Klischee

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Auszug aus einer Karikatur von Priestman Atkinson aus dem Punch Almanack von 1885, die sich über klischeehafte Ausdrücke in der damaligen Populärliteratur lustig macht

Ein Klischee (UK: /ˈklʃ/ oder US: /kliˈʃ/) ist ein Element eines künstlerischen Werks, einer Redewendung oder einer Idee, das so überstrapaziert wurde, dass es seine ursprüngliche Bedeutung oder Wirkung verloren hat, ja sogar banal oder irritierend ist, insbesondere wenn es zu einem früheren Zeitpunkt als sinnvoll oder neuartig galt. In der Phraseologie hat der Begriff eine eher technische Bedeutung angenommen, die sich auf einen Ausdruck bezieht, der durch den konventionellen Sprachgebrauch aufgezwungen wurde.

In der modernen Kultur wird der Begriff häufig für eine Handlung oder Idee verwendet, die aufgrund eines früheren Ereignisses erwartet oder vorhersehbar ist. Klischees" sind in der Regel abwertend und können wahr oder unwahr sein. Einige sind Stereotypen, andere sind einfach Binsenweisheiten und Tatsachen. Klischees werden oft für einen komödiantischen Effekt verwendet, typischerweise in der Belletristik.

Die meisten Redewendungen, die heute als klischeehaft gelten, wurden ursprünglich als treffend angesehen, haben aber durch übermäßigen Gebrauch ihre Kraft verloren. Der französische Dichter Gérard de Nerval sagte einmal: "Der erste Mann, der die Frau mit einer Rose verglich, war ein Dichter, der zweite ein Schwachkopf."

Ein Klischee ist oft eine anschauliche Darstellung einer Abstraktion, die sich auf eine Analogie oder Übertreibung stützt, um Wirkung zu erzielen, und oft aus der Alltagserfahrung stammt. Sparsam eingesetzt, kann es erfolgreich sein, aber die Verwendung eines Klischees beim Schreiben, Sprechen oder Argumentieren wird im Allgemeinen als Zeichen von Unerfahrenheit oder mangelnder Originalität angesehen.

Ein Klischee ist eine ehemals innovative Vorstellung, Redensart, ein Kunstwerk oder ein Stilmittel, die mittlerweile veraltet, abgenutzt oder überbeansprucht erscheint. Das Klischee existiert als etwas geistig oder sprachlich Schablonenhaftes. Dabei ist charakteristisch, dass die Eigenschaft, welche das Klischee bedeutet, nicht eine der Eigenschaften ist, welche die gleichartigen Einzelelemente zu einer benennbaren Klasse werden lässt, sondern vielmehr eine zusätzliche, davon unabhängige Eigenschaft ist.

Der Begriff leitet sich ab von französisch cliché, was Abklatsch bedeutet. Das französische Wort bezeichnete ursprünglich die gleichnamige Druckform, das deutsche Wort Abklatsch den damit hergestellten Probeabzug.

Etymologie

Das Wort Klischee ist aus dem Französischen entlehnt, wo es ein Partizip des Passivs von clicher, "klicken", ist und als Substantiv verwendet wird; das Klischee ist seit 1825 belegt und stammt aus dem Druckgewerbe. Der Begriff Klischee wurde in den Druckerjargon übernommen, um eine Stereotypie, eine Elektrotypie, eine Gussplatte oder einen Blockdruck zu bezeichnen, mit denen Schriften oder Bilder wiederholt reproduziert werden können. Es wird vermutet, dass das Wort von dem klickenden Geräusch beim "getupften" Druck stammt (eine besondere Form der Stereotypie, bei der der Druckstock in ein Bad aus geschmolzenem Schriftmetall gedrückt wird, um eine Matrize zu bilden). Durch diese Onomatopoesie wurde das Klischee zu einer vorgefertigten, oft wiederholten Phrase.

Verwendung

Die Verwendung eines Merkmals wie eines überhängenden Astes zur Umrahmung einer Naturszene kann als visuelles Klischee bezeichnet werden, obwohl es auch einen Maßstab liefert.

Verschiedene Wörterbücher kennen das abgeleitete Adjektiv klischeehaft, das dieselbe Bedeutung hat. Klischee wird manchmal als Adjektiv verwendet, obwohl einige Wörterbücher es nicht als solches anerkennen und das Wort nur als Substantiv und Klischee als Adjektiv aufführen.

Klischee, das den Gedanken abschließt

Denkverhindernde Klischees, auch bekannt als Denkverhinderer oder semantische Stoppschilder, sind Wörter oder Sätze, die kritisches Denken und sinnvolle Diskussionen über ein bestimmtes Thema verhindern. Es handelt sich in der Regel um kurze, allgemeine Binsenweisheiten, die scheinbar einfache Antworten auf komplexe Fragen bieten oder die Aufmerksamkeit von anderen Gedankengängen ablenken. Oft handelt es sich dabei um Sprüche, die in die Volksweisheit einer Kultur eingebettet sind und die man gerne sagt, weil sie wahr oder gut klingen oder weil sie das Richtige sind. Einige Beispiele sind: "Hör auf, so viel zu denken", "Es geht schon wieder los" und "Na und, welche Auswirkungen haben meine [individuellen] Handlungen?"

Der Begriff wurde von dem Psychiater Robert Jay Lifton in seinem 1961 erschienenen Buch Thought Reform and the Psychology of Totalism: Eine Studie über "Gehirnwäsche" in China. Lifton schrieb: "Die Sprache des totalistischen Umfelds ist durch das Klischee der Gedankenbeendigung gekennzeichnet. Die weitreichendsten und komplexesten menschlichen Probleme werden in kurze, stark reduzierte, endgültig klingende Phrasen gepresst, die sich leicht einprägen und leicht ausdrücken lassen. Diese werden zum Anfang und zum Ende jeder ideologischen Analyse". Manchmal werden sie absichtlich verwendet, um Debatten zu unterbinden, andere zu manipulieren, damit sie in eine bestimmte Richtung denken, oder um abweichende Meinungen zu unterdrücken. Manche Menschen wiederholen sie jedoch aus Gewohnheit, aus Konditionierung oder als Abwehrmechanismus, um ihre Vorurteile zu bestätigen, sogar vor sich selbst.

Definition

Im Sachwörterbuch der Literatur sind Klischees folgendermaßen definiert:

„[Klischees sind] vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“

Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 1970.

Ein Beispiel für ein auf eine Personengruppe bezogenes, positives Klischee: „Die Deutschen sind sehr pünktlich“. Diese Eigenschaft ist rational unabhängig von der Eigenschaft der Menge der Deutschen, deutsch zu sein, wenngleich nicht festgestellt werden kann, ob diese generelle Zuordnung zutrifft oder nicht. Es handelt sich um ein Klischee.

Bedient sich jemand eines Klischees, repräsentiert dies nicht notwendigerweise die Überzeugung der Person – es kann auch unbedacht übernommen worden sein. Die Eigenschaft, die das Klischee ausmacht, ist nicht notwendigerweise, aber dennoch häufig, negativer Natur. Ist die Eigenschaft negativ belegt, kann das Klischee zu einem Vorurteil verschärft sein. Nicht selten sind Klischees in Form von Redensarten in die Umgangssprache eingefasst. Viele, aber nicht alle Klischees lassen sich deswegen als abgegriffene Redewendungen auffassen, die eingefahrene Vorurteile repräsentieren. Ein Beispiel für eine klischeehafte Redewendung: „pünktlich wie die Maurer“.

M. H. Abrams weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht jeder häufig gebrauchte sprachliche Ausdruck prinzipiell zum Klischee taugt und das Klischee daher nicht über die Häufigkeit einer Redewendung definiert werden könne, er nennt “I beg your pardon” („Ich bitte um Entschuldigung“) als Beispiel.

“For the most part we do not first see, and then define, we define first and then see.”

„Meistens schauen wir nicht erst und definieren dann, wir definieren erst und schauen dann.“

Walter Lippmann: Die öffentliche Meinung (Public Opinion) 1922.

Im Handbuch der Phraseologie werden Klischees in Sprachklischees und Gedankenklischees eingeteilt. Klischees werden dort als „zeit-, gesellschafts- und personenabhängig“ bezeichnet, sind also nicht konstant, sondern einem Wandel unterworfen. Aus den meisten Definitionen lässt sich folgern, dass Klischees nur so lange Bestand haben können, wie sie gebraucht werden, nicht den Dingen innewohnend sind.

Abgrenzungen zum Stereotyp

Das Wort Klischee wird häufig synonym zu Vorurteil und Stereotyp verwendet. Vorurteile drücken eine generelle Haltung aus, Stereotype eine kognitive Zuordnung. Nach Quasthoff ist das Stereotyp ausschließlich auf Personen(gruppen) bezogen, ein Klischee (Wilpert) hingegen nicht. Im medialen Zusammenhang wird auch auf die Abnutzung verwiesen. Rudi Holzberger sieht das Klischee als Nachfolger von stereotypen Vorstellungen. Eine eindeutige Zuordnung und Operationalisierung zur sprachlichen oder Verhaltensebene ist bei Klischee wie Stereotyp nicht möglich.