Aquavit

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Schwedischer Aquavit

Aquavit, auch Akvavit (lateinisch aqua vitae Wasser des Lebens, auch Lebenswasser) ist ein alkoholischer, destillierter Auszug und seit dem Mittelalter eine pharmazeutische Bezeichnung für Branntwein oder Weingeist. Frühneuzeitliche Autoren des Aqua-vitae-Schrifttums waren vor allem Taddeo Alderotti, Gabriel von Lebenstein und Michael Puff. In Norwegen wurde der Aquavit im 16. Jahrhundert zum ersten Mal als gewürzter Branntwein schriftlich erwähnt. In Norwegen und Dänemark wird Aquavit traditionell mit Kümmel versetzt.

Ab der frühen Neuzeit wird damit meist ein mit Gewürzen aromatisierter Branntwein bezeichnet, so z. B. auch „Whiskey“. Die klare bis goldgelbe Spirituose wird unter Verwendung von Kümmel und Dillsamen hergestellt und stammt ursprünglich aus Skandinavien.

Aquavit wird aus hochrektifiziertem, sehr reinem (96 Vol-%), fast geschmacksneutralem Agraralkohol z. B. aus Getreide oder Kartoffeln, hergestellt. Dazu wird dieser nach dem Destillieren („Brennen“) mit Wasser, Kümmel, Dillsamen (Dillfrüchte) oder einer markenspezifischen Gewürzmischung wie Koriander, Fenchel, Zimt oder Nelken versetzt. Die Zusammensetzung der jeweiligen Gewürzmischung bestimmt den Charakter der einzelnen Marken.

Bei der Destillation werden der Vor- und Nachlauf wegen der enthaltenen Verunreinigungen abgeschieden. Um das gewürzte Destillat auf Trinkstärke herabzusetzen, wird destilliertes oder demineralisiertes Wasser zugegeben. Dieses Rohprodukt verbringt anschließend einige Zeit im Reifelager, um die Inhaltsstoffe Bindungen eingehen zu lassen und den Geschmack abzurunden. Hochwertiger Aquavit reift in Holzfässern heran. Teilweise werden dabei auch gebrauchte Sherryfässer wiederbefüllt. Die Marke Linie-Aquavit reift einige Monate in Holzfässern auf Frachtschiffen der Reederei Wallenius Wilhelmsen Logistics und überquert dabei den Äquator 2 mal.

Aquavit muss einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent aufweisen. Die Beigabe weiterer würzender Stoffe (u. a. Zucker bis zu 0,5 g/100 ml des Fertigerzeugnisses) ist zugelassen, nicht jedoch die Zugabe von ätherischen Ölen; der Extraktgehalt darf 1,5 % nicht übersteigen. Der Kümmelgeschmack muss vorherrschend sein. Er wird in Deutschland meistens eiskalt in einem möglichst vorgekühlten Schnapsglas getrunken, in Skandinavien hingegen meist bei Zimmertemperatur.

Bekannte Marken sind unter anderem Bommerlunder, Malteserkreuz Aquavit, Linie-Aquavit und Aalborg Akvavit. Norddeutsche Kümmelbranntweine werden regional auch als Köm bezeichnet. Eine Variante von Kümmelschnaps oder Kümmellikör ist der lettische Allasch. Dem Aquavit ähnlich ist auch der isländische Brennivín.

Akvavit oder Aquavit (/ˈɑːkwəvt, -və-/; auch akevitt auf Norwegisch; aquavit auf Englisch) ist eine destillierte Spirituose, die hauptsächlich in Skandinavien hergestellt wird, wo sie seit dem 15. Akvavit wird aus Getreide oder Kartoffeln destilliert und mit einer Vielzahl von Kräutern aromatisiert. Er ist auch in Norddeutschland beliebt.

Akvavit erhält seinen unverwechselbaren Geschmack durch Gewürze und Kräuter, wobei der vorherrschende Geschmack (laut Europäischer Union) von einem Destillat aus Kümmel und/oder Dillsamen stammen muss. Er enthält in der Regel 40 Volumenprozent Alkohol oder 80 Proof (USA). Die EU hat einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 % ABV festgelegt, damit Akvavit als solcher bezeichnet werden darf.

Etymologie

Das Wort Aquavit leitet sich vom lateinischen aqua vitae, "Wasser des Lebens", ab. Vergleichen Sie die Wörter Whisky oder Whiskey, die vom gälischen uisce beatha abgeleitet sind und die gleiche Bedeutung haben. Ebenso wird klarer Obstbrand als Eau de vie (französisch für "Wasser des Lebens") bezeichnet. Eine Geschichte, die besagt, dass der Begriff in Wirklichkeit "Wasser aus der Weinrebe" bedeutet - aus einer Verschmelzung des lateinischen vītae (Genitiv von vita) und des italienischen Begriffs vite (für Weinrebe) - ist nicht mehr als ein malerisches Stück Volksetymologie.

Kultur des Trinkens

Akvavit ist ein wichtiger Bestandteil der nordischen Trinkkultur, wo er häufig bei festlichen Anlässen wie dem Weihnachtsessen und dem Mittsommerfest sowie als Aperitif getrunken wird. In Island, Schweden, Dänemark und Deutschland wird Aquavit gekühlt und oft in einem einzigen Schluck aus einem kleinen Schnapsglas getrunken. Dies wird in der Regel auf die Tradition zurückgeführt. In Norwegen wird er im Allgemeinen nicht gekühlt, sondern langsam getrunken. In Schweden wird der Aquavit in der Regel unmittelbar nach einem Lied getrunken, dem so genannten "snapsvisa". Das bekannteste Lied ist "Helan Går". In Finnland und Schweden wird Aquavit aus einem Schnapsglas auch häufig mit Flusskrebsfesten in Verbindung gebracht, die traditionell Ende August stattfinden. In Dänemark wird Aquavit als Snaps oder Akvavit bezeichnet und vor allem im Dezember zum Weihnachtsessen oder um Ostern herum zum Osteressen getrunken. Er wird jedoch das ganze Jahr über getrunken, vor allem zum Mittagessen mit traditionellen dänischen Gerichten, bei denen auch immer Bier auf dem Tisch steht. Ihn ohne Essen oder in einer Bar zu trinken, wird als etwas seltsam angesehen. In Norwegen, wo Aquavit meist in Eichenfässern reift, wird das Getränk bei Zimmertemperatur in tulpenförmigen Gläsern serviert. Aquavit passt gut zu Bier, und vor dem Genuss wird häufig ein Schluck Bier getrunken.

Herstellung

Akvavit muss aus einer landwirtschaftlichen Grundlage destilliert werden, meist aus Getreide oder Kartoffeln. Ähnlich wie bei Gin wird er mit pflanzlichen Stoffen aromatisiert. Die dominierenden Aromen sind Kümmel oder Dill, manchmal auch beides. Schwedischer Akvavit muss auch Fenchel enthalten, um als solcher bezeichnet werden zu können. Andere übliche Botanicals sind: Kardamom, Kümmel, Anis, Koriander. Die dänische Brennerei Aalborg stellt einen Akvavit her, der mit Bernstein destilliert wird, der ihm eine kiefernartige Zitrusnote verleiht. Die Marke Aalborg wird jetzt in Norwegen von der Anora-Gruppe hergestellt.

Die Rezepturen und Geschmacksrichtungen unterscheiden sich von Marke zu Marke, wobei die einzigartigen Merkmale jeder Marke von den Destillationsmethoden und den unterstützenden Pflanzen in ihren Mischungen herrühren. Ungealterter Akvavit ist klar, während gealterter Akvavit in der Regel einen strohgelben bis goldenen Farbton hat, je nachdem, wie lange er in Eichenfässern gelagert wurde (in Norwegen am häufigsten) oder wie viel Farbstoff verwendet wurde. Eine dunklere Farbe deutet in der Regel auf ein höheres Alter oder die Verwendung junger Fässer hin, obwohl die künstliche Färbung mit Karamell und die Zugabe von Früchten oder pflanzlichen Stoffen für Farbe und Geschmack vor der Abfüllung erlaubt ist. Klarer Akvavit wird oft als Taffel bezeichnet, was so viel wie Tisch-Aquavit bedeutet. Taffel-Aquavit wird in der Regel in alten Fässern gereift, die die fertige Spirituose nicht färben, oder er wird überhaupt nicht gereift.

Herkunft und traditionelle Varianten

Lieber Herr, wollen Euer Gnaden wissen, dass ich Euer Gnaden mit dem Boten Jon Teiste etwas Wasser schicke, das Aqua vite genannt wird, und dasselbe Wasser hilft gegen alle Krankheiten, die ein Mensch innerlich haben kann.

- Herr von Schloss Bergenshus, Eske Bille

Der früheste bekannte Hinweis auf "Aquavit" findet sich in einem Brief des dänischen Burgherrn von Bergenshus, Eske Bille, aus dem Jahr 1531 an Olav Engelbrektsson, den letzten römisch-katholischen Erzbischof von Norwegen. Der Brief, der auf den 13. April datiert ist und einem Paket beiliegt, bietet dem Erzbischof "etwas Wasser an, das Aqua Vite genannt wird und eine Hilfe für alle Arten von Krankheiten ist, die ein Mensch sowohl innerlich als auch äußerlich haben kann".

Auch wenn diese Behauptung über die medizinischen Eigenschaften des Getränks etwas übertrieben sein mag, so wird doch allgemein angenommen, dass Aquavit die Verdauung von reichhaltigen Speisen erleichtert. In Dänemark wird er traditionell mit Weihnachts- und Osteressen in Verbindung gebracht. In Norwegen wird er bei Feierlichkeiten getrunken, insbesondere zu Weihnachten, Ostern und am 17. Mai (dem norwegischen Verfassungstag). In Schweden ist er ein fester Bestandteil des traditionellen Mittsommerfestessens und wird in der Regel beim Singen eines der vielen Trinklieder getrunken. In der Regel wird er während des Essens als Schnaps getrunken, vor allem während der Vorspeise - zusammen mit eingelegtem Hering, Flusskrebsen, Lutefisk oder geräuchertem Fisch. In diesem Zusammenhang wird im Volksmund gesagt, dass Aquavit dem Fisch hilft, in den Magen zu schwimmen.

Lysholm Linie Aquavit

Aquavit ist auch ein fester Bestandteil der traditionellen norwegischen Weihnachtsgerichte, darunter gebratene Schweinerippchen und Lammrippchen (pinnekjøtt). Die Gewürze und der Alkohol sollen die Verdauung der sehr fettreichen Mahlzeit fördern.

Zu den wichtigsten Marken gehören Løiten, Lysholm, Opland und Simers aus Norwegen, Aalborg und Brøndum aus Dänemark und O.P. Anderson aus Schweden. Während die dänischen und schwedischen Varianten in der Regel eine sehr helle Farbe haben, reifen die meisten norwegischen Marken mindestens sechs Monate und einige sogar bis zu 12 Jahre in Eichenfässern, wodurch sie im Allgemeinen eine dunklere Farbe haben. Während Angehörige aller drei Nationen aus nationalem Stolz behaupten, dass "ihr" Aquavit der beste sei, haben norwegische Akevitt, wenn schon nicht den ausgeprägtesten Charakter, so doch zumindest den überwältigendsten Geschmack und die tiefste Farbe aufgrund des Reifeprozesses.

Eine Besonderheit der norwegischen Tradition sind die Linje Aquavits (wie "Løiten Linie" und "Lysholm Linie"). Linje Aquavit ist nach der Tradition benannt, Aquavitfässer aus Eichenholz mit Schiffen von Norwegen nach Australien und wieder zurück zu schicken und dabei zweimal den Äquator ("linje") zu überqueren, bevor sie abgefüllt werden. Die ständige Bewegung, die hohe Luftfeuchtigkeit und die schwankende Temperatur bewirken, dass die Spirituose mehr Geschmacksstoffe extrahiert, und tragen zu einer beschleunigten Reifung bei.

Die norwegische Aquavit-Destillerie Anora (ehemals Arcus) hat in einem Test versucht, das Schaukeln der Fässer an Bord der "Linje"-Schiffe nachzuahmen, wobei die Eichenfässer den Witterungseinflüssen wie an Bord eines Schiffes ausgesetzt waren. Das fertige Produkt war laut Anora weit von dem Geschmack entfernt, den ein echter Linje-Aquavit haben sollte.

Deshalb fahren bis heute Schiffe mit "Linie Aquavit" von Norwegen nach Australien und wieder zurück, bevor sie abgefüllt und als Teil der norwegischen Weihnachtstraditionen verkauft, aber auch das ganze Jahr über genossen werden.

Außerhalb der nordischen Länder

Außerhalb der nordischen Länder wurde Aquavit nur selten hergestellt, aber das begann sich ab etwa 2010 drastisch zu ändern, vor allem in den Vereinigten Staaten, insbesondere in Gegenden, in denen es eine größere Konzentration von Menschen mit nordischem Erbe gibt. Eine Ausnahme bildet jedoch Norddeutschland und insbesondere das deutsche Bundesland Schleswig-Holstein, das bis zum 19. Jahrhundert zu Dänemark gehörte (siehe: Geschichte Schleswig-Holsteins) und in dem es immer noch eine nennenswerte dänische Minderheit gibt. Zu den wichtigsten deutschen Marken gehören Bommerlunder aus Flensburg, Kieler Sprotte aus Kiel und Malteserkreuz. Letztere Marke wird seit 1924 von einer Tochtergesellschaft der schwedischen Vin & Sprit AB (heute Pernod Ricard), dem Hersteller vieler schwedischer Akvavits, in Berlin produziert und kann als deutsche Nachahmung der nordischen Aquavits angesehen werden, da sie auf einem dänischen Originalrezept basiert. Die schleswig-holsteinischen Marken haben jedoch oft eine lange Geschichte, vergleichbar mit ihren nordischen Vorbildern. Bommerlunder zum Beispiel wird seit 1760 hergestellt. Aquavit ist auch ein wichtiger Bestandteil der traditionellen schleswig-holsteinischen Küche. Deutscher Aquavit wird fast immer aus vergorenem Getreide destilliert und hat im Allgemeinen einen Alkoholgehalt von 38 Volumenprozent, also etwas weniger als skandinavischer Aquavit.

Die Psychopomp Microdistillery in Bristol, England, begann 2017 mit der Herstellung von Aquavit (aufgrund von EU-Vorschriften als "Aqvavit" bezeichnet). In Kanada wird Aquavit von der Crosscut Distillery Sudbury, der Confluence Distillery, der Okanagan Spirits Craft Distillery, der Island Spirits Distillery, der Long Table Distillery, der Spirit of York Distillery Co. in Toronto, Ontario, Compass Distillers in Halifax, Nova Scotia, und der Sheringham Distillery auf Vancouver Island, British Columbia, hergestellt. Viele Brennereien in den Vereinigten Staaten stellen Aquavit her, vor allem in Teilen des Landes, in denen viele Menschen mit nordischem Erbe leben. Beispiele hierfür sind: Colorado, Minnesota, Michigan, Wisconsin, Montana, Illinois, Oregon, New Hampshire und Washington. Insbesondere die Staaten des Mittleren Westens sind in dieser Kategorie recht erfolgreich und haben zahlreiche international anerkannte und preisgekrönte Marken hervorgebracht. Siehe Liste der Akvavit-Hersteller in den Vereinigten Staaten für Markennamen und Brennereien.

Schreibweisen

  • Dänisch: Akvavit, Schnaps, Brændevin oder Dram
  • Norwegisch: Akevitt, Brennevin oder Dram
  • Schwedisch: Akvavit, oder Kryddat brännvin
  • Niederländisch: Aquavit
  • Englisch: Aquavit oder Akvavit
  • Färöisch: Akvavitt
  • Estnisch: Akvaviit
  • Finnisch: Akvaviitti
  • Französisch: Aquavit
  • Deutsch: Aquavit, Kö(ö)m
  • Isländisch: Ákavíti
  • Italienisch: Acquavite
  • Polnisch: Okowita
  • Portugiesisch: Aquavit
  • Ukraine: Оковита