Barsoi

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Barsoi
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Andere Namen
  • Russischer Wolfshund
  • Russischer Jagdwindhund
  • Russkaya psovaya borzaya
HerkunftRussland
Merkmale
Größe Hunde
75-85 cm (30-33 Zoll)
Hündinnen
68-78 cm (27-31 in)
Gewicht
27-48 kg (60-105 lb)
Fell Mittellang, seidig und gewellt, kurz
Farbe Jede Farbe
Wurfgröße 1-11 Welpen
Lebenserwartung 9-14 Jahre
Kennel Club Standards
FCI Standard
Hund (Haushund)

Der Barsoi oder Russische Jagdwindhund ist eine russische Jagdhunderasse vom Windhundtyp. Er wurde früher für die Wolfsjagd eingesetzt und war bis 1936 als Russischer Wolfshund bekannt.

Der Barsoi (russisch Русская псовая борзая, transkribiert Russkaja psowaja borsaja) ist eine von der FCI anerkannte russische Hunderasse (FCI-Gruppe 10, Sektion 1, Standard Nr. 193).

Etymologie

Das System, nach dem die Russen im Laufe der Zeit ihre Windhunde benannten, bestand aus einer Reihe von beschreibenden Begriffen und nicht aus eigentlichen Namen. Borzói ist die männliche Singularform eines archaischen russischen Adjektivs, das "schnell" bedeutet. Borzáya sobáka ("schneller Hund") ist die von den Russen verwendete Grundbezeichnung für Windhunde, wobei sobáka gewöhnlich weggelassen wird. Der Name psovaya leitet sich von dem Wort psovina ab, das "gewelltes, seidiges Fell" bedeutet, so wie hortaya (wie in hortaya borzaya) kurzhaarig bedeutet. Im modernen Russisch ist die Rasse, die gemeinhin als Barsoi bezeichnet wird, offiziell als russkaya psovaya borzaya bekannt. Andere russische Windhundrassen sind Stepnaja Borzaja (aus der Steppe), genannt Stepnoi, und Krimskaja Borzaja (von der Krim), genannt Krimskoi.

Geschichte

Barsoi-Herde DHSB 325, im Besitz von Max Hartenstein, Berlin Deutschland, 1879
Wolfsjagd mit Barsois (1904), Efim A. Tikhmenev.
Die berühmte Schauspielerin Sarah Bernhardt, abgebildet mit Barsois, von Georges Clairin, französischer Maler

Der Barsoi entstand im Russland des 16. Jahrhunderts durch die Kreuzung von persischen Windhunden und europäischen Windhunden mit dickfelligen russischen Rassen.

Die modernere Psovaya Borzaya wurde aus Stepnaya, Hortaya und der ukrainisch-polnischen Version des alten Hort entwickelt. Es wurden auch westliche Windhundrassen importiert, um die Größe und das Gewicht zu erhöhen. Außerdem wurde der Windhund mit der russischen Laika gekreuzt, um ihn widerstandsfähiger gegen die Kälte des Nordens zu machen und ihm ein längeres und dichteres Fell zu verleihen, als es die südlichen Windhunde hatten.

Alle diese Grundtypen - Tazi, Hortaya, Stepnaya, Krimskaya und Hort - besaßen bereits die Instinkte und die Beweglichkeit, die für die Jagd und das Erlegen von Wölfen erforderlich waren.

Vor der Revolution von 1917 war der Barsoi bei den Zaren sehr beliebt. Jahrhundertelang konnte man Barsois nicht kaufen, sondern nur als Geschenk des Zaren erhalten. Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch von Russland züchtete unzählige Barsois auf seinem Privatanwesen Perchino.

Der Russkaya Psovaya Borzaya wurde 1956 von der Fédération Cynologique Internationale endgültig anerkannt.

Beschreibung

Der Barsoi ist ein typischer, bis 85 cm Widerristhöhe großer Windhund. Es gibt auch größere Exemplare (bis 95 cm), die jedoch Ausnahmen sind. Für Konformität zum Rassestandard entscheidend ist hierbei, dass das rassetypische Gesamtbild erhalten bleibt. Das Haar an den Rippen, der Vor- und der Hinterhand und an den Flanken muss lang und von sehr feiner Textur sein.

Haar: Seidig, weich und geschmeidig; gewellt oder kurze Locken bildend, nicht aber kleine Löckchen oder Kraushaar. Auf Kopf, Ohren und Gliedmaßen ist das Haar satiniert (seidig, aber schwerer), kurz, gut am Körper anliegend. Auf dem Körper ist das Haar recht lang und gewellt; in der Schulterblattregion und auf der Kruppe bildet es feinere Locken. Auf Rippen und Schenkel ist das Haar kürzer. Das Haar, das die Federn, die „Hosen“ und die Fahne der Rute bildet, ist länger. Das Haar am Hals ist reichlich und dicht.

Farbe: Kombination aller Farben, jedoch niemals mit blau, braun (schokoladenfarben) sowie jede Abstufung dieser Farben. Alle Farben dürfen einfarbig oder gescheckt vorkommen; Federn, „Hosen“ und die Fahne der Rute sind deutlich heller als die Grundfarbe. Eine schwarze Maske ist typisch bei den schwarz-gewolkten Farben. Die Nase und die Lefzen müssen schwarz sein. Die Augen groß, möglichst dunkel und mandelförmig.

Erscheinungsbild

Barsois sind große russische Windhunde, die einigen zentralasiatischen Rassen wie dem Afghanischen Windhund, dem Saluki und dem kirgisischen Taigan ähneln. Barsois gibt es in praktisch jeder Farbe. Das Fell des Barsois ist seidig und flach, oft gewellt oder leicht gelockt. Das lange Deckhaar ist ziemlich flach, mit unterschiedlichem Grad an Welligkeit oder Kräuselung. Die weiche Unterwolle verdichtet sich im Winter oder in kalten Klimazonen, wird aber bei warmem Wetter abgeworfen, um Überhitzung zu vermeiden. Das Fell des Barsois ist in seiner Beschaffenheit und Verteilung über den Körper einzigartig. Am Hals sollte eine Halskrause vorhanden sein, ebenso wie eine Befederung an der Hinterhand und der Rute.

Temperament

Der Barsoi ist eine athletische und unabhängige Hunderasse mit einem ruhigen Temperament.

Was den Gehorsam anbelangt, so sind Barsois selektive Lerner, die sich bei sich wiederholenden, scheinbar sinnlosen Tätigkeiten schnell langweilen, und sie können sehr stur sein, wenn sie nicht richtig motiviert werden. Futterbelohnungen oder "Köder" zum Beispiel können bei einigen Tieren gut funktionieren, bei anderen jedoch überhaupt nicht. Nichtsdestotrotz sind Barsois mit der richtigen Ausbildung durchaus in der Lage, bei Obedience- und Agility-Wettkämpfen Spaß zu haben und gute Leistungen zu erbringen.

Gesundheit

Die angegebene Lebenserwartung beträgt 10 bis 12 Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt laut einer Umfrage des UK Kennel Club bei 9 Jahren und 1 Monat. 1 von 5 Hunden starb an Altersschwäche, im Durchschnitt mit 10 bis 11,5 Jahren. Der am längsten lebende Hund wurde 14 Jahre und 3 Monate alt. Hunde, die in ihrer Jugend bis ins mittlere Alter körperlich fit und kräftig sind, sind als ältere Hunde kräftiger und gesünder, wenn alle anderen Faktoren gleich sind. Im Vereinigten Königreich scheinen Krebs und Herzprobleme die häufigsten Ursachen für einen vorzeitigen Tod zu sein.

Der Barsoi gilt wie viele große bis sehr große Hunde als anfällig für Magendrehung. Einige Zuchtlinien sind anfällig für DCM (Dilatative Kardiomyopathie), sowie in ganz seltenen Fällen für den MDR1-Defekt.

Herkunft und Geschichtliches

Der Name stammt vom russischen „борзый“ („borsy“, zu deutsch „schnell“) ab. Bis etwa 1850 gab es keinen einheitlichen Typ; für den heutigen Barsoi selektierten Züchter aus etwa zehn unterschiedlichen Schlägen. Schon im 14. und 15. Jahrhundert wurde der Barsoi in Russland von Großgrundbesitzern zur Hetzjagd benutzt. Diverses Großwild, Füchse, Wölfe und Hasen wurden gejagt. Berühmt war die Zucht vom Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch in Perchino. Bis um 1914 war der Barsoi der „Nationalhund“ der Russen. Etwa Mitte des 19. Jh. begannen die Engländer, die Rasse ihren Vorstellungen anzupassen. Gegen Ende des selbigen kam er nach Deutschland.

Die ersten Windhundrennvereine Deutschlands wurden von Barsoi-Besitzern gegründet, prominentestes Beispiel ist der heutige Dachverband DWZRV, der Deutsche Windhund Zucht- und Renn-Verband.

Verhalten

Im Wesen ist der Barsoi, obgleich zur Gruppe der okzidentalen Windhunde gehörig, den orientalen (Afghanischer Windhund, Azawakh, Saluki und Sloughi) näher; insofern kann man ihn auch als Bindeglied zwischen Okzident und Orient betrachten.

Der russische Windhund ist ein liebenswürdiger und anhänglicher Begleithund, der ruhige Gelassenheit und eine Würde ausstrahlt. Fremden Menschen und Hunden begegnet er in der Regel mit vornehmem Misstrauen. Wird er aber als Welpe gut sozialisiert, zeigt er sich später souverän. Rüden können im Alter von drei bis vier Jahren ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln, mit dem sie dann anderen Rüden begegnen. Barsois zeigen wie die meisten Windhunde ein ausgeprägtes Jagdverhalten und können sehr schnell und heftig auf potentielle Beutetiere oder bewegliche Objekte reagieren.

Der Barsoi zählt, wie die meisten Windhundrassen (insbesondere Greyhound, Whippet, Magyar Agar und Saluki), zu den schnellsten Landtieren der Erde.

Kulturelle Rezeption

Der Barsoi gilt als eine der am häufigsten in der Kunst als Motiv vorkommenden Hunderassen. Beispiele hierfür sind neben Bildern Bronzeskulpturen, wie z. B. "einzelner Barsoi" von Marcel Debut um 1890 oder "Barsoi und Whippet" von Georges Gardet um 1880, oder die diversen Keramik- und Porzellanskulpturen (Imperial, Lomonossow, Hutschenreuther, Meißner Porzellanmanufaktur).

Bekannt ist auch die Barsoi Hündin „Milka“ aus dem Roman Krieg und Frieden von Leo Tolstoi.

Aus dem Barsoi wurde durch Kreuzungen mit dem Longhaired Whippet seit den 1980er Jahren der Silken Windhound gezüchtet.