Stuhlgang
Der Stuhlgang (oder Defäkation) folgt auf die Verdauung und ist ein notwendiger Prozess, bei dem Organismen einen festen, halbfesten oder flüssigen Abfallstoff, den so genannten Kot, über den Anus aus dem Verdauungstrakt ausscheiden. Für diesen Vorgang gibt es eine Vielzahl von Bezeichnungen, die von der allgemeinen Bezeichnung (z. B. Kacken) über die technische Bezeichnung (z. B. Stuhlgang) und die obszöne Bezeichnung (Scheißen) bis hin zu euphemistischen Bezeichnungen (z. B. "einen Einstand geben" oder "kacken gehen") reichen. Das Thema, das in höflicher Gesellschaft normalerweise vermieden wird, kann die Grundlage für einen gewissen Töpfchen-Humor bilden. ⓘ
Der Mensch scheidet seine Fäkalien mit einer Häufigkeit aus, die von ein paar Mal täglich bis zu ein paar Mal wöchentlich reicht. Wellen von Muskelkontraktionen (Peristaltik) in den Wänden des Dickdarms bewegen die Fäkalien durch den Verdauungstrakt in Richtung Enddarm. Unverdaute Nahrung kann auch auf diese Weise ausgeschieden werden, was als Egestion bezeichnet wird. Wenn Vögel ihren Kot absetzen, scheiden sie auch Urin und Harn in einer Masse aus, während andere Tiere auch gleichzeitig urinieren können, allerdings räumlich getrennt. Der Stuhlgang kann auch bei der Geburt und beim Tod auftreten. Säuglinge scheiden vor der Nahrungsaufnahme eine besondere Substanz namens Mekonium aus. ⓘ
Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die mit dem Stuhlgang einhergehen, wie Durchfall und Verstopfung, von denen einige schwerwiegend sein können. Die ausgeschiedenen Fäkalien können Krankheiten übertragen, am häufigsten durch die Verunreinigung von Lebensmitteln. E. coli ist ein besonderes Problem. ⓘ
Vor dem Töpfchentraining werden die menschlichen Fäkalien meist in einer Windel gesammelt. Danach entleeren sich die Menschen in vielen Gesellschaften üblicherweise in eine Toilette. In einigen Entwicklungsländern ist jedoch die offene Defäkation, d. h. das Verrichten des Stuhlgangs im Freien ohne jegliche Toilette, immer noch weit verbreitet. Manche Menschen entleeren ihren Kot in den Ozean. In den Ländern der ersten Welt gibt es Kläranlagen und/oder eine Vor-Ort-Behandlung. ⓘ
Als Stuhlgang (von mittelhochdeutsch stuolganc) bzw. Defäkation (von lateinisch faex ‚Hefe, Bodensatz‘), auch Egestion (lateinisch egestio ‚Darmausscheidung‘, von egerere ‚herausführen, hinaustreiben, etwas entleeren, ausschaufeln, entfernen, von sich geben, verdauen, abführen‘) oder Dejektion (‚Ausstoßung‘), bezeichnet man das Ausscheiden von Kot aus dem menschlichen Verdauungstrakt bzw. Darm. Die Bezeichnung Stuhlgang wurde aus der älteren Medizinsprache (für Krankheiten mit vermehrter Ausscheidung) in die Umgangssprache entlehnt und steht für den Gang zum Toilettenstuhl, einem Stuhl mit eingebautem Nachttopf zur Aufnahme der Fäkalien. ⓘ
Im Darm wird Kot durch Muskelkraft durchmischt und weitertransportiert (nicht-propulsive bzw. propulsive Peristaltik). Der Stuhlgang wird schließlich im Enddarm (Mastdarm) vorübergehend gesammelt, bis Dehnungsrezeptoren in der Darmwand dann im Gehirn das Bedürfnis zur Ausscheidung stimulieren. Diese kann von den meisten Menschen bewusst gesteuert werden; verantwortlich dafür ist der Schließmuskelring des Anus. Diese Fähigkeit heißt Kontinenz. Bei Menschen, die ihren Stuhlgang nicht bewusst kontrollieren können, spricht man von Stuhlinkontinenz. Störungen des Stuhlgangs nennt man Dyschezie. ⓘ
Beschreibung
Physiologie
Die Enddarmampulle speichert Fäkalien (auch Stuhl genannt), bevor sie ausgeschieden werden. Wenn der Kot das Rektum füllt und die Rektumwände ausdehnt, lösen Dehnungsrezeptoren in den Rektumwänden den Stuhldrang aus. Dieser Stuhldrang entsteht durch die reflexartige Kontraktion der Enddarmmuskulatur, die Entspannung des inneren Analschließmuskels und eine anfängliche Kontraktion des Skelettmuskels des äußeren Analschließmuskels. Wenn dem Drang nicht nachgegeben wird, wird das Material im Rektum oft durch umgekehrte Peristaltik in den Dickdarm zurückgeführt, wo mehr Wasser absorbiert und die Fäkalien bis zur nächsten peristaltischen Massenbewegung des transversalen und des absteigenden Dickdarms gespeichert werden. ⓘ
Wenn das Rektum voll ist, drückt eine Druckerhöhung im Rektum die Wände des Analkanals auseinander, so dass die Fäkalien in den Kanal gelangen können. Das Rektum verkürzt sich, wenn Material in den Analkanal gepresst wird, und peristaltische Wellen drücken die Fäkalien aus dem Rektum. Der innere und der äußere Schließmuskel sowie der Musculus puborectalis sorgen dafür, dass die Fäkalien durch Muskeln, die den Anus über die austretenden Fäkalien ziehen, ausgeschieden werden können. ⓘ
Willkürliche und unwillkürliche Kontrolle
Der äußere Schließmuskel wird willentlich gesteuert, während der innere Schließmuskel unwillkürlich ist. Bei Säuglingen erfolgt die Defäkation reflexartig, ohne dass der äußere Analschließmuskel willentlich kontrolliert wird. Bei Erwachsenen erfolgt die Defäkation freiwillig. Kleine Kinder lernen die freiwillige Kontrolle durch das Toilettentraining. Nach dem Training kann der Verlust der Kontrolle, der als Stuhlinkontinenz bezeichnet wird, durch körperliche Verletzungen, Nervenverletzungen, frühere Operationen (z. B. Dammschnitt), Verstopfung, Durchfall, Verlust der Speicherkapazität im Enddarm, starke Erschütterungen, entzündliche Darmerkrankungen, psychologische oder neurologische Faktoren, Entbindung oder Tod verursacht werden. ⓘ
Manchmal kommt es aufgrund der Unfähigkeit, den Stuhlgang zu kontrollieren, oder aufgrund übermäßiger Angst zu einem unwillkürlichen Stuhlgang (in der Regel zusammen mit Urinieren), der die Unterwäsche des Betroffenen beschmutzt. Dies kann für die betroffene Person sehr peinlich sein, wenn dies in Gegenwart anderer Menschen oder an einem öffentlichen Ort geschieht. ⓘ
Körperhaltung
Die Positionen und Modalitäten der Defäkation sind kulturabhängig. Hocktoiletten werden von der überwiegenden Mehrheit der Welt benutzt, einschließlich des größten Teils von Afrika, Asien und dem Nahen Osten. Die Verwendung von Sitztoiletten in der westlichen Welt ist eine relativ junge Entwicklung, die im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen von Sanitäranlagen in Gebäuden begann. ⓘ
Krankheit
Regelmäßiger Stuhlgang entscheidet über die Funktionstüchtigkeit und die Gesundheit des Verdauungstraktes im menschlichen Körper. Der Stuhlgang ist die häufigste regelmäßige Darmbewegung, mit der Abfallstoffe aus dem menschlichen Körper ausgeschieden werden. Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist schwer zu bestimmen und kann von täglich bis wöchentlich variieren, je nach den individuellen Darmgewohnheiten, den Einflüssen der Umwelt und den genetischen Faktoren. Wird der Stuhlgang über einen längeren Zeitraum hinausgezögert, können die Fäkalien verhärten, was zu Verstopfung führt. Erfolgt die Entleerung zu schnell, bevor überschüssige Flüssigkeit absorbiert wurde, kann es zu Durchfall kommen. Weitere Symptome können Blähungen, Bauchschmerzen und ein aufgeblähter Bauch sein. Störungen des Darms können die Lebensqualität und die täglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigen. Die Ursachen für funktionelle Darmstörungen sind multifaktoriell, wobei Ernährungsgewohnheiten wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ballaststoffarme Ernährung als Hauptfaktoren gelten. ⓘ
Verstopfung
Verstopfung, auch bekannt als Defäkationsstörung, ist eine Schwierigkeit beim Stuhlgang. Sie ist eine der auffälligsten Verdauungsstörungen, die verschiedene Altersgruppen der Bevölkerung betrifft. Die häufige Verstopfung ist mit einem aufgeblähten Bauch, Schmerzen oder Blähungen verbunden. Untersuchungen haben ergeben, dass chronische Verstopfung mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie "koronare Herzkrankheit und ischämischer Schlaganfall" einhergeht und gleichzeitig mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist. Neben den Ernährungsfaktoren können auch psychologische Traumata und "Beckenbodenstörungen" chronische Verstopfung bzw. Defäkationsstörungen verursachen. Verschiedene Maßnahmen, darunter körperliche Aktivitäten, ballaststoffreiche Ernährung, Probiotika und medikamentöse Therapien, können umfassend und effizient zur Behandlung von Verstopfung und Stuhlgangstörungen eingesetzt werden. ⓘ
Entzündliche Darmerkrankungen
Eine entzündliche Erkrankung ist durch eine lang anhaltende chronische Entzündung des gesamten Magen-Darm-Trakts gekennzeichnet. Morbus Crohn (CD) und Colitis ulcerosa (UC) sind die beiden universellen Arten von entzündlichen Darmerkrankungen, die seit mehr als einem Jahrhundert erforscht werden, und sie stehen in engem Zusammenhang mit verschiedenen umweltbedingten Risikofaktoren, genetischen Faktoren in der Familie und dem Lebensstil der Menschen, so dass Rauchen als stark assoziiert mit diesen Krankheiten gilt. Es wurde festgestellt, dass Morbus Crohn insbesondere mit Immunstörungen zusammenhängt. Je nach Ausmaß der kumulativen Darmverletzungen können unterschiedliche Komplikationen auftreten, wie z. B. "Fisteln, Beeinträchtigung der Darmfunktion und Wiederauftreten der Symptome, Behinderung" usw. Die Patientengruppe kann von Kindern bis zu Erwachsenen reichen. Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass Immunschwäche und monogenetische Erkrankungen die Ursache für junge Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen sind. Die Häufigkeit des Auftretens von Darmentzündungen nimmt jedes Jahr dramatisch zu, und die Erreger der Darmerkrankungen sind aufgrund der Komplexität der Darmorgane ebenfalls kompliziert, und die Darmerkrankungen sind in Bezug auf den Dünn- und Dickdarm sehr unterschiedlich. ⓘ
Häufige Symptome für entzündliche Darmerkrankungen sind je nach Infektionsgrad unterschiedlich, können aber starke Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit und unerwarteten Gewichtsverlust umfassen. Morbus Crohn kann zu einer Infektion in jedem Teil des Verdauungstrakts führen, einschließlich des Ileums bis zum Anus. Zu den inneren Erscheinungsformen gehören Durchfall, Bauchschmerzen, Fieber, chronische Anämie usw. Zu den äußeren Erscheinungsformen gehören Auswirkungen auf Haut, Gelenke, Augen und Leber. Auch eine deutlich reduzierte "Mikrobenvielfalt" im Magen-Darm-Trakt ist zu beobachten. Die Colitis ulcerosa beeinträchtigt hauptsächlich die Funktion des Dickdarms und tritt dreimal häufiger auf als der Morbus Crohn. Was die klinischen Merkmale anbelangt, so zeigten über 90 % der Patienten ständigen Durchfall, "rektale Blutungen, weicher und schleimiger Stuhl, Tenesmen und Bauchschmerzen". Gleichzeitig berichteten die Patienten auch über "Arthralgie, Episkleritis und Erythema nodosum". Die Symptome können etwa 6 Wochen oder sogar länger anhalten. ⓘ
Die entzündlichen Darmerkrankungen konnten durch "Pharmakotherapien" wirksam behandelt werden, um die Symptome zu lindern und zu erhalten, was sich in einer "Schleimhautheilung" und einer Beseitigung der Symptome zeigte. Eine optimale Therapie zur Heilung beider entzündlicher Erkrankungen wird jedoch aufgrund der Heterogenität der klinischen Merkmale noch erforscht. Obwohl UC und CD ähnliche Symptome aufweisen, unterscheiden sich ihre medizinischen Behandlungen deutlich voneinander. Eine diätetische Behandlung kann zur Heilung von CD beitragen, indem die Aufnahme von Zink und Fisch in der Nahrung erhöht wird, was mit der Heilung der Darmschleimhaut zusammenhängt. Die Behandlungen reichen von der medikamentösen Behandlung bis hin zu chirurgischen Eingriffen, die sich nach dem Aktivitätsgrad der CD richten. Bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung kann UC auch durch eine immunsuppressive Therapie gelindert werden, bei schweren Fällen durch den Einsatz biologischer Wirkstoffe. ⓘ
Reizdarmsyndrom
Das Reizdarmsyndrom wird als eine Darmerkrankung mit chronischen Bauchschmerzen und inkonsistenter Stuhlform diagnostiziert und ist eine häufige Darmerkrankung, die in der modernen Gesellschaft leicht zu diagnostizieren ist. Die unterschiedlichen Erkrankungsraten lassen sich durch die unterschiedlichen Diagnosekriterien in den einzelnen Ländern erklären, wobei die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen als die am häufigsten betroffene Gruppe gilt. Die eindeutige Ursache des Reizdarmsyndroms ist nach wie vor ein Rätsel, es hat sich jedoch herausgestellt, dass es mit mehreren Faktoren zusammenhängt, wie z. B. "Stimmungsschwankungen und Druck, Schlafstörungen, Auslöser durch Nahrungsmittel, Veränderung der Dysbiose und sogar sexuelle Funktionsstörungen". Bei einem Drittel der Patienten mit Reizdarmsyndrom gibt es eine familiäre Vorbelastung mit der Krankheit, was darauf hindeutet, dass eine genetische Veranlagung eine wichtige Ursache für das Reizdarmsyndrom sein könnte. ⓘ
Patienten mit Reizdarmsyndrom leiden häufig unter Bauchschmerzen, Veränderungen der Stuhlform, wiederkehrenden Blähungen und Blähungen, komorbiden Störungen und wechselnden Darmgewohnheiten, die zu Durchfall oder Verstopfung führen. Aber auch Ängste und Anspannung können festgestellt werden, obwohl Patienten mit Reizdarm gesund erscheinen. Neben diesen typischen Symptomen erfordern rektale Blutungen, unerwarteter Gewichtsverlust und erhöhte Entzündungsmarker weitere ärztliche Untersuchungen und Abklärungen. ⓘ
Die Behandlung von Reizdarmerkrankungen ist multimodal. Sowohl diätetische Maßnahmen als auch Pharmakotherapien können die Symptome bis zu einem gewissen Grad lindern. Der Verzicht auf allergische Lebensmittelgruppen kann die Gärung im Verdauungstrakt und die Gasbildung verringern und damit Bauchschmerzen und Blähungen wirksam lindern. Medikamentöse Maßnahmen wie Abführmittel, Loperamid und Lubiproston werden eingesetzt, um starke Symptome wie Durchfall, Unterleibsschmerzen und Verstopfung zu lindern. Psychologische Behandlung, Nahrungsergänzungsmittel und darmorientierte Hypnotherapie werden empfohlen, um Depressionen, Stimmungsstörungen und Schlafstörungen zu bekämpfen. ⓘ
Darmverschluss (Obstruktion)
Bei einem Darmverschluss handelt es sich um eine Verstopfung, die sowohl im Dünn- als auch im Dickdarm vorkommen kann. Eine Verstärkung der Kontraktionen kann Verstopfungen lösen, jedoch können kontinuierliche Kontraktionen mit abnehmender Funktionalität zu einer Beendigung der Beweglichkeit des Dünndarms führen, die dann die Verstopfung bildet. Gleichzeitig begünstigt die fehlende Kontraktilität Flüssigkeits- und Gasansammlungen sowie "Elektrolytstörungen". Eine Dünndarmobstruktion kann zu schweren Nierenschäden und Hypovolämie führen und sich zu einer "Ischämie und Perforation der Schleimhaut" weiterentwickeln. Bei Patienten mit einer Dünndarmobstruktion wurden Verstopfung, Strangulation, Bauchschmerzen und Erbrechen festgestellt. Chirurgische Eingriffe werden in erster Linie zur Heilung schwerer Dünndarmobstruktionen eingesetzt. Zur Behandlung weniger schwerwiegender Symptome können nichtoperative Therapien wie die Dekompression mit einer nasogastrischen Sonde, die Behandlung mit einem wasserlöslichen Kontrastmittel oder eine symptomatische Behandlung eingesetzt werden. ⓘ
Forschungsergebnissen zufolge ist der Dickdarmverschluss zwar seltener als der Dünndarmverschluss, aber immer noch mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden. Der Dickdarmverschluss, auch Kolonobstruktion genannt, umfasst den akuten Kolonverschluss, bei dem es zu einer Verstopfung im Dickdarm kommt. Kolonobstruktionen treten häufig in der älteren Bevölkerung auf und gehen oft mit erheblichen "Komorbiditäten" einher. Obwohl ein bösartiges Kolonkarzinom als Hauptursache für eine Kolonobstruktion festgestellt wurde, ist auch ein Volvulus als sekundäre Ursache weltweit bekannt. Darüber hinaus werden eine geringere Mobilität, eine ungesunde Mentalität und ein eingeschränktes Lebensumfeld als Risikofaktoren genannt. Chirurgische Eingriffe und das Einsetzen von Kolonstents werden häufig zur Behandlung von Kolonobstruktionen eingesetzt. ⓘ
Andere
Der Versuch einer erzwungenen Ausatmung bei verschlossenen Atemwegen (das Valsalva-Manöver) wird manchmal praktiziert, um den Stuhlgang auf der Toilette auszulösen. Diese Kontraktion der ausatmenden Brustmuskeln, des Zwerchfells, der Bauchwandmuskeln und des Beckenzwerchfells übt Druck auf den Verdauungstrakt aus. Die Atmung wird an diesem Punkt vorübergehend unterbrochen, da die Lungen das Brustzwerchfell nach unten drücken, um den Druck auszuüben. In seltenen Fällen kann es zu einem Herzstillstand und anderen kardiovaskulären Komplikationen kommen, wenn man versucht, sich mit dem Valsalva-Manöver zu entleeren. Die Valsalva-Retinopathie ist ein weiteres pathologisches Syndrom im Zusammenhang mit dem Valsalva-Manöver. Der thorakale Blutdruck steigt an, und als Reflexreaktion nimmt die vom Herzen gepumpte Blutmenge ab. Es ist bekannt, dass es zum Tod kommt, wenn der Blutdruck beim Stuhlgang so stark ansteigt, dass ein Aneurysma reißt oder sich ein Blutgerinnsel löst (siehe Thrombose). Auch beim Lösen des Valsalva-Manövers fällt der Blutdruck; dies kann in Verbindung mit dem schnellen Aufstehen, um die Toilette zu verlassen, zu einem Blackout führen. ⓘ
Gesellschaft und Kultur
Offene Defäkation
Offener Stuhlgang ist die Praxis der Menschen, sich im Freien (in der freien Natur) zu entleeren, anstatt eine Toilette aufzusuchen. Die Menschen können Felder, Büsche, Wälder, Gräben, Straßen, Kanäle oder andere offene Flächen für die Defäkation wählen. Sie tun dies, weil sie entweder keinen direkten Zugang zu einer Toilette haben oder aufgrund traditioneller kultureller Praktiken. Diese Praxis ist dort üblich, wo es keine sanitären Einrichtungen und Dienstleistungen gibt. Selbst wenn Toiletten vorhanden sind, kann es notwendig sein, das Verhalten zu ändern, um die Benutzung von Toiletten zu fördern. ⓘ
Offene Defäkation kann die Umwelt verschmutzen und Gesundheitsprobleme verursachen. Ein hohes Maß an offener Defäkation wird mit hoher Kindersterblichkeit, schlechter Ernährung, Armut und großen Unterschieden zwischen Arm und Reich in Verbindung gebracht. ⓘ
Die Abschaffung der offenen Toilette ist ein Indikator, der zur Messung der Fortschritte bei der Verwirklichung des Ziels Nr. 6 für nachhaltige Entwicklung herangezogen wird. Extreme Armut und fehlende sanitäre Einrichtungen sind statistisch gesehen miteinander verbunden. Daher wird die Beseitigung der offenen Defäkation als wichtiger Teil der Bemühungen um die Beseitigung der Armut angesehen. ⓘ
Analreinigung nach der Defäkation
Der Anus und das Gesäß können nach dem Stuhlgang mit Toilettenpapier, ähnlichen Papierprodukten oder anderem saugfähigen Material gereinigt werden. In vielen Kulturen, z. B. im Hinduismus und in der muslimischen Welt, wird für die anale Reinigung nach dem Stuhlgang Wasser verwendet, entweder zusätzlich zur Verwendung von Toilettenpapier oder ausschließlich. Wenn Wasser für die anale Reinigung nach dem Stuhlgang verwendet wird, kann Toilettenpapier zum anschließenden Trocknen des Bereichs benutzt werden. Einige Ärzte und Personen, die in den Bereichen Wissenschaft und Hygiene tätig sind, haben erklärt, dass die Umstellung auf ein Bidet als Form der Analreinigung nach dem Stuhlgang sowohl hygienischer als auch umweltfreundlicher ist. ⓘ
Mythologie und Tradition
Bei einigen Völkern gibt es kulturell bedeutsame Geschichten, in denen die Defäkation eine Rolle spielt. Ein Beispiel:
- In einer Legende der Alune und Wemale von der Insel Seram, Provinz Maluku, Indonesien, entleert das mythische Mädchen Hainuwele wertvolle Gegenstände.
- Eine der Traditionen in Katalonien (Spanien) bezieht sich auf den Caganer, eine Figur, die den Akt der Defäkation darstellt und in Krippen in Katalonien und benachbarten Gebieten mit katalanischer Kultur auftaucht. Der genaue Ursprung des Caganers ist nicht bekannt, aber die Tradition besteht mindestens seit dem 18. Jahrhundert. ⓘ
Psychologie
Es gibt einige psychologische Aspekte, die den Akt der Defäkation betreffen. Der Mensch hat ein angeborenes Bedürfnis nach Privatsphäre. Freud hat ein zweites Entwicklungsstadium, das anale Stadium, festgelegt, in dem es um die Entleerung der Blase und des Darms geht. Er kategorisierte zwei Typen: die anale Retentionsphase und die anale Ausstoßphase. ⓘ
Physiologie der Defäkation
Entwicklung der willentlichen Darmkontrolle
Im Rahmen der sogenannten Sauberkeitserziehung lernt das Kleinkind die Kontrolle über den Defäkationsreflex zu erlangen. Kulturelle Faktoren spielen eine große Rolle für das Alter, für welches ein Kind diesen Prozess erfolgreich durchlaufen haben sollte. Die meisten Kinder können ihren Darm vor der Blase kontrollieren, Jungen beginnen und enden gewöhnlich später als Mädchen, und es dauert in der Regel länger, bis Jungen lernen, die ganze Nacht sauber zu bleiben. ⓘ
Durchführung
Der Kot wird durch Anspannen der Bauchmuskulatur und Entspannen der Schließmuskel bei der Stuhlentleerung aus dem Enddarm bewegt. Starkes Pressen kann die Bildung eines Hämorrhoidenleidens fördern. Sollte der Kot sich nur sehr schwer ausscheiden lassen, spricht man von einer Verstopfung (Obstipation, auch Konstipation). Im Allgemeinen wird in einem entwickelten Land zur Durchführung des Stuhlganges eine Toilette aufgesucht. Zur nachfolgenden Reinigung siehe Analhygiene. ⓘ
Häufigkeit und Ausprägung
Die meisten Menschen haben täglich Stuhlgang, aber dennoch kann die Häufigkeit beim gesunden Menschen von drei Mal täglich bis drei Mal wöchentlich variieren. Erst bei deutlichen Abweichungen von den individuellen Gewohnheiten spricht man von Durchfall oder Verstopfung. Die Konsistenz schwankt zwischen hart und weich erheblich von Mensch zu Mensch und auch je nach körperlicher und seelischer Verfassung, hängt vor allem aber von der aufgenommenen Nahrung ab. Sie kann nach der Bristol-Stuhlformen-Skala bewertet werden. Europäer haben in der Regel tägliche Stuhlgewichte von 100–200 g, Vegetarier infolge des höheren Ballaststoffanteils in der Nahrung bis 350 g. Bei Mangelernährung nimmt das Stuhlgewicht dementsprechend auf wenige Gramm ab (Hungerstuhl). Die Menge des bei einem einzigen Stuhlgang ausgeschiedenen Materials kann im Einzelfall auch bis zu 1 kg betragen. Bakterien machen dabei etwa 10–20 % der Stuhlmasse aus. Aufgrund der Peristaltik und der Speicherfähigkeit des Darmes kommt bei den meisten Menschen etwa eine Minute nach der Erstentleerung, die den Hauptanteil stellt, noch weiterer Kot in etwas weicherer Form hinzu. Medizinisch gilt ein großes Stuhlvolumen als günstig (der Stuhl sollte zumindest anfangs auf dem Wasser schwimmen). Die braune Farbe wird hauptsächlich durch das Tetrapyrrol Sterkobilin hervorgerufen, welches auch die Farbe des Urins bestimmt. Die Farbe des Stuhles wird jedoch auch durch die aufgenommene Nahrung und/oder Krankheiten des Magen-Darm-Traktes beeinflusst. ⓘ
Pathophysiologie der Defäkation
Störungen der Defäkation können auftreten durch
- Analleiden
- hohen Schließmuskeltonus
- fehlende Bauchpresse
- neurologische Störungen
- psychische Faktoren ⓘ
Kulturelle Faktoren
Körperhaltung
Die Körperhaltung beim Stuhlgang unterscheidet sich nach Art und Einrichtung und nach Kulturkreis. In Mitteleuropa werden dafür meistens Sitztoiletten verwendet. In Südeuropa oder Asien (Artikel: Toiletten- und Sanitärkultur in Japan) finden sich noch häufig Steh- bzw. Hocktoiletten, welche von manchen Menschen als hygienischer erachtet werden. Die Verwendung von Sitztoiletten breitet sich zunehmend aus, weil ältere Menschen sich damit wesentlich leichter tun und im Falle einer Durchfallerkrankung, aber auch bei verschiedenen Blasenentleerungsstörungen das Sitzen von Vorteil ist. ⓘ
Privatsphäre und Öffentlichkeit
Im Gegensatz zum Harnlassen, das zumindest in den meisten öffentlichen Herrentoiletten Deutschlands noch in einem offenen Raum stattfindet (siehe auch: Urinal, Pinkelrinne), wird der Stuhlgang heutzutage in der Regel in abschließbaren Kabinen verrichtet. Überlieferungen aus der Antike oder dem Mittelalter zeigen, dass es damals beim Verrichten der Notdurft noch keine Geheimnisse und Schamgefühle gab. Diese entstanden erst später und entwickelten sich zeitlich zunächst in den größeren Städten, wahrscheinlich auch aufgrund der durch Kot übertragbaren Krankheiten. Aber auch die seit dem Mittelalter kirchlicherseits betonte Schamhaftigkeit und Sündhaftigkeit von Nacktheit des Unterleibs hemmt viele Menschen, ihren Stuhlgang in Gegenwart anderer Menschen auszuführen. Auf dem Land hingegen gab es innerhalb der Familie noch bis ins 19. Jahrhundert Gemeinschaftssitze. Ebenso war der Donnerbalken als Toilette im Gelände bei Militär- und Pfadfinderlagern bis weit ins letzte Jahrhundert gebräuchlich. In den skandinavischen Wochenendhäusern einfacher Prägung findet man auch heute noch externe mehrsitzige Plumpsklos. In China, in Einzelfällen aber auch anderen Ortes, sind häufig Toiletten ohne Trennwände anzutreffen; auch solche, in denen man sich gegenübersitzt. ⓘ
Um die Intimität zu wahren und andererseits die öffentliche Hygiene zu verbessern, wurden um 1900 auf Initiative des Unternehmers Protz in den Straßen von Berlin öffentliche und absperrbare Toiletten eingerichtet. Diese Örtlichkeiten boten die Möglichkeit, den Stuhlgang im Notfall im öffentlichen Straßenraum zu verrichten, und ergänzten das Café Achteck, in dem nur das Urinieren möglich war. ⓘ
Wortschatz
Umgangssprachlich, heute aber vulgär, wird Stuhlgang auch als kacken (von lateinisch cacare ‚scheißen‘), scheißen (von indogermanisch skei- ‚spalten, trennen, absondern‘) oder abprotzen bezeichnet. ⓘ