Drei-Schluchten-Talsperre
Drei-Schluchten-Damm 三峡大坝 ⓘ | |
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Land | China |
Standort | Sandouping, Bezirk Yiling, Hubei |
Koordinaten | 30°49′23″N 111°00′12″E / 30.82306°N 111.00333°EKoordinaten: 30°49′23″N 111°00′12″E / 30.82306°N 111.00333°E |
Zweck | Hochwasserschutz, Stromerzeugung, Schifffahrt |
Status | Betriebsbereit |
Baubeginn | 14. Dezember 1994 |
Datum der Eröffnung | 2003 |
Baukosten | 203 Milliarden Yen (31,765 Milliarden US$) |
Bauherr(en) | China Yangtze Power (Tochtergesellschaft der China Three Gorges Corporation) |
Damm und Hochwasserentlastungen | |
Art des Dammes | Schwergewichtsmauer |
Staut | Jangtse-Fluss |
Höhe | 181 m (594 ft) |
Länge | 2.335 m (7.661 ft) |
Breite (Scheitel) | 40 m (131 ft) |
Breite (Basis) | 115 m (377 ft) |
Volumen des Dammes | 27,2 Millionen m3 (35,6 Millionen cu yd) |
Kapazität der Hochwasserentlastungsanlage | 116.000 m3/s (4.100.000 cu ft/s) |
Stausee | |
Erzeugt | Drei-Schluchten-Stausee |
Gesamtes Fassungsvermögen | 39,3 km3 (31.900.000 acre⋅ft) |
Einzugsgebiet | 1.000.000 km2 (390.000 sq mi) |
Oberfläche | 1.084 km2 (419 sq mi) |
Maximale Länge | 600 km (370 mi) |
Normale Höhe | 175 m (574 ft) |
Kraftwerk | |
Datum der Inbetriebnahme | 2003–2012 |
Typ | Konventionell |
Hydraulische Förderhöhe | Nenn: 80,6 m (264 ft) Maximal: 113 m (371 ft) |
Turbinen | 32 × 700 MW 2 × 50 MW Francis-Typ |
Installierte Leistung | 22.500 MW |
Leistungsfaktor | 45% |
Jährliche Erzeugung | 101,6 TWh (366 PJ) (2018) |
Der Drei-Schluchten-Staudamm ist eine hydroelektrische Gewichtsstaumauer, die den Jangtse-Fluss bei der Stadt Sandouping im Bezirk Yiling, Yichang, Provinz Hubei, Zentralchina, flussabwärts der Drei Schluchten überspannt. Der Drei-Schluchten-Damm ist seit 2012 das größte Kraftwerk der Welt, gemessen an der installierten Leistung (22.500 MW). Der Staudamm erzeugt durchschnittlich 95±20 TWh Strom pro Jahr, abhängig von der jährlichen Niederschlagsmenge im Flusseinzugsgebiet. Nach den ergiebigen Monsunregenfällen im Jahr 2020 erreichte die Jahresproduktion des Staudamms fast 112 TWh und brach damit den bisherigen Weltrekord von ~103 TWh, den der Itaipu-Staudamm im Jahr 2016 aufgestellt hatte. ⓘ
Der Dammkörper wurde 2006 fertiggestellt. Das Kraftwerk des Staudammprojekts war am 4. Juli 2012 fertiggestellt und voll funktionsfähig, als die letzte der Hauptwasserturbinen in der unterirdischen Anlage ihren Betrieb aufnahm. Jede Hauptwasserturbine hat eine Leistung von 700 MW. Zusammen mit den 32 Hauptturbinen des Staudamms und zwei kleineren Generatoren (je 50 MW), die das Kraftwerk selbst antreiben, beträgt die gesamte Stromerzeugungskapazität des Staudamms 22 500 MW. Die letzte große Komponente des Projekts, das Schiffshebewerk, wurde im Dezember 2015 fertiggestellt. ⓘ
Der Damm soll nicht nur Strom erzeugen, sondern auch die Schifffahrtskapazität des Jangtse-Flusses erhöhen. Durch die Schaffung von Stauraum für Hochwasser verringert der Damm die Gefahr von Überschwemmungen flussabwärts, die in der Vergangenheit die Jangtse-Ebene geplagt haben. Im Jahr 1931 starben bei Überschwemmungen auf dem Fluss bis zu 4 Millionen Menschen. Infolgedessen betrachtet China das Projekt als einen monumentalen sozialen und wirtschaftlichen Erfolg, der mit der Konstruktion von hochmodernen Großturbinen und einem Schritt zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen einhergeht. Der Damm hat jedoch ökologische Veränderungen verursacht, darunter ein erhöhtes Risiko von Erdrutschen. Aus diesem Grund ist der Damm sowohl im In- als auch im Ausland umstritten. ⓘ
Drei-Schluchten-Damm ⓘ | |||||||||||||||
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Vereinfachtes Chinesisch | 三峡大坝 | ||||||||||||||
Traditionelles Chinesisch | 三峽大壩 | ||||||||||||||
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Drei-Schluchten-Talsperre ⓘ | |||||||||
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Blick auf die Hauptmauer der Drei-Schluchten-Talsperre während der Bauphase, April 2006 | |||||||||
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Koordinaten | 30° 49′ 23″ N, 111° 0′ 14″ O | ||||||||
Daten zum Bauwerk | |||||||||
Sperrentyp: | Gewichtsstaumauer aus Beton | ||||||||
Bauzeit: | 1995 bis 2008/2012 | ||||||||
Höhe über Talsohle: | ca. 137 bis 150 m | ||||||||
Höhe über Gründungssohle: | 181 m | ||||||||
Höhe der Bauwerkskrone: | 185 m ü. NN | ||||||||
Bauwerksvolumen: | ca. 28 Mio. m³ | ||||||||
Kronenlänge: | bis zu 2335 m | ||||||||
Kraftwerksleistung: | 18,2 GW ab 2008
22,5 GW ab 2012 | ||||||||
Daten zum Stausee | |||||||||
Höhenlage (bei Stauziel) | 175 m ü. NN | ||||||||
Wasseroberfläche | 1.085 km² | ||||||||
Stauseelänge | 663 km | ||||||||
Stauseebreite | im Mittel etwa 1,6 km | ||||||||
Speicherraum | 39.300.000.000 m³ = 39,3 km³ | ||||||||
Bemessungshochwasser: | 113.000 m³/s | ||||||||
Höhenprofil Stauanlagen am Jangtsekiang |
Einleitung
Kein anderes Großprojekt war in den letzten Jahren so umstritten wie diese Talsperre in der Volksrepublik China. Die Befürworter begründen seine Notwendigkeit hauptsächlich mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes. So hatten die Hochwasser des Jangtsekiang beispielsweise 1954 über 30.000 Menschenleben gekostet. Beim Hochwasser 1994 entstand ein Sachschaden von 20 Milliarden Euro. Weitere Gründe für den Bau waren die Stromerzeugung (Wasserkraftwerk) und die Verbesserung der Schifffahrt. Die Gegner befürchteten Nachteile durch die ökologischen Folgen, die geologischen Gefährdungspotentiale und die soziokulturellen Folgen des Projekts. ⓘ
Der Jangtsekiang ist mit 6.380 km der längste Strom Chinas und der drittlängste der Erde. Auf seinem Weg fließt er vom tibetischen Hochland durch das Rote Becken, dann durch die Drei Schluchten und schließlich in die Ebene von Yichang, bis er bei Shanghai ins Ostchinesische Meer mündet. Sein Einzugsgebiet ist knapp zwei Millionen Quadratkilometer groß; es umfasst den Lebensraum eines Drittels der chinesischen Bevölkerung (Gesamtpopulation etwa 1,3 Mrd. Menschen) und 25 % des chinesischen Ackerlandes. Der mittlere Abfluss des Jangtsekiang beträgt 32.500 m³/s (zum Vergleich: Rhein 2.330 m³/s). Er ist außerdem eine der wichtigsten Binnenwasserstraßen Chinas. ⓘ
Begriffsunterscheidung
Obwohl es sich bei dem Absperrbauwerk der Talsperre um eine Staumauer handelt, wird die englische Bezeichnung „Three Gorges Dam“ meist falsch mit „Drei-Schluchten-Damm“ bzw. „-Staudamm“ übersetzt. Dieser sehr häufige Fehler findet sich vereinzelt sogar in Fachliteratur und ist dem Umstand geschuldet, dass im englischen Vokabular keine vergleichbare Unterscheidung getroffen wird – das Wort „dam“ kann sowohl eine Staumauer als auch einen Staudamm oder auch eine ganze Talsperre bezeichnen. ⓘ
Projekt
Vorgeschichte
Ein großer Staudamm über den Jangtse wurde ursprünglich von Sun Yat-sen in The International Development of China (Internationale Entwicklung Chinas) im Jahr 1919 geplant. Er erklärte, dass flussabwärts der Drei Schluchten ein Damm mit einer Leistung von 30 Millionen PS (22 GW) möglich sei. Im Jahr 1932 begann die nationalistische Regierung unter der Führung von Chiang Kai-shek mit den Vorarbeiten zu den Plänen in den Drei Schluchten. Im Jahr 1939, während des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges, besetzten japanische Streitkräfte Yichang und untersuchten das Gebiet. In Erwartung eines japanischen Sieges über China wurde ein Entwurf, der Otani-Plan, für den Staudamm fertiggestellt. ⓘ
Im Jahr 1944 untersuchte der leitende Ingenieur des United States Bureau of Reclamation, John L. Savage, das Gebiet und entwarf einen Vorschlag für den Bau eines Staudamms für das "Jangtse-Projekt". Etwa 54 chinesische Ingenieure gingen zur Ausbildung in die Vereinigten Staaten. Die ursprünglichen Pläne sahen vor, dass der Damm eine einzigartige Methode für die Beförderung von Schiffen vorsah: Die Schiffe sollten in Schleusen am unteren und oberen Ende des Damms einfahren und dann von Kränen von einer Schleuse zur nächsten befördert werden. Gruppen von Schiffen würden aus Gründen der Effizienz gemeinsam gehoben werden. Es ist nicht bekannt, ob diese Lösung wegen ihrer wassersparenden Wirkung in Betracht gezogen wurde oder weil die Ingenieure den Höhenunterschied zwischen dem Fluss oberhalb und unterhalb des Damms für zu groß hielten, um alternative Methoden anzuwenden. Es wurden einige Erkundungen, Vermessungen, Wirtschaftsstudien und Konstruktionsarbeiten durchgeführt, aber die Regierung stellte die Arbeiten 1947 mitten im chinesischen Bürgerkrieg ein. ⓘ
Nach der kommunistischen Revolution von 1949 unterstützte Mao Zedong das Projekt, begann aber zunächst mit dem Gezhouba-Damm-Projekt in der Nähe, und wirtschaftliche Probleme wie der Große Sprung nach vorn und die Kulturrevolution verlangsamten den Fortschritt. Nach den Überschwemmungen des Jangtse-Flusses im Jahr 1954 schrieb Mao Zedong 1956 das Gedicht Schwimmen", das seine Faszination für einen Staudamm am Jangtse-Fluss beschreibt. 1958, nach der Hundert-Blumen-Kampagne, wurden einige Ingenieure, die sich gegen das Projekt aussprachen, inhaftiert. ⓘ
In den 1980er Jahren tauchte die Idee eines Staudamms wieder auf. Der Nationale Volkskongress genehmigte den Staudamm 1992: Von 2.633 Delegierten stimmten 1.767 dafür, 177 dagegen, 664 enthielten sich, und 25 Mitglieder stimmten nicht ab, was dem Gesetz eine ungewöhnlich niedrige Zustimmungsrate von 67,75 % bescherte. Die Bauarbeiten begannen am 14. Dezember 1994. Der Damm sollte 2009 vollständig in Betrieb genommen werden, aber zusätzliche Projekte wie das unterirdische Kraftwerk mit sechs zusätzlichen Generatoren verzögerten die vollständige Inbetriebnahme bis Mai 2012. Das Schiffshebewerk wurde im Jahr 2015 fertiggestellt. Der Staudamm hatte den Wasserstand im Stausee bis Ende 2008 auf 172,5 m über dem Meeresspiegel und bis Oktober 2010 auf den geplanten Höchststand von 175 m angehoben. ⓘ
Die Idee den Jangtsekiang zur Energiegewinnung zu nutzen existierte schon seit Jahrzehnten. Es war der Traum jedes großen chinesischen Herrschers, den unberechenbaren Fluss zu bändigen. So äußerte erstmals 1919 Sun Yat-sen seine diesbezüglichen Gedanken. ⓘ
Zwischen 1944 und 1946 wurde das „United States Bureau of Reclamation“, eine US-amerikanische Aufsichtsbehörde für Wasserversorgungsprojekte, beauftragt, eine solche Talsperre zu entwerfen. Als es jedoch soweit war, wurde das Vorhaben durch den chinesischen Bürgerkrieg gestoppt. Auch Mao Zedong (Vorsitzender der Kommunistischen Partei) versuchte 1958 das Projekt zu realisieren, doch dieser Versuch scheiterte an den zu hohen Baukosten. ⓘ
Als 1969 die Provinz Hubei das Projekt wiedererweckt hatte, lehnte Mao Zedong das Vorhaben aus politisch-militärischen Gründen ab. Als Ersatz wurde die kleinere Gezhouba-Talsperre nach 18 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Sie liegt 38 km unterhalb der Drei-Schluchten-Talsperre bei der Stadt Yichang. ⓘ
In den 1980er Jahren wurde das Projekt aufgrund der stärker werdenden Energieknappheit zum Schlüsselprojekt in Deng Xiaopings Reform- und Modernisierungspolitik. So wurde 1985 das Drei-Schluchten-Projekt wieder aufgegriffen. Auf Grund starker Proteste und Bedenken des Nationalen Volkskongresses wurden 1986 Vertiefungsstudien durchgeführt. 1986 wurde auf der Basis einer bilateralen Vereinbarung ein chinesisch-kanadisches Konsortium mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die durch die Weltbank und durch die kanadische Regierung finanziert wurde. ⓘ
1992 wurde das Projekt durch die Abstimmung im Volkskongress genehmigt, allerdings mit einem Negativrekord, denn noch nie vorher in der Geschichte des Nationalen Volkskongresses wurde ein Entschluss mit nur zwei Dritteln Mehrheit angenommen. (Ergebnis: 1767 pro, 177 contra und 664 Enthaltungen). Ministerpräsident Li Peng, ehemaliger Energieminister, war der Hauptverfechter des Projektes. Da jede Kritik dem Projekt gegenüber untersagt wurde, konnten sich Kritiker nur im Ausland darüber äußern. Das Buch der Projektgegnerin Dai Qing wurde verboten, ihr wurde ein Publikationsverbot auferlegt und sie musste für zehn Monate ins Gefängnis. ⓘ
Bauverlauf
Die China Three Gorges Projekt Corporation (CTGPC) erhielt vom chinesischen Staat den Auftrag für die Ausführungsplanung und den Bau des Kraftwerkes, der Schleusenanlagen und des Schiffshebewerkes. ⓘ
Am 14. Dezember 1994 wurde mit einer Eröffnungsfeier der kommende Baubeginn kundgetan. Am 5. Januar 1995 wurde mit dem ersten Bauabschnitt, dem Erstellen des Fangdamms als Vorarbeit zum Bau der Staumauer, begonnen. Um die Schifffahrt aufrechterhalten zu können musste ein 3,7 Kilometer langer Kanal, durch den der Jangtsekiang umgeleitet und die Schiffe die Baustelle umfahren konnten, erstellt werden. Diese Arbeiten begannen im April 1995. Der Kanal wurde am 6. Oktober 1997 für die Schifffahrt freigegeben. Am 8. November 1997 ist der ursprüngliche Flusslauf gestoppt worden. ⓘ
Ebenfalls im April 1995 ist mit den Arbeiten an der Staumauer, dem Kraftwerk auf der linken Flusshälfte, der Doppel-Schleusenanlage und dem Schiffshebewerk begonnen worden. An dieser Großbaustelle waren bis zu 18.000 Arbeitskräfte beschäftigt. Pro Tag wurden bis zu 350 LKW-Ladungen mit je 20 Tonnen Beton verbaut. ⓘ
Am 1. Juni 2003 wurden die Wehrfelder der Staumauer geschlossen; damit begann die erste Teilflutung. Am 17. Juni 2003 konnte durch eine Live-Übertragung des staatlichen chinesischen Fernsehen im ganzen Land die Durchfahrt des ersten Fährschiffes durch die fünfstufige Schleusenanlage mitverfolgt werden. ⓘ
Die erste Turbine mit einer Nennleistung von 700 Megawatt konnte am 24. Juni 2003 im Kraftwerk auf der linken Flusshälfte in Betrieb genommen werden. Ende 2003 lieferten bereits 4 Turbinen elektrische Energie. Knapp drei Jahre danach, am 20. Mai 2006, konnte das staatliche chinesische Fernsehen wieder eine Zeremonie übertragen. Bei dieser gossen Bauarbeiter die letzte Betonladung auf die Staumauer, womit die Errichtung der Talsperre abgeschlossen war. Die Fertigstellung erfolgte 9 Monate vor dem geplanten Zeitpunkt (Feb. 2007). Alle 14 Turbinen des linken Kraftwerks waren ebenfalls in Betrieb. Geliefert wurden 8 Einheiten, bestehend aus den Generatoren, Transformatoren und Turbinen durch ein Joint Venture der Unternehmen Alstom, ABB, Kvaerner und der chinesischen Firma Haerbin Motor. Die restlichen 6 Einheiten durch das Joint Venture Voith, Siemens, General Electric und der chinesischen Firma Oriental Motors. ⓘ
Bis 2008 war auch das Kraftwerk mit seinen 12 Turbinen auf der rechten Flusshälfte in Betrieb. Dadurch wurde die ursprünglich geplante Leistung von 18,2 GW erreicht. ⓘ
Im Berg auf der rechten Seite des Flusses wurde in Tunnelbauweise ein zusätzliches Kraftwerk erstellt, in dem weitere 6 Turbinen mit 700 MW untergebracht wurden. Diese konnten im Jahr 2012 in Betrieb gesetzt werden. Mit den beiden Turbinen mit je 50 MW, für die Produktion des Eigenbedarfes, erhöhte sich die Kraftwerksleistung auf 22,5 GW. Die 20 Turbinen für die Kraftwerke auf der rechten Flussseite und im unterirdischen Werk im Berg wurden durch zwei neu gegründete chinesische Unternehmen geliefert. Durch Harbin Power Equipment, die sich das Know-how von Alstom, ABB und Kvaerner angeeignet hatte und durch Dongfang Electrical Machinery die nach dem Know-how von Voith, Siemens und General Electric arbeitet. ⓘ
Schleusen und Hebewerk
Zusätzlich zu den Kanalschleusen gibt es ein Schiffshebewerk, eine Art Fahrstuhl für Schiffe. Das Schiffshebewerk kann Schiffe von bis zu 3.000 Tonnen heben. Die vertikal zurückgelegte Strecke beträgt 113 m, und das Becken des Schiffshebewerks ist 120 m × 18 m × 3,5 m groß (394 ft × 59 ft × 11 ft). Die Durchfahrt des Schiffshebewerks dauert 30 bis 40 Minuten, während die Durchfahrt durch die Schleusen drei bis vier Stunden dauert. Erschwerend kommt hinzu, dass der Wasserstand sehr stark schwanken kann. Das Schiffshebewerk muss auch dann funktionieren, wenn der Wasserstand auf der unteren Seite um 12 m und auf der oberen Seite um 30 m schwankt. ⓘ
Die Konstruktion des Schiffshebewerks verwendet ein schraubenförmiges Getriebesystem, mit dem eine Zahnstange hinauf- und hinuntergefahren wird. ⓘ
Das Schiffshebewerk war noch nicht fertiggestellt, als der Rest des Projekts am 20. Mai 2006 offiziell eröffnet wurde. Im November 2007 wurde in den lokalen Medien berichtet, dass der Bau des Schiffshebewerks im Oktober 2007 begonnen hatte. ⓘ
Im Februar 2012 berichtete Xinhua, dass die vier Türme, die das Schiffshebewerk tragen sollen, fast fertiggestellt seien. ⓘ
In dem Bericht hieß es, dass die Türme 189 m (620 Fuß) der geplanten 195 m (640 Fuß) erreicht hätten, die Türme bis Juni 2012 und das gesamte Schiffshebewerk im Jahr 2015 fertiggestellt würden. ⓘ
Im Mai 2014 wurde erwartet, dass das Schiffshebewerk bis Juli 2015 fertiggestellt sein würde. Es wurde im Dezember 2015 getestet und im Januar 2016 für fertiggestellt erklärt. Lahmeyer, das deutsche Unternehmen, das das Schiffshebewerk entworfen hat, gab an, dass ein Schiff weniger als eine Stunde für die Durchfahrt des Hebewerks benötigen wird. In einem Artikel in der Zeitschrift Steel Construction heißt es, dass die tatsächliche Zeit des Lifts 21 Minuten betragen wird. Die erwarteten Abmessungen der 3.000 t (3 Mio. kg) schweren Passagierschiffe, für die das Becken des Schiffshebewerks ausgelegt ist, betragen 84,5 x 17,2 x 2,65 m (277,2 ft × 56,4 ft × 8,7 ft). Die bewegte Masse (einschließlich Gegengewichte) beträgt 34.000 Tonnen. ⓘ
Die Tests des Aufzugs wurden im Juli 2016 abgeschlossen, das erste Frachtschiff wurde am 15. Juli gehoben, die Hubzeit betrug 8 Minuten. Shanghai Daily berichtete, dass der Aufzug erstmals am 18. September 2016 in Betrieb genommen wurde, als eine begrenzte "Betriebserprobung" des Aufzugs begann. ⓘ
Es wurde eine Doppel-Schleusenanlage, bestehend aus zwei parallel verlaufenden fünfstufigen Schleusentreppen erstellt. Mit den Ein- und Ausfahrtstrecken ist die Schleusenanlage mehr als 6.400 Meter lang. ⓘ
In den Projektplänen von 1992 war das Schiffshebewerk bereits eingezeichnet und bewilligt. Mit den ersten Bauarbeiten wurde am 24. April 1995 begonnen. Die verantwortlichen Experten bei der CTGPC waren jedoch über die Sicherheit des Aufzugsystems sehr besorgt. Zum Einbau war eine Hebetechnik mit Seilzügen vorgesehen. Die Ingenieure befürchteten, dass aufgrund der kolossalen Masse von Wanne mit Schiff das ganze System instabil sein würde. Dies könnte zu Sicherheitsrisiken führen. Das Hebewerk wurde mit einem Baustopp belegt. ⓘ
Ein Joint Venture aus Lahmeyer International, Bad Vilbel und Krebs+Kiefer erhielt den Auftrag über die Prüfung und mögliche Durchführbarkeit des bestehenden Projekts. Sie erarbeiteten ein neues Konzept, in dem das Schiffshebewerk mit Zahnstangenantrieb und Drehspindel ausgerüstet wird. Als Lastenausgleich wurden Gegengewichte an 256 Stahlseilen vorgesehen. Das Konzept gelangte ab 2008 zur Ausführung. Am 18. September 2016 konnte schließlich das Schiffshebewerk in Betrieb genommen werden. Somit waren schließlich die letzten großen Bauarbeiten an der Drei-Schluchten-Talsperre abgeschlossen. ⓘ
Kosten
Die Kosten dieses Riesenbauwerkes wurden anfangs mit 26 Mrd. US-Dollar beziffert; bis 2002 wurden allerdings schon 50 Mrd. US-Dollar verbaut, so dass Schätzungen von Gesamtkosten von 75 Mrd. US-Dollar bis 2013 ausgehen. Finanziert wird die Talsperre vom chinesischen Volk, das mit einer Sondersteuer belastet wird, sowie zu 65 % durch Kredite der staatlichen chinesischen Entwicklungsbank. Auch ausländische Investoren sind an dem Projekt beteiligt, von denen als wichtigste die Investmentbank Morgan Stanley sowie die kanadische Regierung zu nennen sind. ⓘ
Die deutsche Bundesregierung tritt als Bürge für den Milliardenauftrag bei Siemens ein. ⓘ
Technische Daten
- Bauart: Gewichtsstaumauer aus Beton
- Bauzeit: ab 5. Januar 1995
- 1995 bis 1997 Bau des 3,7 km langen Umleitungskanals für die Schifffahrt
- 1995 bis 2003 Fertigstellung von Staumauer, Doppel-Schleusenanlagen und Kraftwerk auf der linken Flusshälfte. Aufnahme der Stromproduktion mit 4 Turbinen
- 2006 Fertigstellung der kompletten Staumauer, alle 14 Turbinen im linken Kraftwerk in Betrieb
- 2008 Fertigstellung des Kraftwerks auf der rechten Flusshälfte und Inbetriebnahme aller 12 Turbinen.
- 2008 bis 2012 Erstellung des zusätzlichen, unterirdischen Kraftwerks innerhalb des Berges auf der rechten Seite des Flusses und Inbetriebnahme der 6 Turbinen.
- 2008 bis 2016 Erstellung des Schiffshebewerkes.
- Länge des Absperrbauwerkes: 2335 m inkl. Doppel-Schleusenanlage und Schiffshebewerk
- Kronenlänge der Mauer allein: 1983 m
- Höhe des Absperrbauwerkes über Gründung: 181 m
- Höhe der Mauerkrone: 185 m über dem Meeresspiegel
- Höchstes Stauziel: 180,40 m über dem Meeresspiegel
- Normales Stauziel: 175 m über dem Meeresspiegel
- Minimaler Betriebswasserstand/Absenkziel: 145 m über dem Meeresspiegel
- Wasserpegel talseits (Unterwasser) 62 m bis 83 m über dem Meeresspiegel
- Höhenunterschied der Wasserpegel Oberwasser (normales Stauziel)/Unterwasser max. 113 m (= max. Hub der Schiffshebeanlage)
- Staukapazität für Hochwasser: 22,1 Mrd. m³
- Gesamtstauraum: 39,3 Mrd. m³ (zum Vergleich: Bodensee: 48,5 Mrd. m³)
- Wasseroberfläche: 1.085 km² (zum Vergleich: Bodensee: 536 km²)
- Stauseelänge (bei Stauziel): 663 km (andere Angabe: 620 km)
- Regulierter Abfluss in der trockenen Saison: 5.860 m³/s.
- HWE-Bemessungsdurchfluss: 113.000 m³/s
- Nennleistung: 22,5 GW (seit 2012), (zum Vergleich Itaipú: 14 GW)
- Anzahl der Turbinen mit 700 Megawatt: 32
- Anzahl der Turbinen mit 50 Megawatt: 2 (Produktion der Energie für Eigenbedarf)
- Verwendete Turbinen: Francis-Turbinen
- Regelarbeitsvermögen: 84 TWh/a, entspricht einer über ein Jahr gemittelten Leistung von 9,6 GW. Das entspricht 14 % des deutschen Stromverbrauchs im Jahr 2004
- Überflutetes Gebiet: bei normalem Wasserstand 23.793 Hektar Land
- Überflutete Städte: 13
- Überflutete Dörfer: 1350
- Überflutete Fabriken: 657
- mittlere Stauseebreite: 1,6 km:
- Umgesiedelte Personen: circa 1,3 Millionen
- Bauvolumen:
- Abtragung von Erde und Felsen: 8.789 Mio. m³
- Auffüllung von Erde und Felsen: 3,124 Mio. m³
- Beton: 26,71 Mio. m³ ⓘ
Angaben zum Teil entnommen aus ⓘ
Bei einem maximalen Wasserstand von 175 m über dem Meeresspiegel, 110 m höher als der Flusspegel flussabwärts, ist der Stausee im Durchschnitt 660 km lang und 1,12 km breit. Er enthält 39,3 km3 (31.900.000 acre⋅ft) Wasser und hat eine Gesamtoberfläche von 1.045 km2 (403 sq mi). Nach seiner Fertigstellung überflutete der Stausee eine Gesamtfläche von 632 km2 (244 sq mi) Land, verglichen mit dem 1.350 km2 (520 sq mi) großen Stausee, der durch den Itaipu-Damm geschaffen wurde. ⓘ
Nach Fertigstellung
Um den Nutzen des Drei-Schluchten-Damms zu maximieren und die Sedimentation im Jinsha, dem Oberlauf des Jangtse, zu verringern, planen die Behörden den Bau einer Reihe von Dämmen am Jinsha, darunter der Wudongde-Damm, der Baihetan-Damm sowie die bereits fertig gestellten Dämme Xiluodu und Xiangjiaba. Die Gesamtkapazität dieser vier Staudämme beträgt 38 500 MW und ist damit fast doppelt so hoch wie die Kapazität der Drei Schluchten. Baihetan befindet sich im Bau und soll bis Juli 2022 voll betriebsbereit sein. Wudongde wurde im Juni 2021 eingeweiht. Weitere acht Staudämme befinden sich in der Mitte des Jinsha-Stroms und acht weitere flussaufwärts davon. ⓘ
Nach Bauabschluss wurde der Betrieb der Anlage an die, seit 2009 in China Three Gorges Corporation (CTG) umbenannte, CTG übertragen. Der chinesische Staat will am Oberlauf des Jangtse noch weitere größere Wasserkraftwerke erstellen lassen. Die CTG wurde mit der Planung der Xiluodu-, der Wudongde-, der Baihetan- und der Xiangjiaba-Talsperre beauftragt. Die zu erstellenden Kraftwerke würden die Gesamtleistung von 45 GW erreichen, was der doppelten Leistung der Drei-Schluchten-Talsperre entsprechen würde. ⓘ
Hochwasserschutz
Als Begründung für den Bau der Drei-Schluchten-Talsperre nannten die Befürworter: die Beeinflussung des natürlichen Abflusses, die Möglichkeit der umweltfreundlichen Stromerzeugung durch Wasserkraft, sowie eine Verbesserung für die Schifffahrt und die Verhinderung von Überschwemmungen unterhalb der Talsperre. ⓘ
Im 20. Jahrhundert sind mehr als drei Millionen Menschen (siehe hier) in den Fluten des Jangtsekiang ums Leben gekommen. Allein in dessen letzten 15 Jahren gab es sechs Flutkatastrophen in China, bei denen jedes Mal Tausende von Menschen dem Hochwasser zum Opfer fielen. Die letzte „Jahrhundertflut“ war 1996. Um zu helfen und um Schlimmeres zu verhindern waren drei Millionen Menschen am Jangtsekiang als Helfer im Einsatz. Doch nach Ansicht von Kritikern genügt es nicht, nur eine gigantische Talsperre zu errichten, um die Überschwemmungen zu verhindern, sondern man muss auch die Ursachen bekämpfen. Allzu gern verweist man bei den verheerenden Überschwemmungen allein auf schwere Regenfälle, während die vom Menschen geschaffenen Veränderungen im Einzugsgebiet oft übersehen werden. Für die jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen können als hauptsächliche Ursachen genannt werden:
- Die topographischen Gegebenheiten Chinas. Vom bis zu 7.000 Meter hohen Himalaja-Gebiet im Westen fällt das Land stetig bis auf Meereshöhe in östliche Richtung ab. Der Jangtsekiang sammelt das Wasser von etwa 700 Nebenflüssen. Im Sommer, wenn die Schneeschmelze und Monsunregen zusammentreffen, steigt die Hochwassergefahr.
- Die Abholzung der Wälder entlang des Jangtsekiang gilt als ein gravierender Punkt. Einst haben diese Wälder den Niederschlagsabfluss vermindert und abgebremst. Heute fließt er ohne Rückhaltung in den Strom. Allerdings kam es auch in Zeiten vor der Abholzung der Wälder zu verheerenden Überschwemmungen.
- Die Trockenlegung zahlreicher Seen im Bereich des Jangtsekiang ist eine weitere Ursache. Begründet wurde dies mit der Gewinnung von dringend benötigtem Ackerland für die Versorgung der stetig wachsenden Bevölkerung. Diese Seen gingen als Rückhalteräume für die Zuflüsse zum Jangtsekiang verloren. Ein Beispiel bildet die Region Hubei, die 1949 etwa 1066 Seen aufwies, heute aber nur noch 325. Allerdings kam es auch in Zeiten vor der Trockenlegung der Seen zu verheerenden Überschwemmungen.
Kritiker verweisen zudem auf die weiter bestehende Hochwassergefahr unterhalb der Talsperre. Auf die Nebenflüsse des Jangtsekiang, wie zum Beispiel den Huai He, hat die Talsperre keinerlei Einfluss. ⓘ
Energiegewinnung
Zurzeit deckt die Kohleverstromung 75 Prozent des Strombedarfs der Volksrepublik China. Kohlekraftwerke verursachen große Treibhausgasemissionen, womit sie zu den Hauptquellen der menschengemachten Globalen Erwärmung zählen. Der gesamte Energieverbrauch Chinas wird aber zweifellos infolge des großen Wirtschaftswachstums in der nahen Zukunft noch erheblich ansteigen. Das durch die Errichtung der Staumauer gewonnene Gefälle wird deshalb zur Energiegewinnung verwendet. Das Regelarbeitsvermögen des ursprünglichen Kraftwerks mit einer Nennleistung von 18,2 GW betrug 84,7 TWh elektrischer Energie. ⓘ
2012 wurde das Kraftwerk um weitere Turbinen erweitert, womit die Nennleistung nun 22,5 GW beträgt. Nach einer AFP-Meldung betrug die tatsächliche Energieerzeugung im Jahr 2014 98,8 TWh und übertraf damit das ursprünglich erwartete Regelarbeitsvermögen um 16,64 %. Zudem war die Anlage das produktionsstärkste Kraftwerk der Welt. Zugleich konnte durch das Wasserkraftwerk die Verstromung von etwa 49 Millionen Tonnen Kohle vermieden werden, wodurch der Ausstoß mehrerer Dutzend Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr durch fossile Brennstoffe vermieden wird. Zugleich ergibt sich aus diesen Zahlen ein Kapazitätsfaktor von ca. 50 %, die durchschnittliche Leistung lag bei ca. 11,3 GW. ⓘ
2016 lieferte die Drei-Schluchten Talsperre 93,5 TWh. Um die maximale Energieausbeute zu erzielen, ist im Stausee jedoch ständig ein hoher Betriebswasserstand erforderlich. Dadurch entsteht ein Konflikt zwischen den beiden Hauptzielen, nämlich der Energiegewinnung einerseits und dem Hochwasserschutz andererseits. ⓘ
Energieübertragung
Der gewonnene Strom wird vor allem in die Provinzen im Osten geleitet, wofür insgesamt 9.100 Kilometer Hochspannungsleitungen errichtet werden mussten. Die gelieferte Energie wird nicht nur für private Haushalte benötigt, sondern auch für die industrielle Entwicklung bislang unterentwickelter Provinzen wie Sichuan. ⓘ
Für die Übertragung der mit der Drei-Schluchten-Talsperre bereitgestellten elektrischen Energie wird unter anderem auch die Technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) angewendet. Die bipolare HGÜ Dreischluchtendamm–Changzhou ist 940 km lang, wird mit einer Gleichspannung von ±500 kV betrieben und ist für die Übertragung einer Leistung von 3 GW ausgelegt. ⓘ
Schiffbarkeit und Infrastrukturmaßnahmen
Vor dem Bau der Talsperre war die Schiffbarkeit des Jangtsekiang durch die sehr stark schwankende Wassertiefe eingeschränkt. Außerdem bildeten seine hohen, engen Schluchten eine Gefahr für die Schifffahrt. Durch diverse Schluchten standen schmale Fahrrinnen zur Verfügung, die nur im „Einbahnverkehr“ durchfahren werden durften. Durch die Flutung des Stausees wurden die Schluchten breiter. Die Wassertiefe stieg im Durchschnitt um 70 Meter. Durch die Erhöhung der Transportkapazität sanken auch die Transport-Preise, so dass die Häfen attraktiver und lukrativer wurden. Der von der Flussmündung etwa 2.250 km entfernt liegende Hafen von Chongqing kann nun mit 10.000-Tonnen-Schiffen angefahren werden. 2011 erreichte der Gütertransport durch die Schleusen 100 Mio. t, vor dem Bau der Staumauer waren es nur 18 Mio. t. 2015 waren es bereits 120 Millionen t. ⓘ
Da eine Durchfahrt durch die Schleusenanlage etwa 4 Stunden dauert und die Schleusenkapazität begrenzt ist, muss mit Fahrzeitverlängerungen wegen Stau vor den Schleuseneinfahrten gerechnet werden. Seit der Inbetriebnahme des Schiffshebewerkes am 18. September 2016 entspannte sich die Lage etwas, was der Personenschifffahrt große Erleichterung bot. Nun dauert die Überwindung der etwa 110 Höhenmeter im Aufzug nur noch 40 Minuten. ⓘ
Ein vorrangiges Ziel des Dreischluchtenprojektes war auch, neben der Verminderung der Hochwassergefahr, das vormals wenig entwickelte Zentralchina zu entwickeln. Dazu wurden umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur (Eisenbahnnetz, Autobahnen, Flughäfen) verwirklicht. Entlang dieser neuen Verkehrswege setzte dadurch ein gewaltiger wirtschaftlicher Aufschwung ein, mit neuen, modernen Städten, ein Punkt, der bei der Gesamtbewertung des Dreischluchtenprojektes berücksichtigt werden muss. ⓘ
Tourismus
Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle im Drei-Schluchten-Gebiet, von dem aber Teile überflutet werden, wie zum Beispiel Chinas Loreley, die nur noch als Brustbild zu beobachten sein wird. Kritiker gehen davon aus, dass der bisherige Reiz einer Schifffahrt durch die Drei Schluchten nach der vollständigen Aufstauung verloren geht, während die Befürworter des Projekts darauf hinweisen, dass bei mehr als 1.000 m hohen Felswänden eine Reduzierung der Schluchten um ungefähr 90 m nur eine geringfügige Beeinträchtigung darstelle und das Panorama der Schluchten eindrucksvoll genug bleibe. Auch wenn das Landschaftsbild mit seinen hohen Felswänden und markanten Felsspitzen zum Großteil erhalten bleibt, verliert die Passage der drei Schluchten für Touristen an Dramatik. Die Fahrten über einen reißenden Jangtsekiang gehören bereits jetzt der Vergangenheit an. Andererseits ist die Drei-Schluchten-Talsperre auch für sich genommen eine Touristenattraktion, durch die Geld in diese Region kommt. ⓘ
Ökologische Auswirkungen
Viele Nationen haben erkannt, dass die Langzeitfolgen eines solchen riesigen Baus nicht vorhersehbar sind. Wo sie vorhersehbar waren, wurden Studien teilweise nicht veröffentlicht. In China wurden zwei Arten von Gegnern politisch ruhiggestellt: Umweltschützer und das Militär. Denn abgesehen von den bekannteren Umweltbedenken war dem Militär völlig klar, dass die Staumauer im Falle eines militärischen Konfliktes ein empfindliches Angriffsziel bildet. ⓘ
Die USA haben verkündet, keine derartigen Riesenbauten mehr zu realisieren, da die ökologischen Schäden zu groß seien. Schon jetzt investiere man Milliarden Dollar, um die Auswirkungen der bestehenden Aufstauungen zu reparieren. China jedoch verwirklichte das Jangtsekiang-Projekt trotz der Warnungen einiger Wissenschaftler vor den Ausmaßen des Stausees. ⓘ
Ein Problem besteht darin, dass der Jangtsekiang große Mengen an Treibsand und Sediment mit sich führt. Messungen der hydrologischen Station bei Yichang ergaben eine jährliche Belastung von etwa 523 Millionen Tonnen. Bei dem hohen Abfluss des Jangtses ergibt dies etwa 1,19 Kilogramm pro Kubikmeter. Beim Bau der Gezhouba-Talsperre wurde ein Konzept erarbeitet, bei dem die Ablagerungen hinter der Staumauer jährlich durch Sedimentschleusen ausgespült werden. Dieses Konzept wurde übernommen. ⓘ
Das zurückgehaltene Sediment steht außerdem flussabwärts nicht mehr zur Verfügung. Bisher wurde es bei Hochwasser auf den flussnahen Feldern abgelagert und verbesserte damit den Nährstoffgehalt der Böden. Darüber hinaus wurde bislang die normale Abtragung am Flussgrund durch frisches Sediment aus dem Oberlauf ausgeglichen. Bleibt dieses aus, besteht die Gefahr, dass der Fluss sich eintieft und der Grundwasserspiegel sinkt. ⓘ
Darüber hinaus wird eine Vielzahl Tier- und Pflanzenarten durch das Projekt bedroht, da deren natürlicher Lebensraum zerstört wird. Betroffen sind:
- 2.862 Pflanzenarten
- 335 entdeckte Fischarten wie zum Beispiel der Chinesische Stör (Acipenser sinensis), der Jangtse-Stör (Acipenser dabryanus) und der Schwertstör (Psephurus gladius) sind durch den Bau der Talsperren vom Aussterben bedroht.
- Bedroht sind auch 22 Tierarten, die auf der Roten Liste aussterbender Tierarten stehen, wie zum Beispiel der China-Alligator (Alligator sinensis). Bedroht war auch der Chinesische Flussdelfin (Lipotes vexillifer), der 2007 für ausgestorben erklärt wurde. ⓘ
Um die Tierarten zu schützen, will man an einem abgesperrten Flussarm des Jangtsekiang ein Reservat errichten, das ökologisch noch weitgehend intakt ist. Kritiker befürchten jedoch, dass sich Gifte aus Müllhalden und Fabriken im Wasser lösen könnten. Dazu kommt das Methangas, das durch die Verrottung der Vegetation der überfluteten Gebiete entsteht. ⓘ
Eine im Jahre 2005 veröffentlichte Studie (Xian et al. (2005), siehe Literatur) hat gezeigt, dass durch die Drei-Schluchten- und die Gezhouba-Talsperre bereits negative ökologische Folgen eingetreten sind: Mehrere hundert Kilometer unterhalb der Staumauer, im gezeitenbeeinflussten Mündungsgebiet des Jangtsekiang, wurde eine starke Zunahme von eingewanderten Quallenarten beobachtet. Durch den verringerten Abfluss und damit einhergehend der verringerten Sedimentfracht strömt bei Flut mehr Salzwasser vom Meer in das Mündungsgebiet, wodurch ideale Bedingungen für die Quallen entstanden. Das Problem wird durch die Überfischung der vormals im Mündungsgebiet lebenden essbaren Qualle Rhopilema esculentum weiter verschärft. ⓘ
Nach nur fünf Betriebsjahren, seit der Inbetriebnahme der ersten 12 Generatoren, wurde durch die chinesische Regierung eine Kabinettssitzung einberufen um die festgestellten Probleme zu lösen. Wieder sollen weitere 300.000 Menschen umgesiedelt werden, da durch die wechselnden Wasserstände die Uferregionen aufweichen und dadurch Erdrutsche ausgelöst werden. Geologische Probleme werden nicht ausgeschlossen. Die enorme Wasserverschmutzung sollte bekämpft werden. Durch die geringere Fließgeschwindigkeit ist das chemische Gleichgewicht gestört. Die Schifffahrt wird durch die Schleusen stark behindert. Es entstehen lange Wartezeiten. Die geplanten Tonnagen können nicht erreicht werden. ⓘ
Zwangsumsiedlung
Durch die Flutung sind nicht nur Lebensräume für Pflanzen und Tiere untergegangen, sondern auch viele historische und kulturelle Stätten, darunter 5.000 Jahre alte Gräber und uralte Felsmalereien. Einige Stätten wurden abgebaut und an höher gelegenen Orten wieder aufgebaut. Einzelne Objekte wurden präpariert für den zukünftigen Tauchtourismus. Heute liegen ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken unter Wasser. Einige Beispiele dafür sind die Tempelstadt Fengdu mit ihren archäologischen Stätten, Wanxian (140.000 Einwohner) und Fuling (80.000 Einwohner). ⓘ
Probleme entstanden den Menschen durch die Umsiedlung. Es mussten bis zu zwei Millionen Menschen umgesiedelt werden. Der größte Teil davon waren Bauern, die auf das ertragreiche Schwemmland am Ufer des Jangtsekiang verzichten und in die höherliegenden Gebiete ziehen mussten. Doch diese karstigen Hochlagen mit einem raueren Klima sind für die Landwirtschaft schlecht geeignet. Experten sagen, dass diese Hochlagen nur ein Fünftel des Ertrages des Schwemmlandes abwerfen werden. Entlang der ebenfalls vom Aufstau betroffenen Nebenflüsse war die Bevölkerung gezwungen, vom fruchtbaren Ackerland im Tal in die steileren Hanglagen umzuziehen. Diese neu terrassierten Hänge können jedoch nur mit Spezialkulturen bepflanzt werden, v. a. Orangen. ⓘ
Die Kritikerin Dai Qing befürchtete, dass die Umsiedler nicht, wie von Seiten der Regierung zugesichert, eine gleichwertige Behausung und eine finanzielle Entschädigung erhalten würden. Die Umsiedler, hauptsächlich Bauern, waren mit den ihnen zugewiesenen Unterkünften unzufrieden und die Entschädigungen von umgerechnet 3.000 Euro versickerten teilweise im Korruptionssumpf. Die Lebensbedingungen haben sich für viele Menschen massiv verschlechtert. Hunderttausende fanden keine Arbeit. Betroffen war insbesondere die ältere Generation, während deren Kinder durch Umzug in größere Städte von der Möglichkeit einer guten Ausbildung in neu errichteten, modernen Betrieben und Schulen profitieren konnten. ⓘ
Ebenso sollen die Fischbestände in dem Stausee geringer werden, so dass auch die Fischer einen Teil ihrer Existenzgrundlage verlieren werden. Bereits 1995 wurde davon ausgegangen, dass 3,2 bis 4,5 Millionen Menschen von ökologischen Problemen betroffen sein werden. Im Oktober 2007 wurde entschieden, dass weitere 4 Millionen Menschen aus ökologischen Gründen umzusiedeln seien. ⓘ
Obwohl die Größe des Stausees zu umfangreichen Umsiedlungen flussaufwärts führte, wurde dies durch den Hochwasserschutz für die flussabwärts gelegenen Gemeinden als gerechtfertigt angesehen. Bis Juni 2008 siedelte China 1,24 Millionen Einwohner um (bis auf Gaoyang in der Provinz Hubei), da 13 Städte, 140 Ortschaften und 1350 Dörfer durch den Stausee entweder überflutet oder teilweise überschwemmt wurden, was etwa 1,5 % der 60,3 Millionen Einwohner der Provinz und der 31,44 Millionen Einwohner der Stadt Chongqing entspricht. Etwa 140.000 Einwohner wurden in andere Provinzen umgesiedelt. ⓘ
Die Umsiedlung wurde am 22. Juli 2008 abgeschlossen. In einigen Berichten aus dem Jahr 2007 wurde behauptet, dass die Stadtverwaltung von Chongqing bis zum Jahr 2020 weitere vier Millionen Menschen ermutigen wird, vom Damm weg in das Stadtgebiet von Chongqing umzuziehen. Die Stadtverwaltung erklärte jedoch, dass die Umsiedlung auf die Verstädterung und nicht auf den Staudamm zurückzuführen sei, und dass die betroffenen Menschen auch in anderen Gebieten der Stadt leben. ⓘ
Betriebsprobleme
Da es am Jangtsekiang keine staatlich geregelten Müllentsorgungssysteme gibt, entsorgt die Bevölkerung ihren Unrat über den Wasserweg. Da flussaufwärts mehr als 150 Millionen Menschen leben, entwickelt sich die ständige Einleitung von Abwässern und Abfällen in den Fluss zu einem großen Problem. Bereits ein Jahr nach der ersten Stauung 2004 wurden 1,3 Mio. Tonnen Müll und 1,3 Mrd. Tonnen Abwasser in den Jangtsekiang entsorgt. Im August 2010 drohte die Verstopfung der Schleusenanlage. Der ganze Unrat staute sich vor der Staumauer zu einem Müllteppich von mehr als 50.000 m², mit einer Dicke von 60 cm auf. ⓘ
Durch den Müll könnten die Schleusentore blockieren oder Schäden an Schiffen entstehen. Daher sind 100 Arbeiter mit 15 Spezialbooten auf dem See und fischen täglich etwa 600 Tonnen Müll ab. Laut dem Betreiber China Three Gorges Corporation werden jährlich etwa 200.000 Kubikmeter Abfälle vor der Staumauer abgefischt und auf Deponien in der Umgebung entsorgt. Dadurch entstehen Kosten von jeweils über einer Million Euro im Jahr. ⓘ
Die durch staatliche Stellen zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel für 140 geplante Kläranlagen wurden von den jeweiligen Verwaltungsbehörden teilweise zweckentfremdet und der Bau der notwendigen Anlagen ausgesetzt. ⓘ
Zu Betriebsproblemen können die jährlich in den Sommermonaten auftretenden Monsunregen führen. Wenn die Schneeschmelze noch zusätzliches Wasser erzeugt, steigt die Gefahr von Hochwasser. So hatten die Drei-Schluchten-Talsperre und die Gezhouba-Talsperre im Juli 2017 ihre Produktionskapazität um zwei Drittel heruntergefahren. Diese Maßnahme reduziert den Wasserabfluss des Kraftwerkes. Dadurch kann eine Überschwemmung der Ebenen flussabwärts gemindert oder gar verhindert werden. ⓘ
Der Staudamm war der Auslöser für die Verbesserung der Abwasserbehandlung in der Umgebung von Chongqing und seinen Vororten. Nach Angaben des Ministeriums für Umweltschutz konnten im April 2007 mehr als 50 neue Anlagen 1,84 Millionen Tonnen pro Tag behandeln, was 65 % des Gesamtbedarfs entspricht. Etwa 32 Deponien kamen hinzu, die täglich 7.664,5 Tonnen feste Abfälle aufnehmen können. Jährlich werden mehr als eine Milliarde Tonnen Abwasser in den Fluss eingeleitet, die vor dem Bau des Stausees eher weggeschwemmt wurden. Dies hat dazu geführt, dass das Wasser stagniert, verschmutzt und trübe ist. ⓘ
Sicherheitsrisiken
Bereits vor der Ausführung des Projektes äußerten die Verantwortlichen des Militärs große Bedenken. Im Falle eines militärischen Konfliktes oder eines Terroraktes wäre die Staumauer ein empfindliches Anschlagsziel. Erst im September 2013 konnte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang die „Verordnung zum Schutz und zur Sicherheit des Drei-Schluchten-Staudammes“ unterzeichnen. An dem Sicherheitskonzept beteiligt sich das Militär, die Provinz Hubei, die Stadt Yichang und die Betreibergesellschaft China Three Gorges Corporation (CTG). Das Militärkomitee wird vier Flugabwehrraketen, 24 Brigade-Hubschrauber, acht Patrouillenboote und 4600 bewaffnete Soldaten zum Schutze der Staumauer abkommandieren ⓘ
Der chinesischen Regierung war bekannt, dass kurz nach Fertigstellung an der Staumauer mehr als einhundert Risse im Beton festgestellt wurden. Einige davon wiesen eine Länge von über 30 Meter auf und reichten bis 3 Meter tief in die 115 Meter dicke Mauer. Wegen Korruption innerhalb der chinesischen Behörden wurden beim Mauerbau Baumaterialien in teilweise minderwertiger Qualität verwendet. Aufgrund der Korruptionsvorwürfe wurden etwa hundert Beamte gerichtlich belangt und verurteilt. Trotz dieser bekannten Mängel wurde 2006 der Stausee geflutet. Durch die aufgestaute Wassermenge wird die Staumauer an der Talsohle mit einem Druck von rund 140 Tonnen pro Quadratmeter belastet. ⓘ
Die Talsperre liegt in einem von Erdbeben gefährdeten Gebiet, in der Nähe einer geologischen Verwerfung. Der Leiter des geologischen Instituts von Sichuan, Professor Fan Xiao, schließt aufgrund neuer geologischer Untersuchungen Probleme durch den tektonisch instabilen Untergrund nicht aus. Das Gewicht der enormen Wassermassen kann die Erdkruste zusammendrücken, was zu Entladungen bestehender Spannungen im Untergrund führen kann. Durch das aufgestaute Wasser werden die Ufer aufgeweicht, was Erdrutsche und entsprechende Flutwellen auslösen kann. Xiao verweist auf das Erdbeben in Sichuan 2008, wo die Zipingpu-Talsperre beschädigt wurde. Gemäß Professor Xiao hat die Anzahl kleinerer Erdbeben seit der Flutung zugenommen. ⓘ
Da es in China verboten ist die Regierung zu kritisieren, erstaunte ein Statement des Premierministers Wen Jiabao: „Einige der Probleme des Damms zeichneten sich schon während der Planungsarbeit ab. Ihre Lösung wurde auf die Zeit nach der Inbetriebnahme verschoben. Andere wurden erkannt, konnten aber aufgrund damaliger Beschränkungen nicht effektiv gelöst werden“. Es bestehe „fortlaufender Handlungsbedarf, um die durch seinen Bau entstandenen Probleme zu lösen und geologische Katastrophen zu verhindern“. ⓘ
Im Falle eines strukturellen Versagens des Absperrbauwerkes rechnen Experten im Tal des Jangtsekiang mit 15 Millionen Todesopfern. Die chinesische Regierung betont, dass das Bauwerk auch einem Erdbeben der Stärke 7 standhalten könnte. ⓘ
Korruption
Hongkonger Zeitungen meldeten im Jahre 2001, dass Anfang Mai 2000 staatliche Baufirmen umgerechnet etwa 125 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Jangtsekiang-Projekt veruntreuten. Zuvor berichtete sogar eine parteinahe Pekinger Wirtschaftszeitung von einem Korruptionsfall im Umfang von etwa 60 Millionen Euro. Im letzteren Fall wurden etwa hundert Beamte schuldig gesprochen. ⓘ
Zwar wird Korruption in China scharf verfolgt, allerdings wird auch verfolgt, wer darauf aufmerksam macht. ⓘ
Wegen Informationsweitergabe an die internationale Presse über Korruption im Zusammenhang mit Ausgleichszahlungen, standen im April 2001 vier Bauern aus der Gegend um Gaoyang im Kreis Yunyang, in Peking vor Gericht. Die vier Angeklagten: He Kechang, Ran Chongxin, Jiang Qingshan und Wen Dingchun hatten gegenüber der internationalen Presse konkrete Informationen über die Korruption in dem Talsperrenprojekt weiter gegeben. Die vier wollten bei der entsprechenden Regierungsstelle in Peking eine Unterschriftensammlung im Zusammenhang mit den seit langer Zeit vermissten Entschädigungsgeldern vorlegen. Dabei wurden sie in Peking verhaftet und fanden sich vor Gericht wieder. (Quelle: AFP-Jiji). Human Rights Watch und Probe International.23. ⓘ
Weitere Vorfälle ereigneten sich um den im heutigen Überschwemmungsgebiet aufgewachsenen Maisbauern und Bürgerrechtler Fu Xiancai. Auch dieser ist nach Peking gereist um den Verantwortlichen in der Beschwerdebehörde persönlich eine Petition, bezüglich ausstehender Entschädigungszahlungen, mit tausenden Unterschriften von betroffenen Bauern zu übergeben. Nach seiner Rückkehr in die Kreisstadt Zigui (Provinz Hubei) wurde er fünf Tage lang grundlos inhaftiert. Wiederholt beschwerte er sich wegen ausbleibender Entschädigungen für die Bauern. Nach einem kritischen Interview im Mai 2006 gegenüber dem ARD-Magazin Tagesthemen wurde Fu wegen des Interviews von der örtlichen Polizei verhört. Auf dem Heimweg wurde der Bürgerrechtler brutal zusammengeschlagen und so schwer verletzt, dass er seither vom Hals abwärts gelähmt ist. weitere Informationen ▶ Die lokalen Behörden weigerten sich zudem, für eine lebensnotwendige Operation aufzukommen. Erst die deutsche Botschaft finanzierte den Eingriff. Menschenrechtler weltweit protestierten gegen dieses Vorgehen Chinas. ⓘ
Die jahrelangen Proteste zeigten Wirkung. Peking musste eingestehen, dass Korruptionsfälle bekannt seien. Der staatliche Rechnungsprüfer Li Jinhua prüfte die Umsiedlungsausgaben der Jahre 2004 und 2005 des Stadtstaates Chongqing und der Provinz Hubei. Er fand veruntreute Gelder im Betrag von 272 Millionen Yuan (27 Mill. Euro). Sein Untersuchungsbericht wurde über Chinas Zeitungen veröffentlicht. ⓘ
Wasser für den Norden
Ein weiteres Projekt, das eng mit dem Bau der Talsperre verbunden ist, wurde im Jahr 2002 genehmigt: In den Nordprovinzen leiden viele Städte an Wassermangel, da der Wasserverbrauch durch Bevölkerungswachstum und Industrieansiedlungen extrem gestiegen ist. Geplant wurde ein Wasserleitungsnetz, bestehend aus drei Kanälen. Wasser aus den südlichen Gebieten, und hier vor allem aus dem Jangtsekiang, soll in den Norden gepumpt werden. Baubeginn für die Kanäle der östlichen und der mittleren Route war bereits im Jahr 2002. Im Jahr 2014 floss das erste Wasser nach Peking und anderen Städten. Der östliche Kanal erbringt eine Transportleistung von bis zu 2 Milliarden m³ und der mittlere Kanal bis zu 8 Milliarden m³ Wasser. Die Baukosten beliefen sich auf 66 Milliarden Euro. Der heftig umstrittene Kanal der westlichen Route soll bis 2050 erstellt werden Siehe hierzu Süd-Nord-Wassertransferprojekt. ⓘ
Siehe auch
- Liste von Wasserkraftwerken in China
- Liste von Talsperren in China
- Liste der größten Wasserkraftwerke der Erde
- Liste der größten Stauseen der Erde
- Liste der größten Talsperren der Erde ⓘ
Literatur
- Mathias Döring: Der Drei-Schluchten-Damm am Yangtzekiang. In: Wasserkraft und Energie 3/2004, S. 2–32.
- Dai Qing: The river dragon has come! The Three Gorges Dam and the Fate of China’s Yangtze River and Its People. Sharpe, Armonk NY 1997, ISBN 0-7656-0205-9.
- Achim Gutowski: Der Drei-Schluchten-Staudamm in der VR China: Hintergründe, Kosten-Nutzen-Analyse und Durchführbarkeitsstudie eines großen Projektes unter Berücksichtigung der Entwicklungszusammenarbeit. Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management, Bremen 2000.
- Lorenz King, Marco Gemmer, Martin Metzler: Das Dreischluchtenprojekt am Yangtze – Giessener Forschergruppe untersucht Auswirkungen des weltgrößten Staudammprojektes. – Spiegel der Forschung 19/1, S. 38–45, 2002. PDF ⓘ
- Lorenz King, Heike Hartmann, Marco Gemmer, Stefan Becker: Der Drei-Schluchten-Staudamm am Yangtze – Ein Großbauprojekt und seine Bedeutung für den Hochwasserschutz. – Petermanns Geographische Mitteilungen 5, S. 26–33, 2004.
- Jens-Philipp Keil: Das Drei-Schluchten-Projekt und seine Auswirkungen auf die sozio-ökonomische Entwicklung im Xiangxi-Einzugsgebiet in der Provinz Hubei, VR China. Diplomarbeit, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen 2002, urn:nbn:de:hebis:26-opus-47036.
- Alexandra Rigos, Zeng Nian: Die Zähmung des „Langen Flusses“. In: Geo. Nr. 6/2003, ISSN 0342-8311, S. 20–46.
- Trouw, Jan: Chinas Drei-Schluchten-Staudamm und die Bauernumsiedlung: Wie der Damm den Alltag der Bauern verändert. Books on Demand, 2014, ISBN 978-3-7357-1884-6.
- Weiwei Xian, Bin Kang, Ruiyu Liu: Jellyfish Blooms in the Yangtze Estuary. In: Science. Nr. 307(5706), 2005, ISSN 0036-8075, S. 41.
- Ute Wörner: Staudamm gefährdet chinesische Fischbestände. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. 58. Jg., Nr. 6, 2005, ISSN 0028-1050, S. 330–331.
Filme
- Shi Ming, Thomas Weidenbach (Regie): Chinas Größenwahn am Yangtse. Deutschland, 2008, 43 Min., WDR (mit Bildervergleich 1995–2007)
- Larges Dams, Engineering Channel: The largest dam in the world. 23 Min. (englisch).
- Jia Zhangke (Regie): Still Life. Volksrepublik China, 2006.
- The Yangtze Three Gorges Dam Project Overview. 11.48 Min. (ohne Worte) ⓘ
Wirtschaft
Die Regierung schätzte die Kosten für das Drei-Schluchten-Staudammprojekt auf 180 Milliarden Yuan (22,5 Milliarden US-Dollar). Bis Ende 2008 beliefen sich die Ausgaben auf 148,365 Milliarden Yuan, wovon 64,613 Milliarden Yuan auf den Bau, 68,557 Milliarden Yuan auf die Umsiedlung der betroffenen Anwohner und 15,195 Milliarden Yuan auf die Finanzierung entfielen. Im Jahr 2009 wurde geschätzt, dass die Baukosten gedeckt sein würden, wenn der Damm 1.000 Terawattstunden (3.600 PJ) Strom erzeugt hätte, was 250 Milliarden Yuan einbringen würde. Die volle Kostendeckung sollte also erst zehn Jahre nach der Inbetriebnahme des Staudamms erreicht werden, aber die Kosten für den Drei-Schluchten-Damm wurden bereits am 20. Dezember 2013 vollständig gedeckt. ⓘ
Zu den Finanzierungsquellen gehören der Drei-Schluchten-Staudamm-Baufonds, Gewinne aus dem Gezhouba-Damm, Darlehen der Chinesischen Entwicklungsbank, Darlehen in- und ausländischer Geschäftsbanken, Unternehmensanleihen sowie Einnahmen aus der Zeit vor und nach der Inbetriebnahme des Damms. Zusätzliche Abgaben wurden wie folgt festgesetzt: Jede Provinz, die Strom aus dem Drei-Schluchten-Damm bezog, musste ¥ 7,00 pro MWh zusätzlich zahlen. Andere Provinzen mussten eine zusätzliche Gebühr von ¥ 4,00 pro MWh zahlen. Die Autonome Region Tibet zahlt keinen Aufschlag.
Stromerzeugung und -verteilung
Stromerzeugungskapazität
Die Stromerzeugung wird von China Yangtze Power verwaltet, einer börsennotierten Tochtergesellschaft der China Three Gorges Corporation (CTGC), einem von der SASAC verwalteten zentralen Unternehmen (SOE). Der Drei-Schluchten-Damm ist das Wasserkraftwerk mit der weltweit größten Kapazität und 34 Generatoren: 32 Hauptgeneratoren mit einer Leistung von jeweils 700 MW und zwei Kraftwerksgeneratoren mit einer Leistung von jeweils 50 MW, was eine Gesamtleistung von 22 500 MW ergibt. Von diesen 32 Hauptgeneratoren sind 14 auf der Nordseite des Staudamms, 12 auf der Südseite und die restlichen sechs im unterirdischen Kraftwerk im Berg südlich des Staudamms installiert. Die jährliche Stromerzeugung im Jahr 2018 betrug 101,6 TWh, das ist 20 Mal mehr als der Hoover-Damm. ⓘ
Fortschritte bei der Installation der Generatoren
Der erste Hauptgenerator der Nordseite (Nr. 2) wurde am 10. Juli 2003 in Betrieb genommen; die Nordseite wurde am 7. September 2005 mit der Inbetriebnahme von Generator Nr. 9 vollständig in Betrieb genommen. Die volle Leistung (9.800 MW) wurde erst am 18. Oktober 2006 erreicht, nachdem der Wasserstand 156 m erreicht hatte. ⓘ
Die 12 Hauptgeneratoren der Südseite sind ebenfalls in Betrieb. Nr. 22 wurde am 11. Juni 2007 in Betrieb genommen, Nr. 15 am 30. Oktober 2008. Der sechste (Nr. 17) wurde am 18. Dezember 2007 in Betrieb genommen und erhöhte die Kapazität auf 14,1 GW, womit er den Itaipu-Staudamm (14,0 GW) endgültig überholte und zum weltweit größten Wasserkraftwerk nach Kapazität aufstieg. ⓘ
Seit dem 23. Mai 2012, als der letzte Hauptgenerator, Nr. 27, seinen letzten Test absolvierte, sind auch die sechs unterirdischen Hauptgeneratoren in Betrieb und erhöhen die Kapazität auf 22,5 GW. Nach neun Jahren Bau-, Installations- und Testphase war das Kraftwerk im Juli 2012 voll betriebsbereit. ⓘ
Meilensteine der Leistung
Jahr | Anzahl der installierten Einheiten |
TWh | |
---|---|---|---|
2003 | 6 | 8.607 | |
2004 | 11 | 39.155 | |
2005 | 14 | 49.090 | |
2006 | 14 | 49.250 | |
2007 | 21 | 61.600 | |
2008 | 26 | 80.812 | |
2009 | 26 | 79.470 | |
2010 | 26 | 84.370 | |
2011 | 29 | 78.290 | |
2012 | 32 | 98.100 | |
2013 | 32 | 83.270 | |
2014 | 32 | 98.800 | |
2015 | 32 | 87.000 | |
2016 | 32 | 93.500 | |
2017 | 32 | 97.600 | |
2018 | 32 | 101.600 | |
2019 | 32 | 96.880 | |
2020 | 32 | 111.800 | |
2021 | 32 | 103.649 |
Bis zum 16. August 2011 hatte das Kraftwerk 500 TWh Strom erzeugt. Im Juli 2008 erzeugte es 10,3 TWh Strom, der erste Monat mit mehr als 10 TWh. Am 30. Juni 2009, nachdem der Durchfluss auf über 24 000 m3/s angestiegen war, wurden alle 28 Generatoren eingeschaltet, die jedoch nur 16 100 MW erzeugten, da die verfügbare Fallhöhe während der Hochwassersaison nicht ausreichend ist. Während eines Hochwassers im August 2009 erreichte das Kraftwerk erstmals für kurze Zeit seine maximale Leistung. ⓘ
Während der Trockenzeit von November bis Mai ist die Stromerzeugung durch die Durchflussmenge des Flusses begrenzt, wie in den Diagrammen rechts zu sehen ist. Bei ausreichendem Durchfluss wird die Leistung durch die Kraftwerkskapazität begrenzt. Die Kurven für die maximale Stromerzeugung wurden auf der Grundlage der durchschnittlichen Durchflussmenge am Stausee berechnet, wobei ein Wasserstand von 175 m und ein Bruttowirkungsgrad von 90,15 % angenommen wurden. Die tatsächliche Leistung im Jahr 2008 wurde auf der Grundlage der monatlichen Stromeinspeisung in das Netz ermittelt. ⓘ
Der Drei-Schluchten-Staudamm erreichte am 26. Oktober 2010 zum ersten Mal seinen geplanten maximalen Wasserstand von 175 m, wodurch die geplante jährliche Stromerzeugungskapazität von 84,7 TWh erreicht wurde. Der Stausee verfügt über eine Gesamtleistung von 22,5 Gigawatt und eine geplante jährliche Erzeugungskapazität von 88,2 Milliarden Kilowattstunden. Im Jahr 2012 erzeugten die 32 Kraftwerksblöcke des Staudamms eine Rekordmenge von 98,1 TWh Strom, was 14 % der gesamten chinesischen Stromerzeugung aus Wasserkraft entspricht. Zwischen 2012 (dem ersten Jahr, in dem alle 32 Kraftwerksblöcke in Betrieb waren) und 2021 erzeugte der Damm durchschnittlich 97,22 TWh Strom pro Jahr und damit mehr als der Itaipu-Damm mit 89,22 TWh pro Jahr im selben Zeitraum. Aufgrund des ausgiebigen Monsuns im Jahr 2020 mit starken Regenfällen erreichte die Jahresproduktion in diesem Jahr ~112 TWh, was den bisherigen Weltrekord der Jahresproduktion des Itaipu-Staudamms von ~103 TWh aus dem Jahr 2016 brach. ⓘ
Verteilung
Die State Grid Corporation und China Southern Power Grid zahlten bis zum 2. Juli 2008 einen Pauschalpreis von ¥250 pro MWh (35,7 US$). Seitdem schwankt der Preis je nach Provinz zwischen 228,7 und 401,8 ¥ pro MWh. Kunden, die mehr bezahlen, wie zum Beispiel Shanghai, erhalten Vorrang. Neun Provinzen und zwei Städte verbrauchen Strom aus dem Staudamm. ⓘ
Die Kosten für die Stromverteilungs- und -übertragungsinfrastruktur betrugen rund 34,387 Milliarden Yuan. Die Bauarbeiten wurden im Dezember 2007 abgeschlossen, ein Jahr früher als geplant. ⓘ
Der Strom wird über mehrere 500-kV-Übertragungsleitungen verteilt. Drei Gleichstromleitungen zum ostchinesischen Netz transportieren 7.200 MW: Drei Schluchten - Shanghai (3.000 MW), HVDC Drei Schluchten - Changzhou (3.000 MW) und HVDC Gezhouba - Shanghai (1.200 MW). Die Wechselstromleitungen zum Central China Grid haben eine Gesamtkapazität von 12.000 MW. Die Gleichstrom-Übertragungsleitung HVDC Three Gorges - Guangdong zum südchinesischen Netz hat eine Kapazität von 3.000 MW. ⓘ
Der Staudamm sollte 10 % des chinesischen Strombedarfs decken. Die Stromnachfrage ist jedoch schneller gestiegen als ursprünglich angenommen. Selbst bei vollem Betrieb deckt der Damm im Jahr 2011, als der chinesische Strombedarf 4 692,8 TWh erreichte, im Durchschnitt nur etwa 1,7 % des Strombedarfs in China. ⓘ
Auswirkungen auf die Umwelt
Emissionen
Nach Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission wurde im Jahr 2006 mit 366 Gramm Kohle 1 kWh Strom erzeugt. Von 2003 bis 2007 entsprach die Stromerzeugung der von 84 Millionen Tonnen Standardkohle. ⓘ
Erosion und Sedimentation
Der Damm birgt zwei besondere Gefahren. Zum einen sind die Sedimentationsprognosen uneinheitlich, und zum anderen liegt der Damm auf einer seismischen Verwerfung. Beim derzeitigen Stand der Dinge sind 80 % des Landes in diesem Gebiet von Erosion betroffen, wodurch jährlich etwa 40 Millionen Tonnen Sediment in den Jangtse gelangen. Da die Strömung oberhalb des Staudamms langsamer ist, wird sich ein Großteil dieser Sedimente nun dort absetzen, anstatt flussabwärts zu fließen, und es wird weniger Sediment flussabwärts geben. ⓘ
Das Fehlen von Schlamm flussabwärts hat drei Auswirkungen:
- Einige Hydrologen gehen davon aus, dass die stromabwärts gelegenen Flussufer anfälliger für Überschwemmungen werden.
- Shanghai, mehr als 1.600 km entfernt, liegt auf einer massiven Sedimentebene. Der "ankommende Schlick - sofern er überhaupt ankommt - stärkt das Bett, auf dem Shanghai gebaut ist... je geringer die Menge der ankommenden Sedimente, desto anfälliger ist diese größte chinesische Stadt für Überschwemmungen...".
- Die Ablagerung von benthischen Sedimenten verursacht biologische Schäden und verringert die aquatische Artenvielfalt. ⓘ
Erdrutsche
Die durch das steigende Wasser verursachte Erosion im Stausee führt häufig zu größeren Erdrutschen, die die Oberfläche des Stausees spürbar beeinträchtigen. So kam es im Mai 2009 zu zwei Vorfällen, bei denen zwischen 20.000 und 50.000 Kubikmeter Material in die überflutete Wuxia-Schlucht des Wu-Flusses stürzten. In den ersten vier Monaten des Jahres 2010 kam es zu 97 größeren Erdrutschen. ⓘ
Bewaldung
Im Jahr 1997 war das Gebiet der Drei Schluchten zu 10 % bewaldet, während es in den 1950er Jahren noch 20 % waren. ⓘ
Untersuchungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen haben ergeben, dass in der asiatisch-pazifischen Region bis 2008 insgesamt etwa 6.000 km2 Wald hinzukommen werden. Das ist eine erhebliche Veränderung gegenüber dem jährlichen Netto-Waldverlust von 13.000 Quadratkilometern in den 1990er Jahren. Dies ist größtenteils auf Chinas große Aufforstungsanstrengungen zurückzuführen. Diese wurden beschleunigt, nachdem die Überschwemmungen des Jangtse-Flusses im Jahr 1998 die Regierung davon überzeugt hatten, dass der Baumbestand wiederhergestellt werden sollte, insbesondere im Jangtse-Becken flussaufwärts des Drei-Schluchten-Damms. ⓘ
Wildtiere
Die Bedenken über die möglichen Auswirkungen des Staudamms auf die Tierwelt reichen bis zur Genehmigung durch den Nationalen Volkskongress im Jahr 1992 zurück. Diese Region ist seit langem für ihre reiche Artenvielfalt bekannt. Sie beherbergt 6.388 Pflanzenarten, die zu 238 Familien und 1.508 Gattungen gehören. Von diesen Pflanzenarten sind 57 Prozent vom Aussterben bedroht. Diese seltenen Arten werden auch als Inhaltsstoffe in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Bereits jetzt ist der Anteil der bewaldeten Fläche in der Region um den Drei-Schluchten-Damm von zwanzig Prozent im Jahr 1950 auf weniger als zehn Prozent im Jahr 2002 zurückgegangen, was sich negativ auf alle Pflanzenarten in diesem Gebiet auswirkt. Die Region bietet auch Lebensraum für Hunderte von Süßwasser- und Landtierarten. Süßwasserfische sind von Staudämmen besonders betroffen, da sich die Wassertemperatur und das Abflussregime ändern. Auch viele andere Fische werden von den Turbinenschaufeln der Wasserkraftwerke verletzt. Dies ist besonders schädlich für das Ökosystem der Region, denn im Einzugsgebiet des Jangtse-Flusses leben 361 verschiedene Fischarten, die 27 Prozent aller gefährdeten Süßwasserfischarten in China ausmachen. Auch andere Wassertierarten sind durch den Damm gefährdet, insbesondere der Baiji, der chinesische Flussdelfin, der inzwischen ausgestorben ist. Wissenschaftler der chinesischen Regierung behaupten sogar, dass der Drei-Schluchten-Damm das Aussterben des Baiji direkt verursacht hat. Auch der Chinesische Löffelstör gilt als ausgestorben, weil der Damm seine Wanderungen behindert. ⓘ
Von den noch verbliebenen 3.000 bis 4.000 vom Aussterben bedrohten Sibirischen Kranichen überwintert ein Großteil in Feuchtgebieten, die durch den Drei-Schluchten-Damm zerstört werden. Der Staudamm hat zum funktionalen Aussterben des Baiji-Delfins im Jangtse-Fluss beigetragen. Obwohl er schon zu Beginn des Baus nahe an diesem Stand war, hat der Damm seinen Lebensraum weiter verkleinert und den Schiffsverkehr verstärkt, was zu den Faktoren gehört, die zu seinem endgültigen Aussterben führen werden. Auch die Populationen des Jangtse-Störs werden durch den Damm garantiert "negativ beeinflusst". ⓘ
Terrestrische Auswirkungen
Im Jahr 2005 berechneten NASA-Wissenschaftler, dass die Verschiebung der durch die Dämme gespeicherten Wassermassen die Gesamtlänge des Erdentages um 0,06 Mikrosekunden verlängern und die Erde in der Mitte etwas runder und an den Polen flacher machen würde. ⓘ
Schleusen
Durch die Installation von Schiffsschleusen soll die Flussschifffahrt von zehn Millionen auf 100 Millionen Tonnen pro Jahr gesteigert werden; dadurch werden die Transportkosten zwischen 30 und 37 % gesenkt. Die Schifffahrt wird sicherer, denn die Schluchten sind bekanntermaßen gefährlich zu befahren. ⓘ
In der Nähe des Staudamms sind zwei Reihen von Schiffsschleusen installiert (30°50′12″N 111°1′10″E / 30.83667°N 111.01944°E). Jede von ihnen besteht aus fünf Stufen mit einer Transitzeit von etwa vier Stunden. Die maximale Schiffsgröße beträgt 10.000 Tonnen. Die Schleusen sind 280 m lang, 35 m breit und 5 m tief (918 × 114 × 16,4 ft). Damit sind sie 30 m länger als die Schleusen auf dem Sankt-Lorenz-Strom, aber nur halb so tief. Vor dem Bau des Staudamms betrug die maximale Frachtkapazität der Drei-Schluchten-Anlage 18,0 Millionen Tonnen pro Jahr. Von 2004 bis 2007 passierten insgesamt 198 Millionen Tonnen Fracht die Schleusen. Die Frachtkapazität des Flusses hat sich versechsfacht und die Kosten für die Schifffahrt wurden um 25 % gesenkt. Die Gesamtkapazität der Schiffsschleusen wird voraussichtlich 100 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen. ⓘ
Bei diesen Schleusen handelt es sich um Treppenschleusen, bei denen innere Schleusentorpaare sowohl als Obertor als auch als Untertor dienen. Bei den Toren handelt es sich um empfindliche Scharniertore, die bei einer Beschädigung die gesamte Schleusenanlage vorübergehend unbrauchbar machen können. Da es getrennte Schleusensätze für den stromaufwärts und stromabwärts gerichteten Verkehr gibt, ist dieses System wassersparender als bidirektionale Treppenschleusen. ⓘ
Portage-Eisenbahnen
Es gibt auch Pläne für den Bau kurzer Portage-Eisenbahnen, die den Dammbereich komplett umgehen. Es sollen zwei kurze Bahnstrecken, eine auf jeder Seite des Flusses, gebaut werden. Die 88 Kilometer lange nördliche Portage-Bahn (北岸翻坝铁路) soll von der Hafenanlage Taipingxi (太平溪港) auf der Nordseite des Jangtse direkt flussaufwärts vom Damm über den Ostbahnhof von Yichang zur Hafenanlage Baiyang Tianjiahe in der Stadt Baiyang (白洋镇), unterhalb von Yichang. Die 95 Kilometer lange südliche Portage-Eisenbahn (南岸翻坝铁路) wird von Maoping (flussaufwärts des Staudamms) über den Südbahnhof Yichang nach Zhicheng (an der Jiaozuo-Liuzhou-Eisenbahn) führen. ⓘ
Ende 2012 begannen die Vorarbeiten entlang der beiden künftigen Bahnstrecken. ⓘ
Andere Auswirkungen
Nationale Sicherheit
Das US-Verteidigungsministerium berichtete, dass die Befürworter von Angriffen auf das Festland in Taiwan offenbar hoffen, dass allein die glaubwürdige Bedrohung der chinesischen Stadtbevölkerung oder hochwertiger Ziele wie des Drei-Schluchten-Staudamms die Chinesen von militärischem Zwang abhalten wird. Die Zerstörung des Drei-Schluchten-Staudamms ist eine Taktik, die in Taiwan seit den frühen 1990er Jahren diskutiert und erörtert wird, als sich der Damm noch in der Planungsphase befand. ⓘ
Die Vorstellung, dass das taiwanesische Militär versuchen würde, den Damm zu zerstören, rief eine wütende Reaktion in den chinesischen Festlandmedien hervor. Der General der Volksbefreiungsarmee, Liu Yuan, wurde in der China Youth Daily mit den Worten zitiert, die Volksrepublik China sei "ernsthaft auf der Hut vor Drohungen von Terroristen der taiwanesischen Unabhängigkeit". ⓘ
Der Drei-Schluchten-Damm ist eine Schwergewichtsmauer aus Stahlbeton. Das Wasser wird durch die Eigenmasse der einzelnen Dammabschnitte zurückgehalten. Daher sollte ein Schaden an einem einzelnen Abschnitt keine Auswirkungen auf andere Teile des Damms haben. Zhang Boting, stellvertretender Generalsekretär der China Society for Hydropower Engineering, wies darauf hin, dass Schwergewichtsdämme aus Beton resistent gegen Atomschläge sind. Sung Chao-wen, ehemaliger Berater des taiwanesischen Verteidigungsministeriums, bezeichnete die Vorstellung, den Drei-Schluchten-Damm mit Marschflugkörpern zu zerstören, als "lächerlich". Er führte an, dass Raketen den Stahlbeton nur minimal beschädigen würden und dass jeder Angriffsversuch mehrere Schichten der Boden- und Luftverteidigung überwinden müsste. ⓘ
Strukturelle Integrität
Unmittelbar nach der ersten Füllung des Stausees wurden rund 80 Haarrisse in der Dammstruktur festgestellt; eine Expertengruppe bewertete das Projekt jedoch insgesamt als gut, und die 163 000 Betonelemente bestanden alle Qualitätsprüfungen, wobei die normalen Verformungen innerhalb der Bemessungsgrenzen lagen. ⓘ