Wurzelkanalbehandlung

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Wurzelkanalbehandlung
Root canalioso.jpg
Zahn Nr. 13, der obere linke zweite Prämolar, nach der Exkavation von DO-Karies. Es gab eine kariöse Freilegung in der Pulpakammer (rotes Oval), und das Foto wurde aufgenommen, nachdem ein endodontischer Zugang gelegt und das Dach der Kammer entfernt worden war.
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Wurzelkanalbehandlung: ungesunder oder verletzter Zahn, anschließende Schaffung einer Zugangskavität mit einem zahnärztlichen Handstück, Reinigung und Formung der Wurzelkanäle mit einer endodontischen Feile und Wiederherstellung mit Guttapercha-Füllung und einer Krone
Entfernung von infiziertem Zahnmark bei einer Wurzelbehandlung

Die Wurzelkanalbehandlung (auch als endodontische Therapie, endodontische Behandlung oder Wurzelkanalbehandlung bezeichnet) ist eine Behandlungssequenz für das infizierte Zahnmark, die zur Beseitigung der Infektion und zum Schutz des dekontaminierten Zahns vor einer künftigen mikrobiellen Invasion führen soll. Wurzelkanäle und die zugehörige Pulpakammer sind die physischen Hohlräume im Zahn, die von Natur aus von Nervengewebe, Blutgefäßen und anderen zellulären Einheiten bewohnt werden. Zusammen bilden diese Elemente die Zahnpulpa.

Die endodontische Therapie umfasst die Entfernung dieser Strukturen, die Desinfektion und die anschließende Formung, Reinigung und Dekontamination der Hohlräume mit kleinen Feilen und Spüllösungen sowie die Obturation (Füllung) der dekontaminierten Kanäle. Die Füllung der gereinigten und dekontaminierten Kanäle erfolgt mit einer inerten Füllung wie Guttapercha und typischerweise einem Zement auf Zinkoxid-Eugenol-Basis. Bei einigen Wurzelkanalbehandlungen wird Epoxidharz zur Bindung von Guttapercha verwendet. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung eines antiseptischen Füllmaterials, das Paraformaldehyd wie N2 enthält. Die Endodontie umfasst sowohl primäre als auch sekundäre endodontische Behandlungen sowie die periradikuläre Chirurgie, die im Allgemeinen bei Zähnen eingesetzt wird, die noch gerettet werden können.

Zähne 25 und 26 nach endodontischer Behandlung, provisorische Versorgung

Unter einer Wurzelkanalbehandlung versteht man in der Zahnmedizin eine Therapie mit dem Ziel, einen Zahn zu erhalten, dessen Pulpa (im Volksmund: „Zahnnerv“) vital, aber irreversibel entzündet oder devital (abgestorben) ist. Dabei wird das vitale oder devitale Pulpengewebe aus dem Wurzelkanal entfernt, der Wurzelkanal erweitert und dabei das den Wurzelkanal umgebende infizierte Wurzeldentin durch Herausfeilen entfernt. Abschließend wird der Wurzelkanal gefüllt. Die Wurzelkanalbehandlung ist Teil der Endodontie, die wiederum zur konservierenden Zahnheilkunde gehört.

Ablauf der Behandlung

In Deutschland wurden zum 1. Januar 2004 die Kassenrichtlinien zur Wurzelkanalbehandlung geändert. Eine Wurzelkanalbehandlung kann vom Zahnarzt nur noch dann zu Lasten der Krankenkassen erbracht werden, wenn für den jeweiligen Zahn die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) erfüllt sind. Endodontische Behandlungen von Zähnen, die nicht diesen Richtlinien entsprechen, können mit dem gesetzlich versicherten Patienten auf dessen Wunsch privat nach der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) vereinbart werden.

Die Wurzelkanalbehandlung an Molaren ist in der Regel angezeigt, wenn

  • damit eine geschlossene Zahnreihe erhalten werden kann,
  • eine einseitige Freiendsituation vermieden wird,
  • der Erhalt von funktionstüchtigem Zahnersatz nur dadurch möglich wird.

Darüber hinaus grenzen die Richtlinien des G-BA die vertragszahnärztliche Wurzelkanalbehandlung weiter ein.

9.1 Eine Behandlung im Rahmen der vertragszahnärztlichen Versorgung ist nur dann angezeigt, wenn die Aufbereitbarkeit und Möglichkeit der Füllung des Wurzelkanals bis bzw. bis nahe an die Wurzelspitze gegeben sind.

9.4 Bei pulpentoten Zähnen mit im Röntgenbild diagnostizierter pathologischer Veränderung an der Wurzelspitze ist bei der Prognose kritisch zu überprüfen, ob der Versuch der Erhaltung des Zahnes durch konservierende oder konservierend-chirurgische Behandlung unternommen wird. Für die Therapie von Zähnen mit Wurzelkanalfüllungen und apikaler Veränderung sind primär chirurgische Maßnahmen angezeigt.

9.5 Bei kombinierten parodontalen und endodontischen Läsionen ist die Erhaltung der Zähne im Hinblick auf die parodontale und endodontische Prognose kritisch zu prüfen.

10. In der Regel ist die Entfernung eines Zahnes angezeigt, wenn er nach den in diesen Richtlinien beschriebenen Kriterien nicht erhaltungsfähig ist. Ein Zahn, der nach diesen Richtlinien nicht erhaltungswürdig ist, soll entfernt werden. Eine andere Behandlung von nicht erhaltungswürdigen Zähnen ist kein Bestandteil der vertragszahnärztlichen Versorgung.

Nach § 8 Abs. 7 BMV-Z sind die Zuzahlungen zu Vertragsleistungen unzulässig. Jedoch dürfen Leistungen, die nicht im Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten sind und im Zusammenhang mit Wurzelbehandlung stehen, dem Patienten außervertraglich angeboten und zusätzlich vereinbart werden, ohne dass deswegen die gesamte Behandlung zur Privatabrechnung werden muss. Eine Entscheidung über die Notwendigkeit der Zusatzleistungen wird von dem Zahnarzt getroffen und zwischen ihm und Patienten in der Regel schriftlich vor der Behandlung anhand der GOZ vereinbart. Eine spätere Übernahme dieser fakultativen Leistungen werden nicht von deutschen gesetzlichen Krankenkassen getragen, jedoch können diese von manchen privaten Zusatzversicherungen zum Teil erstattet werden.

Das Verfahren ist je nach den Umständen oft kompliziert und kann mehrere Besuche über einen Zeitraum von mehreren Wochen erfordern.

Zahnärztin/Zahnarzt bei der Durchführung einer Wurzelbehandlung

Diagnostik und Vorbereitung

Röntgenbild einer Wurzelbehandlung

Vor der Durchführung einer endodontischen Therapie ist eine korrekte Diagnose des Zahnmarks und des umgebenden periapikalen Gewebes erforderlich. So kann der Endodontologe die am besten geeignete Behandlungsoption wählen, die den Erhalt und die Langlebigkeit des Zahns und des umliegenden Gewebes ermöglicht. Die Behandlungsoptionen für eine irreversibel entzündete Pulpa (irreversible Pulpitis) umfassen entweder die Extraktion des Zahns oder die Entfernung der Pulpa.

Durch die Entfernung des infizierten/entzündeten Pulpagewebes kann der Endodontologe dazu beitragen, die Langlebigkeit und Funktion des Zahns zu erhalten. Bei der Wahl der Behandlungsoption werden die voraussichtliche Prognose des Zahns und die Wünsche des Patienten berücksichtigt. Eine ausführliche Anamnese (einschließlich der Symptome und der medizinischen Vorgeschichte des Patienten), eine klinische Untersuchung (sowohl innerhalb als auch außerhalb des Mundes) und diagnostische Tests sind erforderlich.

Es gibt mehrere diagnostische Tests, die bei der Diagnose der Zahnpulpa und des umliegenden Gewebes helfen können. Dazu gehören:

  • Palpation (hierbei wird die Wurzelspitze von den darüber liegenden Geweben aus ertastet, um festzustellen, ob eine Schwellung oder Empfindlichkeit vorhanden ist)
  • Beweglichkeit (damit wird beurteilt, ob der Zahn im Zahnfach mehr als normal bewegt werden kann)
  • Perkussion (TTP, tender to percussion; der Zahn wird abgeklopft, um festzustellen, ob er empfindlich ist)
  • Transillumination (Durchleuchtung des Zahns, um festzustellen, ob Frakturen erkennbar sind)
  • Zahn-Slooth (hierbei wird der Patient aufgefordert, auf ein Kunststoffinstrument zu beißen; nützlich, wenn der Patient über Schmerzen beim Beißen klagt, da dies zur Lokalisierung des Zahns verwendet werden kann)
  • Röntgenaufnahmen
  • Zahnmarkuntersuchungen

Wird ein Zahn als so gefährdet angesehen (aufgrund von Karies, Rissen usw.), dass eine künftige Infektion als sehr wahrscheinlich oder unvermeidlich gilt, ist eine Pulpektomie (Entfernung des Pulpagewebes) ratsam, um eine solche Infektion zu verhindern. In der Regel liegt bereits eine Entzündung und/oder Infektion innerhalb und/oder unterhalb des Zahns vor. Um die Infektion zu heilen und den Zahn zu retten, bohrt der Zahnarzt in die Pulpakammer und entfernt die infizierte Pulpa. Um Bakterien aus der Pulpakammer und den Wurzelkanälen zu beseitigen, ist der Einsatz wirksamer Antiseptika und Desinfektionsmittel erforderlich. Die Weichteile werden entweder mit motorgetriebenen rotierenden Feilen oder mit langen nadelförmigen Handinstrumenten, den so genannten Handfeilen (H-Feilen und K-Feilen), aus dem/den Wurzelkanal(en) herausgebohrt.

Öffnung in der Krone

Der Zahnarzt macht eine Öffnung durch das Zahnschmelz- und Dentingewebe des Zahns, in der Regel mit einem Zahnbohrer, der mit einem Zahnfräser ausgestattet ist.

Isolierung des Zahns

Die Verwendung eines Kofferdams zur Isolierung des Zahns ist bei der endodontischen Behandlung aus mehreren Gründen unerlässlich:

  1. Er sorgt für ein aseptisches Operationsfeld und isoliert den Zahn vor Verunreinigungen durch Mund und Speichel. Durch die Kontamination des Wurzelkanals mit Speichel werden neue Mikroorganismen in den Wurzelkanal eingebracht, die die Prognose beeinträchtigen.
  2. Es erleichtert die Verwendung von starken Medikamenten, die zur Reinigung des Wurzelkanalsystems erforderlich sind.
  3. Sie schützt den Patienten vor dem Einatmen oder Verschlucken von endodontischen Instrumenten.

Entfernung des Pulpagewebes

Verfahren zur Formgebung

Die mechanische Aufbereitung des Wurzelkanals für die endodontische Therapie hat sich in mehreren Schritten weiterentwickelt. Die erste, die so genannte standardisierte Technik, wurde 1961 von Ingle entwickelt und hatte Nachteile wie den möglichen Verlust der Arbeitslänge und versehentliche Leistenbildung, Zipping oder Perforation. Spätere Verfeinerungen waren zahlreich und werden gewöhnlich als Techniken bezeichnet. Dazu gehören die Techniken Step-back, zirkuläres Feilen, inkrementelles Feilen, Feilen gegen die Krümmung, Step-down, Double Flare, Crown-down-pressureless, Balanced Force, Canal Master, Apical Box, progressive Erweiterung, modifiziertes Double Flare, passives Stepback, alternierende Drehbewegungen und apikale Durchgängigkeit.

Die Step-Back-Technik, die auch als teleskopische oder serielle Wurzelkanalaufbereitung bezeichnet wird, gliedert sich in zwei Phasen: In der ersten wird die Arbeitslänge festgelegt und dann der apikale Teil des Kanals behutsam geformt, da eine K-File der Größe 25 die Arbeitslänge erreicht; in der zweiten wird der restliche Kanal mit manuellen oder rotierenden Instrumenten aufbereitet. Dieses Verfahren hat jedoch einige Nachteile, wie z. B. die Möglichkeit eines unbeabsichtigten apikalen Transports. Es kann zu einer falschen Instrumentenlänge kommen, was durch den modifizierten Step-back behoben werden kann. Obstruierende Ablagerungen können mit der passiven Step-Back-Technik beseitigt werden. Die Crown Down-Technik ist ein Verfahren, bei dem der Zahnarzt den Kanal vom koronalen Teil aus aufbereitet, nachdem er die Durchgängigkeit des gesamten Kanals mit der apikalen Meisterfeile untersucht hat.

Es gibt ein Hybridverfahren, bei dem Step-Back und Crown-Down kombiniert werden: Nach der Prüfung der Durchgängigkeit des Kanals wird das koronale Drittel mit Hand- oder Gates-Glidden-Bohrern präpariert, dann wird die Arbeitslänge bestimmt und schließlich der apikale Teil mit Step-Back-Techniken geformt. Das Double Flare ist ein von Fava eingeführtes Verfahren, bei dem der Kanal mit einer kleinen Feile erkundet wird. Dann wird der Kanal mit K-Feilen von oben nach unten präpariert, und es folgt eine "Step-back"-Präparation in 1-mm-Schritten mit zunehmender Feilengröße. Bei der frühen koronalen Erweiterung, die auch als "Dreifachtechnik" bezeichnet wird, werden die apikalen Kanäle nach einer Arbeitslängenbestimmung mit einem Apex-Locator präpariert und dann schrittweise mit Gates-Glidden-Bohrern erweitert (nur koronales und mittleres Drittel). Beim namensgebenden dritten Mal kommt der Zahnarzt "am Apex an" und präpariert gegebenenfalls das Foramen mit einer K-File der Größe 25; die letzte Phase ist in zwei Verfeinerungsdurchgänge unterteilt: der erste mit einem 1-mm-gestaffelten Instrument, der zweite mit einer 0,5-mm-Staffelung. Ab Anfang der neunziger Jahre wurden nach und nach motorgetriebene Instrumente eingeführt, darunter das ProFile-System, die Greater Taper-Feilen, die ProTaper-Feilen und andere Systeme wie Light Speed, Quantec, K-3 rotary, Real World Endo und Hero 642.

Alle diese Verfahren beinhalten häufiges Spülen und Rekapitulieren mit der apikalen Hauptfeile, einer kleinen Feile, die das apikale Foramen erreicht. Hochfrequenz-Ultraschalltechniken sind ebenfalls beschrieben worden. Diese können insbesondere bei Fällen mit komplexer Anatomie oder bei der Entfernung von Fremdkörpern nach einem fehlgeschlagenen endodontischen Eingriff nützlich sein.

Zur füllungsgerechten Aufbereitung des Kanalsystems hat es sich bewährt, die Kanaleingänge zuerst von koronal nach apikal mit Gates-Glidden-Bohrern koronal zu erweitern. Die weitere Aufbereitung des Kanalsystems kann entweder mit einer apikalen-koronalen Methode wie der Step-back-Technik oder bei gekrümmten Kanälen mit einer koronalen-apikalen Methode wie der Crown-down-Technik erfolgen. Die Wurzelkanalinstrumente dienen neben dem Dentinabtrag (im Sinne einer Reinigung) vorrangig zur Formgebung der Wurzelkanalhohlräume. Die Instrumente schaffen durch die Bearbeitung der Wurzelkanalwände Platz, um die Effektivität der Spüllösungen zu verbessern und um ein definiertes Profil zum vorhersehbaren Verschluss zu präparieren.

Operative Techniken für Instrumente

Es gibt zwei leicht unterschiedliche Anti-Krümmungstechniken. Bei der Technik mit ausgeglichenen Kräften führt der Zahnarzt eine Feile in den Kanal ein und dreht sie eine Vierteldrehung im Uhrzeigersinn, um das Dentin zu erfassen, dann dreht er sie eine halbe/dreiviertel Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn, wobei er Druck in apikaler Richtung ausübt und das zuvor vernetzte Gewebe abschert. Aus den ausbalancierten Kräften leiten sich zwei weitere Techniken ab: die umgekehrte ausbalancierte Kraft (bei der die GT-Instrumente erst gegen den Uhrzeigersinn und dann im Uhrzeigersinn gedreht werden) und das sanftere "Feed and Pull", bei dem das Instrument nur eine Viertelumdrehung gedreht und nach dem Eingriff koronal bewegt, aber nicht herausgezogen wird.

Verwendung von Anästhetika

Im Jahr 2018 wird bei zahnärztlichen Eingriffen am häufigsten Novocain verwendet, um den Bereich um den Zahn zu betäuben. Für eine Wurzelbehandlung wird mehr Novocain benötigt als für eine einfache Füllung.

Spülung

Der Wurzelkanal wird mit einem Spüllösung gespült. Einige gängige Mittel sind im Folgenden aufgeführt:

  • Natriumhypochlorit (NaClO) in Konzentrationen zwischen 0,5 % und 5,25 %
  • 6 % Natriumhypochlorit mit Oberflächenmodifikatoren für einen besseren Fluss in die Ecken und Ritzen
  • 2%iges Chlorhexidin-Gluconat
  • 0,2% Chlorhexidingluconat plus 0,2% Cetrimoniumchlorid
  • 17% Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA)
  • Framycetin-Sulfat
  • Mischung aus Zitronensäure, Doxycyclin und Polysorbat 80 (Tensid) (MTAD)
  • Kochsalzlösung
  • Nahezu wasserfreies Ethanol

Das Hauptziel der chemischen Spülung besteht darin, Mikroben abzutöten und das Pulpagewebe aufzulösen. Bestimmte Spülmittel, wie Natriumhypochlorit und Chlorhexidin, haben sich in vitro als wirksame antimikrobielle Mittel erwiesen und werden bei der Wurzelkanalbehandlung weltweit häufig eingesetzt. Einer systematischen Übersichtsarbeit zufolge fehlt es jedoch an qualitativ hochwertigen Belegen, um die Verwendung eines Spülmittels gegenüber einem anderen im Hinblick auf die Kurz- und Langzeitprognose der Therapie zu unterstützen.

Wurzelkanalspülsysteme werden in zwei Kategorien unterteilt: manuelle Spültechniken und maschinengestützte Spültechniken. Die manuelle Spülung umfasst die Überdruckspülung, die in der Regel mit einer Spritze und einer seitlich belüfteten Nadel durchgeführt wird. Zu den maschinellen Spülungstechniken gehören Schall- und Ultraschallverfahren sowie neuere Systeme, die eine apikale Unterdruckspülung ermöglichen.

Füllung des Wurzelkanals

Das Standardfüllmaterial ist Guttapercha, ein natürliches Polymer, das aus dem Latex des Perchabaums (Palaquium gutta) hergestellt wird. Bei der endodontischen Standardtechnik wird ein Guttapercha-Kegel (eine "Spitze") zusammen mit einem Verschlusszement in den gereinigten Wurzelkanal eingebracht. Bei einer anderen Technik wird geschmolzene oder durch Wärme erweichte Guttapercha verwendet, die dann in den oder die Wurzelkanäle injiziert oder gepresst wird. Da Guttapercha jedoch beim Abkühlen schrumpft, können thermische Techniken unzuverlässig sein, so dass manchmal eine Kombination von Techniken verwendet wird. Guttapercha ist röntgendicht, so dass im Nachhinein überprüft werden kann, ob die Wurzelkanäle vollständig gefüllt und frei von Hohlräumen sind.

Ein alternatives Füllungsmaterial wurde in den frühen 1950er Jahren von Angelo Sargenti erfunden. Das Füllungsmaterial wurde im Laufe der Jahre in verschiedenen Formulierungen entwickelt (N2, N2 Universal, RC-2B, RC-2B White), die jedoch alle Paraformaldehyd enthalten. Wenn Paraformaldehyd in den Wurzelkanal eingebracht wird, bildet es Formaldehyd, das in den Kanal eindringt und ihn sterilisiert. Das Formaldehyd wird dann theoretisch in harmloses Wasser und Kohlendioxid umgewandelt. Einigen Untersuchungen zufolge ist das Ergebnis dieser Methode besser als bei einer Wurzelbehandlung mit Guttapercha. Nach Angaben des schwedischen Rates für Gesundheitstechnologiebewertung fehlen jedoch unbestreitbare wissenschaftliche Studien.

Wurzelkanalsealer zum Auffüllen der Räume zwischen der Guttapercha und den Wänden des Wurzelkanals sowie zwischen den Guttapercha-Kegeln

In seltenen Fällen kann die Paste, wie jedes andere Material auch, über die Wurzelspitze hinaus in den umgebenden Knochen gedrückt werden. Wenn dies geschieht, wird das Formaldehyd sofort in eine harmlose Substanz umgewandelt. Blut enthält normalerweise 2 mg Formaldehyd pro Liter, und der Körper reguliert dies innerhalb von Sekunden. Der Rest einer Überfüllung wird allmählich resorbiert, und das Ergebnis ist normalerweise gut. Im Jahr 1991 beschloss der ADA Council on Dental Therapeutics, dass die Behandlung "nicht empfohlen" wird, und sie wird an amerikanischen zahnmedizinischen Fakultäten nicht gelehrt. Wissenschaftliche Beweise für die endodontische Therapie fehlten und fehlen immer noch. Trotz dieser mangelnden Unterstützung hat die Sargenti-Technik Befürworter, die glauben, dass N2 kostengünstiger und mindestens so sicher wie Guttapercha ist.

Die Schmerzkontrolle kann manchmal schwierig sein, weil das Anästhetikum durch den Säuregehalt des Abszesses um die Zahnspitze inaktiviert wird. Manchmal kann der Abszess drainiert, Antibiotika verschrieben und der Eingriff wiederholt werden, wenn die Entzündung abgeklungen ist. Der Zahn kann auch freigelegt werden, um eine Drainage zu ermöglichen und den Druck zu verringern.

Ein wurzelbehandelter Zahn kann vor dem Zementieren einer Krone oder einer ähnlichen Restauration aus der Okklusion gelöst werden, um eine Fraktur des Zahns zu verhindern. Manchmal führt der Zahnarzt eine Vorbehandlung des Zahns durch, indem er die gesamte infizierte Pulpa des Zahns entfernt und den Zahn mit einem Verband und einer provisorischen Füllung versorgt. Dies wird als Pulpektomie bezeichnet. Der Zahnarzt kann auch nur den koronalen Teil der Zahnpulpa entfernen, der 90 % des Nervengewebes enthält, und die Pulpa in den Kanälen intakt lassen. Mit diesem Verfahren, der so genannten Pulpotomie, lassen sich im Wesentlichen alle Schmerzen beseitigen. Eine Pulpotomie kann eine relativ endgültige Behandlung für infizierte Milchzähne darstellen. Die Verfahren der Pulpektomie und der Pulpotomie zielen darauf ab, die Schmerzen bis zur Nachuntersuchung zum Abschluss der Wurzelbehandlung zu beseitigen. Ein erneutes Auftreten von Schmerzen könnte auf eine fortbestehende Infektion oder den Verbleib von vitalem Nervengewebe hinweisen.

Manche Zahnärzte entscheiden sich für eine vorübergehende Füllung des Kanals mit Kalziumhydroxidpaste, um die Stelle gründlich zu sterilisieren. Diese starke Basis wird eine Woche oder länger an Ort und Stelle belassen, um das umliegende Gewebe zu desinfizieren und die Entzündung zu verringern, so dass der Patient zu einem zweiten oder dritten Termin wiederkommen muss, um den Eingriff abzuschließen. Diese Option mit mehreren Besuchen scheint jedoch keine Vorteile zu bringen, und Verfahren mit nur einem Besuch zeigen sogar bessere (wenn auch statistisch nicht signifikante) Ergebnisse für die Patienten als Verfahren mit mehreren Besuchen.

Provisorische Füllung

Zwischen den Terminen wird ein provisorisches Füllungsmaterial eingesetzt. Eine undichte provisorische Füllung führt dazu, dass die Wurzelkanäle durch Bakterien im Speichel wieder infiziert werden (koronale Mikroleckage). Khayat et al. zeigten, dass alle Wurzelkanäle, die mit Guttapercha und Wurzelkanalsealer unter Verwendung von lateraler oder vertikaler Kondensation obturiert wurden, in weniger als 30 Tagen rekontaminiert wurden, wenn sie Speichel ausgesetzt waren. Daher ist die Aufrechterhaltung einer koronalen Versiegelung während der gesamten Wurzelkanalbehandlung sehr wichtig für den Erfolg der Behandlung.

Endgültige Restauration

Molaren und Prämolaren, bei denen eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt wurde, sollten mit einer Krone geschützt werden, die die Höcker des Zahns bedeckt. Der Grund dafür ist, dass durch den Zugang zum Wurzelkanalsystem ein erheblicher Teil der Zahnsubstanz entfernt wird. Molaren und Prämolaren sind die primären Zähne, die zum Kauen verwendet werden, und werden ohne Höckerschutz mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft brechen. Im Frontzahnbereich ist nach einem Wurzelkanalverfahren in der Regel keine Vollversorgung erforderlich, es sei denn, es liegt ein umfangreicher Zahnverlust durch Karies oder aus ästhetischen Gründen oder wegen einer ungewöhnlichen Okklusion vor. Das Einsetzen einer Krone oder einer höckerschützenden Goldgussabdeckung wird auch deshalb empfohlen, weil diese den behandelten Zahn am besten abdichten können. Es liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor, um die Auswirkungen von Kronen im Vergleich zu herkömmlichen Füllungen bei der Restauration wurzelgefüllter Zähne zu bewerten; die Entscheidung für eine Restauration sollte sich auf die klinische Erfahrung des Behandlers und die Präferenzen der Patienten stützen. Wenn der Zahn nicht perfekt abgedichtet ist, kann der Kanal undicht werden, was schließlich zum Versagen führt. Ein wurzelbehandelter Zahn kann immer noch kariös werden, und ohne angemessene häusliche Pflege und eine ausreichende Fluoridversorgung kann die Zahnstruktur stark kariös werden (oft ohne Wissen des Patienten, da der Nerv entfernt wurde und der Zahn kein Schmerzempfinden mehr hat). Daher ist die nicht restaurierbare kariöse Zerstörung der Hauptgrund für die Extraktion von Zähnen nach einer Wurzelbehandlung und macht bis zu zwei Drittel dieser Extraktionen aus. Daher ist es sehr wichtig, den Wurzelkanal regelmäßig röntgen zu lassen, um sicherzustellen, dass der Zahn keine Probleme aufweist, die dem Patienten nicht bewusst sind.

Endodontische Wiederbehandlung

Eine endodontische Behandlung kann aus vielen Gründen fehlschlagen: Ein häufiger Grund für das Scheitern ist ein unzureichendes chemomechanisches Debridement des Wurzelkanals. Ein häufiger Grund für das Scheitern der Behandlung ist ein unzureichendes chemomechanisches Debridement des Wurzelkanals. Dies kann auf einen schlechten endodontischen Zugang, eine verpasste Anatomie oder eine unzureichende Formung des Kanals, insbesondere im apikalen Drittel des Wurzelkanals, zurückzuführen sein, aber auch auf die Schwierigkeit, die akzessorischen Kanäle zu erreichen. Sie befinden sich meist im apikalen Drittel der Wurzel.

Wenn das Obturationsmaterial der oralen Umgebung ausgesetzt ist, kann die Guttapercha mit oralen Bakterien kontaminiert sein. Wenn eine komplexe und teure restaurative Zahnheilkunde in Betracht gezogen wird, sollte die kontaminierte Guttapercha im Idealfall im Rahmen eines Nachbehandlungsverfahrens ersetzt werden, um das Risiko eines Misserfolgs zu minimieren.

Die Art der Bakterien, die in einem defekten Kanal gefunden werden, kann sich von der eines normalen infizierten Zahns unterscheiden. Enterococcus faecalis und/oder andere fakultative enterische Bakterien oder Pseudomonas sp. sind in dieser Situation zu finden.

Die endodontische Sanierung ist technisch anspruchsvoll; sie kann ein zeitaufwändiges Verfahren sein, da der Zahnarzt eine sorgfältige Behandlung durchführen muss. Retreatment-Fälle werden in der Regel an einen spezialisierten Endodontologen überwiesen. Die Verwendung eines Operationsmikroskops oder einer anderen Vergrößerung kann die Ergebnisse verbessern.

Derzeit gibt es keine eindeutigen Beweise für eine chirurgische oder nicht-chirurgische Behandlung periapikaler Läsionen. In Studien wurde jedoch berichtet, dass Patienten nach einer chirurgischen Behandlung mehr Schmerzen und Schwellungen verspüren als nach einer nicht-chirurgischen Behandlung. Im Vergleich zu chirurgischen Techniken kann der Einsatz von Ultraschallgeräten die Heilung nach der Behandlung verbessern. Die Anwendung von Nanomotor-Implantaten wurde vorgeschlagen, um eine gründliche Desinfektion des Dentins zu erreichen. Es gibt keine Belege dafür, dass der Einsatz von Antibiotika nach einer endodontischen Behandlung eine postoperative Infektion verhindert.

Verwendete Instrumente und Geräte

Seit dem Jahr 2000 hat es große Innovationen in der Kunst und Wissenschaft der Wurzelkanalbehandlung gegeben. Zahnärzte müssen heute über die aktuellen Konzepte informiert sein, um eine Wurzelbehandlung optimal durchführen zu können. Die Wurzelkanalbehandlung ist automatisierter geworden und kann schneller durchgeführt werden, unter anderem dank der maschinengesteuerten Rotationstechnik und fortschrittlicherer Wurzelkanalfüllmethoden. Viele Wurzelkanalbehandlungen werden in einem einzigen Zahnarztbesuch durchgeführt, der etwa 1-2 Stunden dauern kann. Es gibt neuere Technologien (z. B. Cone-Beam-CT-Scanning), die eine effizientere, wissenschaftliche Messung der Abmessungen des Wurzelkanals ermöglichen, allerdings muss der Einsatz von CT-Scanning in der Endodontie begründet werden. Viele Zahnärzte verwenden bei der Wurzelkanalbehandlung eine Lupenbrille, und es herrscht Einigkeit darüber, dass Verfahren, die mit Lupenbrille oder anderen Formen der Vergrößerung (z. B. einem Operationsmikroskop) durchgeführt werden, mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sind als solche, die ohne sie durchgeführt werden. Obwohl allgemeine Zahnärzte zunehmend mit diesen fortschrittlichen Technologien vertraut sind, werden sie nach wie vor eher von Wurzelkanalspezialisten (den so genannten Endodontologen) eingesetzt.

Laserwurzelbehandlungen sind eine umstrittene Innovation. Laser sind zwar schnell, desinfizieren aber nachweislich nicht den gesamten Zahn und können den Zahn beschädigen.

Postoperative Schmerzen

Mehrere randomisierte klinische Studien kamen zu dem Schluss, dass die Verwendung rotierender Instrumente mit einer geringeren Inzidenz von Schmerzen nach dem endodontischen Eingriff verbunden ist als die Verwendung manueller Handinstrumente. Es wurde festgestellt, dass intraorale Kortikosteroid-Injektionen die Schmerzen in den ersten 24 Stunden bei Patienten mit symptomatischer irreversibler Pulpaentzündung lindern.

Komplikationen

Instrumentenfrakturen

Während einer Wurzelkanalbehandlung können sich Instrumente lösen (brechen), d. h. ein Teil der während des Eingriffs verwendeten Metallfeile verbleibt im Zahn. Das Feilensegment kann zurückbleiben, wenn eine akzeptable Reinigung und Formgebung bereits abgeschlossen wurde und der Versuch, das Segment zu entfernen, eine Beschädigung des Zahns zur Folge hätte. Auch wenn es für den Patienten möglicherweise beunruhigend ist, ist es relativ normal, dass sich Metall im Inneren eines Zahns befindet, z. B. bei Metallstiften, Amalgamfüllungen, Goldkronen und mit Metall verschmolzenen Porzellankronen. Das Auftreten von Feilenseparationen hängt von der Enge, Krümmung, Länge, Verkalkung und Anzahl der Wurzeln des zu behandelnden Zahns ab. Komplikationen, die sich aus unvollständig gereinigten Kanälen aufgrund einer Verstopfung durch die abgetrennte Feile ergeben, können durch eine chirurgische Wurzelkanalbehandlung behoben werden. Das Risiko eines Bruchs der endodontischen Feilen ist zu minimieren:

  • Sicherstellen, dass die Zugangskavität ein geradliniges Einführen der Feilen in die Kanäle ermöglicht
  • Schaffen Sie einen Gleitpfad, bevor Sie größere konische NiTi-Feilen verwenden.
  • Rotierende Instrumente mit der vom Hersteller empfohlenen Drehzahl und Drehmomenteinstellung verwenden
  • Einführung einer Einwegfeilenpolitik, um eine übermäßige Verwendung von Feilen zu vermeiden
  • Die Feile jedes Mal vor dem Einführen in den Kanal gründlich inspizieren
  • Ausreichende Verwendung von Spüllösungen
  • Vermeiden Sie die Verwendung von rotierenden Feilen in stark gekrümmten oder dilatierten Kanälen.

Natriumhypochlorit-Unfall

Ein Natriumhypochlorit-Unfall ist eine unmittelbare Reaktion mit starken Schmerzen, gefolgt von Ödemen, Hämatomen und Ekchymosen, die dadurch entstehen, dass die Lösung aus dem Zahn austritt und in den periapikalen Raum gelangt. Dies kann iatrogen durch Bindung oder übermäßigen Druck auf die Spülspritze verursacht werden, oder es kann auftreten, wenn der Zahn ein ungewöhnlich großes apikales Foramen aufweist. In der Regel löst es sich von selbst auf und kann zwei bis fünf Wochen dauern, bis es vollständig verschwunden ist.

Zahnverfärbung

Nach einer Wurzelbehandlung kommt es häufig zu Zahnverfärbungen; die genauen Ursachen hierfür sind jedoch nicht vollständig geklärt. Wenn das nekrotische Weichgewebe des Pulpasystems nicht vollständig gereinigt wurde, kann es zu Verfärbungen kommen, und auch bestimmte Wurzelkanalmaterialien (z. B. Guttapercha und Wurzelkanalversiegelungszemente) können Verfärbungen verursachen. Ein weiterer möglicher Faktor ist, dass der fehlende Pulpendruck in den Dentintubuli nach der Entfernung der Pulpa zu einer Inkorporation von Nahrungsmitteln in das Dentin führt.

Schlechte Qualität der Wurzelfüllung

An X-ray explanation of bad root canal therapy
Röntgenologische Erklärung für eine schlechte Wurzelbehandlung

Eine weitere häufige Komplikation bei der Wurzelkanalbehandlung besteht darin, dass der Wurzelkanal nicht in seiner gesamten Länge vollständig gereinigt und mit Wurzelfüllmaterial (in der Regel Guttapercha) gefüllt (obturiert) wird. Andererseits kann das Wurzelkanalfüllmaterial aus dem Apex extrudiert werden, was zu weiteren Komplikationen führt. Die Röntgenaufnahme am rechten Rand zeigt zwei benachbarte Zähne, die eine schlechte Wurzelkanalbehandlung erhalten hatten. Das Wurzelkanalfüllmaterial (3, 4 und 10) reicht nicht bis zum Ende der Zahnwurzeln (5, 6 und 11). Die dunklen Kreise an der Unterseite der Zahnwurzeln (7 und 8) deuten auf eine Infektion des umliegenden Knochens hin. Die empfohlene Behandlung besteht darin, entweder die Wurzelbehandlung zu wiederholen, wenn dies möglich ist, oder den Zahn zu ziehen und Zahnimplantate einzusetzen.

Ergebnis und Prognose

Wurzelkanalbehandelte Zähne können unter Umständen nicht heilen - zum Beispiel, wenn der Zahnarzt nicht alle Wurzelkanäle in einem Zahn findet, reinigt und füllt. Bei einem Oberkiefermolaren besteht eine mehr als 50-prozentige Chance, dass der Zahn vier statt nur drei Kanäle hat, aber der vierte Kanal, der oft als "mesio-bukkaler 2" bezeichnet wird, ist in der Regel sehr schwer zu sehen und erfordert oft spezielle Instrumente und Vergrößerung, um ihn zu erkennen (am häufigsten bei ersten Oberkiefermolaren; Studien haben gezeigt, dass durchschnittlich 76 % bis 96 % solcher Zähne einen MB2-Kanal aufweisen). Dieser infizierte Kanal kann eine anhaltende Infektion oder ein "Aufflackern" des Zahns verursachen. Jeder Zahn kann mehr Kanäle aufweisen als erwartet, und diese Kanäle können bei der Wurzelbehandlung übersehen werden. Manchmal sind die Kanäle ungewöhnlich geformt, so dass sie nicht vollständig gereinigt und gefüllt werden können; ein Teil des infizierten Materials kann im Kanal verbleiben. Manchmal reicht die Kanalfüllung nicht bis zur Zahnspitze, oder sie füllt den Kanal nicht so dicht aus, wie sie sollte. Manchmal kann eine Zahnwurzel während der Wurzelbehandlung perforiert werden, was die Füllung des Zahns erschwert. Die Perforation kann mit einem Wurzelreparaturmaterial gefüllt werden, z. B. mit einem aus natürlichem Zement gewonnenen Material, dem so genannten Mineraltrioxid-Aggregat (MTA). Ein Spezialist kann defekte Wurzelkanäle oft erneut behandeln, und diese Zähne heilen dann, oft Jahre nach der ersten Wurzelkanalbehandlung.

Das Überleben oder die Funktionalität des endodontisch behandelten Zahns ist jedoch oft der wichtigste Aspekt des Ergebnisses der endodontischen Behandlung und nicht die apikale Heilung allein. Jüngste Studien deuten darauf hin, dass Substanzen, die üblicherweise zur Reinigung des Wurzelkanals verwendet werden, den Kanal unvollständig sterilisieren. Ein ordnungsgemäß wiederhergestellter Zahn nach einer Wurzelkanalbehandlung weist langfristige Erfolgsraten von nahezu 97 % auf. In einer groß angelegten Studie mit mehr als 1,6 Millionen Patienten, die sich einer Wurzelkanalbehandlung unterzogen, hatten 97 % ihre Zähne 8 Jahre nach dem Eingriff behalten, wobei die meisten unerwünschten Ereignisse, wie eine erneute Behandlung, eine apikale Operation oder eine Extraktion, in den ersten 3 Jahren nach der ersten endodontischen Behandlung auftraten. Endodontisch behandelte Zähne sind anfällig für eine Extraktion, hauptsächlich aufgrund nicht restaurierbarer kariöser Zerstörung, in anderen Fällen aufgrund der unzureichenden Passform der Kronenränder, die den Zahn umschließen, was zum Eindringen von Bakterien führt, und in geringerem Maße aus endodontiebezogenen Gründen wie endodontischem Versagen, vertikaler Wurzelfraktur oder Perforation (Verfahrensfehler).

Der Ablauf einer Wurzelkanalbehandlung am Zahn 17

Systemische Probleme

Die Nichtunterbrechung der parodontalen Fasern ist ein Vorteil der endodontischen Therapie gegenüber der Implantattherapie (gekennzeichnet mit I-K)

Ein infizierter Zahn kann andere Teile des Körpers gefährden. Menschen mit besonderen Risikofaktoren, wie z. B. einem kürzlich erfolgten prothetischen Gelenkersatz, einem nicht reparierten angeborenen Herzfehler oder einer Immunschwäche, müssen unter Umständen Antibiotika einnehmen, um die Ausbreitung von Infektionen während zahnärztlicher Eingriffe zu verhindern. Die American Dental Association (ADA) versichert, dass alle Risiken angemessen kontrolliert werden können. Bei einer ordnungsgemäß durchgeführten Wurzelbehandlung wird der infizierte Teil des Zahnmarks effektiv aus dem Zahn entfernt.

In den frühen 1900er Jahren stellten mehrere Forscher die Theorie auf, dass Bakterien aus Zähnen mit nekrotischem Zahnmark oder nach einer endodontischen Behandlung durch die Übertragung von Bakterien über den Blutkreislauf eine chronische oder lokale Infektion in vom Zahn entfernten Gebieten verursachen könnten. Dies wurde als "Theorie der fokalen Infektion" bezeichnet und veranlasste einige Zahnärzte, die Zahnextraktion zu befürworten. In den 1930er Jahren wurde diese Theorie diskreditiert.

Eine Bakteriämie (Bakterien in der Blutbahn) kann durch viele alltägliche Tätigkeiten verursacht werden, z. B. durch das Zähneputzen, aber auch nach jedem zahnärztlichen Eingriff, der mit Blutungen verbunden ist. Besonders wahrscheinlich ist dies nach einer Zahnextraktion, da der Zahn bewegt und mit Gewalt entfernt werden muss. Endodontisch behandelte Zähne allein verursachen jedoch keine Bakteriämie oder systemische Erkrankungen.

Alternativen

Zu den Alternativen zur Wurzelbehandlung gehören keine Behandlung oder eine Zahnextraktion. Nach einer Zahnextraktion können Zahnimplantate, eine festsitzende Teilprothese (gemeinhin als Brücke bezeichnet) oder eine herausnehmbare Prothese als prothetischer Ersatz in Frage kommen. Der Verzicht auf eine Behandlung birgt Risiken wie Schmerzen, Infektionen und die Möglichkeit einer Verschlimmerung der Zahninfektion, so dass der Zahn irreparabel wird (eine Wurzelbehandlung ist nicht erfolgreich, was häufig auf einen übermäßigen Verlust an Zahnsubstanz zurückzuführen ist). Bei umfangreichem Verlust von Zahnsubstanz kann eine Extraktion die einzige Option sein.

Implantattherapie versus endodontische Therapie

Es gibt zahlreiche Forschungsarbeiten, in denen die endodontische Therapie mit der Implantattherapie verglichen wird, und zwar sowohl als Erstbehandlung als auch als Nachbehandlung bei fehlgeschlagenen endodontischen Erstversuchen. Durch die endodontische Therapie kann eine Unterbrechung der parodontalen Fasern vermieden werden, was die Propriozeption für das okklusale Feedback unterstützt, ein Reflex, der wichtig ist, um zu verhindern, dass Patienten falsch kauen und das Kiefergelenk beschädigen. In einem Vergleich zwischen einer ersten nicht-chirurgischen endodontischen Behandlung und Einzelzahnimplantaten wurden bei beiden Verfahren ähnliche Erfolgsquoten festgestellt. Während die Verfahren in Bezug auf Schmerzen und Unannehmlichkeiten ähnlich sind, besteht ein bemerkenswerter Unterschied darin, dass Patienten mit Implantaten während der Extraktion über die schlimmsten Schmerzen ihres Lebens" berichteten, während die Implantation selbst relativ schmerzfrei war. Die schlimmsten Schmerzen bei der endodontischen Behandlung wurden bei der ersten Betäubungsspritze angegeben. Einige Patienten, die ein Implantat erhalten haben, beschreiben auch einen dumpfen, nagenden Schmerz nach dem Eingriff, während die Patienten, die eine endodontische Behandlung erhalten haben, von einem "Gefühl" oder einer "Empfindlichkeit" in diesem Bereich berichten. Andere Studien haben ergeben, dass Patienten, die eine endodontische Behandlung erhalten haben, am Tag nach der Behandlung über die größten Schmerzen berichten, während Patienten, die eine Extraktion oder eine Implantation erhalten haben, am Ende der Woche nach dem Eingriff über die größten Schmerzen berichten.

Auch bei Implantaten dauert es länger: Je nach Schwere der Infektion vergehen in der Regel 3 bis 6 Monate zwischen der Zahnimplantation und dem Erhalt der Krone. Was das Geschlecht betrifft, so berichten Frauen nach einer endodontischen Behandlung tendenziell über eine höhere psychische Beeinträchtigung und nach einer Zahnimplantation über eine höhere Rate körperlicher Beeinträchtigungen, während bei Männern kein statistisch signifikanter Unterschied festzustellen ist. Die Kaukraft ist bei endodontisch behandelten Zähnen im Vergleich zu Implantaten deutlich stärker. Die anfänglichen Erfolgsraten nach Einzelzahnimplantaten und endodontischen mikrochirurgischen Eingriffen sind in den ersten 2 bis 4 Jahren nach dem Eingriff ähnlich, doch danach ist die Erfolgsrate der endodontischen Mikrochirurgie im Vergleich zur Implantation geringer.

In gewissem Maße haben die Erfolgskriterien aufgrund der inhärenten Unterschiede zwischen den Verfahren in der Vergangenheit Vergleiche eingeschränkt, wobei der Erfolg der endodontischen Therapie als das Fehlen einer periapikalen Luzenz auf Röntgenbildern oder als das Fehlen eines sichtbaren Hohlraums an der Zahnwurzel auf Bildern definiert wurde. Der Erfolg eines Implantats hingegen wird durch die Osseointegration oder die Fusion des Implantats mit dem angrenzenden Ober- oder Unterkiefer definiert. Bei endodontisch behandelten Zähnen ist der Bedarf an Nachbehandlungen nach der endgültigen Restauration deutlich geringer, während bei Implantaten mehr Termine für den Abschluss der Behandlung und mehr Pflege erforderlich sind. Sozioökonomisch gesehen entscheiden sich Amerikaner europäischer Abstammung und wohlhabende Patienten eher für eine Implantattherapie, während afroamerikanische und weniger wohlhabende Patienten eine endodontische Behandlung bevorzugen.

Ursachen

Apikale Aufhellung an der mesialen Wurzelspitze des Zahnes 36

Die Ursachen für die Entzündung des Zahnmarks (Pulpitis) sind vielfältig. Meist besteht zunächst ein kariöser Defekt, der als Eintrittspforte für Bakterien dient und eine gewisse Zeit schmerzfrei verläuft. Eine Zahnfraktur oder ein Behandlungstrauma, zum Beispiel durch Überhitzung beim Beschleifen des Zahnes für eine Zahnkrone, kann zu einer Pulpitis führen, die akut äußerst schmerzhaft sein kann. Gelegentlich kann auch eine Entzündung der Pulpa von retrograd erfolgen, wenn der Zahnhalteapparat so weit geschädigt ist, dass die Infektion über die Zahnfleischtasche bis an die Wurzelspitze vordringt und von dort in den Wurzelkanal aufsteigt.

Im Verlauf einer odontogenen Infektion stirbt unbehandelt die Pulpa ab und die Keime breiten sich im System der Wurzelkanäle aus. Der Körper reagiert mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis apicalis) im Sinne einer Abwehrreaktion. Eine Parodontitis apicalis kann in einer akuten oder einer chronischen Form vorliegen. Die akute Form ist oft mit Schmerzen verbunden, sie kann unter Umständen röntgenologisch nur schwer verifiziert werden, während eine chronische Parodontitis apicalis bei einer Auflösung der Knochenstruktur im Bereich der Wurzelspitze im Röntgenbild als Aufhellung sichtbar sein kann. Im Röntgenbild erscheint die Aufhellung dunkel, da das Röntgenbild ein Negativ darstellt.

Ziel der Behandlung

Ziele und Prinzipien der Wurzelkanalaufbereitung

  • Vollständige Entfernung des Pulpagewebes, von Keimen und nekrotischem Material aus allen Kanälen
  • Erhaltung der Integrität des periapikalen Gewebes oder Schaffen der Voraussetzung zur Ausheilung bereits existierender Läsionen endodontischen Ursprungs
  • Aufbereitung exakt bis zum endodontischen Apex
  • Allseits gleichmäßige Bearbeitung der Kanalwände ohne Formveränderung des Kanals und ohne übermäßige Schwächung der Wurzel
  • Formgebung zur Erleichterung und Optimierung der definitiven Füllung

Ziele und Prinzipien der Wurzelfüllung

Bakteriendichter und dauerhafter Verschluss des Wurzelkanalsystems mit nichtresorbierbaren, randständigen, röntgensichtbaren und biokompatiblen Materialien wie Guttapercha. Das Füllmaterial soll dabei gegebenenfalls auch leicht wieder entfernbar sein.

Praktische Durchführung

Schritte der Wurzelkanalbehandlung
Wurzelkanalinstrumente, von links: Lentulo (Wurzelfüller), Reamer, K-Feile, Hedströmfeile, alle ISO-Größe 25

Zugangskavität

Nach ggf. Anlegen von Kofferdam wird zunächst ein Zugang zum Kanalsystem geschaffen. Dieser muss einerseits groß genug sein, um die Behandlung unter guter Sicht durchführen zu können, andererseits aber auch nicht zu groß, um den unnötigen Verlust von gesunder Zahnsubstanz zu vermeiden.

Reinigung

Nach einer Lokalanästhesie erfolgt die Längenbestimmung des Wurzelkanals oder der -kanäle (anhand eines Röntgeneinzelbilds in Verbindung mit speziellen Messnadeln oder auf elektrischem Weg durch Endometrie). Anschließend werden die Kanäle mit Handfeilen oder maschinell angetriebenen rotierenden Instrumenten konisch erweitert („aufbereitet“). Durch Spülungen mit verschiedenen Lösungen wie z. B.: NaOCl, 3%ige H2O2 Lösung, EDTA oder CHX, werden Verunreinigungen aus den Kanälen entfernt, die Schmierschicht beseitigt und Mikroorganismen bekämpft. Mittels Laser kann vor der Abfüllung der Kanäle zusätzlich zu den üblich verwendeten Spüllösungen eine Desinfektion erfolgen. Die Spüllösungen können durch Ultraschall aktiviert werden, um die Wirkung zu verstärken. Auf diese Weise können auch Kanalverzweigungen und infizierte Dentinbereiche desinfiziert werden, die einer instrumentellen Aufbereitung nicht zugänglich sind. Auf Endodontie spezialisierte Zahnärzte verwenden bei der Wurzelkanalbehandlung ein Operationsmikroskop, das mit seiner zusätzlichen Lichtquelle mit koaxialem Licht und der Vergrößerung das Auffinden und Betrachten der Kanaleingänge erleichtert.

Füllung

Wurzelfüller nach Lentulo

Die Wurzelfüllung gehört zu den Zahnfüllungen. Nach der Reinigung und Ausformung der Wurzelkanäle werden die Hohlräume gefüllt. Dies erfolgt überwiegend mit Guttapercha und einem Dichtzement, einem Versiegler (engl. „Sealer“). Die Wurzelfüllung sollte möglichst viel Guttapercha und möglichst wenig Sealer enthalten, weil die Guttapercha das biokompatiblere und stabilere Material darstellt.

Sollte keine sofortige Wurzelfüllung möglich sein, erfolgt zunächst eine medikamentöse Einlage. Dabei wird meistens ein (iodhaltiges) Calciumhydroxid-Präparat, seltener ein Kortison-Antibiotikum-Präparat, verwendet. In diesen Fällen werden die Wurzelkanäle erst in einer weiteren Behandlungssitzung endgültig verschlossen.

Die Wurzelfüllung kann klassisch mittels eines Zements und eines Guttaperchastifts erfolgen (Ein-Stift-Methode) oder mittels lateraler Kondensation, wo zusätzlich noch weitere Guttaperchastifte eine dichtere Wurzelfüllung ermöglichen. Es gibt des Weiteren die Möglichkeit, mittels thermischer Wurzelfüllungstechniken den Zahn abzufüllen. Dabei wird ein Guttaperchastift erwärmt und dann in den Kanal eingebracht, so dass dadurch die Möglichkeit besteht, durch Verflüssigung des Materials in die Aufästelung des Wurzelkanals an der Wurzelspitze in die kleinen Lumen einzudringen. Hier kann es zu einem Herauspressen des Sealermaterials um die Wurzelspitze kommen (Puff). Zudem besteht die Möglichkeit, einen Stift zuerst einzubringen und diesen dann im Kanal zu erwärmen und abzutrennen („Downpack“) und den Rest des Kanals mit flüssiger Guttapercha (Backfill) aufzufüllen. Für die zuletzt genannte Technik ist ein Operationsmikroskop zur besseren Sicht von Vorteil. Zusätzlich bietet das Operationsmikroskop die Möglichkeit, weitere kleinere Kanäle im Zahn aufzufinden oder Perforationen im Kanal mit besonderen Materialien zu decken.

Forschung

Neue Arten von Guttapercha-Spitzen sollen mit Hilfe von Nanodiamanten das Wachstum von Bakterien nach einer Wurzelkanalbehandlung erfolgreich bekämpfen. Dabei handelt es sich um winzige Kohlenstoffverbindungen, welche gezielt mit Arzneien gefüllt werden können und somit zu einer verbesserten Wirkung in der Behandlung beitragen. Die NDGP genannten Guttaperchaspitzen werden mit einem Anteil an Nanodiamanten und mit dem Breitbandantibiotikum Amoxicillin versetzt. Bakteriellen Restinfektionen soll damit nach einer Wurzelkanalbehandlung vorgebeugt werden.

Zusammensetzung

Trans-1,4-Polyisopren + ZnO2 + BaSO4 + Wachs

Nanodiamanten + Amoxicillin → ND-AMC

Mögliche Komplikationen

Wurzelfraktur zwei Jahre nach einer Wurzelkanalbehandlung

Unter optimalen Bedingungen liegen die Erfolgschancen einer Wurzelbehandlung bei 90 Prozent. In Deutschland sind allerdings in 60 bis 50 Prozent der Fälle weitere Behandlungen nötig, da ideale Bedingungen selten gegeben sind und häufig Komplikationen auftreten. Komplikationen bei Wurzelkanalbehandlungen können verursacht werden durch:

  • unzugängliche Kanalabschnitte (Verlegung des Kanallumens durch Dentikel, starke Krümmung der Wurzel, Verzweigungen),
  • abgebrochene Instrumente,
  • besonders hartnäckige Mikroorganismen wie etwa Enterococcus faecalis oder Candida albicans, die bis zu 0,4 mm tief in Dentintubuli eindringen und als Monoinfektion überleben können,
  • eine zusätzliche parodontale Schädigung des Zahnes,
  • Via falsa („falscher Weg“) – iatrogene (vom Arzt verursachte) Perforation der Wurzel oder
  • Frakturen der Wurzel.

In manchen Fällen ist ergänzend eine Wurzelspitzenresektion mit retrograder Wurzelfüllung indiziert. Alternativ kann eine Revision der Wurzelkanalbehandlung angebracht sein, der im Regelfall der Vorzug vor einer Wurzelspitzenresektion gegeben werden sollte.

siehe ausführlicher: Alternativen zur Wurzelspitzenresektion

Stammzellengewinnung aus dem Zahnmark der Milchzähne

Das Milchzahngebiss eignet sich als Quelle der Stammzellengewinnung. Die im Zahnmark befindlichen Zellen können extrahiert, mit einem speziellen Wachstumsmittel kultiviert und schließlich für medizinische Zwecke konserviert werden. Die Stammzellen können in der Zahnmedizin für die Regeneration der dentalen Pulpa bei Erwachsenen eingesetzt werden. Mithilfe einer Verpflanzung von Stammzellen im Rahmen eines Tissue Engineerings können sich Teile der Wurzelkanäle wieder erneuern.