Asow

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Stadt
Asow
Азов
Flagge Wappen
Föderationskreis Südrussland
Oblast Rostow
Stadtkreis Asow
Bürgermeister Wladimir Walerjewitsch Raschupkin
Erste Erwähnung 1067
Stadt seit 1708
Fläche 66 km²
Bevölkerung 82.937 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)
Bevölkerungsdichte 1257 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 40 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 86342
Postleitzahl 34678x, 346799
Kfz-Kennzeichen 61, 161
OKATO 60 404
Website www.azov.info
Geographische Lage
Koordinaten 47° 6′ N, 39° 25′ OKoordinaten: 47° 6′ 0″ N, 39° 25′ 0″ O
Asow (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Asow (Oblast Rostow)
Lage in der Oblast Rostow
Liste der Städte in Russland

Asow (russisch Азо́в) ist eine Stadt in der Oblast Rostow im Südwesten von Russland mit 82.937 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010). Frühere Namen sind Tanais, Tana und Azak (Assac). Asow liegt am Don, 7 km vor dessen Mündung ins Asowsche Meer.

Geschichte

Im Stadtzentrum von Asow (Juni 2013)

Antike

Nördlich des heutigen Asow liegen die Reste der antiken griechischen Stadt Tanais, einst ein bedeutender Handelsplatz.

Geschichte

Asow auf einer 10-Rubel-Münze aus dem Jahr 2008

Unter der Herrschaft der Kyptschaken wurde der Ort 1067 als azak (d. h. Tiefland) erwähnt, wovon sich der heutige Name ableitet. Während der Zeit der Goldenen Horde im 13. und 14. Jh. erblühte die Stadt. Venezianische und genuesische Kaufleute gründeten einen Handelsplatz, den sie Tana nannten. Über die im 14. und 15. Jahrhundert venezianisch dominierte Handelskolonie wurden große Teile des Handels mit tatarischen und russischen Sklaven abgewickelt, obwohl die ständige Konkurrentin Kaffa auf der Krim, von Genua kontrolliert, diesen Handel in noch größerem Umfang betrieb. Daneben war Tana ein wichtiges Zentrum für den Handel zwischen nördlichem und südlichem Schwarzen Meer und ein Umschlagplatz für Handelsgüter aus dem fernen Osten, da die Stadt am Ende der sog. via mongolica (einem Arm der Seidenstraße) lag und während der Herrschaft der Goldenen Horde relativ sicher war.

1471 wurde Asow von den Türken erobert und in eine Festung umgewandelt (türkisch Azak).

Frühe Siedlungen in der Umgebung

Die Mündung des Don war schon immer ein wichtiges Handelszentrum. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. gründeten die Griechen aus dem Bosporanischen Königreich hier eine Kolonie, die sie Tanais (nach dem griechischen Namen des Flusses) nannten. Einige Jahrhunderte später, im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts v. Chr., wurde die Siedlung von König Polemon I. von Pontus niedergebrannt. Durch die Ansiedlung griechischer Kolonisten erlangte sie wieder Wohlstand, wurde aber im 3. Jahrhundert von den Goten praktisch ausgelöscht. Die Stätte des antiken Tanais, die heute vom Khutor von Nedvigovka eingenommen wird, wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben.

Im 5. Jahrhundert wurde das Gebiet von Karadach und seinen Akatziroi besiedelt. Sie wurden von Dengizich dem Hunnen beherrscht. Byzanz schenkte das Land in den 460er Jahren den Hunuguren; unter seinem Bruder Ernakh wurde es als Patria Onoguria bekannt. Seine hunnischen Bewohner wurden als Utigur-Bulgaren bekannt, als es unter Sandilch Teil des westtürkischen Kaghanats wurde. Im 7. Jahrhundert gründete Khan Kubrat, der Herrscher der Unogunduren, dort das alte Groß-Bolgarien, bevor sein Erbe Batbayan es an die Chasaren abtrat.

Im 10. Jahrhundert, als der Chasarenstaat zerfiel, kam das Gebiet unter die Kontrolle des slawischen Fürstentums von Tmutarakan. Die Kiptschaken, die das Gebiet 1067 eroberten, benannten es in Azaq (d. h. Tiefland) um, wovon sich der heutige Name ableitet. Die Goldene Horde beanspruchte im 13. und 14. Jahrhundert den größten Teil der Küste, aber venezianische und genuesische Kaufleute erhielten die Erlaubnis, sich an der Stelle des heutigen Asow niederzulassen und gründeten dort eine Kolonie, die sie Tana nannten [Wikidata].

Archäologische Ausgrabungen

Im Herbst 2000 wollte Thor Heyerdahl seine Idee, dass die Skandinavier über Wasserwege aus dem Süden eingewandert sein könnten, weiter untersuchen. Er war auf der Spur von Odin (Wotan), dem germanischen und nordischen Gott aus den Mythologien der frühnordischen Eddas und Sagas. Nach Snorri Sturluson, dem isländischen Autor einer Edda und mindestens einer Saga, der im 13. Jahrhundert schrieb, soll Odin um die Wende zum 1. Jahrhundert n. Chr. aus der Region des Kaukasus oder dem Gebiet östlich des Schwarzen Meeres eingewandert sein. Heyerdahl interessierte sich besonders für Snorris Hinweis auf das Herkunftsland des Volkes der Æsir. Heyerdahl wollte den Wahrheitsgehalt von Snorris Behauptungen überprüfen und organisierte daraufhin 2001 die gemeinsame archäologische Ausgrabung in Asow. Im darauf folgenden Jahr wollte er eine zweite Ausgrabung durchführen, die jedoch aufgrund seines Todes im April 2002 nicht mehr stattfand.

Die Festung Asow

Festungswälle der Festung Asow
Ein niederländischer Stich aus dem 17. Jahrhundert, der die Schlacht von Asow darstellt (1696)

Im Jahr 1471 erlangte das Osmanische Reich die Kontrolle über das Gebiet und baute die starke Festung Asak (Asow). Die Festung hinderte die Donkosaken an Raubzügen und am Handel mit dem Schwarzen Meer. Die Kosaken griffen Asow in den Jahren 1574, 1593, 1620 und 1626 an. Im April 1637 belagerten dreitausend Donkosaken und viertausend saporoschanische Kosaken Asow. Die Türken verfügten über viertausend Soldaten und zweihundert Kanonen. Die Festung fiel am 21. Juni und die Kosaken baten den Zaren um Verstärkung und Unterstützung. Eine Kommission empfahl dies wegen der Gefahr eines Krieges mit der Türkei und des schlechten Zustands der Befestigungen nicht. Im Juni 1641 belagerte Hussein Deli, Pascha von Silistria, die Festung mit 70.000-80.000 Mann. Im September mussten sie sich aufgrund von Krankheiten und Versorgungsengpässen zurückziehen. Eine zweite russische Kommission berichtete, dass die Belagerung nur sehr wenig von den Mauern übrig gelassen hatte. Im März 1642 stellte Sultan Ibrahim ein Ultimatum und Zar Michail befahl den Kosaken, die Stadt zu räumen. Die Türken besetzten Asow im September 1642 erneut.

Im Jahr 1693 betrug die Besatzung der Festung 3.656 Mann, von denen 2.272 Janitscharen waren.

Die Festung hatte jedoch noch viele Wechselfälle zu überstehen. Während der Asow-Feldzüge von 1696 gelang es Peter dem Großen, der einen Seezugang zum Schwarzen Meer anstrebte, die Festung zurückzuerobern. Asow erhielt 1708 den Status einer Stadt, doch der katastrophale Pruth-Feldzug zwang ihn 1711, die Stadt an die Türken zurückzugeben. Eine humorvolle Beschreibung der Ereignisse findet sich in Voltaires Candide. Während des Großen Russisch-Türkischen Krieges wurde die Stadt von der Armee des Grafen Rumjanzew eingenommen und schließlich durch den Vertrag von Kutschuk-Kainarji (1774) an Russland abgetreten. Sieben Jahre lang war Asow Sitz eines eigenen Gouvernements, aber mit dem Wachstum des benachbarten Rostow am Don verlor es allmählich an Bedeutung. Die Deutschen und Österreicher besetzten Asow 1917-1918 während des Ersten Weltkriegs. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Asow zwischen Juli 1942 und Februar 1943 von den Deutschen besetzt.

1901 errichtete der Physiker Alexander Popow in der Nähe von Asow die erste zivile Radiostation Russlands.

Am 5. Mai 2017 erhielt Asow den Beinamen Stadt der militärischen Tapferkeit (russ. Город воинской доблести). Die entsprechende Gedenksäule wurde am 8. Mai 2018 auf dem Berjoska-Platz aufgestellt.

Archäologie

Die Festung Asow heute
Denkmal zu Ehren der in den Jahren 1637–1642 gefallenen Kosaken

Die Gegend zwischen der späteren Stadt Taganrog und Rostow am Don wird vom DAI in Zusammenarbeit mit der russischen Archäologie untersucht (siehe Weblink).

Bereits 1823 wurden die damals noch sichtbaren archäologischen Überreste von I. A. Stempkowski mit dem antiken Tanais in Verbindung gebracht. P. M. Leontjew bestätigte dies wenige Jahrzehnte später durch Probegrabungen. Seit 1955 einsetzende und von D. B. Selow bis 1993 fortgeführte systematische größere Grabungen konnten weiteren Einblick in die Struktur der antiken Stadt erbringen. Das Hauptinteresse galt dabei im Wesentlichen der römischen Stadtgeschichte. Erst die Untersuchungen des DAI führte zu Erkenntnissen über die archaische Siedlung. Auch die Agora der hellenistischen Zeit wurde gefunden, dabei konnte der in der Art eines Propylons angelegte Torbau erschlossen werden, der zweihundert Jahre lang den Zugang zur Agora vom Hafen aus bildete. Auch die Umgestaltungen bis in römische Zeit konnten genauer untersucht werden. Die spätantike Bebauung entsprach einem durchdachten, städteplanerischen Schema.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1885 16.600
1913 26.500
1939 24.999
1959 39.931
1970 59.302
1979 75.124
1989 80.297
2002 82.090
2010 82.937

Anmerkung: ab 1939 Volkszählungsdaten

Ethnische Zusammensetzung

Am 1. Januar 2012 bestand die Asower Stadtbevölkerung zu 94 Prozent aus ethnischen Russen. Drei Prozent waren Ukrainer. In Asow lebt eine bedeutende und alteingesessene armenische Minderheit. Insgesamt leben in Asow über 20 verschiedene Ethnien, darunter auch einige Russlanddeutsche.

Politik

Gebäude der Stadtverwaltung von Asow

Bei der Präsidentschaftswahl in Russland 2018 stimmten 79,5 Prozent der Asower für Wladimir Putin, 11,6 Prozent für Pawel Grudinin, 4,35 Prozent für Wladimir Schirinowski, 1 Prozent für Xenija Sobtschak. 2,8 % stimmten für sonstige Kandidaten. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 80 Prozent.

Bürgermeister von Asow

  • 2005–2016: Sergei Leonidowitsch Besdolny (Einiges Russland)
  • seit 2016: Wladimir Walerjewitsch Raschupkin (Einiges Russland)

Wirtschaft

Ab den 1950er Jahren gewann Asow wieder zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung und gehörte auf dem Gebiet des Bauwesens und der Industrie oblastweit zu den führenden Städten. Heute gehört Asow zur Rostower Agglomeration und gilt als dynamisch entwickelnder Wirtschaftsstandort mit gut ausgebauter Infrastruktur. Durch seine günstige Lage am Don soll Asow künftig verstärkt als logistische Drehscheibe fungieren, die den Süden Russlands mit nationalen und internationalen Märkten verbindet.

Die Hauptwirtschaftszweige der Stadt sind der Maschinenbau und die Lebensmittelindustrie. Daneben gibt es eine Nähfabrik sowie eine Fabrik zur Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln.

Auch die Landwirtschaft spielt eine bedeutende Rolle, so werden im Asower Gebiet vor allem Weizen, Mais und Sonnenblumen angebaut.

Bildung

Mit dem Asower Institut für Wirtschaft, Verwaltung und Recht verfügt die Stadt über eine eigenständige Hochschule. Daneben gibt es drei Hochschulfilialen.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Tamara Bykowa (* 1958), Hochspringerin und Olympiadritte
  • Irina Korschanenko (* 1974), Kugelstoßerin
  • Juri Kowtun (* 1970), Fußballspieler
  • Matwei Platow (1753–1818), General und Hetman des Heeres der Donkosaken
  • Rudolf Samoilowitsch (1881–1939), Polarforscher und Geologe
  • Stanisław Syrewicz (* 1946), polnischer Komponist und Theaterregisseur
  • Alfred Wiłkomirski (1873–1950), polnischer Geiger, Bratschist und Musikpädagoge

Klimatabelle

Asow hat ein feuchtes Kontinentalklima (Köppen-Klimaklassifikation Dfa) mit heißen Sommern, kalten Wintern (wenn auch recht mild für Russland) und relativ geringen Niederschlägen.

Klimadaten für Asow
Monat Jan Feb März Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Durchschnittlicher Höchstwert °C (°F) −0.9
(30.4)
0.3
(32.5)
6.2
(43.2)
16.3
(61.3)
22.8
(73.0)
26.5
(79.7)
28.7
(83.7)
27.9
(82.2)
22.5
(72.5)
14.6
(58.3)
7.5
(45.5)
2.5
(36.5)
14.6
(58.2)
Durchschnittlicher Tiefstwert °C (°F) −7.2
(19.0)
−6.4
(20.5)
−1.3
(29.7)
6.4
(43.5)
12.3
(54.1)
16.3
(61.3)
18.1
(64.6)
16.8
(62.2)
11.9
(53.4)
5.8
(42.4)
1.4
(34.5)
−2.9
(26.8)
5.9
(42.7)
Durchschnittlicher Niederschlag mm (Zoll) 47
(1.9)
37
(1.5)
31
(1.2)
43
(1.7)
53
(2.1)
67
(2.6)
51
(2.0)
37
(1.5)
36
(1.4)
30
(1.2)
46
(1.8)
61
(2.4)
539
(21.3)
Durchschnittliche Niederschlagstage 9 7 6 7 7 7 6 5 5 5 8 10 82
Quelle: Weltorganisation für Meteorologie (UN)
Asow
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
47
-1
-7
 
37
0
-6
 
31
6
-1
 
43
16
6
 
53
23
12
 
67
27
16
 
51
29
18
 
37
28
17
 
36
23
12
 
30
15
6
 
46
8
1
 
61
3
-3
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Roshydromet

Administrativer und kommunaler Status

Im Rahmen der Verwaltungsgliederung dient Asow als Verwaltungszentrum des Asowschen Kreises, auch wenn es nicht zu diesem gehört. Als Verwaltungseinheit ist es separat als Azov Urban Okrug eingegliedert - eine Verwaltungseinheit mit dem gleichen Status wie die Kreise. Als kommunale Abteilung hat diese Verwaltungseinheit auch den Status eines Stadtkreises.

Regierung

Sergej Bezdolny von der Partei "Einiges Russland" wurde am 3. April 2005 zum Bürgermeister von Asow gewählt und am 11. Oktober 2009 mit 72,9 % der Wählerstimmen wiedergewählt. Der derzeitige Verwaltungschef (City-Manager) Vladimir Rashchupkin ist seit Dezember 2015 im Amt.

Partnerstädte - Schwesterstädte

Asow ist verschwistert mit:

  • Cyprus Aglandjia, Zypern (1990)
  • United States Chillicothe, Vereinigte Staaten (1991)
  • Ukraine Feodosia, Ukraine (2016)
  • Greece Pylos-Nestor, Griechenland (2017)
  • Serbia Sečanj, Serbien (2018)
  • France Courbevoie, Frankreich (2018)
  • Bosnia and Herzegovina Bijeljina, Bosnien und Herzegowina (2018)