Demokrit
Demokrit ⓘ | |
---|---|
Geboren | c. 460 V. CHR. Abdera, Thrakien |
Gestorben | c. 370 v. Chr. (im Alter von etwa 90 Jahren) |
Zeitalter | Vorsokratische Philosophie |
Region | Westliche Philosophie |
Schule | Vorsokratische Philosophie Atomismus Materialismus |
Hauptinteressen | |
Bemerkenswerte Ideen |
|
Einflüsse
| |
Beeinflusst
|
Demokrit (/dɪˈmɒkrɪtəs/; griechisch: Δημόκριτος, Dēmókritos, d. h. "Auserwählter des Volkes"; ca. 460 - ca. 370 v. Chr.) war ein antiker griechischer vorsokratischer Philosoph, der heute vor allem für seine Formulierung einer Atomtheorie des Universums bekannt ist. ⓘ
Demokrit wurde um 460 v. Chr. in Abdera, Thrakien, geboren, obwohl es Unstimmigkeiten über das genaue Jahr gibt. Seine genauen Beiträge sind nur schwer von denen seines Mentors Leucippus zu trennen, da sie in Texten oft gemeinsam erwähnt werden. Ihre Spekulationen über Atome, die sie von Leucippus übernommen haben, ähneln teilweise dem Verständnis der atomaren Struktur im 19. Jahrhundert, was einige dazu veranlasst hat, Demokrit eher als Wissenschaftler zu betrachten als andere griechische Philosophen; ihre Ideen beruhten jedoch auf sehr unterschiedlichen Grundlagen. Demokrit wurde im antiken Athen weitgehend ignoriert und soll von Platon so sehr verabscheut worden sein, dass dieser alle seine Bücher verbrennen ließ. Seinem aus dem Norden stammenden Mitphilosophen Aristoteles war er jedoch gut bekannt, und er war der Lehrer von Protagoras. ⓘ
Viele halten Demokrit für den "Vater der modernen Wissenschaft". Keine seiner Schriften ist erhalten geblieben; von seinem umfangreichen Werk sind nur Fragmente bekannt. ⓘ
Demokrit wurde in seinen philosophischen und wissenschaftlichen Arbeiten entschieden geprägt durch seinen Aufenthalt in Babylonien, einer Wiege der Wissenschaften zu seiner Zeit. Demokrit war Materialist und Hauptvertreter der antiken Atomistik. Er verfasste Schriften zur Mathematik, Astronomie, Physik, Medizin, Logik, Ethik und Seelenlehre. ⓘ
Leben
Demokrit soll in der Stadt Abdera in Thrakien, einer ionischen Kolonie von Teos, geboren worden sein, obwohl manche ihn als Milesier bezeichnen. Laut Apollodoros von Athen wurde er in der 80. Olympiade (460-457 v. Chr.) geboren, und obwohl Thrasyllus seine Geburt auf 470 v. Chr. datiert, ist das spätere Datum wahrscheinlich wahrscheinlicher. John Burnet hat argumentiert, dass das Datum 460 "zu früh" sei, da Demokrit laut Diogenes Laërtius ix.41 sagte, er sei ein "junger Mann (neos)" während des hohen Alters von Anaxagoras (ca. 440-428) gewesen. Demokrits Vater soll aus einer adligen Familie stammen und so wohlhabend gewesen sein, dass er Xerxes auf seinem Marsch durch Abdera empfing. Demokrit gab das Erbe, das ihm sein Vater hinterließ, für Reisen in ferne Länder aus, um seinen Wissensdurst zu stillen. Er reiste nach Asien und soll sogar Indien und Äthiopien erreicht haben. ⓘ
Es ist bekannt, dass er über Babylon und Meroe schrieb; er besuchte Ägypten, und Diodorus Siculus berichtet, dass er dort fünf Jahre lang lebte. Er selbst erklärte, dass keiner seiner Zeitgenossen größere Reisen unternommen, mehr Länder gesehen und mehr Gelehrte getroffen habe als er. Besonders erwähnt er die ägyptischen Mathematiker, deren Wissen er lobt. Auch Theophrastus sprach von ihm als einem Mann, der viele Länder gesehen hatte. Auf seinen Reisen, so Diogenes Laërtius, lernte er die chaldäischen Magier kennen. "Ostanes", einer der Magier, die Xerxes begleiteten, soll ihn unterrichtet haben. Auch soll er auf seiner Reise nach Indien bei den Gymnosophen gelernt haben. ⓘ
Nach seiner Rückkehr in sein Heimatland beschäftigte er sich mit Naturphilosophie. Er reiste durch Griechenland, um die dortigen Kulturen besser kennen zu lernen. In seinen Schriften erwähnt er viele griechische Philosophen, und sein Reichtum ermöglichte es ihm, deren Schriften zu erwerben. Leucippus, der Begründer des Atomismus, übte den größten Einfluss auf ihn aus. Er lobt auch Anaxagoras. Diogenes Laertius sagt, dass er mit Hippokrates befreundet war, und er zitiert Demetrius mit den Worten: "Es scheint, dass auch er nach Athen ging und nicht darauf bedacht war, anerkannt zu werden, weil er den Ruhm verachtete, und dass er zwar Sokrates kannte, aber Sokrates nicht, denn er sagte: 'Ich kam nach Athen und niemand kannte mich.'" Aristoteles rechnet ihn zu den vorsokratischen Naturphilosophen. ⓘ
Die vielen Anekdoten über Demokrit, vor allem bei Diogenes Laërtius, zeugen von seinem Desinteresse, seiner Bescheidenheit und Einfachheit und zeigen, dass er ausschließlich für seine Studien lebte. Eine Geschichte besagt, dass er sich absichtlich erblindete, um bei seinen Beschäftigungen weniger gestört zu werden; es könnte durchaus sein, dass er im Alter sein Augenlicht verlor. Er war fröhlich und immer bereit, die komische Seite des Lebens zu sehen, was spätere Autoren so interpretierten, dass er immer über die Dummheit der Menschen lachte. ⓘ
Er war bei seinen Mitbürgern hoch angesehen, denn, wie Diogenes Laërtius sagt, "er hatte ihnen einige Dinge vorausgesagt, die sich als wahr erwiesen", was sich auf seine Kenntnis der Naturphänomene beziehen könnte. Nach Diodorus Siculus, starb Demokrit im Alter von 90 Jahren, d. h. um 370 v. Chr. Andere Autoren geben an, dass er bis 104 oder sogar 109 Jahre alt wurde. ⓘ
Der Volksmund nannte ihn den lachenden Philosophen (weil er über die menschlichen Torheiten lachte). Die Begriffe Abderitisches Lachen, was spöttisches, unaufhörliches Lachen bedeutet, und Abderit, was Spötter bedeutet, sind von Demokrit abgeleitet. Bei seinen Mitbürgern war er auch als "Der Spötter" bekannt. Daher der Hinweis in Horaz' Briefen: "Si foret in terris, rideret Democritus" ("Wäre er auf Erden, Demokrit würde lachen [über die Eitelkeit der menschlichen Ambitionen und Vergnügungen]"). ⓘ
Demokrits Heimatstadt Abdera war eine ionische Kolonie in Thrakien. Er war der Sohn reicher Eltern; sein Vermögen verwendete er für ausgedehnte Reisen. Er rühmte sich, von allen Menschen seiner Zeit die meisten Länder bereist zu haben und zu den gebildetsten Männern unter den Lebenden zu gehören. ⓘ
Von den Schriften Demokrits sind nur Fragmente erhalten. Das erhaltene Verzeichnis seiner überaus zahlreichen Schriften zeigt jedoch, dass seine Kenntnisse sich über den ganzen Umfang des damaligen Wissens erstreckten. Auch über die Kriegskunst wusste er Bescheid. Darin scheint ihn unter den späteren Philosophen der Antike nur Aristoteles übertroffen zu haben. ⓘ
Schon seine Zeitgenossen nannten Demokrit den „lachenden“ Philosophen, vielleicht weil seine Heimatstadt Abdera in Griechenland den Ruf einer Schildbürgerstadt hatte. Vor allem aber zielte er mit seiner Lehre darauf ab, dass die Seele durch die Betrachtung des Wesens der Dinge eine heitere, gelassene Stimmung erlange und nicht länger von Furcht oder Hoffnung umgetrieben werde. Diese gleichmütige Gestimmtheit nannte er Euthymia (wörtlich: Wohlgemutheit) und bezeichnete sie als höchstes Gut. ⓘ
Demokrit und Leukipp hatten großen Einfluss auf Platon – obwohl dieser ihn nie namentlich erwähnte – sowie auf Aristoteles, der ihre Lehren ausführlich untersuchte und teilweise sehr kritisch beurteilte: „Die Frage nach der Bewegung aber, woher und wo sie an die Dinge kommt, haben auch sie, ganz ähnlich wie die anderen, ohne sich über sie den Kopf zu zerbrechen, beiseite liegen lassen.“ ⓘ
Philosophie und Wissenschaft
Die meisten Quellen besagen, dass Demokrit in der Tradition von Leucippus stand und dass sie die mit Milet verbundene wissenschaftlich-rationalistische Philosophie weiterführten. Beide waren durch und durch materialistisch und glaubten, dass alles das Ergebnis von Naturgesetzen sei. Im Gegensatz zu Aristoteles oder Platon versuchten die Atomisten, die Welt zu erklären, ohne auf einen Zweck, eine treibende Kraft oder eine letzte Ursache zu schließen. Für die Atomisten sollten physikalische Fragen mit einer mechanistischen Erklärung beantwortet werden ("Welche früheren Umstände haben dieses Ereignis verursacht?"), während ihre Gegner nach Erklärungen suchten, die neben dem Materiellen und Mechanistischen auch das Formale und Teleologische einschlossen ("Welchem Zweck diente dieses Ereignis?"). Eusebius zitiert Aristokles von Messene und stellt Demokrit in eine philosophische Linie, die mit Xenophanes begann und im Pyrrhonismus gipfelte. ⓘ
Zitat von Demokrit: "Wenn du Ruhe suchst, tue weniger." Aus den Meditationen des Marcus Aurelius nach Gregory Hayes, IV:24 (vgl. G. Hayes' Notes) ⓘ
Ästhetik
Spätere griechische Historiker gehen davon aus, dass Demokrit die Ästhetik als Untersuchungs- und Studienfach etabliert hat, da er lange vor Autoren wie Aristoteles theoretisch über Poesie und bildende Kunst schrieb. Thrasyllus identifizierte sechs Werke im Oeuvre des Philosophen, die zur Ästhetik als Disziplin gehörten, aber nur Fragmente der entsprechenden Werke sind erhalten; daher ist von allen Schriften Demokrits zu diesen Themen nur ein kleiner Teil seiner Gedanken und Ideen bekannt. ⓘ
Atomare Hypothese
Wie sein Lehrer Leukipp – und in Abweichung von dessen Lehrer Parmenides – postulierte er in seiner Atomtheorie, dass die gesamte Natur aus kleinsten unsichtbaren, unteilbaren Einheiten (Elementarteilchen), den Atomen, zusammengesetzt sei. Demokrits zentrale Aussage dazu lautet (gemäß einem Dokument von Galenos aus dem 2. Jahrhundert):
„Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter, in Wirklichkeit gibt es nur Atome im leeren Raum.“
Jedes dieser Atome sollte fest und massiv, aber nicht gleich sein. Es gebe unendlich viele Atome: runde, glatte, unregelmäßige und krumme. Wenn diese sich einander näherten, zusammenfielen oder miteinander verflöchten, erschienen die einen als Wasser, andere als Feuer, als Pflanze oder als Mensch. ⓘ
Seiner Meinung nach lassen sich auch Sinneswahrnehmung und Seelenexistenz auf atomistische Prinzipien zurückführen, indem die Seele aus Seelenatomen bestehe. Stirbt ein Mensch, streuen diese Seelenatome aus und können sich einer neuen Seele anschließen, die sich gerade bildet. Alles, was sich im Weltall bewege, gründe entweder auf Zufall oder auf Notwendigkeit. Diese Lehre ist ein konsequenter und atomistischer Materialismus. Die wesentlichen Grundzüge finden sich bei den materialistisch gesinnten Naturforschern späterer Perioden beinahe unverändert wieder. ⓘ
Demokrit verwirft die Annahme eines vom körperlichen Stoffe verschiedenen geistigen Prinzips, wie es der Nous seines Vorgängers Anaxagoras war. Dieses Prinzip sollte die Dinge ihrem Endzweck gemäß gestalten. Dagegen führte Demokrit das Werden der Dinge auf die unteilbaren Elemente der Materie, die körperlichen Atome zurück. Diese besitzen von Anbeginn an eine ihnen innewohnende Bewegung im Leeren. Das heißt, er führt eine Änderung auf deren mechanisch wirkende Ursachen zurück. ⓘ
Die Atome sind nicht der Beschaffenheit nach (wie bei Anaxagoras) voneinander zu unterscheiden, sondern nur der Gestalt nach. Demokrit nahm an, dass jedes Atom die Form eines regelmäßigen geometrischen Körpers hat, wie Kugel, Zylinder, Pyramide, Würfel. Folgerichtig können auch die aus Atomen zusammengesetzten Körper nicht qualitativ, sondern nur quantitativ unterschieden werden, also der Gestalt, der Ordnung und Lage ihrer Elemente nach. Die Größe der Körper entspricht in ihrer Menge und ihrer Schwere dem Vielfachen der Menge und Schwere der Atome. Aus den Verschiedenheiten lässt sich alle Mannigfaltigkeit der Erscheinungswelt erklären. ⓘ
Weder bei den Atomen noch bei deren Eigenschaften, ebenso wenig wie bei deren Bewegung, darf man nach einer Ursache fragen. Sie sind sämtlich ewig. Doch liegt es in der Natur der Schwere, dass die größeren (also auch schwereren) Atome eine raschere Bewegung – und zwar nach unten – annahmen. Dadurch werden die kleineren (und folglich leichteren) verdrängt und nach oben getrieben. Durch die zusammenstoßenden Atome entstehen Seitenbewegungen und dadurch wiederum ein sich allmählich immer weiter ausbreitender Wirbel, der die Weltbildung herbeiführte. ⓘ
Wie sich beim Worfeln des Getreides von selbst Spreu zur Spreu und Korn zum Korn findet, so musste durch die wirbelnde Bewegung durch Naturnotwendigkeit das Leichtere zum Leichten, das Schwerere zum Schweren gelangen und durch dauernde Verflechtung der Atome der Grund zur Bildung größerer Atomenaggregate (Körper) und ganzer Körperwelten gelegt werden. Einer der auf diesem Wege gewordenen Körper ist die ursprünglich wie alles übrige in Bewegung befindlich gewesene, allmählich zur Ruhe gelangte Erde, aus deren feuchtem Zustand die organischen Wesen hervorgegangen sind. ⓘ
Auch die Seele ist ein Atomenaggregat, ein Körper, aber ein solcher, dessen Bestandteile die vollkommensten, das heißt feinsten, glattesten und kugelförmigsten Atome sind, welche der Erscheinung des Feurigen entsprechen. Teile derselben werden, solange das Leben währt, durch Ausatmen an die Luft abgegeben und durch das Einatmen derselben als Ersatz wieder aufgenommen. Ebenso lösen sich von den uns umgebenden Dingen unaufhörlich feine Ausflüsse, die durch die Öffnungen unseres Leibes (die Sinnesorgane) an die in seinem Innern befindliche Seele gelangen und dort durch Eindruck ihnen ähnliche Bilder erzeugen, welches die Sinneswahrnehmungen sind. Letztere bilden die einzige, aber, da jene Ausflüsse auf dem Weg zur Seele mehr oder weniger störende Umbildungen erfahren können, nicht absolut zuverlässige und objektive Quelle unserer Erkenntnis, die sich daher nicht über die Stufe der Wahrscheinlichkeit erhebt. ⓘ
Zu der Seele, die von Natur aus die Erkenntnis möglich macht, verhält sich der übrige Mensch (sein Leib) nur wie ein „Zelt“; wer die Gaben der ersteren liebt, liebt das Göttliche, wer die des Leibes liebt, das Menschliche. Erkenntnis aber gewährt Einsicht in das Ansich der Dinge, d. h. die Atome und das Leere, und in die gesetzliche Notwendigkeit des Verlaufs der Dinge, die weder einer Leitung durch außenstehende Mächte bedürftig noch einer Störung durch solche zugänglich ist. Während alle Unterschiede für uns nur Einsicht in die sinnlichen Erscheinungen sind, befreit die Erkenntnis von törichter Furcht wie von eitler Hoffnung und bewirkt jene Gelassenheit (Ataraxie), die das höchste Gut und zugleich die wahre Glückseligkeit ist. ⓘ
Demokrit soll bei dieser Weltbetrachtung das 100. Lebensjahr erreicht haben; inwiefern sie ausschließlich sein eigenes Werk ist oder von seinem, gewöhnlich mit ihm zugleich genannten, aber noch weniger bekannten Landsmann Leukippos entnommen war, lässt sich aus Mangel genauer Nachrichten nicht mehr entscheiden. ⓘ
Leucippus wird weithin zugeschrieben, als erster die Atomtheorie entwickelt zu haben, obwohl Isaac Newton es vorzog, den obskuren Mochus der Phönizier (den er für den biblischen Moses hielt) als Erfinder dieser Idee auf der Grundlage von Posidonius und Strabo zu nennen. In der Stanford Encyclopedia of Philosophy heißt es dazu: "Diese theologisch motivierte Ansicht scheint jedoch keine großen historischen Beweise zu beanspruchen". ⓘ
Demokrit vertrat zusammen mit Leucippus und Epikur die frühesten Ansichten über die Form und die Zusammenhänge der Atome. Sie gingen davon aus, dass die Festigkeit des Materials mit der Form der beteiligten Atome zusammenhängt. So sind Eisenatome fest und stark, mit Haken, die sie zu einem Festkörper verbinden; Wasseratome sind glatt und rutschig; Salzatome sind aufgrund ihres Geschmacks scharf und spitz; und Luftatome sind leicht und wirbelnd und durchdringen alle anderen Materialien. Unter Verwendung von Analogien aus den Sinneserfahrungen der Menschen gab er ein Bild oder ein Abbild eines Atoms, das sie durch ihre Form, ihre Größe und die Anordnung ihrer Teile voneinander unterschied. Darüber hinaus wurden Verbindungen durch materielle Verknüpfungen erklärt, bei denen die einzelnen Atome mit Anhängseln versehen wurden: einige mit Haken und Ösen, andere mit Kugeln und Hülsen. Das demokratische Atom ist ein inerter Festkörper (der lediglich andere Körper aus seinem Volumen ausschließt), der mit anderen Atomen mechanisch wechselwirkt. Im Gegensatz dazu interagieren moderne quantenmechanische Atome über elektrische und magnetische Kraftfelder und sind alles andere als inert. ⓘ
Die Theorie der Atomisten scheint der modernen Wissenschaft näher zu stehen als jede andere Theorie des Altertums. Die Ähnlichkeit mit modernen Wissenschaftskonzepten kann jedoch verwirrend sein, wenn man versucht zu verstehen, woher die Hypothese stammt. Die klassischen Atomisten konnten keine empirische Grundlage für moderne Konzepte von Atomen und Molekülen haben. ⓘ
Lukrez, der den Atomismus in seinem De rerum natura beschreibt, liefert jedoch sehr klare und überzeugende empirische Argumente für die ursprüngliche atomistische Theorie. Er stellt fest, dass jedes Material einem unumkehrbaren Zerfall unterliegt. Im Laufe der Zeit werden selbst harte Felsen durch Wassertropfen langsam zermürbt. Die Dinge haben die Tendenz, sich zu vermischen: Wenn man Wasser mit Erde mischt, entsteht Schlamm, der sich nur selten von selbst auflöst. Holz verrottet. Allerdings gibt es in der Natur und in der Technik Mechanismen, um "reine" Materialien wie Wasser, Luft und Metalle wiederherzustellen. Aus dem Samen einer Eiche wächst ein Eichenbaum aus ähnlichem Holz wie die historischen Eichen, deren Holz bereits verrottet ist. Die Schlussfolgerung ist, dass viele Eigenschaften von Materialien von etwas im Inneren herrühren müssen, das selbst niemals zerfällt, etwas, das für die Ewigkeit dieselben inhärenten, unteilbaren Eigenschaften speichert. Die grundlegende Frage lautet: Warum ist noch nicht alles auf der Welt verfallen, und wie können genau dieselben Materialien, Pflanzen und Tiere immer wieder neu geschaffen werden? Eine offensichtliche Lösung, um zu erklären, wie unteilbare Eigenschaften auf eine Weise vermittelt werden können, die für die menschlichen Sinne nicht ohne weiteres sichtbar ist, ist die Hypothese von der Existenz von "Atomen". Diese klassischen "Atome" sind dem modernen Begriff des "Moleküls" näher als den Atomen der modernen Wissenschaft. Ein weiterer zentraler Punkt des klassischen Atomismus ist, dass es zwischen diesen "Atomen" einen beträchtlichen offenen Raum geben muss: die Leere. Lukrez liefert vernünftige Argumente dafür, dass die Leere absolut notwendig ist, um zu erklären, wie Gase und Flüssigkeiten fließen und ihre Form verändern können, während Metalle geformt werden können, ohne dass sich ihre grundlegenden Materialeigenschaften ändern. ⓘ
Hypothese der Leere
Die atomistische Leerraumhypothese war eine Antwort auf die Paradoxien von Parmenides und Zenon, den Begründern der metaphysischen Logik, die schwer zu beantwortende Argumente für die Idee vorbrachten, dass es keine Bewegung geben kann. Sie vertraten die Ansicht, dass jede Bewegung eine Leere voraussetzen würde - was nichts ist -, aber ein Nichts kann nicht existieren. Die parmenideische Position lautete: "Du sagst, es gibt eine Leere; also ist die Leere nicht nichts; also gibt es die Leere nicht." Die Position von Parmenides schien durch die Beobachtung bestätigt, dass dort, wo nichts zu sein scheint, Luft ist, und dass sogar dort, wo keine Materie ist, etwas ist, zum Beispiel Lichtwellen. ⓘ
Die Atomisten stimmten zu, dass Bewegung eine Leere voraussetzt, ignorierten aber einfach das Argument des Parmenides mit der Begründung, dass Bewegung eine beobachtbare Tatsache sei. Daher, so behaupteten sie, müsse es eine Leere geben. Diese Idee überlebte in einer verfeinerten Version als Newtons Theorie des absoluten Raums, die die logischen Anforderungen erfüllte, dem Nicht-Sein eine Realität zuzuschreiben. Einsteins Relativitätstheorie lieferte eine neue Antwort auf Parmenides und Zenon mit der Erkenntnis, dass der Raum an sich relativ ist und nicht von der Zeit als Teil einer allgemein gekrümmten Raum-Zeit-Mannigfaltigkeit getrennt werden kann. Folglich wird Newtons Verfeinerung heute als überflüssig angesehen. ⓘ
Erkenntnistheorie
Die Erkenntnis der Wahrheit ist nach Demokrit schwierig, da die Wahrnehmung durch die Sinne subjektiv ist. Da aus denselben Sinnen für jedes Individuum unterschiedliche Eindrücke hervorgehen, können wir durch die Sinneseindrücke nicht über die Wahrheit urteilen. Wir können die Daten der Sinne nur durch den Verstand interpretieren und die Wahrheit erfassen, denn die Wahrheit liegt in einem Abgrund:
Und wiederum empfangen viele der anderen Tiere Eindrücke, die den unseren entgegengesetzt sind; und selbst für die Sinne eines jeden Einzelnen scheinen die Dinge nicht immer gleich zu sein. Welche dieser Eindrücke nun wahr und welche falsch sind, ist nicht offensichtlich; denn die eine Menge ist nicht wahrer als die andere, sondern beide sind gleich. Und deshalb sagt Demokrit jedenfalls, dass es entweder keine Wahrheit gibt oder dass sie zumindest für uns nicht offensichtlich ist. ⓘ
Und:
Außerdem halten sie Xenophanes, Zenon von Elea und Demokrit für Skeptiker: ... Demokrit, weil er Eigenschaften ablehnt, indem er sagt: "Die Meinung sagt heiß oder kalt, aber die Wirklichkeit sind Atome und leerer Raum", und weiter: "Von einer Wahrheit wissen wir nichts, denn die Wahrheit ist in einem Brunnen." ⓘ
Es gibt zwei Arten von Wissen, die eine nennt er "legitim" (γνησίη, gnēsiē, "echt") und die andere "bastard" (σκοτίη, skotiē, "geheim"). Das "unechte" Wissen bezieht sich auf die Wahrnehmung durch die Sinne und ist daher unzureichend und subjektiv. Der Grund dafür ist, dass die sinnliche Wahrnehmung auf die Ausströmungen der Atome von den Objekten zu den Sinnen zurückzuführen ist. Wenn diese verschiedenen Formen von Atomen zu uns kommen, stimulieren sie unsere Sinne entsprechend ihrer Form, und unsere Sinneseindrücke entstehen aus diesen Stimulationen. ⓘ
Die zweite Art von Wissen, das "legitime", kann durch den Intellekt erlangt werden, mit anderen Worten, alle Sinnesdaten des "Bastards" müssen durch das Denken erarbeitet werden. Auf diese Weise kann man sich von der falschen Wahrnehmung des "Bastard"-Wissens lösen und die Wahrheit durch induktives Denken erfassen. Nachdem man die Sinneseindrücke berücksichtigt hat, kann man die Ursachen der Erscheinungen untersuchen, Rückschlüsse auf die Gesetze ziehen, die die Erscheinungen regieren, und die Kausalität (αἰτιολογία, aetiologia) entdecken, durch die sie miteinander verbunden sind. Dies ist das Verfahren des Denkens von den Teilen zum Ganzen oder auch vom Offensichtlichen zum Nicht-Offensichtlichen (induktives Denken). Dies ist ein Beispiel dafür, warum Demokrit als ein früher wissenschaftlicher Denker angesehen wird. Der Prozess erinnert an das Verfahren, mit dem die Wissenschaft zu ihren Schlussfolgerungen kommt:
In den Kanones sagt Demokrit, dass es zwei Arten von Wissen gibt, eines durch die Sinne und eines durch den Verstand. Von diesen nennt er die eine durch den Verstand "legitim", indem er ihre Vertrauenswürdigkeit für die Beurteilung der Wahrheit bescheinigt, und die durch die Sinne nennt er "Bastard", indem er ihre Unfehlbarkeit bei der Unterscheidung dessen, was wahr ist, bestreitet. Um seine eigentlichen Worte zu zitieren: Es gibt zwei Formen des Wissens, eine legitime und eine unechte. Zur Bastardform gehören alle diese Gruppen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Die andere ist legitim und von dieser getrennt. Dann zieht er das Legitime dem Bastard vor und fährt fort: Wenn der Bastard nicht mehr kleiner sehen, nicht mehr hören, nicht mehr riechen, nicht mehr schmecken, nicht mehr tasten kann, sondern feinere Dinge zu untersuchen hat, dann kommt der Legitime, weil er ein feineres Wahrnehmungsorgan hat. ⓘ
Und:
In den Confirmationen ... sagt er: Aber in Wirklichkeit erfassen wir nichts Sicheres, sondern das, was sich nach dem Zustand des Körpers und der Dinge (Atome), die in ihn eindringen und auf ihn drücken, verschiebt. ⓘ
Sowie:
Demokrit pflegte zu sagen, dass "er lieber eine Kausalität entdeckt, als ein König von Persien zu werden". ⓘ
Ethik und Politik
Die Ethik und die Politik Demokrits sind uns vor allem in Form von Maximen überliefert. Die Stanford Encyclopedia of Philosophy geht sogar so weit, zu sagen, dass: "Trotz der großen Anzahl ethischer Sprüche ist es schwierig, eine kohärente Darstellung der ethischen Ansichten Demokrits zu erstellen", und es wird darauf hingewiesen, dass es "schwierig ist, zu entscheiden, welche Fragmente wirklich demokritisch sind". ⓘ
Er sagt, dass "Gleichheit überall edel ist". Armut in einer Demokratie ist besser als Wohlstand unter Tyrannen, aus demselben Grund, aus dem man die Freiheit der Sklaverei vorziehen sollte. In seiner Geschichte der westlichen Philosophie schreibt Bertrand Russell, dass Demokrit in das verliebt war, "was die Griechen Demokratie nannten". Demokrit sagte, dass "der weise Mensch allen Ländern angehört, denn die Heimat einer großen Seele ist die ganze Welt". Demokrit schrieb, dass die Mächtigen "es auf sich nehmen sollten, den Armen zu leihen und ihnen zu helfen und sie zu begünstigen, dann gibt es Mitleid und keine Isolation, sondern Kameradschaft und gegenseitige Verteidigung und Eintracht unter den Bürgern und andere gute Dinge, die aufzuzählen zu viele sind." Geld, das mit Verstand verwendet wird, führt zu Großzügigkeit und Wohltätigkeit, während Geld, das töricht verwendet wird, zu gemeinsamen Kosten für die ganze Gesellschaft führt - übermäßiges Horten von Geld für die eigenen Kinder ist Geiz. Geld zu verdienen sei zwar nicht nutzlos, aber es als Folge von Unrecht zu tun, sei das "Schlimmste von allem", sagt er. Im Großen und Ganzen steht er dem Reichtum ambivalent gegenüber und schätzt ihn weit weniger als die Selbstversorgung. Er lehnte Gewalt ab, war aber kein Pazifist: Er forderte die Städte auf, sich auf einen Krieg vorzubereiten, und glaubte, dass eine Gesellschaft das Recht hat, einen Verbrecher oder Feind hinzurichten, solange dies nicht gegen ein Gesetz, einen Vertrag oder einen Eid verstößt. ⓘ
Er war der Meinung, dass Güte eher durch Übung und Disziplin als durch die angeborene menschliche Natur entsteht. Er war der Ansicht, dass man sich von den Bösen fernhalten sollte, da eine solche Verbindung die Neigung zum Laster verstärke. Zorn ist zwar schwer zu kontrollieren, muss aber beherrscht werden, damit man vernünftig sein kann. Diejenigen, die sich am Unglück ihrer Nachbarn erfreuen, verstehen nicht, dass ihr Glück mit der Gesellschaft, in der sie leben, verbunden ist, und sie berauben sich selbst jeglicher Freude. Demokrit glaubte, dass das Glück (Euthymie) eine Eigenschaft der Seele sei. Er plädierte für ein zufriedenes Leben mit möglichst wenig Kummer, das seiner Meinung nach weder durch Müßiggang noch durch die Beschäftigung mit weltlichen Vergnügungen erreicht werden kann. Zufriedenheit erreiche man durch Mäßigung und ein maßvolles Leben; um zufrieden zu sein, müsse man sein Urteil auf das Mögliche richten und mit dem zufrieden sein, was man hat - und wenig an Neid oder Bewunderung denken. Demokrit billigte die Extravaganz zu bestimmten Anlässen, da er der Meinung war, dass Feste und Feiern zur Freude und Entspannung notwendig seien. Er hält Bildung für die edelste aller Beschäftigungen, warnt aber davor, dass Lernen ohne Sinn zum Irrtum führt. ⓘ
Mathematik
Demokrit war auch ein Pionier der Mathematik und insbesondere der Geometrie. Wir wissen dies nur durch Zitate seiner Werke (mit den Titeln Über die Zahlen, Über die Geometrie, Über die Tangenten, Über die Kartierung und Über die Irrationalen) in anderen Schriften, da das gesamte Werk Demokrits das Mittelalter nicht überlebt hat. ⓘ
Archimedes zufolge war Demokrit einer der ersten, der feststellte, dass ein Kegel und eine Pyramide mit gleicher Grundfläche und Höhe ein Drittel des Volumens eines Zylinders bzw. Prismas haben. Archimedes wies darauf hin, dass Demokrit keinen Beweis für diese Aussage lieferte, die stattdessen von Eudoxus von Cnidus geliefert wurde. ⓘ
Außerdem erklärte Plutarch (Plut. De Comm. 39), Demokrit habe folgende Frage aufgeworfen: Wenn eine zur Basis parallele Ebene einen Kegel schneidet, sind dann die Flächen des Schnitts und der Basis des Kegels gleich oder ungleich? Wenn sie gleich sind, wird der Kegel zu einem Zylinder, wenn sie ungleich sind, wird der Kegel zu einem "unregelmäßigen Kegel" mit Einbuchtungen oder Stufen. Diese Frage konnte leicht mit Hilfe der Infinitesimalrechnung gelöst werden, und es wird daher vermutet, dass Demokrit als ein Vorläufer der Infinitesimalrechnung und der Integralrechnung angesehen werden kann. ⓘ
Anthropologie, Biologie und Kosmologie
Seine Arbeiten über die Natur sind durch Zitate aus seinen Büchern über die Natur des Menschen, über das Fleisch (zwei Bücher), über den Geist, über die Sinne, über die Aromen, über die Farben, über die Ursachen von Samen, Pflanzen und Früchten und über die Ursachen von Tieren (drei Bücher) bekannt. Er verbrachte einen Großteil seines Lebens damit, mit Pflanzen und Mineralien zu experimentieren und sie zu untersuchen, und schrieb ausführlich über viele wissenschaftliche Themen. Demokrit war der Ansicht, dass die ersten Menschen ein anarchisches und tierisches Leben führten, indem sie einzeln auf Nahrungssuche gingen und sich von den schmackhaftesten Kräutern und Früchten ernährten, die wild auf den Bäumen wuchsen. Aus Angst vor wilden Tieren hätten sie sich zu Gesellschaften zusammengetan, sagte er. Er glaubte, dass diese frühen Menschen keine Sprache besaßen, aber dass sie allmählich begannen, ihre Ausdrücke zu artikulieren, indem sie Symbole für jede Art von Gegenständen schufen, und auf diese Weise einander zu verstehen lernten. Er sagt, dass die frühesten Menschen mühsam lebten und keine der Hilfsmittel des Lebens besaßen; Kleidung, Häuser, Feuer, Hauswirtschaft und Landwirtschaft waren ihnen unbekannt. Demokrit stellt die frühe Periode der Menschheit als eine des Lernens durch Versuch und Irrtum dar und sagt, dass jeder Schritt langsam zu weiteren Entdeckungen führte; sie suchten im Winter Zuflucht in Höhlen, lagerten Früchte ein, die sich aufbewahren ließen, und bauten durch Vernunft und Scharfsinn auf jeder neuen Idee auf. ⓘ
Demokrit vertrat die Ansicht, dass das Universum ursprünglich nur aus winzigen Atomen bestand, die im Chaos umherwirbelten, bis sie zusammenstießen und größere Einheiten bildeten - einschließlich der Erde und allem, was sich auf ihr befindet. Er vermutete, dass es viele Welten gibt, von denen einige wachsen, andere vergehen, einige ohne Sonne oder Mond, andere mit mehreren. Er war der Ansicht, dass jede Welt einen Anfang und ein Ende hat und dass eine Welt durch die Kollision mit einer anderen Welt zerstört werden kann. ⓘ
Wie die anderen Atomisten glaubte Demokrit an eine flache Erde und stellte die Argumente für ihre Kugelgestalt in Frage. ⓘ
Einschätzungen im zwanzigsten Jahrhundert
Bertrand Russell zufolge ähnelte die Sichtweise von Leucippus und Demokrit "in bemerkenswerter Weise derjenigen der modernen Wissenschaft und vermied die meisten der Fehler, für die die griechische Spekulation anfällig war". ⓘ
Karl R. Popper bewunderte Demokrits Rationalismus, Humanismus und Freiheitsliebe und schreibt, dass Demokrit zusammen mit seinem Landsmann Protagoras "die Lehre formulierte, dass die menschlichen Institutionen der Sprache, der Sitte und des Rechts keine Tabus sind, sondern von Menschen gemacht, nicht natürlich, sondern konventionell, wobei er gleichzeitig darauf bestand, dass wir für sie verantwortlich sind." ⓘ
Werke
Keine der Schriften Demokrits ist bis heute vollständig erhalten geblieben; von seinem umfangreichen Werk sind nur Fragmente bekannt.
- Ethik
- Pythagoras
- Über die Gesinnung des Weisen
- Über die Dinge im Hades
- Tritogenia
- Über die Männlichkeit oder die Tugend
- Das Horn der Amaltheia
- Über die Genügsamkeit
- Ethische Kommentare
- Naturwissenschaft
- Die große Weltordnung (könnte von Leucippus verfasst worden sein)
- Kosmographie
- Über die Planeten
- Über die Natur
- Über die Natur des Menschen oder Über das Fleisch (zwei Bücher)
- Über den Geist
- Über die Sinne
- Über die Geschmäcker
- Über Farben
- Über verschiedene Formen
- Über die Veränderung der Form
- Strebepfeiler
- Über Bilder
- Über Logik (drei Bücher)
- Natur
- Himmlische Ursachen
- Atmosphärische Ursachen
- Irdische Ursachen
- Ursachen, die das Feuer und die Dinge im Feuer betreffen
- Ursachen, die sich mit Tönen befassen
- Ursachen von Samen, Pflanzen und Früchten
- Ursachen, die sich mit Tieren befassen (drei Bücher)
- Verschiedene Ursachen
- Über Magnete
- Mathematik
- Über verschiedene Winkel oder über den Kontakt von Kreisen und Kugeln
- Über Geometrie
- Geometrie
- Zahlen
- Über irrationale Geraden und Körper (zwei Bücher)
- Planisphären
- Über das Große Jahr oder die Astronomie (ein Kalender)
- Der Wettstreit der Wasseruhr
- Beschreibung des Himmels
- Geographie
- Beschreibung der Pole
- Beschreibung der Lichtstrahlen
- Literatur
- Über den Rhythmus und die Harmonie
- Über die Poesie
- Über die Schönheit der Verse
- Über wohlklingende und hart klingende Buchstaben
- Über Homer
- Über das Lied
- Über Verben
- Namen
- Technische Werke
- Vorhersage
- Über Diät
- Medizinisches Urteil
- Ursachen in Bezug auf angemessene und unangemessene Anlässe
- Über Landwirtschaft
- Über Malerei
- Taktik
- Kämpfen in Rüstung
- Kommentare
- Über die heiligen Schriften Babylons
- Über die in Meroe
- Die Umrundung des Ozeans
- Zur Geschichte
- Chaldäischer Bericht
- Phrygische Erzählung
- Über Fieber und Hustenkrankheiten
- Rechtliche Ursachen
- Probleme ⓘ
Gleichnamige Institutionen
- Demokrit-Universität von Thrakien
- Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung "DEMOKRITOS" ⓘ
Numismatik
Demokrit wurde auf den folgenden zeitgenössischen Münzen/Banknoten abgebildet:
- Auf der Rückseite der griechischen 10-Drachmen-Münze von 1976-2001.
- Die Vorderseite der griechischen 100-Drachmen-Banknote von 1967-1978. ⓘ
Biologie und Medizin
Wie Forschungen zeigen, hat sich Demokrit, ein Zeitgenosse des Naturphilosophen Anaxagoras und des (gemäß Corpus Hippocraticum mit Demokrit zumindest in brieflichem Kontakt gestandenen) Arztes Hippokrates, auch ausführlich mit medizinischen und biologischen Fragen beschäftigt. Aristoteles würdigte Demokrit als einen Pionier der biologischen Forschung. So hat Demokrit eine Reihe von biologischen Schriften verfasst, von denen aber keine vollständig erhalten ist. Ausgehend von seiner Atomtheorie, in der die Atome in den variablen Systemen des Mikro- und Makrokosmos den Prinzipien der Eukrasie (ausgeglichene Mischung) und Dyskrasie (unausgeglichene Mischung) unterworfen sind, gilt für den Arzt, eine im Krankheitsfall gestörte Ordnung der Atome des Patienten diätetisch, medikamentös oder psychotherapeutisch wiederherzustellen. Diogenes Laertius 9,46-49 überliefert insgesamt 70 Titel des Demokrit. Darunter sind fünf medizinische Schriften: Fünf medizinische Titel sind (unter der Rubrik „technische Schriften“) verzeichnet:
- Über die Prognose,
- Von der Lebensweise oder der Diätik,
- Ärztliche Verordnungen,
- Ursachen hinsichtlich des [zeitlich] Treffenden und Unzeitgemäßen.
- Über Fieber und Hustenkrankheiten (Von dieser Schrift sei, so Diogenes, bei andern Autoren die Rede). ⓘ
Diogenes Laertius überliefert ebenfalls die Titel von Demokrits biologischen Werken:
- Über die Säfte,
- Über die Sinne (Hierzu bemerkt Diogenes, diese Schrift werde von einigen (zusammen mit einer Schrift Über die Vernunft) als Peri Psyches (Über die Seele) bezeichnet),
- Ursachen von Samen, Pflanzen und Früchten,
- Ursachen der Tiere [drei Bücher]. ⓘ
Soweit die (v. a. bei Aristoteles überlieferten) erhaltenen Fragmente dies erkennen lassen, hat Demokrit Erklärungen sowohl zu botanischen als auch zu zoologischen Sachverhalten gegeben. Auf dem Feld der Botanik hat Demokrit das unterschiedliche Wachstumstempo von Bäumen auf den Unterschied der Dichte des Gewebes zurückgeführt. Die Frage, warum die Bäume so besonders lange leben, hat Demokrit ebenfalls erörtert. Im Bereich der Zoologie hat er sich beispielsweise über die Embryonalgenese, die Atmung der Tiere, Zahnwachstum, den Bau der Spinnennetze, die Fruchtbarkeit von Hunden, Schweinen bzw. die Unfruchtbarkeit von Mulis und Halbeseln geäußert und versucht das Wachstum der Hörner von Geweihtieren zu erklären. Stets hob er dabei das Prinzip der Artenkonstanz („Gleiches zu Gleichem“) hervor. Wie in der Zoologie führte Demokrit auch in der Botanik Lebensprozesse exklusiv auf ein rein materielles Wirken zurück: Demokrit begreift das Leben selbst als Ansammlung besonderer Seelenatome und erklärt diesen „Atomkomplex“ durch das allgemeine Prinzip eines atomaren „Wirbels“. ⓘ
Wie Alkmaion, Parmenides, Empedokles und hippokratische Ärzte, nahm er im Gegensatz zu Aristoteles an, dass bei der Zeugung beide Geschlechtspartner „Samen“anteile beisteuern. ⓘ
Astronomie
Demokrit soll zusammen mit Anaxagoras die Ansicht vertreten haben, dass die Milchstraße eine Anhäufung von Sternen sei. Das wurde erst nach Erfindung des Fernrohrs durch Galileo Galilei bestätigt. ⓘ
Demokrit nahm an, dass die Erde eine ovale Form habe (halb so breit wie lang) und keine Scheibe sei, wie Leukipp meinte. Außerdem erkannte er, dass der Mond Berge und Täler hat und von der Sonne sein Licht erhält. Er hielt das Weltall für unendlich. ⓘ
Nachleben
Es gibt eine fälschlich Demokrit zugeschriebene alchemistische Literatur (Pseudo-Demokrit). Als wirklicher Verfasser wird Bolos von Mendes in Betracht gezogen. Die wichtigste pseudo-demokritische Schrift ist Physika kai mystika. ⓘ
Christoph Martin Wieland machte Demokrit zum Helden seines ironischen Romans Geschichte der Abderiten, in dem er die Torheiten seiner Zeitgenossen verspottet. Ebenso bediente sich Karl Julius Weber seines Vorbilds als Pseudonym in Democritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen – einer ab 1832 erscheinenden Enzyklopädie des Lächerlichen. ⓘ
Nach Demokrit sind der Mondkrater Democritus, der Asteroid (6129) Demokritos und die 1973 gegründete Demokrit-Universität in Westthrakien (Griechenland) benannt. ⓘ
Textausgaben und Übersetzungen
- Laura Gemelli Marciano (Hrsg.): Die Vorsokratiker. Band 3, Artemis & Winkler, Mannheim 2010, ISBN 978-3-538-03502-7, S. 300–583 (griechische Quellentexte mit deutscher Übersetzung, Erläuterungen sowie Einführung zu Leben und Werk).
- Fritz Jürß, Reimar Müller, Ernst Günther Schmidt (Hrsg.): Griechische Atomisten. Texte und Kommentare zum materialistischen Denken der Antike. Reclam, Leipzig 1973.
- Geoffrey S. Kirk, John E. Raven, Malcolm Schofield (Hrsg.): Die vorsokratischen Philosophen. Einführung, Texte und Kommentare. Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01834-2, S. 439–472 (ausgewählte Fragmente und Testimonien mit deutscher Übersetzung und Kommentar).
- Rudolf Löbl (Hrsg.): Demokrit. Texte zu seiner Philosophie. Rodopi, Amsterdam 1989, ISBN 90-6203-919-7 (Quellentexte mit Übersetzung und Kommentar). ⓘ