Transliteration

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Die Transliteration ist eine Art der Umwandlung eines Textes von einer Schrift in eine andere, bei der Buchstaben (also trans- + liter-) auf vorhersehbare Weise vertauscht werden, wie Griechisch ⟨α⟩ → ⟨a⟩, Kyrillisch ⟨д⟩ → ⟨d⟩, Griechisch ⟨χ⟩ → der Digraph ⟨ch⟩, Armenisch ⟨ն⟩ → ⟨n⟩ oder Lateinisch ⟨æ⟩ → ⟨ae⟩.

Zum Beispiel für den neugriechischen Begriff "Ελληνική Δημοκρατία", der gewöhnlich mit "Griechische Republik" übersetzt wird, die übliche Transliteration in lateinischer Schrift ist ⟨Ellēnikḗ Dēmokratía⟩, und der Name für Russland in kyrillischer Schrift, "Россия", wird üblicherweise als ⟨Rossiya⟩ transliteriert.

Bei der Transliteration geht es nicht in erster Linie darum, die Laute des Originals wiederzugeben, sondern vielmehr um eine möglichst genaue und eindeutige Darstellung der Schriftzeichen. So wird im obigen griechischen Beispiel ⟨λλ⟩ mit ⟨ll⟩ transliteriert, obwohl es [l] ausgesprochen wird, ⟨Δ⟩ wird mit ⟨D⟩ transliteriert, obwohl es [ð] ausgesprochen wird, und ⟨η⟩ wird mit ⟨ē⟩ transliteriert, obwohl es [i] ausgesprochen wird (genau wie ⟨ι⟩) und nicht lang ist.

Bei der Transkription hingegen werden die Laute und nicht die Orthographie eines Textes notiert. So könnte "Ελληνική Δημοκρατία" als [elinikí ðimokratía] transkribiert werden, wobei nicht angegeben wird, welche der [i]-Laute mit dem griechischen Buchstaben ⟨η⟩ und welche mit ⟨ι⟩ geschrieben werden.

Eckige Klammern ⟨ ⟩ können zur Abgrenzung der Transliteration verwendet werden, im Gegensatz zu Schrägstrichen / / für die phonemische Transkription und eckigen Klammern für die phonetische Transkription. Eckige Klammern können auch verwendet werden, um Zeichen in der Originalschrift abzugrenzen. Die Konventionen und Vorlieben der Autoren sind unterschiedlich.

Transliteration (von lateinisch trans ‚hinüber‘ und litera (auch littera) ‚Buchstabe‘) bezeichnet in der angewandten Linguistik die buchstabengetreue Übertragung von Wörtern aus einer Schrift in eine andere (z. B. griech. φ als ph, runisch ᛜ als ng). Dabei werden gegebenenfalls diakritische Zeichen eingesetzt, sodass eine eindeutige Rückübertragung möglich wird.

Um transliterierte Wörter korrekt aussprechen zu können, ist die Kenntnis der Ausspracheregeln der Ursprungssprache nicht ausreichend. Transliteration ist aber für die einheitliche Sortierung von Verfassern und Sachtiteln oder anderen Listenelementen aus Sprachen mit nichtlateinischen Buchstaben nützlich.

Transliteration darf nicht mit Transkription verwechselt werden. In der Ägyptologie werden jedoch die beiden Begriffe miteinander vertauscht verwendet.

Definitionen

Die systematische Transliteration ist eine Übertragung von einem Schriftsystem in ein anderes, in der Regel von Graphem zu Graphem. Die meisten Transliterationssysteme sind eins-zu-eins, so dass ein Leser, der das System kennt, die ursprüngliche Schreibweise rekonstruieren kann.

Die Transliteration steht im Gegensatz zur Transkription, bei der die Laute einer Sprache in ein Schriftsystem übertragen werden. Die meisten Transliterationssysteme bilden jedoch die Buchstaben der Ausgangsschrift auf Buchstaben ab, die in der Zielschrift ähnlich ausgesprochen werden, und zwar für ein bestimmtes Paar aus Ausgangs- und Zielsprache. Wenn die Beziehungen zwischen Buchstaben und Lauten in beiden Sprachen ähnlich sind, kann eine Transliteration einer Transkription sehr nahe kommen. In der Praxis gibt es einige gemischte Transliterations-/Transkriptionssysteme, die einen Teil der Originalschrift transliterieren und den Rest transkribieren.

Für viele Schriftpaare gibt es ein oder mehrere Standard-Transkriptionssysteme. Eine unsystematische Transliteration ist jedoch weit verbreitet.

Varianten

Man unterscheidet bei der Transliteration (im weiteren Sinne: Umschrift) zwischen:

  1. Transliteration (buchstabengetreue Umschrift, Wiedergabe) als schriftbasierte, buchstabengetreue, bei Bedarf wieder umkehrbare Umsetzung eines Wortes aus einer Schrift in eine andere, oft mit Hilfe von diakritischen Zeichen. Experten soll damit die genaue Schreibweise des Wortes in der anderen Schrift dargestellt werden, falls diese nicht in der Ursprungsfassung dargestellt werden kann (etwa weil keine entsprechenden Typen oder Zeichensätze vorhanden sind).
  2. Transkription (im engeren Sinne) (lautgetreue Umschrift, Wiedergabe) als aussprachebasierte Darstellung von Sprache mit Hilfe einer phonetisch definierten Lautschrift oder eines anderen Basisalphabets als Lautschriftersatz. Nicht-Muttersprachlern soll dies eine halbwegs richtige Aussprache des Wortes ermöglichen.
Transliteration und Transkription (im engeren Sinne) am Beispiel der neugriechischen Sprache
Neugriechisches Wort Transliteration Transkription Bemerkungen zur Aussprache
Ελληνική Δημοκρατία Ellēnikḗ Dēmokratía Elliniki Dimokratia Δ, δ wie englisch th in this
Ελευθερία Eleuthería Eleftheria Θ, θ wie englisch th in thing
βασιλεύς εν Ναυπλίω basileús en Nauplíō vasilefs en Nafplio β wie deutsch w; αυ/ευ wie deutsch af/ef vor harten Konsonanten
Ευαγγέλιο Euaggélio Evangelio ευ wie deutsch ew vor Vokalen und weichen Konsonanten; γγ wie deutsch ng 
των υιών tōn uiṓn ton ion υ/υι wie deutsch i
Μπερλίν, Ντακάρ, Γκέντ Mperlín, Ntakár, Gként Berlin, Dakar, Gent μπ/ντ/γκ (Digraphe) wie deutsch b/d/g

Beispiele für Transliterationssysteme bestehen für Arabisch, Armenisch, Bulgarisch, Griechisch, Hebräisch, Koreanisch, Mazedonisch, Persisch, Russisch, Sanskrit, Serbisch, Thailändisch (Thai), Ukrainisch und Weißrussisch.

Keine Transliterationssysteme, sondern nur Transkriptionssysteme gibt es für komplexe Schriften wie Chinesisch.

Im Neugriechischen werden die Buchstaben ⟨η⟩ ⟨ι⟩ ⟨υ⟩ und die Buchstabenkombinationen ⟨ει⟩ ⟨oι⟩ ⟨υι⟩ als [i] ausgesprochen (außer wenn sie als Halbvokale ausgesprochen werden), und eine moderne Transkription gibt sie alle als ⟨i⟩ wieder; aber eine Transliteration unterscheidet sie, indem sie zum Beispiel ⟨ē⟩ ⟨i⟩ ⟨y⟩ und ⟨ei⟩ ⟨oi⟩ ⟨yi⟩ transkribiert. (Da die antike Aussprache von ⟨η⟩ [ɛː] war, wird es auch in modernen Texten oft als ⟨e⟩ mit Makron transkribiert.) Andererseits wird ⟨ευ⟩ manchmal [ev] und manchmal [ef] ausgesprochen, je nach dem folgenden Laut. In der Transkription werden sie unterschieden, was jedoch keine Voraussetzung für eine Transliteration ist. Der Anfangsbuchstabe "h", der die historische raue Atmung in Wörtern wie Ellēnikē widerspiegelt, sollte in der Transkription ab dem Koine-Griechischen und in der Transliteration ab 1982 logischerweise weggelassen werden, ist aber dennoch häufig anzutreffen.

Griechisches Wort Transliteration Umschrift Englische Übersetzung
Ελληνική Δημοκρατία Ellēnikē Dēmokratia Elinikí Dhimokratía Griechische Republik
Ελευθερία Eleutheria Eleftherie Freiheit
Ευαγγέλιο Euaggelio Evangelium Evangelium
των υιών tōn uiōn ton ion der Söhne

Beispiel zur Transliteration und Transkription aus einer Konsonantenschrift

Dieses Beispiel eines persischen Zweizeilers verdeutlicht die Unterscheidung zwischen Transliteration und Transkription nach den Vorgaben der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG):

Beschreibung: Erste Zeile aus dem Mas̱nawī-ye ma‘nawī („Geistige Zweizeiler“) des Rumi: »Hör die Flöte, was sie sagt / Wie sie ums Getrenntsein klagt«
Ausgangstext: بشنو از نى چون حكايت ميكند / از جدائى ها شكايت ميكند
Transliteration: BŠNW ’Z NY ČWN ḤK’YT MYKND / ’Z ǦD’’Y H’ ŠK’YT MYKND
In der Orientalistik erfolgt die Transliteration mittels Großbuchstaben, um sie von der Transkription deutlich zu unterscheiden.
Transkription: bešnau az ney čūn ḥekāyat mīkonad / az ǧodā’ī-hā šekāyat mīkonad
Vokalisation nach der im heutigen Iran üblichen Aussprache, die sich vom „Ostpersischen“ in Afghanistan, Tadschikistan und dem Indischen Subkontinent unterscheidet.

Herausforderungen

Ein einfaches Beispiel für Schwierigkeiten bei der Transliteration ist der arabische Buchstabe qāf. Er wird im literarischen Arabisch ungefähr wie das englische [k] ausgesprochen, nur dass die Zunge nicht den weichen Gaumen, sondern das Zäpfchen berührt, aber die Aussprache variiert zwischen den verschiedenen arabischen Dialekten. Der Buchstabe wird manchmal als "g", manchmal als "q" und selten sogar als "k" im Englischen transkribiert. Ein weiteres Beispiel ist der russische Buchstabe "Х" (kha). Er wird als stimmloser velarer Frikativ /x/ ausgesprochen, wie die schottische Aussprache von ⟨ch⟩ in "loch". Dieser Laut ist in den meisten Formen des Englischen nicht vorhanden und wird oft als "kh" transkribiert, wie in Nikita Chruschtschow. In vielen Sprachen gibt es phonemische Laute, wie z. B. Klickkonsonanten, die keinem Phonem der Sprache, in die sie transliteriert werden, ähneln.

Einige Sprachen und Schriften stellen Transkriptionisten vor besondere Schwierigkeiten. Diese werden auf separaten Seiten behandelt.

  • Alter Naher Osten
    • Transliteration keilschriftlicher Sprachen
    • Transliteration des Altägyptischen (siehe auch ägyptische Hieroglyphen)
    • Hieroglyphe Luwisch
  • Armenische Sprache
  • Avestisch
  • Brahmische Familie
    • Devanagari: siehe Devanagari-Transkription
    • Pali
    • Tocharisch
    • Malayalam: siehe Romanisierung von Malayalam
  • Chinesische Sprache
    • Transkription in chinesische Schriftzeichen
    • Romanisierung des Chinesischen
    • Kyrillisierung von Chinesisch
  • Klicksprachen in Afrika
    • Khoisan-Sprachen
    • Bantu-Sprachen
  • Englische Sprache
    • Hebraisierung des Englischen
  • Griechische Sprache
    • Romanisierung des Griechischen
    • Griechisches Alphabet
    • Linear B
    • Griechisch
  • Japanische Sprache
    • Romanisierung des Japanischen
    • Kyrillisierung des Japanischen
  • Khmer-Sprache
    • Romanisierung von Khmer
  • Koreanische Sprache
    • Romanisierung von Koreanisch
  • Persische Sprache
    • Persisches Alphabet
      • Kyrillisches Alphabet
      • Romanisierung des Persischen
      • Persisches Chat-Alphabet
  • Semitische Sprachen
    • Ugaritisches Alphabet
    • Hebräisches Alphabet
      • Romanisierung des Hebräischen
    • Arabisches Alphabet
      • Romanisierung des Arabischen
      • Arabisches Chat-Alphabet
  • Slawische Sprachen, die mit dem kyrillischen oder glagolitischen Alphabet geschrieben werden
    • Romanisierung des Weißrussischen
    • Romanisierung der bulgarischen Sprache
    • Romanisierung des Russischen
    • Romanisierung des Mazedonischen
    • Romanisierung des Serbischen
    • Romanisierung des Ukrainischen
    • Volapuk-Kodierung
  • Thailändische Sprache
    • Romanisierung von Thailändisch
  • Urdu Sprache
    • Romanisierung von Urdu

Angenommene

  • ISO 9 Transliteration von kyrillischen Zeichen ins Lateinische
  • ISO 233 Internationale Norm für die wissenschaftliche Transliteration der arabischen in die lateinische Schrift
  • ISO 259 Lateinische Transliteration hebräischer Buchstaben
  • ISO 843 Konversion griechischer Buchstaben in lateinische
  • ISO 3602 Umschrift der japanischen Silbenschrift ins Lateinische (Kunrei-System)
  • ISO 9984 Transliteration der georgischen Schrift ins Lateinische
  • ISO 9985 Transliteration der armenischen Schrift ins Lateinische
  • ISO 11940 Transliteration der thailändischen Schrift
  • ISO 11941 Transliteration der koreanischen Schrift ins Lateinische
  • ISO 15919 Transliteration von Devanagari und verwandten indischen Schriften ins Lateinische

Normen

Deutsche Normen

  • DIN 1460 Umschrift kyrillischer Alphabete slawischer Sprachen
  • DIN 1460-2 Umschrift kyrillischer Alphabete nicht-slawischer Sprachen
  • DIN 31634 Umschrift des griechischen Alphabets
  • DIN 31635 Transliteration der arabischen in die lateinische Schrift
  • DIN 31636 Transliteration der hebräischen in die lateinische Schrift
  • DIN 32706 Umschrift des armenischen Alphabets
  • DIN 32707 Umschrift des georgischen Alphabets
  • DIN 32708 Umschrift des Japanischen (Ausgabe August 2014; verweist auf das Hepburn-System und beschreibt auch ausführlich die Umschrift von Satzzeichen)
  • DIN 33903 Umschrift Tamil
  • DIN 33904 Transliteration Devanagari