Barentsburg
Barentsburg ⓘ | |
|---|---|
Russische Kohlebergbausiedlung | |
 Die Stadt von oben | |
  Barentsburg Lage im westlichen Svalbard | |
| Koordinaten: 78°04′0″N 14°13′0″E / 78.06667°N 14.21667°E | |
| Souveräner Staat |  Norwegen |
| Syssel | Svalbard |
| Insel | Spitzbergen |
| Bevölkerung (2020) | |
| - Gesamt | 455 |
| Zeitzone | UTC+1 (MEZ) |
| - Sommer (DST) | UTC+2 (MESZ) |
Barentsburg (russisch: Баренцбург) ist mit etwa 455 Einwohnern (2020) die zweitgrößte Siedlung in Svalbard, Norwegen. ⓘ
Die Siedlung besteht fast ausschließlich aus ethnischen Russen und Ukrainern. ⓘ
Barentsburg (russisch Баренцбург) ist eine russische Polarstation und Bergarbeitersiedlung am Isfjord auf Spitzbergen. ⓘ
Geschichte
Barentsburg wurde 1932 gegründet und ist nach Longyearbyen der zweitgrößte Ort auf der Insel. Er wird hauptsächlich von russischen und ukrainischen Bergarbeitern bewohnt, die für das russische Unternehmen Trust Arktikugol (Арктикуголь) im Kohlebergbau arbeiten. Die Entfernung nach Longyearbyen beträgt etwa 55 Kilometer. Die beiden Siedlungen sind nicht durch befestigte Straßen verbunden. Im Sommer verbinden Schiffe oder Helikopter die Orte, im Winter Schneemobile oder Hundeschlitten. ⓘ
Im Jahr 2006 kam es in der von Trust Arktikugol betriebenen Mine zu einem schwelenden Feuer, das zwar wieder gelöscht werden konnte, aber zu Spekulationen über die Sicherheit der Einrichtungen führte. Nachdem es im Jahr 2013 erneut zu drei schweren Grubenunglücken mit zwei Toten und einem Schwerverletzten gekommen war, belegte der Sysselmann (Gouverneur) die russische Bergbaugesellschaft Trust Arktikugol mit einem Bußgeld in Höhe von 1,3 Millionen norwegischen Kronen (ca. 154.000 Euro). ⓘ
Die Bedeutung des Tourismus und der Siedlung als Forschungsstandort nimmt zu, da der Kohleabbau immer unrentabler wird. Im Frühling und im Herbst kann man den Ort mit Schneemobilen touristisch erkunden. Übernachtungen gibt es nur von Besuchern des Bergbauunternehmens. Russland unterhält ein Konsulat in Barentsburg. ⓘ
Insgesamt wird die Bedeutung Barentsburgs für Russland immer geringer. Hatte der Ort in den 1990er Jahren noch zwischen 1100 und 1450 Einwohner, waren es 2002 noch 900 Einwohner, deren Zahl bis 2010 auf nur noch 370 Einwohner sank. Anfang 2013 waren jedoch wieder 471 Personen gemeldet, so dass Barentsburg mit 101 Personen in zwei Jahren das stärkste Bevölkerungswachstum Spitzbergens aufwies. ⓘ
Rijpsburg, eine inzwischen aufgegebene niederländische Siedlung auf Spitzbergen am Kap Boheman (Bohemanflya), an der Nordseite des Nordfjordes im Isfjord, lag etwa schräg gegenüber von Longyearbyen. Die Rotterdamer Van der Eb und Dresselhuys Scheepvaartmaatschappij (Schiffbauunternehmen) errichtete es 1920 aus vorgefertigten Hütten für den Abbau von Kohle. Zwölf niederländische Mitarbeiter und 52 deutsche Bergleute begannen in diesem Jahr mit dem Kohleabbau. ⓘ
Die 1920 gegründete Niederländische Gesellschaft für Spitzbergen (NESPICO) kaufte den Russen eine Mine im Green Harbour Fjord ab und förderte von 1921 bis 1926 Kohle. Das Unternehmen benannte seine Siedlung Barentsburg nach dem niederländischen Entdecker Willem Barentsz. Im Jahr 1932 verkaufte das Unternehmen das Bergwerk einschließlich der Siedlung Barentsburg an den russischen Trust Arktikugol (Арктикуголь). Die Bevölkerung ist im Laufe der Jahrzehnte zurückgegangen; in der Blütezeit lebten über 1.000 Sowjetbürger in Barentsburg. ⓘ
Brand 2006
Am 17. Oktober 2006 entdeckten norwegische Inspektoren einen schwelenden unterirdischen Brand in Barentsburg, was die Befürchtung auslöste, dass ein offenes Feuer ausbrechen könnte, das die vollständige Evakuierung Barentsburgs auf unbestimmte Zeit erzwungen hätte und zudem Umweltprobleme unbekannten Ausmaßes für die gesamte Inselgruppe verursacht hätte. Das Feuer wurde später eingedämmt. Der Kohleabbau wurde Ende 2010 wieder aufgenommen. ⓘ
Status
Gemäß dem einzigartigen Svalbard-Vertrag von 1920 haben die Bürger der Unterzeichnerstaaten das gleiche Recht auf Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Daher betreibt Russland zusammen mit Norwegen (über die Sveagruva-Mine und Mine 7) Bergbau auf Svalbard. Da Svalbard jedoch unter norwegischer Souveränität steht, ist die russische Regierung in Barentsburg mit einem Konsulat vertreten. Dies ist die nördlichste diplomatische Vertretung der Welt. ⓘ
Daher hat die Stadt die norwegische Postleitzahl 9178. Ebenso werden norwegische Telefonnummern verwendet. ⓘ
Wirtschaft
Barentsburg wurde in den 1920er Jahren als niederländische Bergbaustadt gegründet. Im Jahr 1932 verkauften die Niederländer ihre Konzession an die Sowjetunion. Seit 1932 ist der russische Staatsbetrieb Arktikugol Trust (russisch für "Arktische Kohle") auf Svalbard tätig, und der wichtigste Wirtschaftszweig in Barentsburg ist der Kohleabbau durch Arktikugol. Die Kohle wird in der Regel an nordeuropäische Abnehmer exportiert. Die Stadt ist in Bezug auf Lebensmittel und Münzen vollständig vom russischen Festland abhängig. Es gab Fälle, in denen nicht genügend Lebensmittel geliefert wurden, und es wurden Hilfspakete aus Longyearbyen geschickt. Der Fremdenverkehr wird nun ausgebaut, bringt aber noch nicht genügend Einnahmen, um die Stadt wiederzubeleben. ⓘ
Russland hat angekündigt, dass es in Barentsburg eine Anlage zur Verarbeitung von Fisch für den Export bauen will. ⓘ
Verkehr
Die Entfernung zwischen Longyearbyen und Barentsburg beträgt etwa 55 km, aber es gibt keine Straßen zwischen den beiden Orten. Die meisten Kontakte zwischen den beiden Orten erfolgen per Boot, Schneemobil oder Hubschrauber. Es gibt einen Hubschrauberlandeplatz (ICAO-Code ENBA) mit einer Straßenverbindung in Heerodden (78°06′03″N 14°11′46″E / 78.100809°N 14.196224°E), 4 km nördlich von Barentsburg. Der Hafen befindet sich mitten in Barentsburg. Touristen erreichen ihn in der Regel über eine 2-3-stündige Bootsfahrt von Longyearbyen aus. Die Kohle wird per Schiff transportiert. ⓘ
Klima
In Barentsburg herrscht Tundrenklima (ET nach der Köppen-Klimaklassifikation) mit kurzen, kühlen Sommern und langen, sehr kalten Wintern, wobei die Winter hier merklich wärmer sind als in vielen anderen Orten mit Tundrenklima. Da die Stadt auf einem Breitengrad von fast 80 Grad liegt, liegen die Durchschnittstemperaturen nur vier Monate im Jahr über dem Gefrierpunkt, und in keinem Monat übersteigt die monatliche Durchschnittstemperatur 10 °C (50 °F), was bedeutet, dass die Stadt nördlich der Baumgrenze liegt. Die durchschnittlichen Tiefsttemperaturen im Winter fallen regelmäßig unter -15 °C (5 °F). In Barentsburg fallen im Durchschnitt etwa 550 Millimeter Niederschlag, der größtenteils als Schnee fällt. Tatsächlich fällt in der Stadt in jedem Monat des Jahres Schnee.
| Klimadaten für Barentsburg (1991-2020, Extremwerte von 1932 bis heute) ⓘ | |||||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Monat | Jan | Feb | März | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr |
| Rekordhoch °C (°F) | 6.8 (44.2) |
5.6 (42.1) |
4.1 (39.4) |
5.3 (41.5) |
9.9 (49.8) |
14.6 (58.3) |
20.3 (68.5) |
17.5 (63.5) |
12.1 (53.8) |
8.5 (47.3) |
6.8 (44.2) |
5.9 (42.6) |
20.3 (68.5) |
| Durchschnittlicher Höchstwert °C (°F) | −7.7 (18.1) |
−8.2 (17.2) |
−8.6 (16.5) |
−5.9 (21.4) |
−0.7 (30.7) |
4.6 (40.3) |
8.7 (47.7) |
7.5 (45.5) |
3.5 (38.3) |
−1.8 (28.8) |
−4 (25) |
−6.1 (21.0) |
−1.6 (29.1) |
| Tagesmittelwert °C (°F) | −10.3 (13.5) |
−11 (12) |
−11.3 (11.7) |
−8.6 (16.5) |
−2.7 (27.1) |
2.8 (37.0) |
6.4 (43.5) |
5.5 (41.9) |
1.8 (35.2) |
−3.7 (25.3) |
−6.3 (20.7) |
−8.6 (16.5) |
−3.8 (25.2) |
| Durchschnittlicher Tiefstwert °C (°F) | −13 (9) |
−13.7 (7.3) |
−13.9 (7.0) |
−10.9 (12.4) |
−4.4 (24.1) |
1.4 (34.5) |
4.8 (40.6) |
4.0 (39.2) |
0.3 (32.5) |
−5.6 (21.9) |
−8.7 (16.3) |
−11.1 (12.0) |
−5.9 (21.4) |
| Rekordtiefstwert °C (°F) | −37.1 (−34.8) |
−39.3 (−38.7) |
−39.8 (−39.6) |
−31.3 (−24.3) |
−22.5 (−8.5) |
−9.2 (15.4) |
−1.0 (30.2) |
−3.5 (25.7) |
−12.2 (10.0) |
−27.1 (−16.8) |
−29.3 (−20.7) |
−37.3 (−35.1) |
−39.8 (−39.6) |
| Durchschnittlicher Niederschlag mm (Zoll) | 61 (2.4) |
47 (1.9) |
58 (2.3) |
36 (1.4) |
31 (1.2) |
20 (0.8) |
29 (1.1) |
40 (1.6) |
55 (2.2) |
59 (2.3) |
67 (2.6) |
62 (2.4) |
565 (22.2) |
| Durchschnittliche Regentage | 2 | 1 | 2 | 1 | 3 | 10 | 17 | 16 | 12 | 4 | 3 | 2 | 73 |
| Durchschnittliche schneereiche Tage | 24 | 20 | 22 | 20 | 20 | 10 | 1 | 3 | 14 | 22 | 23 | 24 | 203 |
| Durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit (%) | 77 | 77 | 77 | 77 | 79 | 81 | 81 | 82 | 81 | 77 | 77 | 77 | 79 |
| Quelle: Pogoda.ru.net | |||||||||||||
Barentsburg liegt im Grønfjorden, einem kleinen Seitenfjord des Isfjords. Die Jahresmitteltemperatur beträgt hier −6,1 °C, der Jahresniederschlag 525 mm. ⓘ
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Barentsburg
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Wissenschaft und Kultur
Das Barentsburger Pomor-Museum zeigt die Pomor-Kultur, die arktische Flora und Fauna sowie im Permafrostboden konservierte archäologische Objekte. Es ist nur im Sommer bei der Ankunft des Schiffes aus Longyearbyen und nach Vereinbarung geöffnet. Es gibt einen Sportkomplex mit einem Schwimmbad mit beheiztem Meerwasser. ⓘ
Jeden Sommer arbeiten mehrere Dutzend Geophysiker, Geologen, Archäologen, Biologen, Glaziologen, Geographen usw. aus Russland und anderen Ländern in dem wissenschaftlichen Forschungszentrum. Außerdem gibt es ein ganzjährig geöffnetes meteorologisches Observatorium und die nördlichste Station für kosmische Strahlung. ⓘ
Bildung
Barentsburg hat eine eigene Schule für die russische Gemeinde. 2014 hatte sie drei Lehrer, einen für die meisten Fächer, einen für Musik und einen für Englisch. Im Jahr 2014 waren die Mittel für die Sozialfürsorge zurückgegangen. ⓘ
Galerie
Treppe vom Hafen in den Ort
Hauptstraße durch Barentsburg
Kulturhaus und Schwimmhalle
Souvenirshop neben dem Kulturhaus
Kirche
Lenindenkmal
Sanierungsarbeiten
Barentsburg aus der Luft ⓘ
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