Netiquette

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Soziale Umgangsformen im realen Leben sind tief in unser soziales Leben eingegraben, obwohl Umgangsformen in der Technologie, umgangssprachlich als Netiquette bezeichnet, ein recht neues Konzept sind. Es ist ein Begriff, der sich auf den inoffiziellen Verhaltenskodex für gutes Benehmen im Internet bezieht, der verwendet wird, um Respekt und höfliches Verhalten auf Social-Media-Plattformen, Online-Chat-Seiten, Webforen und anderen Online-Engagement-Websites zu regeln. Die Benimmregeln, die bei der Kommunikation über das Internet gelten, unterscheiden sich von denen, die bei der persönlichen Kommunikation oder bei der Kommunikation über Audio- (z. B. Telefon) oder Videotelefonie gelten. Es handelt sich um einen sozialen Kodex, der überall dort angewendet wird, wo man über das Internet mit anderen Menschen kommunizieren kann, z. B. in Textnachrichten, E-Mails, Online-Spielen, Internetforen, Chatrooms und vielen anderen.

Es kann eine Herausforderung sein, im Internet zu kommunizieren, ohne dass es zu Missverständnissen kommt, vor allem deshalb, weil im Cyberspace kein Input durch Mimik und Körpersprache vorhanden ist. Um Missverständnissen vorzubeugen und unfreundliches Verhalten zu unterbinden, werden daher auf vielen Websites regelmäßig Regeln aufgestellt, die oft von den Benutzern oder Administratoren der Website moderiert werden.

Unter der Netiquette (auch Netikette geschrieben; ein Kofferwort aus dem englischen net für das „Netz“ und dem französischen etiquette für die „Verhaltensregeln“) versteht man das gute oder angemessene und achtende (respektvolle) Benehmen in der technischen (elektronischen) Kommunikation. Der Begriff beschrieb ursprünglich Verhaltensempfehlungen im Usenet, er wird aber mittlerweile für alle Bereiche in Datennetzen verwendet. Wenn auch von vielen Netzteilnehmern als sinnvoll erachtet, hat die Netiquette meist keinerlei rechtliche Relevanz. Teilaspekte der Netiquette werden häufig kontrovers diskutiert. Was im Netz als guter Umgang miteinander (noch) akzeptiert wird, ist sehr unterschiedlich und hängt von den Teilnehmern innerhalb des Kommunikationssystems ab, wobei es in der Hand des jeweiligen Betreibers/Verantwortlichen liegt, Art und Ausmaß der Netiquette vorzugeben, deren Einhaltung zu kontrollieren und Verstöße ggf. durch Ausschluss von Teilnehmern negativ zu sanktionieren. Es gibt keinen einheitlichen Netiquettetext, sondern eine Vielzahl von Texten und Empfehlungen.

Netiquette

Netiquette, ein umgangssprachliches Portmanteau aus Network und Etiquette oder Internet und Etiquette, ist eine Reihe sozialer Konventionen, die die Interaktion über Netzwerke, vom Usenet und Mailinglisten bis hin zu Blogs und Foren, erleichtern.

Wie das Netzwerk selbst sind auch diese sich entwickelnden Normen im Fluss und variieren von Community zu Community. Zu den am stärksten hervorgehobenen Punkten der Usenet-Netiquette gehören häufig die Verwendung einfacher elektronischer Signaturen und die Vermeidung von Multiposting, Cross-Posting, Off-Topic-Posting, Hijacking eines Diskussionsstrangs und anderer Techniken, die den Aufwand für das Lesen eines Beitrags oder eines Strangs minimieren sollen. In ähnlicher Weise fordern einige Usenet-Richtlinien die Verwendung von ungekürztem Englisch, während Benutzer von Instant-Messaging-Protokollen wie SMS gelegentlich genau das Gegenteil anregen und die Verwendung der SMS-Sprache fördern.

Gemeinsame Regeln für E-Mail und Usenet, wie die Vermeidung von Flamewars und Spam, sind in den meisten Medien und Gemeinschaften gleich. Eine weitere Regel besteht darin, nicht in Großbuchstaben zu schreiben oder die Schrift zur Betonung stark zu vergrößern, was als gleichbedeutend mit Schreien oder Brüllen angesehen wird. Andere allgemein anerkannte Punkte, wie z. B. der Hinweis, dass die eigenen Beiträge öffentlich sind (oder leicht öffentlich gemacht werden können), werden von Herausgebern von Webseiten und Usenet-Postern im Allgemeinen intuitiv verstanden, obwohl diese Regel je nach Umgebung etwas flexibel ist. Bei privateren Protokollen, wie E-Mail und SMS, halten einige Benutzer die Privatsphäre ihrer Beiträge für selbstverständlich. Eins-zu-eins-Kommunikation, wie z. B. private Nachrichten in Chat-Foren und direkte SMS, kann als privater angesehen werden als andere derartige Protokolle.

In einer Gruppen-E-Mail, die der Vorstandsvorsitzende von Cerner, Neal Patterson, an die Manager eines Werks in Kansas City schickte und in der es um "Cerners nachlassende Arbeitsmoral" ging, hieß es unter anderem: "Der Parkplatz ist um 8 Uhr morgens nur spärlich belegt, ebenso um 17 Uhr. In jedem Fall haben Sie ein Problem, und Sie werden es lösen, oder ich werde Sie ersetzen. Nachdem die E-Mail an Hunderte anderer Mitarbeiter weitergeleitet worden war, gelangte sie schnell an die Öffentlichkeit. An dem Tag, an dem die E-Mail bei Yahoo! veröffentlicht wurde, fiel der Aktienkurs von Cerner von einem hohen Börsenwert von 1,5 Milliarden US-Dollar um über 22 %.

Abgesehen von grundsätzlichen Fragen der Höflichkeit und des Datenschutzes lässt die E-Mail-Syntax (definiert durch RFC 2822) verschiedene Arten von Empfängern zu. Vom Hauptempfänger, der durch die To: Zeile definiert ist, kann vernünftigerweise erwartet werden, dass er antwortet, aber von den Empfängern von Durchschlägen kann dies nicht erwartet werden, auch wenn sie es vielleicht trotzdem tun. Ebenso kann die missbräuchliche Verwendung der CC:-Funktionen anstelle herkömmlicher Mailinglisten zu ernsthaften technischen Problemen führen. Ende 2007 nutzten Mitarbeiter des US-Ministeriums für Innere Sicherheit große CC:-Listen anstelle einer Mailingliste, um Nachrichten an mehrere hundert Nutzer zu versenden. Der Missbrauch der Funktion "Allen antworten" führte dazu, dass die Zahl der Antworten auf diese Nachricht schnell auf etwa zwei Millionen Nachrichten anstieg und den Mailserver zum Absturz brachte. In Fällen wie diesem haben die Regeln der Netiquette mehr mit der effizienten gemeinsamen Nutzung von Ressourcen zu tun - damit die zugehörige Technologie weiterhin funktioniert - als mit grundlegenderen Umgangsformen. Im Usenet soll das Cross-Posting, bei dem eine einzige Kopie einer Nachricht in mehreren Gruppen gepostet wird, dies verhindern, aber viele Newsgroups missbilligen diese Praxis, da sie dazu führt, dass Benutzer manchmal mehrere Kopien einer Nachricht in mehreren Gruppen lesen müssen.

Wenn jemand einen Fehler macht - sei es ein Rechtschreibfehler oder eine Rechtschreibflamme, eine dumme Frage oder eine unnötig lange Antwort -, dann seien Sie nett zu ihm. Wenn es sich um einen kleinen Fehler handelt, müssen Sie vielleicht gar nichts sagen. Auch wenn Sie sich sehr darüber ärgern, überlegen Sie es sich zweimal, bevor Sie reagieren. Wenn Sie selbst gute Manieren haben, gibt Ihnen das nicht das Recht, alle anderen zu korrigieren. Wenn Sie sich entschließen, jemanden auf einen Fehler aufmerksam zu machen, weisen Sie ihn höflich darauf hin, und zwar vorzugsweise per privater E-Mail und nicht in der Öffentlichkeit. Gehen Sie davon aus, dass derjenige es einfach nicht besser weiß. Und seien Sie dabei niemals arrogant oder selbstgerecht. So wie es ein Naturgesetz ist, dass Rechtschreibflammen immer Rechtschreibfehler enthalten, sind Notizen, die auf Verstöße gegen die Netiquette hinweisen, oft Beispiele für schlechte Netiquette.

Wenn Sie sich auf eine frühere Diskussion oder ein Fachwissen beziehen, zitieren Sie einige Zeilen anstatt ganze Absätze. Ausgewählte Zitate bieten genügend Beschreibung, ohne eine Diskussion zu verzögern und von unseren eigenen Punkten abzulenken. Fassen Sie sich kurz und schreiben Sie keine Dissertationen für einfache Fragen; wenn Sie lange Beiträge schreiben, um auf einfache Fragen nach Ratschlägen zu antworten, werden viele sie wahrscheinlich nicht lesen.

Aufgrund der großen Unterschiede zwischen dem, was in verschiedenen beruflichen Umfeldern und zwischen beruflichen und sozialen Netzwerken als akzeptables Verhalten angesehen wird, können kodifizierte interne Stilhandbücher dazu beitragen, akzeptable Grenzen für das Nutzerverhalten zu klären. Das Versäumnis, einen solchen Leitfaden für den E-Mail-Stil zu veröffentlichen, wurde beispielsweise als einer der Gründe für eine ungerechtfertigte Entlassung in Höhe von 17.000 NZ$ gegen ein Unternehmen angeführt, das eine Frau wegen der missbräuchlichen Verwendung von Großbuchstaben im unternehmensweiten E-Mail-Verkehr entlassen hatte.

Ziel der Netiquette ist eine möglichst für alle Teilnehmer angenehme Art der Kommunikation. Ein im Netz weitgehend anerkanntes Dokument hierzu ist etwa RFC 1855. Einige Beispiele für weit verbreitete Regeln:

Zwischenmenschliches
Formulierung und Inhalt sollten dem Zielpublikum gegenüber angemessen sein (wird nur eine Person angesprochen oder eine Gruppe, wie gut kennt man sich bereits usw.). Insbesondere sollten Unhöflichkeit, Doppeldeutigkeit oder gar Beleidigungen nicht die Kommunikation per Text, der die Sinngebung durch nonverbale Signale fehlt, erschweren. So gehört es in Singleforen zum guten Ton, anzugeben, ob man gebunden oder Single ist. So schützt man sich und andere vor unliebsamen Überraschungen.
Technik
Die Standards zur Übermittlung von Nachrichten sollten eingehalten werden, damit sie nicht auf dem Weg durch zahlreiche unterschiedliche Systeme hindurch verstümmelt oder verfälscht werden und möglichst vielen Lesern in der Form erscheinen, wie es ursprünglich vorgesehen war. Dazu zählt bei der Übertragung von E-Mails etwa die korrekte Deklaration des Zeichensatzes oder die Einhaltung einer maximalen Zeilenlänge von 78 Zeichen (siehe RFC 2822).
Lesbarkeit
Damit sich Nachrichten möglichst gut lesen lassen, sollten sie gewissen Gepflogenheiten genügen. Dazu gehören korrekter Satzbau und Rechtschreibung (inklusive Groß-/Kleinschreibung), Zitieren durch Einrücken (mit "> " vor jeder Zeile – und ohne Veränderung des Wortlautes) und Weglassen überflüssiger Informationen (Nicht immer alles zitieren!). Auch sollte auf unnötige Formatierungen (HTML-Nachrichten) und den übermäßigen Gebrauch von Farben verzichtet werden. Eine maximale Zeilenlänge von etwa 65 Zeichen ist angeraten, sonst würde bei mehrfach eingerückten Zitaten (nach einem längeren Schriftwechsel) die übliche Zeilenlänge von 80 Zeichen überschritten und die Darstellung auf Text-Bildschirmen (bzw. in Konsolenfenstern) unübersichtlich. Das Schreiben in GROSSBUCHSTABEN oder andauernde Fettschrift gilt nicht nur als unschön, sondern wird in der Regel als aggressives Schreien interpretiert und sollte daher unterbleiben. Zudem gilt es als aufdringlich und unhöflich, mehrere Satzzeichen hintereinanderzureihen.
Betreff
Damit E-Mails rasch erfasst und zugeordnet werden können und ihre spätere Auffindbarkeit erleichtert wird, sollte der Betreff aussagekräftig und auf den Inhalt der E-Mail bezogen sein. Aus diesem Grund ist es auch verpönt, wenn verschiedene Themen in einer E-Mail miteinander vermengt werden oder wenn infolge einer laufenden Mail-Kommunikation neue Themen eingebracht werden, ohne dass der Betreff entsprechend angepasst wird.
Sicherheit
Je nach Medium können Personen, für die der Inhalt eigentlich nicht bestimmt ist, eine Nachricht einsehen. Entsprechend sollte man verschweigen, was nicht für Dritte bestimmt ist.
Rechtliches
Es existieren unterschiedliche Gesetze zur Nutzung fremden Materials wie Bilder oder Texte. Im deutschen Sprachraum sind das Urheberrecht und das Zitatrecht zu beachten. Die Teilnehmer sind auf die jeweils geltenden Regeln hinzuweisen.

Netiquette in Südkorea

In Südkorea hat die koreanische Kommission für Internetsicherheit am 15. Juni 2000 den "Netizen Ethics Code" verkündet, und das Bildungsministerium hat Anfang 2001 die "Information Communication Ethics Education Guidelines" ausgearbeitet. Daher haben einige Mittel- und Oberschulen damit begonnen, Netiquette-Unterricht anzubieten. Die grundlegenden Inhalte der Netiquette-Erziehung in Südkorea lauten wie folgt. Das Schreiben auf einer Pinnwand sollte klar und prägnant sein, die Grammatik und die koreanische Rechtschreibung beachten und eine übermäßige Widerlegung des Geschriebenen anderer Personen vermeiden. Eine E-Mail sollte sich selbst identifizieren und einen Brief senden. Beim Chatten sollte man sich zuerst vorstellen, sich auf ein Gespräch einlassen, den Titel "Nim" verwenden und Verleumdungen, Beschimpfungen oder sarkastische Bemerkungen sind zu vermeiden. Außerdem verstößt es gegen die Etikette, dieselben Worte auf einmal zu wiederholen, und man muss grüßen, wenn man aus einem Chat kommt. Außerdem sollten sexuelle Belästigung, Stalking und die Verwendung von Schimpfwörtern nicht erlaubt sein.

Digitaler Bürgersinn

Digitale Bürgerschaft bedeutet, wie sich eine Person verhalten sollte, wenn sie digitale Technologie online nutzt, und wurde auch als "die Fähigkeit, online an der Gesellschaft teilzunehmen" definiert. Der Begriff wird oft im Zusammenhang mit Internetsicherheit und Netiquette erwähnt.

Der Begriff wird bereits seit 1998 verwendet und hat sich im Laufe der Zeit mehrfach geändert, da neuere technologische Fortschritte die Art und Weise und Häufigkeit der Online-Interaktion zwischen Menschen verändert haben. In einigen öffentlichen Bildungseinrichtungen werden Klassen über digitale Bürgerschaft unterrichtet, und einige sind der Meinung, dass der Begriff "an wirtschaftlichen und politischen Online-Aktivitäten gemessen werden kann".

Handy-Knigge

Eine Kopfstützenabdeckung im "Ruhewagen" eines britischen Intercity-Zugs, die die Fahrgäste daran erinnert, dass Mobiltelefone in diesem Wagen nicht benutzt werden dürfen

Die Frage der mobilen Kommunikation und der Etikette ist auch zu einem Thema von akademischem Interesse geworden. Die rasche Verbreitung von Mobiltelefonen hat dazu geführt, dass die Telefonie in Situationen Einzug gehalten hat, in denen sie zuvor nicht genutzt wurde. Dies hat die impliziten Regeln der Höflichkeit offengelegt und sie einer Neubewertung unterzogen.

Im Bildungssystem

Die meisten Schulen in den Vereinigten Staaten, Europa und Kanada haben Mobiltelefone im Klassenzimmer verboten und begründen dies mit der Störung des Unterrichts und der Möglichkeit des Schummelns über Textnachrichten. Im Vereinigten Königreich kann der Besitz eines Mobiltelefons in einer Prüfung zum sofortigen Ausschluss aus dem betreffenden Fach oder aus allen Fächern des Schülers führen. Dies gilt auch dann, wenn das Mobiltelefon zu diesem Zeitpunkt nicht eingeschaltet war. In New York City war es Schülern bis 2015 verboten, Handys mit in die Schule zu nehmen. Diese Regelung wird seit mehreren Jahren diskutiert, wurde aber schließlich 2008 vom Gesetzgeber verabschiedet.

"Die meisten Schulen erlauben ihren Schülern das Mitführen von Handys aus Sicherheitsgründen" - eine Reaktion auf das Massaker an der Columbine High School (Lipscomb 2007: 50). Abgesehen von Notsituationen ist es an den meisten Schulen offiziell nicht erlaubt, Handys während der Unterrichtszeit zu benutzen.

Im öffentlichen Raum

In der Öffentlichkeit mit einem Mobiltelefon zu sprechen oder eine SMS zu schreiben, mag für viele Menschen eine Ablenkung darstellen. In der Öffentlichkeit gibt es zwei Zeiten, in denen man ein Handy benutzen kann. Zum einen, wenn der Benutzer allein ist, und zum anderen, wenn er sich in einer Gruppe befindet. Das Hauptproblem für die meisten Menschen ist, wenn sie sich in einer Gruppe befinden und das Mobiltelefon zu einer Ablenkung oder einem Hindernis für ein erfolgreiches Zusammensein mit Familie und Freunden wird. In den letzten Jahren ist die Gesellschaft weniger tolerant gegenüber der Benutzung von Mobiltelefonen in öffentlichen Bereichen geworden, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, Restaurants und vielem mehr. Ein Beispiel dafür sind die weit verbreiteten Kampagnen wie "Stop Phubbing", die eine Diskussion darüber auslösten, wie Mobiltelefone in Anwesenheit anderer genutzt werden sollten. "Einige haben behauptet, dass Mobiltelefone 'jeden Aspekt unseres persönlichen und beruflichen Lebens entweder direkt oder indirekt beeinflussen'" (Humphrey). Jede Kultur toleriert die Nutzung von Mobiltelefonen unterschiedlich; in der westlichen Gesellschaft sind Mobiltelefone beispielsweise während der Freizeit in der Schule erlaubt, während in den östlichen Ländern Mobiltelefone auf dem Schulgelände streng verboten sind.

Die Benutzung von Mobiltelefonen kann eine wichtige Angelegenheit sozialer Unhöflichkeit sein, z. B. das Klingeln von Telefonen bei Beerdigungen oder Hochzeiten, in Toiletten, Kinos und Theatern. In einigen Buchhandlungen, Bibliotheken, Badezimmern, Kinos, Arztpraxen und Gotteshäusern ist die Benutzung von Mobiltelefonen verboten, damit andere Besucher nicht durch Gespräche gestört werden. Einige Einrichtungen installieren Störsender, um ihre Verwendung zu verhindern, obwohl solche Geräte in vielen Ländern, darunter auch in den USA, illegal sind. Einige neue Hörsäle haben in den Wänden ein Drahtgeflecht als Faraday'schen Käfig installiert, der das Eindringen von Signalen verhindert, ohne gegen die Gesetze zur Störung von Signalen zu verstoßen.

Eine Arbeitsgruppe aus finnischen Telefongesellschaften, Betreibern öffentlicher Verkehrsmittel und Kommunikationsbehörden hat eine Kampagne ins Leben gerufen, um Handynutzer an die Höflichkeit zu erinnern, insbesondere bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln - worüber und wie man am Telefon spricht. Die Kampagne zielt insbesondere auf die laute Nutzung von Mobiltelefonen und auf Anrufe zu sensiblen Themen ab.

In Zügen, insbesondere im Fernverkehr, gibt es oft einen "ruhigen Waggon", in dem das Telefonieren verboten ist, ähnlich wie früher in den Nichtraucherwagen. Im Vereinigten Königreich neigen viele Nutzer jedoch dazu, dies zu ignorieren, da es nur selten durchgesetzt wird, insbesondere wenn die anderen Waggons überfüllt sind und sie keine andere Wahl haben, als in den "ruhigen Waggon" zu gehen. In Japan gilt es im Allgemeinen als unhöflich, in einem Zug zu telefonieren; in der Regel wird per E-Mail kommuniziert. Die Nutzung von Mobiltelefonen im öffentlichen Personennahverkehr wird ebenfalls zunehmend als störend empfunden; die österreichische Stadt Graz beispielsweise hat 2008 ein totales Handyverbot in ihrem Straßenbahn- und Busnetz verhängt (obwohl das Schreiben von SMS und E-Mails weiterhin erlaubt ist).

Nancy J. Friedman hat viel über die Etikette von Festnetz- und Mobiltelefonen gesprochen.

Innerhalb sozialer Beziehungen

Senator Matt Klein mit nach unten gerichtetem Mobiltelefon (2017)

Bei der kritischen Bewertung der Familienstruktur ist es wichtig, die Eltern-Kind-Verhandlungen im Haushalt im Zusammenhang mit der zunehmenden Nutzung von Mobiltelefonen zu untersuchen. Jugendliche nutzen ihre Handys, um räumliche Grenzen mit ihren Eltern auszuhandeln (Williams 2005:316). Dazu gehört die Verlängerung der Sperrstunde im öffentlichen Raum und die Gewährung von mehr Freiheiten für die Teenager, wenn sie sich außerhalb des Hauses aufhalten (Williams 2005:318). Noch wichtiger ist, dass sich die Handy-Etikette auf verwandtschaftliche Gruppen und die Familie als Institution bezieht. Dies liegt daran, dass Mobiltelefone eine Bedrohung darstellen, da sich die Verbindung innerhalb der Familie schnell löst. Kinder sind oft so eng mit ihren technischen Geräten verbunden, dass sie dazu neigen, ständig mit ihren Freunden zu interagieren, was sich negativ auf ihre Beziehung zu ihren Eltern auswirkt (Williams 2005:326). Teenager sehen sich durch das Mobiltelefon in einer Art von Machtposition. Die Handy-Etikette im Haushalt hat aus anthropologischer Sicht eine Entwicklung in der Institution der Familie gezeigt. Das Mobiltelefon wurde in die familiären Praktiken integriert und hat ein breiteres Problem aufrechterhalten, nämlich den Bruch zwischen den Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Wir können sehen, wie die traditionellen Werte verschwinden, aber es findet eine reflexive Überwachung statt (Williams 2005:320). Dadurch werden die Eltern freundlicher zu ihren Kindern, und Kritiker betonen, dass dieser Wandel problematisch ist, weil Kinder einer sozialen Kontrolle unterworfen werden sollten. Eine Möglichkeit der sozialen Kontrolle ist die Begrenzung der Zeit, die mit Freunden verbracht wird, was in der heutigen Gesellschaft aufgrund der schnellen Nutzung von Mobiltelefonen schwierig ist.

Netz-Knigge vs. Handy-Knigge

Die Handy-Etikette hängt weitgehend vom kulturellen Kontext ab und davon, was als gesellschaftlich akzeptabel angesehen wird. In bestimmten Kulturen gilt es beispielsweise als unhöflich, Handheld-Geräte zu benutzen, während man sich in einer Gruppe unterhält, während dies in anderen Kulturen auf der ganzen Welt anders gesehen werden kann. Darüber hinaus umfasst die Handy-Etikette auch die verschiedenen Arten von Aktivitäten, die stattfinden, und die Art der Nachrichten, die gesendet werden. Noch wichtiger ist, dass Nachrichten unangemessener Art an eine Person gesendet werden können, was zu Problemen wie verbalem/cyberem Missbrauch führen kann.

Neue Technologien und Verhaltensweisen

Das vielleicht größte Hindernis für die Kommunikation in Online-Umgebungen ist der Mangel an emotionalen Hinweisen. Gesichtsausdrücke bestimmen die Stimmung und die entsprechende Diktion von zwei Personen in einem Gespräch. Bei Telefongesprächen gibt der Tonfall Aufschluss über die Gefühle des Gesprächspartners. In Chatrooms, Instant-Messaging-Apps und bei Textnachrichten fehlen jedoch jegliche Signale, die den Tonfall einer Person oder ihren Gefühlszustand anzeigen würden. Aus diesem Grund hat es einige interessante Anpassungen gegeben. Die beiden wohl am weitesten verbreiteten kompensierenden Verhaltensweisen sind die Verwendung von Emoticons und Abkürzungen. Bei Emoticons werden Satzzeichen verwendet, um gängige Symbole zu illustrieren, die sich auf Gesichtsausdrücke beziehen. Zum Beispiel kann man einen Doppelpunkt und eine Klammer kombinieren, um das Symbol des Smileys nachzubilden, das die Freude oder Zufriedenheit der anderen Person anzeigt. Um Lachen zu symbolisieren, entwickelte sich die Abkürzung "LOL", die für "laughing out loud" steht. Daneben haben sich zahllose weitere Symbole und Abkürzungen entwickelt, darunter "BRB" ("be right back"), "TTYL" (talk to you later) und spezielle, in Apps integrierte Designs für ein lachendes, trauriges, weinendes, wütendes Gesicht usw.

Mit der zunehmenden Verbreitung neuerer Kommunikationsmittel müssen sich die Kommunikationsregeln ebenso schnell anpassen wie die Technologie. Eine der beliebtesten neuen Apps, Snapchat, hat zum Beispiel ihre eigenen Regeln und Umgangsformen. Mit dieser App können Nutzer Bilder oder Videos verschicken, die nach ein paar Sekunden wieder verschwinden. Der erste Gedanke, der den Menschen in den Sinn kommt, wenn sie mit dieser App konfrontiert werden, sind ihre Auswirkungen auf Sexting. Obwohl es durchaus möglich ist, Snapchat für diesen Zweck zu nutzen, hat sich die App zu einer Form der Kommunikation entwickelt, bei der lustige oder interessante Momente geteilt werden. Ursprünglich wurde Snapchat mit Instagram verglichen, weil die App die Möglichkeit bietet, Bilder an viele Personen zu senden. Mittlerweile ist es Standard, über Snapchat zu kommunizieren, indem Bilder hin- und hergeschickt werden und die Bildunterschriftenleiste für Nachrichten verwendet wird. Die Antwortoption auf Snapchat fördert dieses Verhalten ausdrücklich, aber die Snapchat-Etikette ist nicht in Stein gemeißelt. Es wird deutlich, dass für den Empfänger personalisierte Snaps eine Antwort erwarten, aber wo endet diese Verpflichtung? Manche Menschen nutzen Snapchat speziell zum Zweck der Kommunikation, während andere es einfach nur nutzen, um ein visuelles Update ihres Tages zu erhalten. Das neueste Update von Snapchat, ein Instant-Messaging-Add-on, scheint sich an diejenigen zu richten, die die App nutzen, um Nachrichten hin und her zu schicken. Dieses neue Messaging-Add-on wird zusammen mit der Videochat-Funktion neue Formen sozialer Konstruktionen und Verhaltenserwartungen in Übereinstimmung mit dieser Anwendung gewährleisten.

Foren, Usenet

Die erste und grundlegende Empfehlung der Usenet-Netiquette ist:

„Vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt!“

Einzelne Empfehlungen der Netiquette werden manchmal kritisiert, etwa die Forderung nach einem Realnamen, nach der es im deutschsprachigen Usenet als unhöflich galt, unter einem falschen Namen (Codename beziehungsweise Pseudonym) zu posten. In vielen Foren und zum Teil auch im Usenet hat diese Empfehlung seit etwa Anfang 2000 an Bedeutung verloren. Seither wird die anonyme Teilnahme an einem Forum zunehmend akzeptiert, ganz besonders dann, wenn sie aufgrund des Themas oder der Art der Diskussion wünschenswert oder notwendig erscheint. In vielen Foren, beispielsweise in größeren Mailingslisten, wird man aber immer noch dem Realnamen den Vorzug geben.

Vorsicht ist bei der Verwendung von Crosspostings angeraten. Gänzlich verpönt sind Multipostings.

Personen, die sich – manchmal im übertriebenen Maße – freiwillig der Kontrolle der Netiquette-Einhaltung widmen, heißen oft abwertend Netcops.

In den meisten deutschsprachigen Foren hat sich außerdem das Duzen als Form der Ansprache durchgesetzt. Siezt man, kann das als Ausdruck von Distanz verstanden werden. Zum Vergleich: In Frankreich etwa wird durchgehend gesiezt. In manchen anderen Sprachen, wie zum Beispiel dem Englischen, existiert dieses Problem nicht oder nur bedingt. Mit der Anrede „you“ wird zwar nicht direkt zwischen „du“ und „Sie“ unterschieden, sehr wohl aber durch eine Anrede per Vor- oder Nachnamen bzw. Mr./Mrs., akademischem Titel usw.

Chat

Im Chat wird Netiquette zu Chatiquette. Die Anonymität eines Chats verleitet immer wieder Teilnehmer zu Äußerungen, die sie in nichtelektronischen Kommunikationsformen unterlassen würden. Diese reichen von penetranten Flirtversuchen und Unfreundlichkeiten über Pöbeleien bis zu Beleidigungen. Um Chattern Anhaltspunkte für das angemessene Verhalten in einem Chat zu geben, wurden viele verschiedene Chatiquetten geschrieben, die sich in den wichtigsten Punkten jedoch alle ähneln: Beleidigungen, rassistische Äußerungen und ständige Pöbeleien gelten beispielsweise als unerwünscht. Ebenfalls nicht gerne gesehen ist in Großbuchstaben oder auffällig vergrößerter Schrift zu schreiben, da dies als Schreien verstanden wird.

Chatbetreiber achten meist auf diese Punkte und ahnden Verstöße auch, zum Beispiel mit der Sperrung des Teilnehmers.

Soziale Medien

2010

Im Jahr 2010 veröffentlichte der Deutsche Knigge-Rat, ein privater Kreis, der in Anlehnung an den klassisch gewordenen Ratgeber Über den Umgang mit Menschen von Adolph Freiherr Knigge gegründet wurde, Höflichkeitsregeln für den Umgang in sozialen Netzwerken.

Das zwölf Punkte umfassende Programm des „Social-Media-Knigge“ zeigt, dass die sozialen Medien eine andere Form von Vernetzung hervorbringen als Communities in den bis dahin üblichen Newsgroups, Mailinglisten oder Webforen, in denen der Schwerpunkt auf der Diskussion von Themen lag, während es in sozialen Medien vorwiegend um die Verknüpfungen geht, die einen persönlichen Kontakt virtuell herstellen, erhalten und ausfüllen. Dementsprechend steht bei der Netiquette für diesen Bereich der gesellschaftliche Umgang miteinander im Vordergrund und weniger die rein technische Bedienung der Software, beispielsweise des Newsreaders, um einen möglichst leicht lesbaren Beitrag zu erstellen. Die Bedienoberfläche ist ohnehin für alle Benutzer gleich und nicht zu ändern.

Man empfahl vor allem die sorgfältige Auswahl der Netzwerke, die man nutzt, warnte aber auch vor allzu „plumpen Vertraulichkeiten“ und riet zur Distanz bei Freundesanfragen: „Ihre Kunden sind nicht unbedingt Ihre ‚Freunde‘ und empfinden diese Bezeichnung vielleicht als unpassend oder zu intim.“ Unerwünschte Anfragen sollte man ablehnen, Belästigungen vermeiden und Trolle ausschließen, insgesamt solle man versuchen, lebendig und humorvoll zu bleiben. Bei allem, was man auf sozialen Netzwerken tue, möge man sich fragen: „Möchte ich, dass meine Meldung auch in zwei Jahren gefunden und gelesen werden kann?“

2012

Zwei Jahre später, im Jahr 2012, folgten Empfehlungen zur Wahrung der Privatsphäre auf sozialen Netzwerken in einem sogenannten „Privacy-Knigge“. Im Vordergrund standen dabei Ratschläge zur Kontrolle der virtuellen Privatsphäre durch die Konfiguration der Einstellungen des eigenen Kontos bei dem sozialen Netzwerk. Man möge sich genau überlegen, „ob man seine politischen Ansichten, sexuelle Orientierung oder seinen Familienstand für jedermann öffentlich machen möchte“ und man möge die Prangerwirkung öffentlicher Äußerungen im Internet bedenken.