Heini-Klopfer-Skiflugschanze
Koordinaten: 47° 22′ 31″ N, 10° 16′ 9″ O ⓘ
Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze ist eine Skiflugschanze außerhalb des Allgäuer Ortes Oberstdorf (Bayern) im Stillachtal (Birgsautal). Die Schanze liegt in unmittelbarer Nähe zum Freibergsee. Sie ist zurzeit die drittgrößte Skiflugschanze der Welt mit einer Hillsize von 235 m und einem Schanzenrekord von 242,5 m. Vergleichbar groß sind der Kulm (HS 235) in Österreich, der Vikersundbakken (HS 240) in Norwegen und die Letalnica (HS 240) in Slowenien. ⓘ
Der Sprungturm wird aufgrund seiner frei auskragenden Spannbeton-Konstruktion von den Oberstdorfern auch als „schiefer Turm von Oberstdorf“ bezeichnet. Im Turm befinden sich Wärme- und Wachsräume, WC-Anlagen und ein Kioskbetrieb sowie ein Schrägaufzug für bis zu elf Personen mit Sprungskiern. Eine Plattform am Turm bietet Platz für einhundert Personen. ⓘ
Bis heute gilt die architektonisch einmalige Schanze, die ausschließlich in Höhe des Absprungtisches mit Felsankern im Berg gehalten wird, als statische Meisterleistung. Architekt war der Oberstdorfer Claus-Peter Horle. ⓘ
Geschichte
1949: Planungen und Verwirklichung
Im Jahr 1949 wurde zunächst diskutiert, ob man die bestehende Schattenbergschanze nur erweitern oder eine komplett neue Schanze mit Berechnungspunkt an der K120 bauen sollte. ⓘ
Die drei Skispringer Heini Klopfer, Sepp Weiler und Toni Brutscher entschieden sich schließlich für den Bau einer komplett neuen Schanze und fanden auch den perfekten Standort. Inspiriert von Planica wollten sie die legendäre Bloudkova Velikanka in Slowenien als langjährige Weltrekordschanze übertreffen. Der Bau der Schanze begann im Juli und wurde wie geplant in nur fünf Monaten fertiggestellt und am 10. Dezember abgeschlossen. ⓘ
1950: Eröffnung mit vier Weltrekorden
Am 2. Februar 1950 war der Schanzentest nur dem Gründungstrio vorbehalten. Heini Klopfer sprang als erster auf 90 Meter, Toni Brutscher auf 112 Meter und Sepp Weiler auf 115 Meter. ⓘ
Vom 28. Februar bis 5. März 1950 wurde die Schanze mit einer Skiflugwoche eingeweiht, die nur eine Kopie des Wettbewerbsformats von Planica war. Insgesamt haben sich zwischen 60.000 und 170.000 Menschen eingefunden. ⓘ
Am 28. Februar stellt der österreichische Skispringer Willi Gantschnigg mit 124 Metern den ersten offiziellen Weltrekord auf und bricht sich zwei Tage später bei der Weltrekordweite von 130 Metern das Bein. ⓘ
Am 2. März verbesserte Sepp Weiler den Weltrekord auf 127 Meter. Und der Österreicher Hans Eder wurde auf der Weltrekordstrecke von 130 Metern disqualifiziert. ⓘ
Am 3. März wurden die Rekorde von Andreas Däscher mit 130 Metern und Dan Netzell mit 135 Metern erneut unterboten. Nach den beiden landete Sepp Weiler bei 133 Metern. ⓘ
1951: Skiflugwoche II mit Weltrekord
Vom 28. Februar bis 4. März 1951 besuchten insgesamt über 120.000 Menschen die zweite Skiflugwoche. Am dritten Wettkampftag stellte der Finne Tauno Luiro mit 139 Metern (456 Fuß) den offiziellen Weltrekord auf. ⓘ
1952: Skiflugwoche III
Vom 28. Februar bis 2. März 1952 fand die dritte Skiflugwoche mit über 60.000 Besuchern statt. Die Wettkämpfe werden an allen drei Tagen wegen des Wetters unterbrochen. Das FIS-Komitee beschloss, nur die Strecken zu werten. Es wurden keine offiziellen Ergebnisse veröffentlicht. ⓘ
Alle Springer, die die 100-Meter-Weite übertrafen, erhielten eine Gedenknadel, in die die erreichte Weite eingraviert war. Die weiteste Weite des Wochenendes erzielte Toivo Lauren mit 131 Metern (430 ft). ⓘ
1955: Skiflugwoche IV
Vom 26. bis 27. Februar 1955 fand die vierte Skiflugwoche statt. Insgesamt vier Sprünge, zwei von jedem Tag, gingen in die offiziellen Ergebnisse ein. Hemmo Silvennoinen gewann den Wettbewerb mit 452,5 Punkten vor Alfredsen und Brutscher. ⓘ
1958: Bolkart stürzt auf WR-Distanz
Am 21. März 1958 fand der erste Tag der Skiflugwoche V vor 5.000 Zuschauern statt. Es fanden Probesprünge (reservierter Wettkampftag) statt, die von Toni Brutscher mit 97 Metern eröffnet wurden und bedingt in die offiziellen Ergebnisse einfließen würden, wenn einer der beiden Wettkampftage wetterbedingt abgesagt werden müsste. 36 Skispringerinnen und Skispringer aus zehn verschiedenen Ländern waren am Start, die Sprünge wurden nach der Straumann-Methode gewertet und beurteilt. Aarne Valkama erzielte mit 239,8 Punkten (136 und 126 Meter) ein Spitzenergebnis. ⓘ
Am 22. März 1958 fand der erste Wettkampftag vor 18.000 Zuschauern statt. Nur einer von 35 Springern übertraf die 100-Meter-Marke nicht. Andreas Däscher erzielte heute mit 237,8 Punkten (125 und 128 Meter) ein Spitzenergebnis. ⓘ
Am 23. März 1958 fand der letzte Wettkampftag vor 50.000 Zuschauern statt. Der Westdeutsche Max Bolkart stürzte auf die Weltrekordweite von 139 Metern. Es siegte Helmut Recknagel (378,8 Punkte) vor Däscher (369,6 Punkte) und Vitikainen (351,6 Punkte). ⓘ
1961: Šlibar stellt mit 141 Metern einen neuen Weltrekord auf
Am 23. Februar 1961 fand vor 8.000 Zuschauern der erste Tag der Skiflugwoche VI statt, mit ersten Probesprüngen in drei Durchgängen. Unter 36 Springern stellten Otto Leodolter, Maatela und Wolfgang Happle mit 136 Metern die Tagesbestweite auf. ⓘ
Am 24. Februar 1961, dem zweiten Tag der Skiflugwoche VI, fanden vor 20.000 Zuschauern zweite Probesprünge in zwei Durchgängen statt (Reservetag), die bedingt in das offizielle Ergebnis einfließen würden, wenn einer der nächsten beiden Wettkampftage wetterbedingt ausfallen würde. Im zweiten Durchgang um 13:41 Uhr Ortszeit stellte der Jugoslawe (Slowene) Jože Šlibar mit 141 Metern und 103 km/h beim Absprung den neuen Weltrekord auf. Heini Klopfer selbst hat die Strecke eine halbe Stunde lang gemessen und sie dann veröffentlicht. ⓘ
Am 25. Februar 1961, dem ersten Wettkampftag mit zwei Durchgängen, die in die Endwertung eingehen, wurde der erste Durchgang abgebrochen. Wolfgang Happle aus Westdeutschland stürzte auf die Weltrekordweite von 145 Metern. ⓘ
Am 26. Februar 1961 fand der zweite und letzte Wettkampftag vor 50.000 Zuschauern statt. Drei Durchgänge, wobei die zwei besten (und insgesamt vier) Durchgänge in die Endwertung einflossen. Helmut Recknagel aus Ostdeutschland gewann den zweitägigen Wettbewerb. ⓘ
1964: Sjöberg, Motejlek und Zandanel stellen Weltrekorde auf
Am 14. Februar 1964, dem ersten Tag der Skiflugwoche VII, fand vor 3.000 Zuschauern ein offizielles Training (reservierter Wettkampftag) in zwei Durchgängen statt, die bedingt in die offiziellen Ergebnisse einfließen würden, falls einer der beiden nächsten Wettkampftage aufgrund der Wetterbedingungen abgesagt werden müsste. 36 Springer aus 12 Ländern traten heute an. Kjell Sjöberg aus Schweden stellte mit 141 Metern den Weltrekord von Šlibar ein. Die Punktewertung war klassisch, da das Gerät von Straumann nicht richtig funktionierte. ⓘ
Am 15. Februar 1964 fand der erste Wettkampftag vor 20.000 Zuschauern statt, mit drei Durchgängen, von denen die beiden besten in die Endwertung eingingen. Dalibor Motejlek aus der Tschechoslowakei stellte mit 142 Metern den neuen Weltrekord auf. ⓘ
Am 16. Februar 1964 fand der zweite und letzte Wettkampftag statt. Heute gab es drei Durchgänge, wobei die zwei besten (und insgesamt vier) Durchgänge in das Endergebnis eingingen. Nilo Zandanel aus Italien stellte mit 144 Metern (472 Fuß) einen neuen Weltrekord auf. ⓘ
Ereignisse
Jahr | Datum | Ereignis | Schanzengröße | Gewinner | Zweiter | Dritter ⓘ |
---|---|---|---|---|---|---|
1950 | 28. Februar — 5. März |
ISFW | K120 | Sepp Weiler | Andreas Däscher | Dan Netzell |
1951 | 28. Februar — 4. März |
ISFW | K122 | Tauno Luiro | Fritz Schneider | Sepp Bradl |
1952 | 28. Februar — 2. März |
ISFW | K120 | Der Internationale Skiverband hat den Veranstaltern nicht erlaubt, die offiziellen Ergebnisse zu veröffentlichen; Die Jury durfte nur die Entfernungen bewerten und veröffentlichen, nicht den Stil | ||
1955 | 26-27 Februar | ISFW | Hemmo Silvennoinen | Jack Alfredsen | Toni Brutscher | |
1958 | 22-23 März | ISFW | Helmut Recknagel | Andreas Däscher | Raimo Vitikainen | |
1961 | 25-26 Februar | ISFW | Helmut Recknagel | Otto Leodolter | Wolfgang Happle | |
1964 | 15-16 Februar | KOP | Kjell Sjöberg | Paavo Lukkariniemi | Nilo Zandanel | |
1967 | 11-12 Februar | KOP | Lars Grini | Peter Lesser | Kjell Sjöberg | |
1970 | 8-9 März | KOP | Josef Matouš | Rudolf Höhnl | Reinhold Bachler | |
1973 | 10-11 März | SFWC | K175 | Hans-Georg Aschenbach | Walter Steiner | Karel Kodejška |
1976 | 5-7 März | KOP | K175 | Toni Innauer | Heinz Wosipiwo | Hans Wallner |
1979 | 2-4 März | KOP | K175 | Andreas Hille | Josef Samek | Leoš Škoda |
1981 | 28. Februar — 1. März |
SFWC | K175 | Jari Puikkonen | Armin Kogler | Tom Levorstad |
1984 | 17. März | WC | K180 | Matti Nykänen | Pavel Ploc | Jens Weißflog |
18. März | WC | K180 | Matti Nykänen | Jens Weißflog | Pavel Ploc | |
1988 | 13. März | SFWC | K182 | Ole Gunnar Fidjestøl | Primož Ulaga | Matti Nykänen |
1992 | 25. Januar | WC | K182 | Werner Rathmayr | Andreas Felder | Mikael Martinsson |
26. Jänner | WC | K182 | Werner Rathmayr | Andreas Felder | Andreas Goldberger | |
1995 | 25. Februar | WC | K182 | Andreas Goldberger | Roberto Cecon | Jens Weißflog |
26. Februar | WC | K182 | starker Schneefall | |||
1998 | 24. Januar | SFWC(1); WC | K185 | Sven Hannawald | Kazuyoshi Funaki | Kristian Brenden |
25. Januar | SFWC(2); WC | K185 | Kazuyoshi Funaki | Dieter Thoma | Sven Hannawald | |
Weltmeisterschaften (24.-25. Januar) | Kazuyoshi Funaki | Sven Hannawald | Dieter Thoma | |||
2001 | 3. März | WC | K185 | Risto Jussilainen | Veli-Matti Lindström | Matti Hautamäki |
4. März | WC | K185 | Martin Schmitt | Adam Małysz | Risto Jussilainen | |
2004 | 7. Februar | WC | K185 | Roar Ljokelsoy | Janne Ahonen | Noriaki Kasai |
8. Februar | WC | K185 | starker Wind | |||
2007 | 27. Januar | WC | HS213 | Schneemangel, Umzug zur Schattenbergschanze HS137 | ||
28. Januar | WC | HS213 | ||||
2008 | 22-23 Februar | SFWC | HS213 | Gregor Schlierenzauer | Martin Koch | Janne Ahonen |
24. Februar | SFWC Team-Wettbewerb |
HS213 | Österreich
|
Finnland
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Norwegen
| |
2009 | 14. Februar | WC | HS213 | Harri Olli | Anders Jacobsen | Johan Remen Evensen |
15. Februar | WC Team-Wettbewerb |
HS213 | Finnland
|
Russland
|
Österreich
| |
2010 | 30. Januar | WC Team-Wettbewerb |
HS213 | Österreich
|
Norwegen
|
Finnland
|
31. Jänner | WC | HS213 | Anders Jacobsen | Robert Kranjec | Johan Remen Evensen | |
2011 | 5. Februar | WC | HS213 | Martin Koch | Tom Hilde | Gregor Schlierenzauer |
6. Februar | WC Team-Wettbewerb |
HS213 | Österreich
|
Norwegen
|
Deutschland
| |
2012 | 18. Februar | WC | HS213 | Martin Koch | Daiki Ito | Simon Ammann |
19. Februar | WC Team-Wettbewerb |
HS213 | Slowenien
|
Österreich
|
Norwegen
| |
2013 | 16. Februar | WC | HS213 | Richard Freitag | Andreas Stjernen | Gregor Schlierenzauer |
17. Februar | WC Team-Wettbewerb |
HS213 | Norwegen
|
Österreich
|
Slowenien
| |
2017 | 4. Februar | WC | HS225 | Stefan Kraft | Andreas Wellinger | Kamil Stoch |
5. Februar | WC | HS225 | Stefan Kraft | Andreas Wellinger | Jurij Tepes | |
2018 | 19-20 Februar | SFWC | HS235 | Daniel-André Tande | Kamil Stoch | Richard Freitag |
21. Januar | SFWC Team-Wettbewerb |
HS235 | Norwegen
|
Slowenien
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Polen
| |
2019 | 1. Februar | WC | HS235 | Timi Zajc | Dawid Kubacki | Markus Eisenbichler |
2. Februar | WC | HS235 | Ryōyū Kobayashi | Markus Eisenbichler | Stefan Kraft | |
3. Februar | WC | HS235 | Kamil Stoch | Evgeniy Klimov | Dawid Kubacki | |
2022 | 19. März | WC | HS235 | |||
20. März | WC Team-Wettbewerb |
HS235 |
Weltmeisterschaften, zählten auch zum Weltcup.
Nachtrennen unter Flutlicht. ⓘ
Genannt werden alle von der FIS organisierten Skiflugwettbewerbe. ⓘ
Hügel-Rekord
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Ungültig. Sturz auf Schanzenrekorddistanz. |
Bilder
Blick in die Auslaufzone ⓘ
Entwicklung des Schanzenrekords
Jahr | Name | Weite ⓘ |
---|---|---|
28.02.1950 | :Willi Gantschnigg | 124 m |
02.03.1950 | Sepp Weiler | 127 m |
03.03.1950 | :Dan Netzell | 135 m |
02.03.1951 | Tauno Luiro | 139 m |
24.02.1961 | Jože Šlibar | 141 m |
15.02.1964 | Dalibor Motejlek | 142 m |
16.02.1964 | :Nilo Zandanel | 144 m |
10.02.1967 | Lars Grini | 147 m |
10.02.1967 | :Kjell Sjöberg | 148 m |
11.02.1967 | Lars Grini | 150 m |
08.03.1973 | :Walter Schwabl | 151 m |
08.03.1973 | :Rudi Wanner | 158 m |
08.03.1973 | Heinz Wosipiwo | 161 m |
08.03.1973 | :Walter Schwabl | 162 m |
09.03.1973 | Heinz Wosipiwo | 169 m |
04.03.1976 | Geir Ove Berg | 173 m |
05.03.1976 | :Toni Innauer | 174 m |
05.03.1976 | Falko Weißpflog | 174 m |
07.03.1976 | :Toni Innauer | 176 m |
26.02.1981 | :Armin Kogler | 180 m |
16.03.1984 | Matti Nykänen | 182 m |
17.03.1984 | Matti Nykänen | 185 m |
24.01.1992 | :Andreas Felder | 188 m |
23.02.1995 | :Nicolas Jean-Prost | 193 m |
25.01.1998 | Dieter Thoma | 209 m |
01.03.2001 | :Andreas Widhölzl | 216 m |
07.02.2004 | Roar Ljøkelsøy | 223 m |
14.02.2009 | Harri Olli | 225,5 m |
03.02.2017 | Stefan Kraft | 229 m |
04.02.2017 | :Andreas Wellinger | 234,5 m |
05.02.2017 | :Andreas Wellinger | 238 m |
19.01.2018 | Daniel-André Tande | 238,5 m |
20.03.2022 | Domen Prevc | 242,5 m |