Musikproduzent

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Musikproduzent
Engineer at audio console at Danish Broadcasting Corporation.png
Ingenieur mit Audiokonsole, bei einer Aufnahmesitzung im Dänischen Rundfunk
Beruf
NamenMusikproduzent, Plattenproduzent
Art des Berufes
Beruf
Tätigkeitsbereiche
Musikindustrie
Beschreibung
ZuständigkeitenInstrumentalkenntnisse, Keyboardkenntnisse, Arrangement, Gesangsunterricht
Bereiche
Beschäftigung
Aufnahmestudios
Verwandte Berufe
Musikmanager, Toningenieur, ausführender Produzent, Filmproduzent, A&R

Ein Plattenproduzent ist der kreative und technische Leiter eines Aufnahmeprojekts, der die Studioarbeit leitet und die Künstler coacht; in populären Genres ist er in der Regel für den Klang und die Struktur eines Songs verantwortlich. Der Plattenproduzent, oder einfach der Produzent, wird mit dem Filmregisseur und dem Art Director verglichen. Der ausführende Produzent hingegen ermöglicht das Aufnahmeprojekt durch Unternehmertum, und ein Tontechniker bedient die Technik.

Je nach Projekt kann der Produzent alle Künstler auswählen, muss es aber nicht. Wenn nur synthetische oder gesampelte Instrumente verwendet werden, kann der Produzent der einzige Künstler sein. Umgekehrt produzieren manche Künstler ihre Musik selbst. Einige Produzenten sind ihre eigenen Techniker, die die gesamte Technik des Projekts bedienen: Vorproduktion, Aufnahme, Abmischung und Mastering. Die Vorläufer der Plattenproduzenten waren "A&R-Männer", die ebenfalls unternehmerische, kreative und technische Aufgaben miteinander verbinden konnten, aber oft kaum kreativen Einfluss ausübten, da sich die Plattenproduktion noch bis in die 1950er Jahre darauf konzentrierte, die klangliche Übereinstimmung der Platte mit der Live-Performance der Künstler zu verbessern.

Die Fortschritte in der Aufnahmetechnik, insbesondere die Einführung der Tonbandaufzeichnung in den 1940er Jahren - die Les Paul mit der Entwicklung von Mehrspuraufnahmen prompt weiterentwickelte - und der Aufstieg elektronischer Instrumente in den 1950er Jahren machten die Schallplattenproduktion zu einem Spezialgebiet. In der populären Musik waren es dann Produzenten wie George Martin, Phil Spector und Brian Eno, die die Entwicklung hin zu den heutigen ausgefeilten Techniken und unrealistischen Klängen vorantrieben und Songs schufen, die unmöglich live entstanden sein können. Nach den 1980er Jahren wurden die Möglichkeiten der Produktion durch den Übergang von der analogen zur digitalen Technik noch erweitert. Inzwischen verwandeln DAWs (Digital Audio Workstations) wie Logic Pro und Pro Tools einen gewöhnlichen Computer in eine Produktionskonsole, so dass auch ein einsamer Anfänger in einem sparsamen Heimstudio zu einem erfahrenen Produzenten werden kann. In den 2010er Jahren begannen die Bemühungen, den Anteil der weiblichen Produzenten und Toningenieure zu erhöhen, die in der klassischen Musik zahlenmäßig stark unterlegen sind und nur in der klassischen Musik eine Rolle spielen.

Musikproduzent Sir George Martin, bekannt für seine Arbeit mit den Beatles, auf dem Bild mit den Mitgliedern George Harrison, Paul McCartney und John Lennon bei einer Aufnahmesession in der Abbey Road im Jahr 1966

Ein Musikproduzent ist in der Musikindustrie eine mit der Leitung und Durchführung einer Musikproduktion beauftragte Person. Die Aufgaben eines Musikproduzenten können stark variieren. Er koordiniert z. B. die Musikaufnahme im Tonstudio, das Engagement der Musiker und kümmert sich um die Vermarktung.

Den Musikproduzenten gibt es in dieser Form meistens nur in der Popmusik, der Country-Musik, im Hip-Hop, dem Jazz sowie der elektronischen Musik. In der klassischen Musik nimmt der künstlerische Aufnahmeleiter – meist ein Tonmeister – in der Regel mehr Einfluss auf das künstlerische Resultat. Die Arbeit des Musikproduzenten bei der Soundgestaltung ist z. T. vergleichbar mit der des Regisseurs eines Kinofilms. Da ihnen künstlerische und technische Aufgaben obliegen, rekrutieren sich Musikproduzenten nicht selten aus dem Bereich der Tonstudios (Studioinhaber oder Toningenieure) oder sind Komponisten/Liedtexter, welche die Umsetzung ihrer Kompositionen im Studio selbst überwachen.

Aufgaben

Die Erstellung einer Musikaufnahme kann auf drei Spezialisten aufgeteilt werden: den ausführenden Produzenten, der Geschäftspartnerschaften und die Finanzierung überwacht, den Gesangsproduzenten oder Gesangsarrangeur, der die stimmliche Leistung durch fachkundige Kritik und Coaching der Gesangstechnik unterstützt, und den Plattenproduzenten oder Musikproduzenten, der, oft einfach als Produzent bezeichnet, den gesamten kreativen Prozess der Aufnahme des Songs in seiner endgültigen Mischung leitet.

Zu den Aufgaben des Plattenproduzenten kann es gehören, Ideen zu sammeln, Musik zu komponieren, Studiomusiker auszuwählen, Änderungen an den Songarrangements vorzuschlagen, die Interpreten zu coachen, die Sessions zu kontrollieren, die Audiomischung zu überwachen und in einigen Fällen auch das Mastering zu überwachen. Ein Produzent kann die kreative Kontrolle an die Künstler selbst abgeben und stattdessen eine überwachende oder beratende Rolle übernehmen. Was die Qualifikation für eine Grammy-Nominierung betrifft, so definiert die Recording Academy einen Produzenten:

Die Person, die die gesamte kreative und technische Kontrolle über das gesamte Aufnahmeprojekt und die einzelnen Aufnahmesitzungen hat, die Teil dieses Projekts sind. Er oder sie ist im Aufnahmestudio oder am Aufnahmeort anwesend und arbeitet direkt mit dem Künstler und dem Toningenieur zusammen. Der Produzent trifft kreative und ästhetische Entscheidungen, die sowohl die Ziele des Künstlers als auch die des Labels bei der Schaffung musikalischer Inhalte verwirklichen. Zu seinen weiteren Aufgaben gehören u. a. die Einhaltung von Budgets und Zeitplänen, die Einhaltung von Fristen, die Einstellung von Musikern, Sängern, Studios und Toningenieuren, die Beaufsichtigung des sonstigen Personalbedarfs und die Bearbeitung (klassischer Projekte).

Der Produzent wählt häufig einen Mischtechniker aus und arbeitet mit ihm zusammen, der sich auf die technischen Aspekte des Aufnahmeprozesses konzentriert, d. h. auf die Bedienung der elektronischen Geräte und die Zusammenführung der Rohspuren der ausgewählten Darbietungen, sei es Gesang oder Instrumentalmusik, zu einer Stereo- oder Surround-Sound-Mischung. Anschließend passt ein Mastering-Ingenieur diese Aufnahme für den Vertrieb auf dem gewählten Medium an. Ein Produzent kann nur an einem oder zwei Songs oder am gesamten Album eines Künstlers arbeiten und dabei helfen, die Gesamtvision des Albums zu entwickeln. Die Plattenproduzenten können auch die Rolle des ausführenden Produzenten übernehmen und das Budget, die Zeitpläne, Verträge und Verhandlungen verwalten.

Mit den ersten Tonstudios und der Verbesserung der Tontechnik begann auch das Erfordernis, bei Tonaufnahmen gestalterische Elemente einzusetzen. Dabei variiert das Aufgabenspektrum eines Musikproduzenten in der heutigen Musikindustrie sehr stark und hängt insbesondere von der Arbeitsteilung zwischen Musiklabel, Tonstudio und Produzent ab. Der Musikproduzent ist Mittler zwischen künstlerischer Darbietung, Tontechnik und kommerziellem Potenzial der aufgenommenen Werke. Einerseits kann das Aufgabenspektrum eines Musikproduzenten in technische, künstlerische und wirtschaftliche Kriterien aufgeteilt werden, andererseits können die Phasen vor, während und nach einer Musikaufnahme unterschieden werden. Der Musikproduzent ist also nicht bloß auf den Überwachungs-, Mixing- und Masteringprozess fokussiert.

Außerhalb der Klassik spielt der Sound der Tonaufnahmen eine gewichtige Rolle. Meist sind Toningenieure und insbesondere Musikproduzenten die Beteiligten in der Aufnahmesession, zu deren Kernaufgabe die Gestaltung des Sounds gehört. Der Produzent entscheidet über die Instrumentation, den Einsatz von Background-Stimmen oder von Overdubs. Damit wird der künstlerische Einfluss mancher Produzenten so groß, dass ihnen ein kreativer Anteil am Werk zusteht und sie damit in die Rolle des Mitkomponisten gelangen. Das geht urheberrechtlich manchmal so weit, dass der Musikproduzent auch formal als Komponist genannt und registriert wird. Die urheberrechtlichen Ansprüche mancher Musikproduzenten waren seit jeher teilweise umstritten (siehe Cut In).

Ein Produzent mit erheblichem künstlerischen Einfluss auf die Musik war Phil Spector, der die Talente fand, zu Text und Musik beitrug und im Tonstudio die Session akribisch überwachte und auch eingriff. Die künstlerischen Aspekte werden ergänzt durch technische und wirtschaftliche Aufgaben. Manche Produzenten wirkten als musikalische Katalysatoren wie Brian Eno oder versuchen wie Trevor Horn ein spezielles Konzept von Popmusik und deren Vermarktung zu realisieren. Insbesondere im Hip-Hop und im Dance-Bereich sind Musikproduzenten häufig die Komponisten und/oder Texter der von ihnen produzierten Stücke.

Vor der Aufnahme

Im Vorfeld einer Aufnahme sucht er und bildet Talente aus und entscheidet über deren Repertoire zusammen mit dem Artists-and-Repertoire-Manager. Zudem trifft er die endgültigen Entscheidungen über das Arrangement und den Einsatz von Sessionmusikern, übernimmt die Vermittlerrolle zwischen Plattenlabel und den Interpreten, ist zuständig für die kommerzielle Verantwortung zusammen mit dem Plattenlabel und trifft die letzte Entscheidung über das Aufnahmebudget. Urheberrechtlich muss der Musikproduzent die Rechte der für die Tonaufnahme geplanten Musikwerke einholen, damit eine spätere Verbreitung durch Tonträger statthaft ist. Das geschieht in Form der so genannten Künstler-Exklusivverträge. Dem Produzenten obliegt oftmals auch die Ausarbeitung des Arrangements; er bestimmt die einzelnen Instrumental- und Gesangsstimmen und führt die Aufnahmeregie.

Während der Aufnahme

Der Musikproduzent erstellt den Aufnahmeplan, bucht und organisiert die Aufnahmesession im Tonstudio, entscheidet über neue Takes, bestimmt die zum Mixing und Mastering zugelassenen Takes und bezahlt die Toningenieure und Studiomusiker. Er kümmert sich um oder überwacht die Platzierung der Mikrofone/Mikrofonständer, Mikrofonverstärker, Notenständer oder die Isolierung der Instrumente. Er arbeitet mit den Künstlern zusammen, um die Aufnahme zu optimieren. Er kooperiert mit der Studiocrew vor, während und nach der Tonaufnahme. Während und nach der Aufnahmesession steht dem Produzenten und Toningenieur ein breites Spektrum von Soundeffekten zur Verfügung wie Overdub, Kompression, Equalizer, Delay, Flanger, Phaser, Chorus, Filter, Pitch-Shifter oder Verzerrer. Der Produzent ist involviert in Tonaufnahme („recording“), Mixing (die Abmischung aller Takes) und Mastering (Zusammenstellung des finalen Sounds).

Nach der Aufnahme

Der Musikproduzent lässt sich vom Künstler im Plattenvertrag das Recht der Musikaufnahme und Musikverwertung übertragen. Dabei kann er sich das Recht einräumen lassen, im Rahmen der Titelexklusivität die im Produktionsvertrag erwähnten Musiktitel noch Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung verwerten zu dürfen. Der Produzent kann, muss aber nicht, die Kosten der Produktion und Vermarktung vorläufig übernehmen. Er sucht – sofern noch nicht geschehen – nach Plattenfirmen, welche die fertige Aufnahme auf Tonträger pressen lassen und danach vermarkten. Interpreten und Plattenfirmen verlassen sich auf den Produzenten als objektiven Hörer bei der Erfüllung seiner Aufgaben, insbesondere bei der Bestimmung des passenden Sounds.

Historische Entwicklungen

A&R-Team

(Künstler und Repertoires)

In den 1880er Jahren begann die Schallplattenindustrie damit, den Künstler einfach vor einem Phonographen auftreten zu lassen. Im Jahr 1924 berichtete die Fachzeitschrift Talking Machine World, die über die Phonographie- und Schallplattenindustrie berichtete, dass Eddie King, der Manager der New Yorker Künstler- und Repertoireabteilung von Victor Records, eine Reihe von Aufnahmen in Los Angeles geplant hatte. Später bezeichnete der Folklorist Archie Green dies als die vielleicht früheste gedruckte Verwendung des Begriffs A&R-Mann. Tatsächlich heißt es weder "A&R man" noch "A&R", sondern es handelt sich um eine Abkürzung, die vielleicht 1946 von der Zeitschrift Billboard geprägt wurde und in den späten 1940er Jahren in den allgemeinen Gebrauch kam.

In den 1920er und 1930er Jahren wurden A&R-Führungskräfte wie Ben Selvin bei Columbia Records, Nathaniel Shilkret bei Victor Records und Bob Haring bei Brunswick Records zu den Vorläufern der Plattenproduzenten, die die Aufnahmen überwachten und oft Session-Orchester leiteten. In den 1940er Jahren richteten die großen Plattenfirmen zunehmend offizielle A&R-Abteilungen ein, zu deren Aufgaben auch die Überwachung der Aufnahmen gehörte. In der Zwischenzeit eröffneten unabhängige Aufnahmestudios, die dazu beitrugen, den Beruf des Plattenproduzenten zu etablieren. Doch trotz der Tradition, dass einige A&R-Männer Musik schreiben, bezog sich die Plattenproduktion immer noch auf die Herstellung von Schallplatten.

Plattenproduzenten

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten J. Mayo Williams und John Hammond zu den A&R-Managern der ersten Stunde, die den Übergang zur Schallplattenproduktion im heutigen Sinne beeinflussten, obwohl sie manchmal unabhängige Labels besaßen. Als Hammond von Columbia Records zu Mercury Records wechselte, ernannte er Mitch Miller zum Leiter der populären Aufnahmen von Mercury in New York. Miller produzierte dann Country-Pop-Crossover-Hits von Patti Page und Frankie Laine, wechselte von Mercury zu Columbia und wurde zu einem führenden A&R-Mann der 1950er Jahre.

Im Laufe des Jahrzehnts lenkten die A&R-Manager zunehmend die Klangsignatur der Songs, obwohl viele immer noch einfach Sänger mit Musikern zusammenbrachten, während andere praktisch keinen kreativen Einfluss ausübten. Der Begriff Plattenproduzent in seiner heutigen Bedeutung - kreativer Leiter der Songproduktion - tauchte 1953 in einer Ausgabe des Billboard-Magazins auf und wurde in den 1960er Jahren weit verbreitet. Eine formale Unterscheidung war jedoch noch einige Zeit lang nicht möglich. A&R-Manager konnten immer noch Kreativdirektoren sein, wie William "Mickey" Stevenson, der von Berry Gordy bei der Plattenfirma Motown eingestellt wurde.

Tonbandaufnahmen

1947 wurde in Amerika die Tonaufnahme auf Magnetband eingeführt. In den Anfängen der Schallplattenindustrie in den 1880er Jahren erfolgte die Aufzeichnung noch mit einem Phonographen, der die Schallwellenform vertikal in eine Walze ätzte. In den 1930er Jahren ätzte ein Grammophon die Wellenform seitlich auf eine Platte. Die Schallplatten waren in Bezug auf den Tonumfang (Bässe und Höhen) und die Dynamik eingeschränkt, so dass ein Konzertflügel wie ein kleines Klavier klang und die maximale Spieldauer viereinhalb Minuten betrug. Die Auswahl und die Darbietung wurden oft entsprechend geändert, und das Abspielen dieser Platte - des Wachsmasters - zerstörte sie. Diese Endgültigkeit löste oft Ängste aus, die die Aufführung zurückhielten, um Fehler zu vermeiden. In den 1940er Jahren, während des Zweiten Weltkriegs, verfeinerten die Deutschen die Tonaufzeichnung auf Magnetband, wodurch die Aufnahmedauer verkürzt wurde und eine sofortige Wiedergabe, erneute Aufnahme und Bearbeitung möglich war - eine Technologie, die die Voraussetzung für die Entstehung der heutigen Rolle der Schallplattenproduzenten war.

Multitrack-Aufnahme

In den Anfängen der Schallplattenindustrie wurde eine Schallplatte einfach dadurch aufgenommen, dass alle Künstler zusammen in einem Take live auftraten. 1945 entwickelte Les Paul eine Aufnahmetechnik, bei der er ein musikalisches Element aufnahm, während er eine zuvor aufgenommene Schallplatte abspielte: "Sound on Sound". Auf diese Weise konnte die endgültige Aufnahme Stück für Stück aufgebaut und angepasst werden, was einen Bearbeitungsprozess zur Folge hatte. In einem Fall produzierte Paul einen Song über 500 aufgenommene Scheiben. Doch abgesehen von der Langweiligkeit dieses Prozesses verschlechterte sich die Klangqualität der zuvor aufgenommenen Elemente, die als Umgebungsgeräusche neu aufgezeichnet wurden. 1948 führte Paul das Tonband ein und ermöglichte mit einer neuen Technik, dem "Overdubbing", echte Mehrspuraufnahmen.

Um Overdubbing zu ermöglichen, überarbeitete Paul das Tonbandgerät selbst, indem er einen zweiten Abspielkopf hinzufügte und diesen als Vorhörkopf bezeichnete. Durch die Verbindung von Aufnahmekopf, Löschkopf und Wiedergabekopf ermöglicht der Vorhörkopf dem Künstler, die vorhandene Aufnahme über Kopfhörer zu hören, wobei die aktuelle Aufführung auf einer isolierten Spur synchron abgespielt wird. Diese Isolierung mehrerer Spuren ermöglicht unzählige Mischungsmöglichkeiten. Die Produzenten nahmen zunächst nur die "Basisspuren" auf - die Rhythmusgruppe, einschließlich Bass, Schlagzeug und Rhythmusgitarre -, während Gesang und Instrumentensoli später hinzugefügt werden konnten. Ein Bläsersatz konnte zum Beispiel eine Woche später aufgenommen werden, ein Streichersatz eine weitere Woche später. Eine Sängerin könnte ihren eigenen Hintergrundgesang einbringen, oder ein Gitarrist könnte 15 Schichten spielen.

Elektronische Instrumente

Phil Spector bei der Produktion von Modern Folk Quartet, 1966

In den 1960er Jahren ging die populäre Musik zunehmend von akustischen Instrumenten wie Klavier, Kontrabass, Akustikgitarre und Blechblasinstrumenten zu elektronischen Instrumenten wie E-Gitarren, Keyboards und Synthesizern über, bei denen Instrumentenverstärker und Lautsprecher zum Einsatz kamen. Diese konnten akustische Instrumente imitieren oder völlig neue Klänge erzeugen. Durch die Kombination der Möglichkeiten von Tonband, Mehrspuraufnahmen und elektronischen Instrumenten gelang es Produzenten wie Phil Spector, George Martin und Joe Meek bald, Klänge zu erzeugen, die live unerreichbar waren. In ähnlicher Weise hat Teo Macero, der 1970 das Album Bitches Brew von Miles Davis produzierte, Abschnitte aus umfangreichen Improvisationssitzungen zusammengefügt.

Künstler und Produzent

In den 1960er Jahren produzierten Rockbands wie die Beatles, die Rolling Stones und die Kinks einige ihrer eigenen Songs, obwohl viele dieser Songs offiziell spezialisierten Produzenten zugeschrieben werden. Besonders einflussreich waren jedoch die Beach Boys, deren Bandleader Brian Wilson nur wenige Jahre nach dem kommerziellen Durchbruch der Band die Nachfolge seines Vaters Murry antrat. Bis 1964 hatte Wilson die Techniken von Spector zu ungeahnter Raffinesse gebracht. Wilson allein produzierte alle Beach Boy-Aufnahmen zwischen 1963 und 1967. Durch den Einsatz mehrerer Studios und mehrerer Versuche mit Instrumental- und Gesangsspuren wählte Wilson die besten Kombinationen aus Leistung und Audioqualität aus und setzte die Bandbearbeitung ein, um eine Gesamtleistung zusammenzustellen.

Digitale Produktion

Brian Wilson an einem Mischpult in den Brother Studios, 1976

Mit dem Aufkommen digitaler Verfahren und Formate in den 1980er Jahren wurden analoge Verfahren und Formate, nämlich Tonband und Vinyl, rasch ersetzt. Obwohl die Aufnahme auf ein hochwertiges Band mit einer Breite von mindestens einem halben Zoll und einer Geschwindigkeit von 15 Zoll pro Sekunde das "Bandrauschen" auf stille Abschnitte beschränkte, wurde es durch den höheren Signal-Rausch-Abstand (SNR) der digitalen Technik abgeschafft. Die digitale Technik verlieh der Musik auch eine vermeintlich "unverfälschte" Klangqualität, wenn auch die als "warm" empfundene Qualität der analogen Aufnahmen und der besser abgerundete Bass verloren gingen. Doch während die Bearbeitung von Bandmedien das physische Auffinden des Zieltons auf dem Band, das Schneiden dort und das Spleißen der Stücke erfordert, bietet die Bearbeitung digitaler Medien unbestreitbare Vorteile in Bezug auf Einfachheit, Effizienz und Möglichkeiten.

In den 1990er Jahren erreichte die digitale Produktion über Produktionssoftware erschwingliche Heimcomputer. Inzwischen sind Aufnahme und Abmischung oft in DAWs, digitalen Audio-Workstations, zentralisiert - zum Beispiel Pro Tools, Logic Pro, Ableton, Cubase, Reason und FL Studio -, für die Plugins von Drittanbietern die virtuelle Studiotechnik übernehmen. Die in der Branche üblichen DAWs sind Logic Pro und Pro Tools. Zu den beteiligten physischen Geräten gehören das Hauptmischpult, MIDI-Controller für die Kommunikation zwischen den Geräten, das Aufnahmegerät selbst und eventuell externe Effektgeräte. Die eigentliche Aufnahme erfolgt jedoch manchmal immer noch analog auf Band, wobei die Rohaufnahme zur Verarbeitung und Bearbeitung in ein digitales Signal umgewandelt wird, da einige Produzenten immer noch Vorteile in der Aufnahme auf Band sehen.

Herkömmlicherweise verzeiht das Tonband Übersteuerungen, bei denen dynamische Spitzen den maximal aufnehmbaren Signalpegel überschreiten: Die physikalische Eigenschaft des Tonbands ist die magnetische Kapazität, die sich verjüngt und die übersteuerte Wellenform selbst bei einem um fast 15 Dezibel zu "heißen" Signal glättet, während eine digitale Aufnahme bei jeder Übersteuerung durch harte Verzerrungen des "Clipping" ruiniert wird. Bei digitalen Aufnahmen ermöglicht jedoch ein neuerer Fortschritt, das 32-Bit-Floating, dass DAWs das Clipping rückgängig machen können. Einige kritisieren jedoch digitale Instrumente und Arbeitsabläufe wegen ihrer übermäßigen Automatisierung, die angeblich die kreative oder klangliche Kontrolle beeinträchtigt. In jedem Fall haben sich mit der Produktionstechnologie auch die Anforderungen an das Wissen drastisch verändert, obwohl DAWs es Anfängern, sogar Teenagern zu Hause, ermöglichen, die Produktion unabhängig zu erlernen. Einige haben bereits professionelle Kompetenz erlangt, bevor sie überhaupt mit einem Künstler zusammengearbeitet haben.

Hip-Hop-Produktion

In den 2000er Jahren, mit dem Aufkommen der Technologie, die die traditionelle Plattenproduktion zugänglich machte, vor allem mit Hip-Hop-Beatmaking und elektronischer Musik. Innerhalb dieser Genres wird der Begriff Produzent für eine Reihe von Rollen verwendet und hat die Verwendung von Nischenbegriffen wie ausführender Produzent, Koproduzent, Assistenzproduzent sowie zusätzliche und sonstige Produktion zur Unterscheidung der Beiträge populär gemacht.

Frauen in der Produktion

Mischpult

Unter den weiblichen Plattenproduzenten war Sylvia Moy die erste bei Motown, Gail Davies die erste in Nashvilles Music Row und Ethel Gabriel bei RCA die erste bei einem großen Plattenlabel. Lillian McMurry, die Eigentümerin von Trumpet Records, produzierte einflussreiche Bluesplatten. Wilma Cozart Fine produzierte Hunderte von Platten für die Klassikabteilung von Mercury Records. Im Bereich der Klassikproduktion wurden drei Frauen mit dem Grammy ausgezeichnet, und Judith Sherman erhielt 2015 ihren fünften Preis. In der nicht-klassischen Sparte hat jedoch keine Frau den seit 1975 vergebenen Preis für die Produzentin des Jahres gewonnen, und nur eine war sogar für ein Album nominiert, das nicht ihr eigenes war: Linda Perry. Nach der Nominierung von Lauren Christy 2004 war Linda Perrys Nominierung 2019 die nächste für eine Frau. Auf die Frage, warum noch nie eine Frau den Preis gewonnen hat, sagte Perry: "Ich glaube, es gibt einfach nicht so viele Frauen, die sich dafür interessieren."

Über die Jahrzehnte hinweg haben viele Künstlerinnen ihre eigene Musik produziert. So haben beispielsweise Kate Bush, Madonna, Mariah Carey, Janet Jackson, Beyoncé, Lana Del Rey, Taylor Swift und Lorde produziert oder koproduziert, und Ariana Grande produziert und arrangiert ihren Gesang und ist auch Toningenieurin. Trotz einiger prominenter Frauen, darunter Missy Elliott im Hip-Hop und Sylvia Massy in der Rockmusik, sind unter den Spezialisten die meisten Männer. Als Wendy Page Anfang der 2010er Jahre nach den Erfahrungen gefragt wurde, die sie selbst als Frau, die sich erfolgreich in der Branche spezialisiert hat, gemacht hat, sagte sie: "Die Schwierigkeiten sind in der Regel nur von kurzer Dauer. Wenn die Leute erst einmal erkannt haben, dass man seinen Job machen kann, lässt der Sexismus in der Regel seinen hässlichen Kopf hängen. Auf die Frage nach einer Erklärung für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in ihrem Beruf antwortete Page, dass die von Männern dominierten Plattenfirmen "einer Frau die Leitung eines so großen und kreativen Projekts wie der Herstellung einer Platte nicht zutrauen". Letztlich sind die Gründe vielfältig und nicht ganz klar, obwohl zu den prominent vorgeschlagenen Faktoren Arten von Sexismus und der Mangel an weiblichen Vorbildern in diesem Beruf gehören.

Zu den Produzentinnen, die dafür bekannt sind, Platten zu produzieren, die nicht ihre eigenen sind, gehören Sonia Pottinger, Sylvia Robinson und Carla Olson.

Im Januar 2018 veröffentlichte ein Forschungsteam unter der Leitung von Stacy L. Smith, Gründerin und Direktorin der Annenberg Inclusion Initiative, die an der USC Annenberg School for Communication and Journalism angesiedelt ist, einen Bericht, in dem sie schätzte, dass in den vergangenen Jahren nur etwa 2 % der Produzenten von populären Songs weiblich waren. Ebenfalls in diesem Monat fragte das Billboard-Magazin: "Wo sind all die weiblichen Musikproduzenten? Im zweiten Jahresbericht der Annenberg Inclusion Initiative, der im Februar 2019 veröffentlicht wurde, berichtete die Abteilung an der USC: "2018 gab es einen Aufschrei von Künstlern, Führungskräften und anderen Fachleuten der Musikindustrie über den Mangel an Frauen in der Musik" und "die Notlage von Frauen in der Musik", wo Frauen angeblich "stereotypisiert, sexualisiert und ausgeschlossen" würden. Ebenfalls im Februar 2019 kündigte die Task Force on Diversity and Inclusion der Recording Academy eine Initiative an, in deren Rahmen sich mehr als 200 Künstler und Produzenten - von Cardi B und Taylor Swift bis hin zu Maroon 5 und Quincy Jones - verpflichtet haben, mindestens zwei Frauen für jeden Produzenten- oder Ingenieurposten in Betracht zu ziehen. Auf der Website der Akademie, Grammy.com, heißt es: "Diese Initiative ist der erste Schritt in einer breiteren Anstrengung, diese Zahlen zu verbessern und die Vielfalt und Inklusion für alle in der Musikindustrie zu erhöhen."

Geschichte

Der Beruf des Musikproduzenten ist eng mit der Entwicklung der Tonstudios verbunden. Das erste Tonstudio wurde durch den Pianisten Frederick William „Fred Gaisberg“ (* 1873, † 1951) in Philadelphia/Pennsylvania Anfang 1897 eröffnet. Gaisberg war Mitarbeiter des deutsch-jüdischen Emigranten Emil Berliner. Dieser konzentrierte sich auf Wiedergabetechnik (Grammophon, Schallplatte), doch mussten auch Anstrengungen unternommen werden, um die Vorstufe der Wiedergabetechnik, die industrielle Aufnahmetechnik, zu verbessern. Gaisberg kannte als Pianist die Perspektive des Interpreten und machte sich mit der Aufnahmetechnik vertraut. Zu jener Zeit war die Arbeitsteilung im Tonstudio gering, denn die Aufgaben des Toningenieurs, Musikproduzenten und Artists-and-Repertoire-Managers waren oft in einer Person vereinigt.

Als am 1. Januar 1909 Harry O. Sooy bei RCA Victor zum Leiter des Aufnahmeteams ernannt wurde, war die Funktion des Musikproduzenten offiziell entstanden. Die Bedeutung und die Aufgaben des Musikproduzenten nahmen mit der rasanten technischen Entwicklung ständig zu. Als John Hammond für den 9. Dezember 1932 mit Fletcher Hendersons Band drei Jazzaufnahmen einspielte, hatte faktisch die Karriere eines Musikproduzenten begonnen. Seine Aufgaben bestanden zunächst lediglich darin, die Interpreten zu kontaktieren, die Anzahl der Aufnahmen abzustimmen und die Musik so natürlich wie möglich auf Band festzuhalten. Mit der Einführung des Tonbandgerätes im Jahre 1948 konnten fehlerhafte Aufnahmen ganz oder teilweise gelöscht und neu produziert werden, Mehrspurtechnik erlaubte schließlich die Möglichkeit des Overdub. Damit verbreiterte sich das Tätigkeitsgebiet des Produzenten.

Die Rock & Roll-Erfolgsautoren Jerry Leiber und Mike Stoller beschritten neue Wege in der Studiopraxis der Popmusik, als sie sich wie nie zuvor in den Aufnahmeprozess einmischten und ihre eigenen Kompositionen in der Studioarbeit umsetzten. Ihre technischen Möglichkeiten im Tonstudio waren 1955 immer noch recht bescheiden, denn es konnten lediglich verschiedene Takes zusammengefügt und Nachhalleffekte erzeugt werden. Für ihre Studioarbeit gab es noch nicht den Begriff des Musikproduzenten („record producer“), sie wurden auf den ersten Drifters-LPs noch als „supervisors“ bezeichnet. Leiber und Stoller ist der Status des Musikproduzenten zu verdanken, denn Musikproduktion war einerseits Teil des Komponierens, andererseits aber auch ein eigenständiger Beruf.

Arten

Nach dem Unabhängigkeitsgrad unterscheidet man den unabhängigen Produzenten von dem (meist bei einem Plattenlabel) angestellten Musikproduzenten. Letztere erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Gehalt und daneben noch erfolgsabhängige Tantiemen, während freie Produzenten üblicherweise auf Basis einer gegen künftige Tantiemen zu verrechnenden Vorauszahlung arbeiten. Hieraus resultiert dann auch das unternehmerische Risiko eines Musikproduzenten. Der unabhängige produziert auf eigene Rechnung und eigenes Risiko. Das fertige Master bietet er interessierten Plattenfirmen an, welche die fertiggestellten Songs dann übernehmen. Er schließt mit ihnen einen Produktionsvertrag, der ihm seine Einnahmen aus den Tonträgerverkäufen sichert. Sind die Einnahmen wegen geringer Verkaufszahlen niedriger als die von ihm verauslagten Kosten, erwirtschaftet er möglicherweise einen Verlust. Der gehaltsabhängige Produzent ist diesem Risiko nicht ausgesetzt. Der Executive Producer ist für die Finanzierung eines Musikprojekts zuständig, während der einfache Record Producer den kreativen Teil übernimmt.

Berühmte Musikproduzenten

Obwohl in der Popmusik die Musikproduzenten wie die Komponisten und Studiomusiker eher im Hintergrund arbeiten und weitgehend dem Musikpublikum unbekannt bleiben, sind wenige Produzenten aus dieser Anonymität herausgerückt. Denn erfolgreiche und ausgezeichnete Musikproduzenten genießen einen ähnlichen Status wie die Interpreten selbst. In den USA sind hervorzuheben Nile Rodgers, will.i.am, Bill Putnam, Sam Phillips, Quincy Jones, Rick Rubin, David Foster, Jimmy Iovine, Phil Ramone (Pop), Rudy Van Gelder (Jazz) oder Chet Atkins (Country). In Großbritannien George Martin, Alan Parsons, Trevor Horn, Mike Batt, Norrie Paramor, Joe Meek, Mickie Most oder Stock Aitken Waterman. Ralph Siegel, Hans Bertram, Nils Nobach, Heinz Gietz, Conny Plank, Dieter Dierks, Frank Farian, Reinhold Mack, The Cratez, Dieter Bohlen oder Beatzarre waren oder sind bedeutende deutsche Musikproduzenten. Besonders im Jazz fanden und finden sich bis heute Persönlichkeiten wie Alfred Lion und Manfred Eicher, die aus eigener Überzeugung Musiker aufnehmen und auf ihren eigenen Plattenlabels vermarkten. In England ist vor allem Hugh Padgham hervorzuheben, für seine Arbeit mit Genesis, Phil Collins, The Police und Mike and the Mechanics.