Haartransplantation
Haartransplantation ⓘ | |
---|---|
Die Haartransplantation ist eine chirurgische Technik, bei der Haarfollikel aus einem Teil des Körpers, der so genannten "Spenderstelle", in einen kahlen oder kahl werdenden Teil des Körpers, die so genannte "Empfängerstelle", verpflanzt werden. Diese Technik wird in erster Linie zur Behandlung der männlichen Glatzenbildung eingesetzt. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren werden Transplantate mit Haarfollikeln, die genetisch gegen Kahlwerden resistent sind (z. B. am Hinterkopf), auf die kahle Kopfhaut verpflanzt. Die Haartransplantation kann auch zur Wiederherstellung von Wimpern, Augenbrauen, Barthaar, Brusthaar und Schamhaar sowie zum Auffüllen von Narben verwendet werden, die durch Unfälle oder chirurgische Eingriffe wie Facelifting und frühere Haartransplantationen entstanden sind. Die Haartransplantation unterscheidet sich von der Hauttransplantation dadurch, dass die Transplantate fast die gesamte Epidermis und Dermis enthalten, die den Haarfollikel umgeben, und dass viele winzige Transplantate und nicht nur ein einziger Hautstreifen transplantiert werden. ⓘ
Da das Haar von Natur aus in Gruppen von 1 bis 4 Haaren wächst, werden bei den heutigen Techniken die "follikulären Einheiten" in ihren natürlichen Gruppierungen entnommen und verpflanzt. So kann die moderne Haartransplantation ein natürliches Aussehen erreichen, indem sie die ursprüngliche Haarausrichtung nachahmt. Dieses Haartransplantationsverfahren wird als Follicular Unit Transplantation (FUT) bezeichnet. Das Spenderhaar kann auf zwei verschiedene Arten entnommen werden: Strip Harvesting und FUE (Follicular Unit Extraction). ⓘ
Die Haartransplantation oder auch Haarverpflanzung bezeichnet die Verpflanzung von Körperhaar. Haartransplantationen kommen vor allem bei Haarausfall zur Anwendung, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Der Eingriff wird – insbesondere bei Männern – als emotional besetztes Thema gesellschaftlich diskutiert. ⓘ
Verfahren
Präoperative Beurteilung und Planung
Bei einem ersten Beratungsgespräch analysiert der Chirurg die Kopfhaut des Patienten, bespricht mit ihm seine Präferenzen und Erwartungen und berät ihn über die beste Vorgehensweise (z. B. eine oder mehrere Sitzungen) und über die zu erwartenden Ergebnisse. Eine präoperative Follikopie hilft, die tatsächlich vorhandene Haardichte zu ermitteln, so dass die postoperativen Ergebnisse der neu transplantierten Haartransplantate genau beurteilt werden können. Einige Patienten können von einer präoperativen Anwendung von Minoxidil und Vitaminen profitieren. ⓘ
Mehrere Tage vor dem Eingriff darf der Patient keine Medikamente einnehmen, die zu intraoperativen Blutungen und damit zu einer schlechten Transplantation führen könnten. Alkohol und Rauchen können zu einem schlechten Überleben des Transplantats beitragen. Zur Vorbeugung von Wund- oder Transplantatinfektionen werden in der Regel postoperative Antibiotika verschrieben. ⓘ
Entnahmemethoden
Seit dem 18. Jahrhundert wird von – unterschiedlich erfolgreichen – Versetzungen behaarter Hautteile bei Tieren und Menschen berichtet. Als erste Arbeit zur Haartransplantation gilt die 1822 erschienene Dissertation des deutschen Mediziners Johann Friedrich Dieffenbach. ⓘ
Bis zum 19. Jahrhundert gab es diesbezüglich keine bedeutenden Weiterentwicklungen. 1939 beschrieb erstmals der japanische Arzt Shōji Okuda (奥田 庄二) die Durchschlagstechnik (Punchtechnik) in der Haarversetzung. Er benutzte kleine Durchschläge (engl. punches), um behaarte Hautteile in andere Bereiche der Kopfhaut sowie in Augenbrauen und Schnurrbärte zu verpflanzen. Die verpflanzten behaarten Hautteile produzierten auch in ihrer neuen Position erfolgreich Haare. Allerdings sah Okuda diese Vorgehensweise nur für Brandopfer vor. Er dachte noch nicht an die Möglichkeit, seine Technik gegen den weitverbreiteten androgenetischen Haarausfall einzusetzen, der auch als erblich bedingter Haarausfall bezeichnet wird. ⓘ
In den 1960er Jahren wurden die Techniken durch Norman Orentreich wesentlich erweitert. 1986 stellte der Münchener Arzt Manfred Lucas auf dem VII. International Congress of Dermatologic Surgery in London die flächendeckende Behandlung mit Mini- bzw. Micrografts vor und war damit weltweit einer der Ersten, die dieses Verfahren propagierten. ⓘ
Die neueste Methode, die Entnahme einzelner Haarfollikel, wurde erstmals vom Japaner Masumi Inaba beschrieben. Diese Methode wurde 2002 von W.R. Rassman verfeinert und Follicular Unit Extraction genannt. ⓘ
Die verschiedenen Techniken unterscheiden sich stark, wobei vergleichende kontrollierte Studien weitgehend fehlen. Für ein gutes Endergebnis ist entscheidend, dass der Haaransatz natürlich ist (etwa mit Wirbeln und Wellen). ⓘ
Transplantationseingriffe werden ambulant unter leichter Sedierung (optional) und injizierter Lokalanästhesie durchgeführt. Vor der Entnahme der Spenderkopfhaut wird diese shampooniert und mit einem antibakteriellen Mittel behandelt. ⓘ
Es gibt verschiedene Techniken zur Entnahme von Haarfollikeln, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Unabhängig von der Entnahmetechnik ist die korrekte Entnahme des Haarfollikels von entscheidender Bedeutung, um die Lebensfähigkeit des transplantierten Haares zu gewährleisten und eine Durchtrennung des Haarschafts vom Haarfollikel zu vermeiden. Haarfollikel wachsen in einem leichten Winkel zur Hautoberfläche, daher muss das transplantierte Gewebe in einem entsprechenden Winkel entnommen werden. ⓘ
Heutzutage gibt es zwei Hauptmethoden für die Entnahme von Spendertransplantaten: die Entnahme durch Streifenexzision und die Entnahme von Follikeleinheiten. ⓘ
Diese Methode ist in Deutschland die am häufigsten anzutreffende Haarverpflanzungs-Methode. Dabei wird aus dem Haarkranz ein behaarter Hautstreifen entnommen und in sogenannte mittlere Hautteile und kleinere Hautteile mit Haarwurzeln zergliedert. Man nennt diese einzelnen Haare oder Haarinseln auch Mini- bzw. Micrografts. Danach werden dann die Grafts in die vorher vorbereiteten Gebiete eingesetzt. Die Prozedur wird sitzend in örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert zwischen 3 und 9 Stunden, wobei ein Großteil der Zeit zur Vorbereitung der Transplantate benötigt wird. ⓘ
Entnahme von Streifen
Die Streifenentnahme (auch bekannt als Follikular Unit Transplantation oder FUT) ist die gängigste Technik zur Entnahme von Haaren und Follikeln aus einer Spenderstelle. Der Chirurg entnimmt einen Hautstreifen aus der hinteren Kopfhaut, in einem Bereich mit gutem Haarwuchs. Mit einem ein-, zwei- oder dreischneidigen Skalpell werden Streifen des haartragenden Gewebes aus der Spenderstelle entfernt. Jeder Schnitt wird so geplant, dass intakte Haarfollikel entfernt werden. Der entnommene Streifen ist etwa 1-1,5 x 15-30 cm groß. Während die entstehende Wunde verschlossen wird, beginnen die Assistenten damit, einzelne follikulare Einheitstransplantate, d. h. kleine, natürlich gebildete Gruppierungen von Haarfollikeln, aus dem Streifen herauszuschneiden. Mit binokularen Stereomikroskopen entfernen sie vorsichtig überschüssiges Faser- und Fettgewebe und versuchen dabei, die Follikelzellen, die für die Transplantation verwendet werden, nicht zu beschädigen. Die neueste Methode des Verschlusses ist der so genannte "trichophytische Verschluss", der zu wesentlich feineren Narben im Spenderbereich führt. ⓘ
Der Chirurg sticht dann mit sehr kleinen Mikroklingen oder feinen Nadeln in die Stellen ein, an denen er die Grafts aufnimmt, und platziert sie in einer vorher festgelegten Dichte und einem vorher festgelegten Muster, wobei er die Wunden gleichmäßig abwinkelt, um ein realistisches Haarmuster zu erzielen. Der letzte Teil des Verfahrens, das Einsetzen der einzelnen Grafts, wird im Allgemeinen von den Technikern durchgeführt. ⓘ
Die Streifenentnahme hinterlässt eine dünne, lineare Narbe im Spenderbereich, die in der Regel auch bei relativ kurzen Haaren von den Haaren des Patienten verdeckt wird. Die Erholungszeit beträgt etwa 2 Wochen und erfordert die Entfernung der Nähte/Klammern durch medizinisches Personal oder eine subkutikuläre Naht. ⓘ
Follikulare Einheitsextraktion (FUE)
Bei der Follicular Unit Extraction oder FUE-Entnahme werden unter örtlicher Betäubung einzelne Follikeleinheiten mit 1 bis 4 Haaren entnommen; bei dieser Mikroentnahme werden in der Regel winzige Stanzen mit einem Durchmesser von 0,6 mm bis 1,0 mm verwendet. Anschließend punktiert der Chirurg mit sehr kleinen Mikroklingen oder feinen Nadeln die Stellen, an denen die Grafts eingesetzt werden sollen, und platziert sie in einer vorher festgelegten Dichte und einem vorher festgelegten Muster, wobei er die Wunden gleichmäßig abwinkelt, um ein realistisches Haarmuster zu erzielen. Der letzte Teil des Verfahrens, das Einsetzen der einzelnen Grafts, wird im Allgemeinen von den Technikern durchgeführt. ⓘ
Das FUE-Verfahren wird in einer einzigen langen Sitzung oder in mehreren kleinen Sitzungen durchgeführt. Das FUE-Verfahren ist zeitaufwändiger als die Strip-Chirurgie. Die Dauer eines FUE-Eingriffs hängt von der Erfahrung des Chirurgen, der Geschwindigkeit der Entnahme und den Eigenschaften des Patienten ab. Der Eingriff kann von ein paar Stunden für die Entnahme von 200 Grafts für eine Narbenkorrektur bis hin zu einer Operation an zwei aufeinanderfolgenden Tagen für eine Megasitzung mit 2.500 bis 3.000 Grafts dauern. Bei der FUE-Haartransplantation gibt es Einschränkungen für die Eignung der Patienten. Die Auswahl der Patienten für eine FUE erfolgt anhand eines Fuchstests, wobei allerdings umstritten ist, ob dieser Test für die Auswahl der Patienten für eine FUE geeignet ist. ⓘ
Mit FUE können sehr natürliche Ergebnisse erzielt werden. Der Vorteil gegenüber der Streifenentnahme besteht darin, dass bei der FUE-Entnahme keine großen Bereiche der Kopfhaut entnommen werden müssen, so dass kein linearer Einschnitt am Hinterkopf erforderlich ist und keine lineare Narbe zurückbleibt. Da einzelne Follikel entnommen werden, bleiben nur kleine, punktuelle Narben zurück, die praktisch nicht sichtbar sind, und die Schmerzen und Beschwerden nach dem Eingriff sind minimal. Da keine Nahtentfernung erforderlich ist, beträgt die Erholungszeit nach dem Micro Grafting FUE weniger als 7 Tage. ⓘ
Zu den Nachteilen gehören längere Operationszeiten und höhere Kosten für den Patienten. Für neue Chirurgen ist es eine Herausforderung, da das Verfahren körperlich anstrengend ist und die Lernkurve, um die erforderlichen Fähigkeiten zu erwerben, langwierig und schwierig ist. Einige Chirurgen weisen darauf hin, dass die FUE im Vergleich zur Streifenentnahme zu einem geringeren Anteil erfolgreich transplantierter Follikel führen kann. ⓘ
Transplantation von Follikeleinheiten
Die Follicular Unit Transplantation (FUT) ist die traditionelle Haartransplantationsmethode, bei der ein linearer Streifen haartragender Haut vom Rücken oder von der Seite der Kopfhaut entnommen wird. Der Streifen wird dann zerschnitten, um einzelne Grafts zu entnehmen. ⓘ
Robotische Haarwiederherstellung
Bei der robotergestützten Haarwiederherstellung werden Kameras und Roboterarme eingesetzt, um den Chirurgen bei der FUE-Prozedur zu unterstützen. Im Jahr 2009 wurde NeoGraft als erstes robotergestütztes chirurgisches Gerät von der FDA für die Haarwiederherstellung zugelassen. Das ARTAS-System wurde 2011 von der FDA für die Entnahme von follikulären Einheiten bei braun- und schwarzhaarigen Männern zugelassen. ⓘ
Arten von Operationen
Es gibt eine Reihe von Anwendungen für die Haartransplantationschirurgie, darunter:
- Androgenetische Alopezie
- Augenbrauentransplantation
- Absenkung oder Rekonstruktion der vorderen Haarlinie (natürlich hohe Haarlinien ohne bestehenden Haarausfall) ⓘ
Wenn die Anzahl der Spenderhaare am Hinterkopf nicht ausreicht, ist es möglich, eine Körperhaartransplantation (BHT) bei geeigneten Kandidaten durchzuführen, die über verfügbare Spenderhaare an Brust, Rücken, Schultern, Rumpf und/oder Beinen verfügen. Die Körperhaartransplantation kann nur mit der FUE-Entnahmemethode durchgeführt werden und erfordert daher die Fähigkeiten eines erfahrenen FUE-Chirurgen. Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die ein potenzieller BHT-Kandidat vor dem Eingriff berücksichtigen sollte. Dazu gehören das Wissen um den natürlichen Unterschied in der Beschaffenheit von Körperhaar und Kopfhaar, die Wachstumsraten und die realistischen Erwartungen an die Ergebnisse der BHT-Operation. ⓘ
Post-operative Pflege
Dank der Fortschritte in der Wundpflege können semipermeable Verbände, die das Durchsickern von Blut und Gewebeflüssigkeit ermöglichen, angelegt und mindestens einmal täglich gewechselt werden. Der empfindliche Empfängerbereich muss vor der Sonne geschützt werden, und mit der Haarwäsche wird zwei Tage nach dem Eingriff begonnen. Manche Chirurgen lassen den Patienten bereits am Tag nach dem Eingriff shampoonieren. Das Shampoonieren ist wichtig, um die Bildung von Schorf um den Haarschaft zu verhindern. Schorf haftet am Haarschaft und erhöht das Risiko, dass neu transplantierte Haarfollikel in den ersten 7 bis 10 Tagen nach dem Eingriff verloren gehen. ⓘ
In den ersten zehn Tagen kann es vorkommen, dass einige der transplantierten Haare ausfallen, da sie durch ihre Verlegung traumatisiert sind. Dies wird als "Schockverlust" bezeichnet. Nach zwei bis drei Monaten beginnen neue Haare aus den verpflanzten Follikeln zu wachsen. Das Haar des Patienten wächst normal und wird in den nächsten sechs bis neun Monaten immer dichter. Nachfolgender Haarausfall wird wahrscheinlich nur an den unbehandelten Stellen auftreten. Einige Patienten entscheiden sich für die Einnahme von Medikamenten, um den Haarausfall zu verlangsamen, während andere eine spätere Transplantation planen, um diesem Umstand zu begegnen. ⓘ
Kosten
Die Kosten einer Haartransplantation hängen vom individuellen Haarausfall und damit von der Anzahl der erforderlichen Transplantate ab. Der Durchschnittspreis pro Transplantat liegt zwischen 1,07 US-Dollar in der Türkei und 7,00 US-Dollar in Kanada. Einige Kliniken bieten auch All-inclusive-Pakete an. ⓘ
Nebeneffekte
Das Ausdünnen der Haare, der so genannte "Schockverlust", ist eine häufige Nebenwirkung, die in der Regel vorübergehend ist. Kahle Stellen sind ebenfalls häufig, da fünfzig bis hundert Haare pro Tag verloren gehen können. Bei etwa 4 % der Transplantationspatienten wurde postoperativer Schluckauf beobachtet. ⓘ
Vorgeschichte
Die Verwendung von Kopfhautlappen, bei denen ein Gewebeband mit seiner ursprünglichen Blutversorgung in den weiterhin kahlen Bereich verlagert wird, und von freien Transplantaten geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1897 implantierte Menahem Hodara erfolgreich Haare aus den nicht betroffenen Bereichen der Kopfhaut auf die Narben, die durch Favus kahl geblieben waren. Die modernen Transplantationstechniken begannen in den 1930er Jahren in Japan, wo Chirurgen kleine Transplantate und sogar "follikuläre Einheitstransplantate" verwendeten, um geschädigte Bereiche der Augenbrauen oder Wimpern zu ersetzen, nicht aber um Kahlheit zu behandeln. Ihre Bemühungen fanden damals keine weltweite Beachtung, und die Traumata des Zweiten Weltkriegs hielten ihre Fortschritte noch zwei Jahrzehnte lang in der Isolation. ⓘ
Die moderne Ära der Haartransplantation in der westlichen Welt wurde in den späten 1950er Jahren eingeläutet, als der New Yorker Dermatologe Norman Orentreich begann, mit freien Spendertransplantaten für kahle Stellen bei Patienten mit männlichem Haarausfall zu experimentieren. Bis dahin war man davon ausgegangen, dass das transplantierte Haar an der "Empfänger"-Stelle nicht besser gedeihen würde als das ursprüngliche Haar. Orentreich wies nach, dass solche Transplantate "spenderdominant" waren, da die neuen Haare genauso wuchsen und hielten, wie sie es an ihrem ursprünglichen Standort getan hätten. ⓘ
In Weiterentwicklung der Theorie der Spenderdominanz definierte Dr. Walter P. Unger die Parameter der "sicheren Spenderzone", aus der die dauerhaftesten Haarfollikel für die Haartransplantation entnommen werden können. Da das transplantierte Haar an der neuen Stelle nur so lange wächst, wie es an der ursprünglichen Stelle gewachsen wäre, dienen diese Parameter nach wie vor als Grundlage für die Entnahme von Haarfollikeln, sei es mit der Streifenmethode oder mit FUE. ⓘ
In den nächsten zwanzig Jahren arbeiteten die Chirurgen an der Transplantation kleinerer Grafts, aber die Ergebnisse waren nur minimal erfolgreich, wobei 2-4 mm große "Pfropfen" zu einem puppenkopfähnlichen Aussehen führten. In den 1980er Jahren begannen Streifenexzisionen die Pfropftechnik zu ersetzen, und Carlos Uebel in Brasilien machte die Verwendung einer großen Anzahl kleiner Transplantate populär, während in den Vereinigten Staaten William Rassman begann, Tausende von "Mikrografts" in einer einzigen Sitzung zu verwenden. ⓘ
In den späten 1980er Jahren führte B.L. Limmer die Verwendung des Stereomikroskops ein, um einen einzelnen Spenderstreifen in kleine Mikrografts zu zerlegen. ⓘ
Das Verfahren der Haartransplantation mit follikulären Einheiten hat sich ständig weiterentwickelt und wurde immer feiner und minimalinvasiver, da die Einschnitte für die Transplantate immer kleiner wurden. Diese kleineren und weniger invasiven Schnitte ermöglichen es den Chirurgen, eine größere Anzahl von Follicular Unit Grafts in einem bestimmten Bereich zu platzieren. Mit dem neuen "Goldstandard" der ultra-raffinierten Follicular-Unit-Haartransplantation können über 50 Grafts pro Quadratzentimeter platziert werden, wenn dies für den Patienten angemessen ist. ⓘ
Die Chirurgen haben auch dem Winkel und der Ausrichtung der transplantierten Grafts mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Mit der Einführung der "Lateral Slit"-Technik in den frühen 2000er Jahren konnten die Haartransplantationschirurgen 2 bis 4 Haarfollikel-Transplantate so ausrichten, dass sie sich über die Oberfläche der Kopfhaut ausbreiten. Dadurch konnten die transplantierten Haare besser auf der Kopfhaut liegen und die kahlen Stellen besser abdecken. Ein Nachteil ist jedoch, dass die seitlichen Schnitte die Gefäße der Kopfhaut stärker stören als die sagittalen Schnitte. Bei sagittalen Schnitten werden also weniger Haare und Blutgefäße durchtrennt, vorausgesetzt, die Schneideinstrumente haben die gleiche Größe. Einer der großen Vorteile der sagittalen Schnitte besteht darin, dass sie viel besser in und um die vorhandenen Haare gleiten können, um eine Durchtrennung der Follikel zu vermeiden. Dies ist sicherlich ein starkes Argument für Ärzte, die keine Rasur des Empfängerbereichs benötigen. Die seitlichen Schnitte halbieren die vorhandenen Haare senkrecht (horizontal) wie ein T, während die sagittalen Schnitte parallel (vertikal) entlang und zwischen den vorhandenen Haaren verlaufen. Die Verwendung von rechtwinkligen (lateralen/koronalen) Schlitzen gegenüber parallelen (sagittalen) Schlitzen ist jedoch in den Haartransplantationsgemeinschaften der Patienten heftig umstritten. Viele Elite-Haartransplantationschirurgen verwenden in der Regel eine Kombination aus beiden Methoden, je nachdem, was für den einzelnen Patienten am besten ist. ⓘ
Forschung und zukünftige Techniken
In Haarfollikeln wurden Stammzellen und dermale Papillenzellen entdeckt. Die Erforschung dieser Follikelzellen könnte zu Erfolgen bei der Behandlung von Kahlheit durch Haarmultiplikation (HM), auch bekannt als Klonen von Haaren, führen. ⓘ
Methoden der Haarverpflanzung
Punch
Die Punch- oder auch Stanztechnik ist die älteste Methode. Dr. Okuda verpflanzte mit 4-mm-Zylindern behaarte Hautteile. Die gewonnenen Transplantate erzeugten sehr unnatürliche, büschelartige Ergebnisse. ⓘ
Crosspunch-Methode
Mehrfach wurde in der Literatur berichtet, dass ein ästhetisch ansprechenderes Behandlungsergebnis erzielt werden kann, wenn bei der Implantation der Transplantate der Insertionswinkel berücksichtigt wird. ⓘ
Da lockiges Haar grundsätzlich die darunterliegende Kopfhaut besser kaschiert als dies bei glattem Haar der Fall ist, wird im Zuge der Crosspunch-Technik versucht, auch für glattes Haar eine bessere optische Abdeckung der Kopfhaut zu erzielen. Hierzu werden die Bohrungen in der Empfängerfläche in leicht gegeneinander abgestuften Winkeln von etwa 5 bis 8° gesetzt, sodass die später eingesetzten Transplantate ebenfalls einen leichten Neigungswinkel zueinander aufweisen. Auf diese Weise wird der Effekt eines besseren Kopfhautabdeckung, den lockiges Haar von Natur aus bereits mit sich bringt, auch für glattes Haar ermöglicht. ⓘ
Um ein natürlich wirkendes Resultat zu erzielen, muss beachtet werden, dass bei der Rekonstruktion der Haarlinie die natürliche Wuchsrichtung der Haare berücksichtigt wird und die Crosspunch-Technik erst nach der Rekonstruktion der Haarlinie eingesetzt wird. ⓘ
Haarausfall bei Frauen
Der Haarausfall bei Frauen hat oft genetische Ursachen, wobei Schilddrüsenkrankheiten oder hormonelle Veränderungen oft die Auslöser sind. Nicht nur der Haarverlust selbst, sondern auch immer dünner werdende Haare können die Folge sein. Hierbei ist eine medikamentöse Behandlung meist ausreichend. Ursachen für den Haarverlust können körperliche oder psychische Belastungen sein. Folgende Faktoren können einen Verlust der Kopfbehaarung auslösen: hormonelle Veränderungen (Menopause), Hautkrankheiten, Operationen, Schilddrüsenprobleme, Schwangerschaft, extremer Stress. ⓘ
Kosten einer Haartransplantation
Die Kosten der Haartransplantation richten sich in der Regel nicht nach der Fläche, sondern nach der Anzahl der Transplantate. Durch eine Pauschalierung der Kosten pro verpflanzter follikularer Einheit können Berechnungsprogramme bei der Darstellung der zu erwartenden Kosten helfen. Eine exakte Berechnung der benötigten follikularen Einheiten ist jedoch auch damit nicht möglich, da bei der Kostenabschätzung auch die Dichte der Haare in der der Zielregion benachbarten Zone mit einbezogen werden müssen. Aus diesem Grund können die genauen Kosten nur nach einer Untersuchung oder mit Hilfe von Fotografien der betroffenen Bereiche angegeben werden. ⓘ
Behandlungsmöglichkeiten
Durch Einsatz von Micrografts/FUE kommt die Haartransplantation (Eigenhaarwurzelverpflanzung) heute nicht nur im Oberkopfbereich bei erblich bedingtem Haarausfall (Alopecia androgenetica), sondern u. a. auch bei
- Rekonstruktion von Augenbrauen
- Wimperntransplantation nach Alopecia mechanica
- Bartersatz nach Hasenschartenkorrektur
- Ersatz von Schamhaaren
- narbige traumatische Alopezie
- ausgebrannte Alopecia areata
- Alopecia triangularis congenita
zum Einsatz. ⓘ