Achillessehne
Achillessehne ⓘ | |
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Einzelheiten | |
Lage | Rückseite des Unterschenkels |
Bezeichnungen | |
Lateinisch | tendo calcaneus, tendo Achillis |
Anatomische Terminologie [Bearbeiten auf Wikidata] |
Die Achillessehne oder Fersensehne, auch Fersensehne genannt, ist eine Sehne an der Rückseite des Unterschenkels und die dickste im menschlichen Körper. Sie dient dazu, die Muskeln Plantaris, Gastrocnemius (Wade) und Soleus am Fersenbein zu befestigen. Diese Muskeln bewirken über die Sehne die Plantarflexion des Fußes im Sprunggelenk und (mit Ausnahme des Soleus) die Flexion im Knie. ⓘ
Zu den Anomalien der Achillessehne gehören Entzündungen (Achillessehnenentzündung), Degeneration, Rupturen und Einlagerungen von Cholesterin (Xanthome). ⓘ
Die Achillessehne wurde im Jahr 1693 nach dem griechischen Helden Achilles benannt. ⓘ
Aufbau
Die Achillessehne verbindet, wie andere Sehnen auch, den Muskel mit dem Knochen und befindet sich an der Rückseite des Unterschenkels. Die Achillessehne verbindet den Gastrocnemius- und den Soleus-Muskel mit dem Fersenbeinhöcker (Tuberositas calcanei) am Fersenbein (Calcaneus). Die Sehne beginnt in der Nähe der Wadenmitte und nimmt an ihrer Innenseite Muskelfasern auf, vor allem vom M. soleus, die fast bis zu ihrem unteren Ende reichen. Unten wird sie allmählich dünner und setzt im mittleren Teil der Rückseite des Fersenbeins an. Die Sehne spreizt sich an ihrem unteren Ende etwas auf, so dass ihre schmalste Stelle etwa 4 cm oberhalb ihres Ansatzes liegt. ⓘ
Die Sehne ist von der Faszie und der Haut bedeckt und ragt deutlich hinter dem Knochen hervor; die Lücke ist mit Areolar- und Fettgewebe ausgefüllt. Zwischen der Sehne und dem oberen Teil des Fersenbeins befindet sich ein Schleimbeutel. Er ist etwa 15 Zentimeter lang. Seitlich des Muskels und oberflächlich von ihm verläuft die kleine Vena saphena magna. Der Nervus suralis begleitet die kleine Vena saphena magna auf ihrem Weg in den hinteren Teil des Beins und verläuft inferolateral zu ihr, wenn er den seitlichen Rand der Achillessehne kreuzt. Die Sehne ist die dickste Sehne des menschlichen Körpers. Sie kann beim Gehen das 3,9-fache des Körpergewichts und beim Laufen das 7,7-fache des Körpergewichts als Belastung aufnehmen. ⓘ
Die Achillessehne ist schlecht durchblutet und wird hauptsächlich über einen rezidivierenden Ast der Arteria tibialis posterior und teilweise über arterielle Äste, die durch die umliegenden Muskeln verlaufen, versorgt. ⓘ
Die Achillessehne überträgt die Kraft des Musculus triceps surae, der aus dem Musculus gastrocnemius (zwei Köpfe, entspringt beidseitig am Oberschenkelknochen in der Kniekehle) und dem Musculus soleus (ein Kopf, Ursprung an der Hinterseite der Tibia sowie hinten an Hals und Köpfchen der Fibula); am medialen Rand strahlt die Sehne des Musculus plantaris (Ursprung direkt oberhalb des äußeren Kopfes des Musculus gastrocnemius) ein. Damit ermöglicht die Achillessehne vor allem die kraftvolle Plantarflexion (Beugung des Fußes in Richtung der Fußsohle), aber auch die Inversion (Supination, Auswärtskantung) des Fußes. ⓘ
Der Achillessehnenreflex (Plantarflexion des Fußes nach Schlag auf die leicht vorgestreckte Sehne) ist der Kennreflex für das Segment S1 (-S2). ⓘ
Funktion
Über die Achillessehne bewirken die Muskeln Gastrocnemius und Soleus eine Plantarflexion des Fußes am Knöchel. Dadurch wird die Fußsohle näher an den hinteren Teil des Beins herangeführt. Der Gastrocnemius beugt außerdem das Bein im Knie. Beide Muskeln werden durch den Nervus tibialis innerviert. Da die Fasern der Sehne um 90 Grad spiralförmig verlaufen, setzen die Fasern des Gastrocnemius eher an der Außenseite des Knochens an, während die Fasern des Soleus eher in der Nähe der Mittellinie ansetzen. ⓘ
Die Vibration der Sehne ohne Sicht hat einen großen Einfluss auf die Haltungsorientierung. Die Vibration der Sehne bewirkt eine Rückwärtsbewegung und die Illusion einer Vorwärtsneigung des Körpers bei stehenden Personen. Der Grund dafür ist, dass die Vibrationen die Muskelspindeln in den Wadenmuskeln stimulieren. Die Muskelspindeln signalisieren dem Gehirn, dass sich der Körper nach vorne bewegt, und das zentrale Nervensystem kompensiert dies, indem es den Körper nach hinten bewegt. ⓘ
Klinische Bedeutung
Entzündung
Eine Entzündung der Achillessehne wird als Achillessehnenentzündung bezeichnet. Bei der Achillessehnenentzündung handelt es sich um eine schmerzhafte oder steife Sehne, die sich vor allem bei körperlicher Anstrengung verschlimmert und im Allgemeinen auf eine Überlastung zurückzuführen ist. Die häufigsten Symptome sind Schmerzen und Schwellungen im Bereich der betroffenen Sehne. Die Schmerzen sind typischerweise zu Beginn der Belastung schlimmer und nehmen danach ab. Es kann auch eine Steifheit des Knöchels auftreten. Die Erkrankung beginnt im Allgemeinen schleichend. ⓘ
Sie tritt häufig als Folge von Überbeanspruchung auf, beispielsweise beim Laufen. Weitere Risikofaktoren sind Traumata, ein bewegungsarmer Lebensstil, hohe Schuhe, rheumatoide Arthritis und Medikamente aus der Gruppe der Fluorchinolone oder Steroide. Die Diagnose stützt sich im Allgemeinen auf die Symptome und die Untersuchung. ⓘ
Zur Vorbeugung werden häufig Dehnungs- und Kräftigungsübungen für den Rücken empfohlen, doch gibt es kaum Belege für diese Maßnahmen. Die Behandlung umfasst in der Regel Ruhe, Eis, nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs) und Physiotherapie. Ein Fersenlift oder Orthesen können ebenfalls hilfreich sein. Wenn die Symptome trotz anderer Behandlungen länger als sechs Monate andauern, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Die Achillessehnenentzündung ist relativ häufig. ⓘ
Degeneration
Die Degeneration der Achillessehne (Tendinose) wird in der Regel entweder mit MRT oder Ultraschall untersucht. In beiden Fällen ist die Sehne verdickt und kann durch das Vorhandensein einer Paratenonitis, einer retrocalcanealen oder retroachillären Bursitis eine Entzündung der Umgebung aufweisen. Innerhalb der Sehne können ein erhöhter Blutfluss, eine Desorganisation der Sehnenfibrillen und partielle Dickenrisse festgestellt werden. Die Achillessehnen-Tendinose betrifft häufig den mittleren Teil der Sehne, kann aber auch den Ansatz betreffen, was dann als Enthesopathie bezeichnet wird. Die Enthesopathie kann im Zusammenhang mit fortschreitendem Alter auftreten, wird aber auch mit Arthritis wie Gicht und den seronegativen Spondyloarthitiden in Verbindung gebracht. Die Achillessehnen-Tendinose ist ein bekannter Risikofaktor für Wadenmuskelrisse. ⓘ
Ruptur
Eine Achillessehnenruptur liegt vor, wenn die Achillessehne reißt. Zu den Symptomen gehört ein plötzlich auftretender stechender Schmerz in der Ferse. Wenn die Sehne reißt, kann ein schnappendes Geräusch zu hören sein, und das Gehen wird schwierig. ⓘ
Ein Riss entsteht in der Regel durch ein plötzliches Hochbeugen des Fußes, wenn der Wadenmuskel beansprucht wird, durch ein direktes Trauma oder eine seit langem bestehende Sehnenentzündung. Weitere Risikofaktoren sind die Einnahme von Fluorchinolonen, eine erhebliche Veränderung der körperlichen Belastung, rheumatoide Arthritis, Gicht oder die Einnahme von Kortikosteroiden. Die Diagnose wird in der Regel anhand der Symptome und der Untersuchung gestellt und durch bildgebende Verfahren unterstützt. Eine Achillessehnenruptur tritt bei etwa 1 von 10.000 Menschen pro Jahr auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Am häufigsten sind Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren betroffen. ⓘ
Zur Vorbeugung können Dehnungsübungen vor dem Sport gehören. Die Behandlung kann durch einen chirurgischen Eingriff oder einen Gipsverband erfolgen, bei dem die Zehen etwas nach unten gerichtet sind. Eine relativ schnelle Wiederaufnahme der Belastung (innerhalb von 4 Wochen) scheint in Ordnung zu sein. Das Risiko eines erneuten Bruches liegt bei einem Gipsverband bei etwa 25 %. Wenn eine angemessene Behandlung nicht innerhalb von 4 Wochen nach der Verletzung erfolgt, sind die Ergebnisse nicht so gut. ⓘ
Xanthome
Sehnen-Xanthome sind Cholesterinablagerungen, die sich häufig in der Achillessehne von Menschen mit Fettstoffwechselstörungen wie der familiären Hypercholesterinämie entwickeln. ⓘ
Neurologische Untersuchung
Die Achillessehne wird häufig im Rahmen einer neurologischen Untersuchung untersucht. Bei dieser Untersuchung wird die Sehne mit einem Sehnenhammer geschlagen. Dabei werden die Spinalnerven S1 und S2 getestet: Eine normale Reaktion ist die Plantarflexion (Abwärtsbewegung) des Fußes. ⓘ
Ebene oder Teil der betroffenen Sehne ⓘ
- Paratendinopathie: Entzündung einer Bindegewebshülle, die die Sehne umgibt und sie vor Reibung, Reizung und wiederholtem Trauma schützt
- Insertiv: Eminent überlastungsbedingte Verletzung, die häufig bei Lauf- und Sprungsportlern auftritt. Patienten, die von einer insertionellen Achillessehnen-Tendinopathie betroffen sind, klagen über Schmerzen an der hinteren Seite der Ferse und können eine morgendliche Steifheit, Schwellungen bei Aktivität und Zärtlichkeit im Bereich des Sehnenansatzes haben. Wenn dieser Zustand chronisch wird, können sich Kalkablagerungen im Bereich des Achillessehnenansatzes bilden (aufgrund von Mikrofrakturen und der Heilung der osteotendinösen Verbindung), die, wenn sie über einen längeren Zeitraum anhalten, zu einer anormalen knöchernen Vorwölbung auf der hinteren Seite der Ferse führen können, einem Zustand, der als Haglund-Deformität bekannt ist.
- Mittlere Portion: Tritt etwa 2-7 cm proximal des Achillesansatzes im Fersenbein auf. Kennzeichnend ist eine Kombination aus Schmerz und Schwellung auf dieser Ebene. Damit verbunden ist eine bemerkenswerte Leistungseinschränkung. ⓘ
Andere Tiere
Bei Menschenaffen ist die Achillessehne kurz oder gar nicht vorhanden, während sie bei Gibbons und Menschen, die in Bäumen leben, lang ist. Sie dient der elastischen Energiespeicherung beim Hüpfen, Gehen und Laufen. Computermodelle deuten darauf hin, dass diese energiespeichernde Achillessehne die Spitzengeschwindigkeit beim Laufen um mehr als 80 % erhöht und die Laufkosten um mehr als drei Viertel reduziert. Es wurde vermutet, dass das Fehlen einer gut entwickelten Achillessehne bei den nichtmenschlichen afrikanischen Affen sie vom effektiven Laufen, sowohl bei hohen Geschwindigkeiten als auch über längere Strecken, ausschließt. ⓘ
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Sehne, die nach Achilles benannt wurde, stammt aus dem Jahr 1693 von dem flämisch-niederländischen Anatomen Philip Verheyen. In seinem weit verbreiteten Werk Corporis Humani Anatomia beschrieb er die Lage der Sehne und sagte, dass sie gemeinhin "die Sehne des Achilles" genannt wurde. Die Sehne wurde bereits von Hippokrates als "tendo magnus" (lateinisch für "große Sehne") und von späteren Anatomen vor Verheyen als "chorda Hippocratis" (lateinisch für "Sehne des Hippokrates") beschrieben. ⓘ
Verheyen bezog sich auf die mythologische Erzählung, dass Achilles von seiner Mutter Thetis an der Ferse gehalten wurde, als sie ihn als Baby in den Fluss Styx tauchte, um seinen Körper unverwundbar zu machen. Da die Ferse, an der sie ihn festhielt, nicht vom Wasser berührt wurde, war sie seine einzige verwundbare Stelle (daher der Ausdruck "Achillesferse") und er wurde schließlich durch einen Giftpfeil in die Ferse getötet. Der Name verweist somit auch auf die besonders behindernde und schmerzhafte Wirkung einer Verletzung dieser Sehne. Der erste geschlossene Riss wurde von Ambroise Pare im sechzehnten Jahrhundert beschrieben. ⓘ
Die Achillessehne wird auch als "tendo calcaneus" (lateinisch für "Fersensehne") bezeichnet. Da Eponyme (Personennamen) keinen Bezug zum Gegenstand haben, haben die meisten anatomischen Eponyme auch wissenschaftlich beschreibende Bezeichnungen. Der Begriff Fersenbein kommt vom lateinischen calcaneum, was Ferse bedeutet. ⓘ
Veränderung der Achillessehne nach Belastung
Die Achillessehne besteht aus einem Gewebe, das schnell auf die mechanische Belastung auf der molekularen und zellulären Ebene reagiert. Anabole und/oder katabole Proteine können sich innerhalb von Stunden bei/nach der Belastung deutlich verändern und kehren innerhalb von 72 Stunden zum Ausgangswert zurück. Mit hochauflösenden dreidimensionalen Ultraschallbildern lassen sich die Auswirkungen von Belastungen auf die Achillessehne bestimmen. Als Folge einer Wettkampfbelastung im Australian Football zeigte sich, dass bei der Achillessehne ähnlich wie beim Muskel (Muskelkater) am 2. Tag nach der Belastung signifikante negative Veränderungen anzutreffen sind, die sich bis zum 4. Tag wieder normalisieren. In einer finnischen Studie zeigten sich dagegen keine signifikanten Veränderungen der mechanischen Eigenschaften nach einem Marathon bzw. Halbmarathon. ⓘ
Bei Über- oder Fehlbelastung der Achillessehne kann es zu einem Schmerzsyndrom im Bereich der Achillessehne (Achillodynie) oder an ihrem Ansatz am Fersenbein (Achillessehnen-Entzündung) kommen. Auch kann ein Haglund-Syndrom auftreten. ⓘ
Achillessehnenriss
Die Achillessehne ist Belastungen von 60–100 N/mm² gewachsen, das entspricht bei 80 mm² Fläche einer Tragfähigkeit von bis zu 800 kg. Ein Riss der Achillessehne bei plötzlicher Anspannung des Musculus triceps surae tritt daher meist nur bei Vorschädigung durch Über- und Fehlbelastung ein. Die Sehne erfährt dabei immer wieder kleinere Verletzungen, die die Blutversorgung des Gewebes stören und so zur Degeneration der Festigkeit führen. Diese Veränderungen wirken sich am stärksten in einem Bereich 2–6 cm oberhalb des Ansatzes aus (sogenannte „Achillessehnentaille“), wo die Sehne am schlechtesten versorgt ist, und wo meistens auch der Riss erfolgt. Die Sehne reißt dann plötzlich mit einem lauten, peitschenknallähnlichen Geräusch. Die Plantarflexion ist danach nur noch sehr eingeschränkt möglich. ⓘ
Prinzipiell kann bei einem Riss konservativ oder operativ vorgegangen werden. Bei jungen, sportlichen Menschen wird normalerweise eher eine operative Versorgung angestrebt, weil dabei einerseits eine sichere Annäherung der beiden Sehnenstümpfe gewährleistet ist und andererseits eine recht hohe Primärstabilität erreicht wird, was wiederum bei der weiteren Behandlung von großem Vorteil ist. Bei älteren Menschen oder Hautproblemen (Krampfadern, „Kortisonhaut“) kann durchaus auch ein konservatives Vorgehen gewählt werden. Hierbei sollte nach Möglichkeit mittels Ultraschall kontrolliert werden, ob sich die beiden Rissenden der Sehne bei Plantarflexion im Sprunggelenk annähern. ⓘ