Schwarzstorch

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Schwarzstorch
Ciconia nigra -Kruger National Park-8.jpg
Im Krüger-Nationalpark, Südafrika
Schutzstatus

Am wenigsten gefährdet (IUCN 3.1)
CITES-Anhang II (CITES)
Wissenschaftliche Klassifizierung bearbeiten
Königreich: Tierreich
Stamm: Chordata
Klasse: Aves
Ordnung: Ciconiiformes
Familie: Ciconiidae
Gattung: Ciconia
Arten:
C. nigra
Binomialer Name
Ciconia nigra
(Linnaeus, 1758)
CiconiaNigraIUCN2019 2.png
Verbreitungsgebiet von C. nigra
Brütende
Ansässig
Durchzug
Nicht brütend
Synonyme

Ardea nigra Linnaeus, 1758

Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) ist ein großer Vogel aus der Familie der Störche (Ciconiidae). Er wurde erstmals von Carl Linnaeus in der 10. Auflage seines Systema Naturae beschrieben. Mit einer durchschnittlichen Größe von 95 bis 100 cm von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende und einer Flügelspannweite von 145 bis 155 cm hat der erwachsene Schwarzstorch ein überwiegend schwarzes Gefieder mit weißer Unterseite, langen roten Beinen und einem langen spitzen roten Schnabel. Der Schwarzstorch ist eine weit verbreitete, aber seltene Art, die an verstreuten Orten in ganz Europa brütet (vor allem in Portugal und Spanien sowie in den zentralen und östlichen Teilen) und nach Osten über die Paläarktis bis zum Pazifischen Ozean. Er ist ein Langstreckenzieher, wobei die europäischen Populationen im tropischen Afrika südlich der Sahara und die asiatischen Populationen auf dem indischen Subkontinent überwintern. Auf seiner Wanderung zwischen Europa und Afrika vermeidet er die Überquerung des Mittelmeers und nimmt einen Umweg über die Levante im Osten oder die Straße von Gibraltar im Westen. Eine isolierte, nicht wandernde Population kommt im südlichen Afrika vor.

Anders als der eng verwandte Weißstorch ist der Schwarzstorch eine scheue und wachsame Art. Man sieht ihn einzeln oder paarweise, meist in sumpfigen Gebieten, Flüssen oder Binnengewässern. Er ernährt sich von Amphibien, kleinen Fischen und Insekten, wobei er in der Regel langsam im flachen Wasser watet und sich an seine Beute heranpirscht. Brutpaare bauen ihre Nester in der Regel in großen Waldbäumen - meist Laub-, aber auch Nadelbäumen -, die weithin sichtbar sind, sowie auf großen Felsbrocken oder unter überhängenden Felsvorsprüngen in Bergregionen. Das Weibchen legt zwei bis fünf grau-weiße Eier, die im Laufe der Zeit im Nest verschmutzt werden. Die Brutzeit beträgt 32 bis 38 Tage, wobei sich beide Geschlechter die Aufgaben teilen, und das Ausfliegen dauert 60 bis 71 Tage.

Der Schwarzstorch wird von der International Union for Conservation of Nature als eine der am wenigsten gefährdeten Arten eingestuft, sein tatsächlicher Status ist jedoch ungewiss. Trotz seines großen Verbreitungsgebiets ist er nirgendwo häufig anzutreffen, und in Teilen seines Verbreitungsgebiets, wie in Indien, China und Teilen Westeuropas, scheint er zurückzugehen, während er in anderen Gebieten, wie auf der Iberischen Halbinsel, zunimmt. Für den Schwarzstorch wurden verschiedene Schutzmaßnahmen ergriffen, wie z. B. der Aktionsplan von Wetlands International zum Schutz des afrikanischen Schwarzstorchs. Er ist auch im Rahmen des Afrikanisch-Eurasischen Wasservogelabkommens und des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen geschützt.

Im Gegensatz zum Weißstorch ist der Schwarzstorch ein scheuer Bewohner alter, geschlossener Wälder, die Still- und Fließgewässer aufweisen. Trotz des sehr großen Verbreitungsgebietes werden keine Unterarten unterschieden.

Aussehen

Der Schwarzstorch ist etwas kleiner als der Weißstorch (Ciconia ciconia). Oberseite, Kopf, Hals und Vorderbrust sind metallisch glänzend schwarz, das Gefieder schillert metallisch je nach Lichteinfall grünlich, purpurn, aber auch kupferfarbig. Nur Brust, Bauch, der rumpfnahe Teil des Unterflügels sowie die Unterschwanzdecken sind weiß. Die Weibchen sind nur geringfügig matter gefärbt als die Männchen, ihr Schnabel ist meistens gerade, während jener der Männchen ganz leicht aufwärts gebogen erscheint. In Gewicht und Größe besteht zwischen den Geschlechtern kein Unterschied. Schnabel und Beine des adulten Vogels sind während der Brutzeit leuchtend rot, im Schlichtkleid aber bräunlich bis matt dunkelrot. Auch die nackten Hautpartien rund um die Augen sowie der Schnabelansatz sind während der Brutsaison leuchtend rötlich gefärbt. Die Beine der Jungvögel sind im ersten Jahr gelbgrünlich und wechseln langsam über bräunliche Töne ins Rötliche. Ihr Schnabel ist dunkelbraun mit einem leicht rostroten Anflug. Die Gefiederfarbe ist stumpfer, eher tief braunschwarz, der metallische Schimmer fehlt.

Flugbild und Flug

Auch im Flug ist der Schwarzstorch in seinen paläarktischen Brutgebieten kaum zu verwechseln. Im Überwinterungsgebiet können bei flüchtiger Betrachtung Verwechslungen mit dem bedeutend kleineren Abdimstorch (Ciconia abdimii) vorkommen. Der Schwarzstorch fliegt wie alle Eigentlichen Störche mit ausgestrecktem Hals und ausgestreckten Beinen, die deutlich das Schwanzende überragen, Kopf und Schnabel sind leicht abgesenkt. Die Flügel sind etwas schmaler als die des Weißstorches, deutlicher im Flügelbug (Karpalgelenk) abgewinkelt, jedoch ebenso tief gefingert.

Der Flug des Schwarzstorches wirkt leichter und behänder als der des Weißstorches. In Anpassung an seinen Lebensraum hat er eine Flugtechnik entwickelt, bei der die Flügel im Karpalgelenk stark abgewinkelt werden, wodurch die große Flügelspannweite von bis zu zwei Metern erheblich reduziert wird. Diese Flugweise ermöglicht ein problemloseres Einfliegen in den Kronenbereich und ein besseres Manövrieren im Wald. Während der Balz- und territorialen Synchronflüge spreizen Schwarzstörche häufig die leuchtend weißen Unterschwanzfedern, ein Verhalten, das in der Fachsprache als Flaggezeigen oder Ausflaggen bekannt ist.

Maße und Gewicht

Die Gesamtlänge des Schwarzstorches beträgt im Mittel knapp 100 Zentimeter, er ist damit um etwa zehn Prozent kleiner als ein durchschnittlich großer Weißstorch. Ein adulter Vogel wiegt fast drei Kilogramm, ein Erstzieher etwa zweieinhalb. Damit sind Schwarzstörche im Durchschnitt um 10 bis 20 Prozent leichter als Weißstörche. Bei einer Flügellänge von bis zu 57,5 Zentimetern kann die Gesamtspannweite knapp zwei Meter erreichen. Der Schnabel eines erwachsenen Vogels ist bei einer Schnabelhöhe von etwa drei Zentimetern bis zu 19,5 Zentimeter lang.

Stimme

Der Schwarzstorch ist eine misstrauische Art, die den Kontakt mit Menschen meidet. Im Allgemeinen ist er allein oder in Paaren anzutreffen, auf dem Zug oder im Winter in Schwärmen von bis zu 100 Vögeln.

Der Schwarzstorch verfügt über ein breiteres Spektrum an Rufen als der Weißstorch, wobei sein Hauptruf ein "chee leee" ist, das wie ein lautes Einatmen klingt. Als Warnung oder Drohung gibt er einen zischenden Ruf von sich. Männchen, die sich zur Schau stellen, stoßen eine lange Reihe von keuchenden, raubvogelähnlichen Rufen aus, die erst lauter und dann leiser werden. Nur selten kommt es zu gegenseitigem Schnabelklappern, wenn sich die Erwachsenen am Nest treffen. Die Erwachsenen tun dies als Teil ihres Paarungsrituals oder wenn sie verärgert sind. Die Jungvögel klappern mit den Schnäbeln, wenn sie erregt sind.

Die Auf-Ab-Anzeige wird für eine Reihe von Interaktionen mit anderen Mitgliedern der Art verwendet. Dabei stellt sich der Storch in eine waagerechte Position und hebt seinen Kopf schnell von unten auf etwa 30 Grad über die Waagerechte und wieder zurück, wobei er die weißen Segmente seines Gefieders zur Schau stellt, was mehrmals wiederholt wird. Dieses Verhalten wird sowohl zur Begrüßung zwischen den Vögeln als auch - in stärkerem Maße - als Drohgebärde eingesetzt. Da die Art ein Einzelgänger ist, wird diese Drohgebärde nur selten beobachtet.

Während der Balz, vor allem beim Synchronfliegen und bei Nestanflügen, ist ein nicht sehr lautes, melodisch-flötendes Fliie-höö, das verschiedentlich variiert und moduliert wird, zu hören. Es kann entfernt etwa an den Flugruf des Wespenbussards erinnern. In Aggressionssituationen wird dieses Gesangselement lauter, schärfer, zuweilen auch scharf fauchend. Daneben verfügen Schwarzstörche über ein breites Band an verschiedenen Kontaktlauten und Kontaktrufen. Schnabelklappern ist entweder ein Stress- oder Erregungsklappern. Es geht der Kopulation voraus und ist auch in Aggressionssituationen zu hören.

Die Jungvögel betteln ausgiebig mit verschiedenen, zum Teil etwas entenartig klingenden Lauten. Ältere Jungstörche stoßen in Bedrohungssituationen einen tiefen, auf uuuaaa vokalisierten Laut aus, der unter Vogelkundlern als Grölen bekannt ist.

Lebensraum

Schwarzstörche
Seltener Anblick – Schwarzstorch auf einer Dorfstraße

Anders als sein bekannterer Verwandter, der Weißstorch, lebt der Schwarzstorch meistens verborgen in alten, aber nicht zu dichten, reich strukturierten Wäldern; Laubwälder und Laubmischwälder mit Lichtungen, Fließgewässern, Tümpeln und Teichen sind sein idealer Lebensraum. Ebenso gehören waldnah gelegene, feuchte, extensiv genutzte Wiesen zu einem optimalen Schwarzstorchhabitat. Alte Schwarzstorchreviere liegen fast immer in geschlossenen, meistens über 100 Hektar großen Waldgebieten. Mit der dichteren Besiedelung und dem daraus resultierenden Mangel an optimalen Brutplätzen wurden in den letzten Jahren auch Brutansiedelungen in kleinen Waldgebieten, in Einzelfällen sogar in kleinen Feldgehölzen festgestellt.

Schwarzstörche reagieren sehr empfindlich auf Störungen und meiden daher weitgehend die Nähe von menschlichen Siedlungen. Die verschiedentlich aufgestellte Behauptung, der Schwarzstorch brüte in Transkaukasien auch im Bereich menschlicher Siedlungen, ließ sich durch neuere Untersuchungen nicht bestätigen. Im oberfränkischen Steppach kam es 2013 jedoch zu einem Nestbau und einer Brut (zwei Jungvögel) auf einem Hausdach in der Ortsmitte.

Verbreitung

Verbreitung des Schwarzstorches:
  • Brutgebiete
  • Ganzjähriges Vorkommen
  • Migration
  • Überwinterungsgebiete
  • In Nord- und Mitteleuropa kommt der Schwarzstorch in größerer Regelmäßigkeit, aber immer noch sehr lückenhaft etwa östlich von 11° bis 13° östlicher Länge vor. Die westlich davon liegenden Brutvorkommen sind mit Ausnahme der zum Großteil residenten iberischen Populationen Ausbreitungsgebiete, die erst seit wenigen Jahren besiedelt werden. Ein weit vorgeschobener Ausbreitungskeil reicht derzeit von den Waldgebieten der belgischen und luxemburgischen Ardennen über Nordost- und Zentralfrankreich südwestwärts bis ins Perigord. Im Norden brütet die Art von Norddeutschland (unregelmäßig und in sehr geringer Zahl auch in Dänemark) nach Osten über Polen und das Baltikum bis Ussurien an der Pazifikküste. Die Nordgrenze seiner paläarktischen Verbreitung schwankt um 60° N, die Südgrenze ist uneinheitlich, da die Art Wüsten- und Steppengebiete nicht dauerhaft besiedelt.

    In seinem gesamten asiatischen Verbreitungsgebiet ist der Schwarzstorch ein sehr seltener Brutvogel mit nur äußerst lückenhafter Verbreitung.

    Weitgehend isolierte Vorkommen bestehen in Spanien und Ostportugal, in der nördlichen Türkei, im Kaukasusgebiet, in Nordwestafghanistan und Pakistan, auf der koreanischen Halbinsel sowie in der Republik Südafrika nordwärts bis Simbabwe und Sambia. Woher diese residenten südafrikanischen Bestände stammen, ist nicht bekannt; zurzeit stehen sie in keinem Zugzusammenhang mit den europäischen und asiatischen Populationen.

    Die vertikale Verbreitung der Vorkommen ist sehr unterschiedlich und reicht in Europa von den Tieflandgebieten bis in die submontane Stufe der Laubmischwälder, in Zentralasien werden ausschließlich Wälder der submontanen und montanen Stufe besiedelt.

    Nahrung

    Die Nahrung des Schwarzstorches setzt sich in viel höherem Maße als beim Weißstorch aus Tieren zusammen, die im oder am Wasser leben. Dabei spielen Fische und Rundmäuler die größte Rolle. Daneben werden auch, abhängig vom verfügbaren Angebot, Amphibien und Wirbellose erbeutet; der Anteil der Säugetiere ist im Vergleich zum Weißstorch gering.

    Juveniler Schwarzstorch mit sehr großem Fisch
    Adulter Schwarzstorch auf Nahrungssuche

    Unter den Fischen gehören offenbar Forellen zur Hauptbeute, gefolgt von Groppen, Aalen und während der ersten beiden Fütterungswochen Elritzen und Bachschmerlen. Dort, wo Bachneunauge und Flussneunauge in Schwarzstorchhabitaten vorkommen, zählen auch diese Rundmäuler zu den Beutetieren der Art. Genauere Angaben zu erbeuteten Amphibien sind kaum vorhanden; es scheint sich jedoch vor allem um Frösche und Molche zu handeln, während Kröten wohl nur bei starker Nahrungsknappheit angenommen werden. Reptilien, insbesondere junge Ringelnattern, wurden selten als Beutetiere festgestellt.

    Unter den Wirbellosen überwiegen ebenfalls wassergebundene, zumindest aber feuchtigkeitsliebende Arten, wie verschiedene Schwimmkäfer, Wasserkäfer und deren Larvenstadien, sowie in nicht unbeträchtlichem Ausmaß die Larven verschiedener Köcherfliegen und Libellen.

    Welchen Anteil Säugetiere, insbesondere Echte Mäuse, Ratten, Wühlmäuse und Spitzmäuse, an der Nahrung haben, ist nicht genau bekannt. In den Speiballen sind ihre Reste auf Grund der weitgehend vollständigen Verdauung der Fisch- und Amphibiennahrung jedoch wahrscheinlich überrepräsentiert. Nur selten (z. B. bei Mangel an anderer Nahrung) werden Nestlinge anderer Vögel oder Aas gefressen.

    Ferner nimmt der Schwarzstorch regelmäßig Pflanzen zu sich und verfüttert sie auch an die Jungen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Moose und Wasserpflanzen. Verschiedene Autoren sprechen dieser vegetarischen Beikost eine Funktion bei der Gewöllebildung zu und vermuten auch, dass sie den Storch mit gewissen Spurenelementen, vor allem mit Mangan, versorgt.

    Der Schwarzstorch ernährt sich hauptsächlich von Fischen, darunter kleine Cypriniden, Hechte, Plötzen, Aale, Knospen, Barsche, Quappen, Stichlinge und Schlammpeitzger (Misgurnus und Cobitis). Er kann sich von Amphibien, kleinen Reptilien, Krebsen, Säugetieren und Vögeln sowie von wirbellosen Tieren wie Schnecken, Mollusken, Regenwürmern und Insekten wie Wasserkäfern und deren Larven ernähren.

    Nahrungserwerb

    Die Nahrung wird meistens schreitend im Wasser, an feuchten Waldstellen oder auf feuchten Wiesen erbeutet. Kurze, schnelle Verfolgungen unter Zuhilfenahme der Flügel kommen vor. Schwarzstörche jagen meistens in seichtem Wasser, doch wurden auch Störche bis zum Bauchgefieder im Wasser watend beobachtet. Der Schwarzstorch jagt sowohl auf Sicht als auch sensorisch durch Sondierungsbewegungen des Schnabels im Schlamm oder trüben Wasser, obwohl sein bevorzugtes Nahrungshabitat klare Bäche mit kiesigem Untergrund sind. Häufig werden bei der Wasserjagd die Flügel ausgebreitet – eine Methode, die Flügelmanteln oder englisch canopy feeding genannt wird. Möglicherweise werden dadurch die Lichtreflexionen auf dem Wasser gemildert, es könnte aber auch sein, dass den verfolgten Fischen durch die Lichtabschirmung eine Fluchthöhle vorgetäuscht wird und sie so leichter zu erbeuten sind.

    Die Beute wird nicht aufgespießt, sondern mit dem Schnabel ergriffen. Größere Beutetiere werden noch im Schnabel weichgeknetet, bevor sie mit dem Kopf voran verschlungen werden. Um die Beutetiere zu wenden, werden sie zuweilen in die Luft geschleudert, manchmal aber auch am Gewässerrand abgelegt und erst dort verzehrt.

    Verhalten

    Allgemein

    Wohl in seinem gesamten Verbreitungsgebiet ist der Schwarzstorch ein scheuer Kulturflüchter, der zum Teil äußerst sensibel auf Störungen in seinem Brutgebiet reagiert. Vor allem in den ersten Wochen nach der Ankunft im Brutgebiet ist diese Störanfälligkeit sehr ausgeprägt.

    Schwarzstorch beobachtet einen Bach (D, Hessen, 450 m ü.N.N.)

    Seine Aktivität beginnt mit dem ersten Nahrungsflug in der Morgendämmerung und endet kurz nach Sonnenuntergang. Er ist während der Brutzeit streng territorial und auch außerhalb dieser weniger gesellig als der Weißstorch. Auf dem Zug finden sich jedoch größere Gruppen zusammen, die gemeinsam Rast- und Ruheplätze sowie die Nahrungsgründe aufsuchen.

    Ruhe- und Komfortverhalten

    Schwarzstörche führen eine sehr penible Gefiederpflege durch und baden gerne und ausgiebig („Komfortverhalten“). Dabei tauchen sie mit dem gesamten Körper ins Wasser. Bei Alt- und Jungvögeln wird regelmäßig soziale Gefiederpflege festgestellt. Während der Ruhe- und Schlafperioden stecken die Störche den Schnabel ins aufgeplusterte Hals- und Brustgefieder; oft stehen sie in diesen Ruheperioden auf einem Bein. Während der Huderperiode schläft das Weibchen im Nest, das Männchen sucht seinen Schlafplatz in der unmittelbaren Umgebung, in der Regel mit gutem Sichtkontakt zum Nest. Wenn die Jungen nicht mehr gehudert werden müssen, schläft ein Altvogel stehend am Nestrand.

    Aggressionsverhalten

    Während der Balz- und Brutzeit ist der Schwarzstorch streng territorial. Das Territorium wird während der Reviergründung durch eindrucksvolle Revierflüge markiert, Eindringlinge werden energisch davon ferngehalten. Artgenossen werden vom Nest mit seltsam anmutenden Tänzen vertrieben. Dabei sträubt der Vogel die weißen Unterschwanzdecken, tritt von einem Bein auf das andere und führt mit dem Kopf schlängelnde Bewegungen aus. Häufig ist dieser Tanz von stöhnenden Rufreihen begleitet. Angriffe mit Körperkontakt unterbleiben aber meistens; sie wurden unter Artgenossen selten beobachtet, können aber recht heftig sein und zu Verletzungen führen. Solche Auseinandersetzungen werden auch im Fluge ausgetragen.

    Brutbiologie

    Ei des Schwarzstorches

    Schwarzstörche führen eine, wie neueste Beobachtungen zeigen, nicht immer ganz monogame Brutsaisonehe. Sie werden frühestens im dritten Lebensjahr geschlechtsreif, schreiten aber meistens erst ein Jahr später zur ersten Brut. Auf Grund der sehr großen Brutplatztreue beider Partner kommt es häufig zu Wiederverpaarungen, auch über viele Jahre hinweg. Der zuerst im Brutrevier ankommende Vogel – es handelt sich dabei häufiger um das Männchen – wartet auf dem Nest oder nahe dabei auf den Partner; zuweilen, aber nicht immer, beginnt er auch sofort mit Instandsetzungsarbeiten am Nest oder, bei Revierbegründungen, mit dem Nestbau. Diese Warteperiode kann in Extremfällen bis zu 40 Tage dauern, ein oder zwei Wochen sind aber die Regel. Nur selten kommen beide Vögel am gleichen Tag am Niststandort an. Das vereinte Paar beginnt sofort mit Nestbau oder Nestinstandsetzung und markiert das Territorium mit eindrucksvollen Schauflügen; die dabei in große Höhen aufsteigenden Vögel zeigen immer synchrone Flugbewegungen, auch während der simulierten spiraligen Abstürze, dem sogenannten Wuchteln. Häufig werden bei diesen Revierflügen die weißen Unterschwanzdeckfedern gespreizt.

    In dieser Zeit kopulieren die Störche häufig, vornehmlich in den Vormittagsstunden und meistens auf dem Hauptnest.

    Neststandort und Nest

    Mindestens 20 Jahre alter Schwarzstorchhorst auf einer Rotbuche

    Schwarzstörche bauen umfangreiche Baum- oder Felsennester. Die Baumnester liegen im mittleren, häufiger aber im oberen Drittel verschiedener Laub- und Nadelbäume, meistens in Stammnähe, gelegentlich aber auch weit vom Stamm entfernt auf weit ausladenden starken Ästen. Unter den Horstbäumen ist eine Bevorzugung der Eiche festzustellen, wohl vor allem deshalb, weil Eichen schon im mittleren Stammabschnitt starke Äste mit vielen Verzweigungen ausbilden, die als stabile Nestauflage gut geeignet sind. In Mittelgebirgsregionen Deutschlands hat die Rotbuche die größte Bedeutung als Horstbaum. In eher feuchten Wäldern befinden sich Horste häufig auf Erlen, Eschen oder Birken. Gebietsweise dominieren als Horstbaum auch Kiefern, Fichten oder Tannen. Bei Baumhorsten liegt der Horst oft auf Überständern, also Bäumen, die andere in der Höhe überragen, häufig auch auf Randbäumen an Lichtungen. Solche Lagen ermöglichen ein leichtes Einfliegen in den Horstbereich. Felsenhorste werden in der Regel auf relativ niedrigen, oft teilweise oder ganz überdachten Felssimsen errichtet, wobei die Felshöhe selbst und die Höhenlage des Nestes innerhalb des Felsens sehr unterschiedlich sein kann.

    Der Schwarzstorch benutzt seine Nester oft über viele Jahre hinweg, setzt sie immer wieder instand und erweitert sie, sodass sie beträchtliche Ausmaße und ein großes Gewicht erreichen können, was bei zu schwacher Nestunterlage nicht selten zu Nestabstürzen führt. Die Horste sind selten kreisrund, sondern eher rundoval mit Maßen von etwa 150 × 120 Zentimetern bei einer Höhe von rund 50 Zentimetern. Diese Ausmaße können jedoch um einiges überschritten werden. Oft legt ein Revierpaar neben dem Hauptnest noch einige Ausweichnester an.

    Gelege und Brut

    Horst mit Altvogel und drei Jungvögeln

    Der Zeitpunkt der Eiablage ist von der geographischen Lage und den klimatischen Bedingungen abhängig. In Mitteleuropa beginnt sie selten vor Mitte April. Die westlichen Störche beginnen eher früher zu brüten, die östlichen später. Die südafrikanische Brutzeit fällt in den dortigen Winter und erreicht ihren Gipfel in den Monaten Juni und Juli.

    Ein Vollgelege besteht am häufigsten aus vier rundovalen, anfangs grünlichen, später reinweißen Eiern in der mittleren Größe von 66 × 48,5 Millimetern. Es kommen auch Gelege mit drei bis sieben Eiern vor. Nachgelege enthalten selten mehr als drei Eier.

    Die Eier werden in Abständen von zwei Tagen gelegt; das Weibchen beginnt meistens nach dem zweiten Ei fest zu brüten, sodass die Küken in Abständen bis zu sechs Tagen schlüpfen und erhebliche Größen- und Entwicklungsunterschiede zwischen den Küken bestehen können. Beide Elternteile brüten, nachts jedoch immer das Weibchen. Gelegentlich wird das Weibchen während der Brutzeit vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die mittlere Brutzeit beträgt 34 bis 38 Tage. In den ersten drei bis vier Wochen werden die Jungstörche ständig von einem Altstorch bewacht und, wenn nötig, gehudert oder beschattet. Die Fütterung übernimmt zuerst ausschließlich das Männchen, nach der zweiten Lebenswoche, manchmal auch erst später, füttern beide Elternteile. Mit 21 Tagen können die Jungen zumindest kurzzeitig aufrecht stehen, mit etwa 60 bis 70 Tagen sind sie flügge. Die Jungstörche werden noch zwei bis vier Wochen von den Eltern betreut und kehren auch noch oft zum Nest zurück. Danach verlassen sie meistens in Zugrichtung und vor den Altvögeln das Aufwuchsgebiet.

    Wanderungen

    Rote Linie: Grenze des Vogelzugs
    Oranger Pfeil: Westliche Wanderung
    Gelber Pfeil: Östliche Migration
    Blau: Winterquartier

    Der Zug findet von Anfang August bis Oktober statt, mit einem großen Exodus im September. Einige der iberischen Populationen und auch die im südlichen Afrika sind im Wesentlichen nicht wandernd, obwohl sie in den Nicht-Brutgebieten frei umherziehen können. Der Schwarzstorch ist ein breitflügliger Segelflugvogel, der für seinen Langstreckenflug auf die Thermik angewiesen ist, wenn auch weniger als der Weißstorch. Da sich die Thermik nur über dem Land bildet, muss der Schwarzstorch zusammen mit den großen Greifvögeln das Mittelmeer an den engsten Stellen überqueren, und viele Schwarzstörche reisen über den Bosporus, den Sinai und Gibraltar nach Süden. Die Reise beträgt etwa 5.667 km (3.521 Meilen) über die westliche Route und 7.000 km (4.300 Meilen) über die östliche Route, wobei die Satellitenverfolgung eine durchschnittliche Reisezeit von 37 bzw. 80 Tagen ergibt. Die westliche Route führt über den Felsen von Gibraltar oder über die Bucht von Gibraltar, in der Regel auf einer südwestlichen Route, die sie in den mittleren Teil der Meerenge führt, von wo aus sie Marokko erreichen. Viele Vögel fliegen in der Sahara in Küstennähe. Etwa 10 % der westlichen Störche wählen die Strecke Sizilien - Cap Bon, Tunesien.

    In Spanien gibt es mehrere wichtige Gebiete - den Nationalpark Monfragüe, den Regionalpark Sierra de Gredos, das Nationale Jagdreservat Cíjara, den Naturpark Sierra Hornachuelos und den Nationalpark Doñana -, in denen die Schwarzstörche auf ihrer westlichen Zugroute Station machen. Der Einsatz von Pestiziden hat die Vogelwelt im nahe gelegenen Doñana bedroht. Weiter südlich ist der Faguibine-See in Mali ein weiterer Rastplatz, der jedoch in den letzten Jahren von der Trockenheit betroffen war.

    Westzieher

    Unter den Westziehern wählen etwa 10 Prozent die Passage Sizilien – Cap Bon, Tunesien, während die Inselbrücke der Ägäis seltener beflogen wird. In der Regel überfliegen die Westzieher das Mittelmeer jedoch in der Umgebung von Gibraltar. Mit der fortschreitenden Westausbreitung der Art steigt auch die Anzahl der Westzieher, die zum Teil schon in Südspanien und Südportugal überwintern, meistens aber bis Westafrika, insbesondere in die Niger-Feuchtgebiete und nach Senegambien weiterziehen.

    Ostzieher

    Die Ostzieher wählen die Bosporus-Sinai-Niltal-Route und überwintern in Ostafrika. Die Überwinterungsgebiete der in Mittelasien brütenden Störche liegen zum Teil ebenfalls in Ostafrika sowie in Indien südlich des Himalayas, aber meistens nördlich des Äquators, die der Fernoststörche in Indochina sowie im südlichen China. Die asiatischen Hochgebirge werden oft überflogen; ziehende Störche wurden im Karakorum in Höhen von 8000 Metern beobachtet.

    Zugscheide in Europa

    Die uneinheitliche Zugscheide zwischen Ost- und Westziehern liegt im östlichen Mitteleuropa etwa bei 16° Ost und zieht sich nach Norden bis auf etwa 10° Ost. Die Zugscheiden der asiatischen Populationen sind nicht bekannt. Die südafrikanischen Störche nomadisieren außerhalb der Brutzeit.

    Zugzeiten in Europa

    Der Wegzug der Störche aus ihren Bruträumen beginnt Mitte August mit dem Abzug der Jungstörche und dauert bis Ende September. Innerhalb der Zugscheidengebiete kommt es vor, dass sowohl Partner als auch Geschwister unterschiedliche Routen wählen. Die Zugleistungen beim Wegzug liegen zwischen 100 und 250 Tageskilometern mit Tagesmaximalstrecken von über 500 Kilometern. Der Heimzug erfolgt etwas zügiger; ab Mitte März treffen die ersten mitteleuropäischen Störche wieder im Brutgebiet ein.

    Bestand

    Schwarzstorch im Duisburger Zoo

    Die europäischen Schwarzstorchbestände nehmen besonders im Westen Mitteleuropas seit etwa 25 Jahren leicht zu. Im Osten hingegen bestehen uneinheitliche Bestandsentwicklungen, in einigen Staaten sind auch erhebliche Bestandsabnahmen festzustellen. Auffallend ist die vergleichsweise geringe Reproduktionsrate der Oststörche, während die der Weststörche anhaltend hoch bleibt. Über die Bestandssituation in Mittel- und Ostasien liegen keine aktuellen Angaben vor, Einzelzahlen deuten jedoch eher auf einen Bestandsrückgang hin.

    In Europa besteht ein Trend zu einer Arealausweitung nach Westen und Nordwesten, der sich insbesondere nach 1995 deutlich verstärkt hat. Einzelbruten im südlichen Baden-Württemberg und im bayrischen Allgäu deuten auf eine beginnende Arealausweitung in diesen Bereichen hin. Aus Vorarlberg liegen einige Brutzeitbeobachtungen aus dem grenznahen Gebiet zu Bayern sowie Einzelbeobachtungen ziehender Schwarzstörche vor, ein Brutnachweis steht jedoch noch aus. Ähnlich ist die Situation in der Ostschweiz. Rheinabwärts brütet die Art bereits in nicht unbeträchtlichen Zahlen in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen. 2005 brüteten in Deutschland mindestens 500 bis 530 Paare, während die Zahl der Brutpaare Anfang der 1970er Jahre noch unter 50 lag. Neuerdings werden auch aus Norditalien wieder Bruten gemeldet. Besonders stürmisch verläuft die Arealausweitung über die belgischen Ardennen nach Nordostfrankreich, ohne dass dahinterliegende Regionen bereits aufgefüllt wären.

    Insgesamt werden die europäischen Bestände auf etwa 7000 bis 11.000 Brutpaare geschätzt, was ungefähr der Hälfte des Weltbestandes entspricht. Die größten Vorkommen mit je über 1000 Brutpaaren liegen in Polen und in Weißrussland.

    Bedrohung

    Die IUCN sieht die Schwarzstorchbestände zurzeit nicht gefährdet (LC = least concern), in den europäischen Listen wird die Art trotz des positiven Populationstrends mit R (= rare – selten) eingestuft. Auf Grund der global sehr geringen Individuenzahl von maximal etwa 40.000 Tieren scheint sie besonders durch mangelnden genetischen Austausch sowie durch Zugverluste (insbesondere Abschuss in einigen südeuropäischen und nordafrikanischen Staaten) und durch Probleme in den Überwinterungsgebieten gefährdet. Vor allem Jungstörche verunglücken sehr häufig auf ihrem ersten Zug an Hochspannungsleitungen und Windstromanlagen. In den Brutgebieten sind nach wie vor negative Habitatsveränderungen sowie Störungen am Brutplatz die schwerwiegendsten Gefährdungsursachen.

    Eine relativ neue Bedrohung sind Windenergieanlagen (WEA). Für Deutschland waren bis 2015 fünf Kollisionsopfer und eine hohe Anzahl kritischer Flugsituationen an WEA dokumentiert. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten veröffentlichte 2015 eine Mindestabstandsempfehlung von 3.000 m von WEA zu Brutplätze des Schwarzstorches und einen Prüfbereich von 10.000 Metern um Brutplätze, um Gefährdungen bei Flügen zu Nahrungsgründen auszuschließen. In den letzten Jahren wurden mehrfach Bruten des Schwarzstorches gestört und seine Horste nach der Brutzeit abgesägt, wo im Nahbereich WEA geplant waren. Bei Bad Fredeburg fällte ein Waldbesitzer Anfang 2016 den Horstbaum eines Schwarzstorchpaares, vermutlich weil oberhalb des Horstbaums die Ausweisung einer Windkraftvorrangzone geplant war und ein Schwarzstorchbrutplatz das Ende der Planung bedeutete. Die informierte Untere Naturschutzbehörde (UNB) leitete ein Ordnungswidrigkeits-Verfahren ein und verhängte einen Bußgeldbescheid. Der Einspruch gegen den Bescheid vor dem Amtsgericht Arnsberg wurde zurückgewiesen. Der Richter bejahte eindeutig eine Fahrlässigkeit des Flächenbesitzers und verhängte 500 Euro Bußgeld.

    Bastardisierungen

    Zwischen Schwarz- und Weißstorch wurden bisher keine Bastardisierungen in freier Natur beobachtet. In den Zoos von Basel, Köln und Tallinn kam es jedoch zu solchen Artkreuzungen. Die Hybriden bildeten intermediär unterschiedliche Gefiederfärbungen aus; über ihre Fertilität ist nichts bekannt.

    Taxonomie und Etymologie

    Der englische Naturforscher Francis Willughby schrieb im 17. Jahrhundert über den Schwarzstorch, nachdem er einen in Frankfurt gesehen hatte. Er gab ihm den Namen Ciconia nigra, abgeleitet von den lateinischen Wörtern für "Storch" und "schwarz". Er war eine der vielen Arten, die der schwedische Zoologe Carl Linnaeus ursprünglich in der bahnbrechenden 10. Auflage seines Systema Naturae von 1758 beschrieb, wo er den binomischen Namen Ardea nigra erhielt. Zwei Jahre später wurde er von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques Brisson in die neue Gattung Ciconia aufgenommen. Das Wort Storch leitet sich vom altenglischen Wort storc ab, von dem man annimmt, dass es mit dem althochdeutschen storah, was "Storch" bedeutet, und dem altenglischen stearc, was "steif" bedeutet, verwandt ist.

    Aus dem Manas Tiger Reserve, Assam, Indien.

    Der Schwarzstorch gehört zur Gattung der Ciconia oder typischen Störche, einer Gruppe von sieben Arten, die sich durch einen geraden Schnabel und ein überwiegend schwarz-weißes Gefieder auszeichnen. Lange Zeit wurde angenommen, dass der Schwarzstorch am engsten mit dem Weißstorch (C. ciconia) verwandt ist. Eine genetische Analyse mittels DNA-DNA-Hybridisierung und mitochondrialer Cytochrom-b-DNA durch Beth Slikas im Jahr 1997 ergab jedoch, dass er basal (ein früher Ableger) der Gattung Ciconia ist. Fossile Überreste wurden aus miozänen Schichten auf den Rusinga- und Maboko-Inseln in Kenia geborgen, die von den Weiß- und Schwarzstörchen nicht zu unterscheiden sind.

    Kulturgeschichtliches

    In vorchristlich-germanischer Zeit sah man den Schwarzstorch als einen der Begleiter Odins; ein im Schwedischen noch immer gebräuchlicher volkstümlicher Name ist Odensvala, Schwalbe des Odin. Aus dem Mittelalter gibt es nur wenige Hinweise auf eine genaue Kenntnis der Art, doch wird sie im Falkenbuch Kaiser Friedrichs II. (De arte venandi cum avibus) in einigen sehr naturgetreuen Abbildungen dargestellt. Im Allgemeinen gilt der Schwarzstorch vom Mittelalter bis in die Neuzeit als Gegenspieler des verehrten und positiv besetzten Weißstorches und wird demgemäß als Künder von Unheil, Krankheit und Krieg angesehen. Dieser Volksaberglaube, der Schwarzstorch verheiße nahendes Unglück, ist in manchen Regionen des südöstlichen Europas noch immer lebendig.

    Verbreitung und Lebensraum

    Schwarzstorch im Flug

    Im Sommer ist der Schwarzstorch von Ostasien (Sibirien und Nordchina) westlich bis nach Mitteleuropa verbreitet, wo er im Norden Estland, in Deutschland Polen, Niedersachsen und Bayern, im Süden die Tschechische Republik, Ungarn, Italien und Griechenland erreicht, mit einer abgelegenen Population in der zentral-südwestlichen Region der Iberischen Halbinsel (Extremadura und umliegende Provinzen Spaniens sowie Portugal). Der Schwarzstorch ist ein Zugvogel, der im tropischen Afrika und in Asien überwintert, obwohl bestimmte Schwarzstorchpopulationen sesshaft sind oder sich zerstreut haben. Eine isolierte Population gibt es im südlichen Afrika, wo die Art im Osten, im östlichen Südafrika und in Mosambik häufiger vorkommt, aber auch in Simbabwe, Eswatini, Botsuana und seltener in Namibia.

    Die meisten Schwarzstörche, die den Sommer in Europa verbringen, ziehen nach Afrika. Diejenigen, die aus Westdeutschland und dem Westen kommen, ziehen über die Iberische Halbinsel nach Süden, die übrigen über die Türkei und die Levante. Diejenigen, die über Spanien fliegen, überwintern im Einzugsgebiet des Falémé-Flusses im östlichen Senegal, in Guinea, im südlichen Mauretanien, in der Elfenbeinküste, in Sierra Leone und im westlichen und zentralen Mali, während diejenigen, die über den Sinai fliegen, im nördlichen Äthiopien, im Einzugsgebiet des Kotto-Flusses in der Zentralafrikanischen Republik, im Einzugsgebiet des Mbokou-Flusses im Tschad und im Nordosten Nigerias landen. Schwarzstörche, die in Westasien überwintern, ziehen nach Nord- und Nordostindien, hauptsächlich von Punjab nach Süden bis Karnataka, und nach Afrika. Gelegentlich kommen sie auch nach Sri Lanka. Die weiter östlich in Ostrussland und China ansässigen Vögel überwintern hauptsächlich in Südchina und gelegentlich in Hongkong, Myanmar, Nordthailand und Laos. Im Westen Myanmars wurden sie erstmals 1998 nachgewiesen.

    Der Schwarzstorch bevorzugt waldreichere Gebiete als der bekanntere Weißstorch und brütet in großen, sumpfigen Feuchtgebieten mit eingestreuten Nadel- oder Laubwäldern, bewohnt aber auch Hügel und Berge mit einem ausreichenden Netz von Bächen. Normalerweise bewohnt er Teiche, Flüsse, Seenränder, Flussmündungen und andere Süßwasserfeuchtgebiete. Der Schwarzstorch bewohnt zwar eher landwirtschaftlich genutzte Gebiete in der kaspischen Tiefebene, aber auch hier vermeidet er den engen Kontakt mit Menschen. Sein Überwinterungsgebiet in Indien umfasst Stauseen oder Flüsse mit nahegelegenen Büschen oder Wäldern, in denen die Schwarzstörche nachts auf Bäumen übernachten können. Im südlichen Afrika ist er in flachen Gewässern wie Flüssen, Seen oder Sümpfen anzutreffen, gelegentlich aber auch auf dem Festland.

    Nachdem er vor Beginn des 20. Jahrhunderts aus Belgien verschwunden war, brütete er bis zum Jahr 2000 wieder in den belgischen Ardennen, in Luxemburg und in Burgund (Frankreich). Auch in Spanien und Portugal scheint er sich zu vermehren, wo der Bestand 2006 auf 405 bis 483 Paare geschätzt wurde. Der Schwarzstorch ist ein seltener Vagabund auf den britischen Inseln, der in den wärmeren Monaten - vor allem im Frühjahr - im Allgemeinen im Süden und Osten auftaucht. Seit den 1970er Jahren wird er immer häufiger gesichtet, da sich sein Brutgebiet nach Norden verlagert. Zwischen 1946 und 1983 wurde er sechsmal in Schottland gesichtet, unter anderem auf den Shetland-Inseln, den Orkney-Inseln und in den Highlands sowie in den Scottish Borders (Peebles). In den westlichen Teilen ihres Verbreitungsgebiets ist sie nicht sehr häufig, aber im östlichen Transkaukasien ist sie dichter vertreten. Weiter östlich wurde die Art aus dem gesamten Iran gemeldet, obwohl nur wenig über ihre Lebensgewohnheiten dort bekannt ist; Brutvorkommen wurden aus der Nähe von Aliabad in der Provinz Fars, dem Khabr-Nationalpark in der Provinz Kerman, dem Karun-Fluss in der Provinz Khuzestan, dem Qaranqu-Fluss in der Provinz Ost-Azarbaijan und dem Aliabad-Fluss in der Provinz Razavi Khorasan gemeldet. Die Population ist im Iran aufgrund der Trockenlegung von Feuchtgebieten zurückgegangen. Östlich des Uralgebirges ist der Schwarzstorch in bewaldeten und gebirgigen Gebieten bis zu 60°-63° N über Sibirien bis zum Pazifik verbreitet. Südlich von Sibirien brütet er in Xinjiang, im Nordwesten Chinas, in der nördlichen Mongolei südlich des Altaigebirges und im Nordosten Chinas südlich bis in die Nähe von Peking. Auf der koreanischen Halbinsel ist der Schwarzstorch ein seltener Sommergast und brütet seit 1966 nicht mehr im Süden. Im Nordosten wurden Vögel gesichtet, aber es ist nicht bekannt, ob sie dort brüten. Auch in Afghanistan wurde der Schwarzstorch im Sommer gesichtet, aber sein Brutstatus ist ungewiss.

    Parasiten und Symbionten

    Bei Schwarzstörchen wurden mehr als 12 Arten von parasitären Helminthen nachgewiesen, wobei Cathaemasia hians und Dicheilonema ciconiae am häufigsten vorkommen sollen. Jungtiere des Schwarzstorchs sind häufiger von Parasiten befallen als erwachsene Tiere, obwohl sie eine weniger vielfältige Helminthenpopulation aufweisen. Eine Corynebacterium-Spezies - C. ciconiae - wurde aus der Luftröhre gesunder Schwarzstörche isoliert und beschrieben und ist vermutlich Teil der natürlichen Flora dieser Art. Vom Schwarzstorch ist ein Herpesvirus bekannt. Zu den Vogelläusen, die bei dieser Art festgestellt wurden, gehören Neophilopterus tricolor, Colpocephalum nigrae und Ardeicola maculatus. In Schwarzstorchnestern wurden verschiedene räuberische Mesostigmatidenmilben - insbesondere die Gattungen Dendrolaelaps und Macrocheles - gefunden. Ihre Rolle ist unbekannt, aber sie könnten parasitäre Arthropoden fressen.

    Status und Schutz

    Seit 1998 wird der Schwarzstorch in der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN als eine der am wenigsten gefährdeten Arten eingestuft. Der Grund dafür ist sein großes Verbreitungsgebiet - mehr als 20.000 km2 - und die Tatsache, dass die Population innerhalb von zehn Jahren oder drei Generationen nicht um 30 % zurückgegangen ist und somit nicht schnell genug abnimmt, um eine Einstufung als gefährdet zu rechtfertigen. Dennoch ist der Zustand der Population insgesamt unklar, und obwohl der Schwarzstorch weit verbreitet ist, ist er nirgendwo zahlreich vertreten. Die Bestände des Schwarzstorchs sind in Westeuropa seit vielen Jahren rückläufig, und die Art ist als Brutvogel aus dem nordwestlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets, einschließlich der Niederlande und der nordischen Länder, ausgerottet worden (in Dänemark und Schweden brüteten früher kleine Bestände, die aber seit den 1950er Jahren nicht mehr nachgewiesen wurden). Die Population in Indien - einem wichtigen Überwinterungsgebiet - ist rückläufig. Früher war er ein regelmäßiger Wintergast in den Mai-Po-Sümpfen, heute ist er dort nur noch selten zu sehen, und auch in China scheint er insgesamt rückläufig zu sein. In weiten Teilen Osteuropas und Asiens verändert sich sein Lebensraum rapide. Es wurden verschiedene Schutzmaßnahmen ergriffen, darunter der Aktionsplan von Wetlands International zur Erhaltung des Schwarzstorchs, der sich auf die Verbesserung der Überwinterungsbedingungen für die in Europa brütenden Vögel konzentriert. Er ist durch das Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel (AEWA) und das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen (CITES) geschützt.

    Jäger bedrohen den Schwarzstorch in einigen Ländern Südeuropas und Asiens, z. B. in Pakistan, und die Brutpopulationen könnten dort ausgerottet worden sein. Der Schwarzstorch ist aus dem Ticino-Tal in Norditalien verschwunden, wobei die Jagd wahrscheinlich eine Rolle spielt. Im Jahr 2005 wurden Schwarzstörche im Parco Lombardo del Ticino freigelassen, um zu versuchen, die Art dort wieder anzusiedeln.

    Seit Oktober 2021 wird der Schwarzstorch von der IUCN als mäßig gefährdet eingestuft.