Skalpell
 Verschiedene Skalpelle. Das erste (von links), zweite und vierte haben austauschbare Klingen. Das fünfte ist eine Lanzette. | |
| Klassifizierung | Schneidendes Werkzeug |
|---|---|
| Verwendet mit | Schablone, Chirurgie |
| Verwandt | Lanzette, Gebrauchsmesser, Laserskalpell |
Ein Skalpell, eine Lanzette oder ein Bistorium ist ein kleines Instrument mit einer extrem scharfen Klinge, das in der Chirurgie, beim anatomischen Sezieren, in der Podologie und bei verschiedenen handwerklichen Arbeiten verwendet wird (auch Hobbymesser genannt). Skalpelle können Einweg- oder wiederverwendbare Instrumente sein. Wiederverwendbare Skalpelle können fest angebrachte Klingen haben, die geschärft werden können, oder, was häufiger der Fall ist, abnehmbare Einwegklingen. Einmalskalpelle haben in der Regel einen Kunststoffgriff mit einer ausziehbaren Klinge (wie ein Universalmesser) und werden einmal verwendet, dann wird das gesamte Instrument entsorgt. Skalpellklingen sind normalerweise einzeln in sterilen Beuteln verpackt, werden aber auch unsteril angeboten. Zweischneidige Skalpelle werden als "Lanzetten" bezeichnet. ⓘ
Skalpellklingen bestehen in der Regel aus gehärtetem und vergütetem Stahl, rostfreiem Stahl oder kohlenstoffreichem Stahl; darüber hinaus sind Messer aus Titan, Keramik, Diamant und sogar Obsidian nicht unüblich. Bei MRT-gesteuerten Operationen beispielsweise sind Stahlklingen unbrauchbar (die Klingen würden von den Magneten angezogen und würden außerdem Bildartefakte verursachen). Historisch gesehen war das bevorzugte Material für chirurgische Skalpelle Silber. Einige Hersteller bieten auch Skalpellklingen mit einer Zirkoniumnitridbeschichtung an, um die Schärfe und Schnitthaltigkeit zu verbessern. Andere stellen Klingen her, die mit Polymeren beschichtet sind, um die Gleitfähigkeit während des Schnitts zu verbessern. Zu den Alternativen zum Skalpell in der Chirurgie gehören Elektrokauterisation und Laser. ⓘ
Ein Skalpell (von lateinisch scalpellum‚ Lanzette der Ärzte‘, Diminutiv von scalprum ‚Schnitzmesser‘, ‚Meißel‘) ist ein chirurgisches Instrument zum scharfen Durchtrennen von Geweben. Während früher – damals durchwegs einteilige – Skalpelle nach Reinigung, eventuellem Nachschleifen und Sterilisation – ähnlich wie früher auch Spritzen- und Nähnadeln – wiederverwendet wurden, finden heute durchwegs Einmal-Klingen Verwendung. Dabei wird der massive Skalpellgriff oftmals wiederverwendet und dafür eine neue Skalpellklinge angesteckt. ⓘ
Auch während einer Operation erfolgt gelegentlich ein Wechsel der Klinge, da diese bereits nach wenigen Schnitten stumpf werden kann und bei weiterer Verwendung das Gewebe stärker verletzen würde anstatt es glatt durchzutrennen. ⓘ
Chirurgische Skalpelle
Chirurgische Skalpelle bestehen aus zwei Teilen, einer Klinge und einem Griff. Die Griffe sind häufig wiederverwendbar, während die Klingen austauschbar sind. Bei medizinischen Anwendungen wird jede Klinge nur einmal verwendet (manchmal nur für einen einzigen, kleinen Schnitt). ⓘ
Der Griff ist auch als "B.P.-Griff" bekannt, benannt nach Charles Russell Bard und Morgan Parker, den Gründern der Bard-Parker Company. Morgan Parker ließ das zweiteilige Skalpell 1915 patentieren, und Bard-Parker entwickelte eine Methode der Kaltsterilisation, die die Klingen nicht stumpf werden ließ, wie es bei der zuvor verwendeten Hitzemethode der Fall war. ⓘ
Die Griffe medizinischer Skalpelle gibt es in mehreren Grundtypen. Der erste ist ein flacher Griff, wie er bei den Griffen Nr. 3 und Nr. 4 verwendet wird. Der Griff der Nummer 7 ähnelt eher einem langen Schreibstift, der vorne abgerundet und hinten flach ist. Der Griff Nr. 4 ist größer als der Griff Nr. 3. #Der Griff Nr. 5 ist ebenfalls häufig anzutreffen, er ist rund und mit einem Muster versehen, das einen rutschfesten Griff gewährleistet. Die Klingen werden mit einer entsprechenden Passform hergestellt, so dass sie nur auf eine Griffgröße passen. Die folgende Tabelle der Klingen ist unvollständig, und einige der aufgeführten Klingen können mit Griffen verwendet werden, die hier nicht aufgeführt sind.
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Arten von Klingen
| Klinge Nr. | Abbildung | Kompatible Griffe | Klinge Beschreibung | Verwendet |
|---|---|---|---|---|
| Nr. 6 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. 9 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. 10 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Gebogene Schneide mit ungeschliffenem Rücken. Eine eher traditionelle Klingenform. | Im Allgemeinen für Schnitte in Haut und Muskeln. Wird häufig zum Schneiden der Haut bei Unterleibsoperationen verwendet. | |
| Nr. 10a | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Diese Klinge ist klein und gerade. | ||
| Nr. 11 |  |
B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Dreieckige Klinge mit scharfer Spitze, flacher Schneide parallel zum Griff und flachem Rücken | Für Präzisionsschnitte, Abisolieren, scharfe Winkelschnitte und auch zum Schneiden von Schablonen, da sie der X-Acto-Kunstmesserklinge ähnelt |
| Nr. 11P | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. E11 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. E/11 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Zum Abtragen von harter Haut, z.B. Hornhaut bei Podologen. | ||
| Nr. 12 |  |
B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Eine kleine, spitze, halbmondförmige Klinge, die an der Innenseite der Kurve geschärft ist | |
| Nr. 12D | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Eine kleine, spitze, halbmondförmige Klinge, die auf beiden Seiten der Kurve geschliffen ist | ||
| Nr. 13 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. 14 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. 15 |  |
B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Eine kleinere Version der Nr. 10 | Für den gleichen allgemeinen Gebrauch wie die #10 Klinge |
| Nr. 15A | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Eine nach vorne gerichtete gerade Klinge mit flachem Rücken | ||
| Nr. 15C | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Die #15 mit abwärts gerichtetem Winkel, flacher und dünner als die #15 | Der nach unten gerichtete Winkel macht diese Klinge zur bevorzugten Klinge für Arbeiten im Brustkorb während der Herzchirurgie. Sie wird häufig für die distale Arteriotomie bei koronaren Bypass-Transplantationen verwendet. | |
| Nr. 15T | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Enukleation von Läsionen wie z. B. Hühneraugen. | ||
| Nr. D/15 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. 16 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Eine schmale, meißelartige Klinge mit flacher, abgewinkelter Schneide, die höher als die Achse des Griffs liegt. | Zum Schneiden von Schablonen, Ritzen und Ätzen | |
| Nr. 17 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | Meißelklinge mit flacher Schneide 1,6 mm | Für schmale Schnitte | |
| Nr. 18 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | 12,7-mm-Meißelklinge | Für tiefe Schnitte und zum Schaben | |
| Nr. 19 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine ähnliche Klinge wie die #15 | ||
| Nr. 20 |  |
4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine größere Version der Klinge Nr. 10, mit einer gebogenen Schneide und einem flachen, ungeschliffenen Rücken. | Wird in der allgemeinen Chirurgie und orthopädischen Chirurgie verwendet. |
| Nr. 21 |  |
4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | ||
| Nr. 22 | 2, 4, 5, 6 | Eine etwas größere Version der #20, mit einer gebogenen Schneide und einer flachen, ungeschliffenen Hinterkante. | Wird für Hautschnitte sowohl in der Herz- als auch in der Thoraxchirurgie und zum Schneiden des Bronchus bei Lungenresektionen verwendet. | |
| Nr. 22A | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | |||
| Nr. 23 |  |
4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Ähnlich wie Nr. 22, blattförmig | Für lange Schnitte. |
| Nr. 24 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine breite, flache, abgewinkelte Schneidkante | Für Eckschnitte, Trimmen, Abisolieren und Schneiden von Matten und Dichtungen | |
| Nr. 25 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine nach vorne gerichtete gerade Klinge mit flachem Rücken (ähnlich wie #15a) | ||
| Nr. 25a | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Dreieckige, gerade Klinge mit flachem, nach unten abgewinkeltem Rücken (ähnlich wie #10a, kürzer als #26) | ||
| Nr. 26 |  |
4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Dreieckige gerade Klinge mit flachem Rücken, der nach unten geneigt ist (ähnlich wie #15a, länger als #25a) | |
| Nr. 27 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | |||
| Nr. 34 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine dreieckige Klinge ähnlich der #11 | ||
| Nr. 36 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine größere Klinge | Wird in der allgemeinen Chirurgie, aber auch im Labor für Histologie und Histopathologie verwendet. | |
| Nr. 40 | B3, 3, 3 abgestuft, 3 lang, 5, 7, 9 | |||
| Nr. PM40 | Rostfreier PM-Griff | |||
| Nr. PM40B | Rostfreier PM-Griff | |||
| Nr. 60 | 4, 4 abgestuft, 4 lang, 6 | Eine lange Klinge, ähnlich der Nr. 10, mit langer Schneide, abgerundeter Spitze und flachem Rücken. | ||
| Nr. PM60 | PM8 | |||
| Nr. PM60B | PM8 |
Greifen eines medizinischen Skalpells
Palmarer Griff
Auch "Tafelmesser"-Griff genannt. Der Griff wird mit dem zweiten bis vierten Finger gehalten und entlang der Daumenbasis gesichert, wobei der Zeigefinger entlang der oberen Rückseite der Klinge und der Daumen entlang der Seite des Griffs ausgestreckt ist. Dieser Griff eignet sich am besten für erste Einschnitte und größere Schnitte. ⓘ
Bleistiftgriff
Am besten geeignet für präzisere Schnitte mit kleineren Klingen (z. B. #15) und dem Griff #7. Das Skalpell wird mit den Spitzen des ersten und zweiten Fingers und der Spitze des Daumens gehalten, wobei der Griff auf der fleischigen Basis von Zeigefinger und Daumen ruht. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Griff nicht zu weit am Zeigefinger liegt, da dies einen instabilen Griff und verkrampfte Finger fördert. ⓘ
Klingen für Grafikdesign und Kunsthandwerk
Grafik- und Modellbauskalpelle haben in der Regel runde Griffe mit strukturierten Griffflächen (entweder aus gerändeltem Metall oder aus weichem Kunststoff). Die Klinge ist in der Regel flach und gerade, so dass sie leicht gegen ein Lineal geführt werden kann, um gerade Schnitte zu machen. ⓘ
Es gibt viele Arten von Grafikklingen; die gebräuchlichste in Grafikstudios ist die Klinge Nr. 11, die einer chirurgischen Klinge Nr. 11 (siehe oben) sehr ähnlich ist. Andere Klingenformen werden zum Schnitzen von Holz, zum Schneiden von Leder und schwerem Stoff usw. verwendet. ⓘ
Antike Skalpelle
- Skalpelle aus Obsidian, die älter als 2100 v. Chr. sind, wurden in einer bronzezeitlichen Siedlung in der Türkei gefunden. Schädel aus derselben Zeit und von demselben Ort weisen Anzeichen von Gehirnoperationen auf.
- Die alten Ägypter führten Einschnitte für die Einbalsamierung mit Skalpellen aus geschliffenem Obsidian durch, ein Material, das auch heute noch in Gebrauch ist.
- Aus den ersten medizinischen Schriften der alten Griechen geht hervor, dass sie um 500 v. Chr. Werkzeuge benutzten, die mit den heutigen Skalpellen identisch sind.
- Die alten Römer benutzten mehr als 150 verschiedene chirurgische Instrumente, darunter auch Skalpelle.
- In der indischen ayurvedischen Medizin wird die Verwendung von scharfen Bambussplittern erwähnt. ⓘ
Verletzungen durch Skalpelle
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wuchs das Bewusstsein für die Gefahren, die von scharfen Gegenständen im medizinischen Umfeld ausgehen, und es wurden verschiedene Methoden entwickelt, um die Beschäftigten im Gesundheitswesen vor versehentlichen Schnitt- und Stichverletzungen zu schützen. Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention) werden in den Vereinigten Staaten täglich bis zu 1.000 Menschen bei der medizinischen Versorgung versehentlich mit Nadeln gestochen und verletzt. Darüber hinaus müssen Chirurgen damit rechnen, im Laufe ihrer Karriere Hunderte von solchen Verletzungen zu erleiden. Verletzungen durch Skalpellklingen gehörten zu den häufigsten Verletzungen durch scharfe/spitze Instrumente, an zweiter Stelle nach Nadelstichen. Im Jahr 2001 machten Skalpellverletzungen 7 bis 8 Prozent aller Verletzungen durch scharfe/spitze Instrumente aus. ⓘ
Der Begriff "Skalpellsicherheit" wurde geprägt, um die Anwender darüber zu informieren, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich vor dieser häufigen Verletzung durch scharfe/spitze Instrumente zu schützen. ⓘ
Sicherheitsskalpelle
Sicherheitsskalpelle werden immer beliebter, da ihre Preise sinken und auch aufgrund von Gesetzen wie dem Needle Stick Prevention Act, der Krankenhäuser dazu verpflichtet, das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern durch Unfälle mit Nadeln oder Skalpellen zu minimieren. ⓘ
Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Einweg-Sicherheitsskalpellen, die von verschiedenen Herstellern angeboten werden. Sie können entweder als einziehbare Klinge oder als einziehbare Scheide klassifiziert werden. Die Versionen mit einziehbarer Klinge, die von Unternehmen wie OX Med Tech, DeRoyal, Jai Surgicals, Swann Morton und PenBlade hergestellt werden, sind aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit einem Standard-Box-Cutter intuitiver zu bedienen. Die Versionen mit einziehbarer Scheide sind für den Arzt ergonomischer und werden von Unternehmen wie Aditya Dispomed, Aspen Surgical und Southmedic hergestellt. Einige wenige Unternehmen bieten inzwischen auch Sicherheitsskalpelle mit einem wiederverwendbaren Metallgriff an. Bei diesen Modellen ist die Klinge in der Regel in einer Patrone geschützt. Solche Systeme erfordern in der Regel einen maßgeschneiderten Griff, und der Preis für Klingen und Kartuschen ist erheblich höher als bei herkömmlichen chirurgischen Klingen. ⓘ
CDC-Studien zeigen jedoch, dass bis zu 87 % der aktiven Medizinprodukte nicht aktiviert werden. Da es sich bei Sicherheitsskalpellen um aktive Geräte handelt, ist das Risiko, dass sie nicht aktiviert werden, immer noch erheblich. Eine Studie hat ergeben, dass es bei Sicherheitsskalpellen viermal mehr Verletzungen gibt als bei wiederverwendbaren Skalpellen. ⓘ
Klingenentferner
Auf dem Markt gibt es verschiedene Skalpellklingenentferner, mit denen die Klingen sicher aus dem Griff entfernt werden können, anstatt die Finger oder eine Pinzette zu benutzen. Im medizinischen Bereich erwies sich die Kombination eines Einhand-Skalpellklingenentferners mit einem Passing-Tray oder einer neutralen Zone unter Berücksichtigung der Aktivierungsraten als ebenso sicher und bis zu fünfmal sicherer als ein Sicherheitsskalpell. Es gibt Unternehmen, die einen Einhand-Skalpellklingenentferner anbieten, der den behördlichen Anforderungen wie den Normen der US Occupational Safety and Health Administration entspricht. ⓘ
Sicherheit
Die Verwendung sowohl von Sicherheitsskalpellen als auch eines einhändigen Klingenentferners in Verbindung mit einer freihändigen Übergabetechnik kann Verletzungen durch Skalpellklingen wirksam verringern. Es liegt an den Arbeitgebern und den Anwendern von Skalpellen, sicherere und wirksamere Sicherheitsmaßnahmen für Skalpelle zu erwägen und anzuwenden, wenn dies möglich ist. ⓘ
Verwendung
Heute wird das Skalpell hauptsächlich für den Hautschnitt einer Operation verwendet. In weiterer Folge wird vor allem mit dem Elektrokauter (Vorteile durch gleichzeitige Blutstillung) sowie stumpfen Präparationsinstrumenten (Schere, Pinzette etc.) weitergearbeitet. Verwendete Einmal-Skalpelle tragen eine potentielle Infektionsgefahr durch die Möglichkeit von Stichverletzungen mit sich und sind daher nach Gebrauch in einer Abwurfbox fachgerecht zu entsorgen. Auch beim Wechseln von Klingen oder dem Entfernen vom Griff sollte möglichst sicher gearbeitet und die Klinge mit den Fingern selbst nicht angefasst werden. Zum sicheren Wechseln ist besonders ein Nadelhalter nach Hegar geeignet, mit dem man sicher die Klinge greifen kann und das Verletzungs- und Infektionsrisiko minimiert. Skalpellverletzungen machen 7–8 % aller durch scharfe Gegenstände verursachten Körperschäden aus. ⓘ
Das Skalpell ist neben der Pinzette das wichtigste Instrument bei der Präparation von Leichen im Rahmen der anatomischen Ausbildung in den ersten Semestern des Medizinstudiums (Präparierkurs). ⓘ
Wegen vergleichbarer Arbeiten finden Skalpelle auch bei der Herrichtung von Jagdtrophäen und Dermoplastiken Verwendung. Kräftige Klingen und Griffe werden vereinzelt auch während der Jagd für die rote Arbeit verwendet (Vorteil hohe Klingenschärfe, nachschleifen als „Einmal-Artikel“ nicht notwendig). ⓘ
Skalpelle werden häufig auch für filigrane Handschneidearbeiten, wie sie z. B. in der Grafik oder dem Modellbau vorkommen, eingesetzt. Als nahe Verwandte finden sich in diesem Bereich auch spezielle Präzisions-Bastelmesser, meist mit einem zylindrischen Griffstück und ebenfalls auswechselbaren Klingen. Der Übergang zu kleineren Cuttermessern ist fließend, wobei letztere typischerweise Abbrechklingen besitzen, wodurch das Austauschen der kompletten Klinge nicht so oft notwendig ist. ⓘ
Soll Schneidgut fast oder ganz durchtrennt werden hilft eine ausreichend weiche Schneidunterlage die Klinge zu schonen, insbesondere ihre empfindliche Spitze nicht abzubrechen. ⓘ
Digital Cutter führen ein skalpellähnliches kleines Messer, dessen Halterung um eine vertikale Achse drehbar gelagert ist, horizontal über und durch plan oder gewölbt liegendes dünnes Material: Kunststofffolie, Papier oder Graukarton. Die Schneide steht vertikal oder oben etwas in Schneidrichtung geneigt. Durch Schleppen oder kalkuliert-motorisch wird die Klingenebene tangential zur Schneidkontur geführt. ⓘ
Geschichte
Das Skalpell galt schon in den frühen Kulturen als ein besonderes Instrument. Zunächst wurde es als kleines Messer in Form eines dazu geformten Feuersteins für den täglichen Gebrauch genutzt. In der griechischen Jungsteinzeit (Neolithikum) erweiterte sich der Gebrauch bereits auf chirurgische Zwecke (z. B. zur Schädeltrepanation – Bohren eines Lochs in den Schädel). So blieben die Steinmesser auch später bei der rituellen Beschneidung der Ägypter und Israeliten im Gebrauch. Bereits im Codex des Hammurapi wird ein solches Steinmesser erwähnt. Darin werden Festlegungen entdeckt, die von Hammurapi erstellt wurden, wonach die Vergütung eines Arztes danach erfolgte, wie kunstgerecht er das Skalpell anwenden könne. Ebenso wird darin die Bestrafung des Arztes festgelegt bei entsprechenden Kunstfehlern mit dem Skalpell. In der römischen Zeit wurden vereinzelt noch Bronze-Skalpelle benutzt, allgemein hatte sich aber das Stahlmesser durchgesetzt. Mit dem Instrument wurden u. a. folgende Eingriffe vollzogen: Entfernung von Fremdkörpern in Haut und tiefer, Eröffnung von Abszessen, Aderlass, Blasensteinschnitt. Da die unterschiedlichen Aufgaben auch eine entsprechende Anpassung des Skalpells erforderten, entwickelte sich dieses Instrument schließlich dann zum medizinischen Instrument wie oben dargestellt. ⓘ
Klingen
Es gibt Klingen in unterschiedlicher Form (Klingenfigur), Größe und Material, abhängig davon, welches Gewebe oder an welcher Stelle operiert werden soll. Als Material dienen Edelstahl, gehärteter Stahl, rostfreier Stahl, hochfester Kohlenstoffstahl, Titan, Keramik und Feuerstein. Während Operationen mit Magnetresonanztomographie sind Stahlklingen ungeeignet. In der chirurgischen Verwendung gibt es Alternativen zum Skalpell, wie z. B. der Elektrokauter, Ultraschallmesser oder -scheren und der Einsatz eines Lasers. ⓘ
Klingen für #4 Griffe
Der #4 Griff ist die gebräuchlichste Form eines größeren Skalpells. Die passenden Klingen sind ebenfalls entsprechend größer. Nachfolgend eine (unvollständige) Übersicht von bekannten Klingen:
- No. 18: Symmetrische, spitz zulaufende, geschwungene Form. Spitzerer Winkel als 23er.
- No. 20, 21, 22: Eine größere Version der #10 Klinge. Die 22er ist größer als die 21er, welche größer ist als die 20er.
- No. 23: Symmetrische, spitz zulaufende, geschwungene Form. Stumpferer Winkel als 18er.
- No. 24: breite, flache, winkelige Schneide
- No. 25: Eine gerade, der Vorderseite zugewandte Klinge mit einem flachen hinteren Teil
- No. 25a: Eine dreiseitige, gerade Klinge mit einer flachen hinteren Kante (einer #10a ähnlich, kürzer als die #26)
- No. 26: Eine dreiseitige, gerade Klinge mit einer flachen hinteren Kante (einer #15a ähnlich, kürzer als die #25a)
- No. 34: Eine, der #11 ähnliche, dreiseitige Klinge
- No. 36: Eine größere Klinge, in der allgemeinen Chirurgie verwendet, aber auch für Histologie und Histopathologie im Rahmen eines Labormilieus verwendet
- No. 60: Eine längere, der #10 ähnliche, Klinge mit einer längeren Schneidkante ⓘ
Fadenmesser
Längere Klingen mit geradem Rücken, keilförmiger Spitze ohne Schliff und daran anschließende konkav-bogenförmige Schneide dienen zum Auftrennen von chirurgischen Nähten. ⓘ
Sicherheitsskalpell
Da sich Klinikmitarbeiter durch Stich- und Schnittverletzungen mit kontaminierten Instrumenten nicht selten infizieren, wurden die Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege (TRBA 250) in Bezug auf das Risiko dieser Verletzungsart 2018 neu gefasst. ⓘ
Ein Sicherheitsskalpell zeichnet sich durch eine Schutzhülle aus, in der die Klinge ursprünglich verborgen ist, erst durch den Operateur ausgefahren wird und nach der Verwendung wieder in den Schutz zurückgezogen wird. Ist diese Schutzhülle teiltransparent, kann die Klingenfigur auch im gesicherten Zustand erkannt werden. Ein so ausgestattetes Sicherheitsskalpell reduziert das Verletzungsrisiko beim Anreichen, Abnehmen und Entsorgen. ⓘ
Sicherheitsskalpelle sind nun u. a. bei Patienten mit nachweislicher Hochrisiko-Infektion, mit Fremdgefährdungspotential, bei Behandlung im Strafvollzug, im Rettungswesen, der Notfallchirurgie zu verwenden. ⓘ