Gopnik

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Ein russischer Gopnik hockt in einem Treppenhaus in einem Chruschtschjowka-Gebäude.

Ein Gopnik (russisch: гопник, romanisiert: gopnik, ausgesprochen [ˈɡopnʲɪk]; ukrainisch: гопник, romanisiert: hopnyk; weißrussisch: гопнік, romanisiert: hopnik) ist ein Mitglied einer kriminellen Subkultur in Russland, der Ukraine, Weißrussland und in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken - ein junger Mann (oder eine Frau, eine gopnitsa) aus der Arbeiterklasse, der in der Regel in russischen Vorstädten lebt und aus einer Familie mit geringer Bildung und geringem Einkommen stammt. Der Sammelbegriff lautet gopota (russisch: гопота). Die Subkultur der Gopota hat ihre Wurzeln im späten Russischen Reich und entwickelte sich im 20. Jahrhundert in vielen Städten der Sowjetunion. Jahrhunderts in vielen Städten der Sowjetunion. Seit Ende der 2010er Jahre ist die Subkultur größtenteils verschwunden, obwohl es in Russland und in anderen slawischen und baltischen Ländern immer noch Jugendbanden (wie die A.U.E.) gibt, die der Gopota ähneln.

Ein stereotypischer Gopnik

Der abfällige Ausdruck Gopnik (russisch Гопник; Гопница, weiblich Gopniza, im Plural Gopniki) ist im Jargon der meisten ostslawischen Sprachen eine Bezeichnung für kriminelle oder vagabundierende Jugendliche, die oft keine Ausbildung vorzuweisen haben und einem ökonomisch schwachen sozialen Milieu angehören.

Etymologie

Gopnik könnte mit GOP, dem Akronym für Gorodskoje Obshezhitie Proletariata, zusammenhängen. Dabei handelt es sich um Armenhäuser, die von der bolschewistischen Regierung nach der Oktoberrevolution 1917 eingerichtet wurden. Laut dem russischen Dahl's Explanatory Dictionary (erstmals im 19. Jahrhundert veröffentlicht) war ein altes Slangwort für "auf der Straße schlafen" "гопать" (gopat', wörtlich "to gop"), was mit den "mazuricks" oder den Kriminellen von Sankt Petersburg zusammenhing.

Eine der ersten schriftlichen Erwähnungen des Begriffs "Gopnik" findet sich in dem Lied Gopniki von Zoopark aus dem Jahr 1984.

Der Ausdruck stammt von der russischen Abkürzung GOP (ГОП) für die während der Sowjetzeit betriebenen Städtischen Wohnheime des Proletariats (Городское Общежитие Пролетариата), in denen sich nach 1992 vermehrt Straßendiebe und Hooligans herumtrieben.

Stereotypisches Aussehen und Verhalten

Typische russische Gopniks in der Stadt Tjumen (Anfang der 2000er Jahre).

Gopniks tragen oft Adidas- oder Puma-Trainingsanzüge (meist Adidas), die durch die sowjetische Mannschaft der Olympischen Spiele 1980 in Moskau populär wurden. Sonnenblumenkerne (umgangssprachlich semki [семки] oder semechki [семечки]) werden von Gopniks gewöhnlich gegessen, vor allem in der Ukraine und Russland.

Die Subkultur wird stereotyp mit russischer Chansonmusik, insbesondere dem Subgenre blatnaya pesnya, in Verbindung gebracht; seit Mitte der 2010er Jahre in Internet-Memes und viralen Videos auch mit Hardbass.

Einige Gopniks haben einen russischen Nationalismus oder Panslawismus als ihre primären politischen Ansichten, obwohl es auch linke, rechtsextreme und sogar neonazistische Gopnik-Gemeinschaften gibt. In Russland vertreten einige Gopniks stark antiwestliche Ansichten und zeigen oft Bewunderung für die derzeitige Regierung.

Gopniks sieht man oft in Gruppen "vor Gericht" (на кортах, na kortakh) oder "im Krebsgang" (на крабе, na krabe) vor Wohnblocks oder Schulen mit den Absätzen auf dem Boden hocken. Es wird als eine erlernte Verhaltensweise beschrieben, die der russischen und sowjetischen Gefängniskultur zugeschrieben wird, um das Sitzen auf dem kalten Boden zu vermeiden. Außerdem wird ihnen nachgesagt, dass sie zu Drogen- und Alkoholmissbrauch, Kriminalität und Hooliganismus neigen.

Charakteristik

Der Begriff des Gopniks bezeichnet heute vor allem einen Lebensstil. Für diese Jugendlichen ist die Begehung von Straftaten nur eine Art der Freizeitgestaltung. Straßendiebstahl und Raub dienen in erster Linie nicht der eigenen Bereicherung, sondern dem Spaß und der Wahrung der Autorität in der Gruppe. Für einen Gopnik ist es wichtiger seinem Opfer Angst zu machen und seine Macht und Gewalt zu zeigen. Das Entwenden von Geld oder Wertgegenständen ist nur eine beiläufige Schlusshandlung.

Die Gewalt und die Aggression der Gopniki sind vor allem gegen die Vertreter verschiedener westlicher jugendlicher Subkulturen (wie Punk, Emo, Gothic u. a.) sowie gegen die Menschen, welche die ungeschriebenen kriminellen Regeln des Lebens nicht einhalten, gerichtet. So werden auch Homosexuelle oft zu Opfern.

Zu den Merkmalen der Gopniki gehören oftmals Trainingsanzüge (bevorzugt von Adidas), Alkohol auf der Straße sowie klischeemäßig eine Vorliebe für das Sitzen in der Hocke („Russenhocke“). Oftmals werden Passanten von den Gopniki provokativ angesprochen oder zu sich gerufen. Aktionen, die zum Ziel haben, den Passanten zu erschrecken bzw. auszurauben, werden „Gop-Stop“ genannt.

In anderen Ländern

Gopniki und der für sie angewandte Begriff sind nur in den ehemaligen Sowjetrepubliken Osteuropas, also Russland, der Ukraine und Belarus anzutreffen. Im übrigen Ostmitteleuropa ist der Begriff gänzlich ungeläufig und das Phänomen unbekannt. Einzig in Polen existierte in den Jahren unmittelbar nach der Wende 1989 der abfällige Begriff des Dresiarz für in ihrem Alltag komplett in Trainingsanzüge gekleidete und kahl geschorene Jugendliche.

In Großbritannien existiert mit den sogenannten Chavs darüber hinaus eine ähnliche Subkultur, deren jugendliche Mitglieder durch einen bestimmten Kleidungsstil und Habitus auffallen.