Peter-Pan-Syndrom

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Peter-Pan-Syndrom
Peter pan 1911 pipes.jpg
Illustration von Peter Pan beim Pfeifen, von F. D. Bedford aus Peter und Wendy
Geprägt vonDan Kiley

Das Peter-Pan-Syndrom ist eine Metapher, die auf dem Konzept beruht, nicht erwachsen zu werden und in der Kindheit gefangen zu sein. Es handelt sich nicht um eine anerkannte psychische Krankheit. Der Begriff wurde auch verwendet, um Unternehmen zu beschreiben, die produktivitätssteigernde Technologien vermeiden und klein bleiben.

Es handelt sich um einen Begriff aus der Pop-Psychologie, mit dem ein Erwachsener beschrieben wird, der sozial unreif ist. Der Begriff wird seit der Veröffentlichung von The Peter Pan Syndrome (1983) sowohl von Laien als auch von einigen Psychologieprofis in der Populärpsychologie informell verwendet: Men Who Have Never Grown Up, von Dr. Dan Kiley. Kiley schrieb auch ein Begleitbuch, The Wendy Dilemma, das 1984 veröffentlicht wurde.

Das Peter-Pan-Syndrom ist von der Weltgesundheitsorganisation nicht anerkannt. Es ist auch nicht im Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen (DSM-5) aufgeführt.

Menschen, die Merkmale aufweisen, die gemeinhin mit dem Peter-Pan-Syndrom in Verbindung gebracht werden, werden manchmal als Peter Panner bezeichnet. Dieser Begriff und dieses Konzept werden im DSM-5 nicht akzeptiert und werden abwertend verwendet. Es wurde eine Abgrenzung zum puer aeternus vorgenommen, einem psychologischen Konzept, das von Carl Jung entwickelt wurde.

Das Peter-Pan-Syndrom ist der Titel eines Buches des amerikanischen Familientherapeuten Dan Kiley. Er schreibt darin populärwissenschaftlich über „Männer, die nie erwachsen werden“ (Untertitel des Buches). Das Anfang der 1980er Jahre auch auf deutsch erschienene Ratgeberbuch erfreute sich großer Popularität. Der Begriff „Peter-Pan-Syndrom“ blieb populär für die Bezeichnung unangemessen kindlicher Verhaltensmuster bei Männern.

Mittlerweile findet der Begriff auch Eingang in die Wissenschaft. So zählt der US-amerikanische Wissenschaftler John J. Ratey (Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School) das „Peter-Pan-Syndrom“ mit zu bestimmten Gehirnabweichungen, die er Schatten-Syndrome nennt. Über diese neueren Erkenntnisse der Neuropsychiatrie berichtete Ratey auch gemeinsam mit Catherine Johnson in dem 1998 herausgegebenen Fachbuch Shadow Syndromes: The Mild Forms of Major Mental Disorders That Sabotage Us.

Geschichte

Das Konzept wurde durch den Psychoanalytiker Dr. Dan Kiley in seinem Buch Das Peter-Pan-Syndrom bekannt: Men Who Have Never Grown Up", das 1983 erstmals veröffentlicht wurde. Sein Buch wurde ein internationaler Bestseller und löste eine Welle von Nachahmerbüchern zur Pop-Psychologie aus. Dr. Kiley kam auf die Idee zu "Das Peter-Pan-Syndrom", nachdem er festgestellt hatte, dass viele der von ihm behandelten Jungen im Teenageralter Probleme hatten, erwachsen zu werden und erwachsene Verantwortung zu übernehmen, ähnlich wie die berühmte Figur aus dem Theaterstück von J. M. Barrie. Diese Probleme setzten sich bis ins Erwachsenenalter fort. Dr. Kiley gab später zu, dass er selbst ein Peter Pan gewesen war.

Insel (1962)

Bevor Kiley den Begriff in seinem Buch von 1983 prägte, taucht das Peter-Pan-Syndrom bereits in Aldous Huxleys Roman Die Insel von 1962 auf, in dem eine der Figuren von männlichen "gefährlichen Straftätern" und "machtbesessenen Unruhestiftern" spricht, die "Peter Pans" sind. Diese Art von Männern seien "Jungen, die nicht lesen können, nicht lernen wollen, mit niemandem auskommen und sich schließlich den gewalttätigeren Formen der Kriminalität zuwenden". Er verwendet Adolf Hitler als Archetyp für dieses Phänomen:

Ein Peter Pan, wenn es je einen gab. Hoffnungslos in der Schule. Unfähig, zu konkurrieren oder zu kooperieren. Er beneidete alle normalerweise erfolgreichen Jungen - und weil er sie beneidete, hasste er sie und verachtete sie, um sich besser zu fühlen, als minderwertige Wesen. Dann kam die Zeit der Pubertät. Aber Adolf war sexuell rückständig. Andere Jungen machten sich an die Mädchen heran, und die Mädchen gingen darauf ein. Adolf war zu schüchtern, zu unsicher in seiner Männlichkeit. Und die ganze Zeit über unfähig zu einer festen Arbeit, zu Hause nur in der kompensatorischen Anderswelt seiner Phantasie. Dort war er wenigstens Michelangelo. Hier, leider, konnte er nicht zeichnen. Seine einzigen Gaben waren Hass, niedere Schlauheit, ein Satz unermüdlicher Stimmbänder und das Talent, aus den Tiefen seiner Peter-Panic-Paranoia ununterbrochen lauthals zu reden. Dreißig oder vierzig Millionen Tote und weiß der Himmel wie viele Milliarden Dollar - das war der Preis, den die Welt für die verzögerte Reifung des kleinen Adolf zu zahlen hatte.

- Aldous Huxley, Die Insel (1962)

Beispiel aus der realen Welt

Ein prominentes Beispiel für einen Prominenten mit Peter-Pan-Syndrom soll Michael Jackson sein, der sagte: "In meinem Herzen bin ich Peter Pan". Jackson benannte das 1.100 Hektar große Anwesen in Los Olivos, Kalifornien, auf dem er von 1988 bis 2005 lebte, Neverland Ranch, nach Neverland, der Fantasieinsel, auf der Peter Pan lebt. Er sagte, dass dies seine Art war, eine Kindheit einzufordern, die er nie hatte, da er schon früh mit seiner Familie als darstellender Künstler begonnen hatte. Er ließ dort zahlreiche Kinderstatuen, eine Blumenuhr, einen Streichelzoo, ein Kino und einen privaten Vergnügungspark mit Zuckerwattebuden, zwei Eisenbahnen, einem Riesenrad, Karussell, Zipper, Octopus, Piratenschiff, Wave Swinger, Super Slide, Achterbahn, Go-Karts, Autoscooter, einem Tipi-Dorf und einer Spielhalle errichten.

Wie die Redakteurin der New York Daily News, Carrie Milago, am 26. Juni 2009 berichtete: "Auf Jacksons Kosten besuchten im Laufe der Jahre Tausende von Schulkindern den Park, von Kindern aus der Umgebung bis hin zu kranken Jugendlichen von weit her". Die Besucher "erinnerten sich oft an eine traumhafte Atmosphäre", bemerkte sie. Eine Vorschullehrerin, die den Ort besuchte, sagte 2003 gegenüber USA Today, Neverland "riecht nach Zimtbrötchen, Vanille und Süßigkeiten und klingt nach Kinderlachen".

Das Syndrom

Kiley beschreibt sechs Symptome des Peter-Pan-Syndroms, wobei er die Begriffe „Syndrom“ und „Symptom“ zwar der klinischen Psychologie entlehnt, sie aber in seinem eigenen populärwissenschaftlichen Stil gebraucht und beschreibt:

  1. Verantwortungslosigkeit: Der Betreffende drückt sich vor seinen Pflichten. Er verlacht unbekümmert die geltenden Regeln, schiebt die Erledigung von Aufgaben vor sich her. Spaß und Abneigung gegen Selbstdisziplin sind sein Credo. Nie sucht er die Schuld an Misserfolgen bei sich selbst. Dank blühender Fantasie kann er sich zum Tagträumer entwickeln.
  2. Angst: Er verbirgt ein Schuldgefühl gegenüber den Eltern. Er verarmt emotional, wird unfähig zu tiefer Liebe für andere Menschen.
  3. Einsamkeit: Aus dem Gefühl, vom Vater abgelehnt zu werden, entwickelt sich eine ständige Suche nach Freunden, die aber vergeblich bleibt und durch Anpassung an Kumpel-Gruppen kompensiert wird.
  4. sexueller Rollenkonflikt: Einerseits führen Sexualtrieb und Wunsch, geliebt zu werden, schnell zu Partnerschaften, andererseits verhindern Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, Prahlerei und cooles Macho-Gehabe eine positive und von Offenheit geprägte Beziehung zur Partnerin, außer wenn sie aus Angst vor Verlust und Selbständigkeit willig die überfürsorgliche, nachgiebige, einseitig altruistische, stets auf Harmonie und Konfliktvertuschung bedachte, sich zur Märtyrerin stilisierende „Mutterrolle“ übernimmt.
  5. Narzissmus: Selbstverliebtheit, Perfektionismus.
  6. Chauvinismus: verächtliche sexistische Einstellung.

Anzeichen im Verhalten:

  • Kein altersgemäßes Verhalten
  • Hang, Hilfe anzunehmen, aber Abneigung gegen die Annahme von Hilfe
  • Schwierigkeiten mit längerfristiger Beziehung oder generell damit, eine Beziehung zu halten
  • Passiv-aggressives Verhalten als Reaktion auf unplanmäßige Ereignisse
  • Wenige bis gar keine Freunde
  • Fokussierung auf die eigene Mutter
  • Narzisstisches Verhalten
  • Sieht Verantwortung immer im Verhalten anderer
  • Realitätsverlust im alltäglichen Verhalten und der Denkweise