Sic
Das lateinische Adverb sic ("so", "wie"; vollständig: sic erat scriptum, "so wurde es geschrieben"), das nach einem zitierten Wort oder einer zitierten Passage eingefügt wird, zeigt an, dass der zitierte Sachverhalt genau so transkribiert oder übersetzt wurde, wie er im Ausgangstext zu finden ist, einschließlich aller fehlerhaften, archaischen oder anderweitig vom Standard abweichenden Rechtschreibung, Zeichensetzung oder Grammatik. Dies gilt auch für überraschende Behauptungen, fehlerhafte Argumentationen oder andere Dinge, die als Übertragungsfehler interpretiert werden könnten. ⓘ
In der Regel wird der Leser darüber informiert, dass Fehler oder scheinbare Fehler im zitierten Material nicht auf Fehler bei der Transkription zurückzuführen sind, sondern absichtlich so wiedergegeben werden, wie sie im Ausgangstext erscheinen. Es wird im Allgemeinen in eckige Klammern gesetzt, um darauf hinzuweisen, dass es nicht Teil des zitierten Materials ist. ⓘ
Sic kann auch spöttisch oder sarkastisch eingefügt werden, um auf die Rechtschreibfehler oder die fehlerhafte Logik des ursprünglichen Verfassers aufmerksam zu machen oder um allgemeine Missbilligung oder Abneigung gegenüber dem Material zu zeigen. ⓘ
sic ist ein redaktioneller Hinweis in Zitaten, Druckvorlagen und anderen Textstellen. Es entstammt dem lateinischen sīc und bedeutet ‚so‘ bzw. ‚wirklich so‘ (vollständig: sīc scriptum erat: ‚so wurde es geschrieben‘). ⓘ
In Zitaten wird „[sic]“ oft in eckigen Klammern geschrieben und weist darauf hin, dass die vorangehende Stelle eines Zitats korrekt übernommen wurde. Das betrifft etwa Rechtschreibfehler – würden sie geändert, wäre die Textstelle falsch zitiert. Auch kann mit „[sic]“ verdeutlicht werden, dass hier eine Besonderheit vorliegt, die dem Zitierenden bewusst ist. Damit kann er sich z. B. inhaltlich distanzieren oder auf offensichtlich falsche Informationen hinweisen. ⓘ
Etymologie und historische Verwendung
Obwohl es gelegentlich fälschlicherweise als abgekürztes Wort identifiziert wird, ist sic ein lateinisches Adverb, das im Englischen als Adverb und, abgeleitet, als Substantiv und Verb verwendet wird. Das Adverb sic, das "absichtlich so geschrieben" bedeutet, tauchte erstmals um 1856 im Englischen auf. Es leitet sich von dem lateinischen Adverb sīc ab, das "so, also, auf diese Weise" bedeutet. Dem Oxford English Dictionary zufolge tauchte die verbale Form von sic, die "mit einem sic markieren" bedeutet, 1889 auf, wobei E. Belfort Bax' Arbeit in The Ethics of Socialism ein frühes Beispiel ist. ⓘ
Falsche Etymologien
Gelegentlich wurde sic fälschlicherweise als Akronym identifiziert (und daher manchmal falsch mit Punkten geschrieben): "s.i.c." soll für "spelled in context", "said in context", "said in copy", "spelling is correct", "spelled incorrectly" und andere solche volksetymologischen Phrasen stehen. Diese sind alle falsch und sind lediglich Rückbezeichnungen von sic. ⓘ
Moderner Gebrauch
Die Verwendung von sic hat Mitte des 20. Jahrhunderts stark zugenommen. Jahrhunderts stark zugenommen. So taucht sic in der Westlaw-Datenbank in Urteilen von US-Bundesstaaten vor 1944 1.239 Mal auf; in Urteilen von 1945 bis 1990 wurde es 69.168 Mal verwendet, also mehr als 55 Mal so oft. Die Verwendung von sic als eine Form des Spottes wurde als ein wichtiger Faktor für diesen Anstieg genannt. Die übermäßige Verwendung von sic hat zu einer gewissen Kontroverse geführt und einige Herausgeber, darunter der Bibliograph Simon Nowell-Smith und der Literaturkritiker Leon Edel, veranlasst, sich dagegen auszusprechen. ⓘ
Konventionelle Verwendung
Das Sic wird in seiner eingeklammerten Form am häufigsten in zitiertes oder nachgedrucktes Material eingefügt, um zu zeigen, dass der vorangegangene Text akkurat wiedergegeben wurde, auch wenn der Leser den Eindruck hat, dass die Orthographie (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik, Syntax, Fakten, Logik usw.) nicht korrekt ist. In mehreren Leitfäden wird empfohlen, ein eingeklammertes sic in erster Linie als Hilfe für den Leser zu verwenden und nicht als Hinweis darauf, dass man mit der Quelle nicht einverstanden ist. ⓘ
Verwendung zur Kennzeichnung von Archaismen und Dialekt
Sic kann zeigen, dass ein ungewöhnlicher oder archaischer Ausdruck originalgetreu wiedergegeben wird, z. B. bei einem Zitat aus der Verfassung der Vereinigten Staaten: "Das Repräsentantenhaus wählt [sic] seinen Sprecher ...". Mehrere Schreibratgeber raten jedoch davon ab, das sic zu verwenden, wenn es um Dialekt geht, z. B. bei Unterschieden zwischen der amerikanischen und der britischen Rechtschreibung. Das Auftauchen eines eingeklammerten sic nach dem Wort analyse in einer Buchbesprechung veranlasste Bryan A. Garner zu der Bemerkung: "Alles, was der Fragesteller (oder übereifrige Redakteur) [sic] gezeigt hat, war seine Unkenntnis des britischen Sprachgebrauchs". ⓘ
Ironische Verwendung
Gelegentlich setzt ein Autor [sic] nach seinen eigenen Worten, um darauf hinzuweisen, dass die Sprache absichtlich für einen besonderen Effekt gewählt wurde, insbesondere wenn die ironische Bedeutung des Autors ansonsten unklar sein könnte. Bryan A. Garner bezeichnete diese Verwendung von sic als "ironisch" und gab das folgende Beispiel aus Fred Rodells Buch Nine Men von 1955:
[I]m Jahr 1951 war es der Segen, den Richter Harold Medina der Strafverfolgung [sic] der elf so genannten "einheimischen Top-Kommunisten" erteilte, und dieser Segen bedeutete, dass das Smith-Gesetz als verfassungsgemäß abgenickt wurde. ⓘ
Formatierung
Wo sic dem Zitat folgt, wird es in Klammern gesetzt: [sic]. Das Wort sic wird in der Regel als Lehnwort behandelt, das nicht kursiv gesetzt werden muss, und in den Stilhandbüchern neuseeländischer, australischer und britischer Medien wird im Allgemeinen keine Kursivierung verlangt. In den Vereinigten Staaten ist die Kursivschrift jedoch üblich, und auch die APA Style schreibt sie vor. ⓘ
Da es sich bei sic nicht um eine Abkürzung handelt, ist es falsch, nach dem Wort sic einen Punkt in Klammern zu setzen, obwohl ein Stilhandbuch vorschlägt, es nur dann als Klammer zu verwenden, wenn es nach einem vollständigen Satz verwendet wird, etwa so: (Sic.) ⓘ
Alternativen
Ersatz
Einige Leitfäden, darunter das Chicago Manual of Style, empfehlen anstelle des Einfügens eines eingeklammerten sic ein "stilles Copy-Editing" (es sei denn, es ist unangemessen oder unsicher), z. B. durch Ersetzen des falschen Wortes in Klammern durch das richtige Wort oder durch einfaches Ersetzen einer falschen Schreibweise durch die richtige. ⓘ
Recte
Um sowohl das Original als auch die vorgeschlagene Korrektur zu zeigen (wie es in der Paläographie häufig der Fall ist), kann man auch die tatsächliche Form angeben, gefolgt von recte, dann die korrigierte Form in Klammern. Das lateinische Adverb recte bedeutet "richtig".
Ein irakisches Bataillon hat die Kontrolle über den ehemaligen amerikanischen Militärstützpunkt übernommen, und unsere Truppen befinden sich jetzt etwa 40 Minuten außerhalb der Stadt.
Gemäß dem Journal of Seventeenth-Century Music Style Sheet sollte bei der Verwendung von recte kein Satzzeichen, z. B. kein Doppelpunkt, vor dem korrigierten Wort stehen. ⓘ
Lesen Sie
Eine dritte Möglichkeit besteht darin, nach einem Fehler sic, ein Komma oder einen Doppelpunkt, "read" und die richtige Lesart in eckigen Klammern zu setzen, wie im folgenden Beispiel:
Artikel 26 - "Plan des Raums neben der Druckerei Evinghews [sic: lesen Sie Evening News] und überblickt von der St. Giles House University Hall", [Edinburgh] ⓘ
Verwendung
Die Verwendung dieses Zusatzes „[sic]“ findet sich überwiegend in akademischen, insbesondere literaturwissenschaftlichen Texten. Die Kennzeichnung von heute unüblichen Schreibweisen im Originaltext gilt als Ausweis präziser Arbeit; sie kann aber, wo es sich um bloß veraltete Rechtschreibungen handelt, bei denen der Unterschied keinen Bezug zum eigentlichen Thema des Textes hat, die Lesbarkeit beeinträchtigen. ⓘ
Man findet auch „[sic!]“ mit einem Ausrufezeichen oder statt „sic“ nur ein Ausrufezeichen: „[!]“. ⓘ
Man schreibt „[sic?]“ oder deutsch „[so?]“ mit einem Fragezeichen, wenn man in einem Manuskript bei der Schreibweise (insbesondere eines Namens) unsicher ist und den Korrektor darauf hinweisen will. ⓘ
Manchmal findet man exakte Zitate auch im schriftlichen Text als „O-Ton“ gekennzeichnet. ⓘ
Gelegentlich wird der Einschub auch verwendet, um in Zitaten eine Distanzierung des Zitierenden von dem Zitat zu unterstreichen oder auf einen bestimmten Punkt besonders hinzuweisen. ⓘ
In Computersprachen kann „sic“ innerhalb eines Kommentars verwendet werden. Hier ist der Hinweis allerdings explizit für Leser und Bearbeiter des Quelltexts bestimmt, da der Kommentar bei der Erzeugung des daraus resultierenden Kompilats, der Verarbeitung oder der Darstellung ignoriert wird. ⓘ
Bei Quelltexten in der Hypertext Markup Language (HTML) oder von Wikis kann ein entsprechender Kommentar, wie zum Beispiel auch in der Wikipedia, mit der Syntax eingegeben werden, um den Hinweis nur bei der Bearbeitung anzuzeigen, ohne dass dieser in der Visualisierung des HTML-Renderers sichtbar ist. ⓘ
Beispiele
- „Göthe [sic] gilt als der bedeutendste deutsche Dichter und herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur.“ (Grund für sic: Die korrekte Schreibweise lautet „Goethe“)
- „sehr weit weg ist er, aber aber [sic] das macht nichts.“ (Grund für sic: Das doppelte aber entstammt dem Original und ist kein Fehler des Journalisten.)
- „Als erfolgreicher Schriftsteller verkaufte er regelmäßig über 100 [sic!] Bücher im Jahr.“ (Grund für sic: Kennzeichnung einer inhaltlichen Fehleinschätzung [die Zahlenangabe stimmt nicht] oder eine explizite Bestätigung der korrekten Wiedergabe [es ist weder 10 noch 1000 gemeint].)
- „Himmelspolizey [sic]“ (Grund für sic: von den Autoren des Begriffs bewusst gewählte Abweichung von „Himmelspolizei“) ⓘ