Utahraptor
Utahraptor ⓘ | ||||||||||||
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Skelettrekonstruktion von Utahraptor ostrommaysorum | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Unterkreide (Barremium) | ||||||||||||
130,7 bis 126,3 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Utahraptor | ||||||||||||
Kirkland, Gaston, Burge, 1993 | ||||||||||||
Art | ||||||||||||
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Utahraptor ist eine Gattung fleischfressender Dinosaurier aus der Gruppe der Dromaeosauridae. Utahraptor ist lediglich durch sehr fragmentarische Überreste bekannt, die im östlichen Utah (USA) entdeckt wurden und in die Unterkreide (Barremium) datiert werden. ⓘ
Mit einer Länge von schätzungsweise 7 Metern ist Utahraptor der größte bekannte Dromaeosauride. Diese Gattung wurde 1993 von James Ian Kirkland, Robert Gaston und Donald Burge wissenschaftlich beschrieben, die einzige Art ist Utahraptor ostrommaysorum. Wegen seiner Größe gehört Utahraptor zu den in populären Darstellungen am häufigsten rezipierten Dromaeosauriden. ⓘ
Utahraptor | |
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Rekonstruiertes Skelett im BYU Museum für Paläontologie | |
Wissenschaftliche Klassifizierung | |
Königreich: | Tierreich |
Stamm: | Chordata |
Klade: | Dinosaurier () |
Klade: | Saurischia |
Klade: | Theropoda |
Familie: | †Dromaeosauridae |
Klade: | †Eudromaeosauria |
Unterfamilie: | †Dromaeosaurinae |
Gattung: | †Utahraptor Kirkland, Gaston & Burge, 1993 |
Typusart | |
†Utahraptor ostrommaysi Kirkland et al., 1993
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Funde, Entdeckungsgeschichte und Namensgebung
Die Fossilien stammen aus zwei Steinbrüchen, die sich etwa 40 km voneinander entfernt im östlichen Utah in der Nähe des Arches-Nationalparks befinden. Die Sedimentgesteine, aus der die Fossilien stammen, gehören stratigraphisch zur Cedar-Mountain-Formation, einer wichtigen Fossillagerstätte der Unterkreide. ⓘ
Die ersten Utahraptor-Fossilien wurden bereits im Sommer 1975 von Jim Jensen und seiner Arbeitsgruppe im Dalton-Well-Quarry ausgegraben und werden seitdem im Brigham Young Earth Science Museum in Provo (Utah) aufbewahrt. Der Dalton-Well-Quarry barg insgesamt hunderte, relativ gut erhaltene Knochen. Da die Knochen vor ihrer Einbettung transportiert wurden, handelt es sich um ein Sammelsurium von Einzelknochen verschiedener Individuen. Bei den Knochen, die später Utahraptor zugeschrieben wurden, handelt es sich um zwei Fußkrallen (BYU 13068 und BYU 9438, ursprünglich als Handkrallen identifiziert), einen mittleren Schwanzwirbel (BYU 9435), sowie zwei hinteren (distalen) Schwanzwirbeln (BYU 9435 und 9436). ⓘ
Weitere Utahraptor-Knochen wurden im Gaston-Quarry im Oktober 1991 während der Ausgrabungsarbeiten eines Nodosaurier-Skeletts entdeckt. In diesem Steinbruch wurden in den Sommern 1991 und 1992 insgesamt über 300 Knochen entdeckt. Diese Ausgrabungen wurden von Kirkland und Burge geleitet und waren Teil eines gemeinsamen Projekts der Dinamation International Society und des College of Eastern Utah Prehistoric Museum. In letzterem werden die Fossilien aufbewahrt. Das Alter der Sedimente dieses Fundorts wurde radiometrisch auf 126 Millionen Jahre datiert (oberes Barremium, Unterkreide). Utahraptor-Fossilien dieses Fundorts schließen das Holotyp-Exemplar (Exemplarnummer CEU 184v.86) mit ein, ist die Sichelkralle des rechten Fußes. Des Weiteren wurden eine Kralle (CEU 184v.294), ein Schienbein (Tibia, CEU 184v.260), ein Tränenbein (Lacrimale, CEU 184v.83) und ein Zwischenkieferbein (Prämaxillare, CEU 184v.400) gefunden. ⓘ
1993 wurde die neue Art und Gattung von Kirkland, Gaston und Burge wissenschaftlich beschrieben. Der Name Utahraptor setzt sich aus dem Fundort, dem US-Staat Utah, und raptor zusammen, was aus dem Lateinischen kommt und „Räuber“ bedeutet. Der Artname ostrommaysorum ehrt John Ostrom und Chris Mays. John Ostrom war ein bedeutender Paläontologe, der sich vor allem mit der Untersuchung von Deinonychus verdient gemacht hat. Chris Mays ist der Gründer der Dinamation International Society, welche die Forschungen anstieß und an ihrer Finanzierung beteiligt war. Ursprünglich war geplant, die Art Utahraptor spielbergi zu nennen, zu Ehren Steven Spielbergs, dem Regisseur des sehr erfolgreichen Dinosaurier-Abenteuerfilms Jurassic Park. Spielbergs Anwälte erhoben jedoch Einspruch. In der Erstbeschreibung wird die Art als Utahraptor ostrommaysi bezeichnet. Die Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur (ICZN) schreiben jedoch vor, dass die korrekte lateinische Genitiv-Plural-Endung -orum verwendet werden muss, da sich ostrommaysi auf mehr als eine Person bezieht. ⓘ
Beschreibung
Der Holotypus von Utahraptor, CEUM 184v.86, besteht aus einem zweiten Fußknochen, dem möglicherweise Elemente aus anderen Exemplaren zugeordnet sind: Fußknochen CEUM 184v.294, Schienbein CEUM 184v.260 und Prämaxilla CEUM 184v.400. Diese Elemente haben im Vergleich zu anderen Dromaeosauriden enorme Proportionen, was auf ein Tier schließen lässt, das etwa doppelt so lang wie Deinonychus war. Wie andere Dromaeosauriden hatte Utahraptor große gebogene Krallen an den zweiten Zehen. Die zweite Fußsohle ist mit einer Länge von 22 cm erhalten und dürfte restauriert 24 cm erreichen. ⓘ
Das größte beschriebene Exemplar von U. ostrommaysi (BYUVP 15465, zitiert von Erickson et al. 2009) wurde schätzungsweise bis zu 7 m lang und etwas weniger als 500 kg schwer, vergleichbar mit dem Gewicht eines Eisbären. Im Jahr 2012 schätzte der Paläontologe Thomas R. Holtz Jr. sein Gewicht auf etwa 230 bis 450 kg, vergleichbar mit dem eines Grizzlybären. Der Kirkland-Fund von 2001 deutet jedoch darauf hin, dass die Art weitaus schwerer sein könnte als bisher angenommen. Im Jahr 2016 schätzten Rubén Molina-Pérez und Asier Larramendi das größte Exemplar (BYU 15465) auf 4,9 m Länge, 1,5 m Hüfthöhe und 280 kg Gewicht; sie behaupten, dass die größeren Schätzungen darauf zurückzuführen sind, dass neun Exemplare unterschiedlichen Alters gemischt wurden. Die Messung von Gregory S. Paul aus dem Jahr 2016 kam dieser neuen Schätzung sehr nahe: Er maß bis zu 5,5 m Länge und wog bis zu 300 kg. ⓘ
So wurden beispielsweise einige Elemente fälschlicherweise der Gattung zugeordnet; der Tränenbeinknochen des Exemplars CEUM 184v.83 entpuppte sich als Postorbital des Ankylosauriers Gastonia. Britt et al. schlugen auch vor, dass die zuvor identifizierten Handzungen der Exemplare M184v.294, BYU 9438 und BYU 13068 tatsächlich Pedalzungen sind. Diese Vermutung wurde 2007 von Senter bestätigt. ⓘ
Nach Kirkland et al. (1993) ist Utahraptor an folgenden Autapomorphien zu erkennen: Krallen an der Hand, die stärker als Schneideklingen spezialisiert sind als bei anderen Dromaeosauriden; ein Tränenbein mit deutlich parallelen Mesial- und Außenseiten, was ihm in der Draufsicht ein längliches, subrechteckiges Aussehen verleiht, und eine Basis der Nasenöffnung am Prämaxilla parallel zur Prämaxillarzahnreihe. In der revidierten Diagnose von Turner et al. aus dem Jahr 2012 unterscheidet sich Utahraptor von anderen Dromaeosauriden durch: einen verlängerten Nasenfortsatz der Prämaxilla; ein distales Ende des dritten Mittelfußknochens, das glatt und nicht ginglymoid ist; ein L-förmiges Quadratojugal ohne hinteren Fortsatz; das Vorhandensein einer gut entwickelten Kerbe zwischen dem Trochanter minor und dem Trochanter major; und Rückenwirbel ohne Pleurocole. ⓘ
Obwohl nie Federn bei Utahraptor-Exemplaren gefunden wurden, gibt es starke phylogenetische Hinweise darauf, dass alle Dromaeosauriden Federn besaßen. Die Gattung Microraptor gehört zu den ältesten bekannten Dromaeosauriden und ist phylogenetisch primitiver als Utahraptor. Da Microraptor und andere Dromaeosauriden Federn besaßen, kann man davon ausgehen, dass dieses Merkmal bei allen Dromaeosauridae vorhanden war. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich Federn mehr als einmal entwickelt haben, so dass die Annahme, dass ein bestimmter Dromaeosauride wie Utahraptor keine Federn besaß, einen eindeutigen Beweis dafür erfordern würde, dass er keine Federn besaß. Bisher deutet nichts darauf hin, dass die Federn bei größeren, weiter entwickelten Dromaeosaurier-Arten verloren gingen. Das Vorhandensein von Federkielen bei Dakotaraptor beweist, dass auch größere Dromaeosaurier Federn besaßen. ⓘ
Vom Schädel ist das Zwischenkieferbein (Prämaxillare) bekannt. Kirkland und Kollegen beschrieben ein Tränenbein (Lacrimale), dieses entpuppte sich später jedoch als das Postorbitale des Nodosauriers Gastonia. Das paarige Zwischenkieferbein, ein zahntragender Knochen, der vor dem Oberkiefer (Maxilla) liegt, trägt vier Zähne auf jeder Seite, wie bei anderen Dromaeosauriden. Nur zwei Zähne sind zum Großteil erhalten: Der erste Zahn ist in 31 mm, der zweite in 45 mm Länge erhalten. Bei den meisten anderen Dromaeosauriden sind die Dentikel (Zähnchen) auf der vorderen Schneidekante der Zähne deutlich kleiner und zahlreicher als auf der hinteren; bei Utahraptor ist dieser Unterschied jedoch nur geringfügig. Die Dentikel sind anders als bei anderen Dromaeosauriden einfach und stumpf; ähnliche Dentikel finden sich lediglich bei Dromaeosaurus. Die Dentikel von Dromaeosaurus sind aber proportional größer. Es sind drei Schwanzwirbel bekannt. Die Wirbelkörper waren platycoel, also auf einem Ende eben, auf dem anderen konvex. Die Wirbel zeigen, dass der Schwanz wie bei den meisten anderen Dromaeosauriden durch rutenartige Wirbelfortsätze verstärkt wurde (verlängerte Post- und Präzygapophysen und Chevronknochen). Das Schienbein ist gerade und massiv, was auf ein kräftiges Bein hindeutet. Kirkland und Kollegen spekulieren, dass diese Anpassung dazu diente, die Sichelkralle möglichst kraftvoll einsetzten zu können. ⓘ
Klassifizierung
Utahraptor gehört zur Familie der Dromaeosauridae, einer Gattung theropoder Dinosaurier, die gemeinhin als "Raptoren" bezeichnet werden. Utahraptor ist die größte Gattung der Familie und gehört zur gleichen Gruppe von Dinosauriern wie Velociraptor, Deinonychus oder Dromaeosaurus. Sie wird in die Unterfamilie Dromaeosaurinae eingeordnet, die in der Gattung Eudromaeosauria zu finden ist. ⓘ
Im Jahr 2015 wurde festgestellt, dass Utahraptor eng mit dem kleineren Dromaeosaurus und den riesigen mongolischen und nordamerikanischen Dromaeosauriden-Gattungen Achillobator und Dakotaraptor verwandt ist:
ⓘEudromaeosauria |
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Das folgende Kladogramm ist das Ergebnis einer kladistischen Analyse, die von Cau et al. 2017 durchgeführt wurde. ⓘ
ⓘEudromaeosauria |
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Paläobiologie
Kirkland und Kollegen spekulierten, dass Utahraptor, falls er in Rudeln gelebt hat, sehr große Beutetiere wie bis zu 20 Meter lange Sauropoden erlegen konnte. Sie folgten dabei der damals verbreiteten Ansicht, Dromaeosauriden hätten große Beutetiere angesprungen, sich mit ihren langen Armen festgehalten und den Bauch der Beutetiere mit ihrer Sichelkralle aufgeschlitzt. Sie spekulierten, dass Utahraptor dank seiner schieren Größe mit seiner Sichelkralle auf Beutetiere eingestochen haben könnte, ohne Gefahr zu laufen, durch die Wucht dieser Attacke das Gleichgewicht zu verlieren. Anders als kleinere Dromaeosauriden hätte er somit seine Handkrallen nicht nur zum Festhalten, sondern auch zum Verwunden der Beutetiere benutzten können. Darauf würden die dünneren Handkrallen hinweisen, die besser an ein Schneiden angepasst waren als die Krallen anderer Dromaeosauriden. Die Handkrallen hätten bei Utahraptor somit zum Töten der Beutetiere eine fast ebenso große Rolle spielen können wie die Sichelkralle. Später zeigte sich jedoch, dass die vermeintlichen Handkrallen tatsächlich Fußkrallen waren. ⓘ
Neuere Untersuchungen von Manning und Kollegen (2005) mithilfe eines mechanischen Robotermodells des Fußes von Deinonychus haben ergeben, dass die Sichelkralle der Dromaeosauriden nicht zum Aufschlitzen verwendet werden kann. Stattdessen war sie ideal zum Festkrallen an Beutetieren geeignet. Verletzungen wurden laut diesen Forschern primär durch die Handkrallen und die Zähne zugefügt. Auch könnte die Sichelkralle zum gezielten Durchstechen von Halsschlagader und Luftröhre gedient haben, wie es das berühmte Fossil eines kämpfenden Velociraptor andeutet. ⓘ
Vergleiche mit Deinonychus lassen darauf schließen, dass das Schienbein proportional kürzer als bei diesem war, und dass Oberschenkelknochen und Schienbein etwa gleich lang waren. Dies entspricht den Proportionen, wie man sie bei anderen größeren Theropoden findet. Die Forscher schließen daraus, dass Utahraptor proportional nicht so schnell laufen konnte wie Deinonychus oder Velociraptor. Utahraptor sei aber mindestens ebenso schnell gewesen wie die Iguanodontiden, die zu seinen Beutetieren gehört haben könnten. ⓘ
Kirkland et al. stellten fest, dass Utahraptor angesichts seiner enormen Größe nicht so schnell war wie Deinonychus und Velociraptor, sondern eine ähnliche Geschwindigkeit wie die zeitgenössischen Iguanodonten und schneller als die Sauropoden hatte. Außerdem deutet die Dicke des Schienbeins darauf hin, dass das Tier eine beträchtliche Beinkraft hatte, um Beute zu töten. ⓘ
Es wurde auch vermutet, dass sich Dromaeosauriden wie Velociraptor und Deinonychus auf ihre Handklauen stützten, um die Beute zu greifen und beim Treten das Gleichgewicht zu halten. Im Gegensatz dazu war Utahraptor mit seinem viel höheren Gewicht möglicherweise in der Lage, Tritte auszuführen, ohne das Risiko, das Gleichgewicht zu verlieren, und so die Hände zu befreien und sie zum Erlegen der Beute einzusetzen. Dem Paläontologen Gregory S. Paul zufolge war Utahraptor nicht besonders schnell und wäre ein Jäger aus dem Hinterhalt gewesen, der sich auf große Dinosaurier wie die zeitgenössischen Iguanodonten und Therizinosaurier stürzte, mit denen er seine Umgebung teilte. Sein robuster Körperbau und seine große Sichelklaue deuten darauf hin, dass er für die Jagd auf solche Beutetiere gut geeignet war. Wie andere Dromaeosaurier verließ er sich möglicherweise auch stark auf seine Kiefer, um seine Beute zu erlegen - mehr als andere Dromaeosaurierarten, wie z. B. Velociraptorinen. In einer Studie aus dem Jahr 2001, die von Bruce Rothschild und anderen Paläontologen durchgeführt wurde, wurden zwei Fußknochen von Utahraptor auf Anzeichen von Stressfrakturen untersucht, aber es wurden keine gefunden. ⓘ
Soziales Verhalten
Im Jahr 2001 gingen Kirkland et al. der Entdeckung eines Knochens nach, der aus einem 9 Tonnen schweren fossilen Sandsteinblock im Osten Utahs herausragt. Es wurde festgestellt, dass er die Knochen von mindestens sieben Individuen enthielt, darunter ein erwachsenes Tier von etwa 4,8 m Länge, vier Jungtiere und ein etwa 1 m langes Jungtier. Zusammen mit den Raubtieren sind auch die Überreste von mindestens einem möglichen Pflanzenfresser aus der Familie der Leguane versteinert. Kirkland vermutet, dass das Utahraptoren-Rudel versuchte, Aas zu erbeuten oder hilflose Beute anzugreifen, die im Treibsand feststeckte, und bei dem Versuch, den Pflanzenfresser anzugreifen, selbst feststeckte. Ähnliche Fundorte wie der Cleveland-Lloyd-Steinbruch und die kalifornischen La Brea-Teergruben beherbergen solche Raubtierfallen. Die Untersuchung der Fossilien dauert nach einem Jahrzehnt Ausgrabung noch an, aber wenn Kirkland Recht hat, könnte es sich um eine der am besten erhaltenen Raubtierfallen handeln, die je entdeckt wurden. Die Fossilien könnten auch Aufschluss über das Verhalten von Utahraptor geben, z. B. darüber, ob er in Gruppen gejagt hat, wie es bei Deinonychus vermutet wurde. Es ist unklar, ob alle Utahraptor-Individuen gleichzeitig gefangen wurden oder ob sie einzeln eingezogen wurden. Weitere Untersuchungen des Blocks legen nahe, dass die Anzahl der Utahraptor-Überreste möglicherweise doppelt so hoch ist wie bisher angenommen. ⓘ
Während das Verhalten von Dinosauriern nur theoretisch beschrieben werden kann, wurde später im Jahr 2020 entdeckt, dass Deinonychus möglicherweise kein komplexes Sozialverhalten hatte, wie es bei einigen in der heutigen Zeit lebenden Rudeljägern zu beobachten ist. Die unterschiedlichen Ernährungspräferenzen von Erwachsenen und Jungtieren deuten darauf hin, dass sie nicht in langfristigen Familiengruppen lebten. Es ist nicht bekannt, ob dieses Fehlen eines komplexen, kooperativen Sozialverhaltens auch auf Utahraptor zutraf. ⓘ
Paläoökologie
Utahraptor lebte im unteren Teil der Cedar Mountain Formation, einer Schicht, die als Yellow Cat Member bekannt ist. Nach Ansicht der Autoren seiner Beschreibung spielte Utahraptor während der frühen Kreidezeit eine wichtige ökologische Rolle als wichtiger Fleischfresser in der Paläofauna der heutigen Arches-Region und konnte wahrscheinlich Beutetiere angreifen, die größer waren als er selbst. Die Gruppenjagd von Individuen mit einer Größe von mindestens 3,5 m (11 ft) und 70 kg (150 lb) könnte, falls nachgewiesen, 8 m (26 ft) große Beutetiere mit einem Gewicht von 1 bis 2 t (2.200 bis 4.400 lb) getötet haben. Außerdem könnten Sauropoden mit einer Größe von bis zu 20 m (66 ft) ein wichtiger Bestandteil seiner Ernährung gewesen sein. Der Paläontologe Thomas R. Holtz schätzt, dass Utahraptor vor 130 bis 125 Millionen Jahren existierte. Bei mehreren Gelegenheiten wurde das Yellow Cat Member auf das Barremian-Aptium datiert. Sames und Schudack 2010 schlugen eine Neuzuordnung des geschätzten Alters vor, indem sie einen Kompromiss zwischen dem Berriasian und dem Valanginian schlossen, doch die meisten Autoren folgten dieser Interpretation nicht. Unter Verwendung fortschrittlicher radiometrischer und palynologischer Datierungsmethoden kamen Joeckel et al. 2019 zu dem Schluss, dass das Yellow Cat Member tatsächlich älter ist als frühere Schätzungen. Die Ablagerung erfolgte vor 139 ± 1,3 Millionen bis 134,6 ± 1,7 Millionen Jahren, d. h. zwischen dem Berrias und dem späten Valanginium. Aufgrund des Vorkommens neuer Palynoflora wurde das Alter vorläufig auf das mittlere Berrias bis frühe Hauterivium festgelegt. Das Yellow Cat Member ist jedoch in verschiedene "untere" und "obere" Schichten unterteilt, und Utahraptor werden nur im oberen Yellow Cat Member gefunden. ⓘ
Umweltflora
Utahraptor wurde aus dem Yellow Cat Member ausgegraben, das während des Berrias bis zum späten Valanginium ein semiarides Gebiet mit Überschwemmungswiesen, Flusswäldern und offenen Wäldern war, in denen Nadelbäume (Pinophyta), Farne (Polypodiopsida), Hornpflanzen (Anthocerotophyta) und andere Gefäßpflanzen vorherrschten. Bei der Beschreibung von Mierasaurus wurde interpretiert, dass es auch eine sumpfige, moorähnliche Umgebung gab. Es wird angenommen, dass es eine kurze Regenzeit gab. Dafür spricht das Vorhandensein verkohlter Sporen und anderer verkohlter Pflanzenteile im Pollenmakro, die auf das Auftreten alter Waldbrände hindeuten, die in niederschlagsarmen Zeiten entfacht wurden. ⓘ
Gleichzeitige Fauna
Zur Paläofauna, die zeitgleich mit dem Dromaeosauriden im oberen Yellow Cat Member vorkam, gehörten zahlreiche Dinosaurier, wie die mittelgroßen Iguanodonten Hippodraco und Cedrorestes, die anderen Theropoden Martharaptor und Nedcolbertia, der Nodosauride Gastonia und die Sauropoden Cedarosaurus und Moabosaurus. Das einzige bekannte Säugetier aus dem oberen Yellow Cat Member ist Cifelliodon. ⓘ
Andere nicht-dinosaurierähnliche Taxa, die aus dem Member bekannt sind, sind die Fische Ceratodus und Semionotus, die Schildkröten Glyptops und Trinitichelys, Aquatilavipes (versteinerte Vogelspuren), der Rhynchocephalus Toxolophosaurus und die unbestimmten Überreste von hybodontiden und polyacrodontiden Haien. ⓘ
Weitere Paläofauna wurde geborgen, die meisten davon unbenannt und/oder unbestimmt, einschließlich eines isolierten Mesoeucrocodylian-Schädels mit einer Länge von 20 cm (7,9 in). Ein Neochoristodere, der aus dem Upper Yellow Cat Member ausgegraben wurde und durch einen partiellen linken Oberschenkelknochen repräsentiert wird, zeigt, dass die aquatische Paläofauna während der frühen Kreidezeit der Cedar Mountain Formation präsent und vielfältig war. Ein großer Segelrücken-Iguanodont, der durch große Wirbel und fragmentarische Überreste repräsentiert wird, und ein unbestimmter Eudromaeosaurier, der durch einen Schwanzwirbel und einen fragmentierten Schwanz bekannt ist (UMNH VP 20209), waren ebenfalls vorhanden. ⓘ
Kulturelle Bedeutung
Raptor Red wurde 1995 veröffentlicht und enthält die fiktive Geschichte eines weiblichen Utahraptors. Das Buch wurde von dem Paläontologen Robert T. Bakker verfasst und von der breiten Öffentlichkeit positiv aufgenommen, obwohl einige der dargestellten Fakten aufgrund wissenschaftlicher Aktualisierungen nicht mehr zutreffen und die Paläontologen die Ungenauigkeiten im Fossiliennachweis kritisierten. Bakkers Anthropomorphose des titelgebenden Red wurde besonders gelobt. ⓘ
Im Jahr 2018 wurde vorgeschlagen, Utahraptor zum Staatsdinosaurier von Utah zu ernennen, was vom Senat genehmigt wurde. Ursprünglich sollte der Utahraptor einen anderen Dinosaurier, den Allosaurus, als offizielles Fossil des Staates ablösen, aber es wurde beschlossen, dass der Utahraptor ein weiteres Symbol des Staates sein sollte. Im Jahr 2021 brachte Steve Eliason erfolgreich einen Vorschlag für einen Utahraptor State Park ein, in dem der Block entdeckt wurde. Er wurde vom Repräsentantenhaus angenommen. ⓘ