Vektorgrafik

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Beispiel für den Vergleich von Vektorgrafiken und Rastergrafiken bei Vergrößerung

Die Vektorgrafik als eine Form der Computergrafik umfasst eine Reihe von Mechanismen zur Erzeugung visueller Bilder direkt aus geometrischen Formen, die auf einer kartesischen Ebene definiert sind, wie Punkte, Linien, Kurven und Polygone. Zu diesen Mechanismen gehören Vektordarstellungs- und Druckhardware, Vektordatenmodelle und -dateiformate sowie Software, die auf diesen Datenmodellen basiert (insbesondere Grafikdesignsoftware, computergestütztes Design und geografische Informationssysteme). Vektorgrafiken sind eine Alternative zu Rastergrafiken, wobei beide im Allgemeinen und in bestimmten Situationen Vor- und Nachteile haben.

Während Vektorgrafik-Hardware weitgehend zugunsten von rasterbasierten Monitoren und Druckern verschwunden ist, werden Vektordaten und -software weiterhin häufig verwendet, insbesondere wenn ein hohes Maß an geometrischer Präzision erforderlich ist und wenn komplexe Informationen in einfache geometrische Primitive zerlegt werden können. Daher ist das Vektormodell das bevorzugte Modell für Bereiche wie Ingenieurwesen, Architektur, Vermessung, 3D-Rendering und Typografie, aber es ist völlig ungeeignet für Anwendungen wie Fotografie und Fernerkundung, wo Raster effektiver und effizienter sind. In einigen Anwendungsbereichen, z. B. in geografischen Informationssystemen (GIS) und im Grafikdesign, werden je nach Zweck sowohl Vektor- als auch Rastergrafiken verwendet.

Vektorgrafiken basieren auf der Mathematik der analytischen Geometrie oder der Koordinatengeometrie und stehen in keinem Zusammenhang mit anderen mathematischen Verwendungen des Begriffs Vektor, einschließlich Vektorfelder und Vektorrechnung. Dies kann zu einer gewissen Verwirrung in Disziplinen führen, in denen beide Bedeutungen verwendet werden.

Eine Vektorgrafik ist eine Computergrafik, die aus grafischen Primitiven wie Linien, Kreisen, Polygonen oder allgemeinen Kurven (Splines) zusammengesetzt ist. Meist sind mit Vektorgrafiken Darstellungen gemeint, deren Primitive sich zweidimensional in der Ebene beschreiben lassen, ähnlich wie bei einem Vektor in der analytischen Geometrie. Eine Bildbeschreibung, die sich auf dreidimensionale Primitive stützt, wird eher 3D-Modell oder Szene genannt und die Erzeugung zweidimensionaler Linien- und Flächengrafiken sowie fotorealistischer Bilder aus solchen 3D-Modellen wird Bildsynthese oder Rendern genannt.

Um beispielsweise das Bild eines Kreises zu speichern, benötigt eine Vektorgrafik mindestens zwei Werte: die Lage des Kreismittelpunktes und den Kreisdurchmesser. Neben der Form und Position der grafischen Primitive werden eventuell auch die Farbe, Strichstärke, diverse Füllmuster und weitere, das Aussehen bestimmende, Daten angegeben.

Datenmodell

Das logische Datenmodell der Vektorgrafik basiert auf der Mathematik der Koordinatengeometrie, in der Formen als eine Menge von Punkten in einem zwei- oder dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem definiert sind, als p = (x, y) oder p = (x, y, z). Da fast alle Formen aus einer unendlichen Anzahl von Punkten bestehen, definiert das Vektormodell eine begrenzte Anzahl geometrischer Primitive, die mit einer endlichen Anzahl von markanten Punkten, den so genannten Scheitelpunkten, spezifiziert werden können. Ein Quadrat beispielsweise kann eindeutig durch die Lage von drei seiner vier Ecken definiert werden, aus denen die Software die verbindenden Randlinien und den Innenraum interpolieren kann. Da es sich um eine regelmäßige Form handelt, kann ein Quadrat auch durch die Lage einer Ecke, eine Größe (Breite/Höhe) und einen Drehwinkel definiert werden.

Die grundlegenden geometrischen Primitive sind:

  • Ein einzelner Punkt.
  • Ein Liniensegment, das durch zwei Endpunkte definiert ist und eine einfache lineare Interpolation der dazwischen liegenden Linie ermöglicht.
  • Eine polygonale Kette oder Polylinie, eine zusammenhängende Menge von Liniensegmenten, die durch eine geordnete Liste von Punkten definiert ist.
  • Ein Polygon, das einen Bereich im Raum darstellt, der durch seine Begrenzung, eine Polylinie mit übereinstimmenden Anfangs- und Endpunkten, definiert ist.

Eine Vielzahl von komplexeren Formen kann unterstützt werden:

  • Parametrische Kurven, bei denen Polylinien oder Polygone mit Parametern ergänzt werden, um eine nichtlineare Interpolation zwischen Scheitelpunkten zu definieren, einschließlich Kreisbögen, kubische Splines, Catmull-Rom-Splines, Bézier-Kurven und Bezigons.
  • Standardparametrische Formen in zwei oder drei Dimensionen, wie Kreise, Ellipsen, Quadrate, Superellipsen, Kugeln, Tetraeder, Superellipsoide usw.
  • Unregelmäßige dreidimensionale Flächen und Körper, in der Regel definiert als eine zusammenhängende Menge von Polygonen (z. B. ein Polygonnetz) oder als parametrische Flächen (z. B. NURBS).
  • Fraktale, oft definiert als ein iteriertes Funktionssystem.

In vielen Vektordatensätzen kann jede Form mit einer Reihe von Eigenschaften kombiniert werden. Die häufigsten sind visuelle Merkmale wie Farbe, Strichstärke oder Strichmuster. In Systemen, in denen Formen reale Merkmale darstellen, wie GIS und BIM, kann eine Vielzahl von Attributen jedes dargestellten Merkmals gespeichert werden, wie Name, Alter, Größe usw.

In einigen Vektordaten, insbesondere in GIS, können Informationen über topologische Beziehungen zwischen Objekten im Datenmodell dargestellt werden, z. B. die Verfolgung der Verbindungen zwischen Straßenabschnitten in einem Verkehrsnetz.

Wenn ein in einem Vektordateiformat gespeicherter Datensatz in ein anderes Dateiformat konvertiert wird, das alle in diesem bestimmten Bild verwendeten primitiven Objekte unterstützt, kann die Konvertierung verlustfrei erfolgen.

Hardware für Vektordarstellung

Ein Asteroiden-ähnliches Videospiel mit freier Software, das auf einem Vektormonitor gespielt wird

Vektorbasierte Geräte wie der Vektor-CRT und der Stiftplotter steuern direkt einen Zeichenmechanismus, um geometrische Formen zu erzeugen. Da Vektordarstellungsgeräte eine Linie durch die Eingabe von nur zwei Punkten (d. h. die Koordinaten der beiden Enden der Linie) definieren können, kann das Gerät die Gesamtdatenmenge reduzieren, indem es das Bild in Form von Punktpaaren organisiert.

Vektorgrafik-Displays wurden erstmals 1958 vom US-Luftverteidigungssystem SAGE verwendet. Vektorgrafiksysteme wurden 1999 von der US-Flugverkehrskontrolle ausgemustert. Vektorgrafiken wurden auch vom Computergrafik-Pionier Ivan Sutherland 1963 auf dem TX-2 des MIT Lincoln Laboratory eingesetzt, um sein Programm Sketchpad auszuführen.

Zu den nachfolgenden Vektorgrafiksystemen, von denen die meisten durch dynamisch modifizierbare gespeicherte Listen von Zeichenanweisungen iterierten, gehören der IBM 2250, der Imlac PDS-1 und der DEC GT40. Es gab eine Videospielkonsole mit Vectrex, die Vektorgrafiken verwendete, sowie verschiedene Arcade-Spiele wie Asteroids, Space Wars, Tempest und viele Cinematronics-Titel wie Rip-Off und Tail Gunner, die Vektormonitore verwendeten. Speicherbildschirme wie der Tektronix 4014 konnten zwar Vektorbilder anzeigen, diese aber nicht verändern, ohne die Anzeige vorher zu löschen. Sie waren jedoch nie so weit verbreitet wie die rasterbasierten Scanning-Displays, die für das Fernsehen verwendet wurden, und waren bis Mitte der 1980er Jahre mit Ausnahme von Spezialanwendungen weitgehend verschwunden.

Plotter, die beim technischen Zeichnen eingesetzt werden, zeichnen nach wie vor Vektoren direkt auf das Papier, indem sie einen Stift entsprechend den Anweisungen durch den zweidimensionalen Raum des Papiers bewegen. Wie bei den Monitoren sind sie jedoch weitgehend durch den Breitformatdrucker ersetzt worden, der ein Rasterbild druckt (das aus Vektordaten gerendert werden kann).

Software

Da dieses Modell in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen nützlich ist, wurden viele verschiedene Softwareprogramme zum Zeichnen, Bearbeiten und Visualisieren von Vektorgrafiken entwickelt. Diese basieren zwar alle auf demselben grundlegenden Vektordatenmodell, können aber Formen sehr unterschiedlich interpretieren und strukturieren und verwenden sehr unterschiedliche Dateiformate.

  • Grafikdesign und Illustration mit einem Vektorgrafik-Editor oder einer Grafiksoftware wie Adobe Illustrator. Siehe Vergleich von Vektorgrafik-Editoren für Fähigkeiten.
  • Geografische Informationssysteme (GIS), die ein geografisches Merkmal durch eine Kombination aus einer Vektorform und einer Reihe von Attributen darstellen können. GIS umfasst Funktionen zur Vektorbearbeitung, Kartierung und räumlichen Vektoranalyse.
  • Computergestütztes Design (CAD), das in den Bereichen Ingenieurwesen, Architektur und Vermessung eingesetzt wird. BIM-Modelle (Building Information Modeling) fügen Attribute zu jeder Form hinzu, ähnlich wie ein GIS.
  • 3D-Computergrafik-Software, einschließlich Computeranimation.

Dateiformate

Dieses vektorbasierte (SVG-Format) Bild eines runden vierfarbigen Wirbels zeigt mehrere einzigartige Merkmale von Vektorgrafiken im Vergleich zu Rastergrafiken: Es gibt kein Aliasing entlang der abgerundeten Kante (was bei einer Rastergrafik zu digitalen Artefakten führen würde), die Farbverläufe sind alle gleichmäßig, und der Benutzer kann die Größe des Bildes ohne Qualitätsverlust stufenlos ändern.

Vektorgrafiken sind heute üblicherweise in den Grafikdateiformaten SVG, WMF, EPS, PDF, CDR oder AI zu finden und unterscheiden sich grundlegend von den gebräuchlicheren Rastergrafikdateiformaten wie JPEG, PNG, APNG, GIF, WebP, BMP und MPEG4.

Der Standard des World Wide Web Consortium (W3C) für Vektorgrafiken ist Scalable Vector Graphics (SVG). Der Standard ist komplex und hat sich, zumindest teilweise aufgrund kommerzieller Interessen, relativ langsam durchgesetzt. Viele Webbrowser unterstützen inzwischen die Darstellung von SVG-Daten, aber vollständige Implementierungen des Standards sind immer noch vergleichsweise selten.

In den letzten Jahren hat sich SVG zu einem bedeutenden Format entwickelt, das völlig unabhängig von der Auflösung des Wiedergabegeräts ist, in der Regel ein Drucker oder ein Bildschirm. SVG-Dateien bestehen im Wesentlichen aus druckbarem Text, der sowohl gerade als auch gekrümmte Pfade sowie andere Attribute beschreibt. Wikipedia bevorzugt SVG für Bilder wie einfache Karten, Linienillustrationen, Wappen und Flaggen, die im Allgemeinen nicht wie Fotografien oder andere Bilder mit kontinuierlichen Farbtönen sind. Das Rendern von SVG erfordert eine Konvertierung in ein Rasterformat mit einer für die jeweilige Aufgabe geeigneten Auflösung. SVG ist auch ein Format für animierte Grafiken.

Es gibt auch eine Version von SVG für Mobiltelefone. Das spezielle Format für Mobiltelefone heißt SVGT (SVG Tiny Version). Diese Bilder können Links zählen und auch Anti-Aliasing verwenden. Sie können auch als Hintergrundbild angezeigt werden.

CAD-Software verwendet eigene Vektordatenformate, in der Regel proprietäre Formate, die von den Softwareanbietern erstellt werden, wie z. B. DWG von Autodesk und öffentliche Austauschformate wie DXF. Für GIS-Daten wurden im Laufe der Geschichte Hunderte verschiedener Vektordateiformate entwickelt, darunter proprietäre Formate wie die Geodatenbank von Esri, proprietäre, aber öffentliche Formate wie Shapefile und das ursprüngliche KML, Open-Source-Formate wie GeoJSON und Formate, die von Standardisierungsgremien wie Simple Features und GML des Open Geospatial Consortium entwickelt wurden.

Kegel-Zahnrad. Vektor-Zeichnung, mit Adobe Illustrator erstellt, als SVG exportiert

Im World Wide Web liegen Vektorgrafiken meist im offenen Format SVG oder als proprietäre SWF-Dateien (Adobe Flash) vor. Für 3D-Szenen gilt als Nachfolger der Virtual Reality Modeling Language die Beschreibungssprache X3D. Wieder auferstanden ist die auf OpenGL basierende Web Graphics Library (WebGL) sowie die auf WebGL basierende JavaScript-Bibliothek Open 3D (O3D) von Google.

Konvertierung

Die Liste der Bilddateiformate umfasst proprietäre und öffentliche Vektorformate.
Original-Referenzfoto vor der Vektorisierung
Details können zu Vektorgrafiken hinzugefügt oder aus ihnen entfernt werden.

In Raster

Moderne Bildschirme und Drucker sind Rastergeräte; Vektorformate müssen in ein Rasterformat (Bitmaps - Pixelarrays) umgewandelt werden, bevor sie gerendert (angezeigt oder gedruckt) werden können. Die Größe der durch die Konvertierung erzeugten Bitmap-/Rasterformatdatei hängt von der erforderlichen Auflösung ab, aber die Größe der Vektordatei, die die Bitmap-/Rasterdatei erzeugt, bleibt immer gleich. Es ist also einfach, eine Vektordatei in eine Reihe von Bitmap-/Rasterdateiformaten zu konvertieren, aber es ist sehr viel schwieriger, den umgekehrten Weg zu gehen, insbesondere wenn eine nachträgliche Bearbeitung des Vektorbildes erforderlich ist. Es kann von Vorteil sein, ein aus einer Vektordatei erstelltes Bild in einem Bitmap-/Rasterformat zu speichern, da verschiedene Systeme unterschiedliche (und inkompatible) Vektorformate haben und einige möglicherweise überhaupt keine Vektorgrafiken unterstützen. Sobald eine Datei jedoch aus dem Vektorformat konvertiert ist, wird sie wahrscheinlich größer und verliert den Vorteil der Skalierbarkeit ohne Auflösungsverlust. Außerdem ist es dann nicht mehr möglich, einzelne Teile des Bildes als diskrete Objekte zu bearbeiten. Die Dateigröße einer Vektorgrafik hängt von der Anzahl der darin enthaltenen grafischen Elemente ab; es handelt sich um eine Liste von Beschreibungen.

Drucken

Vektorgrafiken sind ideal für den Druck, da sie aus einer Reihe von mathematischen Kurven bestehen und auch bei Größenänderungen sehr scharf gedruckt werden können. So kann man beispielsweise ein Vektorlogo auf ein kleines Blatt Kopierpapier drucken und dann dasselbe Vektorlogo auf Plakatgröße vergrößern, ohne dass die Qualität darunter leidet. Eine niedrig aufgelöste Rastergrafik würde bei einer Vergrößerung von Visitenkarten- auf Plakatgröße verschwimmen oder übermäßig verpixeln. (Die genaue Auflösung einer Rastergrafik, die für ein qualitativ hochwertiges Ergebnis erforderlich ist, hängt vom Betrachtungsabstand ab; so kann z. B. eine Werbetafel auch bei niedriger Auflösung noch hochwertig erscheinen, wenn der Betrachtungsabstand groß genug ist).

Wenn wir typografische Zeichen als Bilder betrachten, dann gelten die gleichen Überlegungen, die wir für Grafiken angestellt haben, auch für die Erstellung von geschriebenem Text für den Druck (Schriftsatz). Ältere Zeichensätze wurden als Bitmaps gespeichert. Um eine maximale Druckqualität zu erreichen, durften sie daher nur mit einer bestimmten Auflösung verwendet werden; diese Schriftformate gelten als nicht skalierbar. Qualitativ hochwertige Typografie basiert heute auf Zeichenzeichnungen (Fonts), die in der Regel als Vektorgrafiken gespeichert werden und als solche auf jede Größe skalierbar sind. Beispiele für solche Vektorformate für Zeichen sind Postscript-Schriften und TrueType-Schriften.

Bedienung

Vorteile dieser Art des Zeichnens gegenüber Rastergrafiken:

  • Da Vektorgrafiken aus Koordinaten mit Linien/Kurven dazwischen bestehen, hängt die Größe der Darstellung nicht von den Abmessungen des Objekts ab. Diese minimale Menge an Informationen führt zu einer viel geringeren Dateigröße im Vergleich zu großen Rasterbildern, die Pixel für Pixel definiert sind. Allerdings wird einer Vektorgrafik mit einer kleinen Dateigröße oft nachgesagt, dass sie im Vergleich zu einem realen Foto zu wenig Details enthält.
  • Dementsprechend kann man z. B. einen Kreisbogen stufenlos heranzoomen, und er bleibt glatt. Andererseits wird ein Polygon, das eine Kurve darstellt, nicht wirklich gekrümmt sein.
  • Beim Heranzoomen müssen Linien und Kurven nicht proportional breiter werden. Oftmals wird die Breite nicht oder weniger als proportional vergrößert. Andererseits können unregelmäßige Kurven, die durch einfache geometrische Formen dargestellt werden, beim Heranzoomen proportional breiter gemacht werden, damit sie glatt und nicht wie diese geometrischen Formen aussehen.
  • Die Parameter von Objekten werden gespeichert und können später geändert werden. Das bedeutet, dass das Verschieben, Skalieren, Drehen, Füllen usw. die Qualität einer Zeichnung nicht beeinträchtigt. Außerdem ist es üblich, die Abmessungen in geräteunabhängigen Einheiten anzugeben, was zu einer bestmöglichen Rasterung auf Rastergeräten führt.
  • Aus einer 3D-Perspektive ist auch die Darstellung von Schatten mit Vektorgrafiken viel realistischer, da Schatten in die Lichtstrahlen abstrahiert werden können, aus denen sie sich bilden. Dies ermöglicht fotorealistische Bilder und Renderings.

Betrachten Sie zum Beispiel einen Kreis mit dem Radius r. Die wichtigsten Informationen, die ein Programm benötigt, um diesen Kreis zu zeichnen, sind

  1. eine Angabe, dass es sich bei dem zu zeichnenden Objekt um einen Kreis handelt
  2. den Radius r
  3. die Position des Mittelpunkts des Kreises
  4. Strichart und Farbe (eventuell transparent)
  5. Stil und Farbe der Füllung (möglicherweise transparent)

Vektorformate sind für grafische Arbeiten nicht immer geeignet und haben auch zahlreiche Nachteile. So erzeugen beispielsweise Geräte wie Kameras und Scanner im Wesentlichen Rastergrafiken mit kontinuierlichen Tönen, die sich nicht in Vektoren umwandeln lassen, so dass ein Bildbearbeitungsprogramm bei dieser Art von Arbeit eher mit den Pixeln als mit durch mathematische Ausdrücke definierten Zeichenobjekten arbeitet. Umfassende Grafiktools kombinieren Bilder aus Vektor- und Rasterquellen und bieten möglicherweise Bearbeitungswerkzeuge für beide, da einige Teile eines Bildes aus einer Kameraquelle stammen können und andere mit Vektorwerkzeugen gezeichnet wurden.

Einige Autoren haben den Begriff Vektorgrafik als verwirrend kritisiert. Insbesondere bezieht sich der Begriff Vektorgrafik nicht einfach auf Grafiken, die durch euklidische Vektoren beschrieben werden. Einige Autoren haben vorgeschlagen, stattdessen objektorientierte Grafiken zu verwenden. Aber auch dieser Begriff kann verwirrend sein, da er als jede Art von Grafik gelesen werden kann, die mit objektorientierter Programmierung implementiert wird.

Vektorgrafik Rastergrafik
Vektorgrafik Rastergrafik
Vektorgrafik Rastergrafik
Vektorgrafik Rastergrafik
Vektorgrafiken lassen sich ohne Qualitätsverlust beliebig skalieren.

Die Erzeugung von Vektorgrafiken ist Gegenstand der geometrischen Modellierung und geschieht meist mittels eines Vektorgrafikprogramms oder direkt mit einer Auszeichnungssprache. Rastergrafiken können durch die sogenannte Vektorisierung mit gewissen Einschränkungen in Vektorgrafiken umgewandelt werden. Manche Texterkennungsprogramme basieren auf einem Vektorisierungsalgorithmus. Mittlerweile bieten gängige Vektorgrafikprogramme Funktionen an, die es erlauben, Vektorgrafiken mit Farbverläufen und Transparenzstufen zu speichern und damit eine größere Zahl von Bildern zufriedenstellend zu beschreiben. Auch solche Vektorgrafiken lassen sich, im Gegensatz zu Rastergrafiken, bequem und verlustfrei verändern und transformieren.

Vektorielle Operationen

Vektorgrafik-Editoren ermöglichen in der Regel Übersetzung, Drehung, Spiegelung, Streckung, Schrägstellung, affine Transformationen, Änderung der z-Reihenfolge (grob gesagt, was vor was liegt) und Kombination von Primitiven zu komplexeren Objekten. Zu den komplexeren Transformationen gehören Mengenoperationen für geschlossene Formen (Vereinigung, Differenz, Schnittpunkt usw.).

Vektorgrafiken sind ideal für einfache oder zusammengesetzte Zeichnungen, die geräteunabhängig sein müssen oder keinen Fotorealismus erreichen sollen. So verwenden beispielsweise die Seitenbeschreibungssprachen PostScript und PDF ein Vektorgrafikmodell.

Wiedergabeaufwand

Die Stärke von Vektorgrafiken allgemein ist die Auflösungsunabhängigkeit, d. h., sie sind für eine Wiedergabe (Bildschirm, Drucken) in beliebiger Auflösung geeignet. Dies erfordert jedoch immer ein aufwändiges Rendern der Vektorgrafik in eine Rastergrafik. Ein Nachteil von Vektorgrafiken gegenüber Rastergrafiken ist ein unbekannter, inhaltsabhängiger Wiedergabeaufwand (Rechenzeit und Arbeitsspeicher). Um diesen Nachteil von Vektorgrafiken zu minimieren, hält beispielsweise Wikipedia serverseitig vorgerenderte Rastergrafik-Vorschaubilder von SVG-Vektorgrafiken in mehreren Bildauflösungen vor. Rastergrafiken haben im Allgemeinen den Vorteil, dass der Wiedergabeaufwand konstant und inhaltsunabhängig ist.

Anwendungen

Grafikanwendungen

Zur Erstellung von Illustrationen, insbesondere für die Erstellung von Logos, können vektorbasierte Zeichenprogramme verwendet werden. Die von 3D-Modellierungswerkzeugen erzeugten 3D-Szenen können auch als Vektorgrafiken betrachtet werden.

Seitenbeschreibungssprachen

Vektorgrafiken erlauben es, Dokumente unabhängig von der Auflösung des Ausgabegeräts zu beschreiben. Mit Hilfe einer vektorgrafikfähigen Seitenbeschreibungssprache wie PostScript oder dem daraus hervorgegangenen Portable Document Format können Dokumente, im Gegensatz zu Rastergrafiken, mit der jeweils höchstmöglichen Auflösung auf Bildschirmen verlustfrei dargestellt oder gedruckt werden.

Office-Pakete

In Office-Paketen finden sich mehr oder weniger umfangreiche Zeichenfunktionen. Die so erstellten Grafiken sind Vektorgrafiken. Auch Diagramme sind Vektorgrafiken. Komplexere Füllungen werden für die Ausgabe gerastert. Für nicht fotorealistische Cliparts ist Windows Metafile unter Windows ein gebräuchliches Vektorgrafik-Dateiformat.

Computerschriften

Auf gängigen Computersystemen finden heute überwiegend sogenannte Outline-Schriften Verwendung, die die Umrisse jedes Zeichens als Vektorgrafik beschreiben. Wichtige Formate sind TrueType, PostScript und OpenType.

Computerspiele

Vektorgrafik des Spiels Space Rocks

Frühe Arcade-Spiele liefen im Prinzip mit Vektorgrafik. Das erste war Spacewar! aus dem Jahr 1962. Bekannt waren auch Lunar Lander (Atari, 1979), Battlezone (Atari, 1980) und Star Wars (Farb-Vektorgrafik, Atari, 1983). Es gab auch die Spielkonsole Vectrex.

Bei diesen Systemen wurde als technische Besonderheit die X/Y-Ablenkung der zur Darstellung verwendeten Bildröhre direkt angesteuert, statt zeilenweise einen Grafikspeicher auszugeben wie bei Punktrastergrafiken. Der Vorteil dieser Lösung lag in der glatten, treppchenfreien Darstellung von Linien. Zur Ausgabe allgemeiner, insbesondere Komplexgrafiken und Texten, war diese Methode jedoch weniger geeignet.

Auch auf Heimcomputern wie dem Amiga und Commodore 64 gab es vereinzelt Spiele, die auf Vektorgrafik basierten, beispielsweise Stunt Car Racer oder die Elitereihe. Hierbei wurden jedoch die Vektorgrafiken nicht direkt ausgegeben, sondern berechnet und in eine Rastergrafik gewandelt. Aufgrund der hierfür benötigten – für damalige Verhältnisse – hohen Rechenleistung waren diese Spiele jedoch im Allgemeinen vergleichsweise langsam bzw. detailarm.

Geoinformationssysteme

Bei Geoinformationssystemen wird die Geometrie von Flurstücken, Landkarten usw. in Form von Vektordaten gespeichert. Dabei können auch Vektorgrafiken verwendet werden.

Computer Aided Design

Für technische Zeichnungen finden CAD-Programme Verwendung. Auch hier wird die Geometrie als Vektordaten gespeichert, was z. B. die berechnete Bemaßung und das Erstellen von Massenauszügen und Stücklisten ermöglicht. Ein typisches CAD-Vektorformat ist das Drawing Interchange Format.