Silberfischchen

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Silberfischchen
LepismaSaccharina.jpg
Wissenschaftliche Klassifizierung bearbeiten
Königreich: Tierreich
Stamm: Gliederfüßer
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Zygentoma
Familie: Lepismatidae
Gattung: Lepisma
Spezies:
L. saccharinum
Binomialer Name
Lepisma saccharinum
Linnaeus, 1758
Synonyme

Lepisma saccharina Linnaeus, 1758
Forbicina plana Geoffroy, 1762
Lepisma vulgaris Scopoli, 1763
Tinea argentina Baker, 1780
Lepisma semicylindrica De Geer, 1782
Lepisma saccharifera Mohr, 1786 (missp.)
Lepisma quercetorum Wygodzinsky, 1945

Das Silberfischchen (Lepisma saccharinum) ist eine kleine, primitive, flügellose Insektenart aus der Ordnung Zygentoma (früher Thysanura). Der Name leitet sich von der silbrig-hellgrauen Farbe des Insekts und dem fischähnlichen Aussehen seiner Bewegungen ab. Der wissenschaftliche Name (L. saccharinum) weist darauf hin, dass die Nahrung des Silberfischchens aus Kohlenhydraten wie Zucker oder Stärke besteht. Während der allgemeine Name Silberfischchen in der weltweiten Literatur für verschiedene Arten von Zygentoma verwendet wird, beschränkt die Entomological Society of America die Verwendung des Begriffs ausschließlich auf Lepisma saccharinum.

Es gehört zur urtümlichen Insektenordnung der Fischchen (Zygentoma), die wahrscheinlich seit über 300 Millionen Jahren existiert.

Merkmale

Dunkler gefärbtes Silberfischchen

Der ohne Anhänge bis etwa 11 mm lange Körper ist gestreckt spindelförmig und an der Oberseite meist grau beschuppt. Das Fühlerpaar am Kopf ist fadenförmig und lang, jedoch kürzer als der Rumpf. Der nach hinten verjüngte Hinterleib (Abdomen) besitzt – wie der aller Fischchen – drei lange Schwanzanhänge: einen mittigen Endfaden (Terminalfilum) und zwei seitlich abgespreizte Cerci. Sowohl die vorderen Tastfühler als auch die Fadenanhänge am Hinterleib stellen berührungsempfindliche Sinnesorgane dar. Komplexaugen sind nur klein und reduziert vorhanden.

Auch in Mitteleuropa treten mittlerweile noch mehrere andere Fischchen-Arten auf, die vom Menschen eingeschleppt wurden. Zur genauen Abgrenzung von ähnlichen Arten wie etwa dem Ofenfischchen (Thermobia domestica), dem Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata), dem Kammfischchen (Ctenolepisma lineata) oder dem Geisterfischchen (Ctenolepisma calva) ist zum einen auf die Länge der Fühler- und Schwanzanhänge in Relation zum Körper zu achten (bei Silberfischchen im engeren Sinn sind diese Anhänge kürzer als der Rumpf), zum anderen auf Details der Behaarung bzw. Beborstung der Oberseite des Hinterleibs. Bei Lepisma saccharina fehlen dort etwa Borstenkämme und es gibt nur wenige Haare, während beispielsweise das ähnliche Papierfischchen deutlich behaarter wirkt. Letzteres ist außerdem etwas größer und hat auffallend überlange Fühler und Anhänge, die die Länge des Rumpfes jeweils übertreffen können. Ofenfischchen wiederum sind vor allem kontrastreicher schwarzbraun-gelb gezeichnet als die etwas einheitlicher gefärbten Silber- und Papierfischchen.

Das Silberfischchen ist ein nachtaktives Insekt von typischerweise 13-25 mm Länge. Sein Hinterleib verjüngt sich zum Ende hin und verleiht ihm ein fischähnliches Aussehen. Die frisch geschlüpften Tiere sind weißlich, entwickeln aber mit zunehmendem Alter einen gräulichen Farbton und metallischen Glanz. Er hat zwei lange Fühler und einen endständigen Faden an der Spitze des Hinterleibs zwischen den Fühlern. Sie hat auch zwei kleine Facettenaugen, obwohl andere Mitglieder der Zygentoma-Familie, wie die Nicoletiidae, völlig augenlos sind.

Wie andere Arten der Apterygota ist auch das Silberfischchen völlig flügellos. Er hat lange Fühler und bewegt sich wackelnd, ähnlich wie ein Fisch. Dies, zusammen mit seinem Aussehen und seinen silbrigen Schuppen, hat ihm seinen Namen eingebracht. Silberfischchen können ihre Endfäden und Fühler, wenn sie sie verloren haben, innerhalb von zwei bis vier Wochen regenerieren. Silberfischchen werden in der Regel bis zu drei Jahre alt.

Das Silberfischchen ist ein flinker Läufer. Er meidet Licht.

Verbreitung

Silberfischchen sind eine kosmopolitische Art, die in Afrika, Nord- und Südamerika, Australien, Eurasien und Teilen des Pazifiks vorkommt. Sie bewohnen feuchte Gebiete und benötigen eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 75 % und 95 %. In städtischen Gebieten findet man sie auf Dachböden, in Kellern, Badewannen, Waschbecken, Küchen, alten Büchern, Klassenräumen und Duschen.

Vermehrung und Lebenszyklus

Ein Silberfischchen

Bevor sich die Silberfischchen fortpflanzen, führen sie ein Ritual durch, das aus drei Phasen besteht und mehr als eine halbe Stunde dauern kann. In der ersten Phase stehen sich Männchen und Weibchen von Angesicht zu Angesicht gegenüber, wobei sich ihre vibrierenden Fühler berühren, dann ziehen sie sich wiederholt zurück und kehren in diese Position zurück. In der zweiten Phase rennt das Männchen weg und das Weibchen verfolgt es. In der dritten Phase stehen Männchen und Weibchen Seite an Seite und Kopf an Schwanz, wobei das Männchen seinen Schwanz gegen das Weibchen schwingt. Schließlich legt das Männchen eine Spermatophore ab, eine mit Gespinst umhüllte Samenkapsel, die das Weibchen mit seinem Legebohrer in seinen Körper aufnimmt, um seine Eier zu befruchten. Das Weibchen legt Gruppen von weniger als 60 Eiern auf einmal ab, die in kleinen Ritzen abgelegt werden. Die Eier sind oval, weißlich, etwa 0,8 mm lang und brauchen zwischen zwei Wochen und zwei Monaten, um zu schlüpfen. Ein Silberfischchen legt normalerweise weniger als 100 Eier in seinem Leben.

Wenn die Nymphen schlüpfen, sind sie weißlich gefärbt und sehen aus wie kleinere erwachsene Tiere. Wenn sie sich häuten, bekommen die jungen Silberfischchen ein gräuliches Aussehen und einen metallischen Glanz und werden schließlich nach drei Monaten bis drei Jahren erwachsen. Im Laufe ihres Lebens können sie 17 bis 66 Häutungen durchlaufen, manchmal sogar 30 in einem einzigen Jahr - viel mehr als die meisten Insekten. Silberfischchen gehören zu den wenigen Insektenarten, die sich auch nach Erreichen des Erwachsenenalters noch häuten.

Ökologie

Buchseiten, die von Silberfischchen beschädigt wurden, die Teile des Buchs verzehrt haben.

Silberfischchen sind in der Lage, Zellulose selbst zu verdauen, und zwar dank der Zellulase, die in ihrem Mitteldarm produziert wird. Sie fressen Stoffe, die Polysaccharide enthalten, wie Stärke und Dextrin in Klebstoffen. Dazu gehören Bucheinbände, Teppiche, Kleidung, Kaffee, Schuppen, Klebstoff, Haare, bestimmte Farben, Papier, Fotos, Gips und Zucker. Sie beschädigen Tapeten, um den Kleister zu verzehren. Silberfischchen können auch Wandteppiche beschädigen. Zu den weiteren Stoffen, die sie fressen können, gehören Baumwolle, tote Insekten, Leinen, Seide, Krümelreste und sogar ihre eigenen Exuvien (gehäutetes Exoskelett). In Hungersnöten kann ein Silberfischchen sogar Leder und synthetische Stoffe fressen. Silberfischchen können ein Jahr oder länger ohne Nahrung leben, wenn Wasser vorhanden ist.

Silberfischchen gelten aufgrund ihres Verzehrs und ihrer Zerstörung von Eigentum als Haushaltsschädlinge. Obwohl sie für die Verunreinigung von Lebensmitteln und andere Schäden verantwortlich sind, übertragen sie keine Krankheiten. Ohrwürmer, Tausendfüßler und Spinnen wie die Spuckspinne Scytodes thoracica sind als Fressfeinde der Silberfischchen bekannt.

Das ätherische Öl der japanischen Zeder Cryptomeria japonica wurde als Repellent und Insektizid gegen L. saccharinum untersucht, mit vielversprechenden Ergebnissen: Filterpapier, das mit einer Konzentration von 0,01 mg/cm3 des ätherischen Öls imprägniert war, stieß 80 % der Silberfischchen ab, und eine 10-stündige Exposition gegenüber Dämpfen von 0,16 mg/cm3 führte zu einer 100 %igen Sterblichkeitsrate.

Silberfischchen in einer Klebefalle

Etymologie und Nomenklatur

Der wissenschaftliche Name der Art lautet Lepisma saccharinum (ursprünglich saccharina; Beschreibung von Linnaeus aus dem Jahr 1758), da sie dazu neigt, stärkehaltige, kohlenhydrat- und proteinreiche Nahrung wie Dextrin zu fressen. Der gebräuchlichere Name des Insekts stammt jedoch von seinem unverwechselbaren metallischen Aussehen und seiner fischähnlichen Form. Während der wissenschaftliche Name von Carl Linnaeus in der 10. Auflage seines Systema Naturae von 1758 festgelegt wurde, ist der gebräuchliche Name seit mindestens 1855 in Gebrauch. Die meisten Autoren haben in der Vergangenheit das nomenklatorische Geschlecht von Lepisma als weiblich behandelt (wie auch in der 1957 herausgegebenen ICZN-Richtlinie 71 festgelegt), aber 2018 gab die Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur eine formelle Entscheidung (ICZN Opinion 2427) heraus, die besagt, dass das Geschlecht von Lepisma (und allen Gattungen mit dieser Endung) gemäß ICZN-Artikel 30 ein Neutrum ist, was zu Änderungen in der Schreibweise mehrerer bekannter Arten führte, einschließlich Lepisma saccharinum.

Entwicklung

Die Vorläufer der Silberfischchen gelten zusammen mit den springenden Borstenschwänzen als die frühesten und primitivsten Insekten. Sie entwickelten sich spätestens im mittleren Devon und möglicherweise sogar schon im späten Silur vor mehr als 400 Millionen Jahren. Einige versteinerte Gliederfüßerspuren aus dem Paläozoikum, die als Stiaria intermedia bekannt sind und oft den springenden Borstenschwänzen zugeschrieben werden, könnten von Silberfischchen stammen.

Ähnliche Arten

Ctenolepisma-Arten

Andere ähnliche Insektenarten sind ebenfalls als Silberfischchen bekannt. Zwei weitere Silberfischchen sind in Nordamerika verbreitet, Ctenolepisma longicaudatum und Ctenolepisma quadriseriatum. Ctenolepisma urbanum ist als städtisches Silberfischchen bekannt.

Die australische Art, die am häufigsten als Silberfischchen bezeichnet wird, ist eine andere Lepismatide, Acrotelsella devriesiana. Die Feuerbratze (Thermobia domestica) ähnelt dem Silberfischchen, hat aber einen grau-braun gefleckten Körper.

Lebensraum

Silberfischchen sind weltweit verbreitet und wärmeliebend. In gemäßigten Klimazonen wie in Mitteleuropa kommen sie überwiegend in menschlichen Behausungen vor, in wärmeren Regionen auch in anderen Biotopen. Im Gegensatz zu den eher trockenheitsbedürftigen Papierfischchen bevorzugen sie feuchtwarme Örtlichkeiten. Daher sind Silberfischchen am ehesten in gut geheizten Küchen, Bädern und Waschküchen anzutreffen. Sie sind dunkelheitsaktiv und äußerst lichtscheu; bei Tage halten sie sich in dunklen Ritzen und Fugen, hinter Sockel- und Scheuerleisten und losen Tapeten versteckt. Optimale Bedingungen liegen bei 20 bis 30 °C Temperatur und 80 bis 90 % relativer Luftfeuchte. Bei Störungen, etwa durch eingeschaltetes Licht, können die Tiere sehr flink laufen und versuchen sich zu verbergen. Manchmal verharren sie zunächst auf der Stelle und bewegen sich erst einige Sekunden danach wieder.

Bedeutung für den Menschen

Fischchen-Fraßspuren an den Seiten eines Buches

Vereinzelt in Bad oder Küche auftretende Silberfischchen sind harmlos. Ein extremer Befall kann auf ein Feuchtigkeits- und Schimmelproblem hindeuten; die Silberfischchen sind hier jedoch nur ein Warnsignal, da sie sich unter anderem von Schimmelpilzen ernähren. Außerdem fressen sie Hausstaubmilben, die beim Menschen Allergien auslösen können. Insofern kann man sie auch als Nützlinge betrachten. Sie sind keine Krankheitsüberträger; eine Bekämpfung im Haushalt ist aus hygienischer Sicht nicht erforderlich.

Durch ihren Schabe- und Lochfraß können Fischchen Lederwaren und Kunstfasergewebe beschädigen, aber auch Schäden an Büchern hervorrufen und zum Papierzerfall beitragen. Während das Silberfischchen im engeren Sinn (Lepisma saccharina) aber schon wegen seiner Bindung an feuchte Verhältnisse nur moderat in Erscheinung treten dürfte, wird das verwandte Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata) tatsächlich als Materialschädling in Archiven, Bibliotheken, musealen Sammlungen und ähnlichen Einrichtungen betrachtet.

Silberfischchen und Recht

Das Oberlandesgericht Hamm hat 2017 entschieden, dass in einer verkauften Eigentumswohnung Silberfischchen in geringem Umfang keinen kaufvertraglichen Sachmangel i. S. d. § 434 Abs. 1 Satz 2 BGB begründen. Ein gewisser Bestand der Tiere sei üblich, und da keine Gesundheitsgefahr bestehe, laufe dieser auch nicht dem vertraglichen Wohnzwecke entgegen. In dem konkreten Fall hatten sich die Tiere nach Übergabe der Wohnung explosionsartig vermehrt. Zurückzuführen war diese Entwicklung aber auf das Streichen der gesamten Wohnung durch den Käufer und dem damit in Gebäuden mit älterer Bausubstanz verbundenen Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Rechtlich relevanter Zeitpunkt ist aber der Zustand bei Übergabe der Kaufsache beim Gefahrübergang.