Hypothyreose

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Hypothyreose
Andere BezeichnungenUnterfunktion der Schilddrüse, Schilddrüsenunterfunktion, Hypothyreose
Molecular structure of the thyroxine molecule
Molekulare Struktur von Thyroxin, dessen Mangel die Symptome der Hypothyreose verursacht
Aussprache
  • /ˌhpəˈθrɔɪdɪzəm, -p-/
FachgebietEndokrinologie
SymptomeSchlechte Kälteverträglichkeit, Müdigkeit, Verstopfung, Gewichtszunahme, Depression, Angst, Reizbarkeit
KomplikationenWährend der Schwangerschaft kann es zu Kretinismus beim Baby kommen
Übliches Auftreten< 60 Jahre alt
UrsachenJodmangel, Hashimoto-Thyreoiditis
Diagnostische MethodeBlutuntersuchung (schilddrüsenstimulierendes Hormon, Thyroxin)
DifferentialdiagnoseDepression, Demenz, Herzinsuffizienz, chronisches Müdigkeitssyndrom
VorbeugungSalzjodierung
BehandlungLevothyroxin
Häufigkeit0,3-0,4% (USA)

Die Hypothyreose (auch Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose genannt) ist eine Störung des endokrinen Systems, bei der die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert. Sie kann eine Reihe von Symptomen hervorrufen, wie z. B. schlechte Kälteverträglichkeit, Müdigkeit, Verstopfung, langsamer Herzschlag, Depression und Gewichtszunahme. Gelegentlich kann der vordere Teil des Halses aufgrund eines Kropfes anschwellen. Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft kann zu einer Verzögerung des Wachstums und der geistigen Entwicklung des Kindes oder zu einem angeborenen Jodmangelsyndrom führen.

Weltweit ist zu wenig Jod in der Ernährung die häufigste Ursache für eine Hypothyreose. In Ländern mit ausreichender Jodzufuhr ist die Hashimoto-Thyreoiditis die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Zu den weniger häufigen Ursachen gehören eine frühere Behandlung mit radioaktivem Jod, eine Verletzung des Hypothalamus oder des Hypophysenvorderlappens, bestimmte Medikamente, das Fehlen einer funktionierenden Schilddrüse bei der Geburt oder eine frühere Schilddrüsenoperation. Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion kann im Verdachtsfall durch Bluttests bestätigt werden, bei denen der Spiegel des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) und des Thyroxins gemessen wird.

Die Jodierung von Salz hat in vielen Bevölkerungsgruppen eine Hypothyreose verhindert. Schilddrüsenhormonersatz mit Levothyroxin dient der Behandlung von Hypothyreose. Mediziner passen die Dosis je nach Symptomen und Normalisierung der Thyroxin- und TSH-Werte an. Schilddrüsenmedikamente sind in der Schwangerschaft sicher. Obwohl eine ausreichende Jodzufuhr über die Nahrung wichtig ist, kann eine zu hohe Jodzufuhr bestimmte Formen der Hypothyreose verschlimmern.

Weltweit leiden schätzungsweise eine Milliarde Menschen an Jodmangel; es ist jedoch nicht bekannt, wie häufig dies zu einer Hypothyreose führt. In den Vereinigten Staaten tritt die Hypothyreose bei 0,3-0,4 % der Menschen auf. Eine subklinische Hypothyreose, eine mildere Form der Hypothyreose, die durch normale Thyroxinwerte und einen erhöhten TSH-Spiegel gekennzeichnet ist, kommt vermutlich bei 4,3-8,5 % der Menschen in den Vereinigten Staaten vor. Die Hypothyreose tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Menschen im Alter von über 60 Jahren sind häufiger betroffen. Auch Hunde können eine Hypothyreose entwickeln, ebenso wie Katzen und Pferde, wenn auch seltener. Das Wort Hypothyreose setzt sich aus den griechischen Wörtern hypo- "reduziert", thyreos "Schild" und eidos "Form" zusammen.

Unter Hypothyreose oder Hypothyreoidismus versteht man eine mangelnde Versorgung des Körpers mit den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Meist ist eine Unterfunktion der Schilddrüse (Schilddrüsenunterfunktion) dafür verantwortlich. Bei dieser Hormonsituation laufen zahlreiche Stoffwechselfunktionen des Körpers langsamer ab als normal. Die Folgen sind geringere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Die Erkrankung wird in der Regel anhand von Blutuntersuchungen nachgewiesen und ist gut behandelbar. Das Gegenteil, eine Überversorgung mit Schilddrüsenhormonen, wird als Hyperthyreose bezeichnet.

Bei Kindern kann eine sehr früh erworbene oder eine angeborene Hypothyreose zu körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerungen führen, deren Vollbild bei fehlender Behandlung als Kretinismus bezeichnet wird.

Anzeichen und Symptome

Menschen mit Hypothyreose haben oft keine oder nur leichte Symptome. Zahlreiche Symptome und Anzeichen werden mit einer Schilddrüsenunterfunktion in Verbindung gebracht und können mit der zugrundeliegenden Ursache zusammenhängen oder eine direkte Folge des Mangels an Schilddrüsenhormonen sein. Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sich durch den Masseneffekt einer Struma (vergrößerte Schilddrüse) bemerkbar machen. Bei Frauen mittleren Alters können die Symptome mit denen der Menopause verwechselt werden.

Symptome und Anzeichen einer Hypothyreose
Symptome Anzeichen
Müdigkeit Trockene, raue Haut
Gefühl der Kälte Kühle Extremitäten
Schlechtes Gedächtnis und Konzentration Myxödem (Mucopolysaccharid-Ablagerungen in der Haut)
Verstopfung, Dyspepsie Haarausfall
Gewichtszunahme mit Appetitlosigkeit Langsamer Pulsschlag
Kurzatmigkeit Anschwellen der Gliedmaßen
Heisere Stimme Verspätete Entspannung der Sehnenreflexe
Bei Frauen starke Menstruation (und später leichte Periode) Karpaltunnelsyndrom
Abnormes Empfinden Pleuraerguss, Aszites, Herzbeutelerguss
Schlechtes Gehör

Eine verzögerte Entspannung nach der Prüfung des Knöchel-Ruck-Reflexes ist ein charakteristisches Zeichen für eine Hypothyreose und hängt mit dem Schweregrad des Hormondefizits zusammen.

Myxödem-Koma

Mann mit Myxödem oder schwerer Hypothyreose mit ausdruckslosem Gesicht, geschwollener Augenpartie und Blässe
Weitere Symptome sind Schwellungen der Arme und Beine sowie Aszites.

Das Myxödem-Koma ist ein seltener, aber lebensbedrohlicher Zustand bei extremer Hypothyreose. Es kann bei Menschen mit etablierter Hypothyreose auftreten, wenn sie eine akute Krankheit entwickeln. Das Myxödemkoma kann das erste Symptom einer Hypothyreose sein. Menschen mit einem Myxödem-Koma haben typischerweise eine niedrige Körpertemperatur ohne Schüttelfrost, sind verwirrt, haben eine langsame Herzfrequenz und eine verminderte Atemleistung. Es können körperliche Anzeichen auftreten, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten, z. B. Hautveränderungen oder eine Vergrößerung der Zunge.

Schwangerschaft

Selbst eine leichte oder subklinische Hypothyreose führt zu möglicher Unfruchtbarkeit und einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten. Eine Hypothyreose in der Frühschwangerschaft, auch wenn sie keine oder nur geringe Symptome aufweist, kann das Risiko einer Präeklampsie, einer geringeren Intelligenz des Nachwuchses und des Todes des Kindes zum Zeitpunkt der Geburt erhöhen. Frauen sind in 0,3-0,5 % der Schwangerschaften von einer Hypothyreose betroffen. Eine subklinische Hypothyreose während der Schwangerschaft wird mit Schwangerschaftsdiabetes, niedrigem Geburtsgewicht, Plazentaablösung und der Geburt des Kindes vor der 37.

Kinder

Neugeborene mit einer Hypothyreose können ein normales Geburtsgewicht und eine normale Größe haben (obwohl der Kopf größer sein kann als erwartet und die hintere Fontanelle offen sein kann). Einige können Schläfrigkeit, einen verminderten Muskeltonus, einen heiser klingenden Schrei, Schwierigkeiten beim Füttern, Verstopfung, eine vergrößerte Zunge, einen Nabelbruch, trockene Haut, eine verminderte Körpertemperatur und Gelbsucht aufweisen. Ein Kropf ist selten, obwohl er sich später bei Kindern entwickeln kann, deren Schilddrüse kein funktionierendes Schilddrüsenhormon produziert. Ein Kropf kann sich auch bei Kindern entwickeln, die in Gebieten mit Jodmangel aufwachsen. Normales Wachstum und normale Entwicklung können sich verzögern, und die Nichtbehandlung von Kleinkindern kann zu einer intellektuellen Beeinträchtigung führen (in schweren Fällen liegt der IQ um 6-15 Punkte niedriger). Weitere Probleme sind: Schwierigkeiten mit der Grob- und Feinmotorik und der Koordination, verminderter Muskeltonus, Schielen, verringerte Aufmerksamkeitsspanne und verzögertes Sprechen. Der Zahndurchbruch kann sich verzögern.

Bei älteren Kindern und Jugendlichen können die Symptome einer Hypothyreose Müdigkeit, Kälteunverträglichkeit, Schläfrigkeit, Muskelschwäche, Verstopfung, Wachstumsverzögerung, Übergewicht im Verhältnis zur Körpergröße, Blässe, grobe und dicke Haut, vermehrte Körperbehaarung, unregelmäßige Menstruationszyklen bei Mädchen und eine verzögerte Pubertät umfassen. Zu den Anzeichen können eine verzögerte Entspannung des Knöchelreflexes und ein langsamer Herzschlag gehören. Ein Kropf kann mit einer vollständig vergrößerten Schilddrüse auftreten; manchmal ist nur ein Teil der Schilddrüse vergrößert und kann knotig sein.

Verwandte Störungen

Anomalien der Schilddrüsenhormone treten häufig bei schweren psychiatrischen Störungen, einschließlich bipolarer Störungen, auf. Klinische Forschungen haben gezeigt, dass eine hohe Rate an Schilddrüsenfehlfunktionen bei affektiven Störungen und Störungen des schizophrenen Spektrums besteht, was den Schluss zulässt, dass bei Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen ein Screening auf Schilddrüsenfehlfunktionen sinnvoll ist.

Ursachen

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird durch eine unzureichende Funktion der Drüse selbst (primäre Hypothyreose), eine unzureichende Stimulierung durch schilddrüsenstimulierendes Hormon aus der Hypophyse (sekundäre Hypothyreose) oder eine unzureichende Freisetzung von Thyreotropin-Releasing-Hormon aus dem Hypothalamus des Gehirns (tertiäre Hypothyreose) verursacht. Die primäre Hypothyreose ist etwa tausendmal häufiger als die zentrale Hypothyreose.

Jodmangel ist weltweit die häufigste Ursache für primäre Hypothyreose und endemische Struma. In Gebieten mit ausreichender Jodzufuhr wird die Hypothyreose am häufigsten durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Autoimmunthyreoiditis) verursacht. Die Hashimoto-Thyreoiditis kann mit einem Kropf einhergehen. Sie ist gekennzeichnet durch eine Infiltration der Schilddrüse mit T-Lymphozyten und Autoantikörpern gegen spezifische Schilddrüsenantigene wie Schilddrüsenperoxidase, Thyreoglobulin und den TSH-Rezeptor.

Nach der Entbindung entwickeln etwa 5 % der Frauen eine postpartale Thyreoiditis, die bis zu neun Monate danach auftreten kann. Sie ist gekennzeichnet durch eine kurze Phase der Hyperthyreose, gefolgt von einer Phase der Hypothyreose; 20-40 % bleiben dauerhaft hypothyreotisch.

Die Autoimmunthyreoiditis tritt in Verbindung mit anderen immunvermittelten Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 1, perniziöser Anämie, Myasthenia gravis, Zöliakie, rheumatoider Arthritis und systemischem Lupus erythematodes auf. Sie kann als Teil eines autoimmunen polyendokrinen Syndroms (Typ 1 und Typ 2) auftreten.

Gruppe Ursachen
Primäre Hypothyreose Jodmangel (Entwicklungsländer), Autoimmunthyreoiditis, subakute granulomatöse Thyreoiditis, subakute lymphozytäre Thyreoiditis, postpartale Thyreoiditis, vorangegangene Thyreoidektomie, akute infektiöse Thyreoiditis, vorangegangene Radiojodbehandlung, vorangegangene externe Strahlentherapie am Hals
Medikamente: Stimmungsstabilisatoren auf Lithiumbasis, Amiodaron, Interferon alpha, Tyrosinkinase-Hemmer wie Sunitinib
Zentrale Hypothyreose Läsionen, die die Hypophyse zusammendrücken (Hypophysenadenom, Kraniopharyngiom, Meningiom, Gliom, Rathke'sche Zyste, Metastasen, leere Sella, Aneurysma der Arteria carotis interna), chirurgische Eingriffe oder Bestrahlung der Hypophyse, Medikamente, Verletzungen, Gefäßerkrankungen (Hypophysenapoplexie, Sheehan-Syndrom, Subarachnoidalblutung), Autoimmunerkrankungen (lymphozytäre Hypophysitis, polyglanduläre Erkrankungen), infiltrative Erkrankungen (Eisenüberladung aufgrund von Hämochromatose oder Thalassämie, Neurosarkoidose, Langerhans-Zell-Histiozytose), bestimmte angeborene Erbkrankheiten und Infektionen (Tuberkulose, Mykosen, Syphilis)
Angeborene Hypothyreose Schilddrüsen-Dysgenesie (75%), Schilddrüsen-Dyshormonogenese (20%), mütterlicher Antikörper- oder Radiojod-Transfer
Syndrome: Mutationen (im GNAS-Komplex-Locus, PAX8, TTF-1/NKX2-1, TTF-2/FOXE1), Pendred-Syndrom (verbunden mit Schallempfindungsschwerhörigkeit)
Vorübergehend: aufgrund von mütterlichem Jodmangel oder -überschuss, Anti-TSH-Rezeptor-Antikörpern, bestimmten angeborenen Störungen, neonatalen Erkrankungen
Zentral: Hypophysenfunktionsstörung (idiopathisch, septo-optische Dysplasie, Mangel an PIT1, isolierter TSH-Mangel)

Pathophysiologie

Diagram of a person with a large blue arrow representing the actions of thyroxine on the body and a green and red arrow representing actions of TSH and TRH respectively
Schematische Darstellung der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse. Der Hypothalamus schüttet TRH (grün) aus, das die Produktion von TSH (rot) in der Hypophyse anregt. Dieses wiederum regt die Produktion von Thyroxin in der Schilddrüse (blau) an. Der Thyroxinspiegel verringert die TRH- und TSH-Produktion durch einen negativen Rückkopplungsprozess.

Schilddrüsenhormone sind für die normale Funktion zahlreicher Gewebe im Körper erforderlich. Bei gesunden Menschen sondert die Schilddrüse vor allem Thyroxin (T4) ab, das in anderen Organen durch das selenabhängige Enzym Jodthyronin-Deojodinase in Triiodthyronin (T3) umgewandelt wird. Trijodthyronin bindet an den Schilddrüsenhormonrezeptor im Zellkern, wo es die Aktivierung bestimmter Gene und die Produktion bestimmter Proteine anregt. Außerdem bindet das Hormon an das Integrin αvβ3 auf der Zellmembran und stimuliert dadurch den Natrium-Wasserstoff-Antiporter und Prozesse wie die Bildung von Blutgefäßen und das Zellwachstum. Im Blut sind fast alle Schilddrüsenhormone (99,97 %) an Plasmaproteine wie thyroxinbindendes Globulin gebunden; nur das freie ungebundene Schilddrüsenhormon ist biologisch aktiv.

Die Schilddrüse ist die einzige Quelle für Schilddrüsenhormone im Körper; der Prozess erfordert Jod und die Aminosäure Tyrosin. Das Jod aus dem Blut wird von der Drüse aufgenommen und in die Thyreoglobulinmoleküle eingebaut. Dieser Prozess wird durch das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH, Thyreotropin) gesteuert, das von der Hypophyse ausgeschüttet wird. Zu wenig Jod oder zu wenig TSH kann zu einer verminderten Produktion von Schilddrüsenhormonen führen.

Die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse spielt eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung des Schilddrüsenhormonspiegels innerhalb normaler Grenzen. Die Produktion von TSH durch den Hypophysenvorderlappen wird wiederum durch das vom Hypothalamus freigesetzte Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) stimuliert. Die Produktion von TSH und TRH wird durch Thyroxin in einem negativen Rückkopplungsprozess verringert. Ein Mangel an TRH, der selten vorkommt, kann zu einem Mangel an TSH und damit zu einer unzureichenden Schilddrüsenhormonproduktion führen.

Eine Schwangerschaft führt zu deutlichen Veränderungen in der Schilddrüsenhormonphysiologie. Die Drüse vergrößert sich um 10 %, die Thyroxinproduktion steigt um 50 %, und der Jodbedarf ist erhöht. Viele Frauen haben eine normale Schilddrüsenfunktion, weisen aber immunologische Anzeichen einer Schilddrüsenautoimmunität (nachgewiesen durch Autoantikörper) oder einen Jodmangel auf und entwickeln vor oder nach der Geburt Anzeichen einer Hypothyreose.

Zum Aufbau von Thyroxin und Trijodthyronin benötigt die Schilddrüse Jod. Der Bedarf des Erwachsenen liegt bei etwa 200 μg pro Tag. Eine ausreichende Zufuhr mit der normalen Ernährung ist in Deutschland nicht immer gewährleistet.

Die Menge der produzierten Hormone schwankt innerhalb der Gruppe schilddrüsengesunder Personen (Normalpopulation) erheblich, das heißt, dass der Referenzbereich der laborchemischen Ergebnisse relativ groß ist. Die Schwankungen bei Messungen bei derselben Person sind wesentlich geringer.

Die Schilddrüsenhormone steigern physiologisch den Grundumsatz, die Empfindlichkeit des Herzens für Katecholamine, den Calcium- und Phosphatumsatz sowie die Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen und hemmen die Protein- und Glykogenneubildung.

Diagnose

Die Laboruntersuchung des Spiegels des schilddrüsenstimulierenden Hormons im Blut gilt als der beste Anfangstest für eine Hypothyreose; ein zweiter TSH-Spiegel wird häufig einige Wochen später zur Bestätigung bestimmt. Die Werte können im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen abnormal sein, und von TSH-Tests bei Krankenhauspatienten wird abgeraten, es sei denn, es besteht der dringende Verdacht auf eine Schilddrüsenfehlfunktion als Ursache der akuten Erkrankung. Ein erhöhter TSH-Wert deutet darauf hin, dass die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert, weshalb häufig freie T4-Werte bestimmt werden. Die AACE rät davon ab, bei der Beurteilung einer Hypothyreose T3 zu messen. In England und Wales empfiehlt das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) routinemäßige T4-Tests bei Kindern und T3-Tests sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern, wenn der Verdacht auf eine zentrale Hypothyreose besteht und der TSH-Wert niedrig ist. Es gibt eine Reihe von Symptombewertungsskalen für Hypothyreose; sie bieten ein gewisses Maß an Objektivität, sind aber für die Diagnose nur bedingt geeignet.

TSH T4 Auswertung
Normal Normal Normale Schilddrüsenfunktion
Erhöht Niedrig Overtierte Hypothyreose
Normal/niedrig Niedrig Zentrale Hypothyreose
Erhöht Normal Subklinische Hypothyreose

Viele Fälle von Hypothyreose gehen mit leicht erhöhten Kreatinkinase- und Leberenzymwerten im Blut einher. Diese Werte normalisieren sich in der Regel wieder, wenn die Hypothyreose vollständig behandelt wurde. Die Werte von Cholesterin, Low-Density-Lipoprotein und Lipoprotein (a) können erhöht sein; die Auswirkungen der subklinischen Hypothyreose auf die Lipidparameter sind weniger gut definiert.

Eine sehr schwere Hypothyreose und ein Myxödemkoma sind typischerweise mit einem niedrigen Natriumspiegel im Blut und einer Erhöhung des antidiuretischen Hormons sowie einer akuten Verschlechterung der Nierenfunktion verbunden, die auf eine Reihe von Ursachen zurückzuführen ist. Bei den meisten Ursachen ist jedoch unklar, ob es sich um einen kausalen Zusammenhang handelt.

Bei der Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion ohne tastbare Knoten oder Massen in der Schilddrüse ist eine bildgebende Untersuchung der Schilddrüse nicht erforderlich; fühlt sich die Schilddrüse jedoch abnormal an, wird eine bildgebende Untersuchung empfohlen. Das Vorhandensein von Antikörpern gegen Schilddrüsenperoxidase (TPO) macht es wahrscheinlicher, dass die Schilddrüsenknoten durch eine Autoimmunthyreoiditis verursacht werden, aber im Zweifelsfall kann eine Nadelbiopsie erforderlich sein.

Zentral

Wenn der TSH-Wert normal oder niedrig ist und die freien T4-Serumspiegel niedrig sind, deutet dies auf eine zentrale Hypothyreose hin (zu geringe TSH- oder TRH-Sekretion durch die Hypophyse oder den Hypothalamus). Es können auch andere Merkmale eines Hypopituitarismus vorliegen, wie z. B. Störungen des Menstruationszyklus und eine Nebenniereninsuffizienz. Es können auch Symptome einer hypophysären Masse wie Kopfschmerzen und Sehstörungen auftreten. Die zentrale Hypothyreose sollte weiter untersucht werden, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln.

Übertriebene

Bei einer offenen primären Hypothyreose sind die TSH-Werte hoch und die T4- und T3-Werte niedrig. Eine obstruktive Hypothyreose kann auch bei Personen diagnostiziert werden, die mehrfach einen TSH-Wert von mehr als 5 mIU/L, entsprechende Symptome und nur einen grenzwertig niedrigen T4-Wert aufweisen. Sie kann auch bei Personen mit einem TSH-Wert von mehr als 10 mIU/L diagnostiziert werden.

Subklinische

Die subklinische Hypothyreose ist eine mildere Form der Hypothyreose, die durch einen erhöhten TSH-Serumspiegel, aber einen normalen Serumspiegel an freiem Thyroxin gekennzeichnet ist. Diese mildere Form der Hypothyreose wird in den meisten Fällen durch die Hashimoto-Thyreoiditis verursacht. Bei Erwachsenen wird sie diagnostiziert, wenn die TSH-Werte über 5 mIU/L und unter 10mIU/L liegen. Das Erscheinungsbild der subklinischen Hypothyreose ist variabel, und die klassischen Anzeichen und Symptome einer Hypothyreose werden möglicherweise nicht beobachtet. Von den Menschen mit subklinischer Hypothyreose entwickelt ein Teil jedes Jahr eine manifeste Hypothyreose. Bei Personen mit nachweisbaren Antikörpern gegen Schilddrüsenperoxidase (TPO) tritt dies bei 4,3 % auf, bei Personen ohne nachweisbare Antikörper bei 2,6 %. Bei Personen mit subklinischer Hypothyreose und nachweisbaren Anti-TPO-Antikörpern, die keine Behandlung benötigen, sollten Schilddrüsenfunktionstests häufiger (z. B. jährlich) wiederholt werden als bei Personen ohne Antikörper.

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft muss die Schilddrüse 50 % mehr Schilddrüsenhormone produzieren, um genügend Schilddrüsenhormone für den sich entwickelnden Fötus und die werdende Mutter bereitzustellen. In der Schwangerschaft kann der Spiegel an freiem Thyroxin aufgrund der erhöhten Bindung an Schilddrüsenbindungsglobulin und der verminderten Bindung an Albumin niedriger sein als erwartet. Sie sollten entweder entsprechend dem Stadium der Schwangerschaft korrigiert werden, oder es sollten stattdessen die Gesamtthyroxinwerte zur Diagnose herangezogen werden. Auch die TSH-Werte können niedriger als normal sein (insbesondere im ersten Trimester), und der Normalbereich sollte an das Stadium der Schwangerschaft angepasst werden.

In der Schwangerschaft ist eine subklinische Hypothyreose definiert als ein TSH-Wert zwischen 2,5 und 10 mIU/l bei normalem Thyroxinspiegel, während bei einem TSH-Wert von über 10 mIU/l von einer ausgeprägten Hypothyreose ausgegangen wird, auch wenn der Thyroxinspiegel normal ist. Antikörper gegen TPO können für die Entscheidung über die Behandlung wichtig sein und sollten daher bei Frauen mit abnormalen Schilddrüsenfunktionstests bestimmt werden.

Die Bestimmung von TPO-Antikörpern kann als Teil der Bewertung von wiederholten Fehlgeburten in Betracht gezogen werden, da subtile Schilddrüsenfunktionsstörungen mit einem Schwangerschaftsverlust in Verbindung gebracht werden können, aber diese Empfehlung ist nicht allgemeingültig, und das Vorhandensein von Schilddrüsenantikörpern sagt nicht unbedingt das zukünftige Ergebnis voraus.

Vorbeugung

Ein 3 Monate alter Säugling mit unbehandelter kongenitaler Hypothyreose zeigt ein myxödematöses Gesicht, eine große Zunge und Hautflecken

Die Hypothyreose kann in einer Bevölkerung durch den Zusatz von Jod zu häufig verwendeten Lebensmitteln verhindert werden. Diese Maßnahme des öffentlichen Gesundheitswesens hat die endemische Hypothyreose im Kindesalter in Ländern, in denen sie früher weit verbreitet war, beseitigt. Neben der Förderung des Verzehrs von jodhaltigen Lebensmitteln wie Milchprodukten und Fisch haben viele Länder mit mäßigem Jodmangel eine allgemeine Jodierung von Salz eingeführt. Auf Anregung der Weltgesundheitsorganisation erhalten 70 % der Weltbevölkerung in 130 Ländern jodiertes Salz. In einigen Ländern wird dem Brot Jodsalz zugesetzt. Trotzdem ist der Jodmangel in einigen westlichen Ländern infolge der Versuche, den Salzkonsum zu reduzieren, wieder aufgetreten.

Schwangere und stillende Frauen, die täglich 66 % mehr Jod benötigen als nicht schwangere Frauen, erhalten möglicherweise immer noch nicht genug Jod. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 250 µg für schwangere und stillende Frauen. Da viele Frauen diese Menge nicht allein mit der Nahrung aufnehmen können, empfiehlt die American Thyroid Association eine tägliche Ergänzung durch Einnahme von 150 µg.

Die wissenschaftliche Auswertung der staatlichen Salzjodierung in China von 1985 bis 2014 zeigte neben den bekannten positiven Effekten auch deutliche negative Effekte auf die Schilddrüse bei lokaler Überversorgung mit Jod, zu denen auch ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenunterfunktion gehört.

Vorsorgeuntersuchung

Das Screening auf Hypothyreose wird in vielen Ländern bereits bei Neugeborenen durchgeführt, wobei im Allgemeinen der TSH-Wert bestimmt wird. Dies hat dazu geführt, dass viele Fälle frühzeitig erkannt und Entwicklungsverzögerungen verhindert werden konnten. Es ist der weltweit am häufigsten eingesetzte Screening-Test für Neugeborene. Während mit dem TSH-basierten Screening die häufigsten Ursachen erkannt werden können, ist eine zusätzliche T4-Bestimmung erforderlich, um die selteneren zentralen Ursachen der neonatalen Hypothyreose zu erfassen. Wird die T4-Bestimmung in das bei der Geburt durchgeführte Screening aufgenommen, so lassen sich damit bei 1:16.000 bis 1:160.000 Kindern Fälle von angeborener Hypothyreose zentralen Ursprungs feststellen. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Kinder in der Regel auch andere Hypophysenhormonmängel haben, kann eine frühzeitige Erkennung dieser Fälle Komplikationen verhindern.

Bei Erwachsenen ist ein umfassendes Screening der Allgemeinbevölkerung umstritten. Einige Organisationen (wie die United States Preventive Services Task Force) sind der Ansicht, dass die Beweise nicht ausreichen, um ein routinemäßiges Screening zu unterstützen, während andere (wie die American Thyroid Association) entweder intermittierende Tests ab einem bestimmten Alter bei allen Geschlechtern oder nur bei Frauen empfehlen. Ein gezieltes Screening kann in einer Reihe von Situationen sinnvoll sein, in denen eine Schilddrüsenunterfunktion häufig vorkommt: bei anderen Autoimmunerkrankungen, bei einer ausgeprägten familiären Vorbelastung mit Schilddrüsenerkrankungen, bei Personen, die eine Radiojod- oder andere Strahlentherapie am Hals erhalten haben, bei Personen, die sich zuvor einer Schilddrüsenoperation unterzogen haben, bei Personen mit einer anormalen Schilddrüsenuntersuchung, bei Personen mit psychiatrischen Störungen, bei Personen, die Amiodaron oder Lithium einnehmen, und bei Personen mit einer Reihe von Gesundheitsstörungen (z. B. bestimmte Herz- und Hauterkrankungen). Bei Menschen mit Down-Syndrom werden jährliche Schilddrüsenfunktionstests empfohlen, da bei ihnen ein höheres Risiko für Schilddrüsenerkrankungen besteht. In den Leitlinien des National Institute for Health and Care Excellence (NICE) für England und Wales wird empfohlen, Menschen mit Typ-1-Diabetes und neu aufgetretenem Vorhofflimmern auf Schilddrüsenerkrankungen zu testen. Auch bei Menschen mit Depressionen oder unerklärlichen Angstzuständen (alle Altersgruppen), bei Kindern mit Wachstumsstörungen oder unerklärlichen Veränderungen im Verhalten oder in den schulischen Leistungen werden Tests empfohlen. Bei der Diagnose einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse empfiehlt das NICE auch ein Screening auf Zöliakie.

Behandlung

Hormonersatz

Strukturformel des L-Thyroxins

Bei der angeborenen Hypothyreose ist die lebenslange Gabe von Thyroxin notwendig. Sie sollte so früh wie irgend möglich begonnen werden.

Die erworbene Hypothyreose, gleich ob subklinisch oder manifest, wird in der Regel ebenfalls mit einer lebenslangen Ersatztherapie (Substitution) mit T4 (L-Thyroxin) behandelt. Der Nutzen einer Therapie von subklinischen Unterfunktionen der Schilddrüse ist jedoch bisher (Stand März 2016) nicht ausreichend belegt und wird nur im begründeten Einzelfall empfohlen.

Die Dosis muss in allen Fällen individuell angepasst werden. Es wird mit einer niedrigen Dosis Schilddrüsenhormon begonnen und dann langsam gesteigert. Diese Vorgehensweise hat sich im Hinblick auf die Vermeidung von Nebenwirkungen bewährt. Eine Dauersubstitutionsbehandlung (meist zwischen 50 und 150 µg L-Thyroxin pro Tag) gilt dann als gut eingestellt, wenn sich der Patient wohlfühlt und der basale TSH-Spiegel (frühestens nach sechs bis acht Wochen) im Normalbereich (siehe Diagnose) liegt. Der weitere Verlauf wird in der Regel bei guter Einstellung halbjährlich und dann jährlich kontrolliert. Bei Kindern ist der Kontrollzyklus altersabhängig. Ergänzend sind engmaschige Kontrollen von Wachstum, Gewicht sowie psycho- und somatomotorischer Entwicklung angezeigt. Im Falle einer erworbenen Hypothyreose kann beim Kind nach etwa 2 Jahren ein vier- bis sechswöchiger Auslassversuch unternommen werden.

Bei L-Thyroxin können sich bereits geringe Dosisänderungen bemerkbar machen (geringe therapeutische Breite). Daher sollte möglichst kein Wechsel auf ein Präparat eines anderen Herstellers erfolgen, da nicht gewährleistet ist, dass die aufgenommene Wirkstoffmenge vergleichbar ist (Bioverfügbarkeit). Deshalb findet sich L-Thyroxin auch auf der Substitutionsausschlussliste.

Beim Myxödemkoma (hypothyreotes Koma) handelt es sich um ein akut lebensbedrohliches, notfallmedizinisches Krankheitsbild. Daher beginnt die Therapie unverzüglich, ohne das Ergebnis laborchemischer Hormonanalysen abzuwarten. Auch Patienten mit den klinischen Zeichen eines Myxödemkomas sollen sofort auf einer Intensivstation aufgenommen und behandelt werden. Die Therapie umfasst in beiden Fällen die Sicherung der Vitalfunktionen, die Gabe von Glucocorticoiden, Glucose, die Überwachung und gegebenenfalls den Ausgleich des Elektrolythaushaltes, eine Normalisierung der Körpertemperatur (häufig Hypothermie) und die intravenöse Applikation von Thyroxin.

Die meisten Menschen mit Hypothyreose-Symptomen und bestätigtem Thyroxinmangel werden mit einer synthetischen, lang wirkenden Form von Thyroxin, dem so genannten Levothyroxin (L-Thyroxin), behandelt. Bei jungen und ansonsten gesunden Menschen mit offener Schilddrüsenunterfunktion kann sofort mit einer vollen (an das Gewicht angepassten) Ersatzdosis begonnen werden; bei älteren Menschen und Menschen mit Herzerkrankungen wird eine niedrigere Anfangsdosis empfohlen, um eine Überdosierung und das Risiko von Komplikationen zu vermeiden. Bei Menschen mit subklinischer Hypothyreose können niedrigere Dosen ausreichend sein, während Menschen mit zentraler Hypothyreose möglicherweise eine höhere als die durchschnittliche Dosis benötigen.

Um festzustellen, ob die Dosis angemessen ist, werden die Werte von freiem Thyroxin und TSH im Blut überwacht. Dies geschieht 4-8 Wochen nach Beginn der Behandlung oder nach einer Änderung der Levothyroxin-Dosis. Sobald die angemessene Ersatzdosis ermittelt wurde, können die Tests nach 6 und dann nach 12 Monaten wiederholt werden, es sei denn, es tritt eine Veränderung der Symptome ein. Eine Normalisierung des TSH-Wertes bedeutet nicht, dass sich andere Anomalien, die mit einer Hypothyreose einhergehen, wie z. B. ein erhöhter Cholesterinspiegel, vollständig verbessern.

Bei Menschen mit zentraler/sekundärer Hypothyreose ist das TSH kein zuverlässiger Marker für die Hormonsubstitution, und die Entscheidung basiert hauptsächlich auf dem freien T4-Spiegel. Levothyroxin wird am besten 30-60 Minuten vor dem Frühstück oder vier Stunden nach dem Essen eingenommen, da bestimmte Stoffe wie Nahrung und Kalzium die Aufnahme von Levothyroxin hemmen können. Es gibt keine direkte Möglichkeit, die Sekretion von Schilddrüsenhormonen durch die Schilddrüse zu erhöhen.

Liothyronin

Die Behandlung mit Liothyronin allein ist noch nicht ausreichend erforscht, um eine Empfehlung für seine Anwendung auszusprechen; aufgrund seiner kürzeren Halbwertszeit müsste es häufiger eingenommen werden als Levothyroxin.

Es wurde vorgeschlagen, Levothyroxin mit Liothyronin (synthetisches T3) zu ergänzen, um eine bessere Kontrolle der Symptome zu erreichen; dies wurde jedoch nicht durch Studien bestätigt. Im Jahr 2007 stellte die British Thyroid Association fest, dass eine kombinierte T4- und T3-Therapie mit einer höheren Rate an Nebenwirkungen verbunden ist und keinen Vorteil gegenüber einer alleinigen T4-Therapie bietet. Auch die amerikanischen Leitlinien raten aufgrund mangelnder Beweise von einer Kombinationstherapie ab, obwohl sie einräumen, dass sich manche Menschen unter einer Kombinationsbehandlung besser fühlen. In den Leitlinien des NICE für England und Wales wird von Luthyronin abgeraten.

Menschen mit Hypothyreose, die sich trotz optimaler Levothyroxin-Dosierung nicht wohl fühlen, können eine Zusatzbehandlung mit Liothyronin beantragen. In einer Leitlinie der Europäischen Schilddrüsenvereinigung aus dem Jahr 2012 wird empfohlen, Unterstützung im Hinblick auf den chronischen Charakter der Krankheit anzubieten und andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Die Zugabe von Liothyronin sollte als experimentell angesehen werden, zunächst nur für einen Versuchszeitraum von drei Monaten und in einem festgelegten Verhältnis zur aktuellen Levothyroxin-Dosis. Die Leitlinie zielt ausdrücklich darauf ab, die Sicherheit dieses Ansatzes zu erhöhen und seiner undifferenzierten Anwendung entgegenzuwirken.

Getrocknete tierische Schilddrüse

Der Extrakt aus getrockneter Schilddrüse ist ein Schilddrüsenextrakt auf tierischer Basis, meist vom Schwein. Es handelt sich um eine Kombinationstherapie, die Formen von T4 und T3 enthält. Außerdem enthält er Calcitonin (ein in der Schilddrüse produziertes Hormon, das an der Regulierung des Kalziumspiegels beteiligt ist), T1 und T2, die in synthetischen Hormonpräparaten nicht enthalten sind. Dieser Extrakt war früher ein gängiges Mittel zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion, aber seine Verwendung ist heute nicht mehr belegt; die British Thyroid Association und die amerikanischen Berufsrichtlinien raten ebenso wie das NICE von seiner Verwendung ab.

Subklinische Hypothyreose

Es gibt keine Belege für einen Nutzen der Behandlung der subklinischen Hypothyreose bei Frauen, die nicht schwanger sind, und es bestehen potenzielle Risiken einer Überbehandlung. Eine unbehandelte subklinische Hypothyreose kann mit einem geringfügigen Anstieg des Risikos einer koronaren Herzkrankheit verbunden sein, wenn der TSH-Wert über 10 mIU/l liegt. In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2007 wurde kein Nutzen einer Schilddrüsenhormonsubstitution festgestellt, abgesehen von "einigen Parametern des Lipidprofils und der linksventrikulären Funktion". Es besteht weder ein Zusammenhang zwischen subklinischer Hypothyreose und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche noch ein Zusammenhang mit kognitiven Beeinträchtigungen.

Seit 2008 herrscht in den USA der Konsens, dass Menschen mit einem TSH-Wert von weniger als 10 bis 20 mIU/l im Allgemeinen nicht behandelt werden müssen.

In den amerikanischen Leitlinien wird empfohlen, dass bei Menschen mit Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion, nachweisbaren Antikörpern gegen Schilddrüsenperoxidase, einer Herzerkrankung in der Vorgeschichte oder einem erhöhten Risiko für eine Herzerkrankung eine Behandlung erwogen werden sollte, wenn der TSH-Wert erhöht ist, aber unter 10 mIU/l liegt. NICE empfiehlt, dass Personen mit einem TSH-Wert über 10 mIU/l genauso behandelt werden sollten wie Personen mit einer offenen Hypothyreose. Bei Personen mit einem erhöhten TSH-Wert von weniger als 10 mIU/l und Symptomen, die auf eine Hypothyreose hindeuten, sollte ein Behandlungsversuch unternommen werden, der jedoch abgebrochen werden sollte, wenn die Symptome trotz Normalisierung des TSH-Wertes fortbestehen.

Myxödem-Koma

Ein Myxödemkoma oder eine schwere dekompensierte Hypothyreose erfordert in der Regel die Einweisung in die Intensivstation, eine genaue Beobachtung und Behandlung von Anomalien der Atmung, der Temperaturkontrolle, des Blutdrucks und des Natriumspiegels. Mechanische Beatmung kann erforderlich sein, ebenso wie Flüssigkeitsersatz, Vasopressoren, sorgfältige Wiedererwärmung und Kortikosteroide (wegen einer möglichen Nebenniereninsuffizienz, die zusammen mit einer Hypothyreose auftreten kann). Eine sorgfältige Korrektur des niedrigen Natriumspiegels kann mit hypertonen Kochsalzlösungen oder Vasopressin-Rezeptor-Antagonisten erreicht werden. Zur raschen Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion kann Levothyroxin oder Liothyronin intravenös verabreicht werden, insbesondere wenn der Bewusstseinszustand zu niedrig ist, um die Medikamente sicher schlucken zu können. Die Verabreichung über eine nasogastrale Sonde ist zwar möglich, kann aber unsicher sein und wird daher nicht empfohlen.

Schwangerschaft

Bei Frauen mit bekannter Hypothyreose, die schwanger werden, wird empfohlen, die TSH-Serumspiegel genau zu überwachen. Levothyroxin sollte verwendet werden, um die TSH-Werte innerhalb des Normalbereichs für das jeweilige Trimester zu halten. Der Normalbereich für das erste Trimester liegt unter 2,5 mIU/L und der Normalbereich für das zweite und dritte Trimester unter 3,0 mIU/L. Die Behandlung sollte sich am Gesamtthyroxin (und nicht am freien Thyroxin) oder am Index des freien T4 orientieren. Ähnlich wie beim TSH sollten die Thyroxinergebnisse entsprechend dem für das jeweilige Schwangerschaftsstadium geltenden Referenzbereich interpretiert werden. Die Levothyroxin-Dosis muss oft erhöht werden, nachdem die Schwangerschaft bestätigt wurde, obwohl dies auf begrenzten Erkenntnissen beruht und einige empfehlen, dass dies nicht immer erforderlich ist; die Entscheidung muss möglicherweise auf der Grundlage der TSH-Werte getroffen werden.

Frauen mit Anti-TPO-Antikörpern, die versuchen, schwanger zu werden (auf natürlichem Wege oder mit Hilfe von Hilfsmitteln), benötigen möglicherweise eine Schilddrüsenhormonergänzung, selbst wenn der TSH-Wert normal ist. Dies gilt insbesondere, wenn sie in der Vergangenheit Fehlgeburten erlitten haben oder eine Schilddrüsenunterfunktion aufwiesen. Die zusätzliche Gabe von Levothyroxin kann das Risiko einer Frühgeburt und möglicherweise einer Fehlgeburt verringern. Bei schwangeren Frauen mit subklinischer Hypothyreose (definiert als TSH 2,5-10 mIU/l), die Anti-TPO-positiv sind, ist die Empfehlung angesichts des Risikos einer offenen Hypothyreose noch stärker. Entscheidet man sich gegen eine Behandlung, wird eine engmaschige Überwachung der Schilddrüsenfunktion (alle 4 Wochen in den ersten 20 Wochen der Schwangerschaft) empfohlen. Wenn Anti-TPO nicht positiv ist, wird eine Behandlung der subklinischen Hypothyreose derzeit nicht empfohlen. Es wurde darauf hingewiesen, dass viele der oben genannten Empfehlungen zu einer unnötigen Behandlung führen könnten, da die TSH-Grenzwerte bei einigen ethnischen Gruppen zu restriktiv sein könnten; in bestimmten Fällen könnte eine Behandlung der subklinischen Hypothyreose wenig Nutzen bringen.

Alternative Medizin

Die Wirksamkeit und Sicherheit der Verwendung von chinesischen Kräutermitteln zur Behandlung der Hypothyreose ist nicht bekannt.

Epidemiologie

Weltweit leiden schätzungsweise eine Milliarde Menschen an Jodmangel; es ist jedoch nicht bekannt, wie häufig dies zu einer Hypothyreose führt. In großen bevölkerungsbezogenen Studien in westlichen Ländern mit ausreichender Jodzufuhr leiden 0,3-0,4 % der Bevölkerung an einer offenen Hypothyreose. Ein größerer Anteil, nämlich 4,3-8,5 %, hat eine subklinische Hypothyreose. Eine nicht diagnostizierte Hypothyreose betrifft schätzungsweise 4-7 % der Bevölkerung in den USA und Europa. Bei 80 % der Menschen mit subklinischer Hypothyreose liegt der TSH-Wert unter der Marke von 10 mIU/l, die als Schwellenwert für eine Behandlung gilt. Bei Kindern mit subklinischer Hypothyreose kehrt die Schilddrüsenfunktion häufig wieder auf ein normales Niveau zurück, und ein kleiner Teil entwickelt eine offene Hypothyreose (was durch die Entwicklung von Antikörper- und TSH-Spiegeln, das Vorliegen einer Zöliakie und das Vorhandensein eines Kropfes vorhergesagt wird).

Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit einer Hypothyreose größer als bei Männern. In bevölkerungsbezogenen Studien war die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen TSH-Werte über 10 mU/l aufwiesen, siebenmal höher als bei Männern. Bei 2 bis 4 % der Menschen mit subklinischer Hypothyreose kommt es jedes Jahr zur Entwicklung einer offenen Hypothyreose. Das Risiko ist höher bei Personen mit Antikörpern gegen Schilddrüsenperoxidase. Schätzungen zufolge sind etwa 2 % der Kinder von einer subklinischen Hypothyreose betroffen; bei Erwachsenen tritt die subklinische Hypothyreose häufiger bei älteren Menschen und bei Kaukasiern auf. Bei Menschen mit Down-Syndrom und Turner-Syndrom ist die Rate an Schilddrüsenerkrankungen, von denen die Hypothyreose die häufigste ist, deutlich höher.

Eine sehr schwere Hypothyreose und ein Myxödemkoma sind selten und treten schätzungsweise bei 0,22 pro Million Menschen pro Jahr auf. Die meisten Fälle treten bei Frauen im Alter von über 60 Jahren auf, obwohl sie in allen Altersgruppen vorkommen können.

Bei den meisten Hypothyreosen handelt es sich um primäre Hypothyreosen. Die zentrale/sekundäre Hypothyreose betrifft 1:20.000 bis 1:80.000 der Bevölkerung, also etwa einen von tausend Menschen mit Hypothyreose.

Geschichte

Im Jahr 1811 entdeckte Bernard Courtois, dass Jod in Seetang enthalten ist, und Jean-Francois Coindet stellte 1820 einen Zusammenhang zwischen der Jodzufuhr und der Größe des Kropfes her. Gaspard Adolphe Chatin schlug 1852 vor, dass die endemische Struma das Ergebnis einer unzureichenden Jodzufuhr sei, und Eugen Baumann wies 1896 Jod im Schilddrüsengewebe nach.

Die ersten Fälle von Myxödemen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts (in den 1870er Jahren) erkannt, aber der Zusammenhang mit der Schilddrüse wurde erst in den 1880er Jahren entdeckt, als Myxödeme bei Menschen nach Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) beobachtet wurden. Dieser Zusammenhang wurde im späten 19. Jahrhundert bestätigt, als sich die Symptome bei Menschen und Tieren, denen die Schilddrüse entfernt worden war, durch die Transplantation von tierischem Schilddrüsengewebe verbesserten. Die Schwere des Myxödems und das damit verbundene Sterblichkeits- und Komplikationsrisiko weckten das Interesse an der Erforschung wirksamer Behandlungsmethoden für die Schilddrüsenunterfunktion. Die Transplantation von Schilddrüsengewebe erwies sich als einigermaßen wirksam, doch traten relativ häufig Rezidive der Hypothyreose auf, so dass manchmal mehrere wiederholte Transplantationen von Schilddrüsengewebe erforderlich waren.

Im Jahr 1891 führte der englische Arzt George Redmayne Murray einen subkutan injizierten Schilddrüsenextrakt von Schafen ein, kurz darauf folgte eine orale Formulierung. Gereinigtes Thyroxin wurde 1914 eingeführt, und in den 1930er Jahren wurde synthetisches Thyroxin verfügbar, obwohl der Extrakt aus getrockneter tierischer Schilddrüse weiterhin weit verbreitet war. Liothyronin wurde im Jahr 1952 entdeckt.

Die ersten Versuche, die Therapie der Hypothyreose zu titrieren, erwiesen sich als schwierig. Nachdem festgestellt wurde, dass eine Hypothyreose zu einem niedrigeren Grundumsatz führt, wurde dies zu Beginn des 20. Jahrhunderts (um 1915) als Marker für die Anpassung der Therapie verwendet. Es war jedoch bekannt, dass ein niedriger Grundumsatz unspezifisch ist und auch bei Unterernährung auftritt. Der erste Labortest, der bei der Beurteilung des Schilddrüsenstatus hilfreich war, war das an Serumprotein gebundene Jod, das in den 1950er Jahren zum Einsatz kam.

Im Jahr 1971 wurde der Radioimmunoassay für das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) entwickelt, der den spezifischsten Marker für die Beurteilung des Schilddrüsenstatus bei Patienten darstellte. Bei vielen Menschen, die auf der Grundlage des Grundumsatzes behandelt wurden, um die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion zu minimieren, oder auf der Grundlage von proteingebundenem Jod im Serum, wurde ein Schilddrüsenhormonüberschuss festgestellt. Im folgenden Jahr, 1972, wurde ein T3-Radioimmunoassay und 1974 ein T4-Radioimmunoassay entwickelt.

Historische Darstellung der „Drüsenblasen der Thyroidea mit Colloid“ (1867)

Das Verständnis für die Funktion der Schilddrüse entwickelte sich erst langsam. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie als „Nebendrüse der Respirationsorgane“ betrachtet, deren Funktion unklar war. 1896 fand Eugen Baumann organisch gebundenes Jod in der Schilddrüse, das sogenannte Jodothyrin (oder auch Thyreojodin) und charakterisierte es als den wirksamen Bestandteil der Schilddrüse. Über seine Wirkung war jedoch noch 1898 kaum etwas bekannt (Robert Hutchison); es diente bis ins 20. Jahrhundert zu Versuchszwecken. 1911 beschrieb Harry E. Alderson die Entstehung des Myxödems bei Hypothyreose als subkutane Infiltration einer schleimähnlichen Substanz, die im weiteren Verlauf durch eine überschießende Bildung von Bindegewebe ersetzt wird. Zusätzlich fand er, dass die Ichthyose damit einhergeht, und setzte erfolgreich Schilddrüsenextrakte und Jodothyrin zur Therapie ein.

Die Entdeckung des Schilddrüsenhormones Thyroxin wird Edward Calvin Kendall 1914 zugeschrieben. Er hatte aus Jodothyrin einen aktiven Anteil herauskristallisiert und ihn Thyroxin genannt. Als beste Möglichkeit zur Feststellung einer Hypothyreose mittels Untersuchung des Blutes werden in dieser Zeit als Parameter eine beschleunigte Blutgerinnung sowie eine Abnahme der Neutrophilen und eine Zunahme der Lymphozyten erachtet. Die direkte Messung vom Thyroxin im Blut ist seit den 1960er Jahren möglich.

François-Emmanuel Fodéré (1764–1835) ging von jodarmer Luft als Ursache der kindlichen Hypothyreose aus, deren unbehandelter Verlauf als Kretinismus bezeichnet wird. Emil Theodor Kocher (1841–1917) beschrieb 1883 bei der Nachuntersuchung von schilddrüsenoperierten Patienten das Auftreten einer „kretinartigen Veränderung“. In den 1890er Jahren führte Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) grundlegende Studien über den Kretinismus in der Steiermark durch und behandelte ihn mittels Schilddrüsenextrakten. Die ab 1918 im Nikolaital durch Otto Bayard (1881–1957) und dann ab 1922 in Appenzell Ausserrhoden durch Hans Eggenberger (1881–1946), später gesamtschweizerisch durchgesetzte Vorsorge mit Jodsalz hatte weltweiten Pioniercharakter. In der Folge wurden in der Schweiz keine Kretine mehr geboren.

Hypothyreose bei Tieren

In der Tiermedizin hat die Hypothyreose vor allem bei Hunden eine größere Bedeutung. Die Häufigkeit der durch Jodmangel bedingten Schilddrüsenunterfunktion hat dagegen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen, vor allem durch den Jodzusatz in kommerziellen Futtermitteln.

Prinzipiell können bei Hunden die gleichen Ursachen wie beim Menschen dafür verantwortlich sein, 95 % der Fälle sind jedoch erworbene primäre Hypothyreosen. Sie sind durch (vermutlich autoimmunbedingte) Entzündungen der Schilddrüse oder durch eine Atrophie des Organs ohne erkennbare Ursache (idiopathische Hypothyreose) bedingt. Es sind vor allem Hunde großwüchsiger Rassen betroffen. Die Symptome erscheinen meist schleichend und bestehen in zunehmender Trägheit sowie Haut- und Fellveränderungen, bei Hündinnen auch ein Ausbleiben der Läufigkeit. Die Diagnostik gleicht der in der Humanmedizin, wobei zu beachten ist, dass Grey- und Deerhounds physiologisch niedrigere T4-Spiegel haben als andere Hunderassen. Außerdem können einige Medikamente (Glucocorticoide, Antikonvulsiva, Chinidin, Salicylate, Phenylbutazon, Sulfonamide und Röntgenkontrastmittel) und andere Erkrankungen zu erniedrigten T4-Werten führen. Die Behandlung erfolgt durch Gabe von Schilddrüsenhormonen.

Sauen mit Hypothyreose gebären „Nacktferkel“ mit einem Myxödem. Bei Kälbern wird „Zungenschlagen“ beobachtet. Ursache dieser Hypothyreose ist ein sekundärer Jodmangel durch Senfölglykosid- oder nitrathaltige Futtermittel.

Bei Vögeln – vor allem Wellensittichen – spielen zum Teil noch durch Jodmangel hervorgerufene Schilddrüsenunterfunktionen eine Rolle. Klinisch äußern sie sich in Atemnot, da die vergrößerte Schilddrüse auf die Luftröhre drückt, sowie Befiederungsstörungen. Bei Papageien wird eine Hypothyreose in Zusammenhang mit der Entstehung von Verfettung und Befiederungsstörungen diskutiert, wie sie vor allem beim Rosakakadu auftritt. Diese Symptome sprechen zwar auf die Zufuhr von Thyroxin an, allerdings ist die Schilddrüsenhormondiagnostik bei Vögeln nicht praxisreif, so dass eine kausale Beziehung nur vermutet werden kann. Auch bei Schildkröten kommen in Gegenden mit geringen Jodgehalten im Trinkwasser vermehrt Hypothyreosen vor. Sie äußern sich in der Bildung von Myxödemen am Halsansatz.

Photograph of a Labrador Retriever dog with sagging facial skin characteristic of hypothyroidism
Charakteristische Veränderungen an der Gesichtshaut eines Labrador Retrievers mit Hypothyreose

In der tierärztlichen Praxis sind Hunde die am häufigsten von Hypothyreose betroffene Tierart. In den meisten Fällen handelt es sich um eine primäre Hypothyreose, von der zwei Arten bekannt sind: die lymphozytäre Thyreoiditis, die wahrscheinlich immunologisch bedingt ist und zur Zerstörung und Fibrose der Schilddrüse führt, und die idiopathische Atrophie, bei der die Drüse allmählich durch Fettgewebe ersetzt wird. Häufig kommt es zu Lethargie, Kälteunverträglichkeit, Bewegungsunverträglichkeit und Gewichtszunahme. Darüber hinaus treten bei Hunden mit Hypothyreose Hautveränderungen und Fruchtbarkeitsprobleme sowie eine Reihe weiterer Symptome auf. Bei Hunden können die Anzeichen eines Myxödems mit ausgeprägten Hautfalten auf der Stirn beobachtet werden, und es treten Fälle von Myxödem-Koma auf. Die Diagnose kann durch eine Blutuntersuchung bestätigt werden, da der klinische Eindruck allein zu einer Überdiagnose führen kann. Die lymphozytäre Thyreoiditis geht mit nachweisbaren Antikörpern gegen Thyreoglobulin einher, obwohl diese bei fortgeschrittener Erkrankung in der Regel nicht mehr nachweisbar sind. Die Behandlung erfolgt mit einem Schilddrüsenhormonersatz.

Andere Tierarten, die weniger häufig betroffen sind, sind Katzen und Pferde sowie andere große Haustiere. Bei Katzen ist die Schilddrüsenunterfunktion in der Regel die Folge einer anderen medizinischen Behandlung wie einer Operation oder Bestrahlung. Bei jungen Pferden wurde eine angeborene Hypothyreose vor allem im Westen Kanadas festgestellt, die mit der Ernährung der Mutter in Verbindung gebracht wurde.

Definitionen

Es existieren zwei unterschiedliche Definitionen von Hypothyreose, wobei in der Fachliteratur in der Regel jeweils nur eine der beiden angeführt wird. Nach der ersten produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone (Schilddrüsenunterfunktion), nach der zweiten besteht eine Minderversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen. Die erste ist also orientiert an der Funktion der Schilddrüse. Die zweite ist dagegen orientiert an der Versorgung der Körperzellen.

Für die englische Entsprechung hypothyroidism gilt dasselbe: A. Schilddrüse produziert zu wenig Hormone – oder B. Mangelnder Einfluss von Hormonen auf Körperzellen. Allerdings werden hier zumindest in einem Fachbuch sogar beide Definitionen als alternative Definitionen angeführt:

„Hypothyroidism is the result of inadequate production of thyroid hormone or inadequate action of thyroid hormone in target tissues.“

Klinisches Bild

Wie auch bei der Hyperthyreose gibt es unterschiedliche Schweregrade der Hypothyreose: Sie reichen von latent bzw. kompensiert (Schilddrüsenhormonspiegel normal, aber TSH-Wert erhöht) über subklinisch (Schilddrüsenhormonspiegel zwar erniedrigt, aber symptomlos) und manifest (erniedrigter Schilddrüsenhormonspiegel begleitet von entsprechenden Symptomen) bis hin zum lebensgefährlichen Mangel.

Angeborene Hypothyreose

Bei der Geburt sind die Kinder meist klinisch unauffällig, weil die Kinder noch Schilddrüsenhormone der Mutter in ihrem Blutkreislauf haben. In den ersten Lebenswochen fallen sie z. B. durch zunehmende Trinkschwäche, Bewegungsarmut, Obstipation und eine große, sichtbare Zunge auf. Auch eine verlängerte Neugeborenengelbsucht (Ikterus neonatorum prolongatus) ist typisch. Die Kinder wirken „sehr brav“, schreien wenig und schlafen überdurchschnittlich viel. Eine verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie), teigige Haut, Persistenz des Neugeborenenkopfhaares und ein großer Bauch mit Nabelbruch sind ebenso weitere Zeichen, wie auch ein typischer Gesichtsausdruck mit eingesunkener Nasenwurzel und ballonierter Stirn. Zu guter Letzt kann es bei Neugeborenen auch zu Erstickungsanfällen oder einer gestörten Muskelentwicklung kommen. Wächst ein Kind heran, ohne dass die Hypothyreose behandelt wurde, so sind Störungen der geistigen und körperlichen Entwicklung (z. B. beeinträchtigtes Sprachvermögen, Schwerhörigkeit, verzögerte Pubertät) zusammen mit einem verringerten Längenwachstum zu erwarten.

Hypothyreotische Myopathie

Veränderungen der Muskulatur (Myopathie) finden sich in 30–80 % bei Hypothyreoidismus, insbesondere bei länger bestehender und unbehandelter Erkrankung.

Es können vier verschiedene Formen der Myopathie unterschieden werden:

  • Hoffmann-Syndrom
  • Kocher-Debré-Semelaigne-Syndrom
  • Atrophe Form
  • Myasthenische Form

Überbehandlung

Eine unnötige oder überdosierte Behandlung mit Thyroxin (T4) ist ein weitverbreitetes Problem. Es betrifft ca. 15–20 % der damit behandelten Patienten. Neben mangelnder ärztlicher Kontrolle ist eine häufige Ursache auch die eigenmächtige Veränderung der Dosis durch die Patienten nach Gefühl und ohne Beachtung ihrer Blutwerte. Risiken einer Überdosierung sind eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung), Angina pectoris (Durchblutungsstörung des Herzens), Herzinsuffizienz, Nervosität, Palpitation (Herzklopfen), Abnahme der Knochenmineraldichte und Knochenbruch.

Die Größenordnung des Problems einer weitverbreiteten unnötigen oder überdosierten Behandlung mit Thyroxin (T4) in Deutschland wurde im Arzneiverordnungs-Report 2014 dokumentiert. Danach wurden mindestens 4,1 Millionen Personen dauerhaft mit Schilddrüsenhormonen versorgt.