Spähpanzer

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Armee der Vereinigten Staaten M1127 Aufklärungsfahrzeug
Fennek-Aufklärungsfahrzeug der deutschen Armee

Ein Aufklärungsfahrzeug, auch Spähfahrzeug genannt, ist ein militärisches Fahrzeug, das zur Vorwärtsaufklärung eingesetzt wird. Es werden sowohl Ketten- als auch Radaufklärungsfahrzeuge eingesetzt. In einigen Ländern werden auch leichte Panzer wie der M551 Sheridan und der AMX-13 von Spähtrupps eingesetzt. Ihre Bewaffnung reicht von einem mittleren Maschinengewehr bis zu einer großen Kanone. Moderne Exemplare sind oft mit ATGMs und einer breiten Palette von Sensoren ausgestattet.

Bei der Konstruktion von Aufklärungsfahrzeugen gibt es mehrere Philosophien: Spähwagen für die passive Aufklärung, die sich durch ein niedriges Profil oder geringe Größe auszeichnen und leicht gepanzert sind, um die Mobilität zu maximieren, und die sich auf Geschwindigkeit, Tarnung und Deckung verlassen, um der Entdeckung zu entgehen; gepanzerte Aufklärer für die aktive Aufklärung, die sich durch Gewicht und Größe von Waffen und Panzerung von den normalen Spähern unterscheiden und nicht darauf ausgelegt sind, Angriffen auszuweichen, sondern sich mit Gewalt zu ihrem Ziel durchzuschlagen."

Spähpanzer Standard Beaverette im Zweiten Weltkrieg
Spähpanzer Luchs der Bundeswehr

Ein Spähpanzer, Aufklärungspanzer, Aufklärungsfahrzeug oder auch Panzerspähwagen ist ein leichter Panzer zur Gefechtsfeldaufklärung.

Entwurf

Kleinere Waffenkaliber tragen dazu bei, das Profil und die Lärmsignatur des Fahrzeugs zu verringern. Die französische und britische Doktrin sah dagegen vor, Aufklärungsfahrzeuge wie den AEC, den EBR und den AMX 10 RC mit der schwerstmöglichen Bewaffnung auf ihrem leichten Fahrgestell auszustatten, um ihnen eine weitere Rolle bei der Verteidigung der Flanken zu ermöglichen. Einige Fahrzeuge sind für spezielle Datenerfassungsaufgaben ausgelegt (Sd.Kfz. 250/12). Somit lassen sich die Aufklärungsfahrzeuge in 3 Hauptkategorien einteilen:

  • Spähwagen: Ihre Hauptaufgabe ist die Erkundung der Routen (Angriffsrichtungen) und die Überwachung der Aktivitäten des Feindes. Daher sind ihre Bewaffnung und Panzerung bescheiden, da sie nicht für den Kampf ausgelegt sind, aber diese Rolle erfordert gute Beobachtung, hohe Geschwindigkeit und sie sind typischerweise amphibisch. Typische Beispiele: Fennek, BRDM, Sd. Kfz. 221, Dingo, BA-64, Csaba.
  • Kampfaufklärungsfahrzeuge: Schwerere Rad- oder Kettenfahrzeuge, die mit Autokanonen und/oder Niederdruckkanonen bewaffnet sind, einige mit dickerer Panzerung (bis zu 40 mm), für aggressive Aufklärung und zur Feuerunterstützung von Spähtrupps. Viele sind amphibisch, um leichteren Einheiten folgen zu können. Leichte Panzer" aus dem Kalten Krieg und aus der Neuzeit fallen in der Regel in diese Kategorie, erfüllen aber oft auch andere Aufgaben. Typische Beispiele: Scimitar & Scorpion, Saladin, Luchs, AML, BRM-1, M3, PT-76, AEC, BA-3, Sd. Kfz. 234/2.
  • Aufklärungsfahrzeug: Diese (in der Regel auf Rädern fahrenden) Einheiten überwachen die gegnerische Kommunikation, den Artilleriebeschuss oder Bewegungen mit Hilfe von Elektrooptik, elektronischen Sensoren oder Radar. Sie liefern hauptsächlich Informationen für die strategische Entscheidungsfindung. Auf taktischer Ebene sind die von solchen Plattformen gesammelten Daten für Gegenbatterie-Operationen und einige Arten von Präzisionsschlägen erforderlich. Typische Beispiele: Sd.Kfz. 250/12, YPR-765 PRRDR, 1V152, Infauna, M1015, Przebiśnieg, Samarkand. Zu dieser Kategorie können ABC-Aufklärungsfahrzeuge (BRDM-2RKh, TPz 1A3/ABC), bestimmte PsyOps-Fahrzeuge (ZS-82) und elektronische Aufklärungsfahrzeuge von Pioniereinheiten (IRM) aufgrund ihrer strategischen Rolle gehören.

Aufklärungseinheiten verwenden manchmal auch andere Fahrzeugtypen, von denen einige fälschlicherweise als Aufklärungsfahrzeuge eingestuft werden. Aufklärungseinheiten verwenden verschiedene Geländewagen (MB, UAZ, HMMWV), Motorräder (Zündapp), militarisierte Autos (Toyota), APCs (M113, BTR-80), selbstfahrende Artillerie (M106) und sogar Panzerzerstörer (B1), aber diese werden immer noch nach ihrem ursprünglichen Typ und ihrer Rolle klassifiziert, nicht als Aufklärungsfahrzeuge.

Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs setzten die Briten in der Regel gepanzerte Fahrzeuge zur Aufklärung ein, vom maschinengewehrbewaffneten Humber Light Reconnaissance Car über den Daimler Dingo bis hin zum AEC Armoured Car mit 6-Pdr (57 mm)-Kanone. Nach dem Krieg setzte die britische Armee den Ferret und später den Fox als Spähwagen ein. In Japan wurde der Kurogane Typ 95 als Aufklärungsfahrzeug für Operationen in China eingeführt.

Die USA und das Vereinigte Königreich experimentierten in den 2000er Jahren mit den Programmen Future Scout and Cavalry System (FSCS) und Tactical Reconnaissance Armoured Combat Equipment Requirement (TRACER), die darauf abzielten, ein getarntes Aufklärungsfahrzeug zu entwickeln, das für den Lufttransport mit C-130 geeignet ist.

Vor der Invasion des Irak im Jahr 2003 setzte die irakische Armee bei der Aufklärung vor allem auf leichte Radfahrzeuge, insbesondere auf den sowjetischen BRDM-2 und den französischen Panzerwagen Panhard AML. Jedem Korps war ein BRDM- oder AML-Bataillon zugeordnet. Diese wurden nach Divisionen aufgeteilt; jedes Brigade-Hauptquartier und jedes reguläre Infanterie-Bataillon erhielt einen Zug mit sechs Fahrzeugen. Die Iraker machten während des Golfkriegs keinen kompetenten Gebrauch von diesen Mitteln und zogen es vor, sich auf Signalaufklärung gegen die vergleichsweise hoch entwickelte Koalition zu verlassen.

Die südafrikanischen Expeditionsstreitkräfte in Angola setzten für ihre strategische und taktische Mobilität auch Aufklärungsfahrzeuge auf Rädern ein und griffen manchmal angolanische Einheiten in Brigadestärke an. Spähwagen wie der Eland Mk7 wurden eingesetzt, um feindliche T-34 oder T-54/55 in vorbereitete Hinterhalte zu locken, wo sie von schwereren Fahrzeugen, ATGMs und Artillerie zerstört wurden.

Vorläufer der Spähpanzerwagen sind von verschiedenen Typen der Panzerwagen bekannt, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Dem Austro-Daimler Panzerwagen folgten Entwicklungen von Radpanzern, die jeweils auf die Einsatzzwecke ausgerichtet wurden. Spähpanzer mit Kettenlaufwerken konnten sich erst mit fortschreitender Mobilität solcher Fahrwerke durchsetzen.

An Entwicklungen zu solchen Fahrzeugen waren zahlreiche Länder beteiligt. In der Liste von Panzerspähwagen gemäß den Kennblättern fremden Geräts D 50/12 finden sich länderübergreifend solche Fahrzeuge, die von der Wehrmacht dokumentiert und zum Teil eingesetzt wurden. Weitere Fahrzeuge finden sich als Sonderkraftfahrzeuge in der Sd.Kfz.-Liste von Panzerspähwagen, Schützenpanzerwagen, Funkpanzer.

Rolle

Aufklärung durch Beschuss. Bei der Aufklärung feindlicher Stellungen kann auf den Feind geschossen werden, in der Hoffnung, dass das Feuer erwidert wird und die Position des Feindes verrät. Dadurch kann das Aufklärungsfahrzeug durch Gegenfeuer verwundbar werden, das das Fahrzeug zerstören kann, bevor die Position des Feindes weitergegeben werden kann.

Zu den Einsätzen von bewaffneten Spähern zu Fuß gehören das Besetzen von Beobachtungsposten, die Aufklärung von Gebieten, die mit Fahrzeugen nicht durchfahren werden können, und das Markieren feindlicher Minenfelder.

CBRN-Aufklärungsfahrzeuge können auch Massenvernichtungswaffen aufspüren. Sie begleiten die regulären Aufklärungsfahrzeuge und sind vollständig gegen Bedrohungen aus der Luft geschützt.

6x6 gepanzertes Radaufklärungsfahrzeug Pars Scout 6x6

Liste der zeitgenössischen Aufklärungsfahrzeuge

Varianten der sowjetischen BRDM-Baureihe sind nach wie vor bei vielen Ländern im Einsatz.
Simbabwischer Eland (südafrikanischer Ursprung).
Niederländischer Lynx.
Argentinischer ERC-90 bei einer Parade.
Gepanzerter Radpanzer Cobra II von Otokar mit Beobachtungskamera.
  • United Kingdom Alvis FV601 Saladin
  • France AMX-10 RC
  • Australia ASLAV
  • Serbia BOV M11
  • Soviet Union BRDM-1
  • Soviet Union BRDM-2
  • United States Cadillac Gage Kommandoaufklärer
  • Canada Kojote
  • Canada Luchs
  • Canada TAPV
  • Hungary D-442 FÚG
  • Ukraine Dozor-B
  • France EBRC Jaguar
  • Brazil EE-3 Jararaca
  • Brazil EE-9 Cascavel
  • South Africa Eland
  • Germany/Netherlands Fennek
  • United Kingdom FV702 Frettchen
  • United Kingdom FV722 Fuchs
  • United Kingdom FV101 Skorpion
  • United Kingdom FV102 Stürmer
  • United Kingdom FV107 Krummsäbel
  • United Kingdom Säbel
  • Philippines Gagamba
  • Japan Typ 87 ARV
  • United States LAV-25 Gepanzertes Aufklärungsfahrzeug
  • United States M1127
  • United States M3 Kavallerie-Kampffahrzeug
  • Switzerland Mowag Eagle
  • Switzerland Mowag Spion
  • Turkey Otokar Akrep
  • Turkey Otokar Cobra I & II
  • Turkey Katmerciler Hızır Ateş Variante
  • Turkey FNSS Pars 8x8 Aufklärer
  • France Panhard AML
  • France Panhard ERC 90
  • France Panhard VBL
  • Israel RBY MK 1
  • South Africa RG-35 4x4 RPU
  • South Africa Rooikat
  • Germany Schützenpanzer SPz 11-2 Kurz
  • Germany Spähpanzer Luchs
  • Greece Namco Tiger
  • Spain VEC-M1
  • France VBC-90
  • Germany Wiesel
  • South Korea XAV

Anforderungen

An einen Spähpanzer werden fahrzeugtechnisch besondere Anforderungen gestellt. Gegenüber schweren Panzerfahrzeugen, die typentsprechend direkt im Gefecht stehen, müssen Spähpanzer Eigenschaften wie hohe Beweglichkeit, Geräuscharmut und weitreichende Fernmeldemittel aufweisen. Auch die Tarnung ist ein wesentlicher Bestandteil der Fahrzeugklassifizierung.

Diese Eigenschaften können zum Teil nur auf Kosten von Panzerung oder starker Bewaffnung erreicht werden. Bereits seit dem Zweiten Weltkrieg sind Spähpanzer aufgrund der Geräuscharmut häufig Radfahrzeuge.

Beispiel

Ein Beispiel ist der ehemalige deutsche Spähpanzer Luchs, ausgestattet mit leisem Vielstoffmotor, starken weitreichenden Kurzwellen-Funkgeräten sowie einer 20-mm-Maschinenkanone. Weiterhin war der Luchs ursprünglich schwimmfähig. Die Panzerung war jedoch relativ schwach und schützte nur gegen leichte Infanteriemunition. Aktuell ist der Nachfolger des Luchs, der Spähwagen Fennek, bei der Bundeswehr im Einsatz.

Aufgaben

Spähpanzer haben vorrangig den Auftrag, den Feind aufzuklären und meiden nach Möglichkeit den Kampf. Abweichend davon führen schwere Aufklärungstrupps mit Kampfpanzern Aufklärung auch durch Kampf durch, heute durch die gepanzerte Kampftruppe selbst. Spähpanzer sind nicht geeignet für verdeckte Einsätze, da sie als Militärfahrzeug jederzeit erkennbar sind.

Modifizierte Spähpanzer werden auch im Rahmen von Blauhelmeinsätzen der Vereinten Nationen und bei SWAT-Polizeispezialeinheiten eingesetzt, da sie als Radpanzer in der Gewichtsverteilung schweren Lastkraftwagen gleichen und wie diese auch auf unbefestigten Straßen fahren können und lufttransportfähig sind.