Mundtrockenheit (3%) und Kopfschmerzen (0,6%).

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Verabreichung mit Erythromycin, Ketoconazol, Azithromycin, Fluoxetin oder Cimetidin führte in Studien zu erhöhten Blutplasmakonzentrationen von Desloratadin und seinem Metaboliten 3-Hydroxydesloratadin. Es wurden jedoch keine klinisch relevanten Veränderungen beobachtet.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Desloratadin ist ein selektives H1-Antihistaminikum, das als inverser Agonist am Histamin-H1-Rezeptor wirkt.

In sehr hohen Dosen ist es auch ein Antagonist an verschiedenen Subtypen der muskarinischen Acetylcholinrezeptoren. Dieser Effekt ist für die Wirkung des Arzneimittels in therapeutischen Dosen nicht relevant.

Pharmakokinetik

Desloratadin wird gut aus dem Darm resorbiert und erreicht die höchsten Blutplasmakonzentrationen nach etwa drei Stunden. Im Blutkreislauf sind 83 bis 87 % der Substanz an Plasmaproteine gebunden.

Desloratadin wird bei normalen Metabolisierern in einer dreistufigen Sequenz zu 3-Hydroxydesloratadin metabolisiert. Zunächst erfolgt eine n-Glucuronidierung von Desloratadin durch UGT2B10, dann eine 3-Hydroxylierung von Desloratadin-N-Glucuronid durch CYP2C8 und schließlich eine nicht-enzymatische Dekonjugation von 3-Hydroxydesloratadin-N-Glucuronid. Sowohl Desloratadin als auch 3-Hydroxydesloratadin werden über den Urin und die Fäkalien mit einer Halbwertszeit von 27 Stunden bei normalen Metabolisierern ausgeschieden.

3-Hydroxydesloratadin ist der Hauptmetabolit.

Es zeigt nur eine periphere Aktivität, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht ohne weiteres überwindet; daher verursacht es normalerweise keine Schläfrigkeit, da es nicht ohne weiteres in das zentrale Nervensystem gelangt.

Desloratadin hat keine starke Wirkung auf eine Reihe von getesteten Enzymen des Cytochrom-P450-Systems. Es wurde eine schwache Hemmung von CYP2B6, CYP2D6 und CYP3A4/CYP3A5 festgestellt, aber keine Hemmung von CYP1A2, CYP2C8, CYP2C9 oder CYP2C19. Desloratadin erwies sich als potenter und relativ selektiver Inhibitor von UGT2B10, als schwacher bis mäßiger Inhibitor von UGT2B17, UGT1A10 und UGT2B4 und hemmte nicht UGT1A1, UGT1A3, UGT1A4, UGT1A6, UGT1A9, UGT2B7, UGT2B15, UGT1A7 und UGT1A8.

Ein therapeutischer Vorteil von Desloratadin wird als marginal eingestuft, da auch Loratadin in der Leber nahezu vollständig in Desloratadin umgewandelt wird. Die zeitliche Nähe zwischen dem Wegfall des Patentschutzes für Loratadin und der Markteinführung von Desloratadin legt nahe, dass auch dies ein Grund für dessen Einführung war.

Pharmakogenomik

2 % der kaukasischen Bevölkerung und 18 % der Menschen afrikanischer Abstammung sind schlechte Metabolisierer von Desloratadin. Bei diesen Personen erreicht das Medikament sechs bis sieben Stunden nach der Einnahme die dreifach höchsten Plasmakonzentrationen und hat eine Halbwertszeit von etwa 89 Stunden. Das Sicherheitsprofil dieser Personen ist jedoch nicht schlechter als das von Personen, die einen extensiven (normalen) Metabolismus aufweisen.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus Desloratadins entspricht dem Loratadins, als H1-Antihistaminikum blockiert es die speziellen Bindungsstellen für Histamin, die Histamin-H1-Rezeptoren, und hemmt somit die Histaminwirkungen (z. B. Hautrötung, Juckreiz, Blutdruckabfall und Bronchospasmen); weiterhin stabilisiert Desloratadin aber auch die Mastzellen, wodurch die Freisetzung von Histamin blockiert wird. Desloratadin wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).

Handelsnamen

Monopräparate

Aerius (D, A, CH, I, BG), Dasselta (D, A), Azomyr (A), Neoclarityn (A), LoranoPro (D), Desloratadin-ratiopharm (D), Desloratadin-Denk (D), Deslora-Denk (D)

Kombinationspräparate

Aerinaze (A)