Cellulite
Cellulite (Synonyme: Dermopanniculosis deformans, Orangenhaut oder fälschlicherweise Zellulitis) ist eine konstitutionell bedingte, nicht entzündliche Veränderung des subkutanen Fettgewebes im Oberschenkel- und Gesäßbereich. Die dellenförmige Hautoberfläche erinnert an die Oberfläche einer Orange. Die Cellulite kommt fast ausschließlich bei Frauen vor, da Männer eine maskuline Struktur des Bindegewebes besitzen. Bei Übergewicht oder schwachem Bindegewebe kann die Hauterscheinung schon in jungen Jahren auftreten, mit fortschreitendem Alter bekommen Cellulite in unterschiedlichem Ausmaß 80 bis 90 % der Frauen. ⓘ
Cellulite ⓘ | |
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Andere Namen | Adiposis edematosa, Dermopanniculosis deformans, Status protrus cutis, gynoide Lipodystrophie, Orangenschalensyndrom |
Das geprägte Erscheinungsbild der Cellulite | |
Fachgebiet | Plastische Chirurgie |
Cellulite ist die Einlagerung von subkutanem Fett in fibröses Bindegewebe, die sich als Hautdellen und Knötchen manifestiert, häufig im Beckenbereich (insbesondere am Gesäß), an den unteren Gliedmaßen und am Bauch. Cellulite tritt bei den meisten postpubertären Frauen auf. Eine Übersichtsarbeit gibt eine Prävalenz von 85-98 % der Frauen an, was darauf hindeutet, dass sie eher physiologisch als pathologisch ist. Sie kann auf eine komplexe Kombination von Faktoren zurückzuführen sein, die von Hormonen bis zur Vererbung reichen. ⓘ
Paronym
Die Bezeichnung Zellulitis als ein Synonym für Cellulite ist in der Umgangssprache verbreitet, aber der Begriff ist aus medizinischer Sicht nicht korrekt: Zellulitis ist ein durch eine bakterielle Infektion verursachter entzündlicher Prozess des Unterhautgewebes, der bei einer Cellulite nicht vorliegt. Es handelt sich hierbei um ein Paronym. Diese Verwechslung ist auch im Fremdwörterbuch des Dudenverlages zu finden. ⓘ
Beschreibung
Die Beschreibung des Erscheinungsbildes unter der Bezeichnung Cellulite kam im englischen Sprachraum Ende der 1960er Jahre auf. Weite Verbreitung erlangte die Vorstellung auch durch Publikationen von Nicole Ronsard. Ihre Beschreibungen der Ursache als Schlacke, die sich im Körper ablagere, haben sich mittlerweile als falsch herausgestellt. ⓘ
Cellulite entsteht bei Frauen im subkutanen Fettgewebe als Pölsterchen mit leichter Stauung der Lymphe: Das Fettgewebe wird von bindegewebigen Kollagensträngen (Retinacula cutis) in gitterartigen Unterteilungen durchzogen. Diese Strukturen schwellen unter den Hormonveränderungen des Menstruationszyklus mehr oder weniger an und machen so die Form der Kollagenbänder sichtbar. Cellulite ist folglich auch durch das Hormon Östrogen bedingt. Für die alternativmedizinische Behauptung, verantwortlich sei die Ansammlung diverser Stoffwechselprodukte im Bindegewebe (Stichworte Übersäuerung und Entschlackung), gibt es keine wissenschaftlichen Belege. ⓘ
Die Veränderung der Hautoberfläche ist keine Krankheitserscheinung, sondern eine rein ästhetische Eigenschaft. Zur Vorbeugung oder Verminderung sind zahlreiche medizinische, alternativmedizinische und kosmetische Behandlungsmethoden entwickelt worden, von denen jedoch keine vollständig erfolgreich ist. Kosmetisch werden oft drei Stufen des Hautbildes unterschieden:
- Sichtbare Dellen bei einem Kneiftest.
- Dellen sind im Stehen, jedoch nicht im Liegen sichtbar.
- Dellen sind auch beim Liegen zu sehen. ⓘ
Behandlungen
Ohne Nachweis eines therapeutischen Effekts werden folgende Behandlungsmethoden versucht:
- Reduktion des Körperfettanteils durch die Injektions-Lipolyse (Fettweg-Spritze)
- ästhetische Mesotherapie oder Micro-Needling zur Verbesserung der Hautoberfläche
- akustische Wellentherapie: Ultraschallwellen werden in das Behandlungsgebiet eingeleitet
- Lymphdrainage
- Massage mit Papayakernöl
- Behandlung mit Unterdruck in einer speziellen Vakuum-Röhre: Intermittierende Vakuumtherapie
- Anregung der Durchblutung der Haut durch ausreichende Bewegung, Wechselduschen und Bürstmassagen
- Endermologie, mechanische Bindegewebsmassage zur „Hautgymnastik“
- unterstützende Ernährung, beispielsweise Verzehr von Vitamin C, welches durch die Vernetzung kollagener Fasern zur Stärkung des Bindegewebes führen kann
- Meersalz-Bäder
- Körperwickel mit Bandagen straffen das Gewebe
- Kryotherapie (Anwendung extrem niedriger Temperaturen – bis zu −160 °C für eine kurze Zeit) – insbesondere die Ganzkörper-Kältetherapie in einer Kryokammer
- alternativmedizinische Methoden, wie z. B. galvanische Feinstrom-Behandlungen ⓘ
Da Cellulite tiefe Hautstrukturen betrifft, kann durch Cremes, Salben und ähnliche kosmetische Behandlungen kein Erfolg erzielt werden. Eine erkennbare Wirkung ist nur auf das Einmassieren zurückzuführen. Bei der Fettabsaugung (Liposuktion) wird zwar Körperfett entfernt, die typischen Hautdellen können jedoch bestehen bleiben oder sich erneut entwickeln. ⓘ
Cellulite ist ein multifaktorielles Leiden und kann gegen eine Reihe von Behandlungen resistent sein. Neben topischen" Produkten (Cremes, Salben) und Injektionspräparaten (Kollagenase) gehören zu den Behandlungen von Cellulite auch nichtinvasive Therapien wie mechanische Absaugung oder mechanische Massage. Zu den energiebasierten Geräten gehören Radiofrequenzgeräte, die tief in die Haut eindringen, sowie Ultraschall-, Laser- und Pulslichtgeräte. Kombinationen aus mechanischen Behandlungen und energiebasierten Verfahren sind weit verbreitet. Bei den invasiveren Subzisionstechniken wird ein nadelgroßes Mikroskalpell verwendet, um die verursachenden Faserbänder des Bindegewebes zu durchtrennen. Subzisionsverfahren (manuell, vakuum- oder lasergestützt) werden in spezialisierten Kliniken durchgeführt, wobei die Patienten eine örtliche Betäubung erhalten. ⓘ
Ursachen
Zu den Ursachen der Cellulite gehören Veränderungen des Stoffwechsels, der Physiologie, der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, Übergewicht, eine geschlechtsspezifische dimorphe Hautarchitektur, Veränderungen der Bindegewebsstruktur, hormonelle Faktoren, genetische Faktoren, das Mikrozirkulationssystem, die extrazelluläre Matrix und subtile entzündliche Veränderungen. ⓘ
Hormonelle Faktoren
Hormone spielen bei der Entstehung von Cellulite eine entscheidende Rolle. Östrogen ist möglicherweise das wichtigste Hormon bei der Entstehung von Cellulite. Es gibt jedoch keine zuverlässigen klinischen Beweise, die diese Behauptung stützen. Es wird angenommen, dass auch andere Hormone - darunter Insulin, die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin, Schilddrüsenhormone und Prolaktin - an der Entstehung von Cellulite beteiligt sind. ⓘ
Genetische Faktoren
Die individuelle Anfälligkeit für Cellulite hat auch eine genetische Komponente. Forscher haben die genetische Komponente der Cellulite auf bestimmte Polymorphismen in den Genen für das Angiotensin Converting Enzyme (ACE) und den Hypoxie-induzierbaren Faktor 1A (HIF1a) zurückgeführt. ⓘ
Prädisponierende Faktoren
Es ist erwiesen, dass mehrere Faktoren die Entstehung von Cellulite beeinflussen. Das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit, der Biotyp, die Verteilung des subkutanen Fetts und die Veranlagung zu Lymph- und Kreislaufinsuffizienz tragen nachweislich zur Cellulite bei. ⓘ
Lebensstil
Ein stressiger Lebensstil führt zu einem Anstieg des Katecholaminspiegels, der ebenfalls mit der Entstehung von Cellulite in Verbindung gebracht wird. ⓘ
Epidemiologie
Es wird angenommen, dass Cellulite bei 80-90 % der weiblichen Bevölkerung nach der Pubertät auftritt. Das Erscheinungsbild scheint eine hormonelle Komponente zu haben. Die Existenz der Cellulite als echte Erkrankung wurde in Frage gestellt, und die vorherrschende medizinische Meinung ist, dass es sich lediglich um den "normalen Zustand vieler Frauen" handelt. Bei Männern tritt sie nur selten auf, häufiger jedoch bei Männern mit Androgenmangel wie dem Klinefelter-Syndrom, Hypogonadismus, Postkastration und bei Patienten, die wegen Prostatakrebs eine Östrogentherapie erhalten. ⓘ
Geschichte
Der Begriff wurde erstmals in den 1920er Jahren von Wellness- und Schönheitssalons verwendet, um für ihre Dienstleistungen zu werben, und tauchte in den späten 1960er Jahren in englischsprachigen Publikationen auf, wobei die früheste Erwähnung in der Zeitschrift Vogue zu finden ist: "Wie ein schnell wandernder Fisch hat das Wort Cellulite plötzlich den Atlantik überquert". Die Medikalisierung der Cellulite (die Behandlung wie ein medizinisches Problem) war eine Zeit lang populär und förderte den Absatz von kosmetischen Behandlungen. ⓘ