Desertifikation

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Karte des US-Landwirtschaftsministeriums von 1998, die die weltweite Anfälligkeit für Wüstenbildung zeigt
Der Tschadsee auf einem Satellitenbild von 2001, mit dem eigentlichen See in blau. Der See hat zwischen 1987 und 2005 mehr als 90 % seiner Fläche verloren.

Wüstenbildung ist eine Form der Bodendegradation in Trockengebieten, bei der die biologische Produktivität aufgrund natürlicher Prozesse oder durch menschliche Aktivitäten verloren geht und fruchtbare Gebiete zunehmend austrocknen. Es handelt sich um die Ausbreitung von Trockengebieten, die durch eine Reihe von Faktoren wie den Klimawandel und die Übernutzung des Bodens durch den Menschen verursacht wird.

Im Laufe der Erdgeschichte ist die Entstehung von Wüsten auf natürliche Weise erfolgt. In jüngster Zeit sind die möglichen Einflüsse menschlicher Aktivitäten, unsachgemäßer Landbewirtschaftung, Entwaldung und des Klimawandels auf die Wüstenbildung Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen.

Ausgetrockneter Aralsee

Desertifikation (auch Desertation, deutsch „[fortschreitende] Wüstenbildung“, oder Verwüstung, auch Sahel-Syndrom) bezeichnet in der Bodenökologie die Verschlechterung des Bodens in relativ trockenen (ariden, semiariden und trocken subhumiden) Regionen, die durch unterschiedliche Faktoren wie Klimawandel und andere menschliche (anthropogene) Aktivitäten herbeigeführt wird. Diese Bodendegradation bewirkt die Entstehung bzw. Ausbreitung von Wüsten, Halbwüsten oder wüstenähnlichen Verhältnissen.

Definitionen der Begriffe

Noch im Jahr 2005 gab es erhebliche Kontroversen über die richtige Definition des Begriffs "Wüstenbildung". Helmut Geist (2005) identifizierte mehr als 100 formale Definitionen. Die am weitesten akzeptierte war die des Princeton University Dictionary, die den Begriff als "den Prozess der Umwandlung von fruchtbarem Land in Wüste, typischerweise als Folge von Abholzung, Dürre oder unsachgemäßer/unangemessener Landwirtschaft" definiert.
Dieses ursprüngliche Verständnis, dass Wüstenbildung die physische Ausdehnung von Wüsten beinhaltet, wurde jedoch im Zuge der Weiterentwicklung des Konzepts verworfen. Im Text des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) wird Wüstenbildung definiert als "Bodendegradation in ariden, semiariden und trockenen subhumiden Regionen, die auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist, einschließlich klimatischer Schwankungen und menschlicher Aktivitäten".

Es gibt auch Kontroversen über die Unterteilung der Wüstenarten, z. B. über die Gültigkeit und Nützlichkeit von Begriffen wie "vom Menschen verursachte Wüste" und "Nicht-Musterwüste".

Geschichte

Die bekanntesten Wüsten der Welt sind durch natürliche Prozesse entstanden, die über lange Zeiträume hinweg zusammenwirkten. Während der meisten dieser Zeiträume sind die Wüsten unabhängig von menschlichen Aktivitäten gewachsen und geschrumpft. Paläowüsten sind große Sandmeere, die heute inaktiv sind, weil sie durch die Vegetation stabilisiert werden, und von denen sich einige über die heutigen Ränder der Kernwüsten hinaus erstrecken, wie die Sahara, die größte heiße Wüste.

Historische Belege zeigen, dass die schwerwiegende und ausgedehnte Bodenverschlechterung, die vor mehreren Jahrhunderten in Trockengebieten auftrat, drei Zentren hatte: den Mittelmeerraum, das mesopotamische Tal und das Lössplateau in China, wo die Bevölkerung dicht war.

Die früheste bekannte Diskussion zu diesem Thema entstand kurz nach der französischen Kolonisierung Westafrikas, als das Comité d'Etudes eine Studie über den fortschreitenden Wüstenverfall in Auftrag gab, um die prähistorische Ausdehnung der Wüste Sahara zu untersuchen. Die moderne Studie über die Wüstenbildung entstand aus der Untersuchung der Dürre in der Sahelzone in den 1980er Jahren.

Betroffene Gebiete

Sonne, Mond und große Teleskope über der chilenischen Atacamawüste

Trockengebiete nehmen etwa 40-41 % der Landfläche der Erde ein und sind die Heimat von mehr als 2 Milliarden Menschen. Schätzungen zufolge sind etwa 10-20 % der Trockengebiete bereits geschädigt, wobei die von der Wüstenbildung betroffene Gesamtfläche zwischen 6 und 12 Millionen Quadratkilometern liegt, etwa 1-6 % der Bewohner von Trockengebieten in Wüstengebieten leben und eine Milliarde Menschen von einer weiteren Wüstenbildung bedroht sind.

Sahel

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung und menschlicher Aktivitäten werden in der Sahelzone deutlich. In diesem Gebiet ist das Ausmaß der Wüstenbildung im Vergleich zu anderen Gebieten der Welt sehr hoch. Alle Gebiete im östlichen Teil Afrikas (d. h. in der Sahelzone) sind durch ein trockenes Klima, heiße Temperaturen und geringe Niederschläge (300-750 mm Niederschlag pro Jahr) gekennzeichnet. Dürren sind daher in der Sahelzone die Regel. Einigen Studien zufolge hat Afrika in den letzten 50 Jahren etwa 650.000 km2 seiner produktiven landwirtschaftlichen Flächen verloren; die Ausbreitung der Wüstenbildung in diesem Gebiet ist beträchtlich.

Sahelzone in Mali

Das Klima der Sahara unterlag in den letzten paar hunderttausend Jahren enormen Schwankungen und schwankt alle 20.000 Jahre zwischen feucht (Grasland) und trocken (Wüste) (ein Phänomen, das vermutlich auf langfristige Veränderungen im nordafrikanischen Klimazyklus zurückzuführen ist, der den Verlauf des nordafrikanischen Monsuns verändert, der durch einen etwa 40000 Jahre dauernden Zyklus verursacht wird, in dem sich die Achsenneigung der Erde zwischen 22° und 24,5° ändert). Aus einigen Statistiken geht hervor, dass sich die Sahara seit 1900 um 250 km nach Süden ausgedehnt hat, und zwar auf einer Länge von 6.000 km von West nach Ost. Die vom Forschungsinstitut für Entwicklung durchgeführte Untersuchung hat gezeigt, dass dies bedeutet, dass sich die Trockenheit in den Ländern der Sahelzone schnell ausbreitet. 70 % der Trockengebiete haben sich verschlechtert und die Wasserressourcen sind verschwunden, was zu einer Verschlechterung der Böden führt. Der Verlust des Mutterbodens führt dazu, dass Pflanzen keine festen Wurzeln schlagen können und durch sintflutartiges Wasser oder starke Winde entwurzelt werden können.

Nach Angaben des Übereinkommens der Vereinten Nationen (UNC) müssten zwischen 1997 und 2020 etwa sechs Millionen Bürger der Sahelzone die Wüstengebiete des subsaharischen Afrikas in Richtung Nordafrika und Europa verlassen.

Der Tschadsee, der in der Sahelzone liegt, ist von diesem Phänomen besonders stark betroffen. Die Ursache für das Austrocknen des Sees ist der Entzug von Bewässerungsanlagen und die Abnahme der jährlichen Niederschläge. Seit 1987 ist der See um mehr als 90 % geschrumpft, wodurch Millionen von Einwohnern vertrieben wurden. In jüngster Zeit konnten zwar einige Fortschritte bei der Wiederherstellung des Sees erzielt werden, doch gilt er nach wie vor als vom völligen Verschwinden bedroht.

Wüste Gobi

Ein weiteres großes Gebiet, das von der Wüstenbildung betroffen ist, ist die Wüste Gobi. Derzeit ist die Wüste Gobi die sich am schnellsten ausbreitende Wüste der Erde. Einigen Forschern zufolge verschlingt die Wüste Gobi jährlich mehr als 3.600 Quadratkilometer an Land. Fotos zeigen, dass sich die Wüste Gobi inzwischen so weit ausgedehnt hat, dass das gesamte Land Kroatien in ihr Platz finden könnte. Obwohl die Wüste Gobi selbst noch weit von Peking entfernt ist, zeigen Berichte von Feldstudien, dass sich nur 70 km außerhalb der Stadt große Sanddünen bilden.

Mongolei

In der Mongolei werden rund 90 % des Graslandes von der UNO als von Wüstenbildung bedroht eingestuft. Schätzungsweise 13 % der Wüstenbildung in der Mongolei wird durch natürliche Faktoren verursacht, der Rest ist auf den Einfluss des Menschen zurückzuführen, insbesondere auf die Überweidung und die zunehmende Erosion der Böden in den Anbauflächen. Die mit Sand bedeckte Fläche der Mongolei hat in den letzten 40 Jahren um 8,7 % zugenommen. Diese Veränderungen gingen mit der Degradierung von 70 % des mongolischen Weidelands einher. Neben Überweidung und Klimawandel nannte die mongolische Regierung Waldbrände, Brandrodungen, nicht nachhaltige Forstwirtschaft und Bergbauaktivitäten als Hauptursachen für die Wüstenbildung im Land. Eine neuere Studie nennt ebenfalls die Überweidung als eine der Hauptursachen für die Wüstenbildung sowie den Übergang von der Schaf- zur Ziegenhaltung, um die Exportnachfrage nach Kaschmirwolle zu decken. Im Vergleich zu Schafen schädigen Ziegen das Weideland stärker, indem sie Wurzeln und Blumen fressen.

Südamerika

Südamerika ist ein weiteres Gebiet, das von der Wüstenbildung bedroht ist, denn 25 % des Landes sind als Trockengebiete eingestuft. Speziell in Argentinien machen Trockengebiete mehr als die Hälfte der gesamten Landfläche aus, und die Wüstenbildung hat das Potenzial, die Nahrungsmittelversorgung des Landes zu stören.

Auswirkungen

Sand- und Staubstürme

Blick auf die mit Staub bedeckte Sydney Harbour Bridge

Zwischen dem späten neunzehnten Jahrhundert und heute haben die jährlichen Staubemissionen weltweit um 25 % zugenommen. Durch die zunehmende Wüstenbildung hat auch die Menge an losem Sand und Staub zugenommen, die der Wind aufwirbeln kann, was schließlich zu einem Sturm führt. So werden beispielsweise Staubstürme im Nahen Osten "in den letzten Jahren immer häufiger und intensiver", weil "der langfristige Rückgang der Niederschläge eine geringere Bodenfeuchtigkeit und Vegetationsdecke fördert".

Staubstürme können zu bestimmten Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung, Hautreizungen, Asthma und vielem mehr beitragen. Sie können offene Gewässer verschmutzen, die Wirksamkeit von Bemühungen um saubere Energie verringern und die meisten Verkehrsmittel zum Erliegen bringen.

Staub- und Sandstürme können sich negativ auf das Klima auswirken und die Wüstenbildung verschlimmern. Staubpartikel in der Luft streuen die einfallende Sonnenstrahlung. Der Staub kann die Bodentemperatur kurzzeitig abdecken, aber die Temperatur in der Atmosphäre steigt an. Dadurch können sich Wolken verformen und ihre Lebensdauer verkürzen, was zu weniger Niederschlägen führen kann.

Ernährungssicherheit

Die weltweite Ernährungssicherheit wird durch Wüstenbildung und Überbevölkerung bedroht. Je mehr die Bevölkerung wächst, desto mehr Nahrungsmittel müssen angebaut werden. Die Landwirtschaft wird von einem Land zum anderen verlagert. Europa beispielsweise importiert im Durchschnitt über 50 % seiner Nahrungsmittel. Inzwischen befinden sich 44 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Trockengebieten, die 60 % der weltweiten Nahrungsmittelproduktion liefern. Die Wüstenbildung führt dazu, dass immer weniger Land für die Landwirtschaft zur Verfügung steht, aber die Nachfrage steigt ständig. In naher Zukunft wird die Nachfrage das Angebot übersteigen. Die gewalttätigen Konflikte zwischen Hirten und Landwirten in Nigeria, Sudan, Mali und anderen Ländern der Sahelzone wurden durch den Klimawandel, die Bodendegradation und das Bevölkerungswachstum verschärft.

Vegetationsmusterung

Im Zuge der Wüstenbildung kann die Landschaft verschiedene Stadien durchlaufen und ihr Aussehen kontinuierlich verändern. Auf allmählich abfallendem Gelände kann die Wüstenbildung immer größere leere Flächen über einen großen Streifen Land schaffen, ein Phänomen, das als "brousse tigrée" bekannt ist. Ein von C. Klausmeier vorgeschlagenes mathematisches Modell dieses Phänomens führt diese Strukturierung auf die Dynamik der Interaktion zwischen Pflanze und Wasser zurück. Ein Ergebnis dieser Beobachtung ist eine optimale Anbaustrategie für die Landwirtschaft in trockenen Gebieten.

Ursachen

Verhinderung der vom Menschen verursachten Überweidung
Ziegen in einem Pferch in Norte Chico, Chile. Die Überweidung von Trockengebieten durch schlecht geführte traditionelle Viehzucht ist eine der Hauptursachen für die Wüstenbildung.
Gnus in der Masai Mara während der Großen Migration. Die Überweidung wird nicht unbedingt durch nomadische Weidetiere in großen Wanderherden verursacht.

Die unmittelbare Ursache ist der Verlust der meisten Vegetation. Dafür gibt es eine Reihe von Faktoren, die einzeln oder in Kombination auftreten können, z. B. Dürre, Klimaveränderungen, landwirtschaftliche Bodenbearbeitung, Überweidung und Abholzung zur Gewinnung von Brenn- und Baumaterial. Die Vegetation spielt jedoch eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der biologischen Zusammensetzung des Bodens. Studien haben gezeigt, dass in vielen Gebieten die Erosions- und Abflussrate mit zunehmender Vegetationsbedeckung exponentiell abnimmt. Ungeschützte, trockene Bodenoberflächen werden vom Wind weggeweht oder von Sturzfluten weggeschwemmt, so dass unfruchtbare untere Bodenschichten zurückbleiben, die in der Sonne verbrennen und zu einer unproduktiven harten Schicht werden.

Frühe Studien gingen davon aus, dass eine der häufigsten Ursachen für die Wüstenbildung die Überweidung ist, d. h. der übermäßige Verzehr der Vegetation durch Rinder oder anderes Vieh. Es ist jedoch umstritten, inwieweit der lokale Raubbau in der jüngeren Vergangenheit zur Wüstenbildung beigetragen hat. Heute geht man davon aus, dass die Dürre in der Sahelzone vor allem auf großräumige Schwankungen der Meeresoberflächentemperatur zurückzuführen ist, die größtenteils durch natürliche Schwankungen und die Auswirkungen industrieller Schadstoffe bedingt sind. Infolgedessen haben die veränderte Meerestemperatur und die Verringerung der Sulfatemissionen zu einer Wiederbegrünung der Region geführt. Dies hat einige Wissenschaftler zu der Auffassung veranlasst, dass der durch die Landwirtschaft verursachte Vegetationsverlust ein geringerer Faktor für die Wüstenbildung ist.

Ein Hirte führt seine Schafe durch die Hochwüste außerhalb von Marrakesch, Marokko

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass die Existenz einer Wüste an dem Ort, an dem sich die Sahara heute befindet, auf natürliche Schwankungen der Sonneneinstrahlung aufgrund der Präzession der Erdumlaufbahn zurückzuführen ist. Diese Schwankungen beeinflussen die Stärke des westafrikanischen Monsuns und führen zu Rückkopplungen in der Vegetation und der Staubemission, die den Zyklus von feuchtem und trockenem Klima in der Sahara verstärken. Es wird vermutet, dass der Übergang der Sahara von der Savanne zur Wüste während des mittleren Holozäns teilweise auf die Überweidung durch das Vieh der lokalen Bevölkerung zurückzuführen ist.

Die Überbevölkerung ist einer der gefährlichsten Faktoren, die zur Wüstenbildung beitragen. Die menschliche Bevölkerung wächst exponentiell, was zu Überweidung, Überbewirtschaftung und Abholzung führt, da die bisher akzeptierten Techniken immer weniger nachhaltig sind.

Es gibt viele Gründe, warum Landwirte intensive Landwirtschaft im Gegensatz zu extensiver Landwirtschaft betreiben, aber der Hauptgrund ist die Maximierung der Erträge. Durch die Steigerung der Produktivität benötigen sie viel mehr Düngemittel, Pestizide und Arbeitskräfte, um die Maschinen zu warten. Durch diese kontinuierliche Nutzung des Bodens werden die Nährstoffe des Bodens schnell aufgebraucht, was zur Ausbreitung der Wüstenbildung führt.

Globale Vulnerabilitätskarte über die am stärksten von Desertifikation betroffenen Gebiete.
Erosion, hier in Lesotho, bedingt vielerorts die Wüstenbildung

Desertifikation kann durch Deflation (Windböen), Denudation (Wasser), Versalzung und Skelettierung fortschreiten. Die wesentlichen Ursachen der Desertifikation beruhen auf menschlichen Handlungen, die Desertifikation ist also anthropogen. Daneben spielen aber auch natürliche Schwankungen der Niederschlagsmengen eine Rolle, indem durch Dürreperioden ein Desertifikationsprozess ausgelöst oder verstärkt werden kann.

Infolge der Dürre – und damit verbunden der Hungerkatastrophe in der afrikanischen Sahelzone – gewann Anfang der 1970er Jahre das Problem der Desertifikation immer stärker an Bedeutung. In der 1977 im kenianischen Nairobi erstmals abgehaltenen „United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD)“ kam man zur Übereinkunft, dass die menschliche Degradierung der biologischen Grundlagen durch folgende anthropogene Eingriffe in die Natur geschieht:

  • Überweidung
  • Übernutzung
  • Abholzung
  • falsche Bewässerungsmethoden

Überweidung

Jahrzehntelang galt es als gesichertes Wissen, dass vor allem Überweidung von ariden Gebieten die Pflanzendecke zerstört, was zu Wasser- und Winderosion führt und schließlich, durch Desertifikation, menschengemachte Wüsten hinterlässt. In der Region vor Ort Forschende haben aber seit langer Zeit auf die theoretischen und praktischen Schwächen dieses intuitiv so einleuchtenden Modells hingewiesen. Diesem neuen Ansatz zufolge kommt es in Trockengebieten normalerweise nicht zu Desertifikation durch Überweidung, weil Viehbestände durch die unvorhersagbare Abfolge von Regen- und Dürrejahren normalerweise nie eine dafür notwendige Dichte erreichen können. Die lokalen Viehhalter hätten dies seit jeher in ihre Nutzungsstrategien eingerechnet, was (zuerst oft koloniale) fremde „Experten“ schlicht nicht erkannt hätten. Außerdem seien die Klagen über Devastierung und Übernutzung jahrzehntelang gleich geblieben, ohne dass, wie vielfach vorhergesagt, die Systeme zusammengebrochen seien. Die folgende Debatte zwischen zwei Lagern, den Anhängern der „Gleichgewichts“-Theorie, für die die ökologische Tragfähigkeit des Weidelands die zentrale Größe ist, und den Anhängern der „Ungleichgewichts“-Hypothese, für die die jährliche und jährlich schwankende Regenmenge den Viehbestand so begrenzt, dass er das Weideland nicht übernutzen kann, ist bisher nicht entschieden. Es erwies sich als sehr schwer, lokal die Effekte von Wetter und Klima von denjenigen der Nutzung zu unterscheiden, eindeutige Effekte von Überweidung waren schwer nachweisbar und oft zeitlich und lokal begrenzt, was auch die Beurteilung möglicher Gegenmaßnahmen schwierig macht. Insgesamt erwiesen sich flexible, an die lokalen Verhältnisse angepasste Weideführung oft als entscheidender als die reine Betrachtung von Viehdichten. Maßnahmen wie die forcierte Anpflanzung nicht standortgerechter Baumarten anstelle von Weideland können sogar zu einer verstärkten Bodenerosion führen. Möglicherweise hat die Beweidung durch neolithische Rinderhirten die Wüstenbildung in der Sahara nach der letzten humiden Periode vor ca. 5500 Jahren nicht beschleunigt, sondern sogar verzögert.

Durch langjährige Feldforschung in der Sahelzone konnte aber zumindest gezeigt werden, dass erhöhte Viehbestände zu degradierten, weniger nutzbaren Pflanzenbeständen führen können, wenn die Viehherden nicht mehr, wie traditionell üblich, wandern, sondern durch Brunnen oder Pumpen ganzjährig an einem Ort weiden können. Insgesamt zeigte sich aber, dass gerade traditionelle Weidesysteme auch bei höheren Viehdichten nicht zwingend zu einer Desertifikation der genutzten Lebensräume führen müssen.

Übernutzung

An zweiter Stelle ist eine unangepasste ackerbauliche Nutzung zu nennen. Verkürzte Brachezeiten, fehlerhafte Bewässerungstechniken, die Erosion begünstigendes Pflügen auf geneigten Flächen in Hangneigung und ungeeignete Pflanzen sind Ursachen von Bodenveränderungen, die zu geringerem Bewuchs und damit stärkerer Erosion führen. Durch chemische Stoffe wie Dünger oder Pestizide und maschinelle Verdichtung wird das Bodenleben beeinträchtigt, was bis zur Ausrottung von vielen im Boden lebenden Tierarten (z. B. Regenwürmer) führen kann. Auf solchen Flächen ist eine Desertifikation wesentlich wahrscheinlicher als auf Weideland.

Eine Übernutzung führt unter anderem zum Verlust von Terrassen, zur Versalzung, zum Verlust von Pflanzendecke und Nährstoffen, wodurch sich ein Teufelskreis aus Übernutzung und Desertifikation ergibt. Hinzu kommen oft eine illegale Grundwassernutzung sowie die Verwendung von Plastikplanen, die nach der Ernte in den Boden eingepflügt werden und dadurch dem Boden weiter schaden.

Entwaldung

Schließlich ist auch die Entwaldung in Trockengebieten als wichtige Ursache der Desertifikation zu nennen. Die Gewinnung von Ackerland und der Bedarf an Brenn- und Bauholz haben in vielen ariden Gebieten der Erde den Baumbestand dramatisch reduziert, insbesondere in vielen dichtbesiedelten Regionen Afrikas, in denen Holz auch heute noch den wichtigsten Energieträger darstellt. Der fehlende Schutz durch die Baumkronen und insbesondere durch das Wurzelwerk geben den Boden der Erosion preis. Die natürliche Regeneration tropischer Trockenwälder ist häufig nicht gegeben. Allerdings ist bei höherer Beweidungsdichte oft zu beobachten, dass für das Vieh nutzbare Grasland-Ökosysteme durch nicht beweidungsfähige Strauchsavannen ersetzt werden können, vor allem in semiariden Regionen.

Armut

Mindestens 90 % der Bewohner von Trockengebieten leben in Entwicklungsländern, wo sie auch unter schlechten wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen leiden. Diese Situation wird durch die Bodendegradation noch verschärft, da die Produktivität sinkt, die Lebensbedingungen prekär sind und der Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten erschwert wird.

Eine Abwärtsspirale entsteht in vielen unterentwickelten Ländern durch die Überweidung, die Erschöpfung der Böden und die Überbeanspruchung des Grundwassers in vielen der wenig produktiven Regionen der Welt aufgrund des übermäßigen Drucks der Bevölkerung, marginale Trockengebiete für die Landwirtschaft zu nutzen. Die Entscheidungsträger sind verständlicherweise nicht bereit, in Trockengebiete mit geringem Potenzial zu investieren. Das Ausbleiben von Investitionen trägt zur Marginalisierung dieser Gebiete bei. Wenn ungünstige agroklimatische Bedingungen mit fehlender Infrastruktur und fehlendem Zugang zu Märkten sowie schlecht angepassten Produktionstechniken und einer unterernährten und unzureichend ausgebildeten Bevölkerung kombiniert werden, werden die meisten dieser Gebiete von der Entwicklung ausgeschlossen.

Die Wüstenbildung führt häufig dazu, dass die ländlichen Gebiete nicht mehr die gleiche Bevölkerungszahl wie früher ernähren können. Dies führt zu einer Massenabwanderung aus den ländlichen Gebieten in die Städte (Urbanisierung), insbesondere in Afrika. Diese Abwanderung in die Städte führt häufig zu einer großen Zahl von Arbeitslosen, die in den Slums leben müssen.

In der Mongolei besteht das Land zu 90 % aus zerbrechlichem Trockenland, was viele Hirten dazu veranlasst, zur Arbeit in die Stadt zu ziehen. Da die Ressourcen sehr begrenzt sind, weiden die Hirten, die auf dem Trockenland bleiben, sehr sorgfältig, um das Land zu erhalten. Mit der steigenden Bevölkerungszahl in der Mongolei ist es sehr schwierig, lange als Hirte zu bleiben.

Die Zahl dieser Umweltflüchtlinge steigt von Jahr zu Jahr, wobei Prognosen für die afrikanischen Länder südlich der Sahara einen wahrscheinlichen Anstieg von 14 Millionen im Jahr 2010 auf fast 200 Millionen im Jahr 2050 zeigen. Dies stellt eine künftige Krise für die Region dar, da die Nachbarländer nicht immer in der Lage sind, große Flüchtlingsgruppen zu versorgen.

Die Landwirtschaft ist für viele Wüstengemeinden die Haupteinnahmequelle. Die zunehmende Wüstenbildung in diesen Regionen hat den Boden so stark degradiert, dass die Menschen ihn nicht mehr produktiv und gewinnbringend bewirtschaften können. Dies hat sich negativ auf die Wirtschaft ausgewirkt und die Armutsrate erhöht.

Es gibt jedoch weltweit verstärkte Bemühungen, die Wüstenbildung zu bekämpfen und die betroffenen Gebiete wiederherzustellen, wie z. B. das Ziel 15 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und andere Gegenmaßnahmen.

Gegenmaßnahmen

Wiederaufforstungsprojekt in Senegal, um die Desertifikation aufzuhalten

Die Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation wird durch Nationale Aktionsprogramme (NAPs) umgesetzt. Von den Unterzeichnerstaaten der Konvention wird erwartet, dass sie sich mit ihrer Rolle bei der Unterstützung dieser Programme auseinandersetzen und einen ganzheitlichen, integrierten und beteiligungsorientierten Ansatz zur Bewirtschaftung von natürlichen Ressourcen in den Ökosystemen der Trockengebiete anvisieren. Das heißt, wenn die betroffenen Staaten zusammen mit helfenden Staaten ein nationales Aktionsprogramm entwickelt haben und es konkrete Projekte gibt, können diese von Gebern direkt (z. B. finanziell) unterstützt werden. Bis März 2008 wurden 102 Nationale Aktionsprogramme (NAPs) ausgearbeitet und verabschiedet. Sie sind Referenzpunkte für laufende Planungsprozesse zur Verminderung der Armut und zur nachhaltigen Entwicklung in Trockengebieten, quasi ein Kontrollmechanismus für die Konvention, um zu sehen, ob ihre Bemühungen fruchten.

Die Bemühungen zur Bekämpfung der Desertifikation sollen außerdem in andere Entwicklungsrahmenprogramme integriert werden (z. B. Landdegradation und die Linderung der Armut). Zu diesen beiden Zielen gehören eine verbesserte Nahrungsmittelversorgung, Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen für die Menschen, die Stärkung der Kapazitäten auf lokaler Ebene und die Mobilisierung nichtstaatlicher Organisationen. In den nationalen Aktionsprogrammen wird versucht langfristige Strategien, mit der Teilnahme der lokalen Bevölkerung, zu realisieren. Denn nur wenn die Bevölkerung politische Prozesse mitgestalten kann, wird sie sich mit den daraus resultierenden Strategien identifizieren. Anvisierte Prioritäten sind vorbeugende Maßnahmen und die Förderung des Engagements für nachhaltige Aktivitäten der Menschen, die das Land bewirtschaften und von ihm abhängig sind. Von den Nationalen Aktionsprogrammen (NAPs) wird erwartet, wesentliche Finanzmittel aus externen Quellen zu mobilisieren. NAPs beschreiben auch konkrete Schritte und Maßnahmen sowie die Verpflichtungen der Regierungen, ein „günstiges Umfeld“ zu schaffen.

Insgesamt lässt sich also eine wirksame Gegenstrategie gegen Desertifikation im Regelfall nur durch ein solches Maßnahmenpaket mit sowohl klimatischen und forst- und landwirtschaftlichen wie auch sozialen und politischen Aspekten umsetzen (z. B. Afrikas Grüne Mauer im Sahel oder Chinas Grüne Mauer). Das heißt, dass sich auf lokaler Ebene beispielsweise Wiederaufforstungsprojekte zusammen mit der Anlage von Waldschutzstreifen nur dann dauerhaft umsetzen lassen, wenn in der lokalen Bevölkerung einerseits ein Problembewusstsein und andererseits eine Alternative zum Feuerholz existiert. Dabei sind auch Fragen des lokalen Bevölkerungswachstums, der Armut und der Verstädterung entscheidend, da sie derartige Alternativen oft unmöglich machen können. Ein (nach früheren Misserfolgen teurer monothematisch und technisch orientierter Programme) eher erfolgversprechender Ansatz wird als Farmer Managed Natural Regeneration bezeichnet. Er erwies sich etwa in den Regionen Maradi und Zinder im Niger als unerwartet erfolgreich.

Als Maßnahme vor Ort gegen die Desertifikation werden oft Stein- oder Lehmwälle errichtet, um das geringe Aufkommen an Niederschlägen aufzustauen. Dabei reicht es aus, 30 bis 40 cm hohe Anlagen zu errichten. Gleichzeitig müssen in der Regel Bildungsmaßnahmen für die Bevölkerung hinsichtlich der Wartung der Dämme erfolgen, damit Schäden durch Wasser, Viehtritt und andere Faktoren jährlich vor der Regenzeit behoben werden. Auf den entstandenen Feldern können in der Folge Futterpflanzen, wie zum Beispiel Hirse, angepflanzt werden. Eine andere Möglichkeit ist die Anlage von Hecken und Rainbepflanzungen.

Eine weitere Strategie gegen die Ausbreitung der Wüste könnte der Einsatz sparsamer Öfen bzw. von Solarkochern sein. Da sie deutlich weniger bzw. gar kein Brennholz benötigen, sinkt auch die Brennholzentnahme. Durch die leichte Bauweise dieser fortschrittlichen Geräte soll es den Anwohnern ermöglicht werden, selbst einen solchen Ofen zu bauen. Diese Methode stärkt die eigene Wirtschaft und reduziert die Abholzung. Ein weiterer Ansatzpunkt, in Zentralasien, ist die bessere Wärmedämmung der Häuser, da so weniger Brennholz zur Beheizung benötigt wird.

Ein in der Entwicklungszusammenarbeit häufig diskutierter und viel versprechender Ansatz sind agrarforstliche Maßnahmen. Dabei werden auf Ackerflächen Bäume gepflanzt. Die bremsen einerseits die Erosionswirkung des Windes und mindern andererseits die Verdunstungsverluste aufgrund der Schattenwirkung; so steuern sie der Austrocknung der Böden entgegen. Weiterhin ist es notwendig, auch die ökonomischen und politischen Probleme der betroffenen Länder zu lösen, um eine wirksame und langfristige Bekämpfung der Desertifikation zu erreichen.

Anti-Sand-Schilde in der Nordsahara, Tunesien
Jojoba-Pflanzungen, wie die hier gezeigten, haben eine Rolle bei der Bekämpfung der Auswirkungen der Wüstenbildung in der Thar-Wüste in Indien gespielt.
Entlang von Straßen gepflanzter Saxaul in Xinjiang bei Cherchen zur Verlangsamung der Wüstenbildung

Es gibt Techniken und Gegenmaßnahmen, um die Auswirkungen der Wüstenbildung abzumildern oder rückgängig zu machen, und einige sind unterschiedlich schwierig. Bei einigen gibt es zahlreiche Hindernisse für ihre Umsetzung. Bei anderen wiederum erfordert die Lösung einfach nur den Einsatz der menschlichen Vernunft.

Ein vorgeschlagenes Hindernis besteht darin, dass die Kosten für die Einführung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken manchmal den Nutzen für den einzelnen Landwirt übersteigen, selbst wenn sie sozial und ökologisch vorteilhaft sind. Ein weiteres Problem ist der mangelnde politische Wille und die fehlenden Mittel zur Unterstützung von Programmen zur Landgewinnung und zur Bekämpfung der Wüstenbildung.

Die Wüstenbildung wird als große Bedrohung für die biologische Vielfalt angesehen. Einige Länder haben Aktionspläne für die biologische Vielfalt entwickelt, um ihren Auswirkungen entgegenzuwirken, insbesondere im Hinblick auf den Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Aufforstung

Die Wiederaufforstung setzt an einer der Hauptursachen der Wüstenbildung an und ist nicht nur eine Symptombehandlung. Umweltorganisationen arbeiten dort, wo Entwaldung und Wüstenbildung zu extremer Armut beitragen. Dort konzentrieren sie sich in erster Linie darauf, die örtliche Bevölkerung über die Gefahren der Abholzung aufzuklären, und setzen sie manchmal ein, um Setzlinge zu züchten, die sie während der Regenzeit in stark abgeholzte Gebiete bringen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen rief 2012 die FAO-Initiative zur Wiederherstellung von Trockengebieten ins Leben, um Wissen und Erfahrungen im Bereich der Wiederherstellung von Trockengebieten zu bündeln. Im Jahr 2015 veröffentlichte die FAO in Zusammenarbeit mit dem türkischen Ministerium für Forstwirtschaft und Wasserangelegenheiten und der türkischen Kooperations- und Koordinationsagentur globale Leitlinien für die Wiederherstellung von degradierten Wäldern und Landschaften in Trockengebieten.

Die "Grüne Mauer von China" ist ein viel beachtetes Beispiel für eine Methode, die im Kampf gegen die Wüstenbildung erfolgreich ist. Diese Mauer ist eine viel größere Version dessen, was amerikanische Farmer in den 1930er Jahren taten, um die große Staubschüssel im Mittleren Westen aufzuhalten. Dieser Plan wurde in den späten 1970er Jahren vorgeschlagen und hat sich zu einem ökologischen Großprojekt entwickelt, dessen Ende nicht vor dem Jahr 2055 abzusehen ist. Chinesischen Berichten zufolge wurden fast 66 Milliarden Bäume in Chinas großer grüner Mauer gepflanzt. Durch die grüne Mauer Chinas hat sich die Wüstenfläche in China um durchschnittlich 1 980 Quadratkilometer pro Jahr verringert. Die Häufigkeit von Sandstürmen ist dank der grünen Mauer landesweit um 20 % zurückgegangen. Aufgrund des Erfolgs, den China bei der Eindämmung der Ausbreitung der Wüste erzielt hat, werden derzeit in Afrika Pläne geschmiedet, ebenfalls eine "Mauer" entlang der Grenzen der Sahara-Wüste zu errichten, die von der Stiftung Globale Umweltfazilität der Vereinten Nationen finanziert werden soll.

Die Große Grüne Mauer, teilnehmende Länder und Sahelzone. Im September 2020 wurde berichtet, dass die GGW nur 4 % der geplanten Fläche bedeckt hatte.

Im Jahr 2007 startete die Afrikanische Union das Projekt Great Green Wall of Africa, um die Wüstenbildung in 20 Ländern zu bekämpfen. Die Mauer ist 8.000 km breit und erstreckt sich über die gesamte Breite des Kontinents. Das Projekt wird mit 8 Milliarden Dollar unterstützt. Durch das Projekt wurden 36 Millionen Hektar Land wiederhergestellt, und bis 2030 will die Initiative insgesamt 100 Millionen Hektar wiederherstellen. Die Große Grüne Mauer hat in den beteiligten Ländern zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, allein in Nigeria über 20 000.

Wiederherstellung von Böden

Die Techniken konzentrieren sich auf zwei Aspekte: die Bereitstellung von Wasser und die Fixierung und Überdüngung des Bodens. Die Fixierung des Bodens erfolgt häufig durch die Anlage von Schutzgürteln, Waldstücken und Windschutzstreifen. Windschutzstreifen bestehen aus Bäumen und Sträuchern und dienen der Verringerung der Bodenerosion und der Evapotranspiration. Sie wurden ab Mitte der 1980er Jahre von den Entwicklungsorganisationen in der afrikanischen Sahelzone stark gefördert.

Einige Böden (z. B. Tonböden) können aufgrund von Wassermangel eher verfestigt als porös werden (wie im Falle von Sandböden). Einige Techniken wie Zaï oder Bodenbearbeitung werden dann eingesetzt, um den Anbau von Pflanzen zu ermöglichen. Waffelgärten können ebenfalls hilfreich sein, da sie die Pflanzen vor Wind/Sandstrahlen schützen und die Anzahl der Stunden, in denen Schatten auf die Pflanzen fällt, erhöhen können.

Eine weitere nützliche Technik ist das Ausheben von Konturgräben. Dabei werden 150 m lange und 1 m tiefe Gräben in den Boden gegraben. Die Gräben werden parallel zu den Höhenlinien der Landschaft angelegt, um zu verhindern, dass das Wasser in die Gräben fließt und Erosion verursacht. Um die Gräben herum werden Steinmauern errichtet, die verhindern, dass sich die Gräben wieder schließen. Diese Methode wurde von Peter Westerveld erfunden.

Die Anreicherung des Bodens und die Wiederherstellung seiner Fruchtbarkeit wird häufig durch Pflanzen erreicht. Am wichtigsten sind dabei Leguminosen, die Stickstoff aus der Luft aufnehmen und im Boden binden, Sukkulenten (wie Opuntien) und Nahrungspflanzen wie Getreide, Gerste, Bohnen und Datteln. Sandzäune können auch eingesetzt werden, um die Verwehung des Bodens und die Sanderosion zu kontrollieren.

Eine weitere Möglichkeit zur Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit ist der Einsatz von stickstoffreichem Dünger. Aufgrund der höheren Kosten für diesen Dünger zögern viele Kleinbauern, ihn einzusetzen, vor allem in Gebieten, in denen Subsistenzlandwirtschaft üblich ist. Mehrere Länder, darunter Indien, Sambia und Malawi, haben darauf mit der Einführung von Subventionen reagiert, um die Anwendung dieser Technik zu fördern.

Einige Forschungszentren (wie das Bel-Air Research Center IRD/ISRA/UCAD) experimentieren auch mit der Beimpfung von Baumarten mit Mykorrhiza in Trockengebieten. Bei den Mykorrhizen handelt es sich im Grunde um Pilze, die sich an den Wurzeln der Pflanzen festsetzen. Dadurch gehen sie eine symbiotische Beziehung mit den Bäumen ein, wodurch sich die Oberfläche der Baumwurzeln stark vergrößert (wodurch der Baum viel mehr Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen kann).

Das Bio-Engineering von Bodenmikroben, insbesondere von Photosynthesizern, wurde ebenfalls als Methode zum Schutz von Trockengebieten vorgeschlagen und theoretisch modelliert. Ziel wäre es, die bestehenden kooperativen Kreisläufe zwischen Bodenmikroben und Vegetation zu verbessern.

Rekultivierung von Wüsten

Da es viele verschiedene Arten von Wüsten gibt, gibt es auch verschiedene Arten von Wüstenrekultivierungsmethoden. Ein Beispiel hierfür sind die Salzebenen in der Wüste Rub' al Khali in Saudi-Arabien. Diese Salzebenen sind eines der vielversprechendsten Wüstengebiete für die Meerwasserlandwirtschaft und könnten ohne den Einsatz von Süßwasser oder viel Energie wiederbelebt werden.

Die bäuerliche Naturverjüngung (FMNR) ist eine weitere Technik, die bei der Wüstensanierung erfolgreiche Ergebnisse erzielt hat. Seit 1980 wird diese Methode zur Wiederaufforstung degradierter Landschaften mit einigem Erfolg in Niger angewandt. Mit dieser einfachen und kostengünstigen Methode konnten Landwirte rund 30.000 Quadratkilometer in Niger wiederaufforsten. Das Verfahren besteht darin, durch selektives Beschneiden von Strauchschösslingen das Wachstum einheimischer Bäume zu ermöglichen. Die Rückstände der beschnittenen Bäume können zum Mulchen der Felder verwendet werden, wodurch das Bodenwasser besser gespeichert und die Verdunstung verringert wird. Darüber hinaus können richtig angeordnete und beschnittene Bäume die Ernteerträge steigern. Das Humbo Assisted Regeneration Project, das FMNR-Techniken in Äthiopien anwendet, hat Gelder aus dem BioCarbon Fund der Weltbank erhalten, der Projekte unterstützt, die Kohlenstoff in Wäldern oder landwirtschaftlichen Ökosystemen binden oder erhalten.


Bewirtschaftete Beweidung

Die Wiederherstellung von Grasland speichert CO2 aus der Luft als Pflanzenmaterial. Das Weidevieh, das in der Regel nicht frei herumlaufen darf, frisst das Gras und minimiert das Graswachstum. Eine vorgeschlagene Methode zur Wiederherstellung von Grasland ist die Umzäunung vieler kleiner Koppeln, wobei die Herden nach ein oder zwei Tagen von einer Koppel in eine andere getrieben werden, um die natürlichen Weidegänger zu imitieren und das Gras optimal wachsen zu lassen. Befürworter der Weidemanagementmethode schätzen, dass durch eine Ausweitung dieser Methode der Kohlenstoffgehalt der Böden auf den weltweit 3,5 Milliarden Hektar landwirtschaftlichen Grünlands erhöht und fast 12 Jahre CO2-Emissionen ausgeglichen werden könnten.

Ein Befürworter der Weidemanagementmethode, Allan Savory, behauptet im Rahmen eines ganzheitlichen Managements, dass sich die Wüstenbildung umkehren lässt, wenn die Tiere dicht gedrängt auf kleineren Parzellen gehalten werden, während sie auf andere kleine Parzellen wechseln.

Allgemeines

Wenige Autoren unterscheiden speziell Desertation für natürliche Wüstenbildung (einschließlich durch natürlichen Klimaveränderungen), und Desertifikation für von Menschen verursachte Prozesse. Beide Begriffe leiten sich vom lateinischen desertus (= wüst), der zweite außerdem von facere (= machen; tun) ab. Voraussetzung hierfür ist der störende Eingriff des Menschen in das jeweilige Ökosystem. In der verbreitetsten Definition durch die Resolution auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio 1992 ist auch Degradation von Land durch klimatische Veränderungen enthalten.

Jedes Jahr verliert die Erde dadurch momentan etwa 12 Millionen weitere Hektar fruchtbaren Bodens (dies entspricht etwa der Ackerfläche Deutschlands), mit weiter steigender Tendenz.

Komplexe Ursachenverflechtung

Die Bekämpfung der Desertifikation gestaltet sich komplex. Übernutzung und Klimavariationen können identische Auswirkungen haben und in Rückkopplungen verbunden sein, was es sehr schwierig macht, die Ursachen für ein Vorrücken der Wüste zu identifizieren, und geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen. Hier kommt der Erforschung der Vergangenheit (historische Desertifikation) eine besondere Rolle zu, da sie eine bessere Unterscheidung zwischen natürlichen und anthropogenen Faktoren ermöglicht. Neuere Forschungsergebnisse zur historischen Desertifikation in Jordanien lassen es dabei fraglich erscheinen, ob die aktuellen Maßnahmen zum Schutz der Vegetation und der Böden unter fortschreitendem Klimawandel zum Erfolg führen können, und ob der Einfluss des Menschen nicht deutlich überschätzt wurde. Fortschreitende Erwärmung könnte z. B. zum Absterben aufgeforsteter Wälder führen.