Remise
Ein Kutschenhaus, auch Remise oder Coach House genannt, ist ein Nebengebäude, das ursprünglich zur Unterbringung von Pferdekutschen und dem dazugehörigen Zubehör gebaut wurde. ⓘ
In Großbritannien wurde das landwirtschaftliche Gebäude "cart shed" genannt. In der Regel handelte es sich um offene, einstöckige Gebäude, deren Dach von regelmäßig angeordneten Pfeilern getragen wurde. Sie sind oft vom Hof abgewandt und befinden sich in der Nähe der Ställe und Straßen, die einen direkten Zugang zu den Feldern bieten. ⓘ
Die Remise ist ein Wirtschaftsgebäude mit Unterstand, das in der Regel an der rückwärtigen Grundstücksgrenze für Fahrzeuge oder Geräte errichtet wurde. Das Wort kommt aus dem Französischen und ist vom Verb remettre ‚wieder hinstellen, versorgen‘ abgeleitet. Die lateinische Wurzel ist das Verb remittere ‚zurückschicken, ablegen‘. ⓘ
Heutige Verwendungen
Im modernen Sprachgebrauch hat der Begriff "Kutschenhaus" mehrere zusätzliche, sich teilweise überschneidende Bedeutungen angenommen:
- Gebäude, die ursprünglich echte Kutschenhäuser waren und zu anderen Zwecken umgebaut wurden, z. B. als Zweitwohnungen, Wohnungen, Gästehäuser, Autogaragen, Büros, Werkstätten, Einzelhandelsgeschäfte, Bars, Restaurants oder Lagergebäude.
- Zweckmäßig errichtete Zweitwohnungen, auch Zubehörwohnungen oder freistehende Wohneinheiten genannt, auf demselben Grundstück wie der Hauptwohnsitz. Sie verfügen über völlig separate Wohnbereiche und Einrichtungen, manchmal im Stil von umgebauten Kutschenhäusern. Einige Gemeinden, wie z. B. Ottawa, Ontario, Kanada, haben Regelungen eingeführt, die Coach Houses zulassen, um die Nutzung des städtischen Wohnraums zu intensivieren und die Erschwinglichkeit und die Möglichkeiten für Mehrgenerationenhäuser in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte zu erhöhen. Der Staat Kalifornien hat dagegen die Gesetze des Bundesstaates überarbeitet, um die Befugnisse der Kommunen zur Beschränkung des Baus von ADUs einzuschränken und die Kosten und bürokratischen Hürden zu verringern, um die Wohnungsknappheit zu lindern. ⓘ
- Ein Marketingbegriff für Einfamilienhäuser, die auf einem Grundstück gebaut werden, das gerade groß genug für das Haus ist, und die sich oft ein gemeinsames Grundstück mit anderen Häusern in derselben geplanten Wohnanlage teilen. Die korrektere Bezeichnung lautet "Wagenhäuser" oder "Terrassenhäuser". Einige Gemeinden haben die Abstandsauflagen für solche Gebäude gelockert oder erlauben "Null-Grundstücksgrenze"-Wohnwagenhäuser, bei denen eine Wand des Hauses auf der Grundstücksgrenze selbst liegt. ⓘ
Entwürfe
Kutschenhäuser für kleine Stadthäuser können klein und zweckmäßig sein und nur für einen kleinen Wagen ausreichen. Kutschenhäuser für große Anwesen konnten jedoch recht aufwändig und groß genug sein, um viele Kutschen, Pferde, Geschirr und Heu unterzubringen. Sie konnten sogar einfache Wohnräume für das Personal enthalten, das die Pferde und Kutschen betreute. Gelegentlich wurden die Pferde im Kutschenhaus untergebracht, in der Regel aber in einer separaten Scheune oder einem Stall. ⓘ
Andere moderne Nutzungen
Aufgrund des prestigeträchtigen Charakters einiger großer, aufwendiger Kutschenhäuser wird der Begriff "Kutschenhaus" häufig als Teil des Namens von Geschäften wie Antiquitätenläden und Restaurants verwendet. Manchmal sind diese Geschäfte in ehemaligen Kutschenhäusern untergebracht. Immobilienentwickler nehmen jetzt Kutschenhäuser in ihr Portfolio auf. Die einzigartigen architektonischen Merkmale und die großartigen Parkmöglichkeiten machen sie zu einem attraktiven Angebot für viele Kunden. ⓘ
Bezeichnung
Die Bezeichnung Remise ist heute insbesondere in Österreich und der Schweiz im Sinn von Depot zu Wartungs- und Reparaturzwecken von Fahrzeugen, teilweise aber auch in Deutschland gebräuchlich. So wurden vielfach die Ausdrücke Straßenbahnremisen oder auch Feuerwehrremisen für die Feuerwehrhäuser verwendet. Umgangssprachlich hat sich das in vielen Fällen bis heute erhalten. ⓘ
In Österreich wird die Bezeichnung bis heute für ein Straßenbahndepot verwendet, wie zum Beispiel die Remise Kreuzgasse in Wien oder die Remise I und III, der Straßenbahn Graz. Das bisherige Wiener Straßenbahnmuseum wurde im September 2014 unter dem Namen Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien wiedereröffnet (es befindet sich in einer ehemaligen Remise). In Berlin wird der Begriff für ein- bis zweigeschossige Hofgebäude verwendet, die heute oft von kleineren Gewerbebetrieben innerhalb von Wohnblöcken genutzt werden. Im aktuellen Sprachgebrauch kommen Schuppen, Werkstätten, Garagen und andere Nebengebäude an der hinteren Grundstücksgrenze der Bedeutung nahe. ⓘ
Geschichte
Die Remisen als Depot kamen im 19. Jahrhundert als eigener Bautyp auf und wurden als einseitig zugängliches Wirtschaftsgebäude auf dem hinteren Teil großer innerstädtischer Mietshausgrundstücke errichtet, um Pferde, Kutschen oder Lokomotiven und Wagen witterungsgeschützt abstellen zu können. Sie dienten dem Fuhrpark ursprünglich als Unterstand. Mitunter befanden sich in den Remisengebäuden oder zugehörigen Anbauten auch Wohnungen für Personal wie Kutscher oder Stallburschen. ⓘ
Da emissionsreiche Gewerbebetriebe auf Grundstücken mit überwiegender Wohnnutzung heute nicht mehr genehmigt werden dürfen, mussten die Remisengebäude nach ihrer Instandsetzung oder Sanierung oft umgenutzt werden und nehmen nun andere Funktionen auf, wie zum Beispiel als Gaststätte, Wohngebäude oder Kulturzentrum. Remisen, bei denen es aufgrund der Grundstücksgröße und gegebener Gewerbenutzung nicht zu Nutzungskonflikten kam, dienen noch heute ihrem ursprünglichen Zweck. Ein Beispiel hierfür ist das 1893 errichtete Remisengebäude der Straßenbahn Gmunden, in dem noch heute der Fahrzeugpark gewartet und untergestellt wird. In Berlin und Düsseldorf befinden sich in ehemaligen Straßen- bzw. Eisenbahndepots heute Oldtimer-Zentren mit dem Namen Classic Remise. ⓘ