Gülen-Bewegung

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Gülen-Bewegung
Gülen hareketi
Auch bekannt als
  • Hizmet
  • "Cemaat"
LandTürkei, Vereinigte Staaten, Europäische Union
Aktive RegionenWeltweit
Ideologie
Status
  • Zusammenschluss von Schulen, Vereinen und Medien ohne zentralisierte Führung
  • Verboten von der Republik Türkei
GrößeEhemals 200.000 bis vier Millionen
Gegenwärtig unbekannt. 70.000 in Deutschland (2018)
Website .

"Dar al-hizmet ist ein relativ neuer Begriff, der eine neue islamische Weltanschauung beschreibt, die den Globus nicht in islamische und unislamische Sphären aufteilt, sondern die ganze Welt als Ort des Dienstes an der gesamten Menschheit betrachtet und durch diesen Dienst das Wohlgefallen Gottes erlangt. Somit hat dar al-hizmet als islamischer Begriff seine Grundlage nicht in geopolitischen Berechnungen und Überlegungen [...], sondern in den sozialen und spirituellen Konzepten von ihsan (Gottesbewusstsein), diğergamlık (Altruismus) und letztlich hizmet (Dienst). Dar al-Hizmet hat somit das Potenzial, Muslime zu mehr sozialer Verantwortung in ihren Gemeinschaften und in ihren Gastländern zu mobilisieren, unabhängig von der vorherrschenden Religion oder Ideologie oder der Regierungsform, in der sie leben."

"Dar al-Hizmet - Abode of Service in a Globalized World", Will Taylor, Center for Hizmet Studies (London), 7. Januar 2015

Die Gülen-Bewegung (türkisch: Gülen hareketi), die von ihren Teilnehmern als Hizmet ("Dienst") oder Cemaat ("Gemeinschaft") und seit 2016 von der türkischen Regierung als FETÖ ("Fethullahist Terrorist Organisation" oder, allgemeiner, "Fethullah Terrorist Organisation"; türk: Fethullahçı Terör Örgütü), ist eine islamistische brüderliche Bewegung, die von Fethullah Gülen, einem muslimischen Prediger, der seit 1999 in den Vereinigten Staaten lebt, geleitet wird.

Obwohl die Europäische Union, das Vereinigte Königreich, Deutschland, die USA und viele andere Länder erklärt haben, dass es sich bei der Gülen-Bewegung nicht um eine terroristische Organisation handelt, und die Erklärungen der türkischen Regierung zur Gülen-Bewegung zurückgewiesen haben, wird die Bewegung von der Türkei, Pakistan und dem Golf-Kooperationsrat als terroristische Organisation eingestuft. Aufgrund des Verbotsstatus der Gülen-Bewegung in der Türkei bezeichnen einige Beobachter die Freiwilligen der Bewegung, die türkische Muslime sind, als eine Untergruppe des sunnitischen Islams; diese Freiwilligen halten ihre religiösen Lehren im Allgemeinen für den allgemeinen türkisch-sunnitischen Islam.

Eine in den USA ansässige Dachorganisation, die mit der Bewegung verbunden ist, ist die Alliance for Shared Values. Die Bewegung hat in der Türkei, in Zentralasien und in anderen Teilen der Welt Anhänger gewonnen und die Aufmerksamkeit von Kritikern auf sich gezogen. Sie ist im Bildungsbereich tätig und betreibt Privatschulen und Universitäten in über 180 Ländern. Sie hat Foren für den interreligiösen Dialog initiiert. Sie verfügt über beträchtliche Investitionen in den Bereichen Medien, Finanzen und gewinnorientierte Gesundheitskliniken. Trotz ihrer Lehren, die selbst in der Türkei als konservativ gelten, wird die Bewegung von einigen als pazifistische, modern orientierte Version des Islam und als Alternative zu extremeren Islamschulen wie dem Salafismus gelobt. Es wurde aber auch berichtet, dass sie eine "sektenartige Hierarchie" hat und eine geheimnisvolle islamische Sekte ist.

Die Gülen-Bewegung ist ein ehemaliger Verbündeter der türkischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP). Als die AKP 2002 an die Macht kam, bildeten die beiden trotz ihrer Differenzen ein taktisches Bündnis gegen die militärische Vormundschaft und die säkulare türkische Elite. Dank dieses Bündnisses gelang der AKP ein beispielloses Kunststück in der Geschichte der türkischen Republik: Sie errang landesweite Wahlsiege, die ausreichten, um in den Jahren 2002, 2007 und 2011 drei aufeinanderfolgende Mehrheitsregierungen zu bilden. Während ihres Bündnisses mit dem konservativen Präsidenten Erdoğan gewann die Gülen-Bewegung Einfluss auf die türkische Polizei und die Justiz, und Hunderte von Gülen-Anhängern wurden in Positionen innerhalb der türkischen Regierung berufen. Nachdem das alte Establishment um 2010 bis 2011 besiegt worden war, kam es zu Unstimmigkeiten zwischen der AKP und der Gülen-Bewegung. Die erste Zäsur war die sogenannte "MIT-Krise" vom Februar 2012, die auch als Machtkampf zwischen der Gülen-nahen Polizei und Justiz und der AKP interpretiert wurde. Nachdem 2013 Korruptionsermittlungen in der Türkei wegen angeblicher korrupter Praktiken mehrerer Bürokraten, Minister, Bürgermeister und Familienmitglieder der regierenden AKP der Türkei aufgedeckt wurden, beschuldigte Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Bewegung, die Ermittlungen als Folge eines Bruchs der zuvor freundschaftlichen Beziehungen eingeleitet zu haben. Präsident Erdoğan sagte, Gülen habe versucht, die türkische Regierung durch einen juristischen Staatsstreich zu stürzen, indem sie Korruptionsermittlungen einsetzte und die zur Gruppe gehörende Zeitung (Zaman - vor der Beschlagnahmung eine der auflagenstärksten Zeitungen in der Türkei) sowie mehrere Unternehmen, die mit der Gruppe in Verbindung stehen, beschlagnahmte.

Seit Mai 2016 wird die Gülen-Bewegung von der Türkei unter den Bezeichnungen Fethullahist Terrorist Organization (türkisch: Fethullahçı Terör Örgütü) (FETÖ) und Parallel State Structure (türkisch: Paralel Devlet Yapılanması) (PDY) als terroristische Organisation eingestuft. Nach dem gescheiterten Putschversuch im Jahr 2016 machte die türkische Regierung die Gruppe für den Putsch verantwortlich und die Behörden verhafteten Tausende von Soldaten und Richtern. Mehr als zehntausend Lehrkräfte wurden suspendiert, und mehr als 20 000 Lehrkräften, die an privaten Einrichtungen tätig sind, wurden die Lizenzen entzogen, weil sie ihre Zugehörigkeit zu Gülen erklärt hatten. Fethullah Gülen verurteilte den Putsch und bestritt jede Beteiligung.

Als Gülen-Bewegung oder Hizmet-Bewegung wird eine transnationale religiöse und soziale Bewegung bezeichnet, die vom islamischen Geistlichen Fethullah Gülen geführt wird. Die Bewegung mit mehr als vier Millionen Mitgliedern hat ein weit verzweigtes Netzwerk von Erziehungseinrichtungen mit über 200 Schulen weltweit und investiert gleichzeitig in Medienarbeit, Finanzen und Krankenhäuser. Ihre Weltanschauung wird in der Öffentlichkeit teilweise als „pazifistischer, moderner Islam, oft gelobt als Gegensatz zum extremeren Salafismus“ bezeichnet. Andere sehen in ihr eine „sektenähnliche Organisation“ oder sprechen von „sektenähnlichen Praktiken“; Friedmann Eißler von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Experte für neue religiöse Bewegungen, spricht hierbei von einer inneren Hierarchie, die einen konservativen Islam lebe.

In Deutschland tritt seit Anfang 2014 die sogenannte „Stiftung Dialog und Bildung“ unter dem Vorsitz von Ercan Karakoyun als Sprechergremium der Bewegung auf, obwohl die Bewegung seit den 1990er Jahren in Deutschland aktiv ist. Die Stiftung ist als rechtsfähige Stiftung in Berlin eingetragen. Die offizielle Gründungsfeier fand am 6. Mai 2014 in Berlin statt. Die Stiftung ist jedoch nur durch die 75 Gründungsmitglieder legitimiert, das Stiftungskapital beträgt 160.000 Euro. Die Strukturen innerhalb der einzelnen Organisationen sollen laut ehemaligen Führungsmitgliedern der Bewegung von Imamen aus der Türkei gesteuert werden.

Gülen (links) mit Papst Johannes Paul II.

Beschreibung und Mitgliedschaft

Die Bewegung basiert nach eigenen Angaben auf moralischen Werten und setzt sich für den allgemeinen Zugang zu Bildung, eine Zivilgesellschaft, Toleranz und Frieden ein. Der Schwerpunkt der Teilnehmer liegt auf dem "Dienst" (auch die Bedeutung des türkischen Wortes "Hizmet"), der sich aus dem persönlichen Engagement des Einzelnen für rechtschaffene Gebote ergibt. Zusammen mit Hizmet wird die Bewegung, die keinen offiziellen Namen hat, als Gülen-Bewegung oder Cemaat bezeichnet (letzteres wird auch zur Beschreibung von Teilnehmern an Sufi-Orden verwendet und bedeutet "Versammlung", "Gemeinschaft" oder "Zusammenkunft"). Die Bewegung wird als eine "gemäßigte Mischung des Islam" bezeichnet. Gülen und die Gülen-Bewegung sind technologiefreundlich, arbeiten innerhalb der aktuellen Markt- und Handelsstrukturen und sind versierte Nutzer der modernen Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Im Jahr 2008 wurde Gülen als "das moderne Gesicht der osmanischen Sufi-Tradition" beschrieben, der seinen Anhängern, darunter viele Mitglieder der "aufstrebenden türkischen Mittelschicht", versichert, dass sie "die staatlich-nationalistischen Überzeugungen von Atatürks Republik mit einem traditionellen, aber flexiblen islamischen Glauben" und "osmanischen Traditionen, die von Atatürk und seinen 'kemalistischen' Erben als theokratisch karikiert worden waren", verbinden können.

In den frühen 2000er Jahren galt die Gülen-Bewegung als eine Partei, die sich von den etablierten islamischen politischen Parteien distanzierte.

Quellen zufolge bemüht sich die Gülen-Bewegung darum, als das weltweit führende muslimische Netzwerk anerkannt zu werden, das vernünftiger ist als viele seiner Konkurrenten. Die Bewegung stützt sich auf die Aktivitäten von Gülen, der von nicht-muslimischer Seite für sein Eintreten für die Wissenschaft, den interreligiösen Dialog und die Mehrparteiendemokratie gelobt wird. Sie wurde als "die globalste Bewegung der Welt" gelobt.

"Es ist unmöglich, die Größe der Gülen-Bewegung zu berechnen, da es sich nicht um eine zentralisierte oder formelle Organisation mit Mitgliederlisten handelt, sondern um eine Reihe von zahlreichen, lose organisierten Netzwerken von Menschen, die von Gülen inspiriert sind. Die Schätzungen über die Größe der Bewegung variieren, wobei eine Quelle angibt, dass zwischen 200.000 Anhängern und 4 Millionen Menschen von Gülens Ideen beeinflusst werden (Schätzung von Tempo 1997), und eine andere, dass Gülen "Hunderttausende von Anhängern" hat. Die Mitglieder der Bewegung setzen sich hauptsächlich aus Studenten, Lehrern, Geschäftsleuten, Akademikern, Journalisten und anderen Fachleuten zusammen. Ihre Mitglieder haben Schulen, Universitäten, einen Arbeitgeberverband, Wohltätigkeitsorganisationen, Immobilientreuhandgesellschaften, Studentenorganisationen, Radio- und Fernsehsender und Zeitungen gegründet.

Die Struktur der Bewegung wurde als flexibles Organisationsnetzwerk beschrieben. Die Schulen und Unternehmen der Bewegung organisieren sich auf lokaler Ebene und schließen sich zu informellen Netzwerken zusammen. Ähnlich wie die türkischen Sufi-Tariqas (religiöse Laienorden), die 1925 in der Türkei verboten wurden, umging die Bewegung die Verbote der kemalistischen Türkei, sich in nicht staatlich geförderten religiösen Versammlungen zu versammeln. (Als junger Mann gehörte der spätere türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan der Naqshbandi-Tariqa an, die damals in der Türkei verboten war.)

Jede lokale Schule und Gemeinde der Gülen-Bewegung hat eine Person, die zum "informellen" (d. h. nicht vom türkischen Staat finanzierten) Vorbeter (Imam) ernannt wird. In der Gülen-Bewegung ist diese Person ein Laie, der für eine bestimmte Zeit in dieser ehrenamtlichen Position dient. Seine Identität wird vertraulich behandelt und im Allgemeinen nur denjenigen bekannt gegeben, die enge Verbindungen zu denjenigen haben, die an den Entscheidungs- und Koordinierungsgremien der lokalen Gruppe beteiligt sind. Über einer Gruppe solcher "geheimen" (nicht öffentlich bekannten) Imame befindet sich ein weiterer solcher ehrenamtlicher Leiter. Dieser Beziehungsbaum setzt sich auf der Leiter bis zum Imam auf nationaler Ebene und zu Personen fort, die sich mit Gülen selbst beraten. (Diese Personen, die Gülen am nächsten stehen und über einen Abschluss an einer theologischen Hochschule verfügen, werden innerhalb der Bewegung salopp als Mullahs bezeichnet). Gülens Position ist, wie oben beschrieben, vergleichbar mit der eines Shaykh (Meisters) einer Sufi-Tariqa. Anders als bei den traditionellen Tariqas geht man bei der Gülen-Bewegung keinerlei Verpflichtungen ein; man wird einfach dadurch Teil der Bewegung, dass man mit anderen zusammenarbeitet, um die Ziele der Bewegung, nämlich Bildung und Dienst, zu fördern und zu verwirklichen.

Die Gülen-Bewegung arbeitet innerhalb der gegebenen Strukturen moderner säkularer Staaten; sie ermutigt die angeschlossenen Mitglieder, die Möglichkeiten, die diese Länder bieten, zu maximieren, anstatt sich an subversiven Aktivitäten zu beteiligen. Mit den Worten des Führers selbst und dem Titel eines Eckpfeilers seiner Philosophie fördert Gülen "ein Osmanisches Reich des Geistes".

Gegner der Bewegung "haben die Mitglieder der Gülen-Gemeinschaft als geheimnisvolle Missionare bezeichnet, während die Mitglieder der Bewegung und wohlwollende Beobachter sie als eine zivilgesellschaftliche Organisation einstufen".

Kritiker haben sich darüber beschwert, dass die Mitglieder der Gülen-Bewegung den Anweisungen ihrer Führer übermäßig gefügig sind, und Gülens "Bewegung wird von ihren Kritikern im Allgemeinen als eine religiös-politische Sekte wahrgenommen". Die Redaktion des Guardian beschrieb die Bewegung im Jahr 2013 als "mit einigen der Merkmale einer Sekte oder eines islamischen Opus Dei".

Wissenschaftler wie Simon Robinson sind mit dieser Charakterisierung nicht einverstanden. Sie schreiben, dass Gülen zwar zweifellos ein charismatischer Führer bleibt und die Mitglieder der Bewegung ihm höchsten Respekt entgegenbringen, dass sich die Bewegung aber in mehrfacher Hinsicht deutlich von einer Sekte unterscheidet", da Gülen den Vorrang der Heiligen Schrift" und das Gebot des Dienens" betont und konsequent Versuche vermeidet, Macht zu institutionalisieren, ihn als Quelle aller Wahrheit zu betrachten oder ihm die Verantwortung für die Bewegung zuzuschreiben". Zeki Saritoprak hält es für falsch, Gülen als "einen Sektenführer oder einen Mann mit Ambitionen" zu betrachten, und vertritt die Ansicht, dass Gülen im Kontext einer langen Reihe von Sufi-Meistern gesehen werden sollte, die seit langem im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit "ihrer Bewunderer und Anhänger stehen, sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart".

Seit 2008 untersuchte die niederländische Regierung die Aktivitäten der Bewegung in den Niederlanden als Antwort auf Anfragen des Parlaments. Die ersten beiden Untersuchungen, die vom AIVD durchgeführt wurden, kamen zu dem Schluss, dass die Bewegung keinen Nährboden für Radikalismus bildet und fanden keine Hinweise darauf, dass die Bewegung gegen die Integration arbeitet oder in Terrorismus oder religiöse Radikalisierung verwickelt ist. Eine weitere akademische Studie zeichnete das Bild einer sozial konservativen, nach innen gerichteten Bewegung mit undurchsichtiger Organisationsstruktur, stellte aber fest, dass ihre Mitglieder in der Regel sehr erfolgreich in der Gesellschaft sind und daher keine Gefahr für die Integration darstellen.

Der Wert der Hizmet nahestehenden Stiftungen und Unternehmen wurde 2015 auf 20 bis 50 Milliarden Dollar geschätzt.

Sozioökonomische Aktivitäten

Schulen

Die Bewegung ist im Bildungsbereich (Kindergarten bis Universität) sowie in anderen Bereichen wie interreligiöser Dialog, humanitäre Hilfe, Medien, Finanzen und Gesundheit aktiv. Die meisten Schulen der Gülen-Bewegung sind privat. Im Jahr 2017 haben schätzungsweise 1,2 Millionen Türken die Schulen der Hizmet-Bewegung besucht (darunter auch der Schwiegersohn des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, Berat Albayrak); die Gülen-Bewegung ist in über 160 Ländern vertreten. Im Jahr 2009 wurde geschätzt, dass Mitglieder der Gülen-Bewegung weltweit Schulen betreiben, in denen mehr als zwei Millionen Schüler eingeschrieben sind. Die Schätzungen über die Anzahl der Schulen und Bildungseinrichtungen gehen weit auseinander; es scheint, dass es in der Türkei etwa 300 Schulen der Gülen-Bewegung und weltweit über 1.000 Schulen gibt.

Über die Grenzen der Türkei hinaus gibt es viele Gülen-Schulen in Ländern mit einer großen türkischstämmigen Bevölkerung. Gülen-Schulen in mehrheitlich nicht-türkischen muslimischen Ländern bieten Familien eine Alternative zur Madrasa-Ausbildung.

Gülen-Schulen haben sowohl Kritik als auch Lob erhalten.

Im Juni 2021 wurde der türkisch-kirgisische Pädagoge und Leiter des Sapat-Bildungsnetzwerks in Kirgisistan, Orhan Inandi, in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek vermisst, was zu Massenprotesten führte. Der 53-jährige Inandi hatte seit 1995 in Kirgisistan gelebt und besaß die türkisch-kirgisische Doppelstaatsbürgerschaft. Einen Monat später erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am 5. Juli, dass türkische Geheimdienstagenten Inandi entführt hätten, und beschuldigte ihn, ein "hochrangiger zentralasiatischer Führer" der Gülen-Bewegung des in den USA lebenden türkischen Geistlichen Fethullah Gülen zu sein. Kirgisische Beamte haben Behauptungen zurückgewiesen, sie hätten mit dem türkischen Geheimdienst zusammengearbeitet, um einen türkisch-kirgisischen Erzieher zu entführen, der aus Bischkek verschwunden ist.

Charterschulen in den Vereinigten Staaten

Im Jahr 2011 wurden in den Vereinigten Staaten schätzungsweise über 120 Charter Schools in 25 Bundesstaaten von Mitgliedern der Gülen-Bewegung betrieben. Die größte Zahl solcher Schulen befand sich in Texas (33 Schulen, Harmony-Schulen, betrieben von der Cosmos Foundation), Ohio (19 Schulen, bekannt als Horizon Science Academies und betrieben von Concept Schools Inc.) und Kalifornien (14 Schulen, betrieben von der Magnolia Foundation). Der Philadelphia Inquirer berichtete seinerzeit, dass die Gülen-Schulen zu den größten Nutzern von H1B-Visa gehörten und im Jahr 2009 684 solcher Visa erhielten. Der Inquirer berichtete, dass das FBI, das Arbeitsministerium und das Bildungsministerium untersuchten, ob einige mit H1B-Visa angestellte Mitarbeiter von Charterschulen Gelder missbrauchten, indem sie einen Teil ihrer Gehälter an Bewegungsgruppen zurückzahlten. Die Untersuchung hatte keinen Bezug zum Terrorismus, und es gab "keinen Hinweis darauf, dass das amerikanische Charter-Netzwerk eine religiöse Agenda im Klassenzimmer verfolgt".

In einer Folge von 60 Minutes wurde im Mai 2012 über von der Gülen-Bewegung betriebene Charter-Schulen in den Vereinigten Staaten berichtet. In dem Bericht wurde geschätzt, dass es landesweit etwa 130 angeschlossene Schulen gibt, darunter etwa 36 Harmony-Schulen in Texas, die "meist unterprivilegierten Schülern" dienen und alle den Schwerpunkt auf Mathematik und Naturwissenschaften legen. In der Folge hieß es, dass die Schulen im Allgemeinen gute Noten für die Qualität der Ausbildung erhielten, aber auch, dass Gülens zurückgezogene Natur "zu Verschwörungstheorien einlädt, dass er die Türkei von den Poconos aus leitet und auf die globale muslimische Vorherrschaft aus ist" und dass "eine Behauptung Einwanderungsbetrug beinhaltet: dass die Schulen Arbeitsvisa für Hunderte von Gülen-Anhängern aus der Türkei bereitstellen".

Professor Joshua Hendrick von der Loyola University Maryland, der die Bewegung studiert, sagte, dass Gülen selbst "keine direkte Hand im Betrieb" der Charterschulen hat, und es wurde berichtet, dass Gülen die Schulen nie besucht hat. An den Harmony Schools in Texas wird kein Religionsunterricht erteilt, und das Charter-Netzwerk gibt an, dass etwa 7,8 % seiner Lehrer Nicht-Amerikaner sind.

Das Wall Street Journal berichtete 2016, dass rund 150 US-Charter-Schulen mit der Gülen-Bewegung verbunden sind, "von Netzwerken in Texas, Illinois und Florida bis hin zu eigenständigen Akademien in Maryland". Das Journal stellte fest, dass wie bei anderen Charterschulen "Schwarze und Hispanics in unterversorgten Vierteln" die Mehrheit der Schülerschaft ausmachten, mit gemeinsamen Themen wie "Schwerpunkt auf mathematischer und naturwissenschaftlicher Bildung, Türkischunterricht und gesponserten Reisen in die Türkei". Hendrick sagte, dass im Zuge des Aufruhrs nach dem türkischen Putschversuch von 2016 neue Charterschulen und Charterschulen, die zur Erneuerung anstehen, "die von türkischen Amerikanern geleitet werden und angeblich mit dem Geistlichen in Verbindung stehen", auf verstärkten Widerstand stoßen könnten, da die türkische Regierung versucht habe, "Herrn Gülen durch US-Charterschulen zu stürzen, von denen sie behaupten, dass sie mit ihm in Verbindung stehen".

Dialog

Gülen und Papst Johannes Paul II.

Das Bekenntnis der Bewegung zum interreligiösen Dialog entstand aus Gülens persönlichem Engagement für den interreligiösen Dialog, das weitgehend durch das Beispiel eines seiner Vorbilder, Said Nursi, inspiriert wurde. Gülen hat sich mit Führern anderer Religionen getroffen, darunter Papst Johannes Paul II., dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. und dem israelischen sephardischen Oberrabbiner Eliyahu Bakshi-Doron. Gülen befürwortet die Zusammenarbeit zwischen Anhängern verschiedener Religionen sowie zwischen Anhängern verschiedener Formen des Islams (wie dem Sunnitentum oder dem Alevitentum).

Gülens Aufruf zum interreligiösen Dialog hat drei Generationen von Anhängern der Bewegung beeinflusst.

Teilnehmer der Gülen-Bewegung haben in der ganzen Welt eine Reihe von Institutionen gegründet, die den interreligiösen und interkulturellen Dialog fördern. Dazu gehören die Journalists and Writers Foundation in Istanbul, das Rumi Forum in Washington und die Indialogue Foundation in Neu-Delhi.

Medien

Die Teilnehmer der Bewegung haben eine Reihe von Medienorganisationen gegründet, um ihre Grundwerte wie Liebe, Toleranz, Hoffnung, Dialog, Aktivismus, gegenseitige Akzeptanz und Respekt zu fördern. Zu diesen Medienorganen gehören Fernsehsender (Samanyolu TV, Mehtap TV), (Ebru TV) (Englisch), die Zeitungen Zaman, Today's Zaman (Englisch), Magazine und Zeitschriften in türkischer Sprache wie Aksiyon, Sızıntı, Yeni Ümit, The Fountain Magazine (Englisch), Hira (Arabisch), The International Cihan News Agency und der Radiosender Burç FM [tr].

Humanitäre Hilfe

Die Bewegung unterhält Wohltätigkeits- und humanitäre Hilfsorganisationen, die länderübergreifend tätig sind. Die führende Organisation unter ihnen ist die in Istanbul ansässige Kimse Yok Mu Association (KYM). KYM organisiert Wohltätigkeitskampagnen, um den Bedürftigen in verschiedenen Teilen der Welt zu helfen. Wie alle anderen Aktivitäten der Gülen-Bewegung führt auch KYM lokale Projekte durch, die auf spezifische Bedürfnisse eingehen. KYM hat den UN Ecosoc Sonderstatus.

Eine weitere Wohltätigkeitsorganisation, Embrace Relief, wurde in New Jersey gegründet und ist auf dem amerikanischen Kontinent, in Asien und Afrika tätig.

Berufsverbände

Die Gülen-Bewegung, die sowohl für ihre Marktfreundlichkeit gelobt als auch kritisiert wird, hat verschiedene Berufsverbände und Geschäftsnetzwerke gegründet. TUSKON mit Sitz in Istanbul ist der größte gemeinnützige Wirtschaftsverband, der sich für wirtschaftliche, aber auch für soziale und politische Lösungen einsetzt. Ein weiterer Verband namens TUCSIAD hat seinen Sitz in China, ebenso wie die Asia-Pacific Group der DTIK, die die Gülen-Bewegung außerhalb der Türkei in China unterstützt, in der Hoffnung, die türkische Politik von außen zu beeinflussen.

Kritik

Die Ansichten und Praktiken von Fethullah Gülen und der Gülen-Bewegung wurden auf internationalen Konferenzen diskutiert. Im Oktober 2007 fand in London eine Konferenz statt, die von der Universität Birmingham, der Dialogue Society, der Irish School of Ecumenics, der Leeds Metropolitan University, dem London Middle East Institute, dem Middle East Institute und der School of Oriental and African Studies, University of London, gesponsert wurde. Die Niagara Foundation in Chicago organisierte zusammen mit mehreren akademischen Einrichtungen die Veranstaltung "Die Gülen-Bewegung: Paradigms, Projects and Aspirations"-Konferenz, die vom 11. bis 13. November 2010 an der University of Chicago stattfand.

Im Jahr 2017 bezeichnete das deutsche Magazin Der Spiegel die Bewegung als "geheimnisvolle und gefährliche Sekte" und nannte Gülen eine verdächtige Person. Die Bewegung bezeichnet sich selbst als tolerante Dienstleistungsbewegung, während diejenigen, die die Bewegung verlassen haben, sie als geheimnisvolle islamistische Organisation mit Fethullah Gülen als Anführer bezeichnen", hieß es. In dem Artikel heißt es, dass die Schüler, die die "Sekten"-Schulen in Deutschland besuchen, unter enormem Druck durch ihre Abi's (Tutoren) stehen, die ihnen vorschreiben, welche Bücher sie lesen, welche Filme sie sehen, welche Freunde sie treffen und ob sie ihre Familien sehen dürfen oder nicht. Gleichzeitig führten die Abi's ein Protokoll über alle, die sich in den Wohnheimen der Sekte aufhielten.

Der Spiegel kritisierte die Bewegung auch hinsichtlich ihrer Aktivitäten in Bezug auf die Pressefreiheit. Obwohl Gülen in Interviews betonte, wie sehr ihm die Pressefreiheit am Herzen liege, startete die Bewegung 2012 nach einem Artikel über die "Sekte" eine Kampagne gegen die Zeitung, in der rund 2000 Leser Beschwerdebriefe an den Presserat schrieben, die sich alle ähnelten und die alle abgelehnt wurden. Der Spiegel behauptete, die Bewegung verfälsche die Ereignisse, bedrohte diejenigen, die sich gegen sie aussprachen, und beschuldigte den Spiegel, Verbindungen zur türkischen Mafia zu unterhalten. Gareth Jenkins von der Sunday Times erklärte, dass die Gülen-Organisation, obwohl sie sich selbst als friedliche Bildungsbewegung darstellt, nie zögert, antidemokratische und antiliberale Methoden anzuwenden.

Die Süddeutsche Zeitung zitierte einen deutschen Rechtsanwalt, der die Organisation als "mächtiger als die Illuminaten" und "im Gegensatz zu den Behauptungen nicht transparent" bezeichnete, und berichtete, dass die Organisation versucht habe, sich in der Region Schwaben neu zu organisieren.

Bombenanschlag auf die Şemdinli-Buchhandlung, 2005

Am 9. November 2005 wurde ein Bombenanschlag auf eine Buchhandlung in Şemdinli verübt. Der mit dem Fall betraute Staatsanwalt Ferhat Sarıkaya erstellte eine Anklageschrift, in der der türkische Kommandeur der Landstreitkräfte Yaşar Büyükanıt beschuldigt wurde, eine Bande gebildet und den Bombenanschlag geplant zu haben. Ein Jahrzehnt später gestand Staatsanwalt Sarıkaya, dass er von Gülenisten beauftragt wurde, General Yaşar Büyükanıt in die Anklageschrift aufzunehmen, um seine Beförderung in der Armee (Generalstabschef) zu verhindern und die gülenistischen Strukturen innerhalb der Armee zu entschärfen.

Ermordung von Hrant Dink, 2007

Die Rolle der Gülen-Bewegung bei der Ermordung des Journalisten Hrant Dink in Istanbul wurde an die Öffentlichkeit gebracht. Hakan Bakırcıoglu, einer der Anwälte von Hrant Dink, sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle, dass der minderjährige Täter, Ogün Samast, von Dritten unterstützt wurde, darunter von Personen, die mit der Polizei in Istanbul und Trabzon in Verbindung stehen.

Vier Staatsanwälte, die an dem Prozess beteiligt sind, wurden wegen ihrer Verbindungen zur Bewegung und wegen mangelnder Fortschritte in dem Fall von ihren Posten entlassen. Darüber hinaus wurden die Polizeikommissare Ramazan Akyürek und Ali Fuat Yılmazer beschuldigt, ihr Vorwissen über den Anschlag nicht mit der Staatsanwaltschaft, der Gendarmerie oder den Geheimdiensten geteilt zu haben, obwohl sie mehrmals über ein geplantes Attentat informiert wurden.

Ergenekon-Prozesse, Sledgehammer-Prozess, 2008

Laut dem Enthüllungsjournalisten Nedim Şener nutzte die Gülen-Bewegung die Ermordung von Hrant Dink, die Ermordung des Priesters Andrea Santoro, die Morde im Zirve-Verlag sowie andere Ereignisse, um eine Atmosphäre und die Illusion zu schaffen, dass eine geheime kemalistische ultranationalistische Organisation für diese Untaten verantwortlich sei. Mit dem Beginn der Ergenekon-Prozesse wurde diese angebliche Organisation als "terroristische Ergenekon-Organisation" bezeichnet. Die Gülen-Medien, insbesondere Taraf, Zaman und Samanyolu Haber TV, trugen während dieser Operationen maßgeblich zur Meinungsbildung bei. In diesen Gerichtsverfahren wurden Militärs, Parlamentarier und Journalisten beschuldigt, einen gewaltsamen Staatsstreich zum Sturz der Regierung geplant zu haben. Später stellte sich heraus, dass diese Fälle auf gefälschten Beweisen beruhten und dass die meisten dieser Fälschungen von den Gülenisten in der Polizei produziert wurden. Im Jahr 2011 wurde Nedim Şener in die Ergenekon-Prozesse einbezogen, weil er Mitglied von Ergenekon war, und anschließend verhaftet und in Untersuchungshaft genommen.

Schummeln bei den Aufnahmeprüfungen für den öffentlichen Dienst, 2010

Im Jahr 2010 wurden die Prüfungsfragen und Antwortschlüssel für die Auswahlprüfung für den öffentlichen Dienst (KPSS) gestohlen und an bestimmte Gülen-Mitglieder verteilt. Die Mitglieder mit hohen Punktzahlen wurden strategisch in den kritischen Staatsorganen platziert.

Neugestaltung der politischen Landschaft der Türkei

Mitglieder der Gülen-Bewegung innerhalb des Geheimdienstes wurden beschuldigt, die türkische Politik in eine "praktikablere Form" umzugestalten, indem sie heimlich gefilmte Sex- und Korruptionsvideos sowohl von Regierungs- als auch von Oppositionsmitgliedern durchsickern ließen, wobei der Rücktritt des wichtigsten Oppositionsführers Deniz Baykal im Jahr 2010 als eines der bemerkenswertesten Beispiele gilt. Es wird vermutet, dass Politiker, denen kein skandalöses Verhalten nachgewiesen werden konnte, ermordet wurden, wie der Vorsitzende der Partei der Großen Union, Muhsin Yazıcıoğlu, der 2009 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.

Ermordung von Andrej Karlow

Türkische Beamte erklärten die Gülen-Bewegung für die Ermordung des russischen Botschafters Andrej Karlow verantwortlich, während russische Beamte den Schützen beschuldigten, die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei, die sich seit dem türkischen Putschversuch 2016 normalisiert hatten, beschädigen zu wollen.

Kollaboration mit der Arbeiterpartei Kurdistans

Seit 2013 wird die Gülen-Bewegung von der türkischen Regierung beschuldigt, mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zusammenzuarbeiten. Im Jahr 2014 soll die Bewegung mehrere Treffen mit der PKK in Teilen des Nordiraks durchgeführt haben, die von der PKK kontrolliert werden. Im Jahr 2015 erklärte die türkische Regierung, die Bewegung habe die Identität von 329 türkischen Gendermarie-Informanten an die PKK weitergegeben. Diese wurden daraufhin von der PKK hingerichtet.

Am 15. April 2016 schickte das Mitglied der Gülen-Bewegung, Brigadegeneral Ali Osman Gürcan, während des kurdisch-türkischen Konflikts absichtlich 17 Soldaten in ein Haus, das nach Aussage seiner Kameraden mit Sprengsätzen gespickt war. Dabei wurde ein Polizist getötet und acht Soldaten verwundet. Das Haus war auf einer Karte mit dem Code "P368" für Sprengsätze markiert, den Gürcan von der Karte löschte. Dies führte zu einer Schlägerei, in deren Verlauf er von seinen Kameraden als "Verräter" bezeichnet wurde. Später beteiligte sich Gürcan an dem türkischen Putschversuch von 2016 im Rahmen des Rates für Frieden in der Heimat. Nach dem Scheitern des Putsches wurde er verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Länder, die die Gülen-Bewegung nicht als terroristische Organisation bezeichnen

Die folgenden Länder und Organisationen erklärten, dass die Gülen-Bewegung keine terroristische Organisation ist und wiesen die Erklärungen der türkischen Regierung zur Gülen-Bewegung zurück.

  •  USA, Laut den Country Reports on Terrorism 2019 des US-Außenministeriums ist die Gülen-Bewegung in den Vereinigten Staaten nicht als terroristische Organisation eingestuft.
  •  Vereinigtes Königreich: 2017 erklärten das Foreign and Commonwealth Office und der Auswärtige Ausschuss des britischen Parlaments, es gebe keine "Beweise, die die Einstufung der Gülenisten als terroristische Organisation durch das Vereinigte Königreich rechtfertigen würden".
  •  Deutschland, 2018 sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Konferenz mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, dass Deutschland mehr Beweise benötige, um die Gülen-Bewegung als terroristische Organisation einzustufen.

Einstufung als terroristische Vereinigung

Die Gülen-Bewegung wird von den folgenden Ländern und internationalen Organisationen als terroristische Vereinigung eingestuft:

  •  Türkei, seit Mai 2016
  • Golf-Kooperationsrat, seit Oktober 2016
  • Organisation für Islamische Zusammenarbeit, seit Oktober 2016
  •  Pakistan, seit Dezember 2018

Nordzypern, das nur von der Türkei anerkannt und von der internationalen Gemeinschaft als Teil der Republik Zypern betrachtet wird, hat die Gülen-Bewegung im Juli 2016 ebenfalls als terroristische Organisation eingestuft.

Politisches Engagement

Laut dem Wissenschaftler Svante E. Cornell, Direktor des Central Asia-Caucasus Institute & Silk Road Studies Program, "könnte man die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) sowie die von ihr geführte Regierung mit leichter Übertreibung als eine Koalition religiöser Orden bezeichnen." "Die Gülen-Bewegung hielt sich von der Wahlpolitik fern und konzentrierte sich stattdessen darauf, ihre Präsenz in der staatlichen Bürokratie zu erhöhen. Der erklärte Erfolg der Hizmet-Bewegung in dieser Hinsicht machte sie anfangs zu Erdoğans wichtigstem Partner, aber auch zu seiner späteren Nemesis."

2002-2013 Zusammenarbeit mit der AKP

Von 2002 bis 2013 hat die Gülen-Bewegung umfassend mit der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) und Recep Tayyip Erdoğan zusammengearbeitet, um die politische Macht in der Türkei zu erlangen.

Es sind Fragen über die mögliche Verwicklung der Gülen-Bewegung in die laufenden Ergenekon-Ermittlungen aufgetaucht, die von Kritikern als "Vorwand" der Regierung zur "Neutralisierung von Dissidenten" in der Türkei bezeichnet wurden. Im März 2011 wurden sieben türkische Journalisten verhaftet, darunter Ahmet Şık, der ein Buch mit dem Titel "Imamin Ordusu" (Die Armee des Imams) geschrieben hatte, in dem behauptet wird, die Gülen-Bewegung habe die Sicherheitskräfte des Landes unterwandert. Als Şık in Polizeigewahrsam genommen wurde, rief er: "Wer sie [die Bewegung] anrührt, wird verbrannt!". Nach seiner Verhaftung wurden Entwürfe des Buches beschlagnahmt und sein Besitz verboten. Şık wird auch beschuldigt, an dem angeblichen Ergenekon-Komplott beteiligt gewesen zu sein, obwohl er vor seiner Verhaftung ein Ermittler des Komplotts war.

In einer Erwiderung sagte Abdullah Bozkurt von der Zeitung Today's Zaman, Ahmet Şık sei kein investigativer Journalist, der "unabhängige Recherchen" durchführe, sondern brüte "ein Komplott aus, das von dem terroristischen Netzwerk selbst geplant und in die Tat umgesetzt wurde".

Laut Gareth H. Jenkins, einem Senior Fellow des Central Asia-Caucasus Institute & Silk Road Studies Joint Center an der Johns Hopkins University:

Von Anfang an haben die AKP-freundlichen Medien, insbesondere die von der Gülen-Bewegung betriebenen Zeitungen und Fernsehsender wie Zaman, Today's Zaman und Samanyolu TV, die Ergenekon-Ermittlungen tatkräftig unterstützt. Dazu gehören die illegale Veröffentlichung von "Beweisen", die von den Ermittlern gesammelt wurden, bevor sie vor Gericht vorgelegt wurden, falsche Darstellungen und Verzerrungen des Inhalts der Anklageschriften sowie Verleumdungskampagnen sowohl gegen die Angeklagten als auch gegen jeden, der die Durchführung der Ermittlungen in Frage stellt. Seit langem wird behauptet, dass nicht nur die Medienberichterstattung, sondern auch die Ergenekon-Ermittlungen selbst von Anhängern Gülens gesteuert werden. Im August 2010 veröffentlichte Hanefi Avcı, ein rechtsgerichteter Polizeichef, der einst mit der Gülen-Bewegung sympathisiert hatte, ein Buch, in dem er behauptete, ein Netzwerk von Gülen-Anhängern in der Polizei manipuliere Gerichtsverfahren und lege interne Ernennungen und Beförderungen fest. Am 28. September 2010, zwei Tage vor einer Pressekonferenz, auf der er Beweise für seine Behauptungen vorlegen wollte, wurde Avcı verhaftet und wegen Mitgliedschaft in einer linksextremen Organisation angeklagt. Am 14. März 2011 wurde Avcı auch formell angeklagt, Mitglied der mutmaßlichen Ergenekon-Bande zu sein.

Die Gülen-Bewegung wurde auch in das verwickelt, was die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) - und nach 2013 auch Präsident Recep Tayyip Erdoğan - als rechtswidrige Gerichtsentscheidungen gegen Mitglieder des türkischen Militärs bezeichnet haben, darunter viele während der Ergenekon-Ermittlungen.

AKP-Korruptionsskandal 2013

Am 17. Dezember 2013 wurde eine Untersuchung über angebliche korrupte Praktiken von mehreren Bürokraten, Ministern, Bürgermeistern und Familienmitgliedern der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) der Türkei aufgedeckt, was zu weitreichenden Protesten und Forderungen nach dem Rücktritt der von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan geführten Regierung führte. Aufgrund des großen politischen Einflusses der Gülen-Bewegung in der Türkei, der Gerüchten zufolge durch den Einfluss der Bewegung auf die türkische Polizei und die Justiz begünstigt wird, wurde die Untersuchung als Ergebnis eines Bruchs der zuvor freundschaftlichen Beziehungen zwischen der islamistisch geprägten Regierung und der Bewegung angesehen.

Präsident Erdoğan und die AKP (die Regierungspartei der Türkei) haben die Bewegung seit Dezember 2013 ins Visier genommen. Unmittelbar nach den Korruptionserklärungen unterwarf die Regierung die Justiz, die Medien und die Zivilgesellschaft, die den autoritären Trend der Regierung in den letzten Jahren kritisiert hatten. Nach Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe bezeichnete Erdogan diese als "zivilen Putsch" gegen seine Regierung. Seitdem hat Erdogan im Namen des Kampfes gegen einen "Parallelstaat" innerhalb des türkischen Staates Hunderte von Polizisten, Richtern, Staatsanwälten und Journalisten versetzt, entlassen oder inhaftiert.

Razzien gegen die Gülen-Bewegung ab 2014

Am 14. Dezember 2014 verhaftete die türkische Polizei mehr als zwei Dutzend hochrangige Journalisten und Medienverantwortliche, die mit der Gülen-Bewegung in Verbindung stehen, unter verschiedenen Anschuldigungen.

In einer Erklärung des US-Außenministeriums wurde die Türkei davor gewarnt, ihre "eigenen demokratischen Grundlagen" zu verletzen, und gleichzeitig auf die Razzien gegen Medien aufmerksam gemacht, die "offen Kritik an der derzeitigen türkischen Regierung üben".

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und der EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn erklärten, die Verhaftungen verstießen "gegen europäische Werte" und seien "unvereinbar mit der Medienfreiheit, die ein Kernprinzip der Demokratie ist".

Am 20. Januar 2015 führte die türkische Polizei Razzien in Ankara und drei weiteren Städten durch und nahm etwa 20 Personen fest, die verdächtigt werden, Präsident Recep Tayyip Erdoğan und andere hochrangige Beamte illegal abgehört zu haben. Die Verdächtigen stehen in Verbindung mit der türkischen Telekommunikationsbehörde und dem wissenschaftlichen und technologischen Forschungszentrum TUBITAK. Lokale Medien berichteten, dass die Aktion auf die "Parallelstruktur" abzielte - ein Begriff, den Erdogan für die Anhänger Gülens in der Justiz, der Polizei und anderen Institutionen verwendet.

Am 4. März 2016 übernahm die türkische Regierung die gülenistische Tageszeitung Zaman. Die türkische Polizei drang gewaltsam in die Zentrale von Zaman ein und feuerte Tränengas auf die protestierenden Journalisten und Zivilisten. Hunderte von Demonstranten wurden verletzt. In seinem Bemühen, die Bewegung im Lande auszurotten, hat der Nationale Sicherheitsrat der Türkei die Bewegung als "Gülenistische Terrororganisation" ("Fethullahçı Terör Örgütü", FETÖ) bezeichnet. Die Regierung hat auch Einzelpersonen und Geschäftsleute ins Visier genommen, die die Organisationen und Aktivitäten der Bewegung unterstützt haben.

Säuberung der Bewegung in der Türkei nach Juli 2016

Als Reaktion auf den Putschversuch vom 15. Juli 2016, der von einer außerhalb der Befehlskette operierenden Militärfraktion angeführt wurde, erklärte die türkische Regierung schnell, dass es sich bei dem Anführer des Putsches um Gülen handelte. In den folgenden Tagen und Wochen wurde massiv gegen alle Einrichtungen vorgegangen, die mit der Gülen-Bewegung in Verbindung stehen, von Einzelpersonen über Unternehmen und Zeitungen bis hin zu Schulen und Universitäten.

Nach der Ermordung von Andrej Karlow untersuchte die türkische Regierung Berichten zufolge die Verbindungen des Attentäters zur "Gülenistischen Terrororganisation" (FETÖ); in einer Rede erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der Täter sei Mitglied der FETÖ.

Strafverfolgungen; Auslieferungen an die Türkei; Gewährung von politischen Asylen

Seit dem Putschversuch von 2016 haben die Behörden mehr als 90.000 türkische Bürgerinnen und Bürger verhaftet oder inhaftiert und mehr als 1.500 Nichtregierungsorganisationen geschlossen, hauptsächlich wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung.

Im Jahr 2018 wurden etwa 25.000 türkische Asylanträge von mutmaßlichen Gülenisten in der Europäischen Union gestellt (ein Anstieg um 50 % gegenüber 2017), wobei der Anteil Deutschlands 10.000 und der Griechenlands etwa 5.000 betrug. In den USA werden Nachrichtenberichten zufolge einige Gülenisten, die erfolgreich politischen Asylstatus erhalten haben, in New Jersey umgesiedelt.

2019 wurde berichtet, dass Interpol die Einsprüche der Türkei gegen die Ablehnung ihrer Anträge auf Ausweisung von 464 Flüchtlingen mit der Begründung abgelehnt hatte, dass Interpol den türkischen Putschversuch von 2016 rechtlich nicht als Terrorismus, sondern als gescheiterten Militärputsch definiere.

Ab 2020 hatte die Türkei erfolgreich Druck auf eine Reihe von Ländern, insbesondere in Afrika und der ehemaligen Sowjetunion, ausgeübt, um über 80 mutmaßliche Gülenisten an die Türkei auszuliefern.

Zu den türkischen Staatsbürgern, die in der Türkei wegen angeblicher Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung verurteilt wurden, gehören der türkische Ehrenvorsitzende von Amnesty International, Taner Kilic, und die Leiterin der türkischen Abteilung von Amnesty, Idil Eser, im Juli 2020.

Zeitleiste

  • 1941 - Fethullah Gülen wird in Korucuk, in der Nähe von Erzurum, Türkei, geboren
  • 1950er Jahre - erstes Treffen Gülens mit Mitgliedern der Nur-Bewegung
  • 1960 - Tod von Said Nursî
  • 1960er Jahre - Gülen beginnt, als staatlicher Prediger in Izmir Anhänger zu gewinnen
  • 1971 - Gülen wird wegen des Vorwurfs verhaftet, Aktivitäten zur Änderung der verfassungsmäßigen Ordnung organisiert und/oder daran teilgenommen zu haben, wird aber sieben Monate später wieder freigelassen.
  • Ende der 1970er Jahre - Gülen etabliert sich unabhängig von anderen Nurju-Organisationen; erste ışık evleri ("Häuser des Lichts", d. h. Studentenwohnheime) werden gegründet
  • 1978 - Eröffnung der ersten Dershane (Studienzentrum für Universitätsprüfungen)
  • 1979 - Die Wissenschaftszeitschrift Sızıntı beginnt zu erscheinen
  • 1981 - Gülen tritt in den Ruhestand
  • 1982 - Die erste "Gülen-Schule" wird eröffnet.
  • 1986 - Zaman, eine Tageszeitung in der Türkei, beginnt zu erscheinen und wird später zu einer der meistverkauften Zeitungen der Türkei
  • 1988-1991 - Gülen hält Vorträge in Istanbul und Izmir
  • 1991 - Der Zerfall der Sowjetunion ermöglicht die Gründung von Gülen-Schulen in Zentralasien
  • 1994 - Gründung der (türkischen) Stiftung für Journalisten und Schriftsteller (Gazeteciler ve Yazarlar Vakfi), mit Gülen als Ehrenvorsitzendem
  • 1996 - Gründung von Asya Finans (Investmentbank für das ehemalige sowjetische Zentralasien), mit Tansu Çiller als Investor
  • 1998 - Treffen von Gülen mit Papst Johannes Paul II. im Vatikan
  • 1999 - Schließung der Schulen der Gülen-Bewegung in Taschkent durch die usbekische Regierung nach einem Zerwürfnis zwischen der türkischen und der usbekischen Regierung
  • 1999 - Gülen flieht nach Pennsylvania, nachdem die türkische Regierung ihn wegen des Versuchs, einen islamistischen Staat in der Türkei zu errichten, angeklagt hat
  • 2004 - Gründung der Niagara-Stiftung
  • 2004 - Gründung von Kimse Yok Mu (Ist jemand da?), einer Wohltätigkeitsorganisation; 2010 erhält sie den Status einer "besonderen" Nichtregierungsorganisation (NGO) von der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen.
  • 2005 - Gründung von TUSKON (Türkischer Verband der Geschäftsleute und Industriellen)
  • 2012 - Die Stiftung für Journalisten und Schriftsteller (Gazeteciler ve Yazarlar Vakfi) erhält den allgemeinen Beraterstatus" als Nichtregierungsorganisation des Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC) der Vereinten Nationen.

Weitere Informationen unter

Bewertung in den USA

In den USA betreibt die Bewegung über 120 Schulen. Nach dem 11. September 2001 wuchs der Einfluss Gülens schnell. Der bekannte, auf Sicherheitspolitik spezialisierte Think Tank EastWest Institute verlieh ihm im Jahr 2011 den jährlichen Peace Building Award. Die Laudatio hielten die ehemaligen US-Außenminister James Baker und Madeleine Albright. Hochrangige Mitarbeiter der CIA bestätigten in einem Bericht für den US-Kongress, dass die Lehre Gülens eine Alternative zum islamischen Radikalismus und Terrorismus im Namen der Religion biete. Gülen fördere den interkulturellen Dialog und befürworte die parlamentarische Demokratie, säkulare Lebensformen sowie moderne Wirtschaft und Technologie. Die regierungsnahe US-amerikanische Zeitschrift Foreign Affairs warf die Frage auf, ob Gülen ein muslimischer Martin Luther sei, und bescheinigte ihm, auf die Reformation des Islam hinzuarbeiten.

Strukturen in Deutschland

Das Sprachrohr der Bewegung hat auf der eigenen Webseite die Strukturen in Deutschland veröffentlicht. Demnach treffen sich verschiedene Plattformen/Institutionen und Regionalverbände/Initiativen in der Arbeitsgruppe: „Koordination Hizmet Deutschland“ zusammen.