Blausterne
Scilla ⓘ | |
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Scilla bifolia | |
Wissenschaftliche Klassifizierung | |
Königreich: | Pflanzen (Plantae) |
Klade: | Tracheophyten |
Klade: | Angiospermen |
Klade: | Monokotyle |
Ordnung: | Asparagales |
Familie: | Asparagaceae |
Unterfamilie: | Scilloideae |
Gattung: | Scilla L. |
Typusart | |
Scilla bifolia L. | |
Sektionen | |
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Synonyme | |
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Blütenformel ⓘ | |
P3+3 A3+3 G(3) |
Scilla (/ˈsɪlə/) ist eine Gattung von etwa 30 bis 80 Arten knollenbildender mehrjähriger krautiger Pflanzen in der Familie der Spargelgewächse, Unterfamilie Scilloideae. Sie sind in Wäldern, subalpinen Wiesen und an Meeresküsten in ganz Europa, Afrika und dem Nahen Osten beheimatet und werden im Englischen manchmal als Squills bezeichnet. Einige Arten sind auch in Australasien und Nordamerika heimisch. Ihre Blüten sind in der Regel blau, aber es gibt auch weiße, rosafarbene und violette Arten; die meisten blühen im zeitigen Frühjahr, aber einige wenige blühen auch im Herbst. Mehrere Scilla-Arten werden als Gartenzierpflanzen geschätzt. ⓘ
Blausterne ⓘ | ||||||||||||
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Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Scilla | ||||||||||||
L. |
Die Blausterne (Scilla), als Trivialname auch „Szilla“ geschrieben, sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Scilloideae innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Sie kommen in ganz Europa, Teilen Asiens und an wenigen Stellen in Afrika vor. Unter den Vertretern finden sich auch einige Zierpflanzen. In Deutschland am bekanntesten dürfte der einheimische Zweiblättrige Blaustern sein, der auch in vielen Parks und Gärten angepflanzt wird. ⓘ
Beschreibung
Alle Scilla-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden Zwiebeln als Überdauerungsorgane. Aus der Zwiebel entstehen eine bis fünf Sprossachsen, die bei einigen Arten eine Wuchshöhe von bis zu 50 Zentimeter erreichen können. Die Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette zusammengefasst. ⓘ
Die Blausterne bilden endständige, traubige Blütenstände, die ein- bis vielblütig sind. Die Blütenstiele sind meist aufrecht, manchmal gebogen oder an der Spitze nickend, selten abstehend oder abwärtsgebogen. Es ist ein Hochblatt je Blüte vorhanden oder dieses fehlt. Die sechs gleichgestaltigen Blütenhüllblätter sind frei oder am Grund verwachsen und ausgebreitet oder zurückgekrümmt. Ihre Färbung ist meist blau bis purpurlich, selten weiß. Die Staubfäden sind frei, am Grund der Blütenhüllblätter eingefügt und gegen die Spitze verschmälert. Der Fruchtknoten ist kugelig bis verkehrt-eiförmig, dreifächerig mit zwei bis zehn Samenanlagen je Fach. Der meist gerade Griffel endet in einer kleinen und gestutzten Narbe. ⓘ
Die lokulizide Kapselfrucht bleibt kugelig, öffnet sich dreilappig und enthält 3 bis 30 Samen. Die Samen sind kugelig bis ellipsoid, gelb, braun oder schwarz, glänzend, ungeflügelt und besitzen bei manchen Arten ein Elaiosom. ⓘ
Systematik
Die Gattung Scilla enthält im weiteren Sinne etwa 50 bis 90 Arten (Auswahl): ⓘ
Scilla im engeren Sinne
Scilla-Arten sind seit dem klassischen Altertum bekannt und wurden sowohl von griechischen (Theophrastus (371-287 v. Chr.) und Discorides (40-90 n. Chr.)) als auch von römischen (Plinius (23-79 n. Chr.)) Autoren beschrieben. Theophrastus beschreibt in seiner Historia plantarum Scilla hyacinthoides (skilla) und in kürzerer Form S. autumnalis und S. bifolia, wo er "die von squill" (σκῐ́λλης; skilles) erwähnt. In der klassischen Literatur war Scilla für seine medizinischen Eigenschaften bekannt. Spätere Erwähnungen stammen von Botanikern aus der Zeit vor Linnaen wie Fuchs (1542) und Clusius (1601), die viele eng verwandte Pflanzen als Arten von Hyacinthus betrachteten. ⓘ
Die Gattung Scilla hat eine lange und komplizierte Geschichte, was ihre Klassifizierung, Umschreibung und Unterteilung angeht, und ist nicht vollständig geklärt. 1753 wurde die Gattung Scilla erstmals von Linnaeus formell beschrieben und trägt daher seinen Namen als botanische Autorität, Scilla L.. In Scilla nahm er sechs Pflanzen auf, die zuvor als Hyacinthus galten. Zum Beispiel benannte er Clusius' Hyacinthus stellatus cinerei coloris in Scilla italica (Hyacinthoides italica in modernen Systemen) und Hyacinthus stellatus peruanus in Scilla peruviana um, während er Fuchs' Hyacinthus caeruleus mas minor in Scilla bifolia umbenannte. ⓘ
Insgesamt listete Linnaeus acht Scilla-Arten aus dem Mittelmeerraum, Europa und Südwestasien auf und stellte die Gattung in seinem System der sexuellen Klassifikation (systema sexuale) in die Gruppe der Hexandria Monogynia (6 Staubblätter, 1 Stempel). Da er S. maritima (die zuvor als scilla officinale bekannt war) an erster Stelle aufführte, wurde diese als Typusart betrachtet. Auf der Grundlage, dass die Samenmorphologie diese Art von allen anderen Linnean-Scillas unterscheidet, ordnete Steinheil sie als Mitglied einer neuen Gattung, Urginea, neu ein, die nun als Drimia maritima in Drimia untergeht. ⓘ
Später gruppierte De Jussieu (1789) die Scilla in eine "Familie", die er zusammen mit Hyacinthus und Allium Asphodeli nannte, wobei er ein natürliches System, den relativen Wert von Pflanzenmerkmalen anstelle von rein sexuellen Merkmalen und ein hierarchisches Rangsystem verwendete. Jaume-Saint-Hilaire (1805) hielt zwar an derselben Zugehörigkeit fest, erkannte aber drei Arten an: S. maritima, S. amoena und S. italica. Bis 1853 hatte Lindley eine sehr große Ordnung, die Liliaceae, geschaffen, in der Scilla und verwandte Gattungen eine von elf Unterordnungen, die Scilleae, bildeten. Dazu gehörten viele Gattungen, darunter Camassia und Ornithogalum. Jahrhundert wurden Scilla unter anderem von Dumortier (1827), Salisbury (1796, 1866) und Baker (1873) mit recht unterschiedlichen Ansätzen behandelt. ⓘ
In der Vergangenheit wurden Scilla und verwandte Gattungen zusammen mit lilienähnlichen Pflanzen in die Ordnung Liliales gestellt, zum Beispiel in den Stamm Hyacintheae der Familie Liliaceae. Die Verfügbarkeit molekularer phylogenetischer Methoden bei der taxonomischen Klassifizierung führte zu einer umfassenden Neuordnung mehrerer verwandter monokotyler Ordnungen, insbesondere mit der Annahme des Systems der Angiosperm Phylogeny Group. Bezeichnenderweise wurden die hyazinthenähnlichen Pflanzen, zu denen auch Scilla gehört, zunächst in eine eigene Familie, die Hyacinthaceae in der Ordnung Asparagales, und zwar in die sehr große Unterfamilie Hyacinthoideae, gestellt. Seit 2009 werden die Hyacintheae, einschließlich Scilla, als Scilloideae, eine Unterfamilie der Familie Asparagaceae, betrachtet. Dort werden sie als eine von etwa 21 Gattungen in den Unterstamm Hyacinthinae innerhalb des Stammes Hyacintheae gestellt. Die am engsten mit Scilla verwandten Gattungen sind Muscari Mill. und Chionodoxa Boiss. ⓘ
Die Gattung Scilla in ihrem traditionell angewandten, weiten Sinn ist eine paraphyletische Gruppe und in einem System auf phylogenetischer Grundlage in mehrere Gattungen zu unterteilen. In der eng gefassten Gattung Scilla verbleibt der Verwandtschaftskreis um den Gattungstypus Scilla bifolia, einschließlich der nächstverwandten Gattung Chionodoxa.
- Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia L.), Typusart der Gattung Scilla, kommt im engeren Sinne in Italien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowenien und Nord-Kroatien vor, wird oft mit verwandten Kleinsippen aus Europa und Vorderasien zusammengefasst, inklusive Traun-Blaustern (Scilla drunensis (Speta) Speta).
- Scilla cydonia Speta, kommt nur in West-Kreta und auf Karpathos vor.
- Scilla decidua Speta
- Große Sternhyazinthe oder Blauer Schneeglanz (Scilla forbesii (Baker) Speta, Syn.: Chionodoxa forbesii Baker), Heimat: Westtürkei.
- Zyprische Sternhyazinthe (Scilla lochiae (Meikle) Speta, Syn.: Chionodoxa lochiae Meikle), Heimat: Zypern.
- Gewöhnliche Sternhyazinthe oder Großer Schneestolz (Scilla luciliae (Boiss.) Speta, Syn.: Chionodoxa luciliae Boiss.), Heimat: Türkei.
- Scilla nana (Schult. & Schult.f.) Speta (Syn.: Chionodoxa nana (Schult. & Schult. f.) Boiss. & Heldr., Chionodoxa cretica Boiss. & Heldr., Scilla cretica (Boiss. & Heldr.) Speta), Heimat: Kreta. Mit zwei Unterarten:
- Scilla nana subsp. albescens (Speta) Speta, Syn. Scilla albescens Speta, Chionodoxa albescens (Speta) Rix
- Scilla nana subsp. nana.
- Scilla resslii Speta
- Dunkle Sternhyazinthe (Scilla sardensis (Whittall ex Barr & Sugden) Speta, Syn.: Chionodoxa sardensis Whittall ex Barr & Sugden), Heimat: Westtürkei.
- Speta-Blaustern (Scilla spetana Kereszty), Heimat: Ungarn, Österreich.
- Wien-Blaustern (Scilla vindobonensis Speta) ⓘ
Scilla im weiteren Sinne
Die folgenden Arten (Auswahl) werden oft in die als Synonyme angeführten Gattungen gestellt:
- Schöner Blaustern (Scilla amoena L., Syn. Othocallis amoena (L.) Speta), Heimat unbekannt.
- Scilla atropatana Grossh. (Syn. Hyacinthella atropatana (Grossh.) Mordak & Zakhar.): Die Heimat ist das südliche Transkaukasien.
- Herbst-Blaustern (Scilla autumnalis L., Syn.: Prospero autumnale (L.) Speta), Heimat: Mittelmeergebiet.
- Scilla bisotunensis Speta (Syn.: Fessia bisotunensis (Speta) Speta): Die Heimat ist der westliche Iran.
- Scilla cilicica Siehe (Syn.: Othocallis cilicica (Siehe) Speta): Das Verbreitungsgebiet reicht von der südlichen Türkei bis zum nördlichen Israel.
- Scilla furseorum Meikle (Syn.: Fessia furseorum (Meikle) Speta), Heimat: Nordost-Afghanistan.
- Scilla gorganica Speta (Syn.: Fessia gorganica (Speta) Speta): Die Heimat ist der nördliche Iran.
- Greilhuber-Blaustern (Scilla greilhuberi Speta, Syn.: Fessia greilhuberi (Speta) Speta), Heimat: Iran.
- Scilla griffithii Hochr. (Syn.: Fessia purpurea (Griff.) Speta): Das Verbreitungsgebiet reicht vom östlichen Afghanistan bis Kaschmir.
- Hohenacker-Blaustern (Scilla hohenackeri Fisch. & C.A. Mey., Syn.: Fessia hohenackeri (Fisch. & C.A. Mey.) Speta), Heimat: Kaukasus, Iran.
- Hyazinthen-Blaustern (Scilla hyacinthoides L., Syn.: Nectaroscilla hyacinthoides (L.) Parl.), Heimat: Südeuropa, Vorderasien, in Algerien eingebürgert.
- Scilla ingridiae Speta (Syn.: Othocallis ingridiae (Speta) Speta): Die Heimat ist die südliche Türkei.
- Scilla kurdistanica Speta (Syn.: Othocallis kurdistanica (Speta) Speta): Die Heimat ist der nördliche Irak.
- Scilla leepii Speta (Syn.: Othocallis leepii (Speta) Speta): Die Heimat ist die östliche Türkei.
- Scilla libanotica Speta (Syn.: Othocallis libanotica (Speta) Speta): Die Heimat ist der Libanon.
- Kanaren-Blaustern (Scilla latifolia (Willd. ex Schult. & Schult. f.) Speta (Syn.: Autonoe latifolia (Willd. ex Schult. & Schult. f.) Speta); Vorkommen: Kanarische Inseln und Nordafrika.
- Pyrenäen-Blaustern (Scilla liliohyacinthus L., Syn. Tractema liliohyacinthus (L.) Speta), Heimat: Nordspanien, Frankreich.
- Amethyst-Blaustern oder Wiesen-Blaustern (Scilla litardierei Breistr., Syn.: Chouardia litardierei (Breistr.) Speta), Heimat: Kroatien, Bosnien, Serbien, Montenegro.
- Scilla madeirensis Menezes (Syn.: Autonoe madeirensis (Menezes) Speta): Die Heimat ist Madeira und Selvagens.
- Scilla melaina Speta (Syn.: Othocallis melaina (Speta) Speta): Die Heimat ist die südliche Türkei.
- Scilla mesopotamica Speta (Syn.: Othocallis mesopotamica (Speta) Speta): Sie kommt in der Türkei vor.
- Mischtschenko-Blaustern (Scilla mischtschenkoana Grossh., Syn.: Othocallis mischtschenkoana (Grossh.) Speta), Heimat: Kaukasus.
- Einblättriger Blaustern (Scilla monophyllos Link, Syn. Tractema monophyllos (Link) Speta): Sie kommt im westlichen Spanien, Portugal und Marokko vor.
- Scilla mordakiae Speta (Syn.: Othocallis mordakiae (Speta) Speta)
- Scilla morrisii Meikle (Syn.: Othocallis morrisii (Meikle) Speta, mit Scilla veneris Speta als Othocallis morrisii var. veneris (Speta) Speta)
- Scilla obtusifolia Poir. (Syn.: Prospero obtusifolium (Poir.) Speta), kommt in Nordostspanien, Algerien, Marokko und auf den Inseln des westlichen Mittelmeergebiets vor.
- Scilla parwanica Speta (Syn.: Fessia parwanica (Speta) Speta): Die Heimat ist das östliche und zentrale Afghanistan.
- Scilla persica Hausskn. (Syn.: Zagrosia persica (Hausskn.) Speta), Heimat: Westiran, Nordirak.
- Peruanischer Blaustern oder Stern der Peru (Scilla peruviana L., Syn.: Oncostema peruviana (L.) Speta), Heimat: Westliches Mittelmeergebiet, Portugal, Nordafrika.
- Puschkinien-Blaustern (Scilla puschkinioides Regel, Syn.: Fessia puschkinioides (Regel) Speta), Heimat: Zentralasien
- Scilla raewskiana Regel (Syn.: Fessia raewskiana (Regel) Speta): Die Heimat ist Tadschikistan und das nordöstliche Afghanistan.
- Alpenveilchen-Blaustern (Scilla rosenii K. Koch, Syn.: Othocallis rosenii (K. Koch) Speta), Heimat: Kaukasus, Türkei.
- Ostasiatischer Blaustern (Scilla scilloides (Lindl.) Druce, Syn.: Barnardia japonica (Thunb.) Schult. & Schult. f.), Heimat: Ostasien (China, Amur, Mandschurei, Korea, Japan, Taiwan).
- Sibirischer Blaustern oder Russischer Blaustern (Scilla siberica Haw., Syn.: Othocallis siberica (Haw.) Speta), Heimat: Vorderasien, Russland, in Europa vielfach eingebürgert.
- Scilla talosii Tzanoud. & Kypr. (Syn.: Prospero talosii (Tzanoud. & Kypr.) Speta): Sie kommt auf Kreta vor.
- Scilla verna Huds. (Syn.: Tractema verna (Huds.) Speta, Oncostema verna (Huds.) Speta), Heimat: Westeuropa von Portugal und Spanien bis Großbritannien, Norwegen und den Färöer-Inseln.
- Scilla vvedenskyi Pazij (Syn.: Fessia vvedenskyi (Pazij) Speta): Die Heimat ist Tadschikistan. ⓘ
Etymologie
Sowohl der wissenschaftliche Gattungsname Scilla als auch das gebräuchliche Wort squill leiten sich über das Mittelenglische und Französische vom lateinischen scilla und dem griechischen σκίλλα skilla für die Pflanzen ab. Der gebräuchliche Name Squill wurde auf eine Reihe anderer ähnlicher Taxa wie Drimia angewendet. ⓘ
Verbreitung und Lebensraum
Heimisch in Wäldern, auf subalpinen Wiesen und an Meeresküsten in ganz Europa, insbesondere im Mittelmeerraum, in Afrika, insbesondere in Südafrika, in Eurasien, insbesondere in Südwestasien und im Nahen Osten. Einige Arten sind auch weit verbreitet, insbesondere in Australien, Neuseeland und Nordamerika. ⓘ
Kultivierung und Verwendung
Viele Scilla-Arten, vor allem S. siberica und die Mitglieder der Sektion Chionodoxa, werden wegen ihrer attraktiven Blüten im zeitigen Frühjahr in Gärten angebaut. ⓘ