Fußfetischismus

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Die Gräfin mit der Peitsche, eine Illustration von Martin van Maële

Fußfetischismus, auch als Fußpartialismus oder Podophilie bezeichnet, ist ein ausgeprägtes sexuelles Interesse an Füßen. Er ist die häufigste Form des sexuellen Fetischismus für ansonsten nicht-sexuelle Objekte oder Körperteile.

Ausprägungen

Fußfetischismus ist definiert als ein ausgeprägtes sexuelles Interesse an Füßen. Für einen Fußfetischisten können die Form und Größe von Füßen, Fußsohlen, Zehen, Schmuck (z. B., Zehenringe, Fußkettchen usw.), Behandlungen (z. B. Massieren, Waschen der Füße des Partners oder Lackieren der Zehennägel des Partners), der Zustand der Kleidung (barfuß, Flip Flops, flache Schuhe, Sandalen, High Heels, Strümpfe, Socken usw.), Fußgeruch oder sensorische Interaktion (z. B. Reiben des Fußes, Riechen, Kitzeln, Lecken, Reiben der Genitalien am Fuß usw.).

Zu den Erweiterungen dieses Fetischs gehören Schuhe, Socken, Olfaktophilie (Geruchsfetischismus) und Kitzeln. Sigmund Freud betrachtete auch das Fesseln der Füße als eine Form des Fetischismus, obwohl diese Ansicht umstritten ist.

Der Geruchsfetischismus (der sich auf den Geruch von Füßen bezieht) scheint eine wichtige Rolle beim Fußfetischismus zu spielen und ist eng mit ihm verwandt: In einer Studie aus dem Jahr 1994 wurde festgestellt, dass 45 % der Personen mit einem Fußfetisch durch stinkende Socken oder Füße erregt werden, was ihn zu einer der am weitesten verbreiteten Formen der Olfaktophilie macht.

In extremen Fällen könnte bei einer Person mit ausgeprägtem sexuellem Interesse an Füßen möglicherweise eine Fetischismus-Störung (gekennzeichnet durch die Erotisierung von nicht lebenden Objekten und Körperteilen) diagnostiziert werden, wenn die folgenden Symptome zutreffen:

  • Wiederkehrende sexuell erregende Fantasien, Triebe oder Verhaltensweisen, die den Gebrauch von nicht lebenden Objekten über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten beinhalten.
  • Diese Fantasien, Triebe oder Verhaltensweisen verursachen erheblichen Stress in einem sozialen, beruflichen oder persönlichen Umfeld.
  • Bei den Fetischobjekten handelt es sich nicht nur um weibliche Kleidungsstücke, die beim Crossdressing verwendet werden, oder um Geräte, die zur genitalen Stimulation eingesetzt werden.

Obwohl sich die Ausprägungen grob einteilen lassen, gibt es in ihnen wiederum so viele verschiedene, individuelle Variationen, dass es nahezu unmöglich ist, sie alle aufzuführen. Sie unterscheiden sich manchmal so stark voneinander, dass dieselbe Spielart für einen Fußfetischisten die Erfüllung aller sexuellen Träume sein kann, bei einem anderen jedoch Unverständnis oder sogar Abscheu hervorruft. Der Schwerpunkt kann sich auf bestimmte Bereiche des Fußes wie Zehen, Fußsohlen oder besondere Details wie Fußschmuck konzentrieren, auf besondere Aspekte wie Beschaffenheit oder Geruch, aber auch auf Fußbekleidung wie Socken, Strümpfe, Strumpfhosen oder Schuhe (vgl. Schuhfetischismus). Die einen mögen saubere, gepflegte Füße, während andere sie ausdrücklich intensiv riechend oder verschmutzt bevorzugen. Weiterhin können Faktoren wie Größe, Breite, Form und Gestalt der Füße, Farbton und Zustand der Haut sowie der Betrachtungswinkel eine Rolle spielen.

Fußsex

Es kann erregend sein, sich mit den Füßen des bevorzugten Geschlechts sexuell zu befriedigen oder anderweitig damit zu beschäftigen. Bei den sexuellen Praktiken unterscheidet man u. a. zwischen der Reizung mit dem ganzen Fuß (footjob, engl. „Fußarbeit“, vgl. Blowjob) und nur mit den Zehen (toejob, engl. „Zehenarbeit“). Die Stimulation mit Schuhen (shoejob, engl. „Schuharbeit“) überschneidet sich mehr mit dem Schuhfetischismus. Eine Stimulation durch den Fuß kann penil, vaginal, anal, oral, durch Mammalverkehr oder der Berührung einer anderen Erogenen Zone erfolgen.

BDSM und Trampling

Für diejenigen, die gleichzeitig Anhänger des BDSM sind, ist es erotisch, gefesselte Füße zu betrachten, zu kitzeln oder zu „misshandeln“ (z. B. durch Bastonade). Den devoten Part befriedigt es hingegen den Fuß durch Lecken oder eine Fußmassage zu verwöhnen oder zu säubern.

Manche mögen es, wenn eine Person über den Körper läuft oder sich einfach daraufstellt (trampling, engl. „Trampeln“). Hierzu können auch Tritte, Sprünge oder das Drücken und Quetschen von meist erogenen Körperstellen mit dem Fuß zur Gewinnung von Lustschmerz zählen. Das Verletzen des Hodensacks wird dabei auch als Ballbusting bezeichnet und bildet einen Teil der Cock and Ball Torture (engl. für Penis- und Hodenfolter). Es kann außerdem eine Verbindung zur Makrophilie bestehen, bei der sich eine Person vorstellt, von einer weitaus größeren Person mit den Füßen erdrückt zu werden. Ebenfalls kann mittels der Füße eine Atemkontrolle, durch Einschränken der Luftzufuhr durch die Nase oder Mund, durchgeführt werden.

Selbstbefriedigung und eigene Füße

Der Fetischismus kann sich auch auf die eigenen Füße richten. In diesem Fall wird die Befriedigung aus der Stimulation der eigenen Füße bezogen und kann unter Umständen sogar ohne Zutun eines Partners oder einer Partnerin erreicht werden.

Relative Häufigkeit

Zur Schätzung der relativen Häufigkeit von Fetischen untersuchten Forscher der Universität Bologna im Jahr 2006 381 Internetdiskussionen von Fetischgruppen, an denen mindestens 5 000 Personen teilgenommen hatten. Die Forscher schätzten die Prävalenz verschiedener Fetische auf der Grundlage der folgenden Elemente:

  • (a) die Anzahl der Diskussionsgruppen, die einem bestimmten Fetisch gewidmet sind;
  • (b) die Anzahl der Personen, die an den Gruppen teilnehmen
  • (c) die Anzahl der ausgetauschten Nachrichten.

Es wurde festgestellt, dass die häufigsten Fetische sich auf Körperteile oder auf Gegenstände beziehen, die üblicherweise mit Körperteilen in Verbindung gebracht werden (33 % bzw. 30 %). Unter den Personen, die Körperteile bevorzugen, wurden Füße und Zehen von den meisten bevorzugt, nämlich von 47 % der Befragten. Von den Personen, die Objekte mit Bezug zu Körperteilen bevorzugen, gehörten 32 % zu Gruppen, die mit Schuhen (Schuhe, Stiefel usw.) zu tun haben.

Fußfetischismus ist die häufigste Form des sexuellen Fetischs im Zusammenhang mit dem Körper.

Im August 2006 veröffentlichte AOL eine Datenbank mit den von seinen Abonnenten eingegebenen Suchbegriffen. Bei der Auswertung der Suchbegriffe, die das Wort "Fetisch" enthielten, wurde festgestellt, dass am häufigsten nach Füßen gesucht wurde.

Möglicherweise ist Fußfetischismus bei Männern weiter verbreitet als bei Frauen. Forscher, die 2017 mit Hilfe eines Meinungsforschungsinstituts eine Umfrage in der belgischen Allgemeinbevölkerung durchführten, fanden heraus, dass von 1027 Befragten 76 der Männer (17 %) und 23 der Frauen (4 %) mit "stimme zu" oder "stimme stark zu" auf ein fetischistisches Interesse an Füßen antworteten.

Ursachen

Ähnlich wie bei anderen Formen des sexuellen Fetischismus gibt es bisher keinen Konsens über die spezifischen Ursachen des Fußfetischismus. Es gibt zwar viele Arbeiten zu diesem Thema, doch werden ihre Schlussfolgerungen oft als höchst spekulativ angesehen. Generell kann sexueller Fetischismus durch eine Reihe von Faktoren ausgelöst werden, wobei keine einzelne Ursache für irgendeine Art von Fetischismus schlüssig nachgewiesen werden konnte.

Der kortikale Homunkulus (auch bekannt als Penfields Homunkulus), eine Karte des menschlichen Gehirns, auf der die jeweiligen Orte dargestellt sind, an denen die verschiedenen Körperteile verarbeitet werden, zeigt eine mögliche Verbindung zwischen den Füßen und Zehen und den Genitalien. Diese neuronale Verknüpfung ist umstritten, da einige Mediziner die Einfachheit der Karte im Vergleich zur Realität in Frage stellen.

Fußfetischismus könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Füße und die Genitalien benachbarte Bereiche des somatosensorischen Kortex einnehmen, was möglicherweise zu einer gewissen neuronalen Überschneidung zwischen beiden führt. Der Neurowissenschaftler V. S. Ramachandran schlug vor, dass eine zufällige Verbindung zwischen diesen Regionen die Häufigkeit des Fußfetischismus erklären könnte.

Desmond Morris hielt Fußfetischismus für das Ergebnis einer Fehlprägung im frühen Kindesalter, wobei der taktile Druck eines Fußes/Schuhs eine wichtige Rolle spielt. Freuds Lesart des Fußfetischismus beinhaltete ebenfalls eine frühe Prägung, aber er betrachtete den Geruch von Füßen in diesem Zusammenhang als bedeutsam, ebenso wie den Fuß als Penis-Symbol/Surrogat (Kastrationskomplex, besonders wenn er beim voyeuristischen Erkunden des weiblichen Körpers von unten angetroffen wird). Otto Fenichel sah ebenfalls die Kastrationsangst als bedeutsam für den Fußfetischismus an und zitierte einen späteren Fetischisten, der sich als Jugendlicher sagte: "Das musst du dir ein Leben lang merken - dass auch Mädchen Beine haben", um sich vor der Angst zu schützen. Wo die Angst vor dem (kastrierten) weiblichen Körper zu groß ist, wird das Verlangen nicht nach Schuhen an Frauenfüßen, sondern nach Frauenschuhen allein, ohne Frauen, empfunden.

Georges Bataille sah die Verlockung der Füße in ihrer anatomischen Niedrigkeit (Abjektion) begründet.

Gesundheit und Krankheit

Einige Forscher haben die Hypothese aufgestellt, dass der Fußfetischismus als Reaktion auf Epidemien von sexuell übertragbaren Krankheiten zunimmt. In einer von Dr. A. James Giannini an der Ohio State University durchgeführten Studie wurde ein gesteigertes Interesse an Füßen als Sexualobjekt während der großen Gonorrhoe-Epidemie im Europa des zwölften Jahrhunderts und der Syphilis-Epidemien im 16. und 19. In der gleichen Studie wurde die Häufigkeit von Fußfetisch-Darstellungen in der pornografischen Literatur über einen Zeitraum von 30 Jahren gemessen. Ein exponentieller Anstieg wurde in der Zeit der aktuellen AIDS-Epidemie festgestellt. In diesen Fällen wurde sexuelles Fußspiel als eine sichere Sexalternative angesehen. Die Forscher stellten jedoch fest, dass sich diese Epidemien mit Zeiten relativer weiblicher Emanzipation überschnitten.

Gesellschaft und Kultur

Einige der frühesten Belege für Fußfetischismus finden sich in den erotischen Gedichten An eine barfuß gehende Frau und An einen barfuß gehenden Jungen, die dem antiken griechischen Schriftsteller Philostratus zugeschrieben werden. Im Skanda Purana aus dem 8. Jahrhundert wird der Hindu-Gott Shiva durch den Anblick der Füße von Parvati erregt. Eine weitere Erwähnung des Fetischs findet sich bei Bertold von Regensburg im Jahr 1220. F. Scott Fitzgerald wurde von einer Geliebten als Fußfetischist bezeichnet, und er selbst sprach von einer "freudschen Scham über seine Füße".

Der Schauspieler Idris Elba hat seit 2013 in Interviews bestätigt, dass er einen Fußfetisch hat, zum Beispiel 2016 gegenüber dem britischen Magazin Esquire: "Ich habe einen Fußfetisch. Frauenfüße", und bejahte die Frage, als er 2019 für Vanity Fair an einen Lügendetektor angeschlossen wurde. Andere zeitgenössische Berühmtheiten, die Interviewern gesagt haben: "Ich habe einen Fußfetisch" (oder eine leichte Abwandlung davon), sind Brooke Burke, Enrique Iglesias, Tommy Lee, Ludacris, Ricky Martin und Todd Phillips.

Im Jahr 2020 veröffentlichte ein Künstlerkollektiv This Foot Does Not Exist, ein Projekt, das generative kontradiktorische Netzwerke nutzt, um auf Anfrage per Textnachricht neue "Fußbilder" zu erzeugen.

Geschichte

Im alten China galt der Lotosfuß als Schönheitsideal: Je kleiner der Fuß einer Frau war, als desto begehrenswerter wurde er angesehen. In einer schmerzhaften Prozedur wurden damals Mädchen die Füße gebrochen und so bandagiert, dass sie möglichst wenig wuchsen. Dies muss nicht bedeuten, dass Fußfetischismus in China besonders verbreitet oder angesehen war (dass das moderne deutsche Schönheitsideal einen großen Busen anpreist, bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Mehrheit der Deutschen Busenfetischisten sind), dennoch wird in diesem Zusammenhang wiederholt die erotische Ausstrahlung des weiblichen Fußes betont. Auch in westlichen Kulturen wird weibliche Attraktivität häufig mit kleinen Füßen assoziiert. Im Märchen „Aschenputtel“ zeichnet das hübsche Aschenputtel unter anderem aus, dass sie so kleine Schuhe trägt, dass die Füße keiner anderen Frau in ihren Schuh hineinpassen. Ein moderneres Beispiel ist die Barbie-Puppe, die extrem kleine Füße aufweist.

Prominente Fußfetischisten

Im 19. Jahrhundert erlag der bayerische König Ludwig I. den Reizen der berüchtigten Tänzerin Lola Montez, zu deren Ehren er von dem Bildhauer Johannes Leeb eine Skulptur ihrer Füße aus Marmor anfertigen ließ.

Im 18. Jahrhundert soll sich die russische Zarin Anna Leopoldowna sechs Fußkitzler gehalten haben.

Der US-amerikanische Regisseur und Produzent Quentin Tarantino steht offen zu seiner Vorliebe für Frauenfüße, die er manchmal in seinen Filmen verarbeitet, wie zum Beispiel in Pulp Fiction.

Der US-amerikanische, von Wolfgang Tillmans geschätzte Fotograf Elmer Batters (1919–1997) gilt als prominenter Großmeister sowie „Vater der Fußfotografie“. 2015 wurde Batters erstmals eine Ausstellung im größeren Rahmen in Los Angeles zuteil.

Auf dem 2016 erschienenen Mixtape Essahdamus widmete der Rapper Kool Savas seiner Vorliebe zu weiblichen Füßen den Song Sneakers & Heels.

Der Komiker Bülent Ceylan gab mehrfach öffentlich an, dass er eine Vorliebe für Frauenfüße pflegt.

Akzeptanz und Verbreitung

Eine 1994 veröffentlichte Studie trug Daten über die Vorlieben homosexueller Fußfetischisten zusammen. Unter anderem stellte sie eine Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen fest, beispielsweise, dass viele Vorlieben mit einem bestimmten Typ Mann in Verbindung gebracht werden und dass Fußfetischismus keine realen Beziehungen zu ersetzen schien.

Eine 1998 veröffentlichte Studie entdeckte einen mengenmäßigen Anstieg des fußfetischistischen Materials in pornografischer Literatur zeitgleich mit dem Aufkommen der AIDS-Epidemie. Man vermutet, dass sich vermehrt Material verbreiten könnte, das sich nicht auf die Geschlechtsteile und den Geschlechtsverkehr konzentriert, wenn gefährliche sexuell übertragbare Krankheiten im Umlauf sind.

Fußfetischismus stellt insofern eine gewöhnliche Ausprägung sexueller Präferenz (und eben keinen Fetischismus) dar, als bei menschlichen Füßen ein leichter sexueller Dimorphismus besteht, der einen Einfluss auf die Beurteilung der Attraktivität eines möglichen Partners hat. Frauen haben absolut-, aber auch relativ zu ihrer Körpergröße etwas anders geformte, insgesamt kleinere und grazilere Füße als Männer. Während Frauen die Aufmerksamkeit häufig auf ihre eigenen Füße richten, was sich im Verzieren der Füße oder in „Schuhticks“ äußert, richten heterosexuelle Männer die Aufmerksamkeit häufig auf die Füße der Frau. Dabei werden Frauen mit kleinen-, oder etwa in High Heels klein erscheinenden Füßen von der deutlichen Mehrzahl der Männer als besonders attraktiv beurteilt. Gleichzeitig empfinden sich Frauen selbst als attraktiver, wenn ihre Füße klein erscheinen, was sich unter anderem in deren Tendenz äußert, zu kleine Schuhe zu kaufen. In Bezug auf Männer werden von beiden Geschlechtern eher große Füße mit Männlichkeit in Verbindung gebracht.

Trotz wissenschaftlich bisher eindeutiger Befunde dafür, dass sexuelle Präferenzen in Bezug auf Füße sogar mehrheitlich bestehen, ist die gesellschaftliche Akzeptanz der Auffassung von Füßen als ein Bestandteil der Sexualität nach wie vor gering.

Entstehungstheorien

Obwohl Fußfetischismus laut medizinischer Definition kein Fetischismus ist, werden für das Zustandekommen dieser sexuellen Neigung nach wie vor die Entstehungstheorien des sexuellen Fetischismus herangezogen.