PFM-1

Aus besserwiki.de
PFM-1


PFM-1 mit Abwurfbox; beide Modelle zeigen Übungsmunition, gekennzeichnet durch das ausgestanzte kyrillische U

Allgemeine Angaben
Bezeichnung: PFM-1
Typ: Antipersonenmine
Herkunftsland: Sowjetunion
Technische Daten
Gefechtsgewicht: 75 Gramm
Ladung: 37 Gramm Flüssigsprengstoff
Länge: 119 Millimeter
Breite: 64 Millimeter
Höhe: 20 Millimeter
Zünder: kumulativer Druckzünder (5 kg)
Material:

Kunststoff und wenige Metallteile

Farben:

je nach Untergrund, über dem abgeworfen wird: braun, grün, sandfarben, weiß

Wirkung:

Sprengmine, keine primäre Splitterwirkung (Teile der Hülle fliegen bis zu 100 Meter weit), meist nicht-tödlich (verstümmelnd)

Listen zum Thema
2-Seitenansicht der sowjetischen Antipersonenmine PFM-1; beide Modelle zeigen Unterrichtsmunition, gekennzeichnet durch das ausgestanzte kyrillische U
Skizze einer PFM-1

PFM-1 (russisch ПФМ-1, kurz für противопехотная фугасная мина – Anti-Personen-Streulandmine, Spitzname „Green Parrot“ engl. grüner Papagei) ist eine in der Sowjetunion entwickelte Schmetterlingsmine. Die Mine ist ein fast exakter Nachbau der US-amerikanischen BLU-43/B.

Das Modell PFM-1S besitzt einen Selbstzerstörungsmechanismus mit einer Ablaufdauer von etwa 24 Stunden.

Die seitlich angebrachten aerodynamischen Flächen bremsen den Fall der Mine und begünstigen ihre Ausbreitung über ein großes Gebiet. Der Sprengstoff in flüssiger Form ist in einem der beiden Flügel enthalten, der Zünder befindet sich in der Mitte.

Eine Übungsmine PFM-1, die sich durch den kyrillischen Buchstaben У (kurz für учебный, uchebnyy, "für die Ausbildung") von der echten Version unterscheidet.
Schematische Darstellung von PFM-1

PFM-1 ist eine verstreubare Antipersonen-Landmine aus sowjetischer und russischer Produktion. Sie ist auch als Green Parrot oder Butterfly Mine bekannt. Die Minen können von Mörsern, Hubschraubern und Flugzeugen aus in großer Zahl abgeworfen werden; sie gleiten zu Boden, ohne zu explodieren, und explodieren erst später bei Kontakt.

Abwurf

Die Minen können von Flugzeugen, Hubschraubern (je 144 Minen pro Kanister, ein Mil Mi-8 trägt beispielsweise zwei Kanister), Artillerieraketen (je 312 pro 220-mm-Rakete) oder 240-mm-Mörsergranaten (20 Minen pro Granate) aus abgeworfen werden. Sie verteilen sich im Wind über eine große nicht vorhersehbare Fläche. Die Minen sind zu je 20 Stück in einem nierenförmigen Metallbehälter in den Kanistern verpackt. Dieser befindet sich nach dem Abwurf meist in dem verminten Gebiet. Nach dem Abwurf schärfen sich die Minen nach einer vorgegebenen Zeit oder nach dem Aufschlag selbst; eine spezielle Konstruktion verhindert die verfrühte Explosion beim Aufprall auf dem Boden. Beim Abwurf wird ein Sicherungsstift gezogen, der die Minen paarweise im Abwurfbehälter gehalten hat, und der Hebel für die Scharfschaltung bewegt sich durch eine zähe Silikonflüssigkeit. Die Zündverzögerung beträgt so 60 bis 600 Sekunden und reicht vom Abwurf bis zum Liegenbleiben auf der Erdoberfläche aus.

Aktion

Die Mine wird mit einem Stift aufbewahrt, der einen Detonationskolben festhält. Sobald der Zündstift entfernt wird, wird der Kolben durch eine Feder langsam nach vorne gedrückt, bis er den Zünder berührt, wodurch die Mine aktiviert wird.

Durch die Verformung der weichen Kunststoffhaut der Mine wird der Schärfungsstempel gezwungen, auf den Zünder zu schlagen und die Mine zur Explosion zu bringen. Da der Minenkörper ein einziger Druckzünder ist, ist die Handhabung der Mine äußerst gefährlich: Das Imperial War Museum erklärt, dass "ein Druck von mehr als 5 kg [sic] die Mine aktivieren würde". Sie zwischen Daumen und Zeigefinger zu halten, kann ausreichen, um sie explodieren zu lassen. Die Ladung ist in der Regel nicht tödlich, reicht aber aus, um zu verstümmeln.

Einsatz

Gebiete, in denen diese Minen abgeworfen wurden, sind unter anderem: Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Tschetschenien (durch die russische Armee), Irak (gegen die Kurden im Norden) und Somalia. Ebenfalls eingesetzt in Eritrea durch das äthiopische Militär, abgeworfen durch Hubschrauber. Minen dieses Typs sollen auch beim russischen Überfall auf die Ukraine 2022 Verwendung gefunden haben.

Kinderopfer in Afghanistan

Die PFM-1 kam großteils im Sowjetisch-Afghanischen Krieg zum Einsatz, wo sie innerhalb der Zivilbevölkerung zu einer erheblichen Zahl verstümmelter und toter Kinder führte. Aufgrund ihrer aerodynamischen Schmetterlingsform und der farbigen Lackierung wurde sie häufig mit einem Spielzeug verwechselt, wobei die Mine dann in den Händen der Kinder explodierte, was oft zu Kopfverletzungen führte, die regelmäßig tödlich waren. Unter anderem aus diesen Gründen wurde die PFM-1 zu einem der Hauptziele der International Campaign to Ban Landmines.

Aufbau

Die Mine besteht aus einem Kunststoffbehälter aus Polyethylen, der 40 g explosive Flüssigkeit enthält. Die beiden Flügel der PFM-1 ermöglichen es ihr, nach dem Abwurf in der Luft zu gleiten und sich dann zu drehen, wodurch sie stabilisiert und ihr Abstieg verlangsamt wird. Der dicke Flügel enthält den flüssigen Sprengstoff. Die beiden Flügel sind zusammen 120 mm (etwa 5 Zoll) lang. Der Kunststoffkörper kann in einer Vielzahl von Farben gegossen werden, um eine optimale Tarnung zu erreichen. Die ersten Exemplare, die in den 1980er Jahren in Afghanistan eingesetzt wurden, waren grün und damit gut sichtbar, da die vorhandenen Bestände in europäischem Grün und nicht sandfarben waren. Dies führte zu ihrem Namen 'grüne Papageien'.

Die Form und die leuchtende Farbe sind für Kinder attraktiv, was unbestätigte Behauptungen in den westlichen Medien zur Folge hatte, dass sie absichtlich so gestaltet wurden, dass sie wie ein Spielzeug aussehen. Dies wurde von den Sowjets bestritten, und obwohl die Minen eine Gefahr für Kinder darstellten, gibt es keine Beweise dafür, dass sie so gestaltet wurden, dass sie ansprechend aussehen.

Die Mine kann von Mörsern, Hubschraubern und Flugzeugen aus eingesetzt werden. Da die Mine so leicht ist, kann sie in Wasserläufen transportiert werden und bewegt sich nach starken Regenfällen oder mit schmelzendem Schnee flussabwärts.

Ähnliche Waffen

Die PFM-1 ist der Landmine BLU-43 sehr ähnlich, die von der US-Armee während des Vietnamkriegs bei der Operation Igloo White in Laos eingesetzt wurde. Einem Dokument des US-Militärs zufolge hat das sowjetische Militär die PFM-1 nach einem Reverse-Engineering der BLU-43 entwickelt.

Technische Daten

  • Gewicht: 75 g (2,6 Unzen)
  • Füllung: 37 g (1,3 oz) VS6-D oder VS-60D Flüssigsprengstoff
  • Zünder: MVDM/VGM-572
  • Länge: 120 mm (4,7 Zoll)
  • Breite: 20 mm (0.79 in)
  • Höhe: 61 mm (2.4 in)
  • Betriebsdruck: 5 bis 25 kg (11 bis 55 lb)
  • Haltbarkeitsdauer: 10 Jahre