Rosenstolz

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Rosenstolz
Rosenstolz.jpg
Rosenstolz bei einem Live-Auftritt in Leipzig, 2004
Hintergrundinformationen
HerkunftBerlin, Deutschland
GenresPop, Rock, Chanson
Jahre aktiv1991–2012
LabelsPool, Beaux (Traumton), Polydor/Island (Universal)
Frühere MitgliederAnNa R.
Peter Plate
Websitewww.rosenstolz.de (auf Deutsch)

Rosenstolz (deutsche Aussprache: [ˈʁoːzənʃtɔlts]) war ein deutsches Pop-Duo aus Berlin, das zwischen 1991 und 2012 aktiv war und Chart-Hits in Deutschland, Österreich und der Schweiz hatte. Das Duo bestand aus der Sängerin AnNa R. und dem Musiker Peter Plate, der gelegentlich Gesang beisteuerte. Mit fünf Studioalben, die auf Platz 1 der deutschen Albumcharts landeten, feierte Rosenstolz ab den Neunzigern große Charterfolge. Obwohl sich das Duo trennte, um getrennte Musikkarrieren zu verfolgen, ließen sie die Möglichkeit einer zukünftigen Wiedervereinigung offen.

Die Musik von Rosenstolz wurde von Kritikern als eine Musik beschrieben, die Elemente verschiedener Genres enthält, darunter Pop und Chanson. Vergleiche mit dem Schlager wies das Duo jedoch entschieden zurück und bezeichnete sich selbst als reine Popgruppe. Das Repertoire von Rosenstolz umfasste Balladen und schräge Popsongs, obwohl das Duo in späteren Jahren seine schrullige Seite vernachlässigte. Gemeinsame Themen in den von Rosenstolz geschriebenen Liedern waren Sex, Liebe und Gefühle.

Die fast immer auf Deutsch gesungenen Lieder waren zu Beginn stilistisch zwischen Pop, Chanson und Rock angesiedelt. Besonders zu Beginn ihrer Karriere produzierten Rosenstolz Musik mit oftmals mehrdeutigen Texten. Für ihren Stil prägten die Berliner Medien zu jener Zeit (Anfang bis Mitte der 1990er Jahre) den Begriff „Mondänpop“.

Ab dem Jahr 2000 traten die Chanson-Elemente mehr und mehr in den Hintergrund und die Pop-Elemente mehr in den Vordergrund.

Am 20. Dezember 2012 gaben die Künstler bekannt, dass sie eine Pause auf unbestimmte Zeit einlegen.

Bereits im Jahre 2012 begann AnNa R. mit einigen alten Bandkollegen und Freunden, an neuer Musik zu arbeiten. Ihre neue Band trägt den Namen Gleis 8.

Am 30. August 2018 stellte Peter Plate erstmals nach der Trennung einen bislang unveröffentlichten Song vor. Zudem erschien ein neues Best-of-Album, an dessen Zusammenstellung Plate mitwirkte.

Geschichte

1991: Gründung

Vor der Gründung von Rosenstolz hatte die gebürtige Berlinerin AnNa R. Ambitionen, Barsängerin zu werden, während Plate in Braunschweig Mitglied einer kurzlebigen Band war. Das Duo lernte sich kurz nach dem Umzug von Plate nach Berlin im Dezember 1990 kennen. Der Vermieter von Plates Wohnung vermittelte den Kontakt zwischen den beiden, da er wusste, dass die Sängerin AnNa R. einen Pianisten und der Keyboarder Plate einen Sänger suchte. Das Duo traf sich zunächst in der Wohnung von AnNa R. und ging noch am selben Abend in die Wohnung von Plate, wo sie gemeinsam einen Song aufnahmen.

Das Duo begann, sich regelmäßig zu treffen, um an neuen Liedern zu arbeiten, obwohl sie unterschiedliche Musikgeschmäcker hatten - AnNa R. sang lieber Chanson, während Plates Interesse der englischsprachigen Popmusik galt. Sie versuchten sich zunächst an englischen Liedern, waren aber mit den Ergebnissen nicht zufrieden und wandten sich daraufhin ihrer Muttersprache Deutsch zu. Innerhalb von etwa vier Monaten hatten sie genug Material, um ihre erste Kassette zu produzieren und wollten ihr erstes Konzert geben. Sie überlegten sich verschiedene Möglichkeiten für den Namen ihrer Band, einer der ersten Favoriten war A & P, aber schließlich entschieden sie sich für Rosenstolz, ein erfundener Name, der ihnen irgendwie einfiel und der ihnen sofort gefiel.

Das erste Rosenstolz-Konzert fand am 4. Oktober 1991 in Berlin in der Galerie Bellevue statt, wo die meisten der Anwesenden Freunde des Duos waren. Das nächste Konzert am 7. Dezember 1991 im SchwuZ in Berlin fand vor 400 Zuschauern statt. Die Zuschauer, die auf den Hauptact warteten, wurden jedoch nach einigen Liedern von Rosenstolz unruhig und brüllten das Duo schließlich an.

Peter Plate, 2006

AnNa R. (bürgerlich: Andrea Neuenhofen, geb. Rosenbaum) wurde am 25. Dezember 1969 in Berlin-Friedrichshain geboren und wuchs in Ost-Berlin auf. Sie lebt nach wie vor in Berlin-Friedrichshain. Bei der Aufnahmeprüfung an der Musikschule Friedrichshain fiel sie durch. Vor ihrem Durchbruch als Sängerin arbeitete sie als Chemielaborantin und als Musikhändlerin, um ihre Gesangsausbildung zu finanzieren. Seit November 2002 ist sie mit Nilo Neuenhofen verheiratet.

Peter Plate wurde am 1. Juli 1967 in Neu-Delhi geboren, wo sein Großvater als Diplomat tätig war. Plates leiblicher Vater starb noch vor dessen Geburt an einem Gehirntumor. Vor seinem Umzug nach Berlin 1990 lebte Plate längere Zeit unter anderem in Goslar und Braunschweig sowie für kürzere Zeit in Hamburg. Heute lebt er in Berlin-Charlottenburg. Bereits lange vor der Gründung des Duos Rosenstolz versuchte er sich als Musiker: So schrieb er als Jugendlicher mit Freunden ein Musical und produzierte einige Musikkassetten, allerdings ohne breite Veröffentlichung. Seit 1990 lebt Plate mit Ulf Leo Sommer, der als Produzent, Komponist und Texter für Rosenstolz tätig war, zusammen. Am 1. Juni 2002 verpartnerten sie sich.

1992-1995: Soubrette werd' ich nie, Nur einmal noch und Mittwoch is' er fällig

AnNa R. (2006)

Nach den ersten Konzerten traten Rosenstolz weiterhin live auf und wurden bald von dem Plattenproduzenten Tom Müller entdeckt, der zuvor mit der deutschen Sängerin Nina Hagen gearbeitet hatte. Die Aufnahmen für das Debütalbum Soubrette werd' ich nie begannen, das Ende 1992 bei dem Indie-Label Pool erschien. Das Album fand jedoch wenig Beachtung und war kein kommerzieller Erfolg. Müller kümmerte sich nicht darum, ob das Album ein Hit werden würde oder nicht, und unterstützte AnNa R. und Plate vorübergehend finanziell, damit sie mehr Zeit für das Schreiben neuer Songs für das nächste Rosenstolz-Album und für Live-Auftritte aufwenden konnten.

Schließlich gab Rosenstolz rund 10 Konzerte pro Monat, meist in den neuen Bundesländern. 1993 konnte die Band - laut Plate - ihr erstes richtiges Konzert veranstalten, das im WABE-Kulturzentrum in Berlin stattfand und bei dem 600 Fans anwesend waren. Zwei Jahre später war das geplante Konzert der Band im Metropol in Berlin schnell ausverkauft, so dass die Band beschloss, ein Zusatzkonzert am gleichen Ort zu veranstalten. Die 1500 Zuschauer im Metropol waren das größte Publikum, das die Band bisher hatte.

Ein Artikel in der Berliner Zeitung gab eine Vorschau auf die Metropol-Konzerte und kommentierte unter anderem: "Ihre Musik lebt von wohldosierten Stilbrüchen - von perlendem Sopran zu Synthesizerklängen, von Elektropopgedudel zu Texten von milder Melancholie und von AnNa R.s Rollenspielen zwischen göttlicher Garbo und Großstadtschlampe." ("Ihre Musik lebt von wohldosierten Stilwechseln - vom perlenden Sopran zu Synthesizerklängen, von Elektropop-Krachern zu Texten von milder Melancholie und von AnNa R.s Rollenspielen zwischen göttlicher Garbo und Großstadtschlampe.")

Außerdem nahm Rosenstolz zwei weitere Studioalben auf: Nur einmal noch (1994) und Mittwoch is' er fällig (1995). Beide erschienen bei Traumton Records, einem kleinen Plattenlabel, zu dem die Band nach Unstimmigkeiten mit Pool gewechselt war. Die gleichnamige erste Single von Nur einmal noch wurde häufig im Berliner Lokalradio gespielt und verhalf der Band zu mehr Bekanntheit. Zur gleichen Zeit begannen die Berliner Diskotheken, die Musik von Rosenstolz zu spielen.

1996-1999: Objekt der Begierde, Die Schlampen sind müde und Zucker

Peter Plate (2006)

Mitte der neunziger Jahre begannen die großen Plattenfirmen, sich für Rosenstolz zu interessieren. Nach der Prüfung verschiedener Angebote entschieden sich AnNa R. und Plate für einen Wechsel zu Polydor Records, wo sie ihre künstlerische Unabhängigkeit bewahren konnten. Der Wechsel zu einem Major-Label bedeutete, dass die Kosten für die Produktion von Rosenstolz' Alben nicht mehr von Müller, sondern von der Plattenfirma getragen wurden. Außerdem standen Rosenstolz nun mehr Ressourcen zur Verfügung, wie z.B. der Einsatz eines 20-köpfigen Streicherensembles für die Produktion des Songs "Der Moment". Der Song war Teil von Rosenstolz' nächstem Studioalbum "Objekt der Begierde", das 1996 veröffentlicht wurde und mit einer Tournee einherging, die von Mai bis Dezember, mit einer Pause im Sommer, stattfand. Während der Tournee verzeichnete Rosenstolz in den westlichen Bundesländern steigende Zuschauerzahlen und trat beim Abschlusskonzert in Berlin vor über 4000 Menschen auf.

1997 wurde Rosenstolz vom Goethe-Institut zu einem Konzert nach Novosibirsk (Russland) eingeladen. Das Publikum von etwa 10.000 Menschen war das bisher größte der Band. Gegen Ende des Jahres ging Rosenstolz auf Konzertreise und stieg mit Die Schlampen sind müde, dem fünften Studioalbum der Band, erstmals in die deutschen Charts ein. Trotz des fehlenden Airplays hielt sich das Album mehrere Wochen in den Charts und erreichte Platz 31.

Mehr Aufmerksamkeit erlangte Rosenstolz 1998 durch die Teilnahme an dem im Fernsehen übertragenen Wettbewerb, bei dem der nächste deutsche Vertreter für den Eurovision Song Contest gesucht wurde. Obwohl Rosenstolz nicht gewann und den zweiten Platz belegte, war der von der Band gesungene Song "Herzensschöner" der erste Rosenstolz-Song, der in die deutschen Single-Charts einstieg und auf Platz 34 landete. "Herzensschöner" wurde in das Rosenstolz-Compilation-Album Alles Gute aufgenommen, das im April 1998 erschien und auf das direkt eine Konzerttournee folgte. Das Album selbst erreichte Platz 10 in den deutschen Albumcharts.

Ebenfalls 1998 trennten sich die Wege von Rosenstolz und Müller. Das nächste Studioalbum von Rosenstolz, Zucker, wurde von Plate produziert und erschien 1999. Es erreichte mit Platz 2 der Charts eine höhere Platzierung als das Vorgängeralbum der Band. Im selben Jahr ging Rosenstolz auf Tournee und veröffentlichte das erste Live-Album der Band, Zuckerschlampen:live, das ebenfalls hoch in den Charts einstieg und Platz 5 erreichte.

Außerdem veröffentlichte Rosenstolz 1999 den Song "Ja, ich will", der sich für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe einsetzte. Zu dieser Zeit war die eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland noch nicht legalisiert. Der Song war eine Zusammenarbeit mit der deutschen Komikerin Hella von Sinnen, die in dem Lied ein Duett mit Plate sang.

2000-2004: Kassengift, Macht Liebe und Herz

Peter Plate und AnNa R. während der Herz-Tournee von Rosenstolz 2004

Zu Beginn des neuen Jahrtausends erreichte Rosenstolz mit Kassengift, dem siebten Studioalbum der Band, zum ersten Mal die Spitze der deutschen Albumcharts. Das im September 2000 erschienene Album Kassengift war das erste Rosenstolz-Album, bei dem Ulf Leo Sommer, der Partner von Plate seit 1990, als Co-Songwriter und Co-Produzent mitwirkte. Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Albums begann Rosenstolz durch das Musikvideo zu "Amo Vitam", einem komplett auf Latein gesungenen Lied des Albums, in Musikfernsehsendern zu laufen. Unmittelbar nach der Veröffentlichung von Kassengift ging Rosenstolz auf eine Konzerttournee, die unter anderem vier Konzerte in der Columbiahalle in Berlin beinhaltete.

Zwei Songs aus Kassengift - "Total Eclipse" und "Die schwarze Witwe" - wurden mit den Gastsängern Marc Almond bzw. Nina Hagen neu aufgenommen und im März 2001 als Doppelsingle veröffentlicht. Noch im selben Jahr ging Rosenstolz auf eine weitere Konzerttournee und veröffentlichte die Single "Es könnt' ein Anfang sein", die der erste Top-10-Hit der Band in den deutschen Single-Charts wurde.

Das nächste Studioalbum von Rosenstolz, Macht Liebe, erschien im September 2002 und unterschied sich von früheren Alben durch Songs mit elektronischen Klängen, die an die Neue Deutsche Welle erinnerten. Macht Liebe erreichte Platz 3 der deutschen Albumcharts und die begleitende Konzerttournee war ausverkauft, unter anderem mit sieben ausverkauften Konzerten in der Columbiahalle in Berlin. Bei den Konzerten sang Rosenstolz den Antikriegs-Protestsong "Laut", der dem Einmarsch in den Irak 2003 vorausging.

Im Sommer 2003 erschien das zweite Live-Album und die erste Live-DVD von Rosenstolz. Beide tragen den Titel Live aus Berlin und wurden während der Macht Liebe Tournee aufgenommen. In diesem Sommer fand auch Rosenstolz' erste Open-Air-Konzerttournee statt, die in Berlin vor 17.000 Zuschauern auf der Kindl-Bühne Wuhlheide endete.

Im März 2004 erschien Rosenstolz' neuntes Studioalbum Herz, das eine Mischung aus Balladen, Pop- und Rocksongs enthielt. Herz erreichte nach einer Woche Goldstatus und kurz darauf Platinstatus. Außerdem erreichte es Platz 1 der deutschen Albumcharts. Die Singles "Liebe ist alles", "Ich will mich verlieben" und "Willkommen" aus dem Album waren Top-10-Hits in den deutschen Single-Charts, und über 150.000 Fans besuchten die Konzerttournee nach der Veröffentlichung des Albums. Das letzte Konzert der Tournee, das unter freiem Himmel auf der Kindl-Bühne Wuhlheide in Berlin stattfand, wurde aufgezeichnet und als Live-DVD-Album Willkommen in unserer Welt (2004) veröffentlicht. Der Song "Liebe ist alles" wurde später von den Sängern Melanie C und Grégory Lemarchal gecovert: ihre Versionen des Songs tragen die Titel "Let There Be Love" (2011) bzw. "Je Deviens Moi" (2005).

2005-2011: Das große Leben, Die Suche geht weiter und Wir sind am Leben

Während des gesamten Jahres 2005 nahm sich Rosenstolz eine Auszeit von öffentlichen Auftritten und arbeitete an Das große Leben, dem zehnten Studioalbum der Band, das im März 2006 veröffentlicht wurde. Das überwiegend aus Balladen bestehende Album war das erfolgreichste in der Geschichte der Band, hielt sich vier Wochen in Folge auf Platz 1 der deutschen Albumcharts und verkaufte sich über eine Million Mal. Es war auch das erste Album der Band, das die Spitze der österreichischen Albumcharts erreichte und in die Top 10 der Schweizer Albumcharts einstieg. Alle Singles des Albums erreichten die deutschen Top 20: "Ich bin ich (Wir sind wir)", "Nichts von alledem (tut mir leid)", "Ich geh in Flammen auf", "Auch im Regen", und "Aus Liebe wollt ich alles wissen". Die begleitende Konzerttournee umfasste 36 Konzerte und endete in Berlin mit drei ausverkauften Open-Air-Konzerten auf der Kindl-Bühne Wuhlheide in Berlin. Eines der Konzerte der Tournee wurde mitgeschnitten und als Live-Album Das große Leben live (2006) veröffentlicht, das sowohl als CD als auch als DVD erhältlich ist.

Im August 2008 erreichte Rosenstolz mit Gib mir Sonne" zum ersten Mal die Spitze der deutschen Single-Charts. Der Song stammt aus dem elften Studioalbum der Band, Die Suche geht weiter, das nachdenklicher als frühere Alben war und nach dem Tod von Sommers Mutter entstand. Das Album selbst erreichte Platz 1 in Deutschland und Österreich und Platz 2 in der Schweiz. Zwei weitere Singles aus dem Album, "Wie weit ist vorbei" und "Blaue Flecken", erreichten die Top 10 der deutschen Single-Charts. Im November 2008 startete Rosenstolz seine Bist du dabei-Tournee 2008/2009, die im Januar 2009 in Hamburg vorzeitig endete. Später wurde bekannt, dass Plate an einem Burnout leidet und alle weiteren Tourtermine abgesagt wurden. Während der Zwangspause der Band veröffentlichte Rosenstolz mit Die Suche geht weiter live (2009) ein weiteres Live-Album, das während der Tournee in München aufgenommen wurde.

Nach einer fast dreijährigen Pause kehrte Rosenstolz im September 2011 mit der Single "Wir sind am Leben" und einem gleichnamigen neuen Studioalbum in die Öffentlichkeit zurück. Wir sind am Leben" kam bei den Fans gut an und erreichte Platz 1 der deutschen und österreichischen Albumcharts sowie Platz 3 der Schweizer Albumcharts. 2011 feierte Rosenstolz außerdem sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass strahlte die ARD die einstündige Dokumentation Rosenstolz - Wir sind Wir! - Die Erfolgsgeschichte eines Popduos von Marc Boettcher.

2012: Pause auf unbestimmte Zeit

Im Februar 2012 kursierten in den Medien Gerüchte über eine Trennung von Rosenstolz. Diese Gerüchte wurden durch die Absage von Auftritten in einer Fernsehshow und bei der ECHO-Verleihung 2012 genährt. Die Plattenfirma der Band erklärte jedoch, die Absagen seien krankheitsbedingt.

Ende 2012 gaben AnNa R. und Plate auf der offiziellen Rosenstolz-Website sowie auf Facebook und Twitter bekannt, dass sie auf unbestimmte Zeit eine Pause von Rosenstolz einlegen werden. Nach vielen gemeinsamen Jahren war das Duo der Meinung, dass jetzt der beste Zeitpunkt sei, sich gegenseitig Freiraum zu geben und getrennte Wege zu gehen. Im Jahr 2013 kündigte das Duo seine neuen Musikprojekte an: Plate veröffentlichte ein Soloalbum und AnNa R. wurde Mitglied von Gleis 8, einer neu gegründeten vierköpfigen Band.

Musikalischer Stil

Musikalisch bewegte sich die Musik von Rosenstolz stilistisch zwischen Pop, Chanson und Rock, heißt es im Pressetext zu der 2011 erschienenen biografischen Dokumentation Rosenstolz - Wir sind Wir! - Die Erfolgsgeschichte eines Popduos. Ernst Hofacker, Redakteur des deutschen Musikmagazins Musikexpress, kommentierte 2002, dass Rosenstolz' Musik zwischen Chanson, deutschem Liedgut der zwanziger Jahre, Schlager und moderner Popmusik fließe. Auch andere Journalisten sahen in Rosenstolz' Musik Elemente von Pop, Chanson und Schlager. Vergleiche mit dem Schlager wurden von Rosenstolz jedoch vehement bestritten, da er eine Abneigung gegen diese Musikrichtung äußerte. In einem Interview aus dem Jahr 2008 weigerte sich Plate, die Musik von Rosenstolz in eine Schublade zu stecken, und AnNa R. definierte Rosenstolz aufgrund der weit gefassten Definition von Pop einfach als Popgruppe.

In den Anfangsjahren von Rosenstolz kreierten die deutschen Medien den Begriff Mondänpop, um die Musik der Band zu bezeichnen, weil sie sich von anderer Musik abhob. Der Begriff wurde von einem Journalisten erfunden, der bemerkte, dass AnNa R. auf einem Foto, auf dem sie einen Hut trug, mondän (schick) aussah. Regina Kerner von der Berliner Zeitung bezeichnete 1995 Mondänpop als "freche Texte über Erotik und Musik ohne Angst vor Kitsch mit Schlagerelementen". Eine weitere Erklärung gab Tanja Stidinger, ebenfalls von der Berliner Zeitung, 1996: "Beherzt klauen die beiden das Beste aus Schlager, Chanson und Neuer Deutscher Welle, rühren kräftig um, würzen das Ganze ab mit Diva-Allüren und Synthesizerklängen." ("Das Duo nimmt mutig das Beste aus Schlager, Chanson und Neuer Deutscher Welle, rührt kräftig um, würzt das Ganze mit Diva-Allüren und Synthesizerklängen.")

Björn Döring fasste die Bandbreite von Rosenstolz in seiner Rezension des sechsten Studioalbums der Band, Zucker (1999), in der Berliner Zeitung zusammen:

Rosenstolz bedienen sich der Songmodelle, die sie auf ihren vorhergehenden Platten erfolgreich formuliert haben. Da gibt es den exaltierten, jauchzenden Popsong und die streichergeschwängerten Balladen. Da trällert Anna R. manchmal grandios im Belcanto herum oder begibt sich in die Tiefen ihrer Trauer. Die Keyboards geben den Ton an, auf Strophe folgt Refrain, auf angedeutete Experimente folgt eine Ballade in alter Form.

(Rosenstolz bedienen sich der Songstile, die sie auf ihren vorherigen Alben erfolgreich geprägt haben. Da gibt es den schrulligen, jubelnden Popsong und die streicherlastigen Balladen. AnNa R. trällert mal grandios im Belcanto, mal stürzt sie sich in die Tiefen ihres Kummers. Die Keyboards geben den Ton an, auf eine Strophe folgt ein Refrain, auf angedeutete experimentelle Songs folgt eine traditionelle Ballade).

Rosenstolz veränderte sich musikalisch im Laufe der Jahre: Das deutsche Musikmagazin laut.de wies in seiner Biografie der Band darauf hin, dass der Begriff Mondänpop für die späteren Jahre nicht mehr zutreffe, da die Band Teil des Mainstreams geworden sei. Die Kritiker stellten die späteren Alben von Rosenstolz den früheren Aufnahmen der Band gegenüber. Harald Peters stellte in seiner Rezension von Das große Leben (2006) in der Zeitung Die Welt fest, dass Rosenstolz auf die (seiner Meinung nach) unangenehmen musikalischen und gesanglichen Elemente früherer Jahre verzichtet und sich stattdessen auf pianogesättigten Midtempo-Gitarrenpop konzentriert habe. Stefan Rother von der Badischen Zeitung schrieb über Die Suche geht weiter (2008), dass der überdrehte Gesang von AnNa R. nicht mehr zu hören sei und Rosenstolz sich nun mit ernsteren Themen beschäftige. In einem Interview im Jahr 2008 erklärte Plate, dass es zwei Phasen von Rosenstolz gab, die erste endete mit Macht Liebe (2002) und die zweite begann mit Herz (2004).

In einem Interview aus dem Jahr 1999 erklärte AnNa R., dass beim Schreiben von Rosenstolz-Songs in der Regel zuerst die Musik von Plate komponiert und dann die Texte vom Duo gemeinsam verfasst werden. Sie erklärte weiter: "Die Ideen kommen immer aus dem Leben, aus dem, was man sieht, was man fühlt oder träumt". Häufige Themen in Rosenstolz-Liedern waren Sex, Liebe und Gefühle.

Wohltätigkeitsarbeit

Rosenstolz sammelte aktiv Geld für AIDS-Hilfsorganisationen. Bei den Konzerten der Band wurden Spenden für die Deutsche AIDS-Hilfe gesammelt und das Thema AIDS in den Vordergrund gestellt.

1993 brachte Rosenstolz die CD Sanfte Verführer in limitierter Auflage heraus und spendete den Erlös an die Deutsche AIDS-Hilfe. 1997 sammelte Rosenstolz Geld für die Berliner AIDS-Hilfe, indem er in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern die Benefiz-CD Rot ist die Liebe herausbrachte und anschließend ein Benefizkonzert im Theater des Westens in Berlin veranstaltete.

Im März 2007 veröffentlichte Rosenstolz die Charity-Single "Aus Liebe wollt ich alles wissen", deren Erlös an die Deutsche AIDS-Stiftung geht. Bei einem Benefizkonzert am 18. Juni 2007 in der Berliner Columbiahalle überreichte das Duo einen Scheck über 100.000 Euro an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, der diesen im Namen der Deutschen AIDS-Stiftung entgegennahm.

Rosenstolz erhielt zwei offizielle Auszeichnungen für das Engagement der Band im Kampf gegen AIDS. Die erste war die Sächsische Ehrenmedaille "Für herausragende Leistungen im Kampf gegen HIV und Aids", die am Welt-AIDS-Tag 2009 verliehen wurde. Die zweite Auszeichnung war das Bundesverdienstkreuz, das am 31. August 2011 verliehen wurde.

Musikpreise

Während der Karriere der Band wurden Rosenstolz verschiedene deutsche Musikpreise verliehen. Darunter eine Goldene Stimmgabel (sechsmal), ein ECHO (fünfmal) und ein Comet (zweimal). Mehrfache Auszeichnungen gab es in den Jahren 2003 und 2007.

Im Jahr 2003 erhielt die Band drei Auszeichnungen. Dies waren ein ECHO-Preis für die beste Website eines Künstlers, ein Comet-Preis für das beste nationale Musikvideo ("Es tut immer noch weh") und eine Goldene Stimmgabel für das beste deutsche Pop-Duo.

Ein paar Jahre später, 2007, erhielten Rosenstolz sechs Auszeichnungen. Die Band gewann eine Goldene Kamera als bester nationaler Pop-Act, einen ECHO als beste nationale Rock-/Pop-Gruppe und zwei DIVA-Awards, einen für den besten Künstler und den anderen für das beste Album. Darüber hinaus wurde die Band mit dem Fred-Jay-Preis für das Songwriting ausgezeichnet und Plate erhielt den Paul-Lincke-Ring in Anerkennung seines Beitrags zur Musik.

Film, Fernsehen und andere Medien

  • Szenen aus einem der ersten Konzerte von Rosenstolz sind in der 14. Folge der deutschen Schwulenfernsehserie Licht und Schatten von Andreas Weiß zu sehen.
  • Der Song "Willkommen" aus dem Album Herz (2004) ist Teil des Soundtracks zu Sommersturm (2004), einem deutschen Film über das Coming-out eines Teenagers, und wird während des Abspanns gespielt. In dem Musikvideo zu "Willkommen" sind Szenen aus dem Film zu sehen.
  • Ein weiteres Lied von Rosenstolz, "Gib mir Sonne" aus dem Album Die Suche geht weiter (2008), wurde als Titelsong für Anna und die Liebe, eine deutsche Telenovela mit Jeanette Biedermann in der Hauptrolle, verwendet.
  • Rosenstolz schrieb und sang den Titelsong für Tiger Taps, eine deutsche Hörspielserie für Kinder über die Abenteuer eines Tigers und seiner Dschungelfreunde. Der Titel des Liedes lautet "Weil wir Freunde sind (Der Tiger Taps Song)" (2011).

Bandmitglieder

  • AnNa R. - Gesang, Texte
  • Peter Plate - Keyboards, gelegentlicher Gesang, Komposition, Text, Produktion

Diskografie

Studio-Alben

  • Soubrette werd' ich nie (1992)
  • Nur einmal noch (1994)
  • Mittwoch is' er fällig (1995)
  • Objekt der Begierde (1996)
  • Die Schlampen sind müde (1997)
  • Zucker (1999)
  • Kassengift (2000)
  • Macht Liebe (2002)
  • Herz (2004)
  • Das große Leben (2006)
  • Die Suche geht weiter (2008)
  • Wir sind am Leben (2011)

Studioalben:Rosenstolz/Diskografie

Filmografie

  • 1998: Gute Zeiten, schlechte Zeiten (Gastauftritt)
  • 2011: Rosenstolz – Wir sind Wir! Die Erfolgsgeschichte eines Popduos, Fernsehdokumentation (ARD) von Marc Boettcher
  • 2021: Rosenstolz – Liebe ist alles, Fernsehdokumentation (MDR) von Tim Evers