Herbertstraße
Frühere(r) Name(n) | Heinrichstraße | ||
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Länge |
60 m (200 Fuß) | ||
Standort | St. Pauli, Hamburg, Deutschland | ||
Postleitzahl | 20359 | ||
Koordinaten | 53°32′52.99″N 9°57′42.78″E / 53.5480528°N 9.9618833°E | ||
Sonstiges | |||
Bekannt für | Prostitution |
Die Herbertstraße (bis 1922 Heinrichstraße) ist eine Straße im Hamburger Stadtteil St. Pauli, die in der Nähe der Reeperbahn liegt, dem wichtigsten Rotlichtviertel. Es ist die einzige Straße in der Stadt, in der man noch Prostituierte in Schaufenstern wie im berühmten Amsterdamer Stadtteil De Wallen finden kann. Man sagt, dass es hier die schönsten und teuersten Prostituierten Hamburgs gibt. In der Blütezeit arbeiteten dort etwa 250 Frauen. ⓘ
Die Straße ist nicht nach einer speziellen Person benannt, sondern Teil eines Namenskonzeptes „männliche Vornamen mit alphabetisch fortschreitendem ersten Buchstaben“, genau wie die benachbarte Davidstraße, besonders bekannt durch die Davidwache. ⓘ
Hintergrund
Die Straße befindet sich in der Nähe des Hans-Albers-Platzes (dem Hans Albers gewidmeten südlichen Platz der Reeperbahn) und des Spielbudenplatzes. Die Herbertstraße ist nicht nach einer Person benannt, sondern gehört zu einem System von Straßen im Bezirk, die alphabetisch nach männlichen Vornamen benannt sind (wie Davidstraße, Erichstraße, Friedrichstraße, Gerhardstraße usw.). Ursprünglich hieß die Straße "Heinrichstraße". ⓘ
Dieser Brauch geht auf den Wiederaufbau des Viertels nach dem Brand von 1814 zurück, der von den französischen Besatzungstruppen absichtlich als Verteidigungsmaßnahme gelegt worden war. ⓘ
Die Prostituierten (die aufgrund ihrer Kleidung den Spitznamen Stiefelfrauen" tragen) sitzen auf Hockern in den Fenstern, meist spärlich bekleidet, und versuchen, potenzielle Kunden anzulocken. Manchmal sprechen sie auch durch ein offenes Fenster mit potenziellen Kunden. Oft sind die Fenster rot beleuchtet und mit Leuchtreklamen versehen. ⓘ
Geschichte
Ursprünge
Nach dem Wiederaufbau des Viertels im 19. Jahrhundert wurde es zu einem Gebiet, in dem Seeleute von den nahegelegenen Elbdocks ihren Lohn in den Kneipen und Stripbars des Viertels ausgaben. Es wurden Lizenzen für die Prostitution erteilt. ⓘ
Anfang des 20. Jahrhunderts
Jahrhunderts nahm die Prostitution auf der Straße zu, nachdem viele der Bordelle in der benachbarten Davidstraße und anderen Straßen von St. Pauli ihre Konzessionen verloren hatten. Diese Bordelle zogen in die Herbertstraße um. ⓘ
Nazi-Deutschland
In der Zeit des Nationalsozialismus gab es ab 1933 ein Verbot von Striptease und Prostitution. Da ein Verbot des typischen St. Pauli-Gewerbes jedoch nicht konsequent durchgesetzt werden konnte, wurden diese Aktivitäten nur in einer Gasse - der Herbertstraße - geduldet. Damit niemand im Voraus sehen konnte, was wirklich nicht erlaubt war, wurden an beiden Enden der Straße Schranken errichtet. ⓘ
1970s
In den 1970er Jahren stellte die Polizei Schranken und Schilder auf, die Jugendlichen und Frauen den Zutritt untersagten: Erstere zum Schutz vor schädlichen Einflüssen, letztere, weil die Prostituierten aktiv versuchten, die eintretenden Frauen zu verjagen und so für Ärger sorgten. Die Schilder sind sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch geschrieben. Zutritt für Männer unter 18 und Frauen verboten auf Deutsch und Entry for men under 18 and women prohibited auf Englisch. Das Verbot für Frauen, die Straße zu betreten, hat Kritik wegen geschlechtsspezifischer Diskriminierung hervorgerufen. ⓘ
21. Jahrhundert
- Im September 2005 wurde der Radiosender Energy Hamburg zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt, weil er im März einen "Live-Morgen aus der Herbertstraße" ausgestrahlt hatte, dessen Inhalt wegen unangemessener sexueller Praktiken und Angeboten zur Prostitution kritisiert wurde. Während der Sendung gab es mehrere Interviews zwischen zwei Journalisten und zwei Prostituierten in der Herbertstraße, wobei die Prostituierten ausführlich über ihre Praktiken berichteten. ⓘ
- 2013 stürmten Sasha Grey und Mariya Ocher die Pforten. ⓘ
- Im Dezember 2015 verteilte die Hamburger Polizei Flugblätter an den Eingängen der Herbertstraße, um männliche Besucher vor den Tricks der Prostituierten zu warnen, die unter anderem überhöhte Beträge für angebliche sexuelle Dienstleistungen verlangen. ⓘ
- Am 8. März 2019, dem Internationalen Frauentag, entfernten Mitglieder der feministischen Aktivistengruppe FEMEN die Metalltore, die die Herbertstraße von der Öffentlichkeit fernhalten. Die Gruppe erklärte, der Protest richte sich gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen, Menschenhandel und sexuelle Gewalt sowie gegen die Tatsache, dass die Straße für Frauen unzugänglich sei. ⓘ
In der Populärkultur
- Der Film Women of the World von 1963 enthält ein Segment über die Herbertstraße
- St. Pauli Herbertstraße ist ein westdeutscher Film von 1965 über ein Bauernmädchen, das in der Herbertstraße arbeitet
- 1967 wurden Prostituierte der Herbertstraße in einem Film von Jürgen Roland mit dem Titel Polizeirevier Davidswache (Hamburg: City of Vice) eingesetzt. Der Film wurde teilweise auf der Straße gedreht. ⓘ