Brandenburg-Preußen

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Brandenburg-Preußen
Brandenburg-Preußen
1618–1701
Wappen der Markgrafschaft Brandenburg
Wappen des Herzogtums Preußen
Wappen von
Brandenburg
Wappen von
Herzogliches Preußen
Brandenburg-Preußen innerhalb und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches (1618)
Brandenburg-Preußen innerhalb und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches (1618)
StandPersonalunion zwischen der Markgrafschaft Brandenburg und dem Herzogtum Preußen
HauptstadtBerlin und Königsberg
RegierungFeudale Monarchien in Personalunion
Kurfürst-Herzog 
• 1618–1619
Johann Sigismund
• 1619–1640
Georg Wilhelm
• 1640–1688
Friedrich Wilhelm
• 1688–1701
Friedrich III. (Friedrich I.)
Historische EpocheHeiliges Römisches Reich Deutscher Nation
27. August 1618
- Preußische Unabhängigkeit
19. September 1657
- Erhebung zum Königreich
18. Januar 1701
Vorgänger von Gefolgt von
Markgrafschaft Brandenburg
Herzogtum Kleve
Grafschaft Mark
Grafschaft Ravensberg
Herzogtum Preußen
Bistum Minden
Bistum Halberstadt
Herzogtum Pommern
Erzbistum Magdeburg
Lauenburgisches und Bütower Land
Draheim
Königreich Preußen
Arms of Brandenburg.svg
Arms of East Prussia.svg

Geschichte Brandenburgs und Preußens
Nordmark
965 – 983
Alt-Preußen
vor - 13. Jahrhundert
Lutizische Föderation
983 - 12. Jahrhundert
Markgrafschaft Brandenburg
1157 - 1618 (1806) (HRE)
(Böhmen 1373 - 1415)
Deutscher Orden
1224 – 1525
(Polnisches Lehen 1466 - 1525)
Herzogtum Preußen
1525 – 1618 (1701)
(Polnisches Lehen 1525 - 1657)
Königliches (polnisches) Preußen (Polen)
1454/1466 – 1772
Brandenburg-Preußen
1618 – 1701
Königreich in Preußen
1701 – 1772
Königreich Preußen
1772 – 1918
Freistaat Preußen (Deutschland)
1918 – 1947
Region Klaipėda
(Litauen)
1920 - 1939 / 1945 - heute
Wiedergewonnene Territorien
(Polen)
1918/1945 - heute
Brandenburg
(Deutschland)
1947 - 1952 / 1990 - heute
Kaliningrader Gebiet
(Russland)
1945 - heute

Brandenburg-Preußen (deutsch: Brandenburg-Preußen; niederdeutsch: Brannenborg-Preußen) ist die historiographische Bezeichnung für das frühneuzeitliche Reich der brandenburgischen Hohenzollern zwischen 1618 und 1701. Der im Kurfürstentum Brandenburg beheimatete Hauptzweig der Hohenzollern vermischte sich mit dem im Herzogtum Preußen herrschenden Zweig und sicherte sich die Nachfolge nach dessen Aussterben in der männlichen Linie im Jahr 1618. Eine weitere Folge der Vermählung war die Einverleibung der niederrheinischen Fürstentümer Kleve, Mark und Ravensberg nach dem Vertrag von Xanten 1614.

Besonders verheerend war der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). Der Kurfürst wechselte dreimal die Seiten, und in der Folge fegten protestantische und katholische Heere durch das Land, töteten, verbrannten, raubten Menschen und nahmen die Lebensmittelvorräte an sich. Bis zur Hälfte der Bevölkerung wurde getötet oder umgesiedelt. Berlin und die anderen großen Städte lagen in Trümmern, und der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte. Durch den Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg 1648 beendete, erhielt Brandenburg Minden und Halberstadt, außerdem die Erbfolge in Vorpommern (1653 eingegliedert) und das Herzogtum Magdeburg (1680 eingegliedert). Mit dem Vertrag von Bromberg (1657), der während des Zweiten Nordischen Krieges geschlossen wurde, wurden die Kurfürsten von der polnischen Vasallität für das Herzogtum Preußen befreit und erhielten Lauenburg-Bütow und Draheim. Der Vertrag von Saint-Germain-en-Laye (1679) erweiterte das brandenburgische Pommern bis zur unteren Oder.

Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts legte den Grundstein dafür, dass Preußen zu einem der großen Akteure in der europäischen Politik wurde. Das aufkommende brandenburgisch-preußische Militärpotential, das auf der Einführung eines stehenden Heeres im Jahr 1653 beruhte, wurde durch die weithin beachteten Siege bei Warschau (1656) und Fehrbellin (1675) sowie durch die Große Schlittenfahrt (1678) symbolisiert. Brandenburg-Preußen gründete auch eine Kriegsmarine und deutsche Kolonien an der Brandenburger Goldküste und in Arguin. Friedrich Wilhelm, bekannt als "der Große Kurfürst", öffnete Brandenburg-Preußen für eine umfangreiche Einwanderung ("Peuplierung") von zumeist protestantischen Flüchtlingen aus ganz Europa ("Exulanten"), vor allem von Hugenotten nach dem Edikt von Potsdam. Friedrich Wilhelm begann auch, die Verwaltung Brandenburg-Preußens zu zentralisieren und den Einfluss der Stände zu verringern.

1701 gelang es Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, sich zum König in Preußen zu erheben. Ermöglicht wurde dies durch die Souveränität des Herzogtums Preußen außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Zustimmung des habsburgischen Kaisers und anderer europäischer Könige im Zuge der Bündnisbildung für den Spanischen Erbfolgekrieg und den Großen Nordischen Krieg. Ab 1701 wurden die Hohenzollernschen Herrschaften als Königreich Preußen oder einfach als Preußen bezeichnet. Rechtlich gesehen bestand die Personalunion zwischen Brandenburg und Preußen bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806. Zu diesem Zeitpunkt war die kaiserliche Oberhoheit über das Reich jedoch bereits zu einer rechtlichen Fiktion geworden. Daher wurde Brandenburg nach 1701 de facto als Teil des preußischen Königreichs behandelt. Friedrich und seine Nachfolger setzten die Zentralisierung und den Ausbau des Staates fort und wandelten die für die brandenburgisch-preußische Ära typische Personalunion von politisch unterschiedlichen Fürstentümern in ein System von Berlin unterstellten Provinzen um.

Ursprünglich beschränkten sich die Besitzungen der hohenzollernschen Markgrafen auf die Mark Brandenburg selbst. Durch dynastische Erbschaften und Käufe zu Anfang des 17. Jahrhunderts vergrößerten sie ihren Besitz, so dass ein weit verstreutes Herrschaftsgebiet entstand, das anfangs nur durch die Person des Herrschers miteinander verbunden war. Der Westfälische Frieden von 1648 verstärkte die Position Brandenburg-Preußens entscheidend.

Verwendet wird der Begriff vorwiegend in der Geschichtswissenschaft, um im jeweiligen Kontext die gesamten Hohenzollernlande von den einzelnen Landesteilen zu unterscheiden. Mit der Königskrönung Friedrichs III. am 18. Januar 1701 wurden die zersplitterten und nur lose zusammengehaltenen Landesteile mit dem neugegründeten Königreich Preußen in eine Realunion umgewandelt, in deren Folge ein Zentralstaat entstand. Der Ausdruck Brandenburg-Preußen wird aber auch manchmal für die Zeit nach 1701 verwendet, um den Bezug zum brandenburgischen Ursprung des preußischen Staates zu betonen.

Etablierung unter Johann Sigismund (1618)

Eine Allegorie aus dem 19. Jahrhundert, die die Entstehung Brandenburg-Preußens durch die Heirat von Johann Sigismund, Markgraf von Brandenburg, mit Herzogin Anna von Preußen darstellt.

Die Markgrafschaft Brandenburg war seit 1415 der Sitz des Hauptzweigs der Hohenzollern, die Kurfürsten im Heiligen Römischen Reich waren. Im Jahr 1525 wurde durch den Vertrag von Krakau das Herzogtum Preußen durch die teilweise Säkularisierung des Deutschordensstaates geschaffen. Es war ein Vasall des Königreichs Polen und wurde von Herzog Albert von Preußen regiert, der einem Kadettenzweig des Hauses Hohenzollern entstammte. Im Auftrag ihrer Mutter Elisabeth von den brandenburgischen Hohenzollern wurde Anna Marie von Braunschweig-Lüneburg 1550 Alberts zweite Frau und gebar ihm seinen Nachfolger Albert Friedrich. 1563 wurde dem brandenburgischen Zweig der Hohenzollern von der polnischen Krone das Erbrecht zugesprochen. Albert Friedrich wurde nach Alberts Tod 1568 Herzog von Preußen. Seine Mutter starb im selben Jahr, und in der Folgezeit zeigte er Anzeichen einer Geistesstörung. Aufgrund der Krankheit des Herzogs wurde Preußen von Alberts Neffen Georg Friedrich von Hohenzollern-Ansbach-Jägersdorf (1577-1603) regiert. Im Jahr 1573 heiratete Albert Friedrich Marie Eleonore von Jülich-Cleves-Berg, mit der er mehrere Töchter hatte.

1594 heiratete Albert Friedrichs damals 14-jährige Tochter Anna den Sohn von Joachim Friedrich von Hohenzollern-Brandenburg, Johann Sigismund. Die Ehe sicherte das Erbrecht im Herzogtum Preußen und in Kleve. Nach dem Tod Georg Friedrichs im Jahr 1603 ging die Regentschaft über das preußische Herzogtum auf Joachim Friedrich über. Ebenfalls 1603 schlossen die Mitglieder des Hauses Hohenzollern den Vertrag von Gera, in dem festgelegt wurde, dass ihre Territorien in Zukunft nicht mehr geteilt werden sollten.

Nach dem Tod Albert Friedrichs 1618 erbten die Kurfürsten von Brandenburg das Herzogtum Preußen, das jedoch bis 1656/7 als Lehen der polnischen Krone unterstellt blieb. Da Johann Sigismund 1616 einen Schlaganfall erlitten hatte und infolgedessen sowohl körperlich als auch geistig schwer behindert war, regierte seine Frau Anna das Herzogtum Preußen in seinem Namen, bis Johann Sigismund 1619 im Alter von 47 Jahren an einem zweiten Schlaganfall starb.

Georg Wilhelm, 1619-1640

Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg

Von 1619 bis 1640 war Georg Wilhelm Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen. Er bemühte sich, die Vorherrschaft des Kurfürstentums Sachsen im Obersächsischen Kreis zu brechen, was ihm jedoch nicht gelang. Die brandenburgisch-sächsische Gegensätzlichkeit machte die Verteidigung des Kreises unwirksam, so dass er im Dreißigjährigen Krieg von Albrecht von Wallenstein überrannt wurde. Georg Wilhelm hatte sich zwar zuvor auf die Neutralität berufen, doch die Anwesenheit von Wallensteins Armee zwang ihn im Vertrag von Königsberg (1627), sich dem katholisch-kaiserlichen Lager anzuschließen und Garnisonen zu akzeptieren. Als das schwedische Reich in den Krieg eintrat und in Brandenburg vorrückte, behauptete Georg Wilhelm erneut seine Neutralität, doch Gustav Adolf von Schweden zwang Georg Wilhelm, sich Schweden als Verbündeten anzuschließen, indem er erhebliche Gebiete in Brandenburg-Preußen besetzte und ein Heer vor den Stadtmauern von Berlin aufstellte. Georg Wilhelm schloss zwar kein Bündnis, gewährte Schweden aber Transitrechte, zwei Festungen und Subventionen. In der Folge verwüsteten römisch-katholische Heere wiederholt Brandenburg und andere Hohenzollernländer.

Der "Große Kurfürst", Friedrich Wilhelm, 1640-1688

Brandenburg-Preußen (rot 1640, rot und grün 1688).

Während des Dreißigjährigen Krieges folgte auf Georg Wilhelm der 1620 geborene Friedrich Wilhelm, der als "Der Große Kurfürst" bekannt wurde. Der Charakter des jungen Kurfürsten war geprägt von seinem calvinistischen Erzieher Calcum, einem langen Aufenthalt in der Niederländischen Republik während seiner großen Reise und den Kriegsereignissen, von denen ein Treffen mit seinem Onkel Gustav Adolf von Schweden in Pommern zu den eindrucksvollsten gehörte.

Ende des Dreißigjährigen Krieges

Friedrich Wilhelm, "Großer Kurfürst" von Brandenburg-Preußen

Friedrich Wilhelm übernahm Brandenburg-Preußen in Zeiten einer kriegsbedingten politischen, wirtschaftlichen und demografischen Krise. Nach seinem Amtsantritt zog der neue Kurfürst die brandenburgische Armee zurück, ließ aber 1643/44 wieder eine Armee aufstellen. Ob Friedrich Wilhelm einen Waffenstillstands- und Neutralitätsvertrag mit Schweden schloss, ist umstritten: Ein entsprechendes Dokument von 1641 existiert zwar, wurde aber nie ratifiziert und wiederholt als Fälschung bezeichnet. Unstrittig ist jedoch, dass er das Wachstum Brandenburg-Preußens begründete.

Zu dieser Zeit beherrschten die Kräfte des schwedischen Reiches Norddeutschland, und zusammen mit seinem Verbündeten Frankreich wurde Schweden 1648 zur Garantiemacht des Westfälischen Friedens. Das schwedische Ziel, die Ostsee durch die Errichtung von Herrschaftsgebieten an der Küste zu kontrollieren ("dominium maris baltici"), vereitelte die Ambitionen Friedrich Wilhelms, die Kontrolle über die Odermündung mit Stettin (Szczecin) in Pommern zu erlangen.

Die brandenburgischen Markgrafen waren seit langem bestrebt, nach Norden zu expandieren und das eingeschlossene Brandenburg mit der Ostsee zu verbinden. Der Vertrag von Grimnitz (1529) garantierte die brandenburgische Erbfolge im Herzogtum Pommern nach dem Aussterben des dortigen Hauses Pommern und wäre mit dem Tod des pommerschen Herzogs Bogislaw XIV. im Jahr 1637 in Kraft getreten. Mit dem Vertrag von Stettin (1630) hatte Bogislaw XIV. jedoch auch die Kontrolle über das Herzogtum an Schweden abgegeben, das sich weigerte, den brandenburgischen Ansprüchen nachzugeben. Im Westfälischen Frieden wurde eine Teilung des Herzogtums zwischen Brandenburg und Schweden vereinbart, die die genauen Grenzen im Vertrag von Stettin (1653) festlegten. Schweden behielt den westlichen Teil einschließlich der unteren Oder (Schwedisch-Pommern), während Brandenburg den östlichen Teil (Vorpommern) erhielt. Friedrich Wilhelm war mit diesem Ergebnis unzufrieden, und der Erwerb des gesamten Herzogtums Pommern sollte zu einem der Hauptziele seiner Außenpolitik werden.

Im Westfälischen Frieden wurde Friedrich Wilhelm für Vorpommern mit den säkularisierten Bistümern Halberstadt und Minden und dem Erbrecht auf das ebenfalls säkularisierte Erzbistum Magdeburg entschädigt. Mit Halberstadt erhielt Brandenburg-Preußen auch mehrere kleinere Territorien: die Herrschaft Derenburg, die Grafschaft Regenstein, die Herrschaft Klettenberg und die Herrschaft Lohra. Dies war in erster Linie den französischen Bestrebungen geschuldet, durch die Stärkung der Hohenzollern ein Gegengewicht zur Macht des Habsburger Kaisers zu schaffen. Zwar schätzte Friedrich Wilhelm diese Territorien geringer ein als Vorpommern, doch wurden sie auf lange Sicht zu Trittsteinen für die Schaffung eines geschlossenen, dominierenden Reiches in Deutschland.

Verheerungen

Von allen brandenburgisch-preußischen Territorien gehörte das Kurfürstentum Brandenburg am Ende des Dreißigjährigen Krieges zu den am stärksten zerstörten. Schon vor dem Krieg waren die Bevölkerungsdichte und der Wohlstand im Kurfürstentum im Vergleich zu anderen Territorien des Reiches gering gewesen, und der Krieg hatte 60 Städte, 48 Burgen und etwa 5.000 Dörfer zerstört. Im Durchschnitt waren 50 % der Bevölkerung tot, in einigen Regionen überlebten nur 10 %. Die Landbevölkerung war durch Todesfälle und Flucht in die Städte von 300.000 vor dem Krieg auf 75.000 danach gesunken. In den wichtigen Städten Berlin-Cölln und Frankfurt an der Oder lag der Bevölkerungsrückgang bei einem Drittel bzw. zwei Dritteln. Einige der nach dem Krieg hinzugewonnenen Gebiete wurden ebenfalls verwüstet: In Pommern überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung, und Magdeburg, das einst zu den reichsten Städten des Reiches gehörte, wurde niedergebrannt, wobei ein Großteil der Bevölkerung getötet wurde. Am wenigsten betroffen waren das Herzogtum Preußen, das nur am Rande in den Krieg verwickelt war, und Minden.

Trotz der Bemühungen um die Wiederbesiedlung der verwüsteten Gebiete dauerte es in einigen von ihnen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, bis die Bevölkerungsdichte der Vorkriegszeit wieder erreicht war.

Kuhkrieg

Karte der niederrheinischen Herzogtümer

Im Juni 1651 brach Friedrich Wilhelm die Bestimmungen des Westfälischen Friedens, indem er in Jülich-Berg einfiel, das an seine klevisch-märkischen Besitzungen am Niederrhein grenzte. Der Vertrag von Xanten, der 1614 den Jülicher Erbfolgekrieg zwischen Brandenburg und den Pfalzgrafen beendet hatte, hatte die einst vereinigten Herzogtümer Jülich-Cleves-Berg unter den Kriegsparteien aufgeteilt, und Jülich-Berg wurde seitdem von den katholischen Grafen von Pfalz-Neuburg regiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg missachtete Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf von Neuburg, ein Abkommen von 1647 mit Friedrich Wilhelm, das die Protestanten in den Herzogtümern begünstigt hatte, während Friedrich Wilhelm auf der Einhaltung des Abkommens bestand. Neben diesen religiösen Motiven zielte der Einmarsch Friedrich Wilhelms auch auf eine territoriale Expansion ab.

Der Konflikt hatte das Potenzial, einen weiteren internationalen Krieg auszulösen, da Wolfgang Wilhelm die noch nicht demobilisierte lothringische Armee, die trotz des Westfälischen Friedens weiterhin in der Region operierte, auf seine Seite ziehen wollte und Friedrich Wilhelm die Unterstützung der niederländischen Republik suchte. Letztere verfolgte jedoch eine Politik der Neutralität und verweigerte Friedrich Wilhelm die Unterstützung seines Feldzugs, der zudem von den Reichsständen und den lokalen Ständen abgelehnt wurde. Politisch isoliert, brach Friedrich Wilhelm den Feldzug nach dem von kaiserlichen Vermittlern ausgehandelten Vertrag von Kleve im Oktober 1651 ab. Der zugrunde liegende Religionsstreit wurde erst 1672 beigelegt. Während militärische Auseinandersetzungen vermieden wurden und die brandenburgisch-preußische Armee vor allem mit Viehdiebstahl beschäftigt war (daher der Name), schadete dies dem Ansehen Friedrich Wilhelms erheblich.

Stehendes Heer

Uniformen der brandenburgisch-preußischen Armee im Jahr 1698

Aufgrund seiner Kriegserfahrungen war Friedrich Wilhelm davon überzeugt, dass Brandenburg-Preußen nur mit einem stehenden Heer bestehen konnte. Während die Aufstellung und Finanzierung von Heeresreserven traditionell ein Privileg der Stände war, schwebte Friedrich Wilhelm ein von den Ständen unabhängig finanziertes stehendes Heer vor. In einem Landtagsdekret vom 26. Juli 1653 gelang es ihm, die Zustimmung und die notwendigen finanziellen Beiträge der Stände zu erhalten. Im Gegenzug bestätigte er mehrere Privilegien der Ritter, darunter die Steuerbefreiung, die Durchsetzung der Patrimonialgerichtsbarkeit und die Aufrechterhaltung der Leibeigenschaft, der Bauernlegen, auf ihren Gütern.

Ursprünglich waren die Beiträge der Stände auf sechs Jahre begrenzt, doch Friedrich Wilhelm verpflichtete die Stände, die Zahlungen auch danach fortzusetzen, und schuf ein eigenes Amt für die Einziehung der Beiträge. Die Beiträge wurden 1662 von den Ständen bestätigt, aber 1666 per Dekret von einer Grundsteuer in eine Verbrauchssteuer umgewandelt. Seit 1657 mussten die Städte keine Soldaten, sondern Geldzahlungen für die Armee leisten, und seit 1665 konnten sich die Stände durch zusätzliche Zahlungen von der Abgabe von Soldaten befreien. Die ursprüngliche Heeresstärke von 8.000 Mann war bis 1688 auf 25.000 bis 30.000 Mann angewachsen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Friedrich Wilhelm auch sein zweites Ziel erreicht, die Armee unabhängig von den Ständen zu finanzieren. Bis 1688 beliefen sich diese Militärkosten auf beachtliche 1.500.000 Taler oder die Hälfte des Staatshaushaltes. Die Sicherstellung einer soliden, von den Ständen unabhängigen finanziellen Basis für das Heer war das wichtigste Ziel der Verwaltungsreformen Friedrich Wilhelms. Er sah in militärischen Erfolgen den einzigen Weg, um internationales Ansehen zu erlangen.

Zweiter Nordischer Krieg

Die preußischen Stände huldigen dem Herrscher Friedrich Wilhelm I. im Königsberger Schloss, 1663.

Der schwedische Einmarsch in die Polnisch-Litauische Gemeinschaft im folgenden Jahr war der Auslöser für den Zweiten Nordischen Krieg. Friedrich Wilhelm bot den königlich-preußischen Städten im Vertrag von Rinsk Schutz an, musste aber die schwedische militärische Vorherrschaft aufgeben und sich in sein preußisches Herzogtum zurückziehen. Von schwedischen Truppen bis in die preußische Hauptstadt verfolgt, schloss Friedrich Wilhelm Frieden und verbündete sich mit Schweden, indem er im Januar 1656 im Vertrag von Königsberg das Herzogtum Preußen und Ermland von Karl X. Gustav von Schweden als Lehen erhielt. Das Bündnis erwies sich in der Schlacht von Warschau im Juni als siegreich und steigerte das internationale Ansehen des Kurfürsten. Der anhaltende Druck auf Karl X. Gustav führte dazu, dass er Friedrich Wilhelm im November im Vertrag von Labiau die volle Souveränität über Herzogtum Preußen und Ermland übertrug, um den Fortbestand des Bündnisses zu sichern. Im Vertrag von Radnot, der im Dezember von Schweden und seinen Verbündeten geschlossen wurde, wurde Großpolen im Falle eines Sieges an Brandenburg-Preußen abgetreten.

Als die antischwedische Koalition jedoch die Oberhand gewann, wechselte Friedrich Wilhelm die Seiten, als der polnische König Johann II. Kasimir Wasa im Vertrag von Wehlau-Bromberg 1657 seine Souveränität in Preußen, nicht aber in Ermland, bestätigte. Das Herzogtum sollte rechtlich an Polen zurückfallen, wenn die dynastische Linie der Hohenzollern ausstirbt. Die Oberhoheit der Hohenzollern im Herzogtum Preußen wurde im Frieden von Oliva bestätigt, der den Krieg 1660 beendete. Die brandenburgisch-preußischen Feldzüge in Schwedisch-Pommern führten nicht zu dauerhaften Erfolgen.

Niederländische und schottische Kriege

Belagerung von Stettin im Jahr 1677

1672 brach der Französisch-Niederländische Krieg aus, an dem Brandenburg-Preußen als Verbündeter der Niederländischen Republik beteiligt war. Dieses Bündnis basierte auf einem Vertrag von 1669 und führte zu einer französischen Besetzung des brandenburgisch-preußischen Kleve. Im Juni 1673 verließ Friedrich Wilhelm das niederländische Bündnis und schloss einen Subsidienvertrag mit Frankreich, das sich im Gegenzug aus Kleve zurückzog. Als das Heilige Römische Reich Frankreich den Krieg erklärte, einen so genannten Reichskrieg, wechselte Brandenburg-Preußen erneut die Seiten und schloss sich den kaiserlichen Truppen an. Frankreich drängte seinen Verbündeten Schweden, es durch einen Angriff auf Brandenburg-Preußen von Norden her zu entlasten. Karl XI. von Schweden, der von französischen Subventionen abhängig war, besetzte 1674 widerwillig die brandenburgische Uckermark und begann damit den deutschen Schauplatz des Schonen-Krieges (Brandenburgisch-Schwedischer Krieg). Friedrich Wilhelm reagierte prompt, indem er seine Armeen vom Rhein in das nördliche Brandenburg marschieren ließ und in der Schlacht bei Fehrbellin (1675) auf die Nachhut der schwedischen Armee traf, die gerade dabei war, einen Sumpf zu durchqueren. Obwohl es sich aus militärischer Sicht nur um ein kleines Scharmützel handelte, war der Sieg Friedrich Wilhelms von großer symbolischer Bedeutung. Der "Große Kurfürst" startete eine Gegenoffensive und verfolgte die sich zurückziehenden schwedischen Truppen durch Schwedisch-Pommern.

Große Schlittenfahrt (1678): Friedrich Wilhelm verfolgt die schwedischen Truppen über das zugefrorene Kurische Haff; Fresko von Wilhelm Simmler, ca. 1891

Der polnische König Johann III. Sobieski plante, die polnische Oberhoheit über das Herzogtum Preußen wiederherzustellen, und schloss zu diesem Zweck am 11. Juni 1675 ein Bündnis mit Frankreich. Frankreich versprach Hilfe und Subventionen, während Sobieski im Gegenzug französische Rekrutierung in Polen-Litauen zuließ und versprach, ungarische Rebellen zu unterstützen, die die Habsburger von ihrem Krieg gegen Frankreich ablenken sollten. Damit dieser Plan aufgehen konnte, musste Polen-Litauen zunächst seinen Krieg gegen das Osmanische Reich beenden, was der französischen Diplomatie trotz großer Anstrengungen nicht gelang. Außerdem stand Sobieski der Widerstand des Papsttums, des polnischen Adels, der in den Osmanen die größere Bedrohung sah, und der polnischen Magnaten gegenüber, die von Berlin und Wien bestochen wurden. Der innerpolnische katholische Widerstand gegen eine Intervention auf der Seite der protestantischen ungarischen Rebellen verstärkte die Ressentiments noch. So beendete zwar der Vertrag von Żurawno 1676 den polnisch-osmanischen Krieg, doch Sobieski stellte sich stattdessen auf die Seite des Kaisers, und der Plan eines preußischen Feldzugs wurde fallen gelassen.

Bis 1678 hatte Friedrich Wilhelm das schwedische Pommern geräumt und den größten Teil davon besetzt, mit Ausnahme von Rügen, das von Dänemark-Norwegen gehalten wurde. Es folgte ein weiterer Erfolg gegen Schweden, als Friedrich Wilhelm in der so genannten Großen Schlittenfahrt Preußen von schwedischen Truppen befreite. Als jedoch Ludwig XIV. von Frankreich den Niederländischen Krieg mit den Verträgen von Nimwegen beendete, marschierte er mit seinen Armeen nach Osten, um seinen schwedischen Verbündeten zu entlasten, und zwang Friedrich Wilhelm durch den Vertrag von Saint-Germain-en-Laye (1679) im Grunde genommen zur Rückkehr zum Status quo ante bellum. Obwohl der Schonen-Krieg nur zu geringen Gebietsgewinnen führte - ein kleiner Streifen des schwedisch-pommerschen rechten Oderufers wurde an Brandenburg-Pommern angegliedert -, bedeutete der Krieg für den Kurfürsten einen großen Prestigegewinn.

Friedrich III. (I.), 1688-1713

Friedrich III. von Brandenburg, seit 1701 auch Friedrich I. von Preußen, wurde 1657 in Königsberg geboren. Bereits in den letzten Regierungsjahren seines Vaters hatten sich die nach Saint Germain (1679) geknüpften freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich, nicht zuletzt wegen der Hugenottenfrage, abgekühlt. Im Jahr 1686 wandte sich Friedrich Wilhelm dem habsburgischen Kaiser zu, mit dem er am 22. Dezember 1686 ein Bündnis schloss. Für dieses Bündnis verzichtete Friedrich Wilhelm zugunsten der Habsburger auf Rechte in Schlesien und erhielt im Gegenzug die schlesische Grafschaft Schwiebus, die an die Neumark grenzte. Friedrich III., der bei den Verhandlungen als Kronprinz anwesend war, sicherte den Habsburgern die Fortsetzung des Bündnisses zu, sobald er an der Macht war, und schloss heimlich einen Zusatzvertrag, um Schwiebus an die Habsburger zurückzugeben, was er schließlich 1694 tat. Während seiner gesamten Regierungszeit blieb Brandenburg-Preußen ein Verbündeter der Habsburger und entsandte wiederholt Truppen in den Kampf gegen Frankreich. 1693 begann Friedrich III. am habsburgischen Hof in Wien die Möglichkeit einer Standeserhöhung auszuloten, und obwohl der erste Versuch scheiterte, blieb die Erhebung zum König das zentrale Ziel auf seiner Agenda.

Die angestrebte Standeserhöhung diente nicht nur einem dekorativen Zweck, sondern wurde als Notwendigkeit angesehen, um im politischen Wettbewerb bestehen zu können. Zwar hatte Friedrich III. den gehobenen Status eines Kurfürsten inne, doch wurde dieser im Dreißigjährigen Krieg auch von Maximilian I. von Bayern 1623, im Westfälischen Frieden (1648) auch vom Kurfürsten von der Pfalz und 1692 von Ernst Augustus aus dem Hause Hannover erlangt. Damit zählte der ehemals exklusive Club der Kurfürsten nun neun Mitglieder, davon sechs weltliche Fürsten, und weitere Veränderungen schienen möglich. Im Kreis der Kurfürsten hatte sich August der Starke, Kurfürst von Sachsen, 1697 die polnische Krone gesichert, und das Haus Hannover hatte sich die britische Thronfolge gesichert. Aus der Sicht Friedrichs III. bedeutete die Stagnation des Status einen Machtverlust, und diese Sichtweise schien sich zu bestätigen, als die europäischen Könige die Ansprüche Brandenburg-Preußens im Vertrag von Rijswijk (1697) ignorierten.

Friedrich beschloss, das Herzogtum Preußen zu einem Königreich zu erheben. Innerhalb des Heiligen Römischen Reiches konnte sich niemand außer dem Kaiser und dem König von Böhmen König nennen. Preußen lag jedoch außerhalb des Reiches, und die Hohenzollern hatten die volle Souveränität über das Land. Die Durchführbarkeit dieses Plans wurde von einigen seiner Berater bezweifelt, und in jedem Fall war die Krone nur dann wertvoll, wenn sie vom europäischen Adel, vor allem vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, anerkannt wurde. Im Jahr 1699 wurden die Verhandlungen mit Kaiser Leopold I. wieder aufgenommen, der seinerseits Verbündete brauchte, da der Spanische Erbfolgekrieg bevorstand. Am 16. November 1700 genehmigte der Kaiser im Kronvertrag die Krönung Friedrichs. Mit Polen-Litauen, das die Provinzen Königliches Preußen und Ermland besaß, wurde vereinbart, dass Friedrich sich nicht mehr König von Preußen, sondern König in Preußen nennen sollte. Großbritannien und die Niederländische Republik akzeptierten aus ähnlichen Gründen wie der Kaiser die Erhebung Friedrichs vor der Krönung.

Salbung Friedrichs III. (I.) nach seiner Krönung zum König in Preußen in Königsberg, 1701.

Am 17. Januar 1701 weihte Friedrich das königliche Wappen, den schwarzen preußischen Adler, und den Wahlspruch "suum cuique". Am 18. Januar krönt er sich und seine Frau Sophie Charlotte in einer barocken Zeremonie im Königsberger Schloss.

Am 28. Januar gratulierte August der Starke Friedrich, allerdings nicht als polnischer König, sondern als sächsischer Kurfürst. Im Februar akzeptierte Dänemark-Norwegen die Erhebung Friedrichs in der Hoffnung auf einen Verbündeten im Großen Nordischen Krieg, und auch das Zarenreich Russland stimmte 1701 zu. Die meisten Fürsten des Heiligen Römischen Reiches folgten. Karl XII. von Schweden akzeptierte Friedrich 1703 als preußischen König. Im Jahr 1713 akzeptierten auch Frankreich und Spanien Friedrichs Königswürde.

Die Krönung wurde vom Deutschen Orden nicht akzeptiert, der trotz der Säkularisierung des Herzogtums Preußen im Jahr 1525 seine Ansprüche auf das Gebiet aufrechterhielt. Der Hochmeister protestierte am kaiserlichen Hof, und der Papst sandte ein Rundschreiben an alle katholischen Regenten, die Königswürde Friedrichs nicht anzuerkennen. Bis 1787 sprachen päpstliche Dokumente weiterhin von den preußischen Königen als "Markgrafen von Brandenburg". Auch der polnisch-litauische Adel akzeptierte die Königswürde Friedrichs nicht, da er die polnische Provinz Königliches Preußen gefährdet sah, und erst 1764 wurde das preußische Königtum anerkannt.

Da Brandenburg rechtlich noch Teil des Heiligen Römischen Reiches war, bestand die Personalunion zwischen Brandenburg und Preußen technisch gesehen bis zur Auflösung des Reiches im Jahr 1806. Allerdings war die Macht des Kaisers zu diesem Zeitpunkt nur noch nominell, und Brandenburg wurde bald als eine faktische Provinz des preußischen Königreichs behandelt. Obwohl Friedrich in den zum Reich gehörenden Teilen seines Herrschaftsgebiets nach wie vor nur Kurfürst war, erkannte er die Oberhoheit des Kaisers über diese Gebiete nur formal an.

Verwaltung

In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Markgrafen von Brandenburg in eine starke Abhängigkeit von den Ständen (Grafen, Herren, Ritter und Städte, keine Prälaten aufgrund der Reformation von 1538) geraten. Die Verbindlichkeiten und Steuereinnahmen der Markgrafschaft sowie die markgräflichen Finanzen wurden durch das Kreditwerk, eine nicht vom Kurfürsten kontrollierte Institution, und den Großen Ausschuss der Stände kontrolliert. Dies war auf die Zugeständnisse zurückzuführen, die Joachim II. 1541 im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung durch die Stände machte, doch ging das Kreditwerk zwischen 1618 und 1625 in Konkurs. Die Markgrafen mussten außerdem in allen Fragen, die das "Wohl oder Wehe des Landes" betrafen, in allen rechtlichen Verpflichtungen und in allen Fragen, die die Verpfändung oder den Verkauf des kurfürstlichen Grundbesitzes betrafen, das Veto der Stände einlegen.

Hohenzollern-Residenz in Berlin
...zur Zeit der Renaissance
...nach dem Entwurf von 1702

Um den Einfluss der Stände zurückzudrängen, schuf Joachim Friedrich 1604 einen "Geheimer Rat für die Kurmark", der anstelle der Stände als oberster Beirat des Kurfürsten fungieren sollte. Der Rat wurde zwar 1613 dauerhaft eingerichtet, konnte aber aufgrund des Dreißigjährigen Krieges bis 1651 keinen Einfluss gewinnen.

Bis nach dem Dreißigjährigen Krieg waren die brandenburgisch-preußischen Territorien politisch unabhängig voneinander und nur durch den gemeinsamen Lehnsherrn miteinander verbunden. Friedrich Wilhelm, dem die Umwandlung der Personalunion in eine Realunion vorschwebte, begann 1651 mit dem Versuch, den Geheimer Rat als Zentralbehörde für alle Territorien zu etablieren, die brandenburgisch-preußische Regierung zu zentralisieren, doch dieses Vorhaben erwies sich als undurchführbar. Stattdessen ernannte der Kurfürst weiterhin für jedes Territorium einen Statthalter (Kurfürstlicher Rat), der in den meisten Fällen dem Geheimer Rat angehörte. Die mächtigste Institution in den Territorien blieb die Landständische Regierung (in Preußen Oberratsstube, in der Mark und in Kleve Geheime Landesregierung genannt), die in Bezug auf Rechtsprechung, Finanzen und Verwaltung die obersten Regierungsbehörden waren. Der Kurfürst versuchte, die ständischen Regierungen auszugleichen, indem er Amtskammern schuf, die die kurfürstlichen Domänen, Steuereinnahmen und Privilegien verwalteten und koordinierten. Solche Kammern wurden 1652 in Brandenburg, 1653 in Kleve und der Mark, 1654 in Pommern, 1661 in Preußen und 1680 in Magdeburg eingeführt. Ebenfalls 1680 wurde das Kreditwerk unter die Ägide des Kurfürsten gestellt.

Die Akzise, die seit 1667 die in Brandenburg mit Zustimmung der Stände erhobene Vermögenssteuer für das stehende Heer Brandenburg-Preußens ersetzte, wurde vom Kurfürsten ohne Anhörung der Stände erhoben. Der Abschluss des Zweiten Nordischen Krieges hatte den Kurfürsten politisch gestärkt, so dass er in den Jahren 1660 und 1661 die Verfassung von Kleve und Mark reformieren konnte, um ihm gegenüber loyale und von den lokalen Ständen unabhängige Beamte einzuführen. Im Herzogtum Preußen bestätigte er 1663 die traditionellen Privilegien der Stände, die jedoch den Vorbehalt akzeptierten, dass diese Privilegien nicht dazu benutzt werden durften, die Ausübung der kurfürstlichen Souveränität zu beeinträchtigen. Wie in Brandenburg ignorierte Friedrich Wilhelm das Privileg der preußischen Stände, die vom Kurfürsten erhobenen Steuern zu bestätigen oder dagegen Einspruch zu erheben: Während 1656 eine Akzise mit Zustimmung der Stände erhoben wurde, erhob der Kurfürst 1674 erstmals gewaltsam Steuern, die von den preußischen Ständen nicht genehmigt worden waren. Seit 1704 hatten die preußischen Stände de facto auf ihr Recht verzichtet, die Steuern des Kurfürsten zu genehmigen, obwohl sie formal noch dazu berechtigt waren. 1682 führte der Kurfürst eine Akzise für Pommern und 1688 für Magdeburg ein, während in Kleve und der Mark eine Akzise erst zwischen 1716 und 1720 eingeführt wurde. Durch die Reformen Friedrich Wilhelms stiegen die Staatseinnahmen während seiner Regierungszeit um das Dreifache, und die Steuerbelastung pro Untertan erreichte ein doppelt so hohes Niveau wie in Frankreich.

Unter der Herrschaft Friedrichs III. (I.) wurden die brandenburgisch-preußischen Gebiete de facto zu Provinzen der Monarchie degradiert. Das Testament Friedrich Wilhelms hätte Brandenburg-Preußen unter seinen Söhnen aufgeteilt, doch gelang es dem Erstgeborenen Friedrich III. mit Unterstützung des Kaisers, Alleinherrscher zu werden, und zwar auf der Grundlage des Vertrags von Gera, der eine Teilung der hohenzollerischen Territorien verbot. 1689 wurde eine neue zentrale Kammer für alle brandenburgisch-preußischen Territorien geschaffen, die Geheime Hofkammer (seit 1713: Generalfinanzdirektorium). Diese Kammer fungierte als übergeordnete Behörde der Amtskammern der Territorien. Als zweite zentrale Behörde entstand das Generalkriegskommissariat, das den lokalen Kriegskommissariaten übergeordnet war und sich zunächst mit der Verwaltung des Heeres befasste, sich aber bis 1712 in eine Behörde umwandelte, die auch allgemeine Steuer- und Polizeiaufgaben wahrnahm.

Die Mark Brandenburg, die während des Dreißigjährigen Krieges besonders verheert worden war, war 1648, verglichen mit den anderen deutschen Staaten wie Sachsen oder auch dem habsburgischen Österreich, stark verarmt. Weite Landstriche der Mark Brandenburg waren menschenleer, die allgemeine Wirtschaftstätigkeit lag darnieder.

Unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm blieb die Wirtschaftspolitik bis 1675 noch dem Denken des deutschen Kameralismus verhaftet. Es war ein wichtiges Ziel des Kurfürsten, die eigenen Einnahmen zu vermehren, vornehmlich aus den kurfürstlichen Domänen. Eigene regelmäßige Einnahmen sollten den Kurfürsten unabhängiger von den Ständen machen und die fürstliche Macht steigern. Im 17. Jahrhundert war der Ständestaat in Brandenburg-Preußen noch stark ausgeprägt und die Stände genehmigten auch die finanziellen Mittel des Kurfürsten. Sie besaßen damit ein wichtiges Machtinstrument, um Druck auf die Politik des Kurfürsten ausüben zu können.

Bedeutendes wurde in jenen Jahren auf dem Gebiet der Infrastruktur geleistet. Der Kurfürst gründete 1649 das Brandenburgische Staatspostwesen und bemühte sich seit 1653, die Binnenschifffahrt in Gang zu bringen. Der Bau des Müllroser Kanals (Verbindung zwischen Oder und Spree) von 1662 bis 1669 stellte die erste große verkehrswirtschaftliche Maßnahme eines deutschen Landesherren dar. Die Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur schufen neue, beschleunigte und verbilligte Verkehrsverbindungen und setzten damit Anreize für eine regere Handelstätigkeit.

Bis zur Schlacht bei Fehrbellin 1675 stand die Beseitigung unmittelbarer Schäden des Dreißigjährigen Krieges im Mittelpunkt der staatlichen Wirtschaftspolitik. Erst in der folgenden Phase ab 1676 ging es um den Gesamtaufbau einer breit angelegten Wirtschaft. Von da an machten sich die merkantilistischen Maßnahmen des Kurfürsten im Sinne einer gezielten, langfristigen ökonomischen Entwicklung bemerkbar.

Karte

Brandenburg-Preußen. Orange: Kurfürstentum Brandenburg; rot: unter Johann Sigismund; grün/gelb: unter Friedrich Wilhelm I.

Liste der Territorien

Name Jahr des Erwerbs Anmerkungen
Markgrafschaft Brandenburg 1415 Kerngebiet, Heiliges Römisches Kurfürstentum
Herzogtum Kleve 1614 Vertrag von Xanten
Grafschaft Mark 1614 Vertrag von Xanten
Grafschaft Ravensberg 1614 Vertrag von Xanten
Herzogtum Preußen 1618 Nachfolge als polnischer Vasall, schwedischer Vasall 1656 (Vertrag von Königsberg), souverän seit 1656 (Vertrag von Labiau mit Schweden) und 1657 (Vertrag von Wehlau-Bromberg mit Polen-Litauen), bestätigt 1660 durch die Unterzeichner des Friedens von Oliva
Bistum Minden 1648 Westfälischer Friede
Fürstentum Halberstadt 1648 Westfälischer Friede
Hinterpommern mit Cammin 1653 Vertrag von Grimnitz (Anspruch); Westfälischer Friede (Anspruch); Vertrag von Stettin (Einverleibung); geringfügig erweitert durch den Vertrag von Saint-Germain-en-Laye (1679)
Ermland (Ermeland, Ermland) 1656 Vertrag von Königsberg (schwedisches Lehen), souverän seit 1656 (Vertrag von Labiau), verloren 1657 (Vertrag von Wehlau-Bromberg)
Lauenburgisches und Bütower Land 1657 Vertrag von Bromberg
Draheim 1657 Vertrag von Bromberg
Herzogtum Magdeburg 1680 Erbfolge aufgrund eines Anspruchs aus dem Westfälischen Frieden

(Kotulla (2008), S. 261)

Religion und Einwanderung

Edikt von Potsdam

1613 konvertierte Johann Sigismund vom Luthertum zum Calvinismus, konnte aber die Bekehrung der Stände nach der Regel cuius regio, eius religio nicht erreichen. So gewährte er am 5. Februar 1615 den Lutheranern Religionsfreiheit, während der kurfürstliche Hof weitgehend calvinistisch blieb. Als Friedrich Wilhelm I. die vom Krieg zerstörte brandenburgisch-preußische Wirtschaft wieder aufbaute, lockte er Siedler aus ganz Europa an, vor allem durch das Angebot von Religionsasyl, insbesondere durch das Edikt von Potsdam, das mehr als 15 000 Hugenotten anlockte.

Marine und Kolonien

Brandenburg-Preußen gründete während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms eine Marine und Kolonien. Der "Große Kurfürst" hatte einen Teil seiner Kindheit am pommerschen Hof und in den Hafenstädten Wolgast (1631-1633) und Stettin (1633-1635) verbracht und anschließend an den niederländischen Universitäten von Leyden und Den Haag (1635-1638) studiert. Als Friedrich Wilhelm 1640 Kurfürst wurde, lud er niederländische Ingenieure nach Brandenburg ein, schickte brandenburgische Ingenieure zum Studium in die Niederlande und heiratete 1646 die gebildete Luise Henriette aus dem niederländischen Haus Oranien-Nassau. Nach dem Dreißigjährigen Krieg versuchte Friedrich Wilhelm, durch die Beteiligung am Überseehandel Finanzmittel für den Wiederaufbau des Landes zu beschaffen, und versuchte, eine Brandenburgisch-Preußische Ostindien-Kompanie zu gründen. Er engagierte den ehemaligen niederländischen Admiral Aernoult Gijsels van Lier als Berater und versuchte, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und die Reichsfürsten zur Teilnahme zu bewegen. Der Kaiser lehnte das Ersuchen jedoch ab, da er es für gefährlich hielt, die Interessen der anderen europäischen Mächte zu stören. 1651 kaufte Friedrich Wilhelm das dänische Fort Dansborg und Tranquebar für 120.000 Reichstaler. Da Friedrich Wilhelm diese Summe nicht aufbringen konnte, bat er mehrere Personen und Hansestädte, in das Projekt zu investieren. Da jedoch keiner von ihnen in der Lage oder willens war, genügend Geld zu geben, wurde der Vertrag mit Dänemark 1653 annulliert.

Heer

Brandenburgisch-preußische Flotte
Schiff
Typ
Graf
1675 1680 1684 1689 1696 1700
Fregatte 6 15 16 12 6 4
Flotte 1 0 3 4 2 0
Schnee 0 1 5 4 1 0
Galiote 0 5 4 2 1 0
Jacht 1 4 4 5 5 5
andere 1 1 2 1 4 3
Quelle: van der Heyden (2001), S. 17.
Gesamtzahl der europäischen Schiffe im Jahr 1669: 25.000
Gesamtzahl der niederländischen Schiffe im Jahr 1669: 16.000
Quelle: van der Heyden (2001), S. 21.

1675, nach dem Sieg bei Fehrbellin und dem brandenburgisch-preußischen Vorstoß in Schwedisch-Pommern während des Schonen-Krieges, beschloss Friedrich Wilhelm, eine Flotte aufzubauen. Als Berater engagierte er den holländischen Kaufmann und Reeder Benjamin Raule, der sich nach einem ersten persönlichen Treffen mit Friedrich Wilhelm im Jahr 1675 1676 in Brandenburg niederließ und zur wichtigsten Figur des entstehenden brandenburgisch-preußischen Marine- und Kolonialunternehmens wurde. Die brandenburgisch-preußische Marine wurde aus zehn Schiffen aufgebaut, die Friedrich Wilhelm von Raule gepachtet hatte, und erzielte erste Erfolge im Krieg gegen Schweden, indem sie die Belagerung von Stralsund und Stettin sowie die Invasion Rügens unterstützte. In Pillau (heute Baltijsk) an der ostpreußischen Küste errichtete Raule Werften und baute die Hafenanlagen aus.

Nach dem Vertrag von Saint-Germain-en-Laye (1679) wurde die Marine eingesetzt, um schwedische Schiffe in der Ostsee zu kapern, und 1680 kaperten sechs brandenburgisch-preußische Schiffe das spanische Schiff Carolus Secundus bei Ostende, um Spanien zur Zahlung versprochener Subventionen zu zwingen. Das spanische Schiff wurde in Markgraf von Brandenburg umbenannt und wurde zum Flaggschiff einer Atlantikflotte, die den Auftrag hatte, spanische Silberschiffe zu kapern, was ihr nicht gelang. In den folgenden Jahren wurde die Marine ausgebaut, und die Politik des Pachtens von Schiffen wurde durch die Politik des Baus oder des Kaufs von Schiffen ersetzt. Am 1. Oktober 1684 kaufte Friedrich Wilhelm alle geleasten Schiffe für 110.000 Taler. Ebenfalls 1684 löste der ostfriesische Hafen Emden Pillau als wichtigsten brandenburgisch-preußischen Marinestützpunkt ab. Von Pillau wurde ein Teil der Werft, das Admiralshaus und die Holzkirche der Angestellten nach Emden verlegt. Obwohl Emden nicht zu Brandenburg-Preußen gehörte, besaß der Kurfürst ein nahe gelegenes Schloss, Greetsiel, und handelte mit der Stadt ein Abkommen über die Unterhaltung einer Garnison und eines Hafens aus.

Westafrikanische Goldküste (Großfriedrichsburg)

Die brandenburgische Marine auf dem offenen Meer von Lieve Pietersz Verschuier, 1684.

1679 legte Raule Friedrich Wilhelm einen Plan zur Gründung von Kolonien im afrikanischen Guinea vor, den der Kurfürst genehmigte. Im Juli 1680 erließ Friedrich Wilhelm entsprechende Befehle, und zwei Schiffe wurden ausgewählt, um Handelskontakte mit afrikanischen Stämmen zu knüpfen und Orte zu erkunden, an denen Kolonien gegründet werden könnten. Am 17. September brachen die Fregatte Wappen von Brandenburg und die Morian (poetisch für "Mohr", "Neger") nach Guinea auf. Die Schiffe erreichten Guinea im Januar 1681. Da die Besatzung der Wappen von Brandenburg in einem von der Niederländisch-Westindischen Kompanie beanspruchten Gebiet ein Fass Branntwein an Afrikaner verkaufte, beschlagnahmte die Kompanie das Schiff im März. Der Besatzung des verbliebenen Schiffes Morian gelang es, dass drei guineische Häuptlinge am 16. Mai einen Vertrag unterzeichneten, bevor die Niederländer das Schiff aus den Küstengewässern vertrieben. Dieser offiziell als Handelsvertrag deklarierte Vertrag enthielt eine Klausel über die Unterwerfung der Häuptlinge unter die Oberherrschaft Friedrich Wilhelms und ein Abkommen, das Brandenburg-Preußen die Errichtung eines Forts erlaubte, und gilt somit als Beginn der brandenburgisch-preußischen Kolonialzeit.

Zur Erleichterung der kolonialen Expeditionen wurde am 7. März 1682 die Brandenburgisch-Afrikanische Kompanie gegründet, die ihren Sitz zunächst in Berlin und ihre Werften in Pillau, seit 1683 in Emden hatte. Während ihres gesamten Bestehens war die Gesellschaft unterfinanziert, und die Expeditionen wurden auch durch privates Kapital finanziert, darunter Zahlungen von Raule und Friedrich Wilhelm. Im Juli 1682 wurde eine Expedition unter dem Ostpreußen Otto Friedrich von der Groeben nach Guinea entsandt, um die Festung Großfriedrichsburg zu errichten. Am 24. Februar 1684 wurde ein weiterer Vertrag mit den Häuptlingen der Eingeborenen unterzeichnet, der die Errichtung eines zweiten Forts im nahe gelegenen Accada (heute Akwida) ermöglichte, das nach der zweiten Frau Friedrich Wilhelms Dorotheenschanze genannt wurde. Am 4. Februar 1685 wurde ein Vertrag mit den Häuptlingen von Taccararay (heute Takoradi), etwa 30 Kilometer östlich von Großfriedrichsburg, unterzeichnet. Ein viertes Fort wurde an einer Quelle in der Nähe des Dorfes Taccrama, zwischen Großfriedrichsburg und Dorotheenschanze, errichtet und Loge oder Sophie-Louise-Schanze genannt. Insgesamt umfasste die Kolonie etwa 50 Kilometer Küstenlinie und erstreckte sich nicht auf das Hinterland.

Arguin

Fort Arguin (1721)

Eine zweite Kolonie wurde auf dem Archipel von Arguin vor der westafrikanischen Küste (heute Teil Mauretaniens) gegründet. Im Gegensatz zur Kolonie in Guinea war Arguin bereits zuvor eine Kolonie gewesen: Im Jahr 1520 hatte Portugal auf der Hauptinsel eine Festung errichtet, die 1580 mit ganz Portugal unter spanische Kontrolle kam. Im Jahr 1638 wurde sie von der Niederländischen Republik und 1678 von Frankreich erobert, das sie wegen der hohen Unterhaltskosten aufgab und das Fort bald darauf abriss. Am 27. Juli 1685 unternahmen Friedrich Wilhelm und Raule eine Expedition, die am 1. Oktober die geräumte Kolonie in Besitz nahm. In der Folge wurde das Fort wieder aufgebaut und Kontakte zur einheimischen Bevölkerung geknüpft. Frankreich war alarmiert und schickte Ende 1687 ein Schiff zur Rückeroberung des Forts, doch der Angriff einer französischen Fregatte und eines kleineren Schiffes wurde von der brandenburgisch-preußischen Garnison zurückgeschlagen. Der Sieg verbesserte die Beziehungen zu den Einheimischen, von denen viele zuvor von den Franzosen als Sklaven verschleppt worden waren. Arguin erreichte zwar nicht die wirtschaftliche Bedeutung von Großfriedrichsburg, avancierte aber vorübergehend zum weltweit wichtigsten Stapelhafen für Sklaven.

Karibik

Die afrikanischen Kolonien ermöglichten Brandenburg-Preußen die Teilnahme am Dreieckshandel, doch fehlte ein eigener Handelsposten in der Karibik. Im Jahr 1684 wurde Brandenburg-Preußen der Kauf der französischen Inseln Sainte Croix und St. Vincent verweigert. Nach einem gescheiterten Versuch, St. Thomas von Dänemark-Norwegen zu kaufen, wurde im November 1685 ein brandenburgisch-dänisches Abkommen geschlossen, das es der Brandenburgisch-Afrikanischen Kompanie erlaubte, einen Teil von St. Thomas für 30 Jahre als Stützpunkt zu mieten, während die Souveränität bei Dänemark und die Verwaltung bei der Dänisch-Westindischen und Guineischen Kompanie verblieb. Das erste brandenburgische Schiff traf 1686 mit 450 Sklaven aus Großfriedrichsburg ein. Brandenburg-Preußen wurde ein Gebiet in der Nähe der Hauptstadt Charlotte Amalie zugewiesen, das Brandenburgery genannt wurde, sowie weitere Gebiete namens Krum Bay und Bordeaux Estates weiter westlich. Im Jahr 1688 lebten 300 Europäer und mehrere hundert Sklaven auf den brandenburgischen Gütern. Im November 1695 plünderten französische Truppen die brandenburgische (nicht die dänische) Kolonie. Im Jahr 1731 wurde die Brandenburgisch-Preußische Gesellschaft auf St. Thomas (BAAC) zahlungsunfähig und verließ die Insel 1735. Ihre letzten Reste wurden 1738 versteigert.

Brandenburg-Preußen versuchte 1687, die Krabbeninsel für sich zu beanspruchen, aber die Insel wurde zuvor auch von anderen europäischen Mächten beansprucht, und als eine zweite Expedition 1692 die Insel unter dänischer Kontrolle vorfand, wurde der Plan aufgegeben. 1689 erhob Brandenburg-Preußen Anspruch auf die Petersinsel, aber der kleine Felsen erwies sich als ungeeignet für den Handel oder die Besiedlung. 1691 einigten sich Brandenburg-Preußen und das Herzogtum Kurland auf eine Teilung Tobagos, doch da Kurland das Gebiet später aufgab und somit nicht mehr auf der Insel präsent war, wurde die Vereinbarung annulliert, und auch die Verhandlungen mit der englischen Regierung, die Interessen an Tobago hatte, führten zu keiner Einigung. 1695 versuchte Brandenburg-Preußen, Tortola von England auf diplomatischem Wege zu erwerben, doch die Verhandlungen verliefen im Sande und wurden schließlich abgebrochen. Ebenso lehnte England 1697 ein Angebot zum Kauf von Sint Eustatius ab.

Geschichte

Ausbau des Zentralstaates (1640–1701)

Unter Friedrich III. (1688–1701)

Eine Woche nach dem Tode des Kurfürsten tagte der Geheime Rat zum ersten Male unter dem Vorsitz des neuen Kurfürsten Friedrich III. zwecks Eröffnung des väterlichen Testaments. Unter Verstoß gegen die seit 1473 geltenden Hausgesetze der Hohenzollern sollte Brandenburg-Preußen auf die fünf Söhne Friedrich Wilhelms, also auf Friedrich und seine vier Halbbrüder, aufgeteilt werden. Nach langwierigen Verhandlungen und ausführlichen Rechtsgutachten, unter anderem von Eberhard von Danckelman, gelang es dem Thronfolger, sich bis 1692 gegen seine Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes zu bewahren. Friedrichs Halbbrüder wurden als Markgrafen von Brandenburg-Schwedt abgefunden.

Wirtschaftsgeschichte

Neue Merkantilistische Wirtschaftspolitik ab 1676

Die neue merkantilistische Wirtschaftspolitik des Kurfürsten orientierte sich stark am Vorbild Frankreich, wobei hier die Förderung von Gewerbe und Manufakturen im Vordergrund stand. Diese neue „Gewerbepolitik“ ging von der Mark Brandenburg aus und wurde allmählich auf die anderen Gebiete übertragen.

Beispiele für die neue merkantilistische Wirtschaftspolitik:

  • Eine 1679 in Berlin angelegte Zuckersiederei wurde 1680 in die erste brandenburgische Aktiengesellschaft umgewandelt. Hierbei beteiligte sich der Kurfürst mit 10.000 Talern.
  • 1681 wurde eine Tabakspinnerei errichtet (von den Berliner Bürgermeistern Bartholdi und Senning)
  • 1686 Gründung einer Gold- und Silberdrahtzieherei von Johann Andreas Krautt.

Vielfach bestanden diese Gründungen nur vorübergehend. Die Gründe lagen im Geldmangel des Staates und bei der zu geringen Zahl und Potenz der privaten Investoren, um die defizitäre Anfangszeit zu überstehen. So setzte die neue Manufakturpolitik entschieden auf die Förderung der einheimischen Produktion, besonders der Wollmanufakturen. Eine typische merkantilistische Erscheinung stellten darüber hinaus die Gründungen von Commercien-Collegien (23. Februar 1684) dar, die als eine Art Behörde über administrative Befugnisse verfügten und zugleich durch Beratung die Wirtschaftspolitik des Staates betrieben. Die Anfänge für die wirtschaftliche Gesundung des Landes vollzogen sich in vielen kleinen Schritten.

Die Staatsfinanzen konnten durch ein neues Steuersystem, bei dem 1684 die Akzise als Verbrauchssteuer eingeführt wurde, saniert und vermehrt werden. Gleichzeitig erlaubte die Akzise eine genauere Kontrolle der Warenerzeugung und -bewegung, aber auch der Überwachung von Aus- und Einfuhrverboten, als es mit Zöllen allein gehandhabt werden konnte. Durch umfangreiche Peuplierungsmaßnahmen, das heißt die Anlockung und Ansiedlung von Fachleuten aus vielen Ländern Europas (Edikt von Potsdam vom 29. Oktober 1685), gelang es Friedrich Wilhelm neues Fachwissen und Arbeitskraft in das technologisch zurückgebliebene Brandenburg zu bringen.

Durch dieses Förderungsbündel vor dem Hintergrund eines gesamteuropäischen Wirtschaftswachstums entstanden als neue Gewerbszweige in Brandenburg-Preußen:

  • Seidenmanufaktur
  • Sergemanufaktur
  • Gazemanufaktur
  • Bändermanufaktur
  • Tapetenmanufaktur
  • Seidenbau
  • Gold- und Silberzwikerei
  • Ziselier- und Emaillierkunst
  • Verfertigung feiner Tuche und Hüte
  • Strumpfwirkerstuhltechnik
  • Zeugdruckerei
  • Schönfärberei
  • Ölbereitung
  • Lichtergießen
  • Spiegelfabrikation
  • Spielkartenfabrikation

Anders als in den führenden Wirtschaftsmächten England, Frankreich und vor allem den Niederlanden fehlte in den Hohenzollerlanden jedoch ein starkes wirtschaftlich tätiges Bürgertum, das Träger des ökonomischen Fortschrittes hätte sein können. So konnten Innovationen und wirtschaftliche Wachstumsstrategien in erster Linie nur durch die Staatsverwaltung in Gang gesetzt werden. Eine weitere Besonderheit dieses Staatsgebildes, stellte das calvinistische Bekenntnis der Landesherrn dar. Die calvinistische Lebensführung ließ die preußische Staatselite eine Arbeitsmoral entwickeln, bei der wirtschaftlicher Erfolg, Effizienz und Gemeinnützigkeit das oberste Ziel der Staatsverwaltung war. Diese Eigenschaften der Staatsführung stellten einen durchaus wichtigen Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg Preußens dar.

Auf der anderen Seite trat der Staat als größte Wirtschaftsbelastung auf, denn für das Militärwesen wurden über den Fiskus erhebliche Geldmengen aus dem Wirtschaftskreislauf abgezogen.

Hohenzollernsche Herrschaftsgebiete

Brandenburg-Preußen um 1700 (rot und grün)
Karte aus F. W. Putzgers Historischem Schul-Atlas, 1905

Das Herrschaftsgebiet Friedrichs III. untergliederte sich in verschiedene Gebiete, die sich vom Rhein bis zur Memel erstreckten. Dabei ragten zwei Landesteile auf Grund ihrer Größe heraus: die Mark Brandenburg sowie das unabhängige Herzogtum Preußen.

Im wichtigsten hohenzollerschen Landesteil, der Mark Brandenburg betrugen 1619 die Staatsschulden 2.142.000 Reichstaler. Die Mark lebte ausschließlich vom Ackerbau. Gehobenere Güter mussten alle importiert werden. Stärker noch als Brandenburg hatte sich das Herzogtum Preußen entwickelt. Die vom Deutschen Orden im Mittelalter hereingeholte deutsche Oberschicht hatte sich zu einer erfolgreich produzierenden und handeltreibenden Klasse entwickelt. Diese Schicht kam in den Städten zu einem beachtlichen Reichtum. Das Herzogtum Preußen blieb lange Zeit wirtschaftlich vom Gesamtstaat isoliert. Dies gilt insbesondere für Königsberg als wichtigster Handelsstadt Brandenburg-Preußens. Die Stadt blühte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirtschaftlich auf, jedoch verlor sie durch Kriege, Pest und Steuerbelastung einen Großteil des erreichten Wohlstandes wieder. Das Handelsvolumen, das Königsberg im Dreißigjährigen Krieg hatte, wurde erst wieder im 18. Jahrhundert erreicht.

Die Provinzen im Westen bildeten im 17. Jahrhundert und noch weit darüber hinaus keine wirtschaftlichen Beziehungen zum Gesamtstaat aus. Das lag an der räumlichen Distanz und an den vielen Zollstellen entlang der Handelsstraßen (zwischen Cleve und Mark Brandenburg allein 46).

Hohenzollernsche Landesteile:

  • Mark Brandenburg (1415)
  • Grafschaft Mark (1609)
  • Herzogtum Kleve (1614)
  • Grafschaft Ravensberg (1614)
  • Herzogtum Preußen (1618)
  • Hinterpommern (1648)
  • Fürstentum Minden (1648)
  • Fürstentum Halberstadt (1648)
  • Herzogtum Magdeburg (1680)