Niemöl

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Niembaum (Azadirachta indica)
Niemöl
Neemöl als natürliches Pflanzenschutzmittel

Niemöl (auch Nimöl oder Neemöl) ist ein pflanzliches Öl, das aus den Samen der Steinfrüchte des indischen Niembaumes gewonnen wird. Die Samen enthalten 30 bis 50 % ihres Gewichts als Öl. Das grünlich-gelbe bis bräunliche Öl hat einen starken Geruch nach Zwiebeln, Knoblauch und Schwefel, sowie einen bitteren Geschmack.

Neem-Expelleröl

Zusammensetzung

Azadirachtin ist das bekannteste und am besten untersuchte Triterpenoid im Neemöl. Nimbin ist ein weiteres Triterpenoid, dem einige der Eigenschaften des Neemöls als Antiseptikum, Antimykotikum, Antipyretikum und Antihistaminikum zugeschrieben werden.

Das Öl besteht zu 25 bis 58 % aus Ölsäure, zu 16 bis 34 % aus Palmitinsäure, zu 6 bis 24 % aus Stearinsäure und 6 bis 14 % aus Linolsäure. Genetisch verwandte Baumindividuen weisen ein ähnliches Mischungsverhältnis der Fettsäuren auf.

Verwendungen

Ayurveda

Neemöl wird seit langem in der ayurvedischen Volksmedizin verwendet. Es gibt begrenzte Beweise für seine Verwendung bei der Behandlung akuter Hauttoxizität bei der Chemotherapie von Kopf- und Halskrebs mit Cisplatin.

Toxizität

Die Einnahme von Neemöl ist potenziell toxisch und kann bei Säuglingen und Kleinkindern zu metabolischer Azidose, Krampfanfällen, Nierenversagen, Enzephalopathie und schwerer Hirnischämie führen. Neemöl sollte nicht allein und ohne andere Lösungen konsumiert werden, insbesondere nicht von schwangeren Frauen, Frauen, die ein Kind bekommen wollen, oder Kindern. Es kann auch mit allergischer Kontaktdermatitis in Verbindung gebracht werden.

Harze

In jüngster Zeit wird Neemöl zur Herstellung verschiedener polymerer Harze verwendet. Diese Harze werden für die Formulierung verschiedener Arten von Polyurethanbeschichtungen verwendet.

Schädlingsbekämpfungsmittel

Formulierungen aus Neemöl finden auch breite Anwendung als Biopestizid im Gartenbau und im ökologischen Landbau, da es eine Vielzahl von Schädlingen abwehrt, darunter Wollläuse, Rübenmücken, Blattläuse, Kohlmaden, Thripse, Weiße Fliegen, Milben, Trauermücken, Käfer, Mottenlarven, Pilzfliegen, Minierfliegen, Raupen, Heuschrecken, Nematoden und den Japanischen Käfer. Es ist nicht bekannt, dass Neemöl für Säugetiere, Vögel, Regenwürmer oder einige Nutzinsekten wie Schmetterlinge, Honigbienen und Marienkäfer schädlich ist, wenn es nicht direkt in deren Lebensraum oder auf deren Nahrungsquelle konzentriert wird. Es kann als Haushaltspestizid gegen Ameisen, Bettwanzen, Schaben, Stubenfliegen, Sandfliegen, Schnecken, Termiten und Stechmücken sowohl als Repellent als auch als Larvizid eingesetzt werden.

Neem-Extrakte wirken als Antifeedant und blockieren die Wirkung des Insektenmauserhormons Ecdyson. Azadirachtin ist der aktivste dieser Wachstumsregulatoren (Limonoide), der zu 0,2-0,4 % in den Samen des Neembaums vorkommt.

Anwendungsbereiche

Eingesetzt wird es aufgrund seiner insektiziden Wirkung unter anderem als wässrige Emulsion zur Bekämpfung von Schädlingen auf Pflanzen sowie Parasiten auf Mensch und Tier. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz sind Azadirachtin-haltige bzw. Niem-haltige Pflanzenschutzmittel zugelassen. Auch Körperpflegemittel wie Seife oder Shampoos mit Niemextrakten sind auf dem Markt. Ein Produkt zur Bekämpfung von Kopfläusen ist Niemolind. Der Rückstand beim Pressen (der Presskuchen) wird als milder Dünger mit insektizider Wirkung und sogar als Viehfutter verwendet.

Niemöl wird zwar meist als für Warmblüter gesundheitlich unbedenklich beschrieben, jedoch sollte man die Möglichkeit von Nebenwirkungen nicht ganz außer Acht lassen, insbesondere, da durch unsachgemäße Ölgewinnung und Lagerung auch Giftstoffe, beispielsweise Schimmelpilze, in das Produkt gelangen können.

Der Einsatz im Zusammenhang mit Hausstaubmilbenallergie ist umstritten.

Wirkung als Insektizid

Azadirachtin, der Hauptwirkstoff des Öls, sowie das ebenfalls enthaltene, strukturell ähnliche Salannin wirken auf den Hormonhaushalt der Schädlinge, indem sie die Synthese von Chitin stören. Dadurch wird verhindert, dass sich die Larven erfolgreich häuten und verpuppen können. Damit können die Insektenlarven nicht zum nächsten Schritt im Wachstumszyklus übergehen. Fraßschädlinge werden von Azadirachtin schwach, stärker von Salannin abgeschreckt, die Giftwirkung gegen ausgewachsene Insekten ist allerdings gering.