Airplay

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Ein Radio-DJ spielt Musik

Unter Airplay versteht man die Häufigkeit, mit der ein Song von Radiosendern gespielt wird. Ein Lied, das mehrmals am Tag gespielt wird (Spins), hat einen hohen Airplay-Anteil. Musik, die zwischen den 1940er und 1960er Jahren auf Jukeboxen, in Nachtclubs und Diskotheken sehr beliebt war, hat ebenfalls Airplay.

Airplay ist ein Fachausdruck aus der Musikindustrie für das Abspielen eines bespielten Tonträgers im Hörfunk oder eines Musikvideos im Fernsehen.

Hintergrund

Bei kommerziellen Sendern ist Airplay in der Regel das Ergebnis der Aufnahme in die Rotation, die auch als Aufnahme in die Playlist des Senders durch den Musikdirektor bezeichnet wird, möglicherweise als Ergebnis eines von der Plattenfirma gesponserten Pay for Play. Bei Studentenradios und anderen Community-Radios oder Indie-Radiosendern erfolgt die Auswahl häufig durch die einzelnen Discjockeys, in der Regel auf Vorschlag des Musikdirektors.

Geografie

In den meisten Ländern gibt es mindestens eine Radio-Airplay-Chart, in größeren Ländern wie Kanada, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Australien, Japan und Brasilien gibt es jedoch mehrere, um verschiedene Genres und Regionen des Landes abzudecken.

Ein Song, der in den Airplay-Charts erfolgreich war, sich aber nur schwach verkaufte, wurde allgemein als "Turntable-Hit" bezeichnet, als Radiosender nur Vinyl-Singles spielten. Airplay kann ein entscheidendes Element für den "Hit" eines Sängers sein und ist neben den sozialen Netzwerken eine wirksame Methode, mit der Künstler ihren Namen bekannt machen können.

Aaliyahs "Try Again" (2000) war der erste Song, der allein aufgrund des Airplays im Radio auf Platz eins der Billboard Hot 100 landete.

Das Radio-Airplay wird durch Audio-Fingerprinting-Technologie mit Hilfe eines automatischen Inhaltserkennungsdienstes überwacht. Weltweit anerkannte Anbieter von Musik-Airplay-Diensten sind Radiomonitor, ACRCloud, BMAT und Soundcharts.

Musikverkauf

Es besteht eine symbiotische Beziehung zwischen dem Airplay von Platten und den Verkäufen. Die Plattenindustrie nutzt das Airplay im Radio, um Künstler und Platten bei den Radiohörern bekannt zu machen. Airplay kann die Hörer zum Kauf von Musik, Merchandise und Konzertkarten anregen. Die Plattenindustrie profitiert von der Bekanntheit, die das Airplay im Radio bringt. Das Ausmaß, in dem eine Platte im Radio gespielt wird, kann andere Faktoren wie Alter, Rasse, geografische Lage und Einkommen erheblich beeinflussen. Die Auswirkung von Airplay auf die Verkaufserlöse kann zwischen 1,5 und 2,4 Milliarden Dollar jährlich liegen. Ein beträchtlicher Teil der Album- und Titelverkäufe wird durch Radio-Airplay beeinflusst, mindestens 14 % und höchstens 23 %. Ausübende Künstler und Plattenfirmen profitieren indirekt vom Airplay, da es die Promotion, den Vertrieb und den Verkauf von Platten fördert. Die Auswirkung von Airplay auf die Musikverkäufe hängt mit dem "mere-exposure"-Effekt zusammen. Der Begriff beschreibt eine Vorliebe für vertraute Dinge. Der Mere-Exposure-Effekt tritt auf, wenn Radio und Airplay als Werbeträger fungieren, indem sie den Hörern ermöglichen, neu veröffentlichte Musik auszuprobieren. Diese Bekanntheit führt in der Regel zu einem Anstieg der Verkaufszahlen.

Radio-Boykott der Dixie Chicks

Die Popularität der Dixie Chicks wurde durch die Radioausstrahlung in Amerika beeinträchtigt. Im März 2003 standen die Dixie Chicks auf Platz eins der Country- und Adult Contemporary-Radio-Airplay-Charts, die in der Fachzeitschrift "Radio and Records" veröffentlicht wurden. Die Präsenz der Band in den Charts sank jedoch rapide, als Leadsängerin Natalie Maines dem Publikum eines Londoner Nachtclubs sagte: "Nur damit Sie es wissen, wir schämen uns, dass der Präsident der Vereinigten Staaten aus Texas kommt". Die Associated Press berichtete daraufhin, dass die Radiosender als Reaktion auf diese Äußerung die Dixie Chicks auf eine schwarze Liste gesetzt hatten. Infolgedessen sank die Sendezeit der Dixie Chicks in ganz Amerika auf ein Fünftel dessen, was sie vor der Kontroverse war, und ihr Album tauchte nicht mehr in den Charts auf. Die Reaktion der Radiosender auf die Aussage wurde als Unternehmenszensur bezeichnet und die schwarze Liste als Beweis für die politische Mobilisierung rechtsgerichteter sozialer Bewegungen gewertet. Die Kontroverse und die Reaktion darauf zeigen, wie sehr sich das Airplay auf die Popularität eines Künstlers auswirkt.

Pay-to-Play

Plattenfirmen und Künstler können für die Ausstrahlung bei Radiosendern bezahlen. Pay-to-Play ist eine gängige Praxis, die von der Plattenindustrie genutzt wird, um Geld oder Waren weiterzugeben, um die Sendezeit zu beeinflussen. Die Transaktionen werden über Vermittler ("Indies") abgewickelt, die unabhängige Promoter für die Plattenfirmen oder Künstler sind. Die Promoter bauen Beziehungen zu den Radiosendern auf, um Pay-to-Play-Transaktionen zu ermöglichen, die nicht unbedingt den direkten Transfer von Geldern oder Waren beinhalten, um die Art des Geschäfts zu verschleiern. Nach dem Aufbau einer Beziehung kann ein Promoter mit dem Radiosender telefonieren, um zu verlangen, dass seine Platte bevorzugt behandelt wird. Die Bitte, eine Platte zu spielen, ist ein unwahrscheinlicher Gefallen, den man ohne eine etablierte Beziehung erbitten kann. Informelle Beziehungen werden zwischen Indies und Radiosendern aufgebaut, um Payola zu vermeiden, d. h. die nach US-Recht illegale Praxis, einen Radiosender für die Ausstrahlung eines Titels zu bezahlen, ohne dass der Sender diese Information preisgibt. Die Bezahlung von Radiosendern für Airplay ist ein historisches Phänomen. In den 1960er Jahren war es gängige Praxis der Plattenfirmen, Mitarbeiter von Radiosendern zu bestechen, um die Verbreitung eines Songs zu erhöhen. Im Jahr 1934 verabschiedete der US-Kongress das Kommunikationsgesetz, das es den Radiosendern verbot, für die Ausstrahlung bestimmter Inhalte Geld zu nehmen, es sei denn, die Sendung war kommerziell. Das Gesetz schränkte jedoch nicht ein, dass unabhängige Diskjockeys Zahlungen für die Ausstrahlung von Liedern entgegennehmen durften. Infolgedessen wandten sich die Plattenfirmen an die Discjockeys, anstatt sich direkt an die Radiosender zu wenden. Im Jahr 1960 änderte der US-Kongress das Gesetz, um illegale Bestechungsgelder für die Ausstrahlung von Musik aufzunehmen, was als Payola bekannt wurde. In diesem Pay-to-Play-Modell wird Airplay der Werbung ähnlich und kann skandalös sein.

Technik

Airplay wird anhand der Anzahl der Spins und Erkennungen gemessen. Broadcast Data Systems (BDS, auch bekannt als Nielsen BDS) ist ein US-amerikanischer Rundfunkdienst, der Airplay anhand dieser beiden Attribute misst. Darüber hinaus wird die Ausstrahlung mithilfe einer patentierten digitalen Mustererkennungstechnologie verfolgt. Der Dienst, eine Einheit von MRC Data, trägt zur Veröffentlichung von Songs in den Billboard Charts bei, der meistgenutzten Musikcharts in Amerika. Die von Nielsen eingesetzte Erkennungstechnologie überwacht das Airplay in Radiostationen in mehr als 140 Märkten in den Vereinigten Staaten. Die Charts bestimmen die Position einer Single auf der Grundlage von Airplay-Daten, Verkäufen und Streaming-Daten. Seit dem Debüt des Dienstes im Jahr 1992 hat er sich aufgrund seiner Genauigkeit bei der Erkennung, Verfolgung und Überwachung von Songs zu einem universellen Standard für die Messung des Airplay entwickelt und versorgt die Billboard-Charts mit Daten über Verkäufe, Downloads und Streams.

Musik-Charts

Es gibt einen Unterschied zwischen Verkaufscharts und Airplay-Charts. Wenn ein Plattenlabel eine Nummer-eins-Single hat, erhält sie diese Bezeichnung auf der Grundlage ihrer Position in einer Verkaufscharts. Wenn die Platte bei einem Radiosender die Nummer eins ist, erreicht sie diese Position aufgrund ihres Airplays, des Standorts des Radiosenders und der Anzahl der verkauften Singles. Billboard hat die am weitesten verbreiteten Airplay-Charts und umfasst alle wichtigen Musikgenres. Billboard hat 25 Airplay-Charts, die das Airplay in 140 Radiomärkten erfassen. Um die Airplay-Charts zusammenzustellen, überwacht Billboard 140 Radiomärkte und über 1.600 Radiosender, um jedes Jahr über 100 Millionen Songs zu sehen. Um die Airplay-Erkennung zu gewährleisten, müssen Label-Vermarkter ihre Musikaufnahmen bei Broadcast Data Systems (BDS), dem Technologieanbieter von Billboard, registrieren. In den wöchentlichen Airplay-Charts von Billboard werden die Singles nach der Menge des Airplays bei den überwachten Radiosendern und der daraus resultierenden Größe des Publikums, das den Song gehört hat, eingestuft.

Wortherkunft

Wie viele andere Bezeichnungen im Medienbetrieb wurde Airplay aus dem Englischen entlehnt, wobei sich air von „to be on the air“ (auf Sendung sein) ableitet und mit play im Sinne von „to play“ (abspielen, wiedergeben) zusammengesetzt wird. Es handelt sich deshalb um einen echten Anglizismus.

Entstehungsgeschichte

Die Verbreitung des Rundfunks zuerst in den USA hat verstärkt ab 1935 zu einem Programmformat geführt, das ausschließlich die Präsentation von Schallplatten zum Inhalt hatte und tendenziell die aufwändigen Live-Übertragungen zurückdrängte. Mit zunehmenden Umsatzzahlen der Schallplatten gewann auch deren Aktualität an Bedeutung. In New York begann ein Radiomoderator 1935 damit, beim Sender WNEW Schallplatten dem Hörer so anzukündigen, als ob eine Live-Übertragung stattfände; die Idee des „Make Believe Ballroom“ war geboren. Dieses Format verbreitete sich landesweit, und ab etwa 1940 war für diese Radio-Ansager der Ausdruck Record Jockey oder Disc-Jockey geboren. Mit dem Aufkommen der Hitparaden als Maßstab der Aktualität und Klassifizierung von Schallplatten wurde das Programmformat im Radio an diesen Gradmessern orientiert, es entstand ab 1953 das Top40-Radio. Die Zahl 40 geht zurück auf das Fassungsvermögen von Musikboxen Anfang der 1950er Jahre, die maximal 40 Singles beinhalteten. Da ausschließlich die Hitparaden gespielt wurden und keine anderen Beiträge ins Programm gelangten, handelte es sich um Spartenprogramm. Hierfür wurden die Playlists, also die aus Urheberrechtsgründen vor der Sendung zu erstellenden Listen über die im Programm zu spielenden Tonträger, streng an den Billboard-Charts orientiert. Diese Programmformate haben sich im Radio weltweit verbreitet. Ab 4. Juli 1970 begann das American Top 40 (abgekürzt AT40), gegründet und anfangs moderiert von Casey Kasem, mit der wöchentlichen landesweiten Ausstrahlung auf der Basis der Billboard-Hitparaden.

Auswirkung

Petula Clark: I Will Follow Him mit dem Hinweis „not for sale“ (nicht zum Verkauf bestimmt)

Für die Tonträgerindustrie ist heute das Airplay eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Promotion ihrer Produkte; anders als aktive Werbung ist es sogar kostenlos. Für den Rundfunk werden seit Beginn des Airplay spezielle kostenlose Tonträger hergestellt, die als unverkäuflich etikettiert sind. Durch das Airplay werden gezielt die Hörerschichten erreicht, die auch als Käuferschichten für Tonträger in Frage kommen. Der Bedarf wird also durch akustische Wahrnehmung geweckt, beim Fernsehen (etwa Musiksender wie MTV oder VIVA) auch durch visuelle Wahrnehmung.

Airplay spielt bei der Erhebung der Charts in den meisten Ländern eine sehr wichtige Rolle. Die Häufigkeit, mit der ein Musikstück vom Sender gespielt wird, fließt in die US-Billboard-Charts und andere Hitparaden weltweit als eine von mehreren Erhebungsquellen ein. Billboard veröffentlichte spezifische Charts, tituliert mit Most Played in Juke Boxes und Most Played by Jockeys, die die am meisten in Musikboxen und im Radio gespielten Hits auflisteten. Erstere wurden ab 28. Oktober 1957, letztere ab 28. Juli 1958 eingestellt. Spezielle Methoden der Sender, die als Rotation bezeichnet werden, ermöglichen einen in der Häufigkeit abgestuften Einsatz desselben Musiktitels im Programm, ohne dass es der Hörer als störend empfindet. Die Intensität des Airplay eines bestimmten Tonträgers beeinflusst somit auch dessen Platzierung in der Hitparade und umgekehrt – es entsteht ein Aufschaukeln sich gegenseitig verstärkender Effekte.

Eine gängige, jedoch illegale Praxis, möglichst viel Airplay zu erhalten, war und ist Payola. Dabei handelt es sich um Bestechung von Redakteuren oder Radiomoderatoren durch die Industrie. Für die Charts ist das Einbeziehen von Airplay als Sendequoten von Nachteil. Die Manager innerhalb der Musikbranche gehen davon aus, dass die US-Billboard-Charts unterhalb von Platz 40 keinen Aufschluss mehr über die tatsächlichen Verkaufszahlen erlauben.

Ausblick

Die Bedeutung von Top40-Sendern, den sogenannten Top40-Radios, deren Musikauswahl sich auf Hitparadenlieder beschränkt, hat deutlich abgenommen. In den USA lag im Jahr 1993 der Anteil der Top40-Radios an den insgesamt 9890 Radiostationen lediglich bei 4,5 %, im Jahr 1992 waren noch 5,8 % aller Sender Top40-Sender. Grund ist einerseits die Spezialisierung der Programmformate auf bestimmte Stilrichtungen, es gibt Country-Radio, Rock- oder Oldie-Sender. Andererseits haben andere Medien wie Internet-Radio oder Online-Shopping-Plattformen zu einer Diversifizierung der Medien beigetragen. Dennoch nimmt Airplay der aktuellen Charts weiterhin einen wichtigen Teil des Radio- und Fernsehprogramms weltweit ein.