Panzergrenadier

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Panzergrenadiere der Bundeswehr bei einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Jägerbrück in Mecklenburg-Vorpommern, 2010.

Panzergrenadier (Aussprache (help-info)), abgekürzt PzG (Zweiter Weltkrieg) oder PzGren (heute), ist eine deutsche Bezeichnung für motorisierte oder mechanisierte Infanterie - d. h. Infanterie, die in dafür spezialisierten Kampffahrzeugen (Schützenpanzer) transportiert wird und an deren Seite kämpft -, die von der deutschen Armee während des Zweiten Weltkriegs eingeführt wurde. Im modernen deutschen Heer ist der Panzergrenadier (Pzg) der niedrigste Dienstgrad der Mannschaften in der Panzergrenadiertruppe, vergleichbar mit dem Rang 1 der NATO.

Die Bezeichnung und der Begriff werden auch in den Armeen Österreichs, der Schweiz und Schwedens verwendet, in letzterem unter den einheimischen Formen "pansarskytte" ("gepanzertes Kampffahrzeug "Schießen") und "pansarinfanteri" ("gepanzertes Kampffahrzeug "Infanterie").

Ein Panzergrenadier ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Soldat, der aufgesessen mittels Schützenpanzer oder abgesessen infanteristisch kämpft. Panzergrenadiere begleiten die eigenen Kampfpanzer der Panzertruppe und bekämpfen in Operationen verbundener Kräfte (ehemals: Gefecht der verbundenen Waffen) auf- und abgesessen feindliche Infanterie sowie mittels Panzerabwehrhandwaffen auch gepanzerte Fahrzeuge. Im deutschen und im österreichischen Heer ist die Panzergrenadiertruppe eine eigene Truppengattung, in der Schweizer Armee bilden sie einen Teil der Panzertruppen.

Vorläufer

Der Begriff Panzergrenadier wurde erst 1942 eingeführt. Die Infanterie in den Panzerdivisionen wurde ab 1937 als Schützenregiment bezeichnet; sie trugen die gleichen rosafarbenen Paspeln auf ihren Uniformen wie die Panzerbesatzungen (mit einem "S", das die Schützen von den Panzer- und Panzerabwehreinheiten unterschied, die ebenfalls diese Farbe trugen). Die Soldaten der Spezialeinheiten der motorisierten Infanterie trugen die üblichen weißen Paspeln der Infanterie. Als 1942 die Infanterieregimenter von Hitler als historische Hommage an die Armee Friedrichs des Großen in Grenadierregimenter umbenannt wurden, begannen die Schützenregimenter (und die Soldaten in ihnen) in Panzergrenadierregimenter umzubenennen, ebenso wie die Einheiten und Soldaten der motorisierten Infanterie. Auch die Waffenfarbe wurde von weiß (bei der motorisierten Infanterie) oder rosa zu einem wiesengrünen Farbton geändert, der zuvor von den Motorradtruppen getragen wurde. Einige Einheiten änderten ihre Bezeichnung und/oder Waffenfarbe erst 1943, und viele Veteranenschützen ignorierten die Vorschriften und behielten ihre rosa Farbe bis zum Ende des Krieges.

Verwendung im Zweiten Weltkrieg

Deutsche Panzergrenadiere und ihr Sd.Kfz. 251 Panzerkettenfahrzeug in der Sowjetunion, August 1942.

Der Begriff Panzergrenadier wurde 1942 eingeführt und galt sowohl für die Infanteriekomponente der Panzerdivisionen als auch für die neuen Divisionen, die als Panzergrenadierdivisionen bezeichnet wurden. Die meisten Panzergrenadier-Divisionen des Heeres wurden durch Aufwertung von gewöhnlichen Infanterie-Divisionen zunächst zu motorisierten Infanterie-Divisionen und dann zu Panzergrenadier-Divisionen, wobei sie ihre numerische Bezeichnung innerhalb der Serie für Infanterie-Divisionen während des gesamten Prozesses beibehielten. Dazu gehörten die 3., 10., 14., 15., 16., 18., 20., 25. und 29. Division. Division. Andere, wie die Division Großdeutschland, wurden im Laufe des Krieges durch wiederholte Aufstockung eines Eliteregiments oder -bataillons aufgebaut. Die Waffen-SS schuf auch mehrere Panzergrenadierdivisionen mit denselben Methoden oder indem sie später im Krieg neue Divisionen von Grund auf aufstellte. Eine Reihe von Panzergrenadierdivisionen sowohl des Heeres als auch der Waffen-SS wurden im Laufe des Krieges zu Panzerdivisionen aufgewertet.

Die Panzergrenadierdivisionen waren als Verbände mit kombinierten Waffen organisiert und bestanden in der Regel aus sechs Bataillonen motorisierter Infanterie, die entweder in zwei oder drei Regimentern organisiert waren, einem Panzerbataillon und einer normalen Division mit Artillerie, Aufklärungseinheiten, Kampfpionieren, Panzer- und Flugabwehrartillerie usw. Alle diese Unterstützungselemente würden in einer PzGren.-Division ebenfalls mechanisiert sein, obwohl die meisten Artillerie-, Panzerabwehr- und Flugabwehr-Elemente mit Waffen ausgestattet waren, die von Lastwagen gezogen wurden, und nicht mit den relativ seltenen gepanzerten und selbstfahrenden Modellen. In der Praxis waren die PzGren.-Divisionen oft mit schweren Sturmgeschützen statt mit Panzern ausgerüstet, ein Panzerregiment mit drei Bataillonen zu je 14 Sturmgeschützen, was auf den chronischen Mangel an Panzern in der gesamten deutschen Armee zurückzuführen war. Einige wenige Eliteeinheiten hingegen verfügten über Panzer und ein Bataillon schwerer Sturmgeschütze für die Panzerabwehr sowie über gepanzerte Träger für einige ihrer Infanteriebataillone.

Auf dem Papier verfügte eine Panzergrenadierdivision über ein Panzerbataillon weniger als eine Panzerdivision, dafür aber über zwei Infanteriebataillone mehr und war damit fast so stark wie eine Panzerdivision, insbesondere in der Defensive. Von den 226 Panzergrenadierbataillonen des gesamten deutschen Heeres, der Luftwaffe und der Waffen-SS waren im September 1943 nur 26 mit gepanzerten Halbkettenfahrzeugen ausgerüstet, also etwas mehr als 11 Prozent. Der Rest war mit Lastwagen ausgerüstet.

Liste der Panzergrenadierdivisionen des Zweiten Weltkriegs

  • 3. Panzergrenadier-Division
  • 10. Panzergrenadier-Division
  • 15. Panzergrenadier-Division
  • 16. Panzergrenadier-Division
  • 18. Panzergrenadier-Division
  • 20. Panzergrenadier-Division
  • 25. Panzergrenadier-Division
  • 29. Panzergrenadier-Division
  • 90. Panzergrenadier-Division
  • 233. Panzergrenadier-Division
  • Panzergrenadier-Division Brandenburg
  • Panzergrenadier-Division Feldherrnhalle
  • Panzergrenadier-Division Großdeutschland
  • Fallschirm-Panzergrenadier-Division 2 Hermann Göring (Luftwaffe)
  • SS-Panzergrenadier-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler
  • 3. SS Panzergrenadier-Division Totenkopf
  • 4. SS Polizei Panzergrenadier-Division
  • 9. SS Panzergrenadier-Division Hohenstaufen
  • 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Nordland
  • 16. SS Panzergrenadier-Division Reichsführer-SS
  • 17. SS-Panzergrenadier-Division Götz von Berlichingen
  • 18. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Horst Wessel
  • 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Nederland
  • 28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Wallonien
  • 38. SS-Panzergrenadier-Division Nibelungen

Ausrüstung

Der Einsatz von gepanzerten Halbkettenfahrzeugen war im deutschen Heer selten, und selbst die Elitedivision Großdeutschland mit zwei Panzergrenadierregimentern verfügte nur über einige Kompanien dieser Fahrzeuge, in der Regel Sd.Kfz. 251 Truppentransporter. Die überwiegende Mehrheit der Schützen/Panzergrenadier-Soldaten war in Lastwagen untergebracht. Außerdem litten die Fahrzeuge in der frühen Kriegszeit unter ihrer schlechten Geländegängigkeit.

1944 verfügten einige in Frankreich stationierte Panzerdivisionen über mehr als das übliche eine Bataillon, das in Sd.Kfz. 251 Truppentransporter. Die Infanterie und die Pioniere der Panzer-Lehr-Division waren vollständig in Sd.Kfz. 251, während das 1. Bataillon der beiden Panzergrenadier-Regimenter der 2. und 21. Panzerdivision zur Hälfte mit gepanzerten Halbkettenfahrzeugen ausgestattet waren (Sd.Kfz. 251 Truppentransporter für 2. Panzer, U304(f) leichte gepanzerte Mannschaftstransportwagen für die 21. Panzer).

Nachkriegszeit

Bundeswehr

Die Bezeichnung Panzergrenadier oder die Panzergrenadiertruppe ist vor allem im deutschen Sprachraum üblich. In vielen anderen Armeen gehören sie als mechanisierte Infanterie zu dieser Truppengattung.

Missionen und Konzepte

Im deutschen Heer fungieren Panzergrenadiere als mechanisierte Infanterie und Begleitschutz für Panzer und andere gepanzerte Kampffahrzeuge.

Nach der zentralen Heeresvorschrift HDv 100/100 (Ausgabe 2000) ist die Panzergrenadiertruppe und ihre Zusammenarbeit mit anderen gepanzerten Truppen wie folgt charakterisiert:

Die gepanzerten Streitkräfte bestehen aus der Panzertruppe und der Panzergrenadiertruppe. [...] Die Panzergrenadiertruppe ist aufgrund der Mobilität und des Schutzes ihrer gepanzerten Kampffahrzeuge besonders für den schnellen Wechsel zwischen berittenem und abgesessenem Kampf geeignet, um den Schwung der gepanzerten Truppen aufrecht zu erhalten. [...] Die direkte und enge Zusammenarbeit der Panzertruppe und der Panzergrenadiertruppe ist neben der Zusammenarbeit mit der Gefechtsunterstützung unabdingbar für den Erfolg. Durch ihre Vielseitigkeit und Reaktionsfähigkeit sind sie in der Lage, die Initiative zu gewinnen und zu behalten und die Entscheidung herbeizuführen.

Nach der HDv 231/100 ist der Kampf eines Panzergrenadierbataillons durch folgende Aspekte gekennzeichnet:

"Der Kampf des Bataillons ist gekennzeichnet durch:

  • die Kombination von Feuer und Bewegung,
  • das Angreifen in Verbindung mit Kampfpanzern,
  • den raschen Wechsel zwischen berittenem und abgesessenem Kampf,
  • die enge Zusammenarbeit zwischen berittenen und abgesessenen Kräften,
  • das besonders mobile Gefecht, [...]"

Panzergrenadiereinheiten der Bundeswehr

Nach der neuesten Phase des Transformationsprozesses wird das Deutsche Heer über folgende aktive Panzergrenadierbataillone verfügen:

  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 33 Panzergrenadierbataillon 33, Neustadt am Rübenberge
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 92 Panzergrenadierlehrbataillon 92 (Demonstrationsbataillon), Munster
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 112 Panzergrenadierbataillon 112, Regen
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 122 Panzergrenadierbataillon 122, Oberviechtach
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 212 Panzergrenadierbataillon 212, Augustdorf
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 371 Panzergrenadierbataillon 371, Marienberg
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 391 Panzergrenadierbataillon 391, Bad Salzungen
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 401 Panzergrenadierbataillon 401, Hagenow
  • Abzeichen des Panzergrenadierbataillons 411 Panzergrenadierbataillon 411, Viereck
Österreichische Panzergrenadiere im Jahr 2016.
Getarnter Schützenpanzer Puma im Jahr 2017.
Fünf Schweizer SPz2000 (Kampffahrzeug 90) auf dem Truppenübungsplatz Frauenfeld, 2016

Zusätzlich wurden im Jahr 2008 zwei inaktive Panzergrenadierbataillone aufgestellt:

  • Panzergrenadierbataillon 908, Viereck (mit dem Panzergrenadierbataillon 411 als Versorgungs- und Unterhaltseinheit)
  • Panzergrenadierbataillon 909, Marienberg (mit dem Panzergrenadierbataillon 371 als Versorgungs- und Instandsetzungstruppe)

Die Aus- und Fortbildung der Panzergrenadiertruppe erfolgt in der Regel durch das Ausbildungszentrum Panzertruppen in Munster, dessen Kommandeur den Titel General der Panzertruppen führt. Einige wichtige Lehrgänge, insbesondere für den Stadtkrieg und den Kampf in bewaldetem Gelände, werden im Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg durchgeführt.

Einsatzkräfte

Panzergrenadiere im österreichischen Bundesheer

Im österreichischen Bundesheer bilden Panzergrenadiere eine eigene Waffengattung. Hauptwaffensystem der Panzertruppe ist der Schützenpanzer Ulan. Die Waffenfarbe der Panzergrenadiere (und der Panzertruppe im Allgemeinen) im österreichischen Bundesheer ist Schwarz.

Deutschland

Das Hauptwaffensystem der deutschen Panzergrenadiere ist der Schützenpanzer Puma. Er wurde ab 2010 eingeführt, die Ausrüstung soll bis 2025 abgeschlossen sein. Aufgrund der Bauweise des Puma können Panzergrenadiere eine Höhe von 1,84 Metern nicht überschreiten.

Das G36-Sturmgewehr ist die Standardwaffe der deutschen Infanteristen und wird auch von Panzergrenadiereinheiten verwendet. Jede abgesessene Feuerkolonne verfügt in der Regel auch über ein MG3-Maschinengewehr. Zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge oder anderer schwerer Ziele werden die Panzerfaust 3 und die Panzerabwehrlenkwaffe MILAN eingesetzt. Die MILAN-ATGM wird von abgesessenen Panzergrenadier-Feuerstaffeln (die aufgrund der Anzahl der von den Schützenpanzern Marder und Puma mitgeführten Soldaten aus sechs Soldaten bestehen) verwendet und am Turm des Marder angebracht, um dem Schützenpanzer verbesserte Panzerabwehrfähigkeiten zu verleihen. Parallel zur Ablösung des Marder durch den Puma wird auch die MILAN durch die Spike-ATGM für den berittenen und abgesessenen Einsatz ersetzt.

Der deutsche Infanterist der Zukunft soll im Rahmen des Future Soldier-Programms auch in Panzergrenadiereinheiten eingeführt werden und ist bereits mit deutschen Soldaten in Afghanistan im Einsatz.

Schweiz

Im Jahr 2000 kaufte die Schweizer Armee 186 Schützenpanzer CV 90 von Hägglunds (Schweden). Sie sind bei den Panzergrenadiertruppen im Einsatz.

Panzergrenadiere in der Schweizer Armee

In der Schweizer Armee bilden die Panzergrenadiere (Abkürzung Pz Gren; französische Bezeichnung grenadiers de chars; gren char) einen Teil der Panzertruppen. Jedes der sechs Panzerbataillone verfügt über zwei Panzergrenadierkompanien, die mit je 14 Schützenpanzern CV 9030 ausgerüstet sind, aufgeteilt auf 3 Gefechts- und einen Kommandozug. Ihre Waffenfarbe ist Gelb, die Béretfarbe ist schwarz.

Motorisierte Schützen in der Nationalen Volksarmee

In der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR gab es die Bezeichnung Panzergrenadier nicht. Ähnlich kämpfende Soldaten wurden als motorisierte Schützen bezeichnet. Die entsprechenden Einheiten waren mit Schützenpanzerwagen SPW-60, SPW-70, dem Schützenpanzer BMP-1 und lediglich ein mot.-Schützen-Regiment mit dem BMP-2 ausgerüstet. Ihre Waffenfarbe war Weiß.