Tandemhohlladung
Eine Tandemhohlladung wird als Sprengkopf kleiner Raketen verwendet, um mit Reaktivpanzerung ausgerüstete Panzerfahrzeuge anzugreifen. Im Gegensatz zur normalen Hohlladung besitzt die Tandemhohlladung zwei Hohlladungen hintereinander. Die vordere, kleinere Hohlladung bringt die Reaktivpanzerung zur Explosion und verhindert so, dass die Wirkung der zweiten, größeren Hohlladung geschwächt wird. ⓘ
Auch die deutsche Panzerfaust 3-T sowie die russischen Gefechtsköpfe PG-7VR (für RPG-7) und PG-29V (für RPG-29) funktionieren nach dem Tandemhohlladungsprinzip. ⓘ
Eine Tandemladung oder Doppelladungswaffe ist ein Sprengkörper oder ein Projektil mit zwei oder mehr Detonationsstufen, das entweder die reaktive Panzerung eines gepanzerten Fahrzeugs oder starke Strukturen durchschlagen kann. ⓘ
Panzerabwehr
Tandemladungen sind wirksam gegen reaktive Panzerung, die ein gepanzertes Fahrzeug (meist Panzer) vor Panzerabwehrmunition schützen soll. Bei der ersten Stufe der Waffe handelt es sich in der Regel um eine schwache Ladung, die entweder die reaktive Panzerung des Ziels durchschlägt, ohne sie zu detonieren, und dabei einen Kanal durch die reaktive Panzerung hinterlässt, so dass der zweite Gefechtskopf ungehindert passieren kann, oder die Panzerung einfach zur Detonation bringt, wodurch das Timing der Gegenexplosion versagt. Die zweite Detonation desselben Geschosses (also eine Tandemladung) greift an der gleichen Stelle an wie die erste Detonation, an der die reaktive Panzerung beschädigt wurde. Da die normale Panzerung oft die einzige verbleibende Verteidigung ist, hat die Hauptladung (zweite Detonation) eine höhere Wahrscheinlichkeit, die Panzerung zu durchdringen. ⓘ
Tandemladungen sind jedoch nur gegen explosive Reaktivpanzer nützlich, viel weniger gegen nicht-explosive Reaktivpanzer, da ihre innere Auskleidung selbst nicht explosiv ist und daher nicht durch den kleinen vorderen Sprengkopf des Tandemladungsangriffs verbraucht wird. Moderne explosive Reaktivpanzer wie Relikt und Malachit können Tandemladungen abwehren. ⓘ
Der PG-7VR-Gefechtskopf für den RPG-7-Raketenwerfer und der PG-29V-Gefechtskopf für den moderneren RPG-29-Raketenwerfer sind Beispiele für Tandemladungen, aber die Technologie wird weltweit eingesetzt. Beispiele für Flugkörper, die Tandemladungen verwenden, sind die BGM-71 TOW, die FGM-148 Javelin und die Brimstone. ⓘ
Durchschlagende Waffen
Doppelladungen erhöhen die Wirksamkeit der Gefechtsköpfe beim Einsatz gegen Strukturen (z. B. Bunker). Da die Explosion einer einzelnen Sprengladung dem Weg des geringsten Widerstands folgt, geht ein Großteil der Sprengkraft eines Gefechtskopfes an die das Ziel umgebende Luft verloren, wenn er außerhalb des Bauwerks detoniert. Diesem Effekt kann man entgegenwirken, indem man schwer gebaute Schwerkraftbomben mit Verzögerungszündern einsetzt, die die Erde, den Beton usw. des Ziels durchdringen, bevor sie explodieren, und so die Explosion innerhalb des Bauwerks eindämmen und ihre Wirkung erheblich verstärken. ⓘ
Schwerkraftbomben erfordern, dass die Flugzeuge relativ nahe an ein möglicherweise stark verteidigtes Ziel heranfliegen, was ein erhebliches Risiko für das startende Flugzeug darstellt. Cruise Missiles, die mit großen Tandemsprengköpfen ausgestattet sind, können mit der ersten Ladung ein Loch erzeugen, in das die Rakete hineinfliegt, bevor sie die zweite Ladung zur Explosion bringt, wodurch eine ähnliche Wirkung wie bei einer verzögerten Schwerkraftbombe erzielt wird. Ein Beispiel für einen Anti-Struktur-Gefechtskopf mit Tandem-Ladung ist der BROACH-Gefechtskopf. ⓘ