Metronom

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Ein mechanisches Metronom zum Aufziehen

Ein Metronom, von altgriechisch μέτρον (métron, "Takt") und νομός (nomós, "Sitte", "Melodie"), ist ein Gerät, das in einem regelmäßigen, vom Benutzer einstellbaren Intervall ein hörbares Klicken oder einen anderen Ton erzeugt, üblicherweise in Schlägen pro Minute (BPM). Metronome können auch synchronisierte visuelle Bewegungen beinhalten. Musiker verwenden das Gerät, um das Spielen in einem regelmäßigen Takt zu üben.

Eine Art Metronom gehörte zu den Erfindungen des andalusischen Universalgelehrten Abbas ibn Firnas (810-887). 1815 patentierte der deutsche Erfinder Johann Maelzel sein mechanisches Aufzugsmetronom als Hilfsmittel für Musiker unter dem Titel "Instrument/Maschine zur Verbesserung aller musikalischen Darbietungen, Metronom genannt". Im 20. Jahrhundert wurden elektronische Metronome und Software-Metronome erfunden.

Musiker üben mit Metronomen, um ihr Timing zu verbessern, insbesondere die Fähigkeit, ein regelmäßiges Tempo einzuhalten. Das Üben mit dem Metronom hilft, ein klares Gefühl für Timing und Tempo zu verinnerlichen. Komponisten und Dirigenten verwenden häufig ein Metronom als Standardtemporeferenz und spielen, singen oder dirigieren zum Metronom. Das Metronom wird von Komponisten verwendet, um die Schläge pro Minute abzuleiten, wenn sie dies in einer Komposition angeben wollen. Dirigenten verwenden ein Metronom, um ihr bevorzugtes Tempo in jedem Abschnitt zu notieren.

Bei der Interpretation von Emotionen und anderen Qualitäten in der Musik spielen die Interpreten selten exakt auf jeden Schlag; manchmal wird ein ausdrucksvolles, flexibles Rubato verwendet. In der Regel stimmt bei einer musikalisch ausdrucksstarken Darbietung nicht jeder Takt genau mit jedem Klick des Metronoms überein. Dies hat einige Musiker dazu veranlasst, die Verwendung eines Metronoms zu kritisieren, da sich die Zeit des Metronoms von der musikalischen Zeit unterscheidet.

Hörbeispiel eines klassischen Metronoms (96 Schläge pro Minute)

Ein Metronom (von griechisch metron ,Maß‘, und nomos ,Gesetz, Übereinkunft‘) ist ein mechanisches oder elektronisches Gerät, das durch akustische Impulse in gleichmäßigen Zeitintervallen ein konstantes Tempo vorgibt. Die Metronomfunktion kann auch in elektronische Musikinstrumente (z. B. Keyboards, E-Pianos) integriert sein oder durch Software (insbesondere Mobile Apps) simuliert werden.

Die Zahl, die auf dem Metronom eingestellt wird, gibt an, wie oft das Metronom pro Minute schlagen soll. Die Maßeinheit hierfür heißt „Beats per minute“ (bpm). In der klassischen Musik wird dies mit M. M. (= Mälzels Metronom) abgekürzt. Stellt man das Metronom also beispielsweise auf 60 bpm, so schlägt es im Sekundentakt – das Zeitintervall von einem bis zum nächsten Schlag dauert genau eine Sekunde. Dieses Zeitintervall ist nicht von vornherein auf einen bestimmten Notenwert festgelegt. Zumeist findet sich auf musikalischen Noten diesbezüglich eine Angabe (z. B.: a metronome tempo specification).

Etymologie

Das Wort Metronom tauchte erstmals 1815 im Englischen auf und ist griechischen Ursprungs, abgeleitet von metron - "Maß" und nomos - "regelnd, Gesetz". Das von Maelzel in London angemeldete Patent bezeichnet das Instrument als "metronome or musical time-keeper".

Mälzel-Metronom

Erstmals verwendet wurde der Name „Metronom“ in der 1815 in der vom Instrumentenbauer und Konstrukteur von mechanischen Automaten Johann Nepomuk Mälzel in Paris gebauten und in England patentierten Form, die bis heute als prägend gilt. Die Aufforderung, eine derartige Maschine zu bauen, stammte von mehreren bekannten Musikern. Auch Ludwig van Beethoven wünschte sich, wie er später schreibt, eine präzisere Tempodefinition, als die bisherigen (Adagio, Allegro, Presto etc.) angaben. Ein Musik Chronometer wurde 1814 von dem in Amsterdam lebenden deutschen Mechaniker und Orgelbauer Dietrich Nikolaus Winkel angefertigt, nachdem Johann Nepomuk Mälzel bei diesem Rat gesucht hatte. Mälzels Londoner Patent für ein Gerät namens „Metronome or Musical Time-keeper“ datiert vom 5. Dezember 1815. Erst nachdem die Fertigung in größeren Stückzahlen angelaufen war, erfuhr Dietrich Nikolaus Winkel davon und reklamierte die Erfindung für sich. Im Jahre 1820 wurde die eigentliche Erfindung des Metronoms in einem Rechtsstreit schließlich Dietrich Nikolaus Winkel zuerkannt; viele Zeitgenossen vertraten aber auch danach den Standpunkt, dass Mälzel der rechtmäßige Erfinder des Metronoms sei. Dietrich Nikolaus Winkel hat für Mälzel nach dessen Vorstellung das erste Metronom konstruiert, Mälzel hat dieses Metronom um eine Skala erweitert und es schließlich in großen Stückzahlen in eigenen Fabriken in Paris und London gefertigt und bis nach Amerika verkauft. Das in Wien von Leonhard Mälzel gefertigte Metronom wird stark abweichend beschrieben. Das Wort „Metronom“ wurde zunächst maskulin gebraucht, später nur noch im Neutrum.

Ein mechanisches Aufzugsmetronom von Wittner in Bewegung

Laut Lynn Townsend White Jr. unternahm der andalusische Erfinder Abbas Ibn Firnas einen Versuch, ein Metronom zu bauen.

Galileo Galilei erforschte und entdeckte Konzepte, die das Pendel im späten 16. und frühen 17. Im Jahr 1696 gelang es Etienne Loulié, mit Hilfe eines verstellbaren Pendels das erste mechanische Metronom zu bauen - allerdings erzeugte seine Konstruktion keinen Ton und hatte keine Hemmung, um das Pendel in Bewegung zu halten. Um mit dieser Art von visuellem Gerät den richtigen Impuls zu erhalten, beobachtet der Musiker das Pendel, als ob er den Taktstock eines Dirigenten beobachten würde.

Ludwig van Beethoven war vielleicht der erste namhafte Komponist, der in seiner Musik spezifische Metronomangaben machte. Dies geschah 1815, als die korrigierte Abschrift der Partitur der Kantate op. 112 Beethovens erste Metronomangabe enthielt.

Verwendung

Musiker üben das Spielen nach Metronomen, um ein Gefühl für Timing und Tempo zu entwickeln und zu behalten. Metronome werden auch als Trainingsmittel verwendet, um die Spielgeschwindigkeit zu erhöhen. Das Tempo wird fast immer in Schlägen pro Minute (BPM) gemessen. Selbst bei Stücken, die kein streng konstantes Tempo erfordern (z. B. bei Rubato), wird manchmal eine BPM-Markierung angegeben, um das allgemeine Tempo anzugeben.

Eine Tempobezeichnung ist ein Begriff, der einen engen Bereich von Tempi und einen damit verbundenen Charakter angibt. Zum Beispiel kann der Begriff "Vivace" ein Tempo zwischen 156 und 176 BPM angeben, aber er vermittelt auch, dass die Musik mit einem lebhaften Charakter gespielt werden sollte. Metronome enthalten oft sowohl BPM- als auch Tempomarkierungen.

Das Tempo eines Hardware-Metronoms (ohne Software/ohne App) ist in der Regel zwischen 40 und 208 BPM einstellbar. Die häufigste Anordnung von Tempi auf einem Maelzel-Metronom beginnt mit 40 Schlägen pro Minute

und erhöht sich um 2s: 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60

dann um 3s: 63 66 69 72

dann durch 4s: 72 76 80 84 88 92 96 100 104 108 112 116 120

dann um 6s: 126 132 138 144

dann um 8s: 144 152 160 168 176 184 192 200 208. Einige digitale Metronome ermöglichen die Einstellung auf genauere Tempi (z. B. Erhöhung von 120 auf 121), aber ein solcher Unterschied ist kaum wahrnehmbar.

Eine weitere Tempobezeichnung ist M.M. (oder MM) oder Mälzel's Metronome. Die Notation M.M. wird oft von einem Notenwert und einer Zahl gefolgt, die das Tempo angibt, wie in M.M. Viertelnote = 60.

Zu den spezifischen Einsatzmöglichkeiten gehören das Erlernen gleichmäßiger Tempi und Beats - wer beispielsweise eine Tendenz zur Beschleunigung bekämpft, kann eine Phrase wiederholt spielen und dabei die BPM-Einstellung jedes Mal leicht verlangsamen (um gleichmäßiger zu spielen) - und das Üben der Technik, indem das Metronom schrittweise auf höhere Geschwindigkeiten eingestellt wird, bis die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist. Dies hilft auch dabei, technisch bedingte Verlangsamungen aufzudecken. Darüber hinaus verwenden Musiker bei Aufnahmen Klickspuren von Metronomen, um Tontechnikern bei der Synchronisierung von Tonspuren zu helfen.

In der Forschung können Metronome verwendet werden, um die gewünschte Kadenz in verschiedenen physiologischen Labortests einzuhalten.

Arten von Metronomen

Mechanische Metronome

Ein mechanisches Metronom verwendet ein einstellbares Gewicht am Ende einer umgekehrten Pendelstange, um das Tempo zu steuern. Das Gewicht gleitet auf der Pendelstange nach oben, um das Tempo zu verringern, oder nach unten, um das Tempo zu erhöhen. (Dieser Mechanismus wird auch als doppelt gewichtetes Pendel bezeichnet, da sich ein zweites, festes Gewicht auf der anderen Seite des Pendelzapfens im Inneren des Metronomgehäuses befindet). Das Pendel schwingt im Tempo hin und her, während ein Mechanismus im Inneren des Metronoms bei jeder Schwingung ein Klickgeräusch erzeugt. Mechanische Metronome benötigen keine Batterie, sondern werden von einer Uhrwerkhemmung mit Federaufzug angetrieben.

Elektromechanische Metronome

Elektromechanische Metronome wurden von Franz Frederick erfunden. Anstelle eines Uhrwerks oder eines Quarzkristalls wird ein Elektromotor zur Stromerzeugung für den Mechanismus verwendet. Die meisten Metronome verwenden eine Kombination aus einem mechanischen Antrieb mit variabler Geschwindigkeit, einem Taster und einem Nockenrad, um die Schläge zu timen. Franz und Yamaha waren in den 1960er und 1970er Jahren häufige Hersteller, z. B. der Franz LB4. Ein übliches optionales Merkmal war eine Neonlampe, die im Takt des Taktes aufleuchtet. Nur sehr wenige elektromechanische Metronome bieten zusätzlich zum Grundtempo ein Taktschlagwerk.

Elektronische Metronome

Elektronisches Metronom, Modell Wittner

Die meisten modernen Metronome sind elektronisch und verwenden einen Quarzkristall, um die Genauigkeit aufrechtzuerhalten, vergleichbar mit denen, die in Armbanduhren verwendet werden. Die einfachsten elektronischen Metronome verfügen über eine Wählscheibe oder Tasten zur Steuerung des Tempos; einige erzeugen auch Stimmtöne, meist im Bereich von A440 (440 Hertz). Hochentwickelte Metronome können zwei oder mehr verschiedene Töne erzeugen. Die Töne können sich in Tonhöhe, Lautstärke und/oder Klangfarbe unterscheiden, um Abwärtsschläge von anderen Beats sowie zusammengesetzte und komplexe Zeitsignaturen zu unterscheiden.

Viele elektronische Keyboards verfügen über integrierte Metronomfunktionen.

Software-Metronome

Software-Metronome laufen entweder als eigenständige Anwendungen auf Computern und Smartphones oder in Musiksequenzierungs- und Audiomultitrack-Softwarepaketen. Bei Anwendungen in Aufnahmestudios, z. B. bei der Filmmusik, kann ein Software-Metronom einen Click-Track zur Synchronisierung der Musiker bereitstellen.

Metronomanwendungen und Klickspuren

Benutzer von iPods und anderen tragbaren MP3-Playern können voraufgezeichnete MP3-Metronom-Klickspuren verwenden, die anstelle des üblichen Metronom-Tons verschiedene Sounds und Samples verwenden können. Nutzer von Smartphones können eine breite Palette von Metronom-Anwendungen installieren. Die Google-Suchmaschine enthält ein interaktives Metronom, das zwischen 40 und 218 BPM spielen kann. Beide Methoden machen es überflüssig, ein physisches Metronom zum Unterricht oder zum Üben mitzubringen.

Verwendung des Metronoms als Instrument

1840 ließ das britische Militär ein großes Metronom bauen, um die Marschgeschwindigkeit seiner Truppen zu messen bzw. vorzugeben. Der „Army Preceptor“ hatte ein dreistufige Skala: slow (langsam; 75 bpm.); quick (zügig; 110 bpm.) und double-quick (Laufschritt; 150 bpm.). Selten findet das Metronom auch Einsatz als Instrument: Ravels Die spanische Stunde beginnt mit einem von Metronomen simulierten Uhrwerk. In der Popmusik wird das Metronom gelegentlich statt Perkussion benutzt. So werden Gitarre und Gesang im Song Stranger things have happened der Foo Fighters nur durch ein Metronom begleitet. Auch Paul McCartney setzte in Distractions das Metronom als eigenständiges perkussives Element ein. György Ligeti schrieb mit Poème symphonique ein Stück, das von 100 Metronomen gespielt wird. Während der Leningrader Blockade während des Zweiten Weltkriegs wurde das Metronom als Signal für eine intakte Radioverbindung eingesetzt und mit Lautsprechern in der Stadt verstärkt. Es wurde so zum akustischen Symbol der Belagerungszeit. Im Frankfurter Adorno-Denkmal steht ein Mälzel-Metronom auf dem Schreibtisch des Philosophen und Komponisten Theodor W. Adorno, das ununterbrochen tickt.

Die Klickgeräusche mechanischer Metronome wurden manchmal verwendet, um eine sanfte Rhythmus-Spur zu erzeugen, ohne die üblichen Perkussionsinstrumente einzusetzen. Paul McCartney tat dies bei "Distractions" (Flowers in the Dirt). Dem Metronom folgend, schlug McCartney verschiedene Körperteile an, um einen Rhythmus zu erzeugen. Auch in Ennio Morricones Thema "Farewell to Cheyenne" (auf Once Upon a Time in the West) wird der gleichmäßige Clip-Clop-Takt durch den absichtlich verzerrten und verlangsamten Klang eines mechanischen Metronoms erzeugt.

In William Kentridges "The Refusal of Time" (2012) sind fünf Metronome in der Videoinstallation zu sehen.

Rezeption

Positive Ansichten

Das Metronom wird von Interpreten, Musikwissenschaftlern (die viel Zeit mit der Analyse von Metronomangaben verbringen), Lehrern und Konservatorien in der Regel positiv bewertet. Es wird als hervorragendes Übungsinstrument angesehen, da es einen gleichmäßigen Takt vorgibt und "mathematisch perfekt und kategorisch korrekt" ist. Dies macht das Rätselraten über den Takt überflüssig und hilft den Musikern in vielerlei Hinsicht, z. B. beim Einhalten des Tempos, beim Entgegenwirken der Tendenz, langsamer oder schneller zu spielen, und bei der Verbesserung der Gleichmäßigkeit und Genauigkeit, insbesondere bei schnellen Passagen. Metronome werden daher auf allen Niveaus eingesetzt - sowohl von Schülern als auch von professionellen Musikern. Ebenso ist die Verwendung des Metronoms beim Erlernen verschiedener Genres mit unterschiedlichen Tempi von großem Wert, reicht aber möglicherweise für komplexere Rhythmen nicht aus. Nichtsdestotrotz wird das gleichmäßige Tempo (das dabei hilft, zu erkennen, wann man vom Takt abweicht) als unschätzbares Hilfsmittel gepriesen; in seiner Doktorarbeit beschrieb Aaron M. Farrell das Metronom als "perfekten Kammermusikpartner". Infolgedessen werden Metronome Musikstudenten oft uneingeschränkt empfohlen.

Verschiedene Zitate zugunsten des Metronoms finden sich in dem Buch Metronome Techniques: Ein Potpourri von Zitaten.

Strenger Rhythmus: moderne Aufführungspraxis

Das Metronom hat in der Aufführungspraxis seit dem 20. Jahrhundert eine große Bedeutung und wird in der Musikpädagogik und -wissenschaft kaum in Frage gestellt. Der Autor Miles Hoffman sagt, dass "die meisten Musiklehrer das Metronom für unverzichtbar halten, und die meisten Berufsmusiker üben in der Tat während ihrer gesamten Karriere mit einem Metronom".

Der Autor Bruce Haynes beschreibt die Rolle des Metronoms im modernen Stil ausführlich in seinem Buch Das Ende der alten Musik, denn metronomisches Üben ist heute weltweit üblich. Er hebt hervor, dass der moderne Stil rhythmisch viel starrer ist, da das Tempo gleichmäßig ist und die Partituren sehr wörtlich gelesen werden, was manchmal als gefühllos empfunden wird, im Gegensatz zu dem für die romantische Musik charakteristischen Rubato und Getöse. Aus diesem Grund bezeichnet der amerikanische Musikwissenschaftler und Kritiker Richard Taruskin die Moderne als "Zuflucht in Ordnung und Präzision, Feindseligkeit gegenüber der Subjektivität und den Launen der Persönlichkeit" und verweist auf deren Ordnung und Präzision. Aus diesen Eigenschaften ergibt sich der Begriff metronomisch, mit dem Kritiker die modernere Musik mit einem unnachgiebigen Tempo, einer mechanischen Rhythmik und einer gleichmäßigen Betonung aller Teilintervalle beschreiben; die amerikanische Geigerin Sol Babitz bezeichnete sie als "Nähmaschinenstil" mit begrenzter Flexibilität. Der amerikanische Musiker Robert Hill kommentierte ebenfalls den für die Moderne charakteristischen, vorhersehbar regelmäßigen Takt; er beschreibt einen Kompromiss: "Wir kompensieren unseren Mangel an zeitlicher Flexibilität durch einen sehr ausgeprägten Sinn für Klangfarben und Dynamik, der, so raffiniert und ausgefeilt er auch sein mag, dazu neigt, das Musizieren zu abstrahieren und zu entpersönlichen und seine Absolutheit zu unterstreichen". Er stellt auch fest, dass sich diese Musik stark vom "Standard"-Repertoire des 19.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Metronom nicht zum Ticken durch ein ganzes Stück hindurch benutzt, sondern nur, um das Tempo zu überprüfen und es dann beiseite zu legen. Dies steht in großem Gegensatz zu vielen Musikern heute, die das Metronom während der gesamten Dauer eines Musikstücks im Hintergrund verwenden.

Einige Autoren ziehen Parallelen zwischen einer modernen Gesellschaft, die sich "nach der Uhr richtet", und dem, was sie als metronomische Aufführungspraxis der heutigen Musiker ansehen.

Während in diesem Abschnitt die modernen Tendenzen einer strikten mechanischen Aufführungspraxis als etwas hervorgehoben werden, das im 20. Jahrhundert und heute weit verbreitet ist, gab es bereits um 1860 Befürworter dieser Art von "moderner" Aufführungspraxis. Während die einen im 19. Jahrhundert das Metronom begrüßten, äußerten sich andere kritisch (siehe unten).

Kritik

Einer der Gründe für die frühe Kritik könnte die Tatsache gewesen sein, dass Metronomangaben im Gegensatz zu den traditionellen italienischen Tempoangaben ein ganz bestimmtes Tempo angeben und nicht so einfach umgedeutet werden können wie die traditionellen italienischen Tempoangaben. Veränderungen in der Ästhetik oder bei den Instrumenten selbst können leicht dazu führen, dass früher angegebene Geschwindigkeiten problematisch werden, was erklären mag, warum viele namhafte Komponisten des 19. Jahrhunderts, darunter Felix Mendelssohn, Richard Wagner, Giuseppe Verdi und Johannes Brahms, die Verwendung des Metronoms kritisierten.

Ein Metronom liefert nur einen festen, starren, kontinuierlichen Puls. Daher bieten Metronomangaben auf Notenblättern zwar einen Anhaltspunkt, können aber den Puls, den Schwung oder den Groove der Musik nicht genau wiedergeben. Der Puls ist oft unregelmäßig, z. B. beim Accelerando, Rallentando oder im musikalischen Ausdruck wie bei der Phrasierung (Rubato usw.).

Manche argumentieren, dass eine metronomische Darbietung im Widerspruch zu einer ausdrucksstarken, kulturbewussten Aufführung von Musik steht, so dass ein Metronom in dieser Hinsicht nur ein sehr begrenztes Instrument darstellt. Selbst hochrhythmische Musikformen wie der Samba können, wenn sie im richtigen kulturellen Stil aufgeführt werden, nicht mit den Taktschlägen eines Metronoms erfasst werden; der gleichmäßige Takt eines Metronoms vernachlässigt den charakteristischen Swing des Samba. Eine Darbietung, die rhythmisch immer gleichmäßig ist, könnte als metronomisch kritisiert werden.

Andere argumentieren, das Metronom habe keinen musikalischen Wert, sondern koste Kreativität und schade dem Rhythmusgefühl der Musiker, anstatt es zu fördern. Die Verwendung eines Metronoms wurde mit dem Unterschied zwischen maschinellem und freihändigem Zeichnen verglichen, wobei das Ergebnis mit einem Metronom als starr und unkreativ bezeichnet wird. In ähnlicher Weise wurde beschrieben, dass die kontrollierbare, konstante Geschwindigkeit und die starre Wiederholung eines Metronoms möglicherweise den inneren Rhythmus und die Musikalität beeinträchtigen, wenn es missbraucht oder übermäßig eingesetzt wird. Dies steht im Gegensatz zu den Befürwortern des Metronoms als Trainingsinstrument und Übung zur Kultivierung des Rhythmusgefühls.

Der amerikanische Komponist und Kritiker Daniel Gregory Mason schrieb, dass die Verwendung des Metronoms "gefährlich" sei, weil es die Musiker dazu verleite, nach dem Takt oder Beat statt nach der Phrase zu spielen, was zu Lasten von Lebendigkeit, Instinkt und rhythmischer Energie gehe. Er verweist darauf, dass "gute Darbietungen" in der Regel Verzögerungen und Beschleunigungen aufweisen, die im Gegensatz zum gleichmäßigen Takt des Metronoms stehen. Diese Meinung wurde auch von Musiklehrern geäußert; die Lehrerin Jennifer Merry beispielsweise bringt den gleichmäßigen Takt eines Metronoms mit der Struktur der zeitgenössischen Popmusik in Verbindung und sagt, dass beide Faktoren das Verständnis von Rhythmus und Tempo bei jungen Kindern behindern. Diese Kritik unterstreicht die Bedeutung der Intuition, der Nuancen und des Stils anstelle des starren, gleichmäßigen Takts eines Metronoms.

Metronom-Technik

Das Thema Metronomtechnik ist sehr umfangreich und wurde bereits in mehreren Büchern behandelt. In diesem Abschnitt werden einige der wichtigsten Ideen und Ansätze zusammengefasst. Die "intuitive" Herangehensweise an das Üben mit dem Metronom besteht darin, einfach mit einem Metronom zu spielen. Bei der Metronomtechnik führen Musiker separate Übungen durch, um ihr Rhythmus- und Tempogespür zu stärken und zu festigen und ihre Sensibilität für musikalische Zeit und Präzision zu erhöhen.

Spielen "in der Tasche"

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4 mit einem Tempo von 60 BPM.

Die Grundfertigkeit, die dazu erforderlich ist, ist die Fähigkeit, mit dem Metronom entspannt und präzise in der Tasche zu spielen, d. h. genau auf den Klick des Metronoms. Es hilft Musikern, ein genaueres Zeitgefühl zu entwickeln, und zwar klar und präzise in Intervallen, die Sekundenbruchteilen entsprechen. Eine Herausforderung bei diesem Ansatz, insbesondere für Pianisten und Schlagzeuger, besteht darin, dass der Metronom-Klick zu verschwinden scheint (oder zumindest weniger deutlich zu hören ist), wenn man den Klick genau trifft. Musiker, die versuchen, mit einem Metronom in der Tasche zu spielen, ohne über eine etablierte Technik zu verfügen, stellen möglicherweise fest, dass dies zu Spannungen und Anstrengung in ihrer Instrumententechnik führt.

Um diese Schwierigkeiten zu beheben, lernen Musiker zunächst, konsequent vor oder hinter dem Takt zu spielen, wann immer sie es wollen. Dadurch entwickeln sie ein klares Gefühl dafür, "wo der Klick ist", und können trainieren, den Klick auch zu treffen.

Musiker hören auch darauf, wie der Klang ihres Spiels mit dem Metronom verschmilzt, um einen neuen Klang zu erzeugen, wenn sie genau in der Tasche spielen. Verschiedene Ansätze legen nahe, dass es durch diese Art des Zuhörens (und durch andere Übungen) möglich ist, mit dem Metronom auf entspannte Weise präzise in der Tasche zu spielen. Während man lernt, wie man in der Tasche spielt, arbeitet man auch an der Flexibilität und der Fähigkeit, überall im Takt präzise zu spielen (wie bei komplexeren Rhythmen).

Präzision des Timings und Sensibilität für die musikalische Zeit

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4 bei 60 BPM. Dieses Stück spielt 5 Takte und wird dann für 2, 3, 4 und 8 Takte (abwechselnd mit 2 gespielten Takten) unterbrochen. Eine gängige Übung der Metronomtechnik soll helfen, ein präzises Gefühl für Zeit und Tempo zu verinnerlichen.

Ein Großteil der modernen Metronomtechnik umfasst verschiedene Methoden zur Lösung von Zeitproblemen. Sie zielt darauf ab, ein klares Gefühl für die musikalische Zeit zu fördern und zu entwickeln und bei den Nuancen und der Präzision des Timings zu helfen, muss aber gleichzeitig eine übermäßige Abhängigkeit vom Metronom vermeiden. Viele Übungen helfen bei der Präzision des Timings und der Sensibilität für die Zeit, wie z. B. das Halten des Beats (im Takt bleiben), während das Metronom für längere Zeit schweigt, und das Spielen von verschobenen Klicks oder Polyrhythmen über das Metronom.

Musikalisch ausdrucksstarke Rhythmen

Die moderne Metronomtechnik spricht ausdrucksstarke musikalische Rhythmen in vielerlei Hinsicht an. Zum Beispiel liegt ein großer Teil des Schwerpunkts der modernen Metronomtechnik auf der Förderung und Entwicklung eines soliden Gefühls für Tempo und Timing, sowohl im Denken als auch im Spielen; als Ergebnis wird man rhythmisch bewusster.

Spezielle Metronomübungen helfen dabei, dieses flüssige Gefühl für Rhythmus und Timing bei der Arbeit mit dem Metronom zu erhalten. Zu den häufig genannten Übungen gehören das allmähliche Driften von einem Beat zum nächsten, das Spielen von Beats vor oder hinter dem Click (um sich daran zu gewöhnen, überall im Verhältnis zum Metronom-Click zu spielen) und das Ausgehen von einem Puls-Unisono, bevor man die Noten allmählich vor den Click schiebt und dann wieder zum Puls-Unisono zurückzieht (oder umgekehrt, indem man zuerst hinter den Puls zieht).

Der Autor Andrew Lewis erklärt, dass man auch ein höheres Bewusstsein für die vielen natürlichen Rhythmen in seinem Alltag entwickeln und Übungen nutzen kann, um diese Rhythmen in die Musik einzubringen. Ebenso betont der Autor Mac Santiago, dass die Verwendung eines Metronoms dazu beiträgt, das Zeitgefühl und das exakte Timing zu verbessern, ohne die erwarteten Probleme für die Musikalität und das ausdrucksstarke Timing zu verursachen, und dass der Rhythmus selbst für den Menschen natürlich ist (wenn auch das exakte Zeitgefühl nicht), aber für die Verwendung in der Musik trainiert werden muss. In Santiagos Buch heißt es:

Das Zeitgefühl, das Thema von Kapitel 7, ist einer der großen Schlüssel zur Musikalität der Instrumente der Rhythmusgruppe. Aber auch die Fähigkeit, hinter oder vor dem Puls zu spielen, kann einer melodischen Linie mehr Ausdruck verleihen. Zusammen mit leichten Veränderungen der Dynamik führt dies zu einer Phrasierung in der Musik. Die Fähigkeit, den Puls zu hören und dennoch leicht zu beschleunigen oder zu verlangsamen, ist eine großartige Möglichkeit, menschliche Gefühle in eine musikalische Darbietung einzubringen. Natürlich hängt dies alles vom Tempo ab und lässt sich am besten mit einem gleichmäßigen Tempo erreichen. Mit anderen Worten: Je ausgeprägter Ihr Gefühl für den Puls ist, desto besser können Sie ihn manipulieren. Dies gilt auch für Ritardando und Accelerando, da sie sich auf einen gleichmäßigen Puls beziehen und am besten allmählich und nicht in plötzlichen Wechseln ausgeführt werden.

Lewis sagt in seinem Buch auch, dass eine zunehmende Sensibilität für den Rhythmus wesentlich ist, um eine größere Präzision des Timings und ein klareres Gefühl für den Ablauf der musikalischen Zeit zu entwickeln - in Bezug auf die der Musiker dann ausdrucksstarke, natürliche und fließende Rhythmen verwenden kann, mit so viel Rubato und Tempovariationen, wie er möchte. In Lewis' Buch heißt es:

Rhythmus ist überall. Seien Sie sensibel für ihn und achten Sie auf spontane Ereignisse, die die rhythmische Entwicklung anregen können. Hören Sie ständig zu und nutzen Sie Ihre Fantasie. Werden Sie zu einer Rhythmus-Antenne.

Alternativen zur Verwendung des Metronoms

Wenn ein Musiker sich entscheidet, kein Metronom zu verwenden, sind andere Methoden erforderlich, um mit Timing- und Tempofehlern sowie mit Hetzen und Schleppen umzugehen. Diese Ideen können auch als Ergänzung zur Metronomtechnik nützlich sein.

Der Mensch ist auf sein Rhythmusgefühl angewiesen, um alltägliche Tätigkeiten wie Gehen, Laufen, Nägelschlagen oder Gemüseschneiden auszuführen. Sogar das Sprechen und Denken hat eine Art Rhythmus. Dem Autor Andrew Lewis zufolge besteht eine Möglichkeit, an Rhythmen zu arbeiten, darin, diese in die Musik einzubringen und so zu einer "Rhythmus-Antenne" zu werden. Bis ins 19. Jahrhundert hinein sangen die Menschen in Europa bei der Arbeit im Rhythmus ihrer Arbeit. Musikalische Rhythmen waren Teil des täglichen Lebens; der englische Musiker Cecil Sharp sammelte einige dieser Lieder, bevor sie in Vergessenheit gerieten. (Siehe auch Arbeitslied und Seemannslieder.) In vielen Teilen der Welt ist die Musik nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Es gibt viele Berichte über Menschen (vor allem Stammesangehörige), die häufig und spontan in ihrem Alltag, bei der Arbeit und bei anderen Aktivitäten singen. Zum Beispiel:

"Benny Wenda, ein Lani-Mann aus dem Hochland, ist ein Papua-Führer, der jetzt im britischen Exil lebt, und ein Sänger. Es gibt Lieder für alles, sagt er: Lieder für die Besteigung eines Berges, Lieder für das Feuer, Lieder für die Gartenarbeit. "Da die Menschen mit dem Land verbunden sind, singen die Frauen zum Samen der Süßkartoffel, wenn sie ihn pflanzen, damit die Erde glücklich ist. In der Zwischenzeit werden die Männer den Boden besingen, bis er weich genug ist, um zu graben.

Musiker können auch an der Stärkung ihres Pulsgefühls arbeiten, indem sie innere Quellen wie den Atem und die Unterteilung der Atemzüge nutzen oder stattdessen mit der Vorstellungskraft arbeiten und sich einen Puls vorstellen. Sie können auch mit ihrem Herzschlag und den Rhythmen ihrer Brustmuskulatur arbeiten. Eine andere Möglichkeit ist es, im Geiste Musik zu spielen, zusammen mit dem Rhythmus des Gehens oder anderen Rhythmen des täglichen Lebens. Andere Techniken bestehen darin, die Musik zuerst im Kopf zu hören, bevor man sie spielt. Musiker können mit Timing- und Tempofehlern umgehen, indem sie lernen, eine perfekte Darbietung zuerst in ihrem Kopf zu hören.

Bei einigen Musikstilen, wie z. B. den "notes inégales" der Alten Musik (so die Interpretation einer Minderheit), kann es sinnvoll sein, einen anderen Ansatz zu wählen, der nicht so sehr mit einem Gefühl für den inneren Puls arbeitet, sondern eher mit Vorstellungen von Gesten und enger mit Sprach- und Poesierhythmen verbunden ist.

Einige Ideen werden von Marianne Ploger und Keith Hill in The Craft of Musical Communication gegeben. Sie erklären, dass Noten auf subtile Weise ungleich sein sollten - dass keine drei Noten gleich sind, trägt dazu bei, die Musik lebendig und interessant zu halten, im Gegensatz zu etwas, das als starr und monoton empfunden werden könnte, und trägt dazu bei, das Gefühl von Gleichförmigkeit und Langeweile in der Musik zu vermeiden - die Idee der "Entasis". Noten und musikalische Phrasen können auch in Gesten - bestimmten Rhythmusmustern, die sich natürlich ergeben - statt in strengen Takten organisiert werden. Eine weitere Alternative ist das Hinauszögern einzelner Noten, z. B. indem man etwas länger wartet, um die am Ende einer musikalischen Phrase erwarteten Noten zu spielen und so Vorfreude zu erzeugen. Darüber hinaus können zusammen gespielte Noten in einer sorglosen Weise "sans souci" etwas aus dem Takt geraten - dies kann ein Gefühl von "entspannter Leichtigkeit" erzeugen, wenn Noten absichtlich unregelmäßig gespielt werden (im Vergleich zu dem, was in der Partitur notiert ist).

Es handelt sich hierbei um eine Minderheitsmeinung zur Interpretation dieses Musikstils, die jedoch aufgrund ihres anderen Ansatzes in Bezug auf musikalische Zeit und Rhythmus und ihrer Bedeutung für die Art und Weise, wie Rhythmen geübt werden können, bemerkenswert ist. Die allgemein akzeptierte Ansicht ist, dass die notes inégales fast immer mit dem gleichen Schwung gespielt wurden, wie im modernen Jazz.

Geschichte

Chronomètre des Étienne Loulié 1696

Vorläufer

Das früheste bekannte Gerät, das dem Zweck einer gleichmäßigen Tempovorgabe diente, stammt von dem andalusischen Erfinder Abbas ibn Firnas (810–887). Zur Einhaltung eines gleichmäßigen Tempos wurde erstmals von Thomas Mace im Jahr 1676 ein Fadenpendel vorgeschlagen. Vermutlich aufgrund dieser Anregung veröffentlichte 1696 Étienne Loulié die Beschreibung eines Fadenpendel-Metronoms mit einer am Faden befestigten Bleikugel. In der Zeit von 1800 bis 1820 wurden eine Reihe unterschiedlicher Zeitmesser erfunden. Als Bezeichnungen waren „Taktmesser“, „Taktuhr“, „musikalischer Zeitmesser“, „Chronometer“, „Rhythmometer“ oder „Metrometer“ gebräuchlich.

Metronomzahlen und Interpretation

Vom Komponisten selbst mit Bezug auf einen bestimmten Notenwert wie „Halbe“, „Viertel“ oder „Achtel“ angegebene Metronomzahlen sind für den Interpreten wertvoll als Richtschnur für das von ihm zu wählende Tempo. Metronomangaben von Herausgebern oder von anonymer Herkunft hingegen können höchstens als Richtschnur ohne authentischen Anspruch auf Richtigkeit dienen. Die Tempoangaben auf der Skala des Mälzel-Metronoms (wie „Andante – gehend 76–108“) beziehen sich nicht auf bestimmte Notenwerte. In der Tempowahl muss die vorliegende Taktart berücksichtigt werden: Ein „Andante 38“ ist in der Musik der Klassik z. B. schneller als ein „Andante 34“, und dieses wiederum schneller als ein „Andante 44“. Ebenso ist es mit den Taktarten 22, 24 und 28.

Die klassische Musik vor Beethoven kannte und brauchte noch kein Metronom. Sie benutzte ein Tempo-System aus den „natürlichen Tempi der Taktarten“, welche sich beispielsweise aus Tänzen herleiten, deren Tradition den Musikern bekannt war; Andante etwa orientiert sich an der Bewegung des Gehens, das individuelle Abstufungen kennt. Auch regionale Unterschiede waren möglich, auch waren die Musiker fähig, das Tempo in der erforderlichen Weise nach der Größe des Aufführungsraums (Kirche, Saal, Zimmer), der aktuellen Besetzungsstärke etc. zu variieren. Ferner galt die Regel, sich an den kleinsten vorkommenden Notenwerten zu orientieren: der Schlag eines Stückes (Metronoms) wurde z. B. langsamer genommen, wenn es Zweiunddreißigstel enthielt, als wenn es überwiegend nur aus Sechzehnteln oder gar Achteln bestand. Die italienischen Tempoangaben halfen dann als zusätzliche Hinweise. Trotz seiner Begeisterung über das durch Mälzel endlich praktisch verwendbar gewordene Metronom hat Beethoven von seinen über 400 Werken nur 25 „metronomisiert“, d. h. mit Tempoangaben nach der Mälzel-Skala versehen.