Mehltau

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Beispiel für Falschen Mehltau (links) und Echten Mehltau (rechts) auf einem Traubenblatt

Mehltau ist eine Form von Pilzen. Von seinem eng verwandten Gegenstück, dem Schimmelpilz, unterscheidet er sich vor allem durch seine Farbe: Schimmelpilze erscheinen in Schwarz-, Blau-, Rot- und Grüntönen, während Mehltau weiß ist. Es handelt sich um ein dünnes, oberflächliches Wachstum, das aus winzigen Hyphen (Pilzfäden) besteht und insbesondere auf lebenden Pflanzen oder organischem Material wie Holz, Papier oder Leder entsteht. Sowohl Schimmel als auch Mehltau erzeugen einen deutlich unangenehmen Geruch, und beide wurden als Ursache bestimmter menschlicher Beschwerden identifiziert.

Im Gartenbau bezeichnet Mehltau entweder Pilzarten aus der Ordnung Erysiphales oder pilzähnliche Organismen aus der Familie Peronosporaceae. Der Begriff wird auch ganz allgemein für Schimmelpilzbefall verwendet. Im Altenglischen bedeutete Mehltau Honigtau (eine Substanz, die von Blattläusen auf Blättern abgesondert wird und von der man früher annahm, dass sie wie Tau aus der Luft destilliert wird) und wurde später zu einem Begriff für Schimmel oder Pilze. Mehltau wächst auf feuchtem Stoff, Leder oder auf Pflanzen, und wenn er auf Blättern wächst, kann er die Pflanze schädigen.

Mehltau, fast komplett erkrankte Pflanze (Phlox)

Arten für den Haushalt

Nicht identifizierte Schimmelpilzart, die auf einem Plastikduschvorhang wächst (Skalenabstufungen = 11 µm)

Der Begriff Mehltau wird oft allgemein für Schimmelpilze verwendet, die in der Regel eine flache Wuchsform haben. Schimmelpilze können auf vielen organischen Materialien gedeihen, z. B. auf Kleidung, Leder, Papier sowie an Decken, Wänden und Böden in Wohnungen oder Büros mit schlechter Feuchtigkeitskontrolle. Schimmelpilze lassen sich mit speziellen Schimmelentfernern oder Substanzen wie Bleichmitteln entfernen (die allerdings die Oberfläche verfärben können).

Eine kürzlich infizierte Pflanze.

Es gibt viele Arten von Schimmel. Der schwarze Schimmel, der auf Dachböden, Fensterbänken und anderen Orten mit mäßiger Feuchtigkeit wächst, ist häufig Cladosporium. Die Farbe allein ist nicht immer ein zuverlässiger Indikator für die Art des Schimmels. Für eine korrekte Identifizierung ist ein Mikrobiologe oder Mykologe erforderlich. Bei Schimmelpilzwachstum auf zellulosebasierten Substraten oder Materialien mit hohem Feuchtigkeitsgehalt (90 Prozent oder mehr) handelt es sich häufig um Stachybotrys chartarum. "Schwarzer Schimmel", auch bekannt als "giftiger schwarzer Schimmel", bezieht sich korrekt auf S. chartarum. Diese Spezies ist in Innenräumen häufig auf feuchten, zellulosehaltigen Materialien zu finden, wie z. B. Wandplatten (Trockenbauwände), Jute, Weide, Strohkörben und anderen Papiermaterialien. S. chartarum wächst jedoch nicht auf Kunststoff, Vinyl, Beton, Glas, Keramikfliesen oder Metallen. Eine Vielzahl anderer Schimmelpilzarten, wie Penicillium oder Aspergillus, scheinen auf nichtzellulosehaltigen Oberflächen zu wachsen, wachsen aber in Wirklichkeit auf dem Biofilm, der an diesen Oberflächen haftet. Glas, Kunststoff und Beton bieten keine Nahrung für organisches Wachstum und können daher ohne Biofilm kein Schimmelpilzwachstum begünstigen. An Orten mit stagnierender Luft, z. B. in Kellern, können Schimmelpilze einen starken muffigen Geruch erzeugen.

Der rosafarbene "Schimmel", den man oft auf Plastikduschvorhängen und Badezimmerfliesen findet, ist in Wirklichkeit ein roter Hefepilz, Rhodotorula.

Umweltbedingungen

Schimmelpilze benötigen bestimmte Faktoren, um sich zu entwickeln. Ohne einen dieser Faktoren kann er sich nicht vermehren und wachsen. Er benötigt eine Nahrungsquelle (jegliches organisches Material), eine ausreichende Umgebungsfeuchtigkeit (eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 62 und 93 Prozent) und eine angemessene Wärme (25 bis 31 Grad Celsius sind optimal, aber ein gewisses Wachstum kann auch zwischen dem Gefrierpunkt und 35 Grad Celsius stattfinden). Leicht saure Bedingungen werden ebenfalls bevorzugt. Bei wärmeren Temperaturen kann die Luft ein größeres Wasservolumen aufnehmen; wenn die Lufttemperaturen sinken, sinkt auch die Fähigkeit der Luft, Feuchtigkeit aufzunehmen, die dann auf kühlen Oberflächen kondensiert. Dies kann dazu führen, dass Feuchtigkeit auf Oberflächen gelangt, auf denen sich dann Schimmel bilden kann (z. B. an einer Außenwand).

Um das Wachstum von Schimmel zu verhindern, muss daher ein Gleichgewicht zwischen Feuchtigkeit und Temperatur hergestellt werden. Dies kann erreicht werden, indem die in der Luft vorhandene Feuchtigkeit minimiert wird.

Lufttemperaturen bei oder unter 21 °C (70 °F) hemmen das Wachstum, allerdings nur, wenn die relative Luftfeuchtigkeit niedrig genug ist, um eine Wasserkondensation zu verhindern (d. h. der Taupunkt wird nicht erreicht).

Bei wärmeren Temperaturen nimmt die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft zu. Das bedeutet, dass bei gleichbleibender Wasserdampfmenge in der sich erwärmenden Luft die Luft trockener wird (d. h. eine geringere relative Luftfeuchtigkeit aufweist). Dies wiederum hemmt das Pilzwachstum. Warme, wachstumsfördernde Temperaturen in Verbindung mit einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit schaffen jedoch die Voraussetzungen für das Wachstum von Schimmelpilzen.

Klimaanlagen sind ein wirksames Mittel, um Feuchtigkeit und Wärme aus der ansonsten feuchten warmen Luft zu entfernen. Die Wärmetauscher einer Klimaanlage führen dazu, dass die Feuchtigkeit in der Luft an ihnen kondensiert und die überschüssige Feuchtigkeit durch einen Abfluss wieder an die Umgebung abgegeben wird. Sie können auch das Wachstum von Schimmel verhindern, indem sie die Innentemperaturen senken. Damit sie ihre Wirkung entfalten können, müssen Klimaanlagen die vorhandene Raumluft umwälzen und dürfen nicht mit warmer, feuchter Außenluft in Berührung kommen. Einige energieeffiziente Klimaanlagen können einen Raum so schnell abkühlen, dass sie keine Gelegenheit haben, auch den Wasserdampf aus der Umgebung effektiv zu sammeln und abzuleiten.

Echter Mehltau

Die zu den Schlauchpilzen (Ascomycota) gehörenden Erreger des Echten Mehltaus (Erysiphaceae) befallen hauptsächlich Blätter. Diese werden zunächst von einem mehlartigen Belag überzogen, später verfärben sie sich braun und vertrocknen. Zu den Echten Mehltaupilzen zählen u. a. der Gräser-Mehltau (Blumeria graminis), der Getreidearten und Weidegräser befällt, und der Weinreben-Mehltau (Erysiphe necator).

Echter Mehltau überwintert in kleinen Sporengehäusen an der Pflanze oder als Myzel, z. B. auf den Knospenschuppen von Obstbäumen oder an den Zweigen, auch auf Unkräutern. Trockenes Wetter begünstigt die Verbreitung (Schönwetterpilz), ebenso schwül-warme Witterung und der starke Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht im Herbst. Eine Luftfeuchte von 70 Prozent für die Sporen genügt, da sie von Haus aus mit Nährstoffen und Wasser versorgt sind. Optimal ist eine Temperatur um 20 °C für die Verbreitung.

Falscher Mehltau

Die zu den Eipilzen (Oomycota) gehörenden Erreger des Falschen Mehltaus (Peronosporaceae) dringen meist tiefer in die Pflanze ein und erzeugen oft einen weißlichen Belag an der Unterseite der Blätter. Wichtige Pflanzenparasiten sind der Falsche Mehltau des Weines (Plasmopara viticola), der Blauschimmel des Tabaks (Peronospora tabacina) und die ebenfalls relativ wirtsspezifischen Phytophthora-Arten. Durch Resistenzzüchtungen mithilfe von Gift-Lattich relativ bekannt geworden ist auch der Falsche Mehltau des Salats (Bremia lactucae).

Galerie

Bekämpfung

Auf Phlox (Phlox paniculata) ist Mehltau in veritablem Umfang heutzutage in vielen Gärten zu finden. Gegen die verschiedenen Mehltauarten werden in Landwirtschaft und Gartenbau Fungizide unterschiedlicher chemischer Struktur eingesetzt (z. B. Tridemorphe). So sind gegen die vorwiegend auf der Blattoberfläche wachsenden Echten Mehltaupilze Pflanzenschutzmittel auf Schwefelbasis verbreitet.

Als Nahrungsquelle innerhalb intakter Ökosysteme ist der Mehltau für einige Marienkäferarten lebenswichtig. So ernähren sich z. B. der Sechzehnfleckige und der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer ausschließlich von Mehltau.