Hypersexualität

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Hypersexualität
FachgebietPsychiatrie

Hypersexualität ist eine extrem häufige oder plötzlich gesteigerte Libido. Es ist umstritten, ob Hypersexualität als klinische Diagnose in der psychiatrischen Versorgung verwendet werden sollte. Nymphomanie und Satyriasis waren Begriffe, die früher für diesen Zustand bei Frauen bzw. Männern verwendet wurden.

Hypersexualität kann ein primärer Zustand oder das Symptom einer anderen medizinischen Krankheit oder eines anderen Zustands sein, z. B. des Klüver-Bucy-Syndroms oder einer bipolaren Störung. Hypersexualität kann auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten, z. B. von Medikamenten zur Behandlung der Parkinson-Krankheit. Kliniker müssen noch einen Konsens darüber finden, wie Hypersexualität am besten als primäre Erkrankung zu beschreiben ist, oder ob es angemessen ist, solche Verhaltensweisen und Impulse als separate Pathologie zu beschreiben.

Hypersexuelle Verhaltensweisen werden von Klinikern und Therapeuten auf unterschiedliche Weise als eine Art von Zwangsstörung (OCD) oder "OCD-Spektrum-Störung", eine Sucht oder eine Störung der Impulsivität betrachtet. Einige Autoren erkennen eine solche Pathologie nicht an und behaupten stattdessen, dass der Zustand lediglich eine kulturelle Abneigung gegen außergewöhnliches Sexualverhalten widerspiegelt.

Da es keinen Konsens über die Ursachen der Hypersexualität gibt, haben die Autoren viele verschiedene Bezeichnungen dafür verwendet, manchmal austauschbar, aber oft abhängig davon, welche Theorie sie favorisieren oder welches spezifische Verhalten sie untersuchen. Zu den zeitgenössischen Bezeichnungen gehören zwanghafte Masturbation, zwanghaftes Sexualverhalten, Cybersex-Sucht, Erotomanie, "übermäßiger Sexualtrieb", Hyperphilie, Hypersexualität, hypersexuelle Störung, problematische Hypersexualität, sexuelle Sucht, sexuelle Zwanghaftigkeit, sexuelle Abhängigkeit, sexuelle Impulsivität, "außer Kontrolle geratenes Sexualverhalten" und paraphiliebezogene Störung.

Klassifikation nach ICD-10
F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen
F52.8 Sonstige sexuelle Funktionsstörung, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit
F52.9 Nicht näher bezeichnete sexuelle Funktionsstörung, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit
F63.8 Störung der Impulskontrolle
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Gegenteil wird unter Sexuelle Appetenzstörung beschrieben.

Ursachen

Über die Ursachen von Hypersexualität besteht unter Experten wenig Einigkeit. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass einige Fälle mit biochemischen oder physiologischen Veränderungen in Verbindung gebracht werden können, die mit einer Demenz einhergehen, da Demenz zu einer mangelnden Enthemmung führen kann. Psychologische Bedürfnisse erschweren auch die biologische Erklärung, die den Temporal-/Frontallappen des Gehirns als den Bereich zur Regulierung der Libido identifiziert. Verletzungen dieses Teils des Gehirns erhöhen das Risiko von aggressivem Verhalten und anderen Verhaltensproblemen einschließlich Persönlichkeitsveränderungen und sozial unangemessenem Sexualverhalten wie Hypersexualität. Das gleiche Symptom kann nach einer einseitigen Lobotomie des Schläfenlappens auftreten. Es gibt weitere biologische Faktoren, die mit Hypersexualität in Verbindung gebracht werden, wie prämenstruelle Veränderungen und die Exposition gegenüber virilisierenden Hormonen in der Kindheit oder im Uterus.

Physiologie

Bei Untersuchungen zur Verwendung von Antiandrogenen zur Verringerung unerwünschten Sexualverhaltens wie Hypersexualität hat sich gezeigt, dass Testosteron für den Sexualtrieb zwar notwendig, aber nicht ausreichend ist. Als weitere Faktoren werden ein Mangel an körperlicher Nähe und das Vergessen der jüngsten Vergangenheit vorgeschlagen.

Eine pathogene Überaktivität der dopaminergen mesolimbischen Bahnen im Gehirn - die entweder psychiatrisch, während einer Manie, oder pharmakologisch, als Nebenwirkung von Dopaminagonisten, insbesondere D3-präferierenden Agonisten, entsteht - wird mit verschiedenen Süchten in Verbindung gebracht und führt nachweislich bei einigen zu übermäßigem, manchmal hypersexuellem Verhalten. Eine Dysregulation der HPA-Achse wurde mit hypersexuellen Störungen in Verbindung gebracht.

Die American Association for Sex Addiction Therapy (Amerikanische Vereinigung für Sexsuchttherapie) erkennt biologische Faktoren als mitwirkende Ursachen für Sexsucht an. Zu den weiteren assoziierten Faktoren gehören psychologische Komponenten (die sich auf die Stimmung und die Motivation sowie auf die psychomotorischen und kognitiven Funktionen auswirken), geistige Kontrolle, Stimmungsstörungen, sexuelle Traumata und Intimitätsangst als Ursachen oder Art der Sexsucht.

Als Symptom

Es ist bekannt, dass Hypersexualität im Zusammenhang mit einer Reihe von psychischen und neurologischen Störungen als Symptom auftritt. Einige Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (manchmal auch als BPD bezeichnet) können ausgesprochen impulsiv, verführerisch und extrem sexuell sein. Sexuelle Promiskuität, sexuelle Obsessionen und Hypersexualität sind sehr häufige Symptome sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit BPD. Bei einigen kann es zu extremen Formen paraphilischer Triebe und Wünsche kommen. "Borderline"-Patienten erleben Liebe und Sexualität nach Ansicht mancher aufgrund von Spaltung auf instabile Weise.

Menschen mit einer bipolaren Störung zeigen oft enorme Schwankungen im Sexualtrieb, je nach ihrer Stimmung. Wie im DSM-IV-TR definiert, kann Hypersexualität ein Symptom von Hypomanie oder Manie bei bipolaren Störungen oder schizoaffektiven Störungen sein. Die Pick-Krankheit verursacht eine Schädigung des Temporal-/Frontallappens des Gehirns; Menschen mit der Pick-Krankheit zeigen eine Reihe von sozial unangemessenen Verhaltensweisen.

Verschiedene neurologische Erkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit, Autismus, ADHS, verschiedene Arten von Hirnverletzungen, das Klüver-Bucy-Syndrom, das Kleine-Levin-Syndrom und viele andere neurodegenerative Krankheiten können hypersexuelles Verhalten verursachen. Sexuell unangemessenes Verhalten tritt nachweislich bei 7-8 % der Alzheimer-Patienten auf, die zu Hause, in einer Pflegeeinrichtung oder in einem Krankenhaus leben. Hypersexualität wurde auch als Nebenwirkung einiger Medikamente zur Behandlung der Parkinson-Krankheit beschrieben. Einige in der Freizeit konsumierte Drogen wie Methamphetamin können ebenfalls zu hypersexuellem Verhalten beitragen.

Es wurde auch ein positiver Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Demenz und dem Auftreten von unangemessenem Verhalten festgestellt. Hypersexualität kann auf verschiedene Weise durch eine Demenzerkrankung verursacht werden, z. B. durch Enthemmung aufgrund einer organischen Erkrankung, durch falsches Verstehen sozialer Signale, durch Unterstimulation, durch das Fortbestehen erlernter sexueller Verhaltensweisen, nachdem andere Verhaltensweisen verloren gegangen sind, und durch die Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung von Demenz. Weitere mögliche Ursachen für demenzbedingte Hypersexualität sind ein unangemessen ausgeprägtes psychologisches Bedürfnis nach Intimität und das Vergessen der jüngsten Vergangenheit. Man geht davon aus, dass die zunehmende Hypersexualität mit fortschreitender Krankheit manchmal als Ausgleich für das abnehmende Selbstwertgefühl und die nachlassenden kognitiven Funktionen dient.

Die Symptome der Hypersexualität ähneln auch denen der Sexualsucht, da sie ähnliche Merkmale aufweisen. Zu diesen Symptomen gehören die Unfähigkeit, intim zu sein (Intimitätsanorexie), Depressionen und bipolare Störungen. Die daraus resultierende Hypersexualität kann sich auf den sozialen und beruflichen Bereich auswirken, wenn die zugrundeliegenden Symptome einen ausreichend großen systemischen Einfluss haben.

Hypersexualität ist eine insbesondere bei jüngeren Patienten häufig auftretende Nebenwirkung von Dopaminagonisten, einer sehr verbreiteten Medikamentengruppe zur Behandlung der Parkinson-Krankheit, in geringerem Maße auch von L-Dopa, dem Standardmedikament zur Parkinson-Therapie.

Als Folge von Veranlagung oder Verletzung haben Menschen mit dem Klüver-Bucy-Syndrom oft einen übersteigerten Sexualtrieb. Ebenso kann in gewissen Fällen eine Hypersexualitäts-Symptomatik auftreten in den Wachphasen des Kleine-Levin-Syndroms.

Als Symptome gelten übermäßige Masturbation, übermäßige Sexualkontakte (Promiskuität) bis hin zum (von manchen Therapeuten) konstatierten suchtartigen Sexualverhalten (z. B. Internetsexsucht, Cybersex). Dies alles gehe so weit, dass Familie, Beruf und sexfreie soziale Kontakte vernachlässigt werden. Im Gegensatz zu stofflichen Süchten wie z. B. Alkoholismus zeigt sich die sogenannte Sexsucht selten über körperliche Auswirkungen, sondern häufig in erster Linie über negative soziale Folgen wie beispielsweise Konflikte in der Partnerschaft, finanzielle Belastungen oder berufliche Folgen.

Als eine Störung

Im Jahr 2010 wurde ein Vorschlag zur Aufnahme von Sexualsucht in das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) von der American Psychiatric Association (APA) nicht unterstützt. Das DSM enthält einen Eintrag mit der Bezeichnung Sexual Disorder Not Otherwise Specified (Sexual Disorder NOS), der sich unter anderem auf "Beschwerden über ein Muster wiederholter sexueller Beziehungen mit einer Reihe von Liebhabern bezieht, die von der Person nur als Dinge erlebt werden, die benutzt werden können".

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) enthält zwei relevante Einträge. Der eine ist "Übermäßiger Sexualtrieb" (Code F52.7), der in Satyriasis für Männer und Nymphomanie für Frauen unterteilt ist. Der andere ist "Exzessive Selbstbefriedigung" oder "Onanie (exzessiv)" (Code F98.8).

Im Jahr 1988 stellten Levine und Troiden in Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, über Hypersexualität zu sprechen. Sie argumentierten, dass die Bezeichnung sexueller Triebe als "extrem" lediglich Menschen stigmatisiere, die nicht den Normen ihrer Kultur oder Gleichaltrigengruppe entsprechen, und dass sexuelle Zwanghaftigkeit ein Mythos sei. Im Gegensatz zu dieser Ansicht wurde jedoch 30 Jahre später, im Jahr 2018, in der ICD-11 eine neue Klassifikation für zwanghaftes Sexualverhalten eingeführt, die "ein anhaltendes Muster des Unvermögens, intensive, sich wiederholende sexuelle Impulse oder Triebe zu kontrollieren, was zu wiederholtem Sexualverhalten führt", umfasst. Dieses "Versagen der Kontrolle" wird als abnorme psychische Störung eingestuft.

Therapie

Es gibt bisher keine speziell auf Hypersexualität zugeschnittene, wissenschaftlich anerkannte Therapie. Es gibt aber eine spezielle Psychotherapie beziehungsweise Sexualtherapie (Aufbau-Studiengang an der Uni Eppendorf) und auch Sexualberatung (Ausbildung an der Uni Merseburg), deren Ansätze gut zur Behandlung von Hypersexualität geeignet sind. Es gibt in Deutschland nur wenige ausgebildete Sexualtherapeuten, und nicht alle haben eine Kassenzulassung. Forscher an der Justus-Liebig-Universität Gießen arbeiten über die angeschlossene Hochschulambulanz seit Jahren mit Patienten, die unter Hypersexualität leiden und entwickeln aktuell ein Therapiemanual, das speziell auf diese Erkrankung zugeschnitten ist.

Betroffene Menschen haben sich an vielen Orten auch zu Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen. Dazu gehören die Anonymen Sexaholiker (AS) oder Anonyme Sex- und Liebessüchtige (englisch Sex and Love Addicts Anonymous (SLAA)), die beide nach dem 12-Schritte-Programm arbeiten.

Hypersexualität kann sich negativ auf eine Person auswirken. Das Konzept der Hypersexualität als Sucht wurde in den 1970er Jahren von ehemaligen Mitgliedern der Anonymen Alkoholiker entwickelt, die das Gefühl hatten, dass sie bei sexuellem Verhalten einen ähnlichen Mangel an Kontrolle und Zwanghaftigkeit erlebten wie bei Alkohol.

Terminologie

Das Merriam-Webster Dictionary definiert hypersexuell als "ungewöhnliches oder übermäßiges Interesse an sexuellen Aktivitäten oder Nachsicht mit diesen". Sexualwissenschaftler verwenden den Begriff Hypersexualität seit den späten 1800er Jahren, als Krafft-Ebing in seinem bahnbrechenden Buch Psychopathia Sexualis von 1886 mehrere Fälle extremen Sexualverhaltens beschrieb. Der Autor verwendete den Begriff "Hypersexualität", um Zustände zu beschreiben, die heute als vorzeitige Ejakulation bezeichnet werden. Zu den Bezeichnungen für männliche Betroffene gehören Donjuanist, Satyromaniker, Satyriker und Satyriasist, für Frauen Klitoromanie, Nymphomanie und Nymphomanie, für teleiophile (zu Erwachsenen hingezogene) heterosexuelle Frauen Andromanie, während Hypersexualist, Sexaholic, Onanist, Hyperphilie und Erotomanie geschlechtsneutrale Begriffe sind.

Andere, meist historische Bezeichnungen sind Don Juanismus, Messalina-Komplex, Sexaholismus, Hyperlibido und Furor uterinus.

Begriffsentwicklung

Historisch haben sich zunächst die Begriffe Satyriasis bzw. „Donjuanismus“ des Mannes und Nymphomanie der Frau entwickelt. Das Phänomen eines süchtigen sexuellen Erlebens wurde in der Literatur verschiedentlich beschrieben. Medizinisch wurde es erstmals von den zwei französischen Psychiatern Esquirol und Pinel (ca. 1830) als Störung gesehen und mit „Erotomanie“ bezeichnet. Im weltweit ersten wissenschaftlichen Lehrbuch über Störungen der Sexualität wurde es von Krafft-Ebing (1896) aufgeführt und „sexuelle Hyperästhesie“ genannt. Sexualsucht, Hyperlibido, Hypererotizismus, Sexualzwang und Sexualabhängigkeit sind einige der benutzten Begrifflichkeiten, die seither gefunden wurden, um dieses Phänomen zu benennen.

Was Alfred Charles Kinsey (1894–1956) 1953 im Kinsey-Report ironisch über die Nymphomanie sagte, gilt entsprechend abgewandelt auch für die Hypersexualität: Eine Hypersexualität kann bei einer Person festgestellt werden, die mehr Sex hat als Sie (A nymphomaniac is a woman „who has more sex than you do.“). Dennoch bleibt festzustellen: Bei der „Hypersexualität“ kann es sich – sofern die Fallstricke einer subjektiven Wertung bei deren Diagnose erkannt wurden – um eine Störung handeln, die ein befriedigendes Leben des Betroffenen aufgrund vielfältiger Ursachen eventuell verhindert – auch wenn in ähnlich erscheinenden Fällen der Lustgewinn aller Beteiligten erhöht ist.

Martin Kafka, Psychiater von der Harvard Medical School, definierte Menschen „mit scheinbar wissenschaftlicher Präzision“ als „sexabhängig“, die über einen Zeitraum von sechs Monaten wöchentlich mindestens sieben Orgasmen haben und sich täglich „ein bis zwei Stunden mit solchen Aktivitäten beschäftigen“. Er schränkt allerdings ein, als pathologisch seien nur solche Personen einzustufen, deren sexuelle Phantasien und Verhaltensweisen so viel Raum einnehmen, dass sie für sonstige, nichtsexuelle Aktivitäten und Pflichten kaum noch Zeit finden; entscheidend sei der mit dem übersteigerten sexuellen Verlangen verbundene Leidensdruck.

Der Begriff Hypersexualität wird heute von einigen Sexualwissenschaftlern abgelehnt, da eine Quantifizierung von sexuellen Motivationen oder Handlungsweisen nach deren Meinung als alleinige Grundlage für eine Normierung des Verhaltens im Bereich der Sexualität nicht ausschließlich herangezogen werden sollte. Ungeachtet dessen ist die Anzahl von sexuellen Handlungen am Tage oder innerhalb einer Woche in den meisten Fällen ein zuverlässiger Indikator für das Krankheitsbild der Hypersexualität.

Zwanghaftes Sexualverhalten ist von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Krankheit anerkannt. In der neuen Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) ist sie unter 6C72 aufgeführt. In einem Zusatzhandbuch sind weitere Details beschrieben. Beispielsweise könne unter anderem übermäßiger Pornokonsum oder Telefonsex dazu zählen, wenn Betroffene intensive, wiederkehrende Sexualimpulse über längere Zeiträume nicht kontrollieren können und dies ihr Familien- oder Arbeitsleben oder das Sozialverhalten beeinflusst.

Zum Begriff „Sexsucht“

Der Begriff „Sexsucht“ wird häufig synonym zum Begriff Hypersexualität gebraucht. Christian Schulte-Cloos definiert diese Form der nichtstofflichen Süchte als „ein außer Kontrolle geratenes Verhalten, das einhergeht mit den klassischen Anzeichen für Sucht – Besessenheit, Machtlosigkeit und die Benutzung von Sex als Schmerzmittel“.

Vor allem in den Vereinigten Staaten wird „Sexsucht“ insbesondere von konservativen Kreisen als eigenständiges Krankheitsbild propagiert und auch dort kontrovers diskutiert. Peer Briken, Direktor des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sagte, dass es „selbst unter Therapeuten, die sich auf die Behandlung sexueller Probleme spezialisiert haben“ kaum Übereinstimmungen gebe, „wie man eine Sexsucht diagnostizieren könnte“.

Sexaholiker

Als Sexaholiker oder Sexsüchtige werden Menschen bezeichnet, die sich in einer Art oder Intensität mit Sex beschäftigen, dass sie darunter leiden. Auch ihre sozialen Kontakte und ihr Berufsleben können dadurch beeinträchtigt sein. Sex wird vom Sexaholiker dazu benutzt, um Isolation, Einsamkeit, Unsicherheit, Angst und Spannung zu verringern, um Gefühle zuzudecken, oder um sich lebendig zu fühlen. Entscheidendes Merkmal ist der fortwährende Kontrollverlust über das eigene Verhalten (auch als eine nicht-stoffliche Sucht bezeichnet). Einige mögliche Erscheinungsformen des unkontrollierbaren Verhaltens betreffen: Masturbieren, Sex-Videos und Sex-Computerspiele, Sex mit Prostituierten, Voyeurismus und Exhibitionismus.

Sexsucht als Thema im Film

Eine Auswahl von Filmen die sich mit dem Thema beschäftigen:

  • Agnes und seine Brüder (Regie: Oskar Roehler, Deutschland 2004)
  • Shame (Regie: Steve McQueen, Vereinigtes Königreich 2011)
  • Thanks for Sharing – Süchtig nach Sex (Regie: Stuart Blumberg, USA 2012)
  • Nymphomaniac (Regie: Lars von Trier, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien 2013)