Blutgruppentätowierung

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Die Blutgruppentätowierung war ein Kennzeichen der Mitglieder der SS-Verfügungstruppe, der SS-Totenkopfverbände und später des größten Teils der Waffen-SS. Ursprünglich zur Erleichterung medizinischer Hilfe gedacht, wurde es in der Endphase des Kriegs oder nach Kriegsende eine Hilfe, wenn es darum ging, untergetauchte Angehörige der Waffen-SS zu identifizieren, die sich als gewöhnliche Wehrmachtssoldaten ausgaben.

Beschreibung und Zweck

Die SS-Blutgruppentätowierung wurde theoretisch bei allen Angehörigen der Waffen-SS mit Ausnahme der Angehörigen des Britischen Freikorps angebracht. Es handelte sich um eine kleine Tätowierung mit schwarzer Tinte an der Unterseite des linken Arms. Sie war in der Regel etwa 7 Millimeter lang und befand sich etwa 20 Zentimeter oberhalb des Ellenbogens. Die Tätowierung bestand aus dem Buchstaben der Blutgruppe des Soldaten, entweder A, B, AB oder O. Die Entdeckung des Rh-Faktors war 1937 gemacht worden, wurde aber während des Zweiten Weltkriegs nicht vollständig verstanden und daher nicht umgesetzt. Zu Beginn des Krieges wurden die Tätowierungen in Fraktur gedruckt, später dann in lateinischer Schrift.

Die Tätowierung diente dazu, die Blutgruppe eines Soldaten zu identifizieren, falls eine Bluttransfusion nötig war, während er bewusstlos war, oder seine Erkennungsmarke oder sein Soldbuch fehlten. Die Tätowierung wurde in der Regel vom Sanitäter der Einheit in der Grundausbildung angebracht, konnte aber von jedem, der damit beauftragt war, zu jeder Zeit während seiner Dienstzeit angebracht werden.

Verwendung

Nicht alle Männer der Waffen-SS trugen die Tätowierung, vor allem nicht diejenigen, die von anderen Truppengattungen zur Waffen-SS übergetreten waren, oder diejenigen, die von der Allgemeinen SS oder der nichtmilitärischen SS kamen. Auch einige Nicht-SS-Männer trugen die Tätowierung: Wenn ein Angehöriger einer Wehrmachtseinheit in einem SS-Lazarett behandelt wurde, ließ er sich häufig die Tätowierung aufbringen.

Obwohl die Tätowierung in den ersten Kriegsjahren weit verbreitet war, wurde sie im Laufe des Krieges bei immer weniger Soldaten angewandt, und gegen Ende des Krieges war die Tätowierung eher die Ausnahme als die Regel. Die Anwendung der Tätowierung bei ausländischen Freiwilligen war offenbar ein Streitpunkt, da einige, wie das britische Freikorps, sie nicht tragen mussten, während andere ausländische Einheiten keine Einwände hatten. Es gibt nur wenige spezifische Informationen über die Tätowierung und ausländische Einheiten, aber einige behaupten, dass die Männer der 33. Waffen-Grenadier-Division der SS Charlemagne (1. Franzosen) die Tätowierung tragen mussten. Johann Voss von der 6. SS-Gebirgsdivision Nord und Autor des Buches Schwarzes Edelweiß ließ sich die Tätowierung nicht stechen, weil er an diesem Tag seinen Vater besuchte, während der Rest seiner Ausbildungskompanie sie trug.

Nach dem Krieg

Nach Kriegsende waren die Alliierten bestrebt, alle Mitglieder der Waffen-SS zu fassen, da einige Einheiten eine große Zahl von Kriegsverbrechen begangen hatten. Die Blutgruppentätowierung war eine große Hilfe bei der Identifizierung ehemaliger Mitglieder, was zu ihrer Verfolgung und in einigen Fällen zu ihrer Hinrichtung führte.

Da die Tätowierung und die Zugehörigkeit zur Waffen-SS nicht immer übereinstimmten, konnten einige SS-Veteranen unerkannt bleiben. Zu den SS-Mitgliedern, die der Verhaftung entgingen, weil sie die Blutgruppentätowierung nicht trugen, gehörten Josef Mengele und Alois Brunner.

Gegen Ende des Krieges und danach versuchten einige (ehemalige) SS-Angehörige, ihre Blutgruppentätowierung mit verschiedenen Mitteln zu entfernen, u. a. durch chirurgische Eingriffe, selbst zugefügte Verbrennungen und sogar durch Selbstverstümmelung (die US-Armee veröffentlichte eine Broschüre über die Erkennung selbst zugefügter Wunden an diesem Körperteil).

Lage und Aussehen

Die Tätowierung lag auf der Innenseite des linken Oberarms, bzw. in der Achselhöhle und war ungefähr sieben Millimeter groß. Sie bestand nur aus der Bezeichnung der Blutgruppe: A, B, 0 oder AB.

Die Rhesusformel wurde nicht angegeben, da diese erst kurz zuvor von zwei jüdischen Forschern entdeckt worden war und die Forschung darüber noch in den Anfängen steckte.

Nutzen und Folgen

Der eigentliche Zweck war, zu verhindern, dass die Träger bei Verwundungen eine Bluttransfusion der falschen Gruppe bekamen.

Da diese Tätowierung ein eindeutiges Erkennungszeichen war, versuchten viele Angehörige der Waffen-SS, sie nach dem Ende des Krieges loszuwerden – beispielsweise, indem sie sich in den Oberarm schossen.

In der Nachkriegszeit in Deutschland tauchten letztlich immer mehr angeblich „reguläre“ Soldaten auf, die eine Verwundung an der eigentlich tätowierten Stelle trugen. So etwa durch Selbstbeschuss oder verlangten Beschuss durch Kameraden. Ebenso verbreitet war die Entfernung durch einen bezahlten Arzt. Hiermit wollten viele ehemalige Angehörige der Waffen-SS eine Entdeckung ihrer Organisationszugehörigkeit, ihrer wahren Identität und die damit möglicherweise verbundene Bestrafung verhindern.

Ausführungen

Die Tätowierung gab es in zwei verschiedenen Ausführungen: einmal mit deutschen Schriftzeichen und einmal in lateinischer Schrift. Letztere wurde zu Kriegsende ausschließlich verwendet, da sie nicht so aufwändig war bzw. die lateinische Schrift von Hitler zur Normalschrift im Reich gemacht worden war (siehe Normalschrifterlass). Das spielte vor allem eine Rolle, nachdem die Aufnahmekriterien für die Waffen-SS im Kriegsverlauf herabgesetzt wurden.