Modalverb

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Modalverb (abgeleitet von dem mehrdeutigen Adjektiv modal zu modus „Art, Weise“; hier: „die Art der Aussage bezeichnend“) ist in der Sprachwissenschaft eine Bezeichnung für bestimmte Verben, die zum Ausdruck einer Modalität – im Sinne von Notwendigkeit oder Möglichkeit – dienen.

Im Deutschen werden gewöhnlich die sechs Verben dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen als Modalverben aufgeführt (müssen, sollen, wollen bezeichnen Notwendigkeiten verschiedener Art und dürfen, können, mögen Möglichkeiten verschiedener Art). Es gibt aber tatsächlich noch weitere Wörter desselben Bedeutungstyps. In Grammatiken des Deutschen erscheinen Modalverben oft als eigene Unterart des Verbs neben Hilfsverben, Funktionsverben, Kopulaverben und Vollverben. Sie werden aber oft auch als modale Hilfsverben bezeichnet. Auch in der Grammatik des Englischen ist es gängig, Modalverben als Hilfsverben zu bezeichnen (modal auxiliaries). Es gibt jedoch auch Sprachen, in denen Modalverben nicht ohne weiteres von Vollverben unterschieden werden können.

Modalverben sind eine typische, aber nicht die einzige Methode, um Modalität auszudrücken; daneben gibt es auch viele Sprachen, die Modalität durch ein Affix (also z. B. eine Endung) an einem Vollverb bezeichnen. Ferner dienen andere Wortarten (z. B. Adverbien) oder syntaktische Konstruktionen zum Ausdruck von Modalität.

Ein Modalverb ist eine Art von Verb, das kontextuell eine Modalität angibt, wie z. B. eine Wahrscheinlichkeit, Fähigkeit, Erlaubnis, Bitte, Fähigkeit, Anregung, Befehl, Verpflichtung oder Rat. Modalverben begleiten immer die Grundform (Infinitiv) eines anderen Verbs mit semantischem Inhalt. Im Englischen sind die gebräuchlichsten Modalverben can, could, may, might, shall, should, will, would und must.

Funktion

Ein modales Hilfsverb gibt Auskunft über die Funktion des Hauptverbs, das es regiert. Modalverben haben eine Vielzahl von kommunikativen Funktionen, die jedoch im Allgemeinen auf einer Skala von der Möglichkeit ("kann") bis zur Notwendigkeit ("muss") einer der folgenden Arten von Modalität zugeordnet werden können:

  • epistemische Modalität, die sich mit der theoretischen Möglichkeit befasst, dass Sätze wahr oder nicht wahr sind (einschließlich Wahrscheinlichkeit und Gewissheit)
  • deontische Modalität, die sich auf die Möglichkeit und Notwendigkeit im Sinne der Handlungsfreiheit bezieht (einschließlich Erlaubnis und Pflicht)
  • dynamische Modalität, die sich von der deontischen Modalität dadurch unterscheidet, dass bei der dynamischen Modalität die konditionierenden Faktoren intern sind - die eigene Fähigkeit oder Bereitschaft des Subjekts zu handeln

Die folgenden Sätze veranschaulichen die epistemische und deontische Verwendung des englischen Modalverbs must:

  • Epistemisch: You must be starving. ("Ich denke, es ist fast sicher, dass Sie hungrig sind.")
  • deontisch: Du musst jetzt gehen. ("Sie sind verpflichtet, jetzt zu gehen.")

Ein zweideutiger Fall ist Du musst Spanisch sprechen. Die primäre Bedeutung wäre die deontische Bedeutung ("Du bist verpflichtet, Spanisch zu sprechen."), aber dies kann auch epistemisch gemeint sein ("Es ist sicher, dass du Spanisch sprichst"). Epistemische Modale können als aufrichtende Verben analysiert werden, während deontische Modale als Kontrollverben analysiert werden können.

Epistemische Verwendungen von Modalverben entwickeln sich in der Regel aus deontischen Verwendungen. Zum Beispiel entwickelte sich der abgeleitete Gewissheitssinn des englischen must nach dem starken Verpflichtungssinn; der probabilistische Sinn von should entwickelte sich nach dem schwachen Verpflichtungssinn; und die Möglichkeitssinne von may und can entwickelten sich später als der Erlaubnis- oder Fähigkeitssinn. Zwei typische Abfolgen der Entwicklung von Modalbedeutungen sind:

  • interne mentale Fähigkeit → interne Fähigkeit → Wurzelmöglichkeit (interne oder externe Fähigkeit) → Erlaubnis und epistemische Möglichkeit
  • Verpflichtung → Wahrscheinlichkeit

In den germanischen Sprachen

Englisch

Die folgende Tabelle listet die modalen Hilfsverben des Standard-Englischen und die verschiedenen Bedeutungen, in denen sie verwendet werden, auf:

Modales Hilfsverb Epistemischer Sinn Deontischer Sinn Dynamischer Sinn
kann Das kann in der Tat hinderlich sein. Du kannst unter Wasser singen. Sie kann wirklich singen.
könnte Das könnte bald passieren.
Er konnte schwimmen, als er jung war.
kann Das könnte ein Problem sein. Darf ich bleiben?
könnte Das Wetter könnte besser werden.
muss Draußen muss es heiß sein. Sam muss zur Schule gehen.
soll Auch dies wird vorübergehen. Du sollst nicht vergehen.
sollte Das sollte überraschend sein. Du sollst das lassen. Ich sollte das mögen.
wird Sie wird versuchen zu lügen. Ich werde dich später treffen.
würde Nichts würde das bewirken.
Wir würden sonntags auswärts essen.

Die Verben in dieser Liste haben alle die folgenden Eigenschaften:

  1. Sie sind Hilfsverben, d. h. sie erlauben die Subjekt-Hilfsverb-Inversion und können die Negation nicht annehmen,
  2. Sie vermitteln eine funktionale Bedeutung,
  3. Sie sind insofern defekt, als sie weder flektiert werden können, noch in nicht-endlicher Form auftreten (d.h. nicht als Infinitiv, Gerundium oder Partizip),
  4. sie sind dennoch immer finit und erscheinen daher als Stammverb in ihrem Satz, und
  5. sie subkategorisieren für einen Infinitiv, d. h. sie nehmen einen Infinitiv als Komplement

Die Verben/Ausdrücke wagen, sollen, sollten und müssen verhalten sich weitgehend nicht wie modale Hilfsverben, obwohl sie in der Rolle nicht in gleichem Maße produktiv (in der Linguistik das Ausmaß, in dem sie gewöhnlich oder häufig verwendet werden) sind wie die hier aufgeführten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Verben, die insofern als Modalverben angesehen werden können, als sie die Modalität in der gleichen Weise ausdrücken wie die Verben in dieser Liste, z. B. erscheinen, müssen, scheinen usw. Im strengen Sinne können diese anderen Verben im Englischen jedoch nicht als Modalverben angesehen werden, da sie weder eine Subjekt-Hilfsverbin-dung noch eine Negation mit not zulassen. Verben wie be able to und be about to erlauben die Subjekt-Hilfsverb-Inversion und erfordern keine do-Unterstützung im Negativ, aber diese werden selten als Modalverben eingestuft, weil sie flektiert werden und eine Modalkonstruktion darstellen, die das Verb to be einschließt, das selbst kein Modalverb ist. Definiert man jedoch Modalverben ausschließlich nach ihrem Bedeutungsbeitrag, dann wären auch diese anderen Verben Modalverben, so dass die Liste hier stark erweitert werden müsste.

Defekthaftigkeit

Im Englischen bilden die Modalverben eine ganz eigene Klasse von Verben. Sie sind Hilfsverben wie be, do und have, aber im Gegensatz zu diesen drei Verben sind sie grammatikalisch fehlerhaft. Zum Beispiel: havehas vs. should*shoulds und dodid vs. may*mayed, usw. In Sätzen, die zwei oder mehr Verben enthalten, steht ein vorhandenes Modal immer ganz links in der Verbkatena (Kette). Modalverben sind also immer endlich und in Bezug auf die syntaktische Struktur die Wurzel des sie enthaltenden Satzes. Die folgenden Bäume der Abhängigkeitsgrammatik veranschaulichen diesen Punkt:

Modal trees 1'.png

Die Verbkatenen sind blau dargestellt. Das modale Hilfsverb in beiden Bäumen ist die Wurzel des gesamten Satzes. Das Verb, das dem Modal unmittelbar untergeordnet ist, ist immer ein Infinitiv. Die Tatsache, dass modale Hilfsverben im Englischen notwendigerweise finit sind, bedeutet, dass sie innerhalb des minimalen finiten Satzes, der sie enthält, niemals einem anderen Verb untergeordnet werden können, z. B,

a. Sam may have done his homework. Das modale Hilfsverb may ist die Wurzel des Satzes.
b. *Sam hat vielleicht seine Hausaufgaben gemacht. Fällt aus, weil das Modalhilfsverb 'may' nicht der Wortstamm des Satzes ist.
a. Jim wird geholfen werden. Das Modalnebenwort 'will' ist der Wortstamm des Satzes.
b. *Jim ist wird geholfen werden. Scheitert, weil das Modalhilfsverb will nicht die Wurzel des Satzes ist.

Solche Einschränkungen in Form (Zeitform usw.) und syntaktischer Verteilung dieser Klasse von Verben sind Anlass für die Bezeichnung fehlerhaft. Für eine solche "fehlende" Form anstelle eines Modals werden häufig andere Konstruktionen verwendet, z. B. "können" für können, "müssen" für müssen und "werden" für sollen und werden (als Bezeichnung für die Zukunft). In dieser Hinsicht unterscheiden sich die englischen Modaladverbien von den Modalverben in anderen, eng verwandten Sprachen (siehe unten).

Do-Konstruktionen

Im Englischen benötigen Hauptverben, aber nicht Modalverben, immer das Hilfsverb do, um Negationen und Fragen zu bilden, und do kann mit Hauptverben verwendet werden, um emphatische affirmative Aussagen zu bilden. (Im frühneuzeitlichen Englisch war do weder für Negationen noch für Fragen erforderlich.) Da Modalverben wie do Hilfsverben sind, erscheinen sie in Fragen und Negationen in der gleichen Wortfolge wie do.

normales Verb Modalverb
Bejahung er arbeitet er kann arbeiten
Negation er arbeitet nicht er kann nicht arbeiten
emphatisch er arbeitet hart er kann fleißig arbeiten
Frage Arbeitet er hier? kann er überhaupt arbeiten?
Verneinung + Frage Arbeitet er hier nicht? kann er überhaupt nicht arbeiten?

Das Hilfsverb "tun" kommt in allen westgermanischen Sprachen außer Afrikaans in irgendeiner Form vor. In den friesischen Sprachen ist das Vorkommen auf das Saterfriesische beschränkt, wo es möglicherweise eine Entlehnung aus dem Niederdeutschen ist. Sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen ist die Konstruktion seit dem Mittelalter bekannt und in den Dialekten üblich, wird aber in der modernen Standardsprache als ungrammatisch angesehen. Der Duden listet die folgenden drei möglichen Verwendungen von tun im modernen Deutsch auf, wobei nur die erste als Standard gilt:

Beispiel Englische Übersetzung
Verbthematisierung Essen tue ich schon immer am Liebsten. Essen (betontes Thema des Satzes) mochte ich schon immer am liebsten.
Gegenwarts-/Zukunftshilfsverb Ich tu bloß schnell die Blumen gießen. Ich werde nur schnell die Blumen gießen
Hilfskonjunktiv Das täte mich schon interessieren. Das würde mich schon interessieren

Vergleich mit anderen germanischen Sprachen

Die englischen Modalverben haben viele Merkmale und oft auch die Etymologie mit Modalverben in anderen germanischen Sprachen gemeinsam.

In der folgenden Tabelle sind einige Modalverben mit gemeinsamen Wurzeln in den westgermanischen Sprachen Englisch, Deutsch, Niederländisch, Niedersächsisch, Westfriesisch und Afrikaans, den nordgermanischen Sprachen Dänisch, Schwedisch und Färöisch sowie der ausgestorbenen ostgermanischen Sprache Gotisch aufgeführt. Diese Liste umfasst Kognaten, die sich aus altgermanischen Modaladverbien entwickelt haben. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit für eine der modernen Sprachen, da einige Verben ihren modalen Charakter später in anderen Sprachen verloren oder gewonnen haben. (Englisch modal auxiliary verb bietet eine vollständige Liste der Modalverben im Englischen, und Deutsch verb#Modalverben bietet eine Liste für Deutsch, mit Übersetzungen. Niederländische Verben#Unregelmäßige Verben enthält Konjugationen für einige niederländische Modalverben).

Wörter, die in derselben Zeile der Tabelle stehen, haben dieselbe etymologische Wurzel. Aufgrund der semantischen Verschiebung kann es jedoch vorkommen, dass Wörter in derselben Zeile nicht mehr richtig übersetzt werden. So haben beispielsweise das englische und das deutsche Verb will eine völlig unterschiedliche Bedeutung, und das deutsche hat nichts mit der Konstruktion der Zukunftsform zu tun. Diese Wörter sind falsche Freunde.

Im (modernen) Englisch, Afrikaans, Dänisch und Schwedisch sind die Plural- und Singularformen identisch. Im Deutschen, Niederländischen, Niedersächsischen, Westfriesischen, Färöischen und Gotischen werden sowohl eine (nicht die) Plural- als auch eine Singularform des Verbs angegeben. Die in Klammern gesetzten Formen sind veraltet, selten und/oder in den modernen Sprachen hauptsächlich dialektal.

Etymologische Verwandte (keine Übersetzungen)

Englisch Deutsch Niederländisch Niedersächsisch Westfriesisch Afrikaans Dänisch Schwedisch Färöisch Gotisch
kann können, können kunnen, kan könen, kann kinne, kin kan kan kan kunna, kann kunnum, kann
soll sollen, soll zullen, zal schölen, schall sille, sil sal skal ska(ll) skula, skal skulum, skal
wird wollen, will willen, wil wüllen, will wolle, wol will vil vill vilja, vil wileima, wiljau
(mote), muss müssen, muss moeten, moet möten, mutt moatte, Graben moet måste måste ? -,gamōt
Mai mögen, mag mogen, mag mögen, mag meie, mei mag (må) mega, má magum, mag
(wit) wissen, weiß weten, weet ? witte, wit weet ved vet vita, veit witum, warten
(tharf) dürfen, dürfen durven, durf dörven, dörv doarre, doar durf ? får ? þaúrbum, þarf

Das englische could ist die Präteritumform von can; should ist das Präteritum von shall; might ist das Präteritum von may; und must war ursprünglich die Präteritumform von mote. (Dabei wird die Verwendung von may" als Überbleibsel des Konjunktivs im Englischen ignoriert.) Diese Verben haben eine eigenständige Bedeutung im Präsens erhalten. Das deutsche Verb möchten wird manchmal als Vokabel gelehrt und in die Liste der Modalverben aufgenommen, aber es ist eigentlich die Konjunktivform von mögen in der Vergangenheit.

Die englischen Verben dare und need haben sowohl eine modale Verwendung (he dare not do it) als auch eine nichtmodale Verwendung (he doesn't dare to do it). Die niederländischen, westfriesischen und afrikaanischen Verben durven, doarre und durf werden nicht als Modalverben betrachtet (aber sie sind dennoch vorhanden), weil ihr modaler Gebrauch verschwunden ist, aber sie haben einen nicht-modalen Gebrauch analog zum englischen dare. Einige englische Modalwörter bestehen aus mehr als einem Wort, z. B. "had better" und "would rather".

Aufgrund ihrer modalen Eigenschaften gehören die Modalverben zu einer sehr ausgewählten Gruppe von Verben im Afrikaans, die eine Präteritumsform haben. Die meisten Verben im Afrikaans haben nur eine Präsens- und eine Perfektform.

Einige andere englische Verben drücken Modalität aus, obwohl sie keine Modalverben sind, weil sie keine Hilfsverben sind, darunter want, wish, hope und like. Alle diese Verben unterscheiden sich von den Modalverben im Englischen (mit der umstrittenen Ausnahme von ought (to)) dadurch, dass das zugehörige Hauptverb die lange Infinitivform mit der Partikel to und nicht die kurze Form ohne to annimmt, und dass sie vollständig konjugiert werden.

Morphologie und Syntax

Die germanischen Modalverben sind Präteritum-Präsens-Verben, d. h. ihr Präsens hat die Form eines vokalischen Präteritums. Dies ist die Quelle des Vokalwechsels zwischen Singular und Plural im Deutschen, Niederländischen und Niedersächsischen. Aufgrund ihres Präteritums fehlt den Modalverben auch das Suffix (-s im modernen Englisch, -t im Deutschen, Niederländischen, Niedersächsischen und Westfriesischen, -r in den nordgermanischen Sprachen, -þ im Gotischen), das normalerweise die Singularform der dritten Person kennzeichnen würde. Afrikaans-Verben werden nicht konjugiert, und daher haben auch die nicht-modalen Verben des Afrikaans kein Suffix:

normales Verb Modalverb
Englisch er arbeitet er kann
Deutsch er arbeitet er kann
Niederländisch hij werkt hij kann
Niedersächsisch er warkt er kann
Westfriesisch du wurkst hy kin
Afrikaans hy werk er kann
Dänisch han arbejder han kan
Schwedisch han arbetar han kan
Färöisch hann arbeiðir hann kann
Gotisch ist waurkeiþ ist kann

Das Hauptverb, das durch das Modalverb modifiziert wird, steht im Infinitiv und hat nicht das Wort zu vorangestellt (Deutsch: zu, Niedersächsisch to, Niederländisch und Westfriesisch te, Afrikaans om te,). Es gibt Verben, die in ihrer Bedeutung den Modalverben ähnlich sind (z. B. mögen, wollen), aber die Konstruktion mit solchen Verben wäre anders:

normales Verb Modalverb
Englisch er versucht zu arbeiten er kann arbeiten
Deutsch er versucht zu arbeiten er kann arbeiten
Niederländisch hij probeert te werken hij kann werken
Niedersächsisch er versöcht zu warken er kann warken
Westfriesisch er besiket te wurkje er kann arbeiten
Afrikaans er prüft, ob er arbeiten kann er kann arbeiten
Gotisch ist sokeiþ du waurkjan is kann waurkjan

In ähnlicher Weise wird in den nordgermanischen Sprachen der Infinitiv (at im Dänischen und Färöischen, att im Schwedischen) nicht für Hauptverben mit modalen Hilfsverben verwendet: Han kan arbejde, han kan arbeta, hann kann arbeiða (er kann arbeiten). Es gibt jedoch auch einige andere Konstruktionen, bei denen die Infinitivmarkierung nicht verwendet werden muss, wie im Schwedischen han försöker arbeta (er versucht zu arbeiten).

Weniger defektiv

Im Englischen werden die Modalverben wegen ihrer unvollständigen Konjugation als Defektverben bezeichnet: Sie haben eine geringere Bandbreite an Funktionen als gewöhnliche Verben. Die meisten haben zum Beispiel keinen Infinitiv oder Gerundium.

In vielen germanischen Sprachen können die Modalverben in mehr Funktionen verwendet werden als im Englischen. Im Deutschen zum Beispiel können Modalverben als nicht-finite Verben auftreten, was bedeutet, dass sie anderen Verben in Verbkatenen untergeordnet sein können; sie müssen nicht als Wortstamm erscheinen. Im Schwedischen haben einige (aber nicht alle) Modalverben Infinitivformen. Dies ermöglicht zum Beispiel Verkettungen, die mehrere modale Hilfsverben enthalten. Die Modalverben sind in der folgenden Tabelle unterstrichen.

Sprache Satz
Englisch er muss es können
Deutsch er muss das tun können
Schwedisch han måste kunna göra det

Der schwedische Satz, Wort für Wort übersetzt, würde das unmögliche "*er muss das tun können" ergeben; das Gleiche gilt für den deutschen Satz, nur dass das Deutsche in solchen Sätzen eine andere Wortstellung hat, was "*er muss das tun können" ergibt.

In anderen Sprachen

Hawaiianisches Pidgin

Hawaiian Pidgin ist eine Kreolsprache, deren Vokabular, aber nicht die Grammatik, größtenteils aus dem Englischen übernommen wurde. Wie bei Kreolsprachen üblich, handelt es sich um eine isolierende Sprache, und die Modalität wird in der Regel durch die Verwendung von invarianten präverbalen Hilfsverben angezeigt. Die Invarianz der modalen Hilfsverben in Bezug auf Person, Numerus und Zeitform macht sie analog zu den modalen Hilfsverben im Englischen. Wie in den meisten Kreolsprachen sind jedoch auch die Hauptverben invariant; die Hilfsverben unterscheiden sich durch ihre Verwendung in Kombination mit (gefolgt von) einem Hauptverb.

Es gibt verschiedene präverbale modale Hilfsverben: Kaen "kann", laik "will", gata "muss", haeftu "muss", baeta "sollte", sapostu "bin/ist/soll". Anders als in den germanischen Sprachen werden vor den Modalverben, wenn auch selten, Tempusmarker verwendet: Gon kaen kam "wird in der Lage sein zu kommen". Waz "war" kann die Vergangenheitsform vor dem Zukunfts-/Volitionsmarker gon und dem Modal sapostu anzeigen: Ai waz gon lift weits "ich wollte Gewichte heben"; Ai waz sapostu go "ich sollte gehen".

Hawaiianisch

Hawaiianisch ist, wie die polynesischen Sprachen im Allgemeinen, eine isolierende Sprache, so dass ihre verbale Grammatik ausschließlich auf unkonjugierten Verben beruht. Daher gibt es, wie bei Kreolsprachen, keine wirkliche Unterscheidung zwischen modalen Hilfsverben und lexikalisch modalen Hauptverben, auf die ein anderes Hauptverb folgt. Im Hawaiianischen gibt es einen Imperativ, der durch e + Verb angezeigt wird (oder im Negativen durch mai + Verb). Einige Beispiele für die Behandlung der Modalität sind folgende: Pono vermittelt Verpflichtung/Notwendigkeit wie in He pono i nā kamali'i a pau e maka'ala, "Es ist richtig, dass sich alle Kinder in Acht nehmen", "Alle Kinder sollten/müssen sich in Acht nehmen"; Fähigkeit wird durch hiki vermittelt wie in Ua hiki i keia kamali'i ke heluhelu "Hat diesem Kind ermöglicht zu lesen", "Dieses Kind kann lesen".

Französisch

Das Französische hat, wie einige andere romanische Sprachen, keine grammatikalisch eigenständige Klasse von modalen Hilfsverben; stattdessen wird die Modalität mit konjugierten Verben ausgedrückt, auf die Infinitive folgen: zum Beispiel pouvoir "in der Lage sein" (Je peux aller, "Ich kann gehen"), devoir "eine Verpflichtung haben" (Je dois aller, "Ich muss gehen") und vouloir "wollen" (Je veux aller, "Ich will gehen").

Italienisch

Die Modalverben im Italienischen bilden eine eigene Klasse (verbi modali oder verbi servili). Sie sind leicht daran zu erkennen, dass sie die einzige Gruppe von Verben sind, die kein festes Hilfsverb für die Bildung des Perfekts haben, sondern es von dem Verb, das sie begleiten, übernehmen können - im Italienischen gibt es zwei verschiedene Hilfsverben für die Bildung des Perfekts: avere ("haben") und essere ("sein"). Insgesamt gibt es im Italienischen vier Modalverben: potere ("können"), volere ("wollen"), dovere ("müssen"), sapere ("können"). Die Modalverben im Italienischen sind die einzige Gruppe von Verben, die dieses besondere Verhalten zeigen dürfen. Wenn sie nicht von anderen Verben begleitet werden, verwenden sie alle avere ("haben") als Hilfsverb für die Bildung des Perfekts.

Zum Beispiel ist das Hilfsverb für das Perfekt von potere ("können") avere ("haben"), wie in ho potuto (wörtlich: "ich habe gekonnt", "ich könnte"); wenn es jedoch zusammen mit einem Verb verwendet wird, das als Hilfsverb essere ("sein") hat, übernimmt potere das Hilfsverb des zweiten Verbs. Zum Beispiel: ho visitato il castello (wörtlich: "Ich habe das Schloss besucht") / ho potuto visitare il castello (wörtlich: "Ich war in der Lage, das Schloss zu besuchen", "Ich könnte das Schloss besuchen"); aber sono scappato (wörtlich: "Ich bin geflohen", "Ich bin geflohen") / sono potuto scappare (wörtlich: "Ich war in der Lage zu fliehen", "Ich könnte fliehen").

Man beachte, dass es im Italienischen, wie in anderen romanischen Sprachen auch, keine Unterscheidung zwischen einem Infinitiv und einem bloßen Infinitiv gibt, so dass Modalverben nicht die einzige Gruppe von Verben sind, die einen Infinitiv begleiten (im Englischen gibt es stattdessen die Form mit "to" - siehe zum Beispiel Ho preferito scappare ("Ich habe es vorgezogen zu fliehen"). Während also im Englischen ein Modalverb leicht am bloßen Vorhandensein eines Infinitivs erkannt werden kann, gibt es keine einfache Möglichkeit, die vier traditionellen italienischen Modalverben von anderen Verben zu unterscheiden, außer der Tatsache, dass die ersteren die einzigen Verben sind, die kein festes Hilfsverb für das Perfekt haben. Aus diesem Grund werden in einigen Grammatiken auch die Verben osare ("wagen"), preferire ("sich beziehen"), desiderare ("wünschen"), solere ("gebrauchen") als Modalverben betrachtet, obwohl diese immer avere als Hilfsverb für das Perfekt verwenden.

Mandarin-Chinesisch

Mandarin-Chinesisch ist eine isolierende Sprache ohne Beugungen. Wie im Englischen kann die Modalität entweder lexikalisch, mit Hauptverben wie yào "wollen", gefolgt von einem anderen Hauptverb, oder mit Hilfsverben angegeben werden. Im Mandarin haben die Hilfsverben sechs Eigenschaften, die sie von den Hauptverben unterscheiden:

  • Sie müssen zusammen mit einem Verb (oder einem verstandenen Verb) vorkommen.
  • Sie können nicht von Aspektmarkern begleitet werden.
  • Sie können nicht durch Verstärker wie "sehr" modifiziert werden.
  • Sie können nicht nominalisiert werden (z. B. in Sätzen wie "einer, der kann").
  • Sie können nicht vor dem Subjekt stehen.
  • Sie können kein direktes Objekt haben.

Die vollständige Liste der modalen Hilfsverben besteht aus

  • drei mit der Bedeutung "sollen",
  • vier mit der Bedeutung "können",
  • zwei mit der Bedeutung "dürfen",
  • eines mit der Bedeutung "wagen",
  • eines mit der Bedeutung "willens sein",
  • vier im Sinne von "müssen" oder "sollen", und
  • eine Bedeutung "werden" oder "können".

Spanisch

Im Spanischen werden, wie im Französischen, vollständig konjugierte Verben verwendet, denen Infinitive folgen. Zum Beispiel poder "in der Lage sein" (Puedo andar, "ich kann gehen"), deber "eine Verpflichtung haben" (Debo andar, "ich muss gehen") und querer "wollen" (Quiero andar "ich will gehen").

Die korrekte Verwendung von andar in diesen Beispielen wäre reflexiv. "Puedo andar" bedeutet "ich kann gehen", "Puedo irme" bedeutet "ich kann gehen" oder "ich kann mich entfernen/weggehen". Das Gleiche gilt für die anderen Beispiele.

Geschichte des Begriffs Modalverb

Die Kategorie des „Modalverbs“ fehlte in der ursprünglichen griechisch-lateinischen Grammatiktradition. Mit dem Themengebiet der Modalverben setzten sich schon eine Reihe früher Grammatiker, etwa Johannes Clajus, Johannes Kromayer, Christian Gueintz, Johann Balthasar Antesperg, auseinander, insbesondere was die Frage der Zuordnung zum Tempus- oder Modusbegriff anbelangte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangte der Modalverbbegriff endgültig in die deutsche Grammatikographie bzw. wurde dort häufiger beschrieben. Es war August Ferdinand Bernhardi (1801), der eine Zuordnung der deutschen Modalverben müssen, können, mögen und sollen sowie der Modi Indikativ, Konjunktiv, Optativ und Imperativ zu den Modalitätsmomenten Wirklichkeit, Zufälligkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit festlegte.

Modalverben im Deutschen

Besonderheiten in der Syntax der deutschen Modalverben

Das eigentlich zusammen mit einem Modalverb erwartete Hauptverb kann im Deutschen in einigen Fällen wegfallen (insbesondere ein Verb der Bewegung mit Zielangabe, wie gehen, fahren, reisen, …), so dass das Modalverb allein das Prädikat des Satzes bildet und ein auf das nicht genannte Hauptverb bezogenes Adverbial oder Objekt als zu dem Modalverb gehörend erscheint:

Ich will nach Hause [gehen]. Du musst in die Schule [gehen]. Er kann kein Latein [sprechen oder verstehen].

Das infinite Verb kann ferner durch ein Pronomen (es, das) ersetzt werden. Das Modalverb erscheint dann formal wie ein transitives Vollverb, dessen direktes Objekt das Pronomen ist:

Ich will es. Das darfst du nicht. Er hat es nicht gekonnt.

Die Verben wollen und mögen (vor allem im Konjunktiv II) können auch mit einem Objektsatz verwendet werden:

Sie wollte, dass die Diskussion beendet wird. Ich möchte, dass du kommst.

Auch hier verhalten sich wollen und mögen wie reine Vollverben. Das Subjekt des Nebensatzes ist dabei in der Regel ein anderes als das des Hauptsatzes.

In Verbindung mit einem Infinitiv bildet das Modalverb zusammen mit diesem ein zusammengesetztes Prädikat (Modalverben erlauben also keine inkohärente Konstruktion).

Die deutschen Modalverben zeigen zwei verschiedene Formen in Perfekt-Konstruktionen: Als Hauptverb des Satzes bilden Modalverben das „normale“ Partizip Perfekt mit ge- + Verbstamm + -t („Er hat es nicht anders gewollt“). In Verbindung mit einem Infinitiv tritt im Perfekt und im Plusquamperfekt hingegen der sogenannte Ersatzinfinitiv auf: „Ich hatte ihn nicht sehen können“. (In manchen Dialekten des Deutschen erscheint hingegen auch hier die Partizipialform.)

Im Deutschen können Modalverben auch miteinander kombiniert werden, was in anderen Sprachen weniger leicht möglich ist: „Ich möchte dich sehen dürfen.“

Zur Umgestaltung der Flexion der Modalverben

Auch historisch unterscheiden sich Modalverben hinsichtlich ihrer Flexion von den anderen Verben. Auffällig ist die Form der 2. Person Singular Indikativ Präsens: Sie lautete bei den Modalverben dürfen, sollen und wollen noch in frühneuhochdeutscher Zeit auf -t; also: du darft, du sollt und du wilt. Mit Beginn des 15. Jahrhunderts setzt bei diesen drei Verben ein Wandel ein, indem -t nach dem Vorbild der anderen Verben allmählich durch -st ersetzt wurde, so dass wir heute nur noch du darfst, du sollst und du willst kennen. Solche Prozesse sind allgemein als Analogie bekannt. Auffällig ist nun aber, dass dieser Prozess bei Verben der gleichen Klasse (hier: der Modalverben) mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft: Er ist beim Verb dürfen bereits um 1530 abgeschlossen; bei wollen und sollen sind die alten Formen dagegen noch bis zum ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zu beobachten und im Fall von wollen bis heute in einigen Dialekten erhalten. Der zeitliche Ablauf dieses Sprachwandels erfolgt gemäß dem Piotrowski-Gesetz.

Modalverben in den romanischen Sprachen

In den romanischen Sprachen, so im Spanischen, werden neben den Modalverben und ihren lexikalischen Äquivalenten häufiger entsprechende Modi, wie etwa die des Subjunktivs, genutzt.